Frühmittelalterliche Burganlagen in Südwestdeutschland


Hausarbeit (Hauptseminar), 2002

24 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I.) Einleitung

II.) Der Zähringer Burgberg
a) Die Forschungsgeschichte
b) Die Besiedlungsphasen
c) Die Terrassierung
d) Die Funde der frühalamannischen Zeit

III.) Der Geißkopf bei Berghaupten
a) Die Forschungsgeschichte
b) Die Funde

IV.) Zentralorte oder Rückzugspunkte?

V.) Literaturverzeichnis

VI.) Abbildungsverzeichnis

I.) Einleitung

„Frühmittelalterliche Burganlagen in Südwestdeutschland“ – der Titel legt den Schluss nahe, dass es sich bei ihnen um Verteidigungsanlagen mit weit in das Umland ausstrahlender Bedeutung handelt. Burgen, wie man sie aus dem Hochmittelalter kennt. Der von mir betrachtete Zähringer Burgberg und der Geißkopf bei Berghaupten gehören zu der Quellengattung der frühalamannischen Höhensiedlungen. In der neuesten Auflistung aller völkerwanderungszeitlichen Höhensiedlungen[1] umfasst ihre Zahl 62 bekannte Plätze.

Der Zähringer Burgberg und der Geißkopf wurden beide durch aktuelle Grabungen bekannt, ihr Fundspektrum gehört einer ähnlichen Zeitstellung an und die ergraben Fläche steht bei beiden Orten im gleichen Verhältnis zu der vermuteten Siedlungsfläche[2]. Aus diesen Gründen eignen sich die beiden Orte gut für eine eingehende Untersuchung und für die Beantwortung der Frage, ob es sich bei ihnen, wie bei den Höhensiedlungen im Allgemeinen, um Zentralorte handelt.

Die Funde und Befunde der Grabungen sind leider noch nicht ausführlich publiziert worden, so gestaltete sich eine tabellarische Gegenüberstellung der Funde (Tabelle 1) als schwierig. Aus diesem Grund konnten nur einige Fundgruppen aufgenommen werden. Trotzdem kann man dieser Tabelle eine gewisse Aussagekraft im Hinblick auf die Bedeutung der beiden Plätze zusprechen.

Zunächst werden Forschungsgeschichte, Funde und Befunde der beiden „Burganlagen“ getrennt vorgestellt, um sie dann in einem abschließenden Kapitel gegenüberstellen zu können.

II.) Der Zähringer Burgberg

a) Die Forschungsgeschichte

Der Zähringer Burgberg, Gemeinde Gundelfingen, Kreis Breisgau-Hochschwarzwald (Abb. 1) gehört zu den Höhen, die, unmittelbar am

Schwarzwald gelegen, den Breisgau überragen. Die Erscheinung des Burgbergs hebt sich mit seiner 200 zu 300m messenden Hochfläche von den übrigen Schwarzwaldkuppen ab. Als erster bemerkte der Stadtbaumeister F. Stein bei Vermessungen an den Ruinen der Burg der Zähringer die tischebene Fläche. Er hielt diese für einen hochmittelalterlichen Turnierplatz und zeichnete diesen in seinen aquarellierten Plan aus dem Jahr 1834[3] ein. Der Burgenforscher C. A. Müller[4] wies in den 1950er Jahren darauf hin, dass einst auf dem Burgberg eine weitaus größere Anlage bestanden haben muss. Der hangabwärts umlaufende Graben und die bastionsartige Baustruktur im Südosten wären Überreste dieser Anlage. Im Jahr 1974 wurde durch einen Schüler eine frühalamannische Glasperle gefunden. Dieser Fund führte zu archäologischen Begehungen der Kuppe, in deren Verlauf Kerbschnittgürtelteile und Waffen geborgen wurden. Die Ausgrabungen der Jahre 1985

bis 1991 konnten einen kleinen

Teil des vermuteten Siedlungsareals aufdecken[5]. Die Arbeiten wurden vom Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Freiburg im Breisgau organisiert und durchgeführt. Die Ergebnisse der Grabungen wurden bisher in Vorberichten vorgelegt, ausführlich publiziert sind nur die Gefäßkeramik[6] und die Glas-, Perlen- und Edelsteinfunde[7].

b) Die Besiedlungsphasen

Die frühesten Funde auf dem Burgberg datieren in das Neolithikum. In einer Grube wurden zahlreiche Keramikscherben, unter anderem von einem „Backteller“, und das Fragment eines kleinen Steinbeils gefunden. Das Steinbeil ist der Michelsberger Kultur zuzuordnen, die sich durch zahlreiche befestigte Höhensiedlungen auszeichnet[8].

Für die Zeit um 500 v. Chr. wiesen die Grabungen nach, dass der Berg an vielen Stellen besiedelt war. Viele einfache wie auch bemalte Keramikscherben der frühen Eisenzeit wurden auf der alten Bergoberfläche geborgen, dazu Eisenschlacken und Kalksplitter als Flussmittel für die Eisenverhüttung. Mit einer leicht eingetieften Wohngrube, in der sich eine große Herdstelle oder die Reste eines Ofens befanden, konnte eine Behausung der Hallstattzeit auf dem Zähringer Burgberg nachgewiesen werden.

Bei den Ausgrabungen wurden Funde aus der römischen Kaiserzeit entdeckt, vor allem Münzen und gut zu datierende Fibeln, bei denen es sich wohl nicht um Altmaterial handelt. Im 1. und 2. Jahrhundert hat man

derartige Höhen aber nicht zu Wohnzwecken aufgesucht. Steuer[9] spricht von der Möglichkeit, dass auf dem Zähringer Burgberg im ersten und zweiten Jahrhundert nach Christus römischer Bergbau betrieben wurde. Durch Schwermetallanalysen konnte nachgewiesen werden, dass im Burgberg Blei- und Silbererze anstehen. Darüber hinaus sind Spuren eines alten Bergbaus vorhanden. Gegen eine römische Besiedlung spricht allerdings, dass keine gemörtelten Mauerreste gefunden wurden. Dazu scheint die Vererzung des Berges von nur geringer Bedeutung zu sein und dürfte als Auslöser für eine frühgeschichtliche Besiedlung, zum Beispiel durch die Römer, nicht ausschlaggebend sein. Daher ist eine römische Besiedlung des Burgberges unwahrscheinlich[10].

Auf die frühalamannische Umbauten und Besiedlung des Burgberges soll hier nicht näher eingegangen werden, da sie im Laufe der Hausarbeit ausführlich behandelt werden.

Weitere datierbare Funde weisen in das 7. und 8. Jahrhundert. Vor allem sind es Keramikscherben, die in die frühe Karolingerzeit datieren, aber auch Metallbeschläge und Glas. Eine kleine Glasscherbe erlaubt die Rekonstruktion einer kostbaren, farbigen „Reticella“-Schale. Zahlreiche Pfostenlöcher in der ebenen Terrassenfläche, deren Fluchtlinien sich von den älteren Fluchten abheben, sind Nachweis für die frühkarolingische Bebauung des Burgberges. In diese Zeit gehört auch ein kleines eingetieftes Haus mit einem Fundament.

Die archäologischen Ausgrabungen haben sich nicht mit der Burg der Zähringer beschäftigt. Die Burg wurde wohl 1080 errichtet, die erste urkundlicher Erwähnung stammt aus dem Jahr 1128, die heute noch zu sehende Turmruine stammt aus den 1270er Jahren. Bis zu ihrer Zerstörung in den Bauernkriegen 1525 bewohnten untergeordnete Ministerialen der Zähringer die Mauern. Aus dieser Zeit stammen zahlreiche Keramikscherben und Metallfunde.

An neuzeitlichen Spuren sind vor allem Sprengbohrlöcher an verschiedenen Stellen besonders bemerkenswert. So scheint die Gestalt des Berges nach dem 16. Jahrhundert noch mal verändert worden zu sein, der Zweck und das Ausmaß dieser Sprengungen kann aber nicht mehr geklärt werden. Darüber hinaus wurden mehrere Grenzsteine mit der Jahreszahl 1836 und zahlreiche Wallfahrtsmedaillen des 18. Jahrhunderts gefunden.

Anhand dieser kurzen Aufstellung ist zu erkennen, dass der Zähringer Burgberg seit dem 4. vorchristlichen Jahrtausend als Siedlungsplatz regelmäßig aufgesucht wurde. Seine tiefgreifendsten Veränderungen aber erfuhr der Berg in frühalamannischer Zeit.

c) Die Terrassierung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die auffälligste Erscheinung des Zähringer Burgberges ist die künstliche Umgestaltung des Berggipfels. Von der Nord-Süd verlaufenden Felsklippe im Zentrum des Burgberges laufen radial aufgeschüttete Rippen aus groben Gneis-brocken in einem mittleren Abstand von 29m zueinander (Abb. 2). Zwischen den Rippen wurden parallele Stützmauern zur Stabilisierung angelegt[11], sodass ein Gittersystem den Berg bedeckt. Die Zwischenräume wurden mit Erde und kleineren Steinen aufgefüllt. Zur Gewinnung des Steinmaterials wurde die ehemalige Gipfelkuppe bis zur heute noch im Gelände zu erkennenden Felsrippe abgebrochen[12]. Die auf diese Weise entstandenen ineinander überleitenden Terrassenflächen wurden mit unterschiedlichen Steinlagen gepflastert, wobei die Begrenzungen der Pflaster die Oberkanten der Stützmauern im Terrassenkörper sind. Diese Mauern wurden möglicherweise an den Hangkanten durch Querbefestigungen aus Holz gesichert[13] (Abb. 3). Die Mächtigkeit der Aufschüttungen beträgt zwischen zwei und sechs Metern, wie durch Grabungen und Bohrungen nachgewiesen werden konnte. Zur Rheinebene wurde so eine Terrasse mit einer über sechs Meter hohen Front geschaffen. Durch die Umbaumaßnahmen konnte ein Oval von ungefähr 300 zu 200 Metern durch ebene Terrassen erschlossen werden, was einer Fläche von 5 ha entspricht. Für die Umbaumaßnahmen wurden schätzungsweise über 200 000 m3 Steinmaterial gebrochen und umgelagert.

[...]


[1] Hoeper, M., Die Höhensiedlungen der Alamannen und ihre Deutungsmöglichkeiten zwischen Fürstensitz, Heerlager, Rückzugsraum und Kultplatz, in: Geunich, D. (Hrsg.), Die Franken und die Alamannen bis zur „Schlacht bei Zülpich“ (496/97), Ergbde. RGA 19 (Berlin, New York 1998) 344f.

[2] bei der Grabung am Zähringer Burgberg konnten 1500m2 ergraben werden, was ebenso ca. 3% der vermuteten Siedlungsfläche entspricht wie die 260m2 auf dem Geißkopf.

[3] Augustiner-Museum Feiburg Inv.Nr. D 34/145, nach: Steuer 1990.

[4] Müller, C. A., Die Burg Zähringen. Badische Heimat 44, 1964, 113-125; nach: Steuer 1990a.

[5] eine Fläche von 1500 m2 konnte ergraben werde, was ca. 3% des möglichen Siedlungsareals entspricht.

[6] Bücker, Ch., Die Gefäßkeramik der frühalamannischen Zeit vom Zähringer Burgberg, Gem. Gundelfingen, Kr. Breisgau-Hochschwarzwald; in: Nuber, H. U., u.a. (Hrsgg.), Römer und Alamannen im Breisgau. Archäologie und Geschichte 6 (Sigmaringen 1994) 125-232.

[7] Bücker, Ch., Die Glas-, Perlen- und Edelsteinfunde vom Zähringer Burgberg bei Freiburg im Breisgau; in: Brather, S., u.a. (Hrsgg.), Archäologie als Sozialgeschichte. Studien zu Siedlung, Wirtschaft und Gesellschaft im frühgeschichtlichen Mitteleuropa. Festschrift für Heiko Steuer. Studia honoraria 9 (Rahden 1999) 215-234.

[8] Folgendes nach Steuer 1990, 19-33.

[9] Steuer 1990, 30f.

[10] Goldenberg, G. – Vollmer, U., Untersuchungen zum Bergbau auf dem Zähringer Burgberg, Gemeinde Gundelfingen, Kreis Breisgau-Hochschwarzwald, Arch. Ausgr. Baden-Württemberg 1990 (1991) 179-183.

[11] Folgendes nach Steuer 1990 24-30.

[12] Hoeper – Steuer 1999, 191.

[13] Hoeper – Steuer 1999, 191.

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Frühmittelalterliche Burganlagen in Südwestdeutschland
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin
Note
2,0
Autor
Jahr
2002
Seiten
24
Katalognummer
V48806
ISBN (eBook)
9783638453981
Dateigröße
958 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Frühmittelalterliche, Burganlagen, Südwestdeutschland
Arbeit zitieren
Stefan Feuser (Autor:in), 2002, Frühmittelalterliche Burganlagen in Südwestdeutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48806

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