Die Blockchain-Technologie Bitcoin im Detail. Eine Gegenüberstellung zum konventionellen Finanzsystem


Masterarbeit, 2018

99 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die klassische Geldtheorie
2.1 Funktionen des Geldes
2.1.1 Wertaufbewahrungsfunktion
2.1.2 Zahlungsmittel- bzw. Tauschmittelfunktion
2.1.3 Recheneinheitsfunktion
2.2 Erscheinungsformen des Geldes
2.3 Geldnachfrage
2.4 Geldmenge
2.5 Geldschöpfung

3. Kryptowährung: Definition, Hintergrund & Bitcoin im Detail
3.1 Definition ‚Kryptowährung‘
3.2 Geschichtlicher Hintergrund des Bitcoins
3.3 Funktionsweise des Bitcoins
3.3.1 Grundlage Kryptografie
3.3.2 Wallet und Bitcoin-Adressen
3.3.3 Transaktionen
3.4 Alternativen zum Bitcoin
3.4.1 Ethereum (ETH)
3.4.2 Litecoin (LTC)
3.4.3 Bitcoin Cash (BCH)

4. Empirischer Teil
4.1 Auswertung der Umfrageergebnisse
4.2 Zwischenfazit

5. Die Blockchain
5.1 Funktionsweise der Blockchain
5.2 Das Mining
5.3 Proof-of-work
5.4 Smart Contracts
5.5 Anwendung der Blockchain-Technologie in der Praxis
5.5.1 Die Blockchain-Technologie im Finanzbereich
5.5.2 Die Blockchain-Technologie im Geschäftsbereich
5.5.3 Die Blockchain-Technologie im öffentlichen Dienst
5.6 Vor- und Nachteile der Blockchain-Technologie

6. Bitcoin und das klassische Finanzsystem
6.1 Kann Bitcoin als Geld charakterisiert werden?
6.2 Rechtliche Aspekte
6.3 Bitcoin als Spekulationsobjekt
6.4 Risiken für den Bankensektor

7. Allgemeine Risiken
7.1 Verbotsrisiko
7.2 Kontrollrisiko
7.3 Verlustrisiko
7.4 Deflationsrisiko

8. Chancen
8.1 Kostenchance
8.2 Marktchance
8.3 Wertsteigerungschance

9. Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

Internetverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Formen von Geld nach Mankiw. 6

Abbildung 2: Formen von Geld nach Samuelson und Nordhaus

Abbildung 3: Die Geldmenge im Euro-Währungsgebiet im Mai 2017

Abbildung 4: Vereinfachte Betrachtung des Geldschöpfungsprozesses

Abbildung 5: Top 5 der aktuell erfolgreichsten Kryptowährungen (Stand: 26.04.2018)

Abbildung 6: Anzahl der im Umlauf befindlichen Bitcoins von April 2016 bis April 2018 (in Millionen)

Abbildung 7: Bitcoin-Wallet an einem Beispiel

Abbildung 8: Empfangen von Bitcoins

Abbildung 9: Versenden von Bitcoins

Abbildung 10: Erste Frage. Die Altersgruppe der Befragten

Abbildung 11: Zweite Frage. Der höchste Bildungsabschluss der Befragten

Abbildung 12: Dritte Frage. Bekanntheitsgrad von Bitcoin bzw. anderen Kryptowährungen

Abbildung 13: Vierte Frage. Bekanntheitsgrad von der Blockchain-Technologie

Abbildung 14: Sechste Frage. Bewertung des Risikos, mit Bitcoin zu zahlen

Abbildung 15: Siebte Frage. Benutzerfreundlichkeit des Bitcoins

Abbildung 16: Achte Frage. Nutzen des Bitcoins

Abbildung 17: Neunte Frage. Technologieaffin oder -avers

Abbildung 18: Zehnte Frage. Essen bezahlen mit Bitcoins

Abbildung 19: Elfte Frage. Reise im Internet buchen mit Bitcoins

Abbildung 20: Zwölfte Frage. Anonymität des Bitcoins

Abbildung 21: Dreizehnte Frage. Geringe Transaktionskosten des Bitcoin

Abbildung 22: Vereinfachtes Beispiel eines Peer-to-Peer-Netzwerks

Abbildung 23: Verteilung einer Transaktion innerhalb eines Peer-to-Peer-Netzwerks

Abbildung 24:Der Miningprozess am Beispiel ‚Paul‘

Abbildung 25: Hash-Rate-Verteilung der Miningpools weltweit

Abbildung 26: Weltweiter Vergleich der Miningkosten für einen Bitcoin in US-Dollar

Abbildung 27: Vor- und Nachteile einer Blockchain

Abbildung 28: Verlauf bestätigter BTC-Transaktionen von Januar 2008 bis Januar 2018

Abbildung 29: Kursentwicklung des Bitcoins in Relation zum US-Dollar 2009‒2018

Abbildung 30: Bankspezifische Risiken

Abbildung 31: Bitcoin supply to taper to 21 million by 2040

1. Einleitung

Die Präsenz der virtuellen Währung Bitcoin in den Medien hat in den letzten Jahren enorm zugenommen. Seinen Anfang nahm der Bitcoin im Jahre 2008 und somit zu einem ziemlich adäquaten Zeitpunkt, da angesichts der damaligen Finanzkrise ein massiver Rückschlag bezogen auf die Weltwirtschaft zu tragen war. Auch tangierte diese Krise das existierende Bankensystem in Form von enormen Vertrauenseinbußen. Ein noch nie zuvor bestehendes Zahlungssystem, das unabhängig von staatlicher Überwachung ist, erlangte in wenigen Jahren eine Vielzahl von Nutzern und Unterstützern. Darüber hinaus zeigt die auffällige kritische Debatte über Bitcoin aus Sicht der medialen Parteien sowie aufsichtsrechtlichen Behörden die Unausweichlichkeit für Regierungen, Banken, Unternehmen und Privatpersonen, sich mit der Thematik Bitcoin zu beschäftigen.

Die technische Grundidee des Systems Bitcoin impliziert auf den ersten Blick eine abstrakte und komplexe Charaktereigenschaft. Des Weiteren ist der Bitcoin grundsätzlich nur in digitaler Form vorhanden, womit die Währung für Normalverbraucher schwer zu greifen ist. Nichtsdestoweniger nehmen das Nutzervolumen, die Bitcoin-Transaktionen und die Anzahl der Akzeptanzstellen sukzessive zu. Infolgedessen entstand eine öffentliche Auseinandersetzung, bei der verschiedene Haltungen von Banken und Staaten eingenommen werden, die den Bitcoin jeweils unterschiedlich bewerten.

Das Image als Währung des Online-Schwarzmarkts lässt die Kryptowährung weiterhin für viele im negativen Bild erscheinen. Bis heute muss der Bitcoin um seine Reputation auf dem Wirtschafts- bzw. Finanzmarkt kämpfen. Die Schließung der Online-Plattform Slikroad 2013, auf der es möglich war, Waren wie Rauchgift gegen Bitcoins zu erhalten, öffnete das erste Kapitel der noch relativ jungen Bitcoin-Historie. Zum ersten Mal gewann die digitale Währung die Aufmerksamkeit der breiten Masse in Form eines Skandals. Durch Hackerangriffe auf unterschiedlichen Handelsplattformen wie Mt.Gox, die Bitcoins implementierten, verfestigte sich die negative Haltung bezüglich Bitcoin, die es schwieriger machte, die Etablierung der virtuellen Währung im konventionellen Finanzsystem zu forcieren.

Nichtsdestoweniger wurde der Bitcoin durch sein negatives Image nicht durch staatliche Verbote beseitigt oder ist im Lichte anderer digitaler Konkurrenzwährungen in Verfall geraten. Vielmehr macht er stetig positive Schlagzeilen, wonach er im Dezember 2017 erstmals an der 20.000 US-Dollarmarke kratze, somit einen weltweiten Hype um Kryptowährungen auslöste und das Augenmerk kritischer Parteien erlangte.

In Anbetracht der wirklichen Eingliederung von Bitcoin als Währungsalternative ist auf internationaler Ebene immer noch eine Zurückhaltung seitens Unternehmen sowie Privatpersonen festzustellen. Vor allem sind der breiten Masse digitale Währungen soweit nicht bekannt oder werden als eine fremdartige Gefährdung klassifiziert. Auch wenn eine Vielzahl von Menschen gegenüber der Thematik der virtuelle Währungen eher distanziert eingestellt ist, widmen sich ehemalige Kritiker, wie Regierungen, bekannte Kreditinstitute sowie der Handel, intensiv dem Bitcoin und damit verbunden der dahinterstehenden Blockchain-Technologie.

Ein Großteil der Bitcoin-Unterstützer und Bitcoin-Marktakteure würden eine Integration des Bitcoins auf dem Weltwirtschaftsmarkt und somit in das konventionelle Finanz- und Wirtschaftssystem eher heute als morgen begrüßen. Es stellt sich jedoch die Frage, ob sich dies bewerkstelligen lässt.

Die Zielsetzung dieser wissenschaftlichen Arbeit liegt darin, anhand der Konfrontierung von Chancen und Risiken ein aussagekräftiges Statement über zukünftige Erfolgsaussichten des Bitcoins (bzw. des Bitcoin-Systems) zu erhalten. Insbesondere sollen dabei die Folgen und existierende Risiken für das klassische Bankensystem behandelt werden.

Für die Eingliederung des Bitcoins wird am Anfang in Kapitel 2 die Frage geklärt, was Geld ist, in welchen Formen es aufgeführt wird und wie es entsteht. Das dritte Kapitel befasst sich mit dem breitgefächerten Themengebiet Kryptowährungen und dem geschichtlichen Aspekt sowie dem Hintergrund der noch junghaften Währung Bitcoin. Bis heute gilt diese Währung als Pionier in seinem Bereich und wird oft als die erste Generation bezeichnet. Dennoch verfügen weitere virtuelle Währungen, die als Alternative zum Bitcoin betrachtet werden können, über ein enormes Wachstumspotenzial und hochgradige Innovationskraft. Kapitel 4 widmet sich einer repräsentativen Umfrage, dessen Kernfrage die zukünftigen Erfolgschancen des Bitcoins sowie damit verbunden die gesellschaftliche Akzeptanz der digitalen Währung untersucht. Um den Bitcoin und das dahinterliegende Netzwerk zu verstehen, ist es von essenzieller Bedeutung, die technische Grundkonzeption zu erläutern, die im fünften Teil dieser wissenschaftlichen Arbeit verankert ist. Der sechste Abschnitt impliziert den Bitcoin aus dem Blickwinkel der Bankenbranche. Diese umfasst die Fragestellung, ob Bitcoin als Geld definiert werden kann, sowie rechtliche Rahmenbedingungen. Anschließend wird die digitale Währung Bitcoin als Spekulationsobjekt untersucht und potenzielle Bedrohungen für den Bankenbereich erläutert. Nachdem die allgemeinen Risiken und Chancen von Bitcoin in Abschnitt sieben und acht erläutert wurden, wird der Kern dieser Arbeit mit einer Schlussbetrachtung abgerundet, der primäre Handlungsempfehlungen für Kreditinstitutionen sowie die Allgemeinheit liefern soll.

2. Die klassische Geldtheorie

Die klassische Geldtheorie vertieft monetäre Kuriositäten, die mit dem Bestehen von Geld in einer Volkswirtschaft verknüpft sind.1 Geld ist auf der Welt im tagtäglichen Leben präsenter denn je. Generell betrachtet, wird Geld in der Gesellschaft in Form von Geldscheinen, Geldmünzen oder auch gelisteten Zahlen auf dem Kontoauszug wahrgenommen. Im Grunde genommen kann Geld als ein einfaches Zahlungs- und Tauschmittel verstanden werden. Im folgenden Kapitel soll der Frage ‚Was ist eigentlich Geld?‘ nachgegangen werden. In der Geldtheorie findet man eine Fülle von diversen Geldmengendefinitionen, die sich in erster Linie an unterschiedlichsten Akzenten der Geldfunktionen ableiten lassen. Folglich wird ein Bezug zu den Funktionen des Geldes in Abschnitt 2.1 genommen. Das Geld, das heute im ‚Daily Business‘ fest integriert ist, ist ein Resultat einer langen Entwicklung. Daher werden die Erscheinungsformen des Geldes in Abschnitt 2.2 näher definiert.2 Geld fungiert als ein Gut, weswegen auch ein Geldmarkt existiert, bei dem das klassische Angebot und Nachfrage aufeinandertreffen. In Abschnitt 2.3 richtet sich der Fokus auf den Bedarf an Geld, also die Geldnachfrage.3 Der Staat unterscheidet zwischen verschiedenen Geldmengen, die im Euro-System angewendet werden und die im Unterpunkt 2.4 behandelt werden. Letztlich wird dieses Kapitel mit der Erläuterung der Geldschöpfung im Abschnitt 2.5 geschlossen.4

2.1 Funktionen des Geldes

Damit Geld als Geld bezeichnet werden kann, muss es gewisse Funktionen erfüllen. Diese Geldfunktionen werden als Anforderungen klassifiziert, bei deren Wirksamkeit man einem Zahlungsmittel die Eigenschaft von Geld zuteilen kann.5 Prinzipiell kann zwischen der Wertaufbewahrungs-, Zahlungsmittel- sowie Recheneinheitsfunktion unterschieden werden, die auch als ‚Triade des Geldes‘ im Finanzwesen geläufig sind.6

2.1.1 Wertaufbewahrungsfunktion

Geld an sich bietet den Vorteil, dass der Zeitpunkt für Kauf und Verkauf temporär auseinanderliegen können, wenn Waren (Ware gegen Ware) indirekt ausgetauscht werden. Somit lässt sich in Geld ein gewisser Wert ‚speichern‘, der zu einem anderen Augenblick an einem anderen Ort wieder eingetauscht wird (‚man spart mit Geld‘). Dadurch verknüpft sich eine intertemporale und überregionale Beförderung der Kaufkraft.7 Damit Geld als eine Wertaufbewahrungsfunktion definiert werden kann, muss sie die Voraussetzungen der Material- und Wertbeständigkeit erfüllen.8

2.1.2 Zahlungsmittel- bzw. Tauschmittelfunktion

Die relevanteste Funktion stellt die Tauschmittel- oder Zahlungsfunktion dar. Geld wird primär als Tauschmittel verwendet, um den Handelsprozess von Gütern zu vereinfachen, da der Tausch ‚Ware gegen Ware‘ sehr umständlich ist. Das Tauschmedium Geld fungiert als Zwischentauschgut: ‚Ware gegen Geld gegen Ware‘. Wichtig hierfür ist, dass die Wirtschaftssubjekte Geld im Austausch gegen andere Güter in Zahlung nehmen, also eine gewisse gesellschaftliche Akzeptanz vorhanden ist. Des Weiteren kann Geld als Tilgung von Schulden oder Gewährung eines Kredits genutzt werden. Hierbei wird der Fokus auf Finanztransaktionen gelegt (‚man bezahlt mit Geld‘).9

2.1.3 Recheneinheitsfunktion

Geld kann als ein Maßstab definiert werden. Generell erlaubt das Geld, Vermögens- und Güterwerte sowie Dienstleistungen in eine allgemeine Bezugsgröße zu übersetzen. Deshalb fungiert Geld als Recheneinheit. Zahllose Austauschverhältnisse aller Güter müssen dadurch nicht mehr untereinander bestimmt werden.10 In einem Beispiel existieren bei zehn Gütern 495 Austauschverhältnisse (allgemeine Formel: N(n-1)/2 Austauschverhältnisse bei n Gütern). Angesichts des Maßstabs Geld kann man die genannten 495 Austauschverhältnisse außer Acht lassen und man erhält dafür zehn Preise in Geldeinheiten definiert. Damit diese Funktion gewährleistet werden kann, muss Geld ausreichend teilbar sein.11

2.2 Erscheinungsformen des Geldes

Geld kann in unterschiedlichsten Formen charakterisiert werden. Mankiw unterscheidet Geld in:

- Warengeld: Waren mit einem inneren Wert, wie beispielsweise Silber oder Gold.
- Nominalgeld: Ein Gegenstand ohne einen inneren Wert. Der innere Wert bildet sich aus dem aufgedruckten Betrag.12

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Formen von Geld nach Mankiw.13

Die Ökonomen Samuelson und Nordhaus bieten eine etwas abgewandelte Definition. Sie sehen eine Entwicklung des Warengelds bis hin zum modernen Geld, welches das klassische Papiergeld und das Buchgeld beinhaltet. Wie in Abbildung 2 dargestellt, unterscheiden die oben genannten Autoren nach folgenden Kriterien:

- Warengeld: Geld, das als Tauschmittel in Form von Waren, wie beispielweise Nahrungsmittel, Tiere oder Edelmetalle, verwendet wird.
- Papiergeld: Dieser Wert bezieht sich aus dem beschränken Angebot und der allgemeinen Akzeptanz.
- Buchgeld: Einlagen bei einem Kreditinstitut.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Formen von Geld nach Samuelson und Nordhaus.14

2.3 Geldnachfrage

Die Geldnachfrage entsteht aus der Notwendigkeit, die temporären Abstände zwischen den Einnahmen und den Ausgaben zu überwinden.15 Infolgedessen spricht man von einer Geldnachfrage, wenn Zahlungen bei einem Kauf von Gütern und Dienstleistungen zur Relativierung der Schulden oder Geldanlage benötigt werden (Transaktionskasse). Besteht eine Undurchsichtigkeit bezüglich der Höhe des Transaktionsbedarfs, so dient die Geldnachfrage zur Protektion vor Illiquidität (Vorsichtskasse). Geldnachfrage kann auch bei einer Anhäufung des Geldes aufgrund von Preis- und Zinserwartungen entstehen (Spekulationskasse). In der Geldtheorie wird die Geldnachfrage mit einer Vielzahl von Ansätzen erklärt, die sich aus der geschichtlichen Entwicklung etabliert haben. Besonders der (neo-)klassische und der keynesianische Ansatz sollen in den Vordergrund gerückt werden.16 Prinzipiell unterscheiden sich diese beiden Ausgangspunkte wie folgt:

- Der klassische Ansatz steht in einem engen Verhältnis zur älteren Quantitätstheorie des Geldes.17 Diese Theorie besagt, dass die umgesetzte Geldmenge in einer bestimmten Zeitperiode gleich dem monetär bewerteten Güteraustausch einer Volkswirtschaft sein muss. In der Klassik liegt der Fokus vor allem auf den Transaktionsmedien. Die Nachfrage des Geldes wird in einer Interdependenz zwischen dem Transaktionsvolumen und der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes gesehen. Nationalökonomen gehen davon aus, dass die Ursache der Geldmenge Transaktionsmotive sind. Die erstmals 1885 aufgestellte Quantitätsgleichung von Simon Newcomb entspricht der Geldmenge des Produkts (M), der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes (V), dem Produkt aus Preisniveau (P) sowie dem realen Transaktionsvolumen (T).

M * V = P * T

- Keynes (keynesianischer Ansatz) wiederum differenziert im Gegensatz zur älteren Quantitätstheorie unterschiedliche Motive für die Geldnachfrage.18

- Das Transaktionskassenmotiv nimmt an, dass eine gewisse Sicherheit über die laufenden Einnahmen und Ausgaben vorhanden ist. Der Geldbedarf ist abhängig vom Umsatzvolumen.19
- Das Vorsichtskassenmotiv verfügt über das Geld, das von den Wirtschaftssubjekten gehalten wird, um nicht geplante Transaktionen generieren zu können. Dies stellt eine große Relevanz dar, da bei Wirtschaftssubjekten (Konsumenten) zukünftige Situationen ungewiss sind und diese auch nicht im Voraus erkannt werden können. Das Einkommen steht im engen Zusammenhang mit der Vorsichtskasse, denn je höher das Einkommen, desto stärker ist der Umfang der Vorsichtskasse. Das liegt daran, dass bei einem stetig steigenden Einkommen auch die Anzahl an unterschiedlichsten Transaktionen wächst, was wiederum eine Ungewissheit über benötigte Reparaturen oder Substitutionskäufe hervorruft.20
- Nach dem Spekulationskassenmotiv spekulieren Wirtschaftssubjekte mit ihrem Vermögen und teilen es in Geld oder andere Vermögensbestandteile, wie beispielweise Sachkapital, auf. Das Ziel ist es, dadurch das Vermögen zu vermehren. Grundsätzlich wird von erwarteten Zinsveränderungen und deren Einfluss auf den Wertpapierkurs ausgegangen. Geht das Wirtschaftssubjekt beispielweise von fallenden Wertpapierkursen aus, so bietet die Geldhaltung die Chance, Kursminderungen zu vermeiden. Das Halten von Geld kann aber auch mit Verzichtskosten (Opportunitätskosten) verknüpft sein, da dem Halter Zinserträge entgehen. Deswegen ist die Geldnachfrage aus der Sicht des Spekulationskassenmotivs stets negativ mit dem Zinsniveau verbunden.21

2.4 Geldmenge

Laut der deutschen Bundesbank versteht man unter Geldmenge den Bestand an Geld von Nichtbanken. Dabei werden Erträge von Kreditinstituten nicht berücksichtigt.22 Die Geldmenge ist im Verhältnis zur gesamtwirtschaftlichen Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen eine relevante ökonomische Maßeinheit, um zukünftig eine Bewertung zur Preisentwicklung konkludieren zu können und eine geeignete geldpolitische Maßnahme zu treffen.23 Das Eurosystem differenziert zwischen drei Geldmengencharakteren, die bezogen auf die Verfügbarkeit des Geldes seitens des Bankkunden aufeinander aufbauen. Diese Geldaggregate werden mit der Bezeichnung M1, M2 sowie M3 beschrieben. Dabei steht das ‚M‘ für ‚money‘.24

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Die Geldmenge im Euro-Währungsgebiet im Mai 2017.25

Die Geldmenge M1 definiert das außerhalb vom Bankensektor laufende Bargeld und die täglich fälligen Einlagen von Nichtbanken (M1= Bargeld + Sichteinlagen). Somit charakterisiert das Geldmengenaggregat M1 das Geld, das stets zur Verfügung steht.26

Zur Geldmenge M2 wird die Geldmenge M1 dazu addiert, alle Spareinlagen mit einer dreimonatigen Kündigungsfrist sowie alle Termineinlagen mit einer Laufzeit von bis zu zwei Jahren (M2 = M1 + kurzfristige Einlagen).27

Das letzte Geldmengenaggregat M3 impliziert M2 sowie weitere kurzfristige Geldanlagen. Dazu gehören Geldmarktfondsanteile, Erträge aus Repogeschäften (Rückkaufvereinbarung zwischen einer Bank und Nichtbank) und kurzfristige Bankschuldverschreibungen mit einer Laufzeit von bis zu zwei Jahren (M3 = M2 + Geldmarktfondsanteile + Repogeschäfte + kurzfristige Bankschuldverschreibungen).28

2.5 Geldschöpfung

Die Geldschöpfung bezeichnet den Prozess bei der Etablierung von Geld. Prinzipiell bringt nur die Europäische Zentralbank im Eurosystem Banknoten und Münzgeld in den Umlauf und trägt somit das Währungsmonopol. Dies geschieht, indem die Zentralbank den Bedarf an Bargeld einer Bank in Form eines Kredits vergibt. Anschließend verifiziert die Zentralbank die Voraussetzungen für eine Kreditvergabe. Bei sorgfältiger Überprüfung schreibt die Zentralbank der jeweiligen Bank das Geld in Form einer Sichteinlage gut. Der Bankkredit muss mit einem Pfand (Mindestreserve) besichert werden. Nun kann das Geld in das tägliche Geschäft integriert werden, indem der Kreditnehmer (jeweilige Bank) das Geld an private Haushalte oder Unternehmen in Form eines Darlehens oder auch als Banknoten am Geldautomat zur Verfügung stellt. Dieser Prozess stellt die Schöpfung von Buchgeld (auch Giralgeld genannt) dar.29 Die Zentralbank kann auch ihr Zentralbankengeld in Umlauf bringen, indem es von einer Bank Vermögenswerte wie beispielsweise Anleihen, Devisen oder Gold kauft. Aus der Historie lässt sich beurteilen, dass die Gold- und Devisenreserven der Zentralbanken auf diesem Wege entstanden sind.30 Zum besseren Verständnis wurde eine eigene Darstellung angefertigt, die den oben genannten Buchgeld- oder Giralgeldschöpfungsprozess vereinfacht widerspiegeln soll. Die Werte aus dem Beispiel sind fiktiver Natur und können entsprechend der gegenwärtigen Situation variieren.

Eine Zentralbank verleiht dem Bankinstitut ein Kredit von 100.000 Euro, das mit einer Mindestreserve von 1 %, also 1.000 Euro, besichert wird. Sie dient der Sicherheit des Kunden und garantiert eine jederzeitige Liquidität seitens des Bankinstituts. Nachdem das sogenannte Zentralbankengeld auf das Girokonto der Bank eingegangen ist, verleiht die Bank 100.000 Euro weiter an Unternehmen A und bringt das Buchgeld in den laufenden Wirtschaftskreislauf. Im Beispiel wird davon ausgegangen, dass das Unternehmen A diesen Kredit in Höhe von 100.000 Euro für die Begleichung der Arbeitslöhne investiert. Dadurch generieren private Haushalte Geld, das sie für den Kauf von Waren in Wert von 100.000 Euro ausgeben. Um ein besseres Verständnis zu vermitteln, wird davon ausgegangen, dass die Waren bei Unternehmen A beschafft werden. Unternehmen A zahlt mit dem Umsatzerlös den Kredit bei der Bank ab.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Vereinfachte Betrachtung des Geldschöpfungsprozesses.

Die Kreditbank hinterlegt bei der Zentralbank eine Mindestreserve von 100 Euro, die bis zur Kredittilgung beibehalten wird, und erhält im Gegenzug Buchgeld im Wert von 10.000 Euro. Es gibt aber Situationen, in denen die Bank ihrer Mindestreservepflicht aufgrund von Liquiditätsengpässen nicht nachkommen kann. Infolgedessen kann die Zentralbank die Mindestreserve von 100 Euro gegen einen Hauptrefinanzierungssatz von 0,00 % (seit dem 16.03.2016) an das Kreditinstitut verleihen.31 Die Bank muss lediglich eine ‚Sicherheit‘ nachweisen, die in Form von Wertpapieren bei der Zentralbank hinterlegt wird. Kann eine Bank die Mindestreserve von aktuell 1 % aufbringen, würde sich der Geldbestand der Zentralbank um 100 Euro erhöhen. Nun kann dieser Betrag für einen weiteren Kredit an eine Bank verwendet werden, was zu einem neuen Geldschöpfungsprozess führen würde. Neben der Mindestreserve findet man in der Bargeldquote einen weiteren relativierenden Faktor zur Geldschöpfung. Kreditinstitute sind dazu verpflichtet, eine Bargeldquote für tägliche Bargeldabhebungen zur Verfügung zu stellen.32

3. Kryptowährung: Definition, Hintergrund & Bitcoin im Detail

Während konventionelle Währungen der zentralen Autorität unterlegen sind, unterscheiden sich Kryptowährungen in ihrer Dezentralität. Sie bestehen aus kryptografischen Algorithmen und lassen sich durch jedes Mitglied eines Netzwerks schöpfen. Dieses Kapitel beinhaltet im ersten Schritt die Definition des Begriffs Kryptowährung. Infolgedessen wird der Fokus auf den Hintergrund und die Funktionsweise der erfolgreichen bzw. populären digitalen Währung, dem Bitcoin, gelegt, um daraus die wichtigsten Aspekte filtrieren zu können.

3.1 Definition ‚Kryptowährung‘

Unter einer Kryptowährung, oder auch Kryptogeld, versteht man eine digitale Währung, die auf den Prinzipien der Kryptografie beruht. Die Kryptografie kann als eine Wissenschaft betrachtet werden, deren Fokus auf der Verschlüsselung von Informationen oder Daten liegt. Kryptowährungen erfreuen sich stetiger Beliebtheit, da sie ein kryptografisch abgesichertes und dezentralisiertes Zahlungssystem darstellen. Basis dieser digitalen Währung bildet die sogenannte Blockchain-Technologie, die dem Anwender die Möglichkeiten eines sicheren, schnellen und bargeldlosen Bezahlens bietet.33 Anders als bei dem klassischen Zahlungsmittel wird kryptografisch basiertes Geld von keiner zentralen Instanz wie bspw. die Zentralbank oder der Regierung gesteuert oder überwacht. Man kann digitale Währungen selbst ‚minen‘ (schürfen) oder durch das Internet auf Handelsplattformen erlangen.

Der Wert einer Kryptowährung hängt stark vom Markt ab, der konventionell durch das Angebots- und Nachfrageniveau geregelt wird. Im Gegensatz zu klassischen Geldwährungen impliziert kryptografisches Geld eine immense Volatilität, die eine exakte Prognose oft schwierig gestaltet.34

Aktuell existieren 1.597 Kryptowährungen, die mit einer gesamten Marktkapitalisierung von ca. 400 Milliarden US-Dollar beziffert werden. Dieser Wert verändert sich nahezu sekündlich um mehrere Milliarden US-Dollar. Beispielweise betrug die gesamte Marktkapitalisierung am 07.01.2018 ca. 815 Milliarden US-Dollar, was auch dem Allzeithoch (ATM = All-Time-High) entspricht.35 In Relation zum weltweiten Bruttoinlandsprodukt, der 79,28 Billionen US-Dollar (Stand: 2017) ausmacht, entspricht die gesamte Kryptomarktkapitalisierung etwa 1 %. Somit kann die Aussage getroffen werden, dass in diesem ‚Projekt‘ noch viel Potenzial steckt.36

Dennoch ist der Umgang mit digitaler Währung in der Wirtschaft sowie in der Wissenschaft umstritten. Dies liegt daran, dass Softwarefehler entstehen können, die Organisationen ausnutzen könnten, um Marktmanipulationen und Datendiebstähle zu betreiben. Sie steht weiterhin in der Kritik, da Cyberkriminalität, Terrorismusfinanzierung oder auch Geldwäsche oftmals durch Kryptowährungen betrieben werden.37

Wie beim deutschen Aktienindex oder dem Dow Jones werden auf dem gesamten Kryptomarkt sogenannte Ticker-Symbole verwendet, die als Abkürzungen verstanden werden und für eine schnellere und leichtere Identifizierung der Kryptowährung sorgen sollen. Zu den erfolgreichsten Kryptowährungen gehören Bitcoin (BTC), Ethereum (ETH), Ripple (XRP), Bitcoin Cash (BCH) sowie EOS (EOS). Gemessen wird dieser Erfolgsfaktor an der anteiligen Marktkapitalisierung der jeweiligen digitalen Währung.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Top 5 der aktuell erfolgreichsten Kryptowährungen (Stand: 26.04.2018).38

3.2 Geschichtlicher Hintergrund des Bitcoins

Das digitale Gold Bitcoin gilt als die erste implementierte Kryptowährung. Die Idee des Bitcoins wurde von Satoshi Nakamoto in seinem Aufsatz „A Peer-to-Peer Electronic Cash“ am 1. November 2008 publiziert. Der Initiator dieser wissenschaftlichen Arbeit gab den Grund für die Erschaffung des Bitcoins an. Mit seinem Werk möchte er ein Finanzsystem etablieren, bei dem nicht wie im konventionellen Fall, Transaktionen durch eine dritte Partei abgewickelt werden. Damit verknüpft sind zusätzlich anfallende Transaktionskosten sowie ein immenses Vertrauensvolumen seitens der eigentlichen Transaktionsabwickler gegenüber der dritten Instanz.39 Bis heute (Stand 05.05.2018) ist über den Autor Nakamoto nichts bekannt. Satoshi Nakamoto, hinter dessen Namen sich auch ein Pseudonym verbergen könnte, hat sich noch nicht der Öffentlichkeit vorgestellt.40 Laut dem Blogeintrag von Nakamotos Benutzerprofil aus dem Jahr 2009 ist er heute 43 Jahre alt und stammt aus Japan.41

Die ersten 50 Bitcoins, die Satoshi Nakamoto am 3. Januar 2009 selbst erzeugte, werden auch als ‚Genesis Block‘ definiert.42 Nakamoto wendete sich im April 2011 dem Bitcoin-Projekt vollkommen ab und zog sich unbegründet bis heute zurück. Aufgrund der öffentlich einsehbaren Blockchain kann gesagt werden, dass Satoshi Nakamoto im September 2015 im Besitz von ca. 1 Millionen Bitcoins war (heute etwa 10 Milliarden US-Dollar).43 Diese kann er nicht direkt in konventionelle Währung umtauschen, da dies zu einem immensen Kursverfall sorgen würde, der mit einer Gefahr für das gesamte Bitcoin-Netzwerk verknüpft wäre. Die kleinstmögliche Bitcoin-Mengeneinheit beträgt 0.00000001 XBT, die seit dem Jahr 2011 als ‚satoshi‘ bezeichnet wird. Beispielweise wäre bei einem Bitcoinkurs von ca. 10.000 US-Dollar 0.60 Dollarcent (0.00005979 Bitcoin), 5979 satoshis die Bezeichnung.

Angesichts der Anonymität des Entwicklers des Bitcoins können die Interessen sowie die Motive, die hinter der Erfindung des Bitcoins stecken, nur spekuliert werden.

Der Entwickler des Bitcoin-Systems könnte dieses niemals manipulieren oder missbrauchen, da er es nach dem Open-Source-Prinzip erstellt hat und somit vollkommene Transparenz bezogen auf die Softwarelogik erschaffen hat. In Satoshi Nakamotos Aufsatz „A peer-to-peer electronic cash System“ beschreibt der Autor kritisch das Basisproblem von zeitgemäßen Währungen und schafft einen Lösungsansatz mit seinem entwickelten System. Er beschreibt, dass das klassische Währungssystem auf einem gewissen Maß an Vertrauen in die Zentralbank beruhen muss, um eine Beständigkeit der Währung zu gewährleisten bzw. diese stabil zu halten. Satoshi Nakamoto charakterisiert das Hauptproblem des gegenseitigen Vertrauens in einer Transaktion zwischen zwei unbekannten Personen in seinem Aufsatz.

„What is needed in an electronic payment system based on cryptographic proof instead of trust, allowing any two willing parties to transact directly with each other without the need for a trusted third party“.44

Dieses Vertrauen wird beim konventionellen Währungssystem seitens der Regierungen oder Zentralbanken erzeugt, die wiederum eine gesellschaftliche Akzeptanz von Banknoten erschafft. Bitcoin bzw. das Bitcoin-System stützt sich dementgegen auf ein dezentrales Netzwerksystem, das im Folgenden näher erläutert wird.

3.3 Funktionsweise des Bitcoins

Das Bitcoin-System kann als ein weltweites und gemeinschaftliches Kontobuch verstanden werden, das jede Transaktion auflistet.45 Trotz der digitalen Existenz des Bitcoins, stellt das System sicher, dass die Münzen begrenzt sind und niemand diese doppelt ausgeben oder fälschen kann.

Solange die Mehrheit der Bitcoin-Gemeinschaft an einer dauerhaften Existenz bzw. Nachhaltigkeit dieses digitalen Kontobuchs interessiert ist, können keine Manipulationen oder Fälschungen verursacht werden.46 Die Kryptowährung Bitcoin macht alle Transaktionen innerhalb eines Peer-to-Peer-Systems für alle Teilnehmer dieses Netzwerks sichtbar. Alle Teilnehmer dieses Netzwerks können einen Geldbetrag von einer zur anderen Bitcoin-Adresse überweisen. Dadurch erhält jedes Mitglied des Bitcoin-Netzwerks eine Nachricht über diese Transaktion. Jeder kann eine Vielzahl von Bitcoin-Adressen erstellen. Diese haben einen öffentlichen digitalen Schlüssel, um Bitcoins zu versenden oder zu empfangen, sowie einen privaten Schlüssel, um Transkationen veranlassen zu können. Anhand einer öffentlichen Transaktionshistorie lässt sich prüfen, welcher Betrag auf welche Bitcoin-Adresse transferiert wurde und welche Prozesse der Bitcoin seit dem ‚Mining‘ durchlief.47

Die Begrifflichkeit ‚Mining‘ kann im Deutschen als Schürfen verstanden werden und hat ihren Ursprung aus dem klassischen Schürfen von Gold bzw. Edelmetall. Prinzipiell lässt sich eine Kryptowährung beziehungsweise digitale Währung auf zwei Arten erlangen: durch den Kauf auf einer Handelsplattform wie bspw. Binance und Coinbase oder durch das eigenhändige Generieren, das als ‚Mining‘ bezeichnet wird. Beim Mining-Prozess müssen sehr komplexe Algorithmen gelöst werden, die nur durch Nutzung einer teuren Spezialhardware bewältigt werden können. Momentan (Stand 06.05.2018) existieren etwa 17,01 Millionen Bitcoins.48 Satoshi Nakamoto hat den Bitcoin mit einer Begrenzung erschaffen. Infolgedessen können maximal etwa 21 Millionen Bitcoins ‚gemined‘ werden, was ihn vor Inflation schützen soll. Mit jedem zusätzlich geschöpften Bitcoin erhöht sich die Komplexität des Algorithmus, was zu einem erhöhten Rechenaufwand führt. Der letzte Bitcoin soll Schätzungen zufolge im Jahr 2040 geschürft werden.49

Abbildung 6 veranschaulicht die sukzessiv steigende Anzahl der in Umlauf gebrachten Bitcoins in den letzten Jahren.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6: Anzahl der im Umlauf befindlichen Bitcoins von April 2016 bis April 2018 (in Millionen).50

Um ein besseres Verständnis für die Funktionsweise der Kryptowährung Bitcoin zu erhalten, müssen einige Grundbegriffe der Informatik näher erläutert werden. Das folgende Kapitel vermittelt eine Übersicht bezüglich technischer Voraussetzungen, das Transferieren sowie die Herstellung von Bitcoin.

3.3.1 Grundlage Kryptografie

Die Sicherung des Bitcoin-Systems basiert auf einem Austausch mit verschlüsselten Daten und Informationen. Die Wurzeln der Kryptografie stammen bereits aus der Zeit des alten Ägyptens, als Geheimschriften genutzt wurden.

Die zeitgemäße Kryptografie orientiert sich asymmetrisch, das heißt, dass eine digitale Schlüsselreihe verwendet wird. Der öffentliche Schlüssel chiffriert die Nachricht, die nur durch einen privaten und vom Benutzer geheim gehaltenen Schlüssel wieder entschlüsselt werden kann.51

Der Bitcoin funktioniert gleichermaßen nach dem asymmetrischen Verfahren. Durch den privaten Schlüssel kann der Eigentümer Daten oder Informationen, die durch einen öffentlichen Schlüssel chiffriert wurden, entschlüsseln. Des Weiteren kann der private Schlüssel digitale Unterschriften sowie Transaktionen verifizieren. Diese sind mit einer persönlichen Signatur gleichzusetzen. Berechnen lässt sich die digitale Unterschrift durch den privaten Schlüssel sowie die zu unterschreibenden Daten bzw. die Hashwerte.52

Ein Hashwert, oder auch Hash-Algorithmus, kann als eine Datenkette mit einer vorgeschriebenen Länge verstanden werden, die als eine hexadezimale Zeichenreihe verschlüsselt ist und durch unterschiedliche Eingabedaten generiert werden kann. Aus einem Algorithmus lässt sich ein Hashwert berechnen, der eine große Eingabemenge auf einer kleineren Zielmenge darstellt. Den Ursprung hat der Name aus dem englischen ‚to hash‘, was im Deutschen mit dem Verb ‚zerhacken‘ übersetzt werden kann. Die Hashwerte bzw. die hexadezimale Zeichenreihen können niemals identisch sein, sondern sind in ihrer Art einzigartig. Aus diesem Grund ist ein Hashsystem von großer Relevanz bezogen auf den Umgang mit wichtigen Daten wie zum Beispiel Passwörtern.

3.3.2 Wallet und Bitcoin-Adressen

Um an einem Bitcoin-Netzwerk teilnehmen zu können und damit verbunden eine Transaktion durchführen zu können, wird eine Software benötigt oder ein Web-Wallet, das bereits auf der Webseite zur Verfügung steht. Dies impliziert ein Wallet (englisch für Geldbörse), das als ein digitales Portmonee, ein Bankkonto und sogar als E-Mail verstanden werden kann. Bei einer Neukundenregistrierung sorgt die Bank oder der E-Mail-Anbieter (zentrale Instanz) dafür, dass das zu vergebende Bank- oder E-Mailkonto einzigartig ist.

In Abbildung 7 ist ein Beispiel eines Bitcoin-Wallets dargestellt. Das Herunterladen der kostenlosen Software bzw. die Einrichtung des Wallets erfolgt im Vergleich zu einer konventionellen Eröffnung eines Bankkontos oder einer E-Mail-Adresse ganz und gar anonym.53

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 7: Bitcoin-Wallet an einem Beispiel.54

In der Kryptografie beinhaltet ein digitales Wallet ein einzigartiges Private Key (zu Deutsch: geheimes Passwort) sowie eine Public Adresse (zu Deutsch: öffentliche Adresse). Den Private Key erhält man durch ein Zufallsprinzip. Es existieren 2 hoch 256 Möglichkeiten, einen Private Key zu generieren. Eine unglaubliche Zahl, die eine 1 gefolgt mit achtzig Nullen beinhaltet. Grundsätzlich wird das Passwort in hexadezimaler Form, die aus 64 Ziffern und Buchstaben besteht, angezeigt. Es funktioniert als Code, um Kryptogeld zu versenden oder als Zugang für das digitale Wallet.55

Anders als im zentralen System leitet sich die Public Adresse mathematisch von dem Private Key ab. Es ist nahezu unmöglich, ein Passwort zu erraten, wenn man nur die dazu passende Public Adresse kennt. Falls man aber über den Private Key verfügt, ist es mathematisch simpel die Public Adresse zu finden. Würde der Private Key 8 betragen, wäre die Public Adresse die zweite Potenz aus dem Private Key, also 8² = 64. In der Kryptowelt funktioniert dies um ein milliardenfaches komplexer. Selbst wenn man alle auf dieser Welt existenten Computer kombinieren würde, um den Private Key einer dazugehörigen Public Adresse zu erraten, wäre der Untergang des Universums wahrscheinlicher.56 Seit der Entstehung des Bitcoins im Jahre 2009 ist kein konkreter Fall bekannt, bei dem ein Private Key, der vom Anwender korrekt erstellt wurde, ‚gehackt‘ wurde. Trotzdem kam und kommt es täglich zu Hackerattacken. Dies liegt daran, dass die Hacker nicht die Private Key hacken, sondern die Medien (Handy oder Computer), auf denen das geheime Passwort gespeichert ist.57

Ein Wallet kann eine Vielzahl von Bitcoin-Adressen beinhalten. Der private Kontostand errechnet sich aus der Differenz der Überweisungstransaktionen. Die Schlüsselpaare Public Adresse und Private Key reichen vollkommen aus, um über das digitale Wallet und somit über die digitale Währung zu verfügen. Kommt es zu einem Verlust des geheimen Passworts, bedeutet dies, dass die Bitcoins, die auf dem Wallet mit diesem privaten Schlüssel gespeichert sind, verloren gehen. Das liegt daran, dass das dezentrale System keine zentrale Autorität besitzt, die es ihr erlauben würde, eine Wiederherstellung des Private Keys, wie es bei PayPal, E- Mail und Co. üblich ist, zu veranlassen.58

[...]


1 Vgl. Anderegg, R. (2007), S. 2.

2 Vgl. Moritz, K. (2012), S. 5.

3 Vgl. Gerdesmeier, D. (2010), S. 33.

4 Vgl. ebenda.

5 Vgl. Borchert (2003), S. 27.

6 Vgl. ebenda, S. 28.

7 Vgl. Borchert (2003), S. 29.

8 Vgl. Deutsche Bundesbank (2017), S. 10.

9 Vgl. Gerdesmeier, D. (2010), S. 3.

10 Vgl. ebenda, S. 11.

11 Vgl. Issing (1998), S. 2.

12 Vgl. Mankiw (2011), S. 204.

13 Vgl. ebenda.

14 Vgl. Samuelson/Nordhaus (2007), S. 719.

15 Vgl. Felderer, B./ Homburg, S. (1994), S. 80.

16 Vgl. Bochert, M. (2003), 111.

17 Vgl. Anderegg, R. (2007), S. 31.

18 Vgl. Issing (1998), S. 41.

19 Vgl. Keynes (2009), S. 144.

20 Vgl. Friedman, M. (1956), S. 79.

21 Vgl. Issing (1998), S. 41.

22 Vgl. Bundesbank (2017), S. 70.

23 Vgl. ebenda.

24 Vgl. ebenda.

25 Vgl. ebenda, S. 71.

26 Vgl. ebenda.

27 Vgl. ebenda, 72.

28 Vgl. ebenda, S. 73 – 74.

29 Vgl. ebenda, S. 76.

30 Vgl. ebenda.

31 Vgl. Deutsche Bundesbank (2017), S.1.

32 Vgl. Rothengatter/ Schaffer (2008), S. 182.

33 Vgl. https://www.rechnungswesen-verstehen.de/lexikon/kryptowaehrung.php

34 Vgl. ebenda.

35 Vgl. https://coinmarketcap.com/

36 Vgl. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/159798/umfrage/entwicklung-des-bip-bruttoinlandsprodunkt-weltweit/

37 Vgl. https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/kryptowaehrung-54160

38 Vgl. https://coinmarketcap.com/de/

39 Vgl. Nakamoto (2009), S. 1.

40 Vgl. Olson (2014), S. 1.

41 Vgl. Nakamoto (2009), S. 1.

42 Vgl. Wallace (2011), S. 2.

43 Vgl. Yermack (2013), S. 5.

44 Vgl. Nakamoto, S. (2009), S. 1.

45 Vgl. Bögeholz/Scherschel (2013), S. 146.

46 Vgl. ebenda.

47 Vgl. Jädicke (2014), S. 3f.

48 Vgl. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/283301/umfrage/gesamtzahl-der-bitcoins-in-umlauf/

49 Vgl. Woo/Gordon/Iaralov (2013), S.2.

50 Vgl. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/283301/umfrage/gesamtzahl-der-bitcoins-in-umlauf/

51 Vgl. Schneier (2006), S. 74.

52 Vgl. Kerscher (2013), S. 22.

53 Vgl. Reid/ Harrigan (2013), S. 3.

54 Vgl. http://xn--bitcoin-fr-anfnger-ytb88b.de/infos-und-anleitungen/bitcoins-senden-und-empfangen/bitcoins-senden/

55 Vgl. Hosp, J. (2017), S. 45-47.

56 Vgl. ebenda, S. 48-49.

57 Vgl. ebenda, S. 50-51.

58 Vgl. Bögeholz/ Scherschel (2013), S. 147.

Ende der Leseprobe aus 99 Seiten

Details

Titel
Die Blockchain-Technologie Bitcoin im Detail. Eine Gegenüberstellung zum konventionellen Finanzsystem
Hochschule
Fachhochschule Kaiserslautern Standort Zweibrücken
Note
1,3
Jahr
2018
Seiten
99
Katalognummer
V491041
ISBN (eBook)
9783668965010
ISBN (Buch)
9783668965027
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bitcoin, Kryptowährung, Wirtschaft, kryptisches Geld, digitale Währung, digitales Gold, Bwl
Arbeit zitieren
Anonym, 2018, Die Blockchain-Technologie Bitcoin im Detail. Eine Gegenüberstellung zum konventionellen Finanzsystem, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/491041

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