Die Entwicklung der Deutschkonservativen Partei im Kaiserreich hin zur DNVP in der Weimarer Republik


Seminararbeit, 2016

14 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Politik der Deutschkonservativen Partei im Kaiserreich und seine Folgen für die Partei
a. Die Entwicklung des Konservatismus
b. Vorstellung und Probleme der Deutschkonservativen Partei

3. Entstehung und Haltung der DNVP, während der Weimarer Republik
a. Gründung der DNVP
b. Politische Ziele der DNVP und wieso diese unversöhnlich zur Weimarer Republik standen

4. Schluss

Literaturverzeichnis

1.Einleitung

Einst meinte der österreichische Schriftsteller Erich Fried über Konservative: „ Wer will, dass die Welt so bleibt, wie sie ist, der will nicht, dass sie bleibt1. Bezogen auf die heutige politische Landschaft scheint Konservatismus, wie wir ihn aus dem 20. Jahrhundert kennen, scheinbar ausgestorben zu sein. Heutzutage werden in der Politik bei auftretenden Problemen eher neue Lösungsansätze gesucht, anstatt sich auf Altes zu berufen, außerdem kam mit dem schwinden traditioneller Wählergruppen auch das Ende von konservativen Positionen in Parteiprogrammen. Die heute als „ konservativ “ bezeichneten Parteien weichen oft in wichtigen Punkten vom historischen Konservatismus ab. So wird heutzutage bei den Christdemokraten beispielweise technologischer Fortschritt sehr positiv gesehen und begrüßt. In Deutschland stellt heute lediglich die Deutsche Konservative Partei den Konservativismus in den Mittelpunkt ihrer Programmatik, ihr politischer Erfolg bleibt aber noch aus. Ganz anders verlief es während des Deutschen Kaiserreichs und der Weimarer Republik. Es gab viel mehr Wähler, die vor allem in Krisenzeiten auf altes zurückgriffen, weil dieses ihrem Verständnis nach gut funktioniert hatte. Doch mussten einige Parteien, wie die Deutschkonservative Partei leidvoll miterleben, was passieren kann, wenn man sich zu sehr nur auf das Alte stützt, denn genau dies hatte den Niedergang der Partei besiegelt. Aus ihr entstammte dann die DNVP in der Weimarer Zeit, welche eine andere Form des Konservatismus verfolgte. Viele ihrer Vorhaben waren sehr unterschiedlich zu der Weimarer Verfassung und gingen so auch offen gegen sie vor. Ziel dieser Seminararbeit ist es aufzuzeigen, wie die Transformation von der Deutschkonservativen Partei hin zur DNVP stattfand, und wie diese dann der Weimarer Republik gegenüberstand, dabei ist jeweils ein Kapitel der jeweiligen Partei gewidmet.

2.Politik der Deutschkonservativen Partei im Kaiserreich und seine Folgen für die Partei

a.Die Entwicklung des Konservatismus

Der Konservatismus gehörte neben dem Liberalismus und Sozialismus zu den politischen Hauptströmungen des 19. und 20. Jahrhunderts in Europa. Es handelt sich hierbei um einen Sammelbegriff für politische und soziale Bewegungen, wo die Bewahrung der bestehenden gesellschaftlichen Ordnung im Mittelpunkt steht, wie es die lateinische Ursprungsform schon vermuten lässt: „ conservare “, sprich etwas zu „ konservieren “ bzw. etwas erhalten wollen.2

Als politische Strömung formierte sich der konservative Grundgedanke erstmals während der Frühen Neuzeit, im politischen Kampf der Stände gegen den Machtanspruch des frühmodernen absolutistischen Staates. Er wurde zuerst von den Kräften des Adels getragen, sowie den traditionellen regionalen Führungsschichten, die für den Verbleib der alten Ordnung waren.3

Im 18. Jahrhundert bekämpften Vertreter des Konservatismus den Rationalismus der Aufklärung, welcher mit der Französischen Revolution einherging. Die Idee der Aufklärer war es, dass die Natur als Ausgangspunkt betrachtet werden kann, in welchem alle Menschen frei und vernunftbegabt sind. Daraus folgte eine unmittelbar starke Kritik gegen die Autorität des Staates sowie den Gedanken an Traditionsbewusstsein. In dieser kritischen Auseinandersetzung zwischen Konservatismus und dem aufklärerischen Gedanken entstanden große politische Programmschriften des Konservatismus, insbesondere durch Edmund Burke, Ludwig von Haller oder Ernst Brandes. In den Augen von Burke existiert eine göttliche bzw. naturgegebene Weltordnung, die sich auch in der Gesellschaft niederschlägt. Nach seinen Vorstellungen ist der Mensch unvollkommen und sündig, sowie körperlich und geistig ungleich. Damit die Menschen zum damaligen Zeitpunkt weiter an Traditionen, Mythen und die alte Verfassung glauben, zeigte er mögliche Kehrseiten des Fortschrittes auf. Nach Burkes Meinung sollten daher keine radikalen Neuerungen umgesetzt werden, sondern vielmehr das Vorhandene und Überlieferte weiterentwickelt werden.4

Der Begriff „ konservativ “ entstand um 1800 in England (conservative) und Frankreich (conservateur).5 Seit den 1830er wurde er schließlich auch in Deutschland übernommen. Während und in den Folgejahren der Deutschen Revolution im Jahr 1848/49 erschienen mehrere Verfassungen, Unteranderem 1851 in Preußen. Ab diesem Zeitpunkt war Preußen kein Gottesgnadentum mehr, sondern eine konstitutionelle Monarchie. Das hatte zur Folge, dass die beiden preußischen Kammern, Abgeordneten- und Heerenkammer, Wahlen unterworfen waren.6 Die Konservativen begannen dieses neue Modell zu bekämpfen, da aus ihrer Sicht jede geschriebene Verfassung ein Produkt von Aufklärung und Rationalismus sei. Vor allem konservativ eingestellte Preußen wollten nicht zulassen, dass die Königsherrschaft ihrer religiösen Legitimität beraubt wird. Mit der Gründung von Parlamenten in den deutschen Einzelstaaten und später des Reichstages, ging einher, dass sich konservative Parteien gegründet wurden und bis 1918 zwei davon existierten. Zum einem die Deutschkonservative Partei und zum anderem die Freikonservative Partei.

Durch das hervorkommen von Fabriken in Stadtnähe, während der Hochphase der Industrialisierung in Deutschland, erfolgte eine starke Entvölkerung des Landes sowie ein Wachstum des Proletariats, wodurch dem Konservatismus viele Grundlagen entzogen wurden. Innerhalb der Konservativen bildeten sich daraufhin drei verschiedene Strömungen. Zum einem die Altkonservativen, welche an der Konservativauffassung vom 19. Jahrhundert hingen. Sie vertraten aber eine Schicht, die mit den Jahren immer weiter „ ausstarb “. Die zweite Strömung wurde durch die modernen Konservativen gebildet. Politisch war diese Gruppe rechts orientiert und plädierten für ein Aufstiegsschema nach der damaligen Idee der Liberalen. Sie vertraten mehrheitlich den unteren Mittelstand, welcher sich durch die Industrialisierung gegründet hatte, und an einem bürgerlichen und sozialen Aufstieg orientiert war. Die dritte und letzte Gruppe entstand ab 1900 in ländlichen Regionen und entwickelte Weltbilder, welche auf Elemente älterer konservativen Ideologien basierte, dennoch gleichzeitig hinsichtlich Sozialorganisation und politischer Ausrichtung modern aufgestellt war. Sie vertraten insbesondere Handwerker und Künstlerbünde während des frühen 20. Jahrhunderts.

b.Vorstellung und Probleme der Deutschkonservativen Partei

Die „ Deutsche Konservative Partei “ existierte von 1876 bis 1933. Ihre Gründung war eine Parteibildung preußischer und konservativer Kreise, welche bis dahin versucht hatten ihre Grundsätze und Bestrebungen durch die „ Konservative Partei Preußens “ politische Geltung zu verschaffen. In den Wahlen vom November 1873 zum preußischen Abgeordnetenhaus und vom Januar 1874 zum Reichstag wurde diese jedoch wegen mangelnder Wähler bedeutungslos. Die Gründung einer neuen Partei im Jahr 1876 war ein Versuch, das konservative preußische Element wieder zu einem parlamentarisch politischen Faktor zu machen.7 Damit die Partei Aussicht auf politischen Erfolg hatte, versuchte sie ihre Basis auszuweiten. Sie waren bestrebt möglichst viele Kräfte in Preußen, sowie in den übrigen deutschen Einzelstaaten zu gewinnen. Dennoch gelang es ihr nie, die konservativen Kräfte des gesamt Deutschen Reiches in ihrer Organisation zusammenzufassen. Die konservativen Kreise der Katholiken in Deutschland wurden von der Zentrums Partei vertreten und konservative Wähler aus West- und Süddeutschland schlossen sich größtenteils der Nationalliberalen Partei an. Die Wähler der Deutschkonservativen Partei hingegen kamen wesentlich aus dem konservativ eingestellten evangelischen Preußen, wodurch sich die agrarisch strukturierten Provinzen, wie Pommern, Brandenburg und die deutsch-evangelische Bevölkerung der Provinzen Westpreußen und Schlesien als fruchtbares Bestätigungsfeld der Partei erwiesen. Doch blieb die Partei dadurch nicht vor Problemen verschont. Der damalige Parteiführer Graf Westarp konnte zwar, dank seiner Hilfe, einen gewissen außerpreußischen Wirkungsbereich in Württemberg, Sachsen und Mecklenburg aufbauen, dennoch hatten die Abgeordneten aus diesen Regionen nur sehr wenig Stimmkraft in der Regierungsfraktion und ihr Anteil verminderte sich sukzessive mit den Folgejahren. So saßen in der Fraktion neben den vielen preußischen ABgeordneten meist nur einige wenige sächsische Juristen und mecklenburgische Großgrundbesitzer. Den außerpreußischen Mandatsverlust konnte die Partei nicht einmal dadurch ausgleichen, indem ab 1893 den Bund der Landwirte an sich heranzog und mehr landwirtschaftliche Interessen vertrat. Schlussfolgernd lässt sich festhalten, dass die Deutschkonservative Partei als eins von mehreren Problemen hatte, dass obwohl sie programmatisch einen gesamtdeutschen Charakter anstrebte, vor allem eine preußische konservative Partei blieb.8

Eine weitere wichtige Phase der Deutschkonservativen Partei war während der bismarckschen Ära. Schon sehr bald nach der Reichsgründung hatte Bismarck versucht konservative Kräfte zu vereinigen und für sich zu gewinnen, damit seine Reichspolitik mehr Unterstützung fand. Dabei war aber zu diesem Zeitpunkt das Problem, dass die Konservativen nicht stark genug waren, um ein wahres Gegengewicht, hauptsächlich während des Kulturkampfes, zur Zentrumspartei zu sein. Daher entschied sich Bismarck zunächst bewusst für eine Regierung mit den Liberalen, da diese stark genug waren. Nach der Parteigründung 1876 fand der Reichskanzler aber nun endlich, was er brauchte. Die Partei sicherte ihm in Vorgesprächen eine mehrheitliche Unterstützung zu, und die Möglichkeit das Parteiprogramm stark mitbestimmen zu dürfen. Kurzer Hand gab er den liberalen Kurs auf und setzte an deren Stelle konservative Kräfte. Somit bot sich den konservativen Kreisen Preußens nun endlich die Möglichkeit im Deutschen Reich herrschend zu werden, und den Einfluss Preußens auf die deutsche Politik zu erhöhen. Bismarck hatte lange auf eine solche Eventualität gewartet, welche er dann so gründlich ausnutzte, dass die Partei in den folgenden Jahren ganz unter seinen beherrschenden Einfluss stand. „ Was sagt der Fürst dazu, was will der Fürst “ war die oft allein entscheidende Frage.9 Trotz der großen Einflussnahme Bismarcks ermöglichte es den Konservativen parteiinterne Ziele verwirklichen zu können. Zum einem konnten sie die Sozialdemokraten aus den preußischen Einzelstaaten verdrängen um so ihre Vormachtstellung in Preußen zu festigen. Zum anderem gelang es ihnen preußische Militärwesen, sowie die preußische Idee vom Konservatismus im Reich auszubauen, da Bismarck immer mehr darauf aufbaute.10 Selbst die oppositionellen Strömungen innerhalb der Partei, deren Hauptträger zum einem von Hammerstein, Chefredakteur der „ Kreuzzeitung11 sowie andere Altkonservative wie Hans Hugo von Kleist-Retzow bzw. Adolf Stoecker ausgingen, konnten einigermaßen von Bismarcks Politik überzeugt werden.

Für die Zeit nach Bismarck als Reichskanzler galten seine politischen Ideen weiterhin als Ideal innerhalb der Partei. Sie setzte sich während der 1890er unteranderem für Ideen ein, welche die Sonderrolle Preußen im Deutschen Reich weiter untermauern sollte. Zum einem kämpften sie um die Erhaltung des Dreiklassenwahlrechts in Preußen, welches abweichte von einem Wahlsystem in welchem jede Stimme gleich zählt. Des Weiteren setzten sie sich gegen einen Parlamentarismus im deutschen Gebiet ein. Dadurch, dass die Partei sich nur zögerlich politisch neu orientierte, der „ neue Kurs “ von Kaiser Wilhelm II. und Reichskanzler von Caprivi gut funktionierte und viel Anklang bei der Bevölkerung fand und die Regierung eine Antisympathie gegenüber ihnen pflegten, verloren die Konservativen viele Wähler und Stimmkraft wodurch sie eine von vielen Oppositionsparteien im Reichstag wurden.

Den Höhepunkt des voranschreitenden Niedergangs der Partei stellte dann die Reichstagswahl von 1912 dar, in welcher sie viele Mandate einbüßte. Aber schon vor den eigentlichen Wahlen erlitten sie einige schwere Niederlagen. Bei den Nachwahlen von 1907 konnte die Deutschkonservative Partei von insgesamt 17 Mandaten nur ein einziges gewinnen. Drei Mandate dagegen verloren sie an die Liberalen. Damit bekamen die konservativen Verantwortlichen ein deutliches Warnsignal, da sie vor allem in ihren ureigensten Gebieten „ angegriffen “ wurden, die bis dahin als nahezu uneinnehmbar galten. Man sah sich angesichts dessen vor die zwingende Notwendigkeit gestellt, die schon seit geraumer Zeit eingeleitete aber stockende Ausdehnung der deutschkonservativen Einflusssphäre über die Elbe hinweg nach Westen, in die liberale Kerngebiete hinein, zu beschleunigen und zu intensivieren.12

[...]


1 Fried, Erich, Status quo. Zur Zeit des Wettrüstens (= Lebensschatten), Berlin 1981, S.93.

2 Kondylis, Panajotis, Konservativismus. Geschichtl. Gehalt u. Untergang, Stuttgart 1986, S.11-16.

3 Schmitz, Sven-Uwe, Konservativismus (= Elemente der Politik), Wiesbaden 2009, S.22.

4 Duchhardt, Heinz u. Schnettger, Matthias, Barock und Aufklärung (= Oldenbourg Grundriss der Geschichte, v.11), Berlin/Boston 2015, S.147.

5 Hübner, Emil u. Münch, Ursula, Das politische System Großbritanniens. Eine Einführung (= Beck'sche Reihe, Bd. 1251), München 1999, S.47.

6 https://www.dhm.de/lemo/kapitel/kaiserreich/das-reich/dreiklassenwahlrecht.html (Stand: 23.01.2017).

7 Hans Booms, Die Deutschkonservative Partei. Preußischer Charakter, Reichsauffassung, Nationalbegriff (= Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Heft 3), Düsseldorf 1954, S.1.

8 Hans Booms, Die Deutschkonservative Partei. Preußischer Charakter, Reichsauffassung, Nationalbegriff (= Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Heft 3), Düsseldorf 1954, S.6-7.

9 S.o.: S.19-20.

10 S.o.: S.21.

11 Es handelt sich hierbei um die parteiinterne Zeitung der Deutschkonservativen.

12 S.o.: S.19.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Die Entwicklung der Deutschkonservativen Partei im Kaiserreich hin zur DNVP in der Weimarer Republik
Hochschule
Universität der Bundeswehr München, Neubiberg
Note
1,3
Autor
Jahr
2016
Seiten
14
Katalognummer
V492363
ISBN (eBook)
9783668989504
ISBN (Buch)
9783668989511
Sprache
Deutsch
Schlagworte
entwicklung, deutschkonservativen, partei, kaiserreich, dnvp, weimarer, republik
Arbeit zitieren
Georg Rosenkranz (Autor:in), 2016, Die Entwicklung der Deutschkonservativen Partei im Kaiserreich hin zur DNVP in der Weimarer Republik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/492363

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