Der Einfluss des Nachrichtenfaktors "Nähe" auf die Qualität in der Auslandsberichterstattung von westeuropäischen Online-Nachrichtenmedien


Bachelorarbeit, 2019

91 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1. Einleitung

2. Theoretischer Hintergrund
2.1. Die Debatten zur Legalisierung von Abtreibung in Argentinien und Irland
2.2. Auslandsberichterstattung
2.3. Nachrichtengeographie
2.4. Nachrichtenwerttheorie
2.5. Nähe
2.5.1. Geografische Nähe
2.5.2. Status
2.5.3. Politische Nähe
2.5.4. Wirtschaftliche Nähe
2.5.5. Kulturelle Nähe
2.6. Resümee und Bildung der Forschungsfragen
2.7. Bestimmung journalistischer Qualität und Herleitung der Hypothesen

3. Angewandte Methodik
3.1. Empirisches Vorgehen
3.2. Fallauswahl
3.3. Entwicklung des Kategoriensystems
3.3.1. Pilotstudie nach Ferree et al. (2002)
3.3.2 Reliabilität

4. Ergebnisse
4.1. Aufbau der Berichterstattung generell
4.2. Quantität der Berichterstattung (H1)
4.3. Intensität der Berichterstattung (H2)
4.3.1. Wörterzahl
4.3.2. Einbindung von Multimedia-Content
4.3.3. Art der Autor/-innen
4.4. Vielfalt der Argumente
4.5. Dialogische Struktur
4.6. Vielfalt der Sprecher/-innen

5. Diskussion
5.1. Argentinien näher als gedacht?
5.2. Besonderheiten der kulturellen Nähe

6. Fazit und Ausblick

7. Einschränkungen und Ausblick

8. Literaturverzeichnis

9. Anhang.

Abstract

Der hohe Einfluss des Nachrichtenfaktors Nähe auf die Presseberichterstattung ist bislang durch quantitative Studien belegt, aber noch nicht im Hinblick auf journalistische Qualität geprüft worden. Die vorliegende Arbeit untersucht den Einfluss des Nachrichtenfaktors Nähe auf die Qualität in der westeuropäischen Auslandsberichterstattung. Es wurden zwei Ereignisse ausgewählt, die sich nur aufgrund ihrer Nähe zu Westeuropa unterscheiden – die Abtreibungsdebatten in Argentinien und Irland. Zunächst wurden fünf Gütekriterien für Qualität in der Auslandsberichterstattung definiert: Quantität, Intensität, Vielfalt der Argumente, dialogische Struktur und Vielfalt der Sprecher. Dann wurde eine qualitativ orientierte Inhaltsanalyse von 203 Artikeln von 16 Online-Nachrichtenmedien aus den fünf westeuropäischen Nationen Deutschland, Großbritannien, Spanien, Österreich und Schweiz durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass sich Nähe generell stark auf die Quantität und Intensität der westeuropäischen Auslandsberichterstattung auswirkt. Eine stark ausgeprägte kulturelle und sprachliche Nähe zwischen Ereignis- und Berichterstattungsland bedingt außerdem eine hohe Argumente- und Sprechervielfalt sowie dialogische Struktur. Mögliche weitere Forschungsansätze werden aufgezeigt.

The high impact of news factor „proximity“ on the general news coverage has already been proven by many quantitative studies, but still remains „unexplored“ regarding journalistic quality. This paper investigates the impact „proximity“ has on the journalistic quality of Western European foreign news coverage. Two events were selected that only differ from each other by their proximity to Western Europe: The political debates about the legalization of abortion in Ireland and Argentina. First, there were established five criteria of quality in foreign news coverage: Quality, intensity, diversity of arguments, dialogical structure and diversity of speakers. Then, 203 articles about the abortion debates which had been published by 16 online news media of Germany, United Kingdom, Spain, Austria, and Switzerland were investigated in a qualitative oriented content analysis. The results show that proximity has a high impact on quantity and intensity of Western European foreign news coverage. Especially if there is a strong cultural proximity between the country of incident and the reporting country also the diversity of arguments, dialogical structure and diversity of speakers turn out to be far more higher. Possible future implications for further research are discussed.

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Verteilung der Berichterstattung auf die einzelnen Länder und Medien (H1)

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Politische Ausrichtung der westeuropäischen Online-Nachrichtenmedien des Samples

Tabelle 2: Übersicht und Vorkommen der Argumente in der westeuropäischen Berichterstattung über beide Abtreibungsdebatten

Tabelle 3: Anzahl der veröffentlichten Artikel (H1)

Tabelle 4: Durchschnittliche Wörterzahl der veröffentlichten Artikel über die Abtreibungsdebatten (H2.1)

Tabelle 5: Verteilung des Multimedia-Content in der Berichterstattung über beide Abtreibungsdebatten (H2.2)

Tabelle 6: Art der Autoren der veröffentlichten Artikel über die Abtreibungsdebatten (H2.3)

Tabelle 7: Verteilung der generell vorkommenden Argumente (H3)

Tabelle 8: Verteilung der in beiden Abtreibungsdebatten gemeinsam codierten Argumente (H3)

Tabelle 9: Ausprägung der dialogischen Struktur (H4)

Tabelle 10: Verteilung der Sprecher in der westeuropäischen Berichterstattung über die Abtreibungsdebatten in Argentinien und Irland (H5)

Tabelle 11: Sonderfall kulturell Nähe I: Spanische Berichterstattung über argentinische Abtreibungsdebatte

Tabelle 12: Sonderfall kulturelle Nähe II: Englische Berichterstattung über irische Abtreibungsdebatte

1. Einleitung

Der stetig steigende technologische Fortschritt hat für den Journalismus weitreichende Konsequenzen. Durch Phänomene wie Digitalisierung und Globalisierung haben sich sowohl die Produktion, Distribution als auch Rezeption von Nachrichten in den vergangenen Jahrzehnten massiv gewandelt. Spätestens mit der flächendeckenden kommerziellen Ausbreitung des Internets ist es Menschen mittlerweile möglich, sich nahezu unabhängig von Ort und Zeit über Ereignisse rund um den Globus zu informieren. Aus Sicht des Nachrichtenjournalismus geht damit nun eine deutliche Senkung der Produktionskosten für Nachrichten aus dem Ausland einher bei gleichzeitiger – potenziell globaler – Steigerung der Reichweite (vgl. Neuberger, 2008; S. 23f.). Somit ist es für Nachrichtenmedien deutlich einfacher geworden, bei ihrer Auslandsberichterstattung regelmäßig über Ereignisse aus der sogenannten „Nachrichtenperipherie” (vgl. Kamps 1998; Rössler, 2003; Weber, 2008) zu berichten.

Nach wie vor existiert jedoch im internationalen News-Flow ein ausgeprägtes Nord-Süd-Gefälle, auf welches bereits ein von der UNESCO finanziertes Forschungsteam um den Iren Sean MacBride hingewiesen hatte (vgl. MacBride, 1980). Die von MacBride und seinem Team skizzierte „New World Information and Communication Order” ist heutzutage höchstens in Teilen Realität geworden. Daher bestehen erhebliche Zweifel daran, ob die internationale Nachrichtengebung zu einer Form der kultur- und länderübergreifenden Form der Kommunikation beitragen kann (Kamps, 1998, S. 278).

Die Grundfrage, welche Eigenschaften Ereignisse im Ausland haben müssen, um in der internationalen Berichterstattung von Journalist/-innen erwähnt zu werden, kann im Allgemeinen durch die Nachrichtenwerttheorie und im Speziellen unter anderem durch den Nachrichtenfaktor Nähe erklärt werden. Doch obwohl es eine Reihe von mehr oder weniger umfassenden Studien gibt, sind dennoch längst nicht alle den internationalen Nachrichtenfluss betreffenden Fragen befriedigend und eindeutig beantwortet. Dies erklärt auch, warum aktuell gerade in der internationalen Forschung zur Nachrichtenwerttheorie wieder ein steigendes Interesse zu beobachten ist (Maier, Retzbach, Glogger, & Stengel, 2018, S. 43).

Zudem bedarf die Forschung in diesem Bereich aufgrund ständiger Veränderungen der politischen Weltlage einer stetigen Aktualisierung (Scherer, Tiele, Haase, Hergenröder, & Schmid, 2006, S. 202). Diesbezüglich soll in dieser Studie nicht untersucht werden, welche Nachrichtenfaktoren unter welchen Umständen auf die internationale Nachrichtenberichterstattung Einfluss haben. Stattdessen soll der Fokus der Studie auf einem Nachrichtenfaktor – dem Nachrichtenfaktor Nähe – liegen und dessen speziellen Einfluss auf Qualität in der Auslandsberichterstattung. Dabei soll der Deterritorialisierung von kommunikativer Konnektivität (Hepp & Couldry, 2009, S. 13) Rechnung getragen werden und die Auslandsberichterstattung länderübergreifend betrachtet und am Beispiel von Westeuropa untersucht werden.

Bei der Auswahl der zu untersuchenden Medien greift diese Studie aus Gründen der Relevanz und der Forschungsökonomik auf Online-Nachrichtenmedien zurück. So haben durch das Aufkommen des Internets und die Verbreitung von Online-Nachrichten die formalen Präsentationsmerkmale des Journalismus an Relevanz verloren. Bei der Nachrichtenwerttheorie ist also noch Forschung nötig, um die Relevanz von Nachrichtenfaktoren im Online-Bereich sicher nachzuweisen (Maier et al., 2018, S. 95).

Bei der Auswahl des spezifischen Themas der Berichterstattung macht sich die Studie eine glückliche empirische Fügung zu Nutze. Es soll die Auslandsberichterstattung über die beiden Abtreibungsdebatten von Irland und Argentinien beschrieben werden. Wie im nächsten Kapitel erläutert, waren dies zwei politische Ereignisse, die sich thematisch, zeitlich und vom soziokulturellen Kontext her stark ähnlich sind und scheinbar nur durch die Nähe zu Westeuropa und dem Ausgang der Debatte unterscheiden. Dass mit der Abtreibungsdebatte in Argentinien ein Ereignis in Lateinamerika untersucht wird, obwohl der lateinamerikanische Kontinent bislang als „ non-hotspot in international media studies” (McMillin, 2007, S. 185) gilt, erhöht die Relevanz dieser Studie zusätzlich.

Durch die Fall- und Themenauswahl wird der Nachrichtenfaktor Nähe auf natürliche Weise isoliert. Es ist daher davon auszugehen, dass Nähe in der Studie den größten Beitrag des Nachrichtenwerts liefert und dadurch eine unterschiedlich ausgeprägte Qualität in der westeuropäischen Berichterstattung über die beiden Abtreibungsdebatten in Irland und Argentinien bedingt. Ferner könnte die Untersuchung erste Aufschlüsse liefern, ob mit den stark verbesserten kommunikativen Möglichkeiten heutzutage der von Westerståhl und Johannsson (1994) prognostizierte Effekt von geographischer Distanz vermindert werden könnte (S. 73).

Die beiden Forschungsfragen lauten diesbezüglich:

F1: Wie ist die Berichterstattung westeuropäischer Online-Nachrichtenmedien über die Abtreibungsdebatten in Irland und in Argentinien aufgebaut?

F2: Welchen Einfluss hat der Nachrichtenfaktor Nähe auf die Qualität in der westeuropäischen Berichterstattung?

Im Hinblick auf diese Fragen sollen zunächst die beiden Abtreibungsdebatten in Irland und Argentinien kurz zusammengefasst werden, um entsprechendes Hintergrundwissen zu erhalten. Danach sollen kurz die wichtigsten theoretischen Ansätze zur Auslandsberichterstattung und der Nachrichtengeographie wiedergegeben werden. Anschließend wird der Forschungsstand der Nachrichtenwerttheorie repliziert und der Nachrichtenfaktor Nähe in seinen verschiedenen Subdimensionen erklärt. Aus dem Resümee der Ausführungen zu Auslandsberichterstattung, Nachrichtengeogprahie, Nachrichtenwert und Nachrichtenfaktoren werden schließlich die Forschungsfragen hergeleitet. Zum Abschluss des theoretischen Teils dieser Arbeit werden fünf Gütekriterien der Auslandsberichterstattung für diese Studie definiert und entsprechend in fünf Hypothesen übersetzt (Kapitel 2).

Im empirischen Teil dieser Arbeit werden die fünf Hypothesen anhand einer qualitativ orientierten Inhaltsanalyse nach Mayring (2010) überprüft und umfangreich ausgewertet. Insgesamt wird die Auslandsberichterstattung Westeuropas anhand von 203 Artikeln von 16 Qualitäts-Online-Nachrichtenmedien aus fünf verschiedenen Ländern untersucht (Kapitel 3). Die Ergebnisse werden anschließend dargestellt (Kapitel 4) und mit besonderem Fokus auf den Einfluss der kulturellen Nähe diskutiert (Kapitel 5). Die Arbeit schließt mit einem Fazit, der Skizzierung weiterer empirischer Ansätze sowie den Einschränkungen, denen diese Studie unterliegt, ab (Kapitel 6 und 7).

2. Theoretischer Hintergrund

Im folgenden Abschnitt soll zunächst der Verlauf der beiden Abtreibungsdebatten in Argentinien und Irland skizziert werden. Anschließend wird kurz auf Auslandsberichterstattung und Nachrichtengeographie eingegangen. Ausgehend von Ausführungen zur Nachrichtenwerttheorie und dem Nachrichtenfaktor Nähe in seinen verschiedenen Ausprägungen werden die Forschungsfragen gebildet. Zum Abschluss werden Gütekriterien journalistischer Qualität im Hinblick auf die Auslandsberichterstattung für diese Studie definiert und die Hypothesen gebildet.

2.1. Die Debatten zur Legalisierung von Abtreibung in Argentinien und Irland

2018 war ein bewegtes Jahr für Argentinien. Bereits zum dritten Mal in diesem Jahrtausend schlitterte das südamerikanische Land in eine schwere Wirtschaftskrise. In Buenos Aires war das Land Gastgeber des G20-Gipfels und das Rückspiel im Finale der Copa Libertadores, dem wichtigsten Wettbewerb im südamerikanischen Vereinsfußball, zwischen den beiden erbitterten Rivalen aus der Hauptstadt, Boca Juniors und River Plate, musste nach Angriffen auf den Boca-Mannschaftsbus letztlich nach Madrid verlegt werden.

Ein weiteres Ereignis, welches die Argentinier/-innen in der ersten Jahreshälfte 2018 in Atem hielt, war die Debatte um die Einführung eines neuen Gesetzes zur Legalisierung von Abtreibung. Das Gesetz sollte das Recht auf Abtreibung anerkennen und Frauen die Möglichkeit geben, ihre Schwangerschaft bis zur 14. Woche abbrechen zu können. Die Eingriffe sollten von staatlichen oder privaten Kliniken durchgeführt werden und kostenlos sein. Am 14.06.2018 votierte im argentinischen Parlament nach einer 23-stündigen Debatte mit 129 zu 125 Stimmen eine knappe Mehrheit erstmalig für einen entsprechenden Gesetzesentwurf. Die Ausarbeitung eines Gesetzesentwurfs im Parlament war zuvor sechs Mal in Folge aufgrund von fehlendem politischen Willen gescheitert (Anliker, 12.06.2018). Eine finale Abstimmung über den Gesetzesentwurf folgte schließlich am 09.08.2018 im argentinischen Senat. Der Senat, der durch den höheren Einfluss der Provinzen traditionell konservativer ausgerichtet ist als das Parlament, lehnte den Gesetzesentwurf schließlich mit 38 zu 31 Stimmen ab. Die Abstimmung erfolgte unabhängig von der Parteizugehörigkeit.

Verschiedene Personalien spielten im politischen Entscheidungsprozess eine Schlüsselrolle: Das konservative Staatsoberhaupt Mauricio Macri hatte signalisiert, dass er bei einer Zustimmung des Senats kein Veto eingelegt hätte, obwohl er persönlich gegen die Legalisierung von Abtreibungen ist. Kritiker/-innen meinten jedoch, er nutze das Thema der Abtreibung, um von anderen politischen Problemen des Landes (v.a. Wirtschaftskrise) abzulenken. Gesundheitsminister Adolfo Rubinstein war einer der Befürworter der Legalisierung von Abtreibung. Die Senatorin Cristina Fernández de Kirchner, die von 2007 bis 2015 selbst Präsidentin des Landes war, stimmte ebenfalls für die Legalisierung der Abtreibung, brüstete sich gar als Feministin. Unter ihrer Ägide als Präsidentin war es jedoch nie zu einer Debatte im Parlament bezüglich des Abtreibungsgesetzes gekommen (de Carlos, 09.08.2018).

Durch das Votum des Senats verbleibt Argentinien bei der Gesetzeslage von 1921, welche eine legale Abtreibung nur in wenigen Ausnahmefällen und nur mit entsprechendem Gerichtsbeschluss gestattet: Wenn die Schwangerschaft der Frau durch eine Vergewaltigung zustande kam oder wenn Gefahr für Leib und Leben der Mutter besteht (Luna, 2016, S. 9). Denjenigen Frauen, auf die diese Ausnahmen nicht zutreffen und die dennoch eine Abtreibung vollziehen, droht laut argentinischem Strafgesetzbuch eine Gefängnisstrafe von ein bis vier Jahren (Centenera, 05.08.2018, Sampathkumar, 09.08.2018).

Nach Schätzungen des argentinischen Gesundheitsministeriums und von Amnesty International treiben trotz des Verbots jährlich zwischen 350.000 und 400.000 Argentinierinnen illegal ab. Wohlhabende Frauen greifen dabei auf illegal importierte Medikamente zurück oder lassen den Eingriff im Ausland (z.B. Uruguay, wo Abtreibung bereits legalisiert ist) durchführen. Frauen, die nicht das entsprechende Geld aufbringen können, nutzen klandestine Methoden, um die Abtreibung vorzunehmen. Nicht selten gerät dabei das Leben der Mutter oder des Kindes in Gefahr. So sind Komplikationen nach Abtreibungen die häufigste Ursache von Müttersterblichkeit in Argentinien. In den letzten 25 Jahren sind mehr als 3.000 argentinische Frauen durch illegale Abtreibungen gestorben (Goñi, 08.08.2018).

Die Debatte um die Legalisierung von Abtreibung hatte die argentinische Nation tief gespalten. Hunderttausende waren während den Abstimmungen im Parlament und dem Senat auf die Straßen gegangen und demonstrierten entweder für oder gegen die Legalisierung von Abtreibung. Eine (gar in weiten Teilen Südamerikas) immer stärker werdende feministische Bewegung sowie junge Erwachsene und Studierende aus den kosmopolitischen Ballungszentren (vor allem Buenos Aires, aber auch Córdoba, Rosario oder Mendoza) waren die Haupttreiber der Pro-Bewegung. Die katholische und evangelikale Kirche, die vor allem in den armen nördlichen Provinzen des Landes, wie Salta, Jujuy oder Corrientes, noch sehr hohen Einfluss hat, stand einer Legalisierung der Abtreibung am stärksten entgegen. Hinzu kommt, dass Papst Franziskus Argentinier ist, sich ebenfalls vehement gegen die Legalisierung einsetzte und nicht unerheblichen Einfluss auf einige Senator/-innen ausgeübt hatte. Unter anderem verglich der Pontifex die Abtreibung mit Nazi-Praktiken zur Zerstörung unwerten Lebens (Marti, 09.08.2018; Schamis, 11.08.2018).

Im Gegensatz zur Abtreibungsdebatte in Argentinien nahm die katholische Kirche bei der Abtreibungsdebatte in Irland eine eher zurückhaltende Rolle ein. Dies lag an einer ganzen Reihe von (Missbrauchs-)Skandalen in Schulen oder Mädchenheimen, die in den vergangenen Jahren publik gemacht wurden und dem Image der Kirche erheblichen Schaden zugefügt hatten (Buchsteiner, 26.05.2018). Dennoch ist das Land weiterhin stark katholisch geprägt und hatte eines der strengsten Abtreibungsgesetze der Welt. Die erst im Jahr 1983 eingeführte, achte Verfassungsänderung Irlands („ Eigth Amendment”, im Volksmund „ The Eigth” genannt) verbot es Frauen, sogar nach Vergewaltigung, Inzest, oder bei schwerer Missbildung des Fötus abzutreiben. Illegale Abtreibung wurde mit bis zu 14 Jahren Gefängnis für die Frau und Ärzt/-innen bestraft (Maan, 23.05.2018).

Der Todesfall der indisch-stämmigen Zahnärztin Savita Halappanavar vom Jahr 2012 hatte hohe Wellen geschlagen: Eine Infektion der Plazenta und eine Sepsis führten bei ihr zu einer Fehlgeburt. Da aber das Herz des Babys noch schlug, griffen die behandelnden Ärzt/-innen mit dem Hinweis auf die bestehende Rechtslage („Wir leben hier in einem katholischen Land”) nicht ein. Savita starb wenig später an einer Blutvergiftung. Der Tod Savitas zog landesweite Proteste nach sich (Sherwood, 26.05.2018a). Menschenrechtsorganisationen wie beispielsweise Amnesty International oder der UN-Menschenrechtsausschuss übten Druck auf die irische Regierung hinsichtlich der Ausarbeitung eines neuen Gesetzes aus (Sherwood & O´Carroll, 27.05.2018).

Über das neue Gesetz und die Abschaffung des Eigth Amendment wurde in einem landesweiten Referendum am 25.05.2018 abgestimmt. Irlands Premierminister Leo Varadkar sowie Gesundheitsminister Simon Harris waren wie die meisten Politiker/-innen klare Befürworter des neuen Gesetzes. 64,1 Prozent der irischen Bevölkerung hatten abgestimmt, Dies war die dritthöchste Wahlbeteiligung aller Zeiten in einem irischen Volksentscheid. 66,4 Prozent der Wähler/-innen stimmten für YES, also die Aufhebung der achten Verfassungsänderung und der Einführung einer neuen Regelung zur Abtreibung, die der Gesetzeslage in weiten Teilen Westeuropas angepasst ist: Frauen können ohne Restriktionen bis zur zwölften Schwangerschaftswoche eine Abtreibung vornehmen. Bescheinigen zwei Ärzt/-innen, dass das Leben der Frau in Gefahr sein könnte, kann bis zur 24. Woche der Schwangerschaft abgetrieben werden. Bei abnormen Missbildungen des Fötus kann sogar nach der 24. Woche noch abgetrieben werden (Sherwood, 26.05.2018b).

Das neue Abtreibungsgesetz trat planmäßig am 1. Januar 2019 in Kraft. Am ersten Werktag des neuen Jahres ließen 20 irische Frauen die ersten legalen Abtreibungen in ihrem Heimatland vornehmen, begleitet von vereinzelten Protesten. Die Kosten von etwa 400 Euro pro Abtreibung trägt der irische Staat (Carroll, 04.01.2019).

2.2. Auslandsberichterstattung

Die Auslandsberichterstattung umfasst jedes System der journalistischen Nachrichtenübermittlung, in dem Informationen und Nachrichten staatliche Grenzen überschreiten. Somit ist Auslandsberichterstattung ein massenmedial erzeugtes und vermitteltes Bild des Auslands (Hafez, 2002, S. 24). Ohne die Auslandsberichterstattung wäre das gemeinsam geteilte Wissen in einer immer stärker interaktiv auf wirtschaftlicher oder politischer Ebene verflochtenen Gesellschaft nicht möglich (Giddens, 1997, S. 100ff.; Weber, 2008, S. 392). Es gilt als eine der vornehmsten Aufgaben des Journalismus, die Öffentlichkeit über das Geschehen in der Welt aufzuklären und so ein Verständnis für andere Völker und Nationen hervorzurufen (von Pape, Quandt, Scharkow, & Vogelgesang, 2012, S. 160).

Durch ihre Berichterstattung verantworten Medien einen erheblichen Teil jener Vorstellungen, die sich nicht durch persönliches Erleben überprüfen lassen. Je weiter sich das Geschehen von unserer echten Erfahrungswelt entfernt abspielt, desto mehr sind wir auf Medien angewiesen (Kamps, 1998, S. 275). Das Bild von der Welt, welches in den Medien der einzelnen Nationen präsentiert wird, ist jedoch in dem Sinne verzerrt, dass Menschen, Länder und Ereignisse oftmals ungleichmäßig dargestellt werden (Wu, 1998, S. 110). Die Präsenz eines Landes in der Auslandsberichterstattung wirkt sich außerdem wesentlich auf die Einschätzung nach der jeweiligen Wichtigkeit und dem Image des Landes auf internationaler Ebene aus (Weber, 2008, S. 392). Somit kann man Auslandsberichterstattung als wichtige Determinante außenpolitischer Entscheidungen, diplomatischer Beziehungen und Außenpolitik allgemein ansehen (vgl. Brettschneider, 1998; Gilboa, 2000, 2002; Hafez, 2002, S. 108ff.).

Der Forschungsansatz, der Auslandsberichterstattung mit einem geopolitisch-hierarchischem Element verbindet, ist als Nachrichtengeographie bekannt und soll im folgenden Abschnitt skizziert werden.

2.3. Nachrichtengeographie

Eine populäre Studie zur Nachrichtengeographie ist die von Kamps (1998). In Bezug auf Fernsehnachrichten stellte er ein Modell auf, welches Nachrichtengeographie in vier verschiedene Dimensionen klassifiziert, in die sich Länder einordnen lassen. Die erste Dimension sind die sogenannten Nachrichtenzentren. Länder aus Nachrichtenzentren sind konstant Gegenstand der Berichterstattung. Es wird mit einer hohen Themenrelevanz und -varianz über sie berichtet. Beispiele für Nachrichtenzentren aus deutscher Sicht sind Nationen wie die USA oder Frankreich.

Zweite Dimension sind die sogenannten Nachrichtennachbarn. Diese sind Länder, die mit einiger Permanenz in die Berichterstattung eingebunden werden. Beispiele für Länder aus dieser Dimension sind Japan oder Italien. Außerdem wird mit thematischer Varianz über sie berichtet. Dies kann man von der dritten Dimension – den thematischen Nachrichtennachbarn – nicht behaupten. Diese werden nur mit geringer Themenvarianz in die Berichterstattung einbezogen und es wird nur bei besonderen Themen oder Ereignissen über sie berichtet. Beispiele für thematische Nachrichtennachbarn aus deutscher Sicht sind Australien, Spanien oder als aktuelles Beispiel der Bürgerkrieg in Syrien.

Länder, die für den Journalismus nur punktuell von Interesse sind und bei denen keinerlei Permanenz oder thematische Varianz in der Berichterstattung zu erkennen sind, befinden sich in der vierten Dimension. Diese wird „Nachrichtenperipherie” genannt (Kamps, 1998, S. 291; Weber, 2008, S. 392).

2.4. Nachrichtenwerttheorie

Neben der Forschung zu Gatekeepern und der institutionellen Forschung bildet die Nachrichtenwerttheorie die dritte Forschungstradition im Hinblick auf Auslandsberichterstattung. Nachrichtenwerttheorie wird gleichzeitig auch als Verknüpfung der beiden erstgenannten Ansätze angesehen. (Scherer et al., 2006, S. 202).

Die Nachrichtenwerttheorie geht von der Ausgangsfrage aus: Wie werden Ereignisse zu Nachrichten? Und anhand welcher Kriterien entscheiden Journalist/-innen und Gatekeeper, über welche Ereignisse in welchem Ausmaß berichtet wird (vgl. u.a. Galtung & Ruge, 1965; Maier et al., 2018)?

Der Nachrichtenwert eines Ereignisses setzt sich aus der Summe und Intensität der auf das Ereignis zutreffenden Nachrichtenfaktoren zusammen. Nachrichtenfaktoren sind Teil der journalistischen Selektionskriterien und bekommen erst durch diese einen Nachrichtenwert verliehen. Alleine haben Nachrichtenfaktoren keinerlei Nachrichtenwert. Je mehr und intensiver Nachrichtenfaktoren bei einem Ereignis zutreffen, desto wahrscheinlicher ist es, dass dieses Ereignis von Journalist/-innen für eine Nachricht ausgewählt, prominenter platziert und in erhöhtem Umfang über dieses Ereignis berichtet wird. Die journalistischen Selektionskriterien einer oder mehrerer an der Nachrichtenproduktion beteiligter Gatekeeper beziehen dabei auch die Perspektive der Rezipienten mit ein. Die Perspektive der Journalist/-innen und die des Publikums weichen nur marginal voneinander ab. (vgl. u.a. Eilders, 2006; Fretwurst, 2008; Kepplinger, 1998, 2008; Kepplinger & Bastian, 2000; Kepplinger & Ehmig, 2006; Schulz, 1976; Staab, 1990a, 1990b).

Im Hinblick auf die Auslandsberichterstattung äußerte bereits Schulz (1976) folgende Grundproblematik:

Von über 99 Prozent des Geschehens auf dem Erdball erfährt der Leser nichts, weil es nicht zur Kenntnis der Presse gelangt. Von dem, was der Presse bekannt wird, gelangen wiederum 99 Prozent nie vor die Augen des Lesers, weil sie als zu unbedeutend, zu fragmentarisch, etc. aussortiert werden (S. 7).

Ob in der globalisierten und digitalisierten Welt des 21. Jahrhunderts diese Aussage noch wirklich auf den symbolischen Wert der 99 Prozent des Geschehens zutrifft, darf zumindest angezweifelt werden, soll jedoch nicht Gegenstand einer längeren Diskussion sein. Der wesentliche Kern der Aussage zielt auf Folgendes ab: Ereignisse müssen, um zu medial vermittelten Nachrichten werden zu können, Faktoren aufweisen, die die Ereignisse in gewisser Weise interessanter, beachtenswerter und vor allem berichtenswerter machen. Diese Faktoren werden als „Nachrichtenfaktoren” bezeichnet. Sie können die Journalist/-innen in ihrer Funktion als Gatekeeper in ihrem Selektionsprozess bei der Nachrichtenauswahl beeinflussen.

Doch welche (Nachrichten-)faktoren muss eine Nachricht aufweisen, um selektiert und medial vermittelt zu werden (Hafez, 2002, S. 67)? Mit dieser Frage haben sich in den vergangenen Jahrzehnten viele Forscher, aber auch politische Organisationen (u.a. UNESCO) beschäftigt. Somit gibt es einen relativ breit gefächerten Fundus an Studien zur sogenannten Nachrichtenwerttheorie, deren Meilensteine in der Forschung ich nun zusammenfassen werde.

Eine erste Darstellung des Grundkonzeptes zur Nachrichtenwerttheorie findet sich bei Walter Lippmann (1922). Lippmann warf als Erster die Frage nach den Kriterien für die Selektion von Ereignissen auf und erwähnte erstmals den Begriff news value. Unter Nachrichtenwert versteht Lippmann die Publikationswürdigkeit von Ereignissen, die aus dem Vorhandensein und der Kombination von insgesamt zehn Ereignisaspekten resultiert (Lippmann, 1922, S. 230). Lippmanns Argumentation lautete: Je mehr ein Ereignis diese Kriterien erfüllt, desto größer ist sein Nachrichtenwert und damit seine Chance, dass die Medien darüber berichten.

Die europäische Forschungstradition zur Nachrichtenwerttheorie begründeten im Jahr 1965 drei skandinavische Forscher/-innen, die am International Peace Research Institute in Oslo (PRIO) tätig waren: Johan Galtung, der das PRIO im Jahr 1959 gegründet hatte, Mari Holmboe Ruge sowie Einar Östgaard. Sie erklärten die Nachrichtenauswahl anhand von ereignisimmanenten Nachrichtenfaktoren und unterschieden zwischen Merkmalen des Ereignisses sowie Merkmalen von Ländern, die zu einer Berichterstattung führen können.

Ausgangspunkt der Theorie von Östgaard war der aus seiner Sicht nicht gewährleistete free flow of news. Östgaard integrierte verschiedene Nachrichtenfaktoren in ein komplexes, theoretisches Konzept. Außerdem diskutierte Östgaard drei Typen von Nachrichtenfaktoren, die aus seiner Sicht Ereignisse berichtenswert (newsworthy), interessant (interesting) oder – etwas abstrakt übersetzt – „schmackhaft” (palatable) erscheinen lassen (Östgaard, 1965, S. 40). Diese Nachrichtenfaktoren lassen sich unter den Kategorien Simplifizierung (die Leser müssen die Nachrichten verstehen können), Identifizierung (Nachrichten sollen die Aufmerksamkeit der Leser auf sich ziehen) und Sensationalismus (Nachrichten müssen aufregend sein und den Leser in ihren Bann ziehen) zusammenfassen. Erfüllen Nachrichten diese drei Kategorien, können sie die sogenannte Nachrichtenbarriere (news barrier) passieren (Maier et al., 2018, S. 35; Östgaard, 1965, S. 45; Schneider, 2014, S. 99; Staab, 1990a, S. 55).

Galtung und Ruge differenzierten und systematisierten das Konzept der Nachrichtenfaktoren noch weiter aus und gingen damit wesentlich über den Ansatz von Östgaard hinaus. Sie untermauerten dies mit wahrnehmungspsychologischen Erkenntnissen und unterschieden insgesamt zwölf Nachrichtenfaktoren. Acht davon waren kulturabhängig und vier galten als charakteristisch für die Nachrichtenselektion westlicher Industrienationen (Maier et al., 2018, S. 37). Je mehr Ereignisse diese zwölf Nachrichtenfaktoren erfüllten, desto wahrscheinlicher würden sie für Nachrichten ausgewählt werden (Galtung & Ruge, 1965, S. 70). Für die Autor/-innen mussten Auslandsnachrichten noch eine erhöhte Intensität der Nachrichtenfaktoren aufweisen, da ihre Produktion häufig auf Agenturen zurückgeht und daher Selektionsschritte von mehreren Gatekeepern notwendig sind (vgl. von Pape et al., 2012).

Ferner stellten sie fünf Hypothesen zu Nachrichtenfaktoren auf: Als erstes stand die Selektions-Hypothese, die besagte, dass sich die Nachrichtenselektion an den zwölf Nachrichtenfaktoren orientiere. Je mehr Faktoren erfüllt werden, desto höher seien auch die Publikationschancen. Die Verzerrungs-Hypothese weist auf die Akzentuierung von gewissen Aspekten hin, die das Ereignis publikationswürdig machen. Auf diese Weise entstehe eine auf Stereotypen hin verzerrte Berichterstattung. Die Wiederholungs-Hypothese betont, dass sich die Verzerrungs-Mechanismen auf allen Ebenen des Nachrichtenflusses abspielen, wonach durch diese Wiederholung der Effekt zusätzlich verstärkt werde. Ähnlich der Selektions-Hypothese behauptet die Additivitäts-Hypothese, dass Massenmedien eher über ein Ereignis berichten, wenn möglichst viele Nachrichtenfaktoren auf ein Ereignis zutreffen. Hier schließt auch die Komplementaritäts-Hypothese an: Das Fehlen eines Nachrichtenfaktors könne durch einen anderen Faktor kompensiert werden. (Fretwurst, 2008, S.10; Galtung & Ruge, 1965; Staab, 1990a, S. 62).

Additivitäts-Hypothese und Komplementaritäts-Hypothese konnten von Sande (1971) bestätigt werden. Außerdem kann Sande einen Index für mehrere denkbare Kombinationen von Nachrichtenfaktoren aufstellen. Anhand verschiedener Variablen leitet Sande schließlich für jedes Ereignis den Wert seiner Bedeutung auf einer neunstufigen Skala ab.

Ferner lieferte Peterson (1979) in einer quasi-experimentellen Befragung von Journalist/-innen die Bestätigung der Komplementaritäts-Hypothese.

Sowohl die Additivitäts- als auch die Komplementaritäts-Hypothese werden auch heute noch angenommen. Ferner wurde die Exklusions-Hypothese aufgestellt. Diese besagt, dass über das Ereignis nicht berichtet wird, wenn zu viele Nachrichtenfaktoren fehlen (Fretwurst, 2008, S. 10).

Die von Galtung und Ruge aufgestellten Hypothesen sowie die zentralen Befunde der Studie wurden jedoch unter anderem von Schulz (1976) teilweise scharf kritisiert. Schulz strich vor allem heraus, dass Nachrichtenfaktoren kein Konzept seien, dass die Nachrichtenauswahl der Massenmedien auf der Grundlage objektiver Kriterien erkläre, sondern als Bezugssystem für subjektive Selektionsentscheidungen zu betrachten seien. Somit wäre die Nachrichtenauswahl nicht mehr eine Folge der Nachrichtenfaktoren, sondern die Nachrichtenfaktoren eine Folge von Publikationsentscheidungen, die durch andere Faktoren determiniert werden würden (vgl. Staab, 1990a, S. 64ff.). Dennoch konnte Schulz die Verzerrungshypothese von Galtung und Ruge (1965) bestätigen (Maier et al., 2018, S. 80; Schulz, 1976, S. 99).

Schulz (1976) überarbeitete den Nachrichtenfaktor-Katalog von Galtung und Ruge (1965) grundlegend, um den Zusammenhang zwischen Nachrichtenwert und Nachrichtenfaktoren einer empirischen Prüfung unterziehen zu können und erweiterte die Anzahl der Nachrichtenfaktoren auf 19. Außerdem sah Schulz Nachrichtenfaktoren nicht mehr als Merkmale von Ereignissen an, sondern als journalistische Hypothesen und Interpretation von Realität. Je mehr eine Meldung dem entspräche, was Journalist/-innen für berichtenswerte Eigenschaften der Realität halten, desto größer sei auch ihr Nachrichtenwert. Indikatoren hierfür waren für Schulz zum einen die bloßen Selektionsentscheidungen von Massenmedien, zum anderen aber auch Umfang, Aufmachung und Platzierung der für eine Nachricht selektierten Ereignisse. Schulz zeigte ferner auf, dass die Nachrichtenfaktoren die internationale Berichterstattung besser erklären als die innerdeutsche (Maier et al., 2018, S. 41; Schulz, 1976, S. 13ff.).

Aus der theoretischen Idee von Galtung und Ruge hatte Schulz somit eine prüfbare Theorie gemacht. Diese wurde zu einem Standard-Instrument der Nachrichtenforschung und bildete die Grundlage für eine sehr hohe Zahl an empirischen Analysen in der Folgezeit (Kepplinger, 1998, S. 19ff.; Maier et al., 2018, S. 41).

Das steigende Forschungsinteresse an der Nachrichtenwerttheorie rief auch 1980 die UNESCO auf den Plan. Nach immer lauter werdenden Rufen einer sogenannten „ New World Information and Communication Order” gab die UNESCO schließlich eine großangelegte, interkontinental vergleichende Studie in Auftrag, die ein Forscherteam um den Iren Sean MacBride durchführte (vgl. MacBride, 1980). Die wesentliche Erkenntnis – es besteht ein starkes Nord-Süd-Gefälle im international news flow – generierte eine nochmals erhöhte Steigerung der Forschung zur Nachrichtenwerttheorie.

Einen weiteren Meilenstein in der Forschung zur Nachrichtenwerttheorie setzte Staab im Jahre 1990 durch das Aufstellen des sogenannten „Finalmodells der Nachrichtenauswahl”. In diesem Modell, das 22 Nachrichtenfaktoren beinhaltet, werden Nachrichtenfaktoren nicht mehr als Kriterium, sondern als Folge von journalistischer Selektion angesehen. (vgl. Maier et al., 2018, S. 41; Staab, 1990a). Staabs Ergebnisse sprachen dafür, dass einzelne Nachrichtenfaktoren kaum einen Einfluss auf Umfang und Platzierung einer Nachricht haben (Staab, 1990a, S. 211).

Auch Kepplinger (1998) bemerkte, dass diese Erkenntnisse keine präzisen Aussagen über die Nachrichtenselektion treffen können. Nachrichtenfaktoren allein könnten nicht erklären, wieso es hinreichend viele Meldungen oder Nachrichten zu einem Ereignis gäbe. Dies hatten Wilke und Rosenberger (1991) oder Kolmer (2000) mithilfe von Input-Output-Analysen nachgewiesen. Dennoch seien Nachrichtenfaktoren generell eine conditio sine qua non für positive Selektionsentscheidungen (Kepplinger, 1998, S. 22).

Westerståhl und Johansson konnten zumindest einen regen Beitrag zur Diskussion liefern, ob sich die Selektionskriterien und einflussreichen Nachrichtenfaktoren nicht im Laufe der Zeit verändern. Bislang war diese Diskussion noch nicht aufgeflammt und die Nachrichtenwerttheorie war als „perfektes Ideal einer sozialwissenschaftlichen Theorie” (Kepplinger, 1998, S. 23) angesehen worden, wonach die Nachrichtenwerttheorie ein an sich komplexes Geschehen unabhängig von Raum und Zeit erklären könne (vgl. Westerståhl & Johansson, 1994).

Eilders (1997) griff den Ansatz auf, wonach Nachrichtenfaktoren auch in der Rezeption bedeutsam sind und kam in ihrer Studie zu dem Ergebnis, dass sich die journalistischen Selektionskriterien und die Rezeptionskriterien des Publikums ähnlich sind. Ferner seien Nachrichtenfaktoren nicht objektiv gegeben, sondern ergeben sich erst aus der Interaktion von Ereignismerkmalen und kognitiven Prozessen (Eilders, 1997, S. 16).

Hagen, Berens, Zeh und Leidner (1998) untersuchten in einer groß angelegten, international vergleichenden Studie die Nachrichtenwerttheorie speziell am Phänomen der Auslandsberichterstattung. Merkmale von Ländern seien als spezifische Selektionsdeterminanten von Auslandsberichterstattung anzusehen (Hagen et al., 1998, S. 59ff.). Ferner stellten die Autor/-innen fest, dass der Anteil an Beiträgen zu einem Land in erheblichem Ausmaß durch nur vier Nachrichtenfaktoren erklärt wird. Der beste Prädiktor für Berichterstattung sei unabhängig von der berichterstattenden Nation der (Macht-)Status des Ereignislandes. Die drei weiteren einflussreichen Faktoren seien das relative Handelsvolumen, die gemeinsame Amtssprache sowie die Ähnlichkeit des sozioökonomischen Status (Hagen et al, 1998, S. 69). Diese vier Faktoren lassen sich auch unter den Nachrichtenfaktor „Nähe” (vgl. 2.5.) subsumieren.

Neben der oben genannten Kritik an den Erkenntnissen zur Nachrichtenselektion stellte Kepplinger (1998) sein sogenanntes „Zwei-Komponenten-Modell” auf. Dieses besagt, dass alle Selektionstheorien sowohl die Kriterien der Selektion als auch die Merkmale der zu selegierenden Objekte umfassen (S. 20). Merkmale der journalistischen Selektionskriterien sind notwendigerweise auch die Nachrichtenfaktoren. Erst die Selektionskriterien der Journalist/-innen verleihen den Nachrichtenfaktoren ihren Nachrichtenwert. Umgekehrt besitzen die Nachrichtenfaktoren allein überhaupt keinen Nachrichtenwert. Diese Selektionskriterien und das individuelle Urteilsvermögen über die Relevanz von Nachrichtenfaktoren eignen sich Journalist/-innen unter anderem in Journalistenschulen, durch Volontariate sowie langjährige Redaktions-Routinen oder aufgrund wirtschaftlicher Rahmenbedingungen von Medienhäusern an. Daher können Nachrichtenfaktoren für verschiedene Journalist/-innen von verschiedenen Media-Outlets einen unterschiedlichen Nachrichtenwert besitzen (Kepplinger & Ehmig, 2006, S. 27ff.).

Kepplinger und Bastian (2000) explizierten analog Staab (1990a), dass die Nachrichtenwerttheorie drei Sachverhalte erklären und auch prognostizieren soll: Auswahl, Platzierung und Umfang von Nachrichten. Je größer die Summe der Nachrichtenwerte der Nachrichtenfaktoren, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Meldung publiziert wird, desto prominenter wird sie platziert und desto umfangreicher wird sie aufgemacht.

Bereits bekannte Nachrichtenfaktoren bedingen Auswahl, Umfang und Platzierung der Nachricht vor deren Produktion. Das Analysieren einer publizierten Nachricht wiederum lässt Rückschlüsse auf den Nachrichtenwert zu (Kepplinger & Bastian, 2000, S. 462).

Eilders (2006) hielt fest, dass Nachrichtenfaktoren nicht nur die Journalist/-innen in ihrer Selektion beeinflussen, sondern auch die Rezipient/-innen, wenn sie das fertige Produkt rezipieren. Dies führte sie auf Erkenntnisse aus der Wahrnehmungspsychologie zurück (S. 9ff.).

Kepplinger und Ehmig (2006) untersuchten in ihrer Studie, ob die Wahrscheinlichkeit der Veröffentlichung von Nachrichten von deren Notwendigkeit (necessity) abhängt. Sie kamen auf drei zentrale Ergebnisse in ihrer Studie: Mit erhöhter Intensität der Nachrichtenfaktoren erhöht sich der Nachrichtenwert von n ews s tories. Dies wird durch höhere Einstufung der Wichtigkeit, die Nachrichten aufweisen, indiziert. News stories haben einen höheren Nachrichtenwert, wenn sie von nationalen Zeitungen publiziert werden, als wenn sie von einer Boulevardzeitung stammen. Nur wenn die Intensität des Nachrichtenfaktors hoch ist, differieren die Nachrichtenwerte signifikant voneinander und werden unterschiedlich von verschiedenen Media-Outlets behandelt. Wenn die Intensität eines Nachrichtenfaktors gering ist, wird die Nachricht aufgrund des einen Faktors nie veröffentlicht, sondern nur, wenn andere Gründe zutreffen. Wenn die Intensität des Nachrichtenfaktors hoch ist, werden alle Medien die Nachricht aufgrund mindestens dieses einen Nachrichtenfaktors veröffentlichen. Platz und Raum (place and space) variieren jedoch je nach Art der Zeitung (Kepplinger & Ehmig, 2006, S. 32).

Ähnlich wie Eilders (2006) argumentierte Fretwurst (2008), dass auf dem Feld der politischen Kommunikation die Zusammenhänge zwischen den journalistischen Auswahlentscheidungen und den Selektionsvorgängen bei den Zuschauern nur geringfügig voneinander abweichen. In beiden Fällen seien es die kontrovers diskutierten Themen der Zeit, die bestimmen, was Journalist/-innen und Rezipient/-innen für wichtig erachten (S. 231). Nachrichtenfaktoren seien sozial und kulturell bedingte Konventionen, die letztlich vom Publikum ausgehen (S. 2).

Auch von Pape (2012) und Kollegen schlugen in die gleiche forschungstechnische Kerbe wie zahlreiche Forscher/-innen seit der Jahrtausendwende: Der Nachrichtenwert sei nicht hauptsächlich von Gatekeepern, sondern von Rezipient/-innen abhängig.

Grundlegend bezeichnen wir als Nachrichtenwert die Einschätzung, dass eine Nachricht für einen Mediennutzer eine relevante Information darstellt. Diese Einschätzung wird in unterschiedlichen Phasen des Vermittlungsprozesses von Nachrichten durch unterschiedliche Akteure getroffen (Kommunikatoren, Presseagenturen, Journalisten oder die Rezipienten selbst) – sie ist jedoch stets in Hinblick auf das Publikum gedacht (von Pape et al., 2012, S. 161).

Im Folgenden sollen nun der Nachrichtenfaktor Nähe erläutert werden.

2.5. Nähe

Bereits in den frühen wissenschaftlichen Studien zur Nachrichtenwerttheorie stellte „Nähe” – in den englischsprachigen Studien mit dem Begriff proximity definiert – einen zentralen Nachrichtenfaktor dar (Östgaard, 1965, S. 46). Nähe zwischen dem Berichterstattungsland und Ereignisland wird allgemein als sehr einflussstarker und länderbezogener Faktor in der internationalen Auslandsberichterstattung angesehen. In den groß angelegten, international vergleichenden Studien konnte gezeigt werden, dass der Nachrichtenfaktor Nähe einen signifikanten Beitrag zur Erklärung der Auslandsberichterstattung einzelner Nationen leisten kann (Scherer et al., 2006, S. 204).

Sowohl Staab (1990a; 1990b) als auch Schulz (1990) konnten in ihren Studien belegen, dass vorhandene, beziehungsweise nicht vorhandene Nähe, die Auslandsberichterstattung in wesentlichem Maße beeinflusst. Die Foreign News Study von Hagen et al. (1998) demonstrierte, dass die Beachtung von Ländern in Auslandsnachrichten vor allem durch die Struktur internationaler Beziehungen bestimmt wird. Länder können als Akteure, Schauplätze oder durch die Nationalität von Akteur/-innen zu Aspekten von Ereignissen und ihrem entsprechenden Nachrichtenwert werden. „Da Länder (…) basale Entitäten der globalen Gesellschaft sind – in geografischer, politischer, kultureller und wirtschaftlicher Hinsicht –, prägen Länder als Schauplätze und Akteure die Auslandsnachrichten und unterscheiden diese von Inlandsnachrichten. Daher sind Merkmale von Ländern die spezifischen Selektionsdeterminanten der Auslandsberichterstattung” (Hagen et al, 1998, S. 59). Daher lassen sich Länder untereinander sowie das Verhältnis zwischen Ereignisland und Berichterstattungsland plausibel mit dem Nachrichtenfaktor Nähe vergleichen.

Hafez (2002) ging einen Schritt weiter und behauptete, dass Themen, die das Ausland betreffen, für die Medienkonsument/-innen „unaufdringlich” seien. Somit hätten Medien bei der Auslandsberichterstattung ein hohes Maß an Freiheit in der Themensetzung und Strukturierung der öffentlichen Agenda. Ob das Thema letztlich für die Medienkonsument/-innen aufdringlich oder unaufdringlich ist, hänge mit der Verhaftung in der lokalen, regionalen, nationalen oder internationalen Sphäre zusammen (S. 121). Etwas verklausuliert formuliert, macht es laut Hafez für die Rezipient/-innen von Auslandsnachrichten einen Unterschied, wie sehr der Nachrichtenfaktor „Nähe” auf das berichtete Ereignis zutrifft. Massenmedien spielen in diesem Zusammenhang eine besondere Rolle. Sie stellen Informationen über nicht unmittelbar erfahrbare Geschehnisse bereit, heben also theoretisch die Entfernung durch Vermittlung auf. Dadurch wird der Wahrnehmungskreis der Rezipient/innen erheblich erweitert.

Weit entfernte Ereignisse sind für den Menschen zunächst in deutlich geringerem Maße eine Bedrohung und auch im positiven Sinne nicht ohne Weiteres zu erreichen. Der Nachrichtenfaktor Nähe rangiert zwischen den beiden Grundprinzipien der höheren Betroffenheit der Ereignisse in der unmittelbaren Umgebung und dem Interesse für Geschehnisse in der Ferne.

Ferne Geschehnisse sind somit mittelbar erfahrbar, aber dennoch keine unmittelbare Bedrohung. Die Vermutung hinter diesem Nachrichtenfaktor liegt also nicht in der Bedrohung, sondern in der „Betroffenheit” (Fretwurst, 2008, S. 119).

Der Nachrichtenfaktor Nähe lässt sich in die verschiedenen Unterkategorien geografische Nähe (vgl. 2.5.1.), Status (vgl. 2.5.2.), politische Nähe (vgl. 2.5.3.), wirtschaftliche Nähe (vgl. 2.5.4.) und kulturelle Nähe (vgl. 2.5.5.) aufgliedern.

2.5.1. Geografische Nähe

Geografische oder räumliche Nähe ist der einzige aller Nachrichtenfaktoren, der als objektiv angesehen werden kann (Staab, 1990a). Bereits von Lippmann (1922) wurde die geografische Nähe als ein Faktor zur Erklärung für Nachrichtenwert (newsworthiness) erwähnt.

Geografische Nähe wurde in bisherigen Studien auf zwei unterschiedliche Arten definiert. Hagen et al. (1998) klassifizierten geografische Nähe als die Nähe der Hauptstädte von Berichterstattungsland und Ereignisland und wiesen einen positiven Zusammenhang zwischen Nähe der Hauptstädte und Anteil an politischer Berichterstattung über das Ereignisland nach (S. 73). Scherer et al. (2006) argumentierten im Sinne eines regionalistischeren Ansatzes unterschiedlich. Haben die beiden Länder weder eine gemeinsame Grenze noch liegen sie in der gleichen Weltregion, dann ist gar keine geografische Nähe vorhanden.

Auch bei der vermuteten Einflussstärke von geografischer Nähe gehen die Erkenntnisse auseinander. So argumentierte Kamps (1998) – allerdings untersuchte er hauptsächlich Nachrichtengeographie am Beispiel des Fernsehmediums – dass viele der direkten europäischen Nachbarn für die deutschen Sender so wenig beziehungsweise so punktuell wie die restliche Welt existieren. Faktische geographische Nähe führe für sich genommen nicht zu einer überdurchschnittlichen Beachtung durch den Nachrichtenjournalismus (S. 286).

Bedenkt man allerdings, dass Gatekeeper einem Ereignis einen Nachrichtenwert aufgrund ihrer Publikumsorientierung zuweisen, so nahmen von Pape et al. (2012) eine gegensätzliche Position zu Kamps ein. Das Auslandsinteresse der Bevölkerung werde maßgeblich durch Eigenschaften der Länder beeinflusst. Hierbei erkläre insbesondere die geografische Nähe einen substanziellen Teil des Länderinteresses der Rezipient/-innen (S. 159). Ferner bestehe für jedes Land, das in Europa liegt, eine sechsfach erhöhte Chance, vom deutschen Publikum als interessant eingestuft zu werden. Die geografische Lage von Ländern in Fernost, Nord- und Südamerika hätte hingegen keinerlei Chance, von deutschen Befragten als für sie interessantes Land genannt zu werden (S. 175). Die Studie wurde allerdings nur in Deutschland durchgeführt und kann daher nicht den Anspruch erheben, für Westeuropa allgemein gültig zu sein.

2.5.2. Status

Der Status einer Ereignisnation ist ein eigener Nachrichtenfaktor, der geografische, politische oder wirtschaftliche Gesichtspunkte miteinander vereint.

Status bezeichnet die relative Stellung eines Landes im internationalen Staatensystem hinsichtlich seiner Macht und seines Ansehens in den internationalen Beziehungen. Beide beruhen in der Regel auf der Verfügbarkeit spezifischer Ressourcen (Weber, 2008, S. 400). Ein gutes Beispiel ist die USA: Über die USA wird nahezu auf globaler Ebene sehr stark berichtet. Das Land hat die weltweit größte Wirtschaftskraft, pflegt zahlreiche Handelsbeziehungen und US-amerikanische Unternehmen (z.B. McDonalds) sind in weiten Teilen der Welt angesiedelt. Ferner ist die militärische Potenz und Präsenz des Landes in vielen Weltregionen Anlass für Medien in Berichterstattungsländern, sich tendenziell Nachrichten aus den USA zuzuwenden.

Sowohl Elite-Personen als auch Elite-Nationen müssen als sozial relevante Indikatoren und daher Status als wichtiger Nachrichtenfaktor angesehen werden. Es ist wahrscheinlicher, dass Aktionen von Eliten oder mächtigen Nationen unser Leben beeinflussen, als periphere Nationen, die außerdem noch weit vom eigenen Land entfernt liegen (vgl. Eilders, 2006, S. 15; Kepplinger & Ehmig, 2006, S. 33).

2.5.3. Politische Nähe

Politische Nähe gehört wie auch der in 2.5.5. folgende Faktor kulturelle Nähe zu den quasi-objektiven Nachrichtenfaktoren (Staab, 1990a). Politische Nähe kann wie in den Studien von Hagen et al. (1998) und Scherer et al. (2006) als gemeinsame Mitgliedschaft in supranationalen Organisationen klassifiziert werden. Hagen et al. (1998) nahmen ferner noch das beschäftigte Botschaftspersonal im jeweiligen Ereignisland als Indikator für politische Nähe.

2.5.4. Wirtschaftliche Nähe

Der wirtschaftlichen Nähe kommt nach Hagen et al. (1998) eine „herausragende Bedeutung” zu. Sie wird von Hagen et al. an gemeinsamen Handelsvolumina festgemacht. Scherer et al. (2006) bezeichnen diese Dimension als „ökonomische Nähe” und machen diese an den drei wichtigsten Import- und Exportpartnern eines Landes fest. Staab (1990a) differenziert wirtschaftliche Nähe allgemein als „Ähnlichkeit der Wirtschaftssysteme sowie die Intensität der Wirtschaftsbeziehungen” (S. 120).

2.5.5. Kulturelle Nähe

Kulturelle Nähe war schon Teil frühester Forschungsarbeiten zur Nachrichtenwerttheorie. So bezogen beispielsweise Galtung und Ruge (1965) kulturelle Nähe in ihre Überlegungen als Determinante der Auslandsberichterstattung mit ein (S. 70). Hagen et al. (1998) operationalisierten den Begriff der kulturellen Nähe mit Handelsvolumina der Medien zwischen Ereignisland und Berichterstattungsland. Außerdem entpuppte sich bei einzelner Betrachtung auch sprachliche Nähe als weitere wichtige Dimension, die zur kulturellen Nähe gehört (S. 73). Scherer et al. (2006) subsumierten unter kulturelle Nähe die Dimensionen religiöse und sprachliche Ähnlichkeit.

Auch der Aspekt des Ethnozentrismus spielt hier eine Rolle: Jedes Land unterliege einer ethnozentristischen Sichtweise. Dies führt dazu, dass überwiegend über Länder berichtet wird, die dem Herkunftsland in kultureller Weise nahe sind. Hintergrund ist, dass die Leser/-innen hauptsächlich die Nachrichten aus anderen Ländern erreichen können, die für sie auch verständlich sind und mit dessen Inhalt sie auch vertraut sind (Scherer et al. 2006, S. 204).

Eine sprachliche Nähe, also im ausgeprägtesten Fall die Möglichkeit, in derselben Muttersprache zu kommunizieren, führt zu einer verstärkten gegenseitigen Berichterstattung und bildet einen wichtigen Ausgangspunkt für wirtschaftliche Beziehungen. Somit hat sprachliche Nähe auch leichte Schnittmengen mit der ökonomischen Nähe (Scherer et al., 2006, S. 217).

Aufgrund der mit der Entdeckung Amerikas 1492 begonnenen Kolonialisierung von Nationen bis hin zu ganzen Kontinenten seitens verschiedener europäischer Mächte scheint sprachliche Nähe hingegen nicht zwingend mit geografischer Nähe einher zu gehen. Dieser Umstand ist für die Betrachtung der Verhältnisse insbesondere zwischen Spanien und Argentinien in dieser Studie von nicht zu unterschätzendem Interesse. So bewiesen Hagen et al. (1998) in ihrer groß angelegten, ländervergleichenden Studie, dass sowohl im reziproken Verhältnis Argentinien-Spanien als auch in allen englischsprachigen Ländern die sprachliche Nähe ein starker Nachrichtenfaktor ist.

Diese Befunde dürfen allerdings im Sinne der gesamtheitlichen Betrachtung von Westeuropa als eine berichterstattende Entität nur als Sonderfall diskutierend behandelt werden. Dies soll im Anschluss an die empirische Untersuchung geschehen (vgl. 5.2.).

2.6. Resümee und Bildung der Forschungsfragen

Bei internationalen Meldungen und bei der generellen Auslandsberichterstattung spielt der Nachrichtenfaktor Nähe also eine dominierende Rolle. Nationen, die uns nahe sind, werden in der Auslandsberichterstattung deutlich überrepräsentiert (Schulz, 1976, S. 84ff.; Wu, 1998, S. 110). Über die Jahre haben sich die fünf oben erklärten Dimensionen – geografische Nähe, Status, politische Nähe, wirtschaftliche Nähe und kulturelle Nähe – etabliert, die den Faktor Nähe noch detaillierter klassifizieren.

Nachrichtenfaktoren dienen wie die Nachrichtenwerttheorie allgemein dazu, zum einen die vorhandene Berichterstattung zu erklären, zum anderen aber auch mögliche Berichterstattung vorherzusagen. In diesem Sinne fungiert Nähe in seinen verschiedenen Dimensionen als signifikanter Prädiktor für die Präsenz von Ländern in der internationalen Medienberichterstattung (Scherer et al., 2006). Auch in den Hypothesen, die dieser empirischen Untersuchung zu Grunde liegen, sollen etwaige Unterschiede in der speziellen Berichterstattung über ein Thema (Abtreibungsdebatten) anhand des Nachrichtenfaktors Nähe „vorhergesagt” werden.

Bei der Betrachtung des Nachrichtenfaktors Nähe ist wichtig zu beachten, dass die einzelnen Länder an sich keine Ereignisse sind, sondern die Ereignisse – auch wenn sie in den gleichen Ländern passieren – immer individuell analysiert werden müssen (Weber, 2008, S. 395). Die Gefahr, diesen Fehlschluss zu ziehen, ist in dieser empirischen Arbeit quasi nicht vorhanden, da mit den Abtreibungsdebatten von Irland und Argentinien explizit nur ein Thema Gegenstand der Analyse sein wird. Viel eher wird es von Wichtigkeit sein, beim Thema Nähe Westeuropa als Ganzes zu betrachten und etwaige spezielle Beziehungen einzelner Länder auch als gesonderte Themen nachstehend an die empirische Untersuchung zu diskutieren. Die Analyse des Einflusses der Nähe stellt überdies methodisch eine besondere Herausforderung dar (Scherer et al. 2006, S. 204).

Dass Nähe ein einflussreicher Nachrichtenfaktor ist, wurde bereits von vielen groß angelegten Studien mit quantitativem Ansatz bewiesen (vgl. u.a. Hagen et al., 1998; Scherer et al., 2006; Schulz, 1976). Ebenfalls sinnvoll und theoriegeleitet ist es jedoch, einen Nachrichtenfaktor „isoliert” zu untersuchen und dessen spezifischen Erklärungsanteil am Nachrichtenwert zu ermitteln (Kamps, 1998, S. 278). Ferner hatten bereits Westerståhl und Johannsson (1994) prognositiziert: „ With improved communication, the effect of geographical distance should diminish” (S. 73). Dass dieser Effekt bei Online-Nachrichtenmedien umso größer ausgeprägt sein könnte, hatten Hepp und Couldry (2009) indirekt in Bezug auf den fortschreitenden Digitalisierung der medialen Kommunikation gemutmaßt:

In the time of globalisation, communicative connectivity is becoming more and more deterritorialised. With the distribution of media products across different national borders and the emergence of the internet, global communicative connectivity grows, which makes the thickenings of national media cultures relative and overlapping. (Hepp & Couldry, 2009, S. 13).

Es bleibt fraglich, ob und inwieweit der Nachrichtenfaktor Nähe sich auch länderübergreifend in einer immer vernetzteren kommunikativen Medienlandschaft weiterhin in der Berichterstattung über Ereignisse bemerkbar macht. Im Zuge dessen macht sich diese Studie eine Art glückliche empirische Fügung zu Nutze und analysiert den Einfluss des Nachrichtenfaktors Nähe auf die zwei in 2.1. beschriebenen Abtreibungsdebatten in Irland und Argentinien, die sich zunächst nur aufgrund ihrer Nähe zu den berichterstattenden Nationen aus Westeuropa unterscheiden. Zudem ist die Abtreibungsthematik weniger komplex und daher einem breiteren Publikum zugänglich und daher für die Berichterstattung zusätzlich interessant. Hier könnten zudem erste Rückschlüsse auf etwaige, von Kamps (1998) angezweifelte, länderübergreifende Gemeinsamkeiten in der Berichterstattung (S. 298) gezogen werden.

Die Forschungsfragen lauten daher wie folgt:

F1: Wie ist die Berichterstattung westeuropäischer Online-Nachrichtenmedien über die Abtreibungsdebatten in Irland und in Argentinien aufgebaut?

F2: Welchen Einfluss hat der Nachrichtenfaktor Nähe auf die Qualität in der westeuropäischen Berichterstattung?

In der Forschungsfrage 1 soll zunächst die Berichterstattung in einem repräsentativen Sample (vgl. 3.2.) in ihrem Aufbau explorativ untersucht und hinsichtlich ihrer Qualitätskriterien (vgl. 2.7.) allgemein beschrieben werden. Bei der Beantwortung der zweiten Forschungsfrage werden Gütekriterien von Qualität vergleichend anhand der Berichterstattung über das nahe Ereignis (irische Abtreibungsdebatte) und das ferne Ereignis (argentinische Abtreibungsdebatte) vergleichend gegenübergestellt (vgl. 4.2., 4.3., 4.4., 4.5, 4.6.) und anschließend in Bezug auf die allgemeinen Erkenntnisse zum Nachrichtenfaktor Nähe diskutiert (vgl. 5.1, 5.2.).

2.7. Bestimmung journalistischer Qualität und Herleitung der Hypothesen

Um die Frage beantworten zu können, wie sich der Nachrichtenfaktor Nähe in der Qualität der Auslandsberichterstattung bemerkbar macht, muss zunächst einmal definiert werden, was Qualität überhaupt bedeutet. Das ist gar nicht so einfach, wie damals auch Ruß-Mohl (1992) mit seiner vielzitierten Aussage feststellte, dass die Definition von Qualität im Journalismus dem Versuch gleiche, „einen Pudding in die Wand zu nageln” (S. 85). In den vergangenen Jahr(zehnt-)en konnte sich einer Definition von Qualität Journalismus aus verschiedenen Perspektiven zumindest angenähert werden (vgl. Arnold, 2016, S. 556f). Der von den meisten Qualitäts-Definitionen suggerierte Allgemeinheitsanspruch lässt sich jedoch nach meiner Auffassung nicht besonders treffend auf die nachrichtenwerttheoretische Problemstellung im Hinblick auf Auslandsberichterstattung übertragen, welche in dieser Arbeit aufgeworfen wird. Die spezifischen Anforderungen an eine „qualitativ hochwertige” Auslandsberichterstattung sollen daher spezifisch für diese Studie ausgearbeitet werden und erheben einen begrenzten Anspruch auf Generalisierbarkeit. Die Kriterien für Qualität sollen eher auf „Produkt”-Seite, sprich: den einzelnen Media-Outlets, ansetzen, unter der Prämisse einiger genereller Aspekte von „guter” Auslandsberichterstattung.

Analog der Definition zur Auslandsberichterstattung in 2.2. ist es nach wie vor eine der vornehmsten Aufgaben des Journalismus, die Rezipient/-innen über das Geschehen im Ausland zu informieren (von Pape et al., 2012, S. 160). Da eine Globalisierung der Berichterstattung nur über ausgewählte „globale” Medienevents möglich ist (vgl. Rothenberger, 2016), sind wir bei der Information über Ereignisse, die außerhalb unserer gewohnten Reichweite liegen, in hohem Maße auf Nachrichtenmedien und Auslandsberichterstattung angewiesen. Mit erhöhter Distanz zum Ereignis steigt diese Abhängigkeit weiter an.

Tagesaktuelle Qualitäts-Nachrichtenmedien sind wichtige Lieferanten qualitativ hochwertiger und gut recherchierter Informationen über Geschehen aus dem Ausland. Im Hinblick auf die vorliegende Studie ist es also wichtig, dass die westeuropäischen Nachrichtenmedien auch qualitativ hochwertige, gut recherchierte, vielseitig dargestellte und möglichst regelmäßig übermittelte Informationen über die Abtreibungsdebatten in Irland und Argentinien dargelegt haben. Wie kann man also Qualität in diesem spezifischen Untersuchungsfall messen? Hierfür wurden insgesamt fünf Gütekriterien hergeleitet. Die letzten drei Gütekriterien entstammen der Theorie medial vermittelter Deliberation (vgl. Page, 1995; Maia, 2008, 2009; Rinke, 2016; Wessler, 2008).

Als erstes Qualitätskriterium wird die quantitative Häufigkeit der Berichterstattung, sprich die Anzahl der veröffentlichten Artikel, festgelegt. Zumindest für das vorliegende Sample von Qualitäts-Nachrichtenmedien ist zunächst anzunehmen: Wer öfter über ein Thema informiert, informiert zwangsläufig auch besser. Durch vermehrte Berichterstattung tragen Nachrichtenmedien außerdem dazu bei, die öffentliche Aufmerksamkeit verstärkt auf spezifische Themen zu lenken. Im konkreten Fall der beiden Abtreibungsdebatten wird dies auf westeuropäischer Ebene wohl nur in geringem Ausmaß der Fall gewesen sein, dennoch gehen Rezipient/-innen von verstärkter Wichtigkeit des Ereignisses aus, wenn darüber öfter in den Medien berichtet wird (vgl. Severin & Tankard, 2010). Die dazugehörige Hypothese lautet folglich:

H1: Westeuropäische Online-Nachrichtenmedien haben öfter über die Abtreibungsdebatte in Irland als über die Abtreibungsdebatte in Argentinien berichtet.

Zweites Qualitätskriterium ist die Intensität der Berichterstattung. Diese setzt sich aus folgenden Analysekriterien zusammen: Wer ist der Autor oder die Autorin des Artikels? So sind Artikel von Agenturen in der Regel billiger, üben jedoch oft eine Vielfalt begrenzende und nivellierende Wirkung auf den Auslandsjournalismus aus. Dadurch nimmt dessen inhaltliche Differenzierung ab (Hafez, 2002, S. 182). Wie lang sind die Artikel im Durchschnitt? Werden weitere multimediale Inhalte, wie beispielsweise Tweets, Videos, Bildergalerien oder Infografiken eingebaut? Die Hypothese lautet daher:

H2: Westeuropäische Online-Nachrichtenmedien haben intensiver über die Abtreibungsdebatte in Irland als über die Abtreibungsdebatte in Argentinien berichtet.

Die letzten drei Hypothesen operationalisieren Gütekriterien für Qualität im Hinblick auf die vorliegende Studie und werden aus Gütekriterien medial vermittelter Deliberation abgeleitet. Das Kriterium der justification meint, dass mit Hilfe der Nutzung von Argumenten spezifische Behauptungen oder Meinungen belegt werden müssen, um für moralische und instrumentelle Qualität im öffentlichen Diskurs zu sorgen. Dies bedeutet, dass die Argumente zum einen problemlösend (problem-solving) sind und einen Wiedererkennungswert (recognition-promoting) besitzen (Maia, 2008; 2009, S. 316; Rinke, 2016, S. 819). Die entsprechende dritte Hypothese lautet:

H3: Westeuropäische Online-Nachrichtenmedien weisen eine höhere Vielfalt an Argumenten in der Berichterstattung über die Abtreibungsdebatte in Irland als über die Abtreibungsdebatte in Argentinien auf.

Als Erweiterung von H3 ist die folgende Hypothese H4 zu sehen, die theoretisch an das Qualitätsmerkmal Reciprocity and Responsiveness von medial vermittelter Deliberation anknüpft. Inwiefern ist eine Art „dialogische Struktur” in den Artikeln vorhanden? Die Erfassung von dialogischer Struktur soll in dieser Studie über die von Ferree et al. (2002) aufgestellte Definition, wonach die Kopräsenz zweier divergierender Sprechertypen in einem Artikel bereits für dialogische Struktur sorgt (S. 240), hinausgehen. Dialogische Struktur soll analog Bennett et al. (2004) in drei Dimensionen erfasst werden. Schwach ausgeprägte dialogische Struktur ist beim Vorhandensein zweier kontroverser und divergierender Positionen in einem Artikel vorhanden. Bei stark ausgeprägter dialogischer Struktur beziehen sich die Positionen oder die Sprecher/innen direkt aufeinander (Maia, 2008; 2009, S. 316; Rinke, 2016, S. 819; Wessler, 2008, S. 15). Die entsprechende vierte Hypothese lautet:

H4: Westeuropäische Online-Nachrichtenmedien weisen eine höhere dialogische Struktur in der Berichterstattung über die Abtreibungsdebatte in Irland als über die Abtreibungsdebatte in Argentinien auf.

Ein weiteres Qualitätskriterium medial vermittelter Deliberation ist die sogenannte inclusiveness of actors. Diese besagt, dass durch das Berücksichtigen diverser Typen von Sprecher/-innen eine Art Multiperspektivität auf eine politische Problematik hergestellt werden kann (Maia, 2008; 2009, S. 316; Rinke, 2016, S. 819). In der Regel wird hier auf vertikaler Ebene zwischen politischen Hauptakteur/-innen und politischer Peripherie unterschieden. Da die vorliegende Studie auf die Abtreibungsdebatten bezogen ist und die bei Abtreibungsdebatten hauptbeteiligten Sprecher(-Gruppen) in der Regel klar trennbar sind, werden Sprecher/-innen ferner horizontal nach Pro- und Contra Abtreibung klassifiziert. Die entsprechende Hypothese lautet daher:

H5: Westeuropäische Online-Nachrichtenmedien weisen eine höhere Vielfalt an Sprecher/-innen in der Berichterstattung über die Abtreibungsdebatte in Irland als über die Abtreibungsdebatte in Argentinien auf.

[...]

Ende der Leseprobe aus 91 Seiten

Details

Titel
Der Einfluss des Nachrichtenfaktors "Nähe" auf die Qualität in der Auslandsberichterstattung von westeuropäischen Online-Nachrichtenmedien
Hochschule
Universität Mannheim
Note
1,7
Autor
Jahr
2019
Seiten
91
Katalognummer
V490836
ISBN (eBook)
9783668981034
ISBN (Buch)
9783668981041
Sprache
Deutsch
Schlagworte
einfluss, nachrichtenfaktors, nähe, qualität, auslandsberichterstattung, online-nachrichtenmedien
Arbeit zitieren
Philipp Durillo Quiros (Autor:in), 2019, Der Einfluss des Nachrichtenfaktors "Nähe" auf die Qualität in der Auslandsberichterstattung von westeuropäischen Online-Nachrichtenmedien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/490836

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Der Einfluss des Nachrichtenfaktors "Nähe" auf die Qualität in der Auslandsberichterstattung von westeuropäischen Online-Nachrichtenmedien



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden