Motive und Probleme freiwilliger Publizität von Finanzinformationen


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

22 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einführung und Problemstellung

2 Publikation von Finanzinformationen
2.1 Abgrenzung der Publizität im Kontext der Offenlegung
2.2 Motive freiwilliger Publizität
2.3 Die Bedeutung skeptischer Erwartungen
2.4 Publizitätskosten als Motiv für den teilweisen Informationsausweis

3 Ausweisverhalten in Konkurrenzsituationen
3.1 Änderung der Rahmenbedingung durch Konkurrenzsituationen
3.2 Ausweisverhalten unter latenter Konkurrenz
3.3 Ausweisverhalten bei bestehender Konkurrenz
3.4 Kapitalbedarf bei bestehender Konkurrenz

4 Beurteilung der Modelle
4.1 Theoretische und methodische Kritik
4.2 Empirische Beobachtungen

5 Zusammenfassung und Ausblick

6 Literaturverzeichnis

Symbolverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einführung und Problemstellung

Die Offenlegung von Informationen, die Aufschluss über Chancen und Risiken von Unternehmen geben, spielt eine zentrale Rolle im Rechnungswesen. Dazu zählt nicht nur die rechtlich festgelegte, sondern auch die darüber hinaus gehende freiwillige Offenlegung von Informationen.[1] Interesse an Informationen besteht bei Bilanzadressaten als auch bei Management und Eigentümern. Geprägt durch die eher gläubigerorientierten HGB-Bilanzierungsvorschriften besteht in vielen deutschen Unternehmen in Bezug auf die Kommunikation mit der Öffentlichkeit ein Minimalprinzip.[2]

Eine langsame Öffnung der Kommunikationsstrategie von Unternehmen mit der interessierten Öffentlichkeit ist maßgeblich auf drei, eng miteinander verbundene, internationale Entwicklungen zurückzuführen: die Anerkennung der befreienden Wirkung bestimmter internationaler Konzernabschlüsse,[3] die Internationalisierung der Kapitalmärkte[4] und die erhöhten aufsichtsrechtlichen Anforderungen. Die beiden erstgenannten Gründe ermöglichen den Unternehmen, durch unwesentlich mehr Aufwand ihre Wettbewerbsposition auf dem Kapitalmarkt zu verbessern. Voraussetzung ist dafür die freiwillige Einhaltung internationaler Rechnungslegungssysteme, die i.d.R. mit erweiterten Offenlegungspflichten verbunden sind.[5] Ein Zwang zur erweiterten Offenlegung folgt aus den jüngsten Gesetzesnovellen und nationalen Umsetzungen internationaler Vereinbarungen.[6] Von steigender Bedeutung sind auch qualitative Informationen.[7]

Die genannten Aspekte verdeutlichen, dass es sinnvoll ist, eine positive Theorie der Offenlegung zu entwickeln und mit ökonomischen Modellen die Konsequenzen der Offenlegungsaktivitäten aufzuzeigen.[8] Ein wesentlicher Erkenntnisanteil kann dabei aus der Literatur gezogen werden, die mit spieltheoretischen Ansätzen das Verhalten von Kapitalmarktteilnehmern zu erklären versucht.[9] Grundlage dieser Erklärungsansätze in der Princial-Agent-Theorie sind rationale Kapitalmarktteilnehmer, die in einer asymmetrischen Informationsverteilung ihre Entscheidungen unter Berücksichtigung der Erwartungen über das Verhalten des Gegenspielers fällen. Als typisches Beispiel einer asymmetrischen Informationsverteilung kann der natürlich entstehende Informationsvorsprung des Managements (Agent) gegenüber den Unternehmenseigentümern (Principal) angesehen werden.

Diese Arbeit analysiert das Ausweisverhalten unter verschiedenen Aspekten in einer Konkurrenzsituation. Abschnitt 2 definiert die Publizität und diskutiert die Motive zur freiwilligen Offenlegung von Informationen. Zum besseren Verständnis werden an einem einfachen Modell die elementaren Begriffe des common knowledge, skeptischer Erwartungen und das unraveling-Prinzip vorgestellt. Abschnitt 3 beschäftigt sich mit den Auswirkungen verschiedener Wettbewerbssituationen auf die Ausweisstrategie.[10] Abschnitt 4 analysiert die Modelle anhand wesentlicher empirischer und theoretischer Aspekte. Abschnitt 5 fasst die Ergebnisse zusammen und gibt Ausblick auf zukünftigen Forschungsbedarf.

2 Publikation von Finanzinformationen

2.1 Abgrenzung der Publizität im Kontext der Offenlegung

Der Begriff Publizität beschreibt die Veröffentlichung bestimmter unternehmensbezogener Daten.[11] Der artverwandte Begriff der „Offenlegung“, wie er durch den Gesetzgeber oder regulierende Behörden verwendet wird, kann als Oberbegriff zur Publizität verstanden werden. In diesem Fall ist zwischen der adressatenbezogenen Offenlegung, die durch Mindestvorschriften gesetzgebender Einheiten und Regulierungsbehörden reglementiert ist, und der freiwilligen Offenlegung (=Publizität), die an keinen bestimmten Adressaten gerichtet ist, zu unterscheiden.[12] Diese Abgrenzung ist nicht überschneidungsfrei, vielmehr bleiben durch das bewusste Setzen von Mindeststandards Interpretations- und Entscheidungsspielräume, die durch Publizität gefüllt werden.[13] In dieser Arbeit erfolgt die Einschränkung des Publizitätsbegriffs auf Daten im Rahmen der Finanzberichterstattung.[14] Die Ausübung der Publizität kann durch Nutzung zusätzlicher Informationsmedien, durch Bekanntgabe von Zusatzinformationen oder durch Ausnutzung oben beschriebener Entscheidungsspielräume erfolgen.

2.2 Motive freiwilliger Publizität

Unabhängig von der Frage, ob eine Theorie der Publizität bereits existiert,[15] gehören zur Entwicklung einer solchen Theorie die Motive und Anreize (Nutzen), die den Beteiligten durch Publikation (oder Nichtpublikation) entstehen. Elliot/Jacobsen (1994) differenzieren die Anreize aus der Sicht der Kapitalmarktbeteiligten, d.h. das Unternehmen (Eigentümer und Angestellte), den Kapitalmarkt (Investoren) und die regulierenden staatlichen Einheiten („national interest“).[16] Betrachtet man die zahlreichen Studien, die sich mit dem Thema Publizität auseinander setzen, scheint eine differenzierte Betrachtung von Motiven für Unternehmenseigner und Management sinnvoll zu sein, da zwischen diesen beiden Parteien zusätzliche Interessenskonflikte entstehen können. Die durch den Informationsvorsprung entstehenden Spannungen zwischen Management und Unternehmenseigentümern können zu nicht vertragsgerechtem Verhalten der Beteiligten führen (moral hazard). Diese Anreize sind Grundlage zahlreicher spieltheoretischer Verhaltensanalysen in der Principal-Agent-Theorie.[17]

Healy/Palepu (2001) führen sechs Hypothesen zu den Motiven der Publikation (aus Unternehmenssicht) an, die im Folgenden skizziert und nach spieltheoretischen Aspekten klassifiziert werden. Auf die Spiele zwischen Management und Unternehmenseigentümern soll nicht tiefer eingegangen werden, zu diesen Publikationsmotiven zählen die Corporate-Governance-Hypothese (Rechtfertigung unterdurchschnittlicher Unternehmensentwicklungen), die Entlohnungshypothese (zielgerichtete Steuerung anteilsbasierter Entlohnungssysteme), die Prozesskostenhypothese (Vermeidung von Prozesslasten) und die Signalhypothese (Bekanntgabe der Managementqualitäten).[18] Zu den originären Spielen zwischen Unternehmenseigentümern und Kapitalmarkt gehören die Kapitalmarkttransaktionshypothese und die Informationskostenhypothese. Die Kapitalmarkttransaktionshypothese sieht die Verminderung von Informationsasymmetrien als ein Instrument zur Kontrolle der Kosten bei externer Finanzierung an.[19] In vielen Studien werden als weitere Motive für die Publikation die positiven Effekte der Ressoucenersparnis für die Informationsbeschaffung[20] und die Steigerung der Liquidität[21] (als Folge des Abbaus spekulativer Positionen durch homogenere Erwartungen der Marktteilnehmer) angeführt. Diese können unter der Kapitalmarkttransaktionshypothese subsumiert werden.

Einen Zielkonflikt dazu wirft die Informationskostenhypothese auf, die das (Nicht)Auftreten von Publikation zur Vermeidung negativer Konkurrenzwirkungen erklärt. Demnach führen Konkurrenzsituationen mindestens zu einer Einschränkung der Publikation, wenn dadurch die eigene Marktposition gefährdet ist.

[...]


[1] Vgl. Verrecchia (2001) 1.

[2] Vgl. Ewert/Wagenhofer (2003) 284 ff..

[3] Vgl. § 291 HGB.

[4] Vgl. Ewert/Wagenhofer (2003) 282.

[5] Vgl. Ewert/Wagenhofer (2003) 284.

[6] Vgl. §§325ff. HGB und §15 WpHG. Darüber hinaus existieren branchenspezifisch weit reichende Mindestanforderungen für die Offenlegung, zum Beispiel im Kreditwesen durch die dritte Säule der Internationalen Konvergenz der Eigenkapitalmessung und Eigenkapitalanforderungen („Basel II“) und deren nationale Umsetzungen in der Solvabilitätsverordnung, im Kreditwesengesetz und durch die Mindestanforderungen an das Risikomanagement der Kreditinstitute („MaRisk“).

[7] So sind nach dem derzeitigen Konsultationsstand der MaRisk die Geschäftsstrategie eines Kreditinstituts mit dem obersten Gremium zu erörtern und Teile daraus zu veröffentlichen.

[8] Vgl. Verrecchia (2001) 98.

[9] Vgl. Rasmusen (2001) 162 f..

[10] Auf die Details der analytischen Gleichgewichtsermittlung wird zugunsten der ökonomischen Interpretation und Sensitivitätsanalysen verzichtet. Bei den Gleichgewichten handelt es sich um sequentielle Gleichgewichte, deren Ermittlung beispielsweise in Darrough/Stoughton (1990) 226 f. beschrieben wird.

[11] Vgl. Ewert/Wagenhofer (2003) 281.

[12] Vgl. Rückle/Klatte (1989) 195.

[13] Zur Vermeidung unselektierter Informationsveröffentlichung werden im Kontext der Internationalen Konvergenz über die Risikomessung und Eigenkapitalunterlegung („Basel II“) die Wesentlichkeit der Information hervorgehoben und ein so genannter Nutzertest zu deren Beurteilung vorgeschlagen. Darüber hinaus existieren Schutzklauseln hinsichtlich sensibler Informationen (vgl. §§ 725 ff.).

[14] Vgl. Ewert/Wagenhofer (2003) 281.

[15] Vgl. z u diesem Wissenschaftsstreit Dye (2001), Verrecchia (2001) und Healy/Palepu (2001).

[16] Vgl. Elliot/Jacobsen (1994) 80.

[17] Vg. Rasmusen (2001) 162f..

[18] Vgl. Healy/Palepu (2001) 420ff. für weiterführende Literatur zu diesen Hypothesen.

[19] Vgl. Merton (1987) zur Beschreibung einer Risikoprämie, die von Investoren zur Übernahme von Risiken durch Informationsasymmetrien verlangt wird sowie Myers/Majluf (1984) zur Entwicklung einer Pecking-Order-Theorie der Finanzierungsformen.

[20] Vgl. Diamond (1985) 1071.

[21] Vgl. Verrecchia (1999) 282, Diamond/Verrecchia (1991) 1348.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Motive und Probleme freiwilliger Publizität von Finanzinformationen
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (Institut für Kapitalmarktforschung und Finanzierung)
Veranstaltung
Hauptseminar "Selected Topics in Corporate in Corporate Finance
Note
1,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
22
Katalognummer
V48900
ISBN (eBook)
9783638454797
ISBN (Buch)
9783638660068
Dateigröße
589 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Motive, Probleme, Publizität, Finanzinformationen, Hauptseminar, Selected, Topics, Corporate, Finance
Arbeit zitieren
Christian Mechnik (Autor:in), 2005, Motive und Probleme freiwilliger Publizität von Finanzinformationen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48900

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