Filmsynchronisation


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

16 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Was ist Synchronisation?
1.1. Definition
1.2. Unterschiedliche Arten der Synchronisation
1.3. Geschichtlicher Überblick

2. Ablauf der Synchronisation

3. Probleme der Synchronisation
3.1. Lippensynchronität
3.2. Paralinguistische Synchronität
3.3. Akzent und Dialekt

4. Praktischer Teil
4.1. Beispiel 1
4.2. Beispiel 2
4.3. Beispiel 3

Literaturverzeichnis

Filmverzeichnis

1. Was ist Synchronisation?

1.1. Definition

Der Begriff Synchronisation kommt aus dem Griechischen und setzt sich aus „syn“ (gleich) und „chronos“ (Zeit) zusammen. Allgemein bedeutet Synchronisation die „Herstellung des Gleichlaufs zwischen zwei Vorgängen“[1]. Beim Film sind diese zwei Vorgänge Bild und Ton. Einen Film zu synchronisieren, heißt also Bild und Ton in zeitliche Übereinstimmung zu bringen. Synchronisation bezieht sich aber nicht nur auf fremdsprachige Filme, sondern kann auch bei Filmen in ihrer Ausgangssprache vorgenommen werden, um z.B. bessere Tonqualität bei Szenen zu erlangen, die unter freiem Himmel gedreht wurden.

Diese Arbeit wird sich aber nur mit der Synchronisation fremdsprachiger Filme befassen, die neben der Untertitelung die am weitesten verbreitete Methode ist einen Film in einem anderssprachigen Land vorzuführen. Laut Hesse-Quack, ist „der Prozess der Synchronisation, als Prozess der interkulturellen Angleichung zu umschreiben“.[2]

Eine grundlegende Funktion der Synchronisation ist es die Fremdsprache verständlich zu machen, dies aber verbunden mit der Illusion, dass die Figuren im Film die Muttersprache des Zuschauers sprechen. Bei einer guten Synchronisation sollte diese Illusion aufrecht erhalten werden, obwohl der Zuschauer weiß, dass es sich um einen fremdsprachigen Film handelt.

1.2. Unterschiedliche Arten der Synchronisation

Es gibt drei verschiedene Arten von Synchronisation:[3]

1) Vorsynchronisation: Bei dieser Art wird der Ton einer Szene vor dem eigentlichen Dreh aufgenommen. Diese Form der Synchronisation wird z.B. bei Tanzszenen angewandt, bei denen sich die Schauspieler auf die Tanzschritte und nicht auf den Text konzentrieren müssen. Der bereits aufgenommene Ton wird also später mit der ohne Ton gedrehten Szene zusammengeschnitten. Man bezeichnet diese Art der Synchronisation in der Fachsprache als „Playback“.
2) Vollsynchronisation: Dieses Verfahren bezeichnet die gleichzeitige Aufnahme von Ton und Bild und wird meistens für die Aufzeichnung von Nachrichtensendungen oder Live-Interviews benutzt, eben bei Aufnahmen, bei denen weder eine Vor- noch eine Nachbearbeitung mehr möglich ist.
3) Nachsynchronisation: Diese ist die bekannteste und auch die in dieser Arbeit behandelte Art der Synchronisation. Bild und Ton werden separat aufgenommen und später synchron aufeinander abgestimmt. Sie wird vor allem für die Übertragung eines Films in eine Fremdsprache benutzt, aber auch, wie schon erwähnt, um Störgeräusche auszublenden.

Zu der Nachsynchronisation zählt auch das voice-over oder revoicing Verfahren, bei dem es darum geht den Inhalt des Originaltextes genau zu übertragen, ohne die Lippensynchronität zu berücksichtigen. Der Originalton ist einige Sekunden lang zu hören und wird dann in der Fremdsprache übersprochen.[4]

1.3. Geschichtlicher Überblick

Mit den ersten Tonfilmen Ende der zwanziger Jahre, kamen die ersten Synchronisationen. Zuerst versuchte man das Fremdsprachenproblem durch „Double Shooting“ zu lösen. Das bedeutet, dass man mehrere Sprachversionen eines Films drehte, was sehr hohe Kosten mit sich brachte. Dann entschied man sich Anfang der dreißiger Jahre für die Synchronisation (neben der Untertitelung). Vor allem in Deutschland fanden die synchronisierten Fassungen große Zustimmung.

Der Nationalsozialismus in Deutschland brachte leider eine sehr strenge Zensur mit sich. Die Filmproduktion und der Verleih wurden strengstens kontrolliert und es wurden, vor allem zu Propagandazwecken immer mehr deutsche und somit immer weniger ausländische Filme gezeigt.

In der Nachkriegszeit wendete sich das Blatt, da die Filmkontrolle zumindest am Anfang in den Händen der Alliierten lag und diese natürlich ihre Filme vorführten, die vor dem Krieg noch verboten waren. Anfangs wurden sie in der Originalversion gezeigt, da dies aber beim Publikum nicht ankam, wurden nach und nach immer mehr Synchronfassungen produziert. Die großen Synchronisationszentren waren, und sind auch heute noch, Berlin, Hamburg und München.

Ab den fünfziger Jahren herrschte ein regelrechter Synchronisationsboom. Viele Filme, die schon in der Nachkriegszeit gezeigt worden waren, wurden neu bearbeitet, herausgeschnittene Szenen wurden wieder eingefügt und einiges wurde neu übersetzt. Dies war wohl teilweise auf die Entstehung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens zurückzuführen, wodurch der Bedarf an Synchronfassungen stieg.

Ab den siebziger Jahren wurden fast alle Filme, die nicht irgendein Tabuthema der damaligen Zeit behandelten und für das deutsche Publikum interessant erschienen synchronisiert.

In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich an der Synchronisation an sich nicht mehr viel verändert. Es wurden nicht mehr nur Filme, sondern auch Fernsehserien und andere Beiträge synchronisiert, da das Fernsehen einen immer höheren Stellenwert erlangte.

Dem sei noch hinzuzufügen, dass der steigende Bedarf an Synchronisation (auch durch Synchronisationen von Videos und DVDs) teilweise für den Qualitätsverlust verantwortlich ist, da der Zeitdruck in der Branche auch immer mehr steigt.

Zu den sogenannten Synchronisationsländern gehören Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, Österreich, während z.B. die skandinavischen Länder oder die Niederlande eher zu den Untertitelungsländern zählen.

2. Ablauf der Synchronisation

Zuerst wird ein ausländischer Film von einem deutschen Filmverleih – oder ein deutscher Film von einem ausländischen Filmverleih – gekauft. Dieser beauftragt dann eine Synchronisationsfirma damit, den Film zu synchronisieren.

Der Synchronisationsprozess besteht aus mehreren Etappen:

- Die Rohübersetzung ist eine Art Wort-für-Wort Übersetzung des Originaldrehbuchs, die von einem Übersetzer vorgenommen wird. Hierbei sind vor allem die Fremdsprachenkenntnisse wichtig und nicht so sehr das technische Wissen, das erst später wichtiger ist. Dieser Übersetzer arbeitet allerdings nur mit dem Drehbuch, nicht mit dem Film. Der Grund hierfür ist wahrscheinlich, dass verhindert werden soll, dass der Film vor seiner Erstausstrahlung bereits bekannt wird. Diese Übersetzung, die auch Blindübersetzung genannt wird, stellt keine endgültige Übersetzung dar, sie dient lediglich dazu, dem Synchronregisseur klar zu machen, worum es in dem Film geht.
- Die Rohübersetzung wird nun vom Synchronübersetzer oder Synchronregisseur zu einer Synchronübersetzung umgearbeitet. Hier sind wiederum die technischen Kenntnisse wichtig, da hier nun vor allem auf die Lippensynchronität geachtet werden muss. Dazu wird die Rohübersetzung dann oft in sofern bearbeitet, dass Synonyme oder ähnliche Äußerungen herangezogen werden, dass die Stilebene eventuell verändert wird oder dass die richtige Länge hergestellt werden muss
- In einer dritten Etappe wird ein Dialogbuch aus dem in Takes (kurze Sequenzen von 15-20 Sekunden mit max. 1-2 gesprochenen Sätzen) unterteilten Filmmaterial erstellt. Die übersetzten Texte können eventuell noch einmal verändert werden, um an die visuellen Vorgaben angepasst zu werden. Weitere Änderungen können noch von der FSK (Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft) vorgenommen werden, falls ein Film zensiert werden muss, um etwa einem jugendlicheren Publikum vorgeführt werden zu können.
- Nun wir das fertige Synchronbuch zur Aufnahme im Studio verwendet, wo folgende Personen anwesend sein müssen. Der Synchronregisseur, die Synchronsprecher, der Tonmeister und der Cutter (meistens eine Cutterin!). Die Sprecher stehen an einem Pult vor einer Leinwand, auf der sie die Takes zu sehen bekommen und zu denen sie den Text sprechen müssen. Diese werden nicht chronologisch bearbeitet, sondern in der Reihenfolge der Takes in der immer der gleiche Schauspieler zu sehen ist. Dabei gibt der Synchronregisseur Anweisungen, wie zu sprechen ist und überwacht zusammen mit dem Cutter und dem Tonmeister die Lippensynchronität. Der Tonmeister ist zudem für die Tonqualität zuständig und muss z.B. dafür sorgen, dass Szenen, die in geschlossenen Räumen gesprochen werden, sich auch so anhören usw. Meistens müssen die Takes mehrere Male wiederholt werden, bevor alle Beteiligten zufrieden sind.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[5]

1. Synchronsprecher
2. Cutter
3. Synchronregisseur (kann sich aber auch neben 2 befinden)
4. Tonmeister
5. Vorführer

- Wenn alle Takes bearbeitet sind, werden sie vom Cutter im Schneideraum in die richtige Reihenfolge gebracht und synchron zum Film geschnitten. Das daraus entstandene Tonband wird mit dem Tonband, das Musik und Nebengeräusche usw. enthält gemischt und fertig ist die Synchronisation.

[...]


[1] Meyers großes Taschenlexikon, Mannheim: 1995. S. 261

[2] Hesse-Quack. S.239

[3] vgl. Whitman-Linsen. S. 56-57

[4] Snell-Hornby, M. S. 265

[5] Whitman-Linsen, S. 67

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Filmsynchronisation
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz  (FASK Gemersheim)
Note
2,3
Autor
Jahr
2004
Seiten
16
Katalognummer
V48996
ISBN (eBook)
9783638455534
Dateigröße
785 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Filmsynchronisation
Arbeit zitieren
Kim Bauler (Autor:in), 2004, Filmsynchronisation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48996

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