Perser, Karthager und Griechen - Die zeitliche Koinzidenz der Kriege in West und Ost


Hausarbeit, 2001

22 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I.) Einleitung

II.) Hauptteil
a) Die vorherodoteische Überlieferung
b) Die Überlieferung bei Herodot
c) Die Nennung bei Aristoteles
d) Die Überlieferung bei Ephoros
e) Die Überlieferung bei Diodor
f) Gab es ein Bündnis?

III.) Quellen- und Literaturverzeichnis

I.) Einleitung

Während sich die Bewohner im griechischen Mutterland der Bedrohung durch die Perser erwehren mussten, kam es auch auf der Insel Sizilien, in Himera, zu einem Konflikt zwischen Griechen und Karthagern. War der zeitliche Zusammenhang nur Zufall oder steckt ein groß angelegter Angriff von West und Ost auf die Griechen dahinter[1] ? Gab es eine Absprache oder ein Bündnis zwischen Persern und Karthagern?

Für die Beantwortung dieser Frage gibt es Quellen aus verschiedenen Zeiten und mit unterschiedlichen Aussagen. Herodot nennt keinen Zusammenhang zwischen beiden Ereignissen und Aristoteles bestreitet einen kausalen Zusammenhang. Dem gegenüber stehen ein Fragment bei Ephoros und Auszüge aus Diodor. Der erste nennt ein Bündnis zwischen Persern und Karthagern, der zweite liefert sogar eine Schlachtenbeschreibung und die Friedensverhandlungen. Ich werde versuchen, die Quellen auf ihre Glaubwürdigkeit hin zu überprüfen und gegeneinander abzuwägen.

Beginnen werde ich mit der Überlieferung vor Herodot. Hier sind die Weihungen des Gelon nach Olympia und Delphi und die Oden des Pindar zu nennen. Die vorherodoteische Überlieferung ist wichtig, um das Selbstverständnis der sizilischen Tyrannen darzustellen. Die übrigen Quellen werde ich nacheinander analysieren, um dann in einem letzten Punkt zusammenfassend auf die Frage einzugehen, ob es ein Bündnis zwischen Karthagern und Persern gab.

Alle Jahresangaben in diesem Text beziehen sich auf die Zeit vor Christi Geburt, daher ist ein Zusatz hinter den Jahreszahlen weggelassen worden.

II.) Hauptteil

a) Die vorherodoteische Überlieferung

Als Quellen für die vorherodoteische Überlieferung sind die nach dem Sieg von Himera durch Gelon vollzogenen Weihungen zu nennen[2]. Seine Weihungen nach Olympia sind nur bei Pausanias (VI, 19, 7) belegt. Im Schatzhaus der Karthager sollen sich dort ein großer Zeus und drei Linnenpanzer befunden haben[3]. Als Grund der Weihung wird Gelons Sieg über die Phöniker angegeben. Pausanias scheint der Sieg nicht genauer bekannt zu sein, da er sich nicht sicher ist, ob er nun an Land oder auf See errungen wurde. Genauso wenig ist ihm ein Zusammenhang mit dem Angriff der Perser bekannt.

Besser ist man über die Weihungen nach Delphi informiert. An exponierter Stelle, in der Nähe des Tempels, am oberen Ende der heiligen Straße, sodass jeder Pilger die Weihung sah, ließ Gelon einen goldenen Dreifuß mit einer Nike auf einer Säule errichten[4]. Durch den archäologischen Befund und einer fast vollständig erhaltenen Inschrift[5] kann der Ort der Aufstellung als gesichert angenommen werden. In der Inschrift wird der

Grund der Weihung nicht genannt. Gelon alleine nennt sich als Stifter des Dreifußes und der Nike. Durch die Nähe zur Schlangensäule, der Weihung der griechischen Bundesgenossen im Kampf gegen die Perser, und

einem ähnlichen Aussehen liegt die Vermutung nahe, dass Gelon den Sieg von Himera auf eine Stufe mit dem von Plataiai stellen wollte. Auch wenn dieser Punkt in der Forschung umstritten ist - Zahrnt spricht sich für diese These aus[6], Krummeich[7] meint dagegen, dass Gelon sich als freigebiger Stifter, ähnlich dem sagenhaften Kroisos, bleibenden Nachruhm sichern wollte - wird es doch schon in so früher Zeit ein Bestreben am syrakusanischen Hof gegeben haben, sich als gleichwertig neben die Griechen des Mutterlandes zu stellen und ihren Anteil am Sieg gegen äußere Bedrohung herauszustellen.

Weitere Hinweise auf die Selbstdarstellung der sizilischen Tyrannen sind die Weihungen für die Siege bei den olympischen Spielen, die allen zeigen sollten, dass sie sich auf einer Stufe mit den Griechen des Mutterlandes befänden. Zu diesem Bereich gehören auch die Oden des Pindar. In einer dieser Oden, der ersten pythischen für Hieron nach seinem Sieg mit dem Wagen, werden die Siege von Himera und Kyme mit denen von Salamis und Plataiai in Zusammenhang gebracht. Pindar spricht von vier griechischen Siegen, je zwei zu Land und zu See, wobei der Sieg von Kyme um sechs Jahre jünger ist, als die anderen. Dem Dichter ging es darum, die erbrachten Leistungen zu vergleichen[8] und den Sieg des Hieron, seines Auftraggebers, am ausführlichsten zu behandeln. Bei Pindar ist kein Hinweis auf eine Übereinkunft von Persern und Karthagern, er möchte mit seinen Dichtungen lediglich seinen Auftraggeber rühmen und sich für weitere Aufträge anbieten.

Es gibt für die Zeit vor Herodot mehrere Hinweise, was man aus der Schlacht von Himera gerne von Seiten der Tyrannen von Syrakus machen wollte. Man versuchte, wie man es auch schon vorher getan hatte[9], mit Weihungen und dem Einsatz von Dichtung sich als ebenbürtig neben die Griechen aus dem Mutterland zu stellen. Gerade nach dem Ende der Perserkriege war man auf Sizilien in Erklärungsnot, warum man nicht Unterstützung gegen die Perser geschickt hatte. Daher ist eine Überhöhung der Schlacht von Himera Gelon und seinen Nachfolgern bestimmt nicht ungelegen gekommen. Von einem Bündnis zwischen Persern und Karthagern, das bestimmt einen Einzug in die Darstellung der syrakusanischen Tyrannen gehabt hätte, ist aber nichts zu erkennen.

b) Die Überlieferung bei Herodot

Herodot von Halikarnass, der pater historiae (Cic. Leg. 1, 1, 5), ist die wichtigste Quelle für die Zeit der Perserkriege. Er wurde ungefähr zur Zeit des Feldzuges des Xerxes geboren und lebte bis in die ersten Jahre des peloponnesischen Krieges. Er bereiste viele der von ihm beschriebenen Länder und trotz mancher Missverständnisse erweisen sich seine Berichte als glaubwürdig. Durch seine zeitliche und räumliche Nähe zu den Ereignissen um die Schlacht von Himera ist sein Bericht von großer Aussagekraft für die Frage nach der Historizität eines Bündnisses zwischen Karthagern und Persern.

Die Überlieferung der Ereignisse in Sizilien um das Jahr 480 werden bei Herodot in einem Einschub berichtet. Die Widerstand leistenden Griechen entschlossen sich am Isthmos, Boten mit der Bitte um Hilfe nach Argos (VII 148 ff.), nach Sizilien zu Gelon (VII 153 ff.), zu den Kerkyraiern (VII 168) und zu den Kretern (VII 169 f.) zu schicken. Alle vier Hilfeersuchen werden abgelehnt, aber sie bieten Herodot die Möglichkeit, über diese Schauplätze zu berichten.

Der Bericht über Sizilien beginnt mit einem kurzen Exkurs über die Geschichte der Insel (VII 153 ff.), ehe Herodot dann auf die Gesandtschaft und die Ereignisse um die Schlacht von Himera zu sprechen kommt (VII 157 ff.).

[...]


[1] So heißt es in einer erst vor kurzem in Neuauflage erschienenen kleinen Abhandlung über die Geschichte der Karthager, "dass die politische und militärische Situation des Jahres 480 einem großangelegten persisch - karthagischen Plan entsprochen hat". Huß, W., Karthago, München 22000.

[2] Man glaubte, zeitgleiche Münzen, die sogenannten Damareteia, zu haben, syrakusanische Dekadrachmen der ersten Hälfte des 5. Jh., für deren Prägung Gelons Frau Damarete das Metall zur Verfügung stellte (Diod. XI 26, 3). C.M. Kraay konnte jedoch zeigen, dass das Prägedatum der Dekadrachmen hinabdatiert werden muss und somit nicht mit den bei Diodor genannten Damareteia identisch ist; vgl. dazu Kraay, C.M., Greek Coins and History. Some current problems, London 1969, 19 - 42 und Zahrnt, M., Die Schlacht bei Himera und die sizilische Historiographie, Chiron 23, 1993, 360 und Anm. 24.

[3] Krumeich, R., Zu den goldenen Dreifüßen der Deinomeniden in Delphi, in: JdI 106, 1991, 61f. spricht sich dafür aus, dass der Zeus eine gelonische Weihung ist; Zahrnt, M., Die Schlacht bei Himera und die sizilische Historiographie, Chiron 23, 1993, 361 Anm. 26 hält den Text dagegen für nicht aussagekräftig genug. Für mich geht aus dem Text jedoch eindeutig hervor, dass Zeus und Linnenpanzer Weihungen des Gelon sind.

[4] Zur Rekonstruktion der Weihung und zu den archäologischen Untersuchungen ausführlich und mit weiterer Literatur Krumeich, R., Zu den goldenen Dreifüßen der Deinomeniden in Delphi, in: JdI 106, 1991, 37ff.

[5] In Übersetzung bei Brodersen, K., u.a. (Hrsgg.), Historisch griechische Inschriften in Übersetzung, Darmstadt 1992, S. 21 Nr. 37.

[6] a.o.O., 363, Anm. 35

[7] Krumeich, R., Zu den goldenen Dreifüßen der Deinomeniden in Delphi, in: JdI 106, 1991, 60.

[8] Zahrnt, M., Die Schlacht bei Himera und die sizilische Historiographie, Chiron 23, 1993, 367f.

[9] Pindar war seit 490 für sizilische Auftraggeber tätig, vgl. Zahrnt, M., Die Schlacht bei Himera und die sizilische Historiographie, Chiron 23, 1993, 370. Gelon weihte nach dem Sieg 488 in Olympia seinen Wagen in dem Heiligtum (Paus. 6,9,4f.)

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Details

Titel
Perser, Karthager und Griechen - Die zeitliche Koinzidenz der Kriege in West und Ost
Hochschule
Universität Münster
Note
1,3
Autor
Jahr
2001
Seiten
22
Katalognummer
V48808
ISBN (eBook)
9783638454001
Dateigröße
447 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Perser, Karthager, Griechen, Koinzidenz, Kriege, West
Arbeit zitieren
Stefan Feuser (Autor:in), 2001, Perser, Karthager und Griechen - Die zeitliche Koinzidenz der Kriege in West und Ost, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48808

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