Emotionale Intelligenz - Entwicklung, Förderung und gesellschaftliche Bedeutung


Hausarbeit, 2004

21 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

0. Einleitung

1. Begriffsklärung: Intelligenz

2. Testverfahren und standardisierte Intelligenztests
2.1 Der Intelligenztest von Alfred Binet
2.2 Der Intelligenztest von William Stern
2.3 Intelligenz-Quotient und moderne Testverfahren

3. Kritik an herkömmlichen Intelligenztests

4. Intelligenztests mit hochbegabten Kindern

5. Begriffsklärung: Emotionale Intelligenz

6. Die fünf Aspekte der Emotionalen Intelligenz

7. Die Entwicklung der Emotionalen Intelligenz

8. Kritik am Begriff der Emotionalen Intelligenz

9. Wie entstehen Emotionen?

10. Das menschliche Gehirn
10.1 Die rechte und die linke Hirnhemisphäre
10.2 Links- und rechtshemisphärische Persönlichkeiten

11. Spielerische Förderung der Emotionalen Intelligenz
11.1 Körperspiele
11.2 Kontaktspiele 15 11.3 Regelspiele

12. Zur gesellschaftlichen Bedeutung der Emotionalen Intelligenz

13. Literaturverzeichnis

0. Einleitung

Der amerikanische Psychologe Daniel Goleman prägte mit seinem Buch "Emotionale Intelligenz" den bis dahin weitgehend unbekannten, gleichnamigen Begriff, der sich auf den emotionalen Quotienten eines Menschen bezieht. Obwohl man lange Zeit glaubte, der Intelligenzquotient sei der wichtigste Erfolgsmaßstab und Intelligenz habe nichts mit Emotionen und Gefühlen zu tun, muss man mittlerweile einräumen, dass Gefühl und Verstand sich nicht so einfach voneinander trennen lassen und auch der EQ eine ausschlaggebende Rolle zu spielen scheint. Viele Psychologen behaupten inzwischen sogar, der EQ sei wichtiger als der IQ, da die emotionale Intelligenz das Zusammenleben in der Gesellschaft wesentlich beeinflussen und verbessern könne. Wer seine Gefühle nicht wahrnehmen, verarbeiten und kompetent mit ihnen umgehen kann, könne auch sein geistiges Potenzial nicht voll ausschöpfen. Ein hoher IQ-Wert allein stelle somit keine Garantie für Erfolg in Schule und Beruf dar.[1]

Im Folgenden möchte ich zunächst auf den Begriff der allgemeinen Intelligenz und den des damit verbundenen Intelligenzquotienten (IQ), der sich durch standardisierte Testverfahren ermitteln lässt, eingehen, um diese intellektuelle, rationale Art der Intelligenz vom Begriff der emotionalen Intelligenz abgrenzen zu können. Anschließend möchte ich mich mit der Bedeutung der emotionalen Intelligenz, ihren wichtigsten Aspekten, der Entwicklung von Gefühlen und der spielerischen Förderung der emotionalen und sozialen Kompetenz auseinandersetzen. Jeder Mensch besitzt emotionale Intelligenz und setzt diese täglich in allen Lebensbereichen mehr oder weniger erfolgreich ein. Es stellt sich jedoch die Frage, welche Bedeutung einem besonders hohen EQ im Alltag zukommt. Diesen und anderen Fragen möchte ich im Folgenden intensiver widmen.

1. Begriffsklärung: Intelligenz

Der Begriff „Intelligenz“ bezeichnet nach einer weit verbreiteten Definition „die Fähigkeit, Schwierigkeiten in neuen Situationen zu überwinden“[2] und ist „aus wissenschaftshistorischen Gründen als Fähigkeit zu abstrakt-analytischem Denken festgelegt“[3]. Der uns bekannte Intelligenzbegriff bezieht sich auf die Fähigkeit zu Abstrahieren, Informationen zu verarbeiten, Wissen zu speichern und „den Anforderungen, die die Welt an uns stellt, bestmöglich zu entsprechen“[4]. Es handelt sich hierbei um die logisch-überprüfende, Fakten sammelnde und Sinn erkennende IQ-Intelligenz, die intellektuelle Denk- oder Problemlösefähigkeit. Intelligenz ist demnach die „allgemeine geistige Anpassungsfähigkeit an neue Bedingungen“[5] und somit die Fähigkeit, sich auf neue Anforderungen einzustellen. Intelligenz ist genau genommen nur ein Konstrukt, ein Merkmal, „das eine Disposition umschreibt, nämlich das Potenzial zu kognitiver Leistung“[6].

Die Theorie der multiplen Intelligenzen (nach Howard Gardner, Intelligenzforscher) gliedert Intelligenz in acht voneinander unabhängige Bereiche: sprachliche, musikalische, logisch-mathematische, räumliche, körperlich-kinästhetische, naturalistische, intrapersonale und interpersonelle Intelligenz. Ein Mensch kann in einem, keinem oder mehreren Bereichen besonders fähig bzw. unfähig sein. Hochbegabung lässt sich dabei in der Regel nur in ein oder zwei Bereichen beobachten.[7]

2. Testverfahren und standardisierte Intelligenztests

2.1 Der Intelligenztest von Alfred Binet

Der Franzose Alfred Binet entwickelte im Auftrag der französischen Regierung einen der ersten Intelligenztests, der erstmals 1905 durchgeführt wurde, jedoch nicht um so genannte Genies ausfindig zu machen, sondern um intellektuelle Mängel bei Schülern zu ermitteln, zu selektieren und frühzeitig zu erkennen, welche Schüler einer besonderen Förderung bedürfen. Binet entwickelte verschiedene Testaufgaben, die von einem durchschnittlichen Schüler gelöst werden konnten, um die Minderbegabten auszulesen, für die der Besuch einer Regelschule nicht in Frage kam. Binet stellte fest, dass ältere Kinder anspruchsvollere Aufgaben lösten als jüngere Kinder, schneller waren und eine höhere Punktzahl erreichten. Er setzte deshalb die Zahl der gelösten Testaufgaben zum Alter des jeweiligen Kindes in Relation und ging davon aus, dass bei besonders klugen Schülern das Intelligenz- höher als das Lebensalter sei, während bei minderbegabten Schülern das Intelligenz- weit unter dem Lebensalter liege. Ein durchschnittlicher Schüler der dritten Klasse sollte z.B. über ein Intelligenzalter von etwa acht Jahren verfügen. Da sich Binets Konzept im Nachhinein als problematisch erwies, wurden später neue Intelligenzkonzepte eingeführt, so z.B. der Intelligenztest von William Stern.[8]

2.2 Der Intelligenztest von William Stern

Der deutsche Prof. William Stern entwickelte 1912 die Formel des so genannten Intelligenzquotienten (IQ), einem Bruch, der das Verhältnis von Intelligenz- und Lebensalter zum Ausdruck bringt. Stern formulierte Aufgaben für unterschiedliche Altersstufen. Erzielte ein Kind Ergebnisse, die eigentlich erst von älteren Kindern erwartet wurden, galt es als überdurchschnittlich intelligent.

Ein Schüler A, der als 8jähriger den Lernstoff eines durchschnittlichen 8jährigen beherrschte und somit über ein Intelligenzalter von 8 Jahren verfüge, erreichte in Sterns Intelligenztest einen Intelligenzwert (IQ) von 1,0 (8 geteilt durch 8). Einem 10jährigen Schüler B (Lebensalter: 10), der erst den Stoff eines durchschnittlich 8jährigen (Intelligenzalter: 8) bewältigen konnte, wurde nur ein IQ-Wert von 0,8 (8 geteilt durch 10) zugeschrieben. Ein Schüler C im Alter von acht Jahren (Lebensalter: 8), der sich bereits auf dem Niveau eines 10jährigen befand (Intelligenzalter: 10), erreichte dagegen einen IQ-Wert von 1,25 (10 geteilt durch 8). Stern teilte das festgestellte Intelligenzalter eines Schülers durch sein Lebensalter und erhielt somit sein Intelligenzmaß, also den Quotienten aus Lebens- und Intelligenzalter. Diesen Quotienten multiplizierte Stern anschließend mit 100 und definierte den Intelligenzquotienten somit als „Intelligenzalter geteilt durch Lebensalter malgenommen mit 100“[9]. Schüler A würde somit über einen IQ von 100 (durchschnittlicher IQ), Schüler B über einen IQ von 75 (unterer Intelligenzbereich) und Schüler C über einen IQ von 125 (oberer Intelligenzbereich) verfügen. IQ = (IA : LA) x 100 lautet die Formel, mit deren Hilfe man den IQ eines Menschen messen kann. IA steht für das Intelligenzalter, LA für das Lebensalter. Das Intelligenzalter ergibt sich dabei aus den Ergebnissen des Intelligenztests.[10]

2.3 Intelligenz-Quotient und moderne Testverfahren

Der Intelligenzquotient (IQ) ist eine Maßzahl, die das allgemeine intellektuelle Leistungsvermögen, die Intelligenz eines Menschen anzeigt und die relative Stellung einer Person im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung angibt. Aufgrund der Annahme einer Normalverteilung der Messwerte erhält der Mittelwert der Verteilung den Zahlenwert 100, d.h. dass der durchschnittliche IQ bei 100 liegt. Eine Standardabweichung entspricht in der Regel 15 IQ-Punkten.[11]

Der ursprünglich nur für Kinder, speziell für Schulreifetests, entwickelte IQ-Test wurde später auch auf Erwachsene ausgedehnt. Intelligenztests wurden zum ersten Mal millionenfach im Ersten Weltkrieg eingesetzt, als die USA nach ihrem Kriegseintritt vor der Aufgabe standen, ihren Rekruten Dienstränge zuzuteilen. Bei der Intelligenzverteilung, die sich durch den Test ergibt, wird zwischen verschiedenen Intelligenzgraden von genial, über hochbegabt, talentiert, intelligent, normal- und minderbegabt bis hin zu lern- und geistig behindert, unterschieden. Sehr hohe IQ-Werte können zwar nur noch sehr ungenau gemessen werden, von Hochbegabung spricht man jedoch ab einem IQ-Wert von 130, über den ca. 2,2% der deutschen Bevölkerung verfügen.

Ein Intelligenztest prüft die Leistungsfähigkeit des Gehirns und verfolgt somit das Ziel, die Begabung eines Menschen messbar und vergleichbar zu machen. Um den IQ ermitteln zu können, bearbeiten Testpersonen in der Regel Aufgaben, die das formal-logische, das praktische und intellektuelle Denken messen, Faktenwissen abfragen und abstraktes Verständnis überprüfen. Die Zahl der gelösten Aufgaben wird zu einem Punktwert addiert, der dann Auskunft über den IQ geben kann. Für die Beantwortung der Tests ist eine Zeitbegrenzung vorgegeben. Der so genannte Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für Erwachsene ist heute z.B. ein gebräuchlicher Test für Personen im Alter zwischen 16 und 74 Jahren. IQ-Testmaterialien sollten nur von ausgebildeten Psychologen verwendet werden, damit eine Testperson nicht die Möglichkeit hat, die vorgegebenen Aufgaben auswendig zu lernen und die richtigen Lösungen einzuüben, um dann bei einem Test bessere Leistungen zu erzielen. Um Missbrauch zu verhindern, werden IQ-Tests regelmäßig überarbeitet. Dennoch wird an solchen Testverfahren viel Kritik geübt.

Vielleicht kommt der Emotionalen Intelligenz nicht zuletzt deshalb eine immer größere Bedeutung zu. Ein Test zur genauen Feststellung der Emotionalen Intelligenz existiert noch nicht, allerdings spricht man in diesem Zusammenhang bereits vom EQ. Dieser emotionale Faktor stellt eine „Sammlung von Fähigkeiten im kompetenten Umgang mit Gefühlen“[12] dar. Beim EQ handelt es sich jedoch ebenso wenig wie beim IQ um eine eindeutig abgrenzbare Größe. Dennoch lassen sich auch persönliche und emotionale Faktoren in zielgerichteten und erfolgreichen Handlungskonzepten erkennen und nachweisen. Gemessen werden bei Persönlichkeitstests in der Regel erfasste Verhaltensweisen im Verhältnis zum optimalen Verhalten.[13]

[...]


[1] vgl. Braun / Brockert, 1998, S.7ff.

[2] Sehr, 1998, S.14.

[3] Stapf, 2004, S.18.

[4] Braun / Brockert, 1998, S.8.

[5] Stapf, 2004, S.22.

[6] Reichle, 2004, S.19.

[7] vgl. Stapf, 2004, S.17ff.

[8] vgl. Hoffmann / Roggenwallner, 2001, S.9ff.

[9] Braun / Brockert, 1998, S.17f.

[10] vgl. Braun / Brockert, 1998, S.15ff.

[11] vgl. Braun / Brockert, 1998, S.18ff.

[12] vgl. Hoffmann / Roggenwallner, 2001, S.13.

[13] vgl. Hoffmann / Roggenwallner, 2001, S.9ff.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Emotionale Intelligenz - Entwicklung, Förderung und gesellschaftliche Bedeutung
Hochschule
Universität Koblenz-Landau
Note
1,7
Autor
Jahr
2004
Seiten
21
Katalognummer
V49128
ISBN (eBook)
9783638456555
Dateigröße
495 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Emotionale, Intelligenz, Entwicklung, Förderung, Bedeutung
Arbeit zitieren
Kathrin Morawietz (Autor:in), 2004, Emotionale Intelligenz - Entwicklung, Förderung und gesellschaftliche Bedeutung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49128

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