Sklavenarbeit bei Cato und Varro


Seminararbeit, 2005

16 Seiten, Note: 1-2


Leseprobe


I N H A L T

1. Einleitung

2. Quellen und Autoren
2.1. Marcus Porcius Cato Censorius
2.1.1. Kurzvita
2.1.2. Sein Werk „de agri cultura“
2.2. Marcus Terentius Varro
2.2.1. Kurzvita
2.2.2. Sein Werk „rerum rusticarum libri tres“

3. Sklavenarbeit bei Cato und Varro
3.1.Historischer Kontext
3.2.Slavenarbeit bei Cato
3.3.Sklavenarbeit bei Varro

4. Zusammenfassung

1. Einleitung

Das Schwergewicht der antiken Sklaverei liegt nach Jochen Bleicken „in dem Übergang von der Republik zur Kaiserzeit, nämlich etwa von der Mitte des 2. vorchristlichen bis zur Mitte des 2. nachchristlichen Jahrhunderts,(...).“1

In dieser Arbeit über die Sklavenarbeit möchte ich mich vor allem mit den vorchristlichen Verhältnissen auseinandersetzen. Insbesondere wird es um den landwirtschaftlichen Ein- satz von Sklaven gehen, der deutlich von der angenehmeren Sklavenarbeit in der Stadt zu trennen ist.2

Einen Glücksfall für die Forschung auf diesem Gebiet stellen die Arbeiten von Marcus Porcius Cato Censorius und Marcus Terentius Varro dar. Mit den Werken „de agri cultura“ und „rerum rusticarum“ wollten beide Anleitungen zur landwirtschaftlichen Arbeit liefern, die natürlich Schilderungen zur Sklavensituation implizieren. So spiegelt Catos Werk die Lage der Sklaven und deren Arbeit auf dem Land in der 1. Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr. wider. Varro liefert uns Informationen über die Zustände im 1. Jahrhundert v. Chr.. Mit Hilfe dieser Quellen möchte ich vor allem die Gesamtsituation der Sklaven in den beiden Jahrhunderten beleuchten und dann die vergleichende Frage stellen, welche Tendenzen und Entwicklungen es von Cato zu Varro gegeben hat.

Die Vielzahl der Übersetzungen, Kommentare und Interpretationen zu Catos und Varros Werken belegen die historische Bedeutung dieser Autoren und ihrer Literatur. Ich werde in dieser Arbeit mit den neuesten mir bekannten deutschsprachigen Übersetzungen und Kom- mentaren arbeiten, die jeweils von Dieter Flach stammen. Zu Catos Text stand mir eben- falls der umfangreiche Kommentar von Paul Thielscher zur Verfügung. Bevor ich im Rahmen dieser Arbeit jedoch auf die eigentliche Thematik eingehen werde, halte ich es bei dieser Quellenarbeit für unerlässlich die beiden Autoren biographisch in der gebotenen Kürze vorzustellen und dann kurz die Charakteristika der uns interessieren- den Texte herauszuarbeiten. Für die Rekonstruktion der Lebensläufe Catos und Varros und die Bemerkungen zu deren Werken habe ich in erster Linie den RE, sowie den DNP be- nutzt. Für Varro war vertiefend zudem eine Darstellung von Burkhard Cardauns hilfreich. Um dann zur eigentlichen Beantwortung der Fragestellung zu kommen, sollen die betref- fenden Quellen ebenfalls relativ kurz in ihren historischen Kontext geordnet werden. Den eigentlichen Hauptteil dieser Arbeit bildet dann die Darstellung und Interpretation der Sklavensituation in Catos Werk „de agri cultura“. Dem wird die entsprechende Situation in Varros Text „rerum rusticarum“ vergleichend gegenübergestellt, um Gemeinsamkeiten und Entwicklungen erkennen zu können.

Forschungsliteratur zu diesen Quellen und zur römischen Agrargeschichte im allgemeinen gibt es reichlich. Dieter Flach liefert eine umfassende „Bibliographie zur römischen Agrar- geschichte“. Neben dieser Bibliographie und den bereits genannten Übersetzungen habe ich mich weiterhin einer umfassenden Übersicht der römischen Agrargeschichte von Dieter Flach bedient. Weitere Literatur, die ich zu Hilfe gezogen habe, stammt von Herman Gummerus, dessen bereits ältere Arbeit von 1906 die Werke der Agrarschrift- steller in erster Linie unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet. White hat eine englischsprachige umfassendere Agrargeschichte als Flach geschrieben, in der für meine Fragestellung vor allem das Kapitel „Personel and Personal Management“ sehr aufschluss- reich war. Allgemeiner als Gummerus setzt sich Heinz Dohr mit den Werken Catos und Varros auseinander.

Als knappe Überblicksdarstellungen zur antiken Sklaverei im allgemeinen schienen mir die Arbeiten von Norbert Brockmeyer und Jochen Bleicken sehr sinnvoll. Letzterer beleuchtet zwar hauptsächlich die Sklavensituation in der Kaiserzeit, stellt aber immer wieder Bezüge zur Zeit der ausgehenden Republik her.

2.1.Marcus Porcius Cato Censorius

2.1.1.Kurzvita

Marcus Porcius Cato, geboren im Jahre 243 v. Chr in Tusculum, wuchs auf dem Gutshof des Vaters im Sabinerland auf, wo er in seiner Jugend zusammen mit den väterlichen Skla- ven ständig hart arbeiten musste. Im Jahre 216 oder 217 leistete er seinen ersten Kriegs- dienst im Krieg gegen Hannibal. Als „trefflicher Soldat, vorbildlich in Tapferkeit und Er- tragen von Strapazen“3 wurde er 214 Tribunus Militum in Sizilien. Er machte sich schnell einen Namen in Rom, wurde 204 auf Vorschlag des Valerius als Homo Novus Quaestor, 199 Plebeischer Aedil, 198 Praetor in Sardinien, wo er durch sein Vorgehen gegen Wucherer bekannt wurde. 195 wurde er Konsul, 194 wurde ihm der Triumph bewilligt. 184 wurde er schließlich zum Censor gewählt. Bei der Ausübung dieses Amtes wurde er vor allem durch seine luxusfeindlichen Maßnahmen bei der Feststellung des Census bekannt, obwohl er selber als habgierig und ruhmsüchtig galt. Bis zu seinem Tod im Herbst 149 v. Chr. beteiligte er sich an unzähligen politischen Streitthemen als Redner im Senat, vor der Volksversammlung oder vor Gericht. Seit 183 trägt er den ehrenvollen Beinamen „Censorius“.

Biographien wurden von Cornelius Nepos und Plutarchos verfasst.

Neben seiner politischen Karriere stand auch die Literatur im Mittelpunkt Catos Lebens; er gilt noch heute als einer der wichtigsten antiken Schriftsteller. So verfasste er laut Cicero mehr als 150 Reden. Dazu kommen historische und belehrende Schriften. Sein einziges heute erhaltenes Werk lautet „de agri cultura“.4

2.1.2.Sein Werk „de agri cultura“

Catos Werk „de agri cultura“ ist nicht nur das älteste Lehrbuch über die Landwirtschaft, sondern das älteste Prosawerk der lateinischen Sprache überhaupt.5 Als solches hat es Herausgebern, Übersetzern und anderen, die sich mit dem Text beschäftigt haben, immer wieder große Probleme bereitet. So gibt es zwar einen ersten gut strukturierten Teil mit einem kurzen Vorwort, ab Kapitel 56 aber präsentiert sich Catos Werk nur noch als lose Aneinanderreihung von verschiedenen Regeln, die sich in unstrukturierter, beinahe chao- tischer Form wiederholen und sogar widersprechen.6 Zur Erklärung dieses Phänomens hat es viele Ansätze gegeben. Am wahrscheinlichsten scheint heute die auch von Paul Thielscher und Dieter Flach vertretene Annahme zu sein, dass Cato bis zu seinem Tode an dem Werk gearbeitet und dabei im Notizbuch-Stil ständig neue Erfahrungswerte hinzu- gefügt habe ohne alte Aufschreibungen zu streichen.7

Als Leitfaden zum Betrieb eines Gutshofes spiegelt „de agri cultura“ die landwirtschaft- lichen Verhältnisse zu Catos Lebzeiten, besonders der 1. Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr. wider.8 Catos Quellen dazu sind in erster Linie eigene Erfahrungen und mündliche Mit- teilungen von Zeitgenossen,9 teilweise aber auch griechische Schriftsteller.10 Inhaltlich behandelt Cato ganz praktisch alle Problem- und Fragestellungen, mit denen sich der Besitzer eines Landgutes zu seiner Zeit auseinanderzusetzen hatte. Seine Anweisungen sollen dem Ziel dienen zu möglichst effizienter und ökonomischer Arbeit anzuleiten.11

2.2.Marcus Terentius Varro

2.2.1.Kurzvita

Wenngleich es über Marcus Terentius Varro, anders als über Cato, keine existierende Biographie gibt, ist doch durch die Schriften zeitgenössischer Autoren wie Cicero oder Caesar vieles aus seinem Leben bekannt.12

Varro ist im Jahre 116 v. Chr. wahrscheinlich auf dem Land in Reate geboren. Über seine Eltern und den Stand seiner Familie wissen wir nichts.13 Wahrscheinlich jedoch gehörte Varro dem Ritterstand an.14

Entsprechend setzte jedenfalls seine politische Laufbahn ein. Nach dem Militärtribunat wurde er wahrscheinlich 90 Triumvir Capitalis15, 86 oder 85 wurde er Quaestor.16 Nachdem Varro sich als Legat dem Pompeius angeschlossen hatte wurde er 75 wiederum als Quaestor eingesetzt. 70 wurde er Volkstribun, und 68 erreichte er mit der Praetur sein höchstes politisches Amt.17

Trotz dieser politischen Karriere wird Varro nicht als überzeugter Politiker beschrieben. Er habe lediglich seine Pflicht gegenüber seinem Vaterland erfüllen wollen. Vor diesem Hintergrund ist es also nicht verwunderlich, dass er sich in den folgenden Jahren aus der Politik zurückgezogen und sich seiner eigentlichen Leidenschaft, der Schriftstellerei gewidmet hat. Sein Lehrmeister war L. Aelius Stilo.18

Bis zu seinem Tod im Jahre 29 v. Chr. verfasste Varro insgesamt etwa 600 Bände mit 60 bis 75 Schriften der verschiedensten Gattungen.19 Als bedeutendster Schriftsteller seiner Zeit wurde er schon zu Lebzeiten gewürdigt. Und auch heute noch gilt Varro als „der bedeutendste römische Universalschriftsteller“20, wenngleich nur noch eines seiner Werke vollständig erhalten ist: Die drei Bücher „rerum rusticarum“.

2.2.2.Sein Werk „Rerum rustiarum libri III“

Erst mit 80 Jahren, also im Jahr 37 v. Chr. hat Varro mit der Arbeit an seinem ersten Werk über die Landwirtschaft begonnen. Die Tatsache, dass seine Frau Fundania ein Gut gekauft und ihn um Hilfe bei der Bewirtschaftung gebeten hatte, war für ihn der Anlass sich mit einer Thematik auseinanderzusetzen in der er im Gegensatz zu Cato bis dahin keinerlei praktische Erfahrung hatte. Er konnte sich also beim Verfassen der drei Bücher umfassen- den Arbeit „rerum rusticarum“in erster Linie auf schriftlich überliefertes Wissen stützen.21 Der vor allem in Buch 1 „de agri cultura“ am häufigsten zitierte Schriftsteller ist Cato, dessen Textfragmente er teilweise vollständig übernimmt, teilweise um unwichtig erscheinende Teile kürzt und gelegentlich abändert.22 In den Büchern 2 und 3, deren Themen Viehzucht und Hoftierhaltung sind, kann Varro sich natürlich weniger stark auf Cato beziehen.

Als Quellen konnten ihm aber auch viele griechische Texte und insbesondere eine Arbeit von Mago dienen.23

Neben diesen Schriften, die er zur Thematik Landwirtschaft studierte, nennt er auch zeitgenössische Experten, die er zu Rate gezogen habe. Zudem habe er auch selber Beobachtungen beim Anbau auf seinen Gütern gemacht.24

Als Varros Primärziel ergibt sich aus seiner Absicht einen Leitfaden für seine Frau zu schreiben logischerweise, genau wie bei Cato, die praktische Belehrung.25 Hinzu kommt bei Varro allerdings ein literarischer Anspruch. Er hat seine Lehren künstlerisch in eine Dialogstruktur eingebaut.26 Diese Dialoge können die landwirtschaftlichen Zustände der ausgehenden Republik bis zu einem gewissen Grad widerspiegeln, aber nicht in allen Punkten als verlässliche Quellen angesehen werden, da sie wie oben beschrieben eher auf literarischen Studien als auf persönliche Erfahrung des Verfassers beruhen.27

3. Sklavenarbeit bei Cato und Varro

3.1.Historischer Kontext

Catos Schrift „de agri cultura“ kennzeichnet einen Strukturwandel in der Landwirtschaft, der stellvertretend für einen Umschwung in der Gesamtwirtschaft steht. Ein Hauptfaktor dafür ist die seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. zunehmende Verfügbarkeit von Sklaven in Folge von ständigen Kriegen. Denn meist waren die Sklaven Kriegsgefangene; bis zum so genannten „Seeräuberkrieg“ auch die Opfer von Piraterie.28

[...]


1 Bleicken, J. (1995), S. 334f

2 ebda, S. 334

3 Plutarchos 1, 8-10; Cornelius Nepos 1, 2. v. Ill. 47, 1

4 RE Halbbd. 43 (1953), S. 108-166

5 Vgl. Thielscher, P. (1963), S. V RE Halbbd. 43 (1953), S. 147f

6 s. dazu RE Halbbd. 43 (1953), 147ff Richter, Will 7ff

7 Vgl. Thielscher, P. (1963), S. 16ff Flach, D. (2005), S. 13

8 Dohr, H. (1965), S. 6

9 Gummerus, H. (1906), S. 17

10 RE Halbbd. 43 (1953), S. 155f

11 Gummerus, H. (1906), S. 20

12 Cardauns, B. (2001), S. 9

13 RE Suppl. 6 (1935), S. 1173 Anders in Flach, D., Varro Buch 1 (1996), S. 3: „... wuchs er als Angehöriger eines angesehenen Plebejergeschlechts auf.“

14 Cardauns, B. (2001), S.9

15 DNP, Bd. 12/1 (2002), S. 1130

16 Vgl. RE Suppl. 6 (1935), S. 1175 Cardauns, B. (2001), S. 9

17 RE, Suppl. 6 (1935), S. 1175ff

18 ebda, S. 1173

19 Flach, D., Varro Buch 1 (1996), S. 3

20 DNP, Bd. 12/1 (2002), S. 1130

21 RE Suppl. 6 (1935), S. 1185f

22 RE Suppl. 6 (1935), S. 1199

23 Gummerus, H. (1906), S. 52

24 Varro rust. 1,1,11

25 Varro rust 1,1,2; 1,1,4

26 RE Suppl. 6 (1935), S. 1185f

27 Gummerus, H. (1906), S. 13

28 Brockmeyer, N. (1987), S. 159f

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Sklavenarbeit bei Cato und Varro
Hochschule
Universität Münster  (Seminar für Alte Geschichte)
Veranstaltung
Proseminar Einführung in die Alte Geschichte
Note
1-2
Autor
Jahr
2005
Seiten
16
Katalognummer
V48700
ISBN (eBook)
9783638453219
ISBN (Buch)
9783638751025
Dateigröße
479 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sklavenarbeit, Cato, Varro, Proseminar, Einführung, Alte, Geschichte
Arbeit zitieren
Dirk Brandes (Autor:in), 2005, Sklavenarbeit bei Cato und Varro, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48700

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