E.T.A. Hoffmann - Die Elixiere des Teufels


Hausarbeit, 2005

17 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

Einführung

Literarische Entwicklungen in der Romantik

Aufbau und Gliederung des Schauerromans

Der Schauerroman als Spiegel seiner Zeit

E. T. A. Hoffmanns „ Elixiere des Teufels “

Der Roman. Eine Analyse seiner Dimensionen

Hoffmanns persönlicher Bezug zu dem Roman

Hoffmanns Stil

Schluss

Literaturangabe

Einführung:

Bizarr, exzentrisch und grotesk gestaltet E. T. A. Hoffmann seinen Roman „ Die Elixiere des Teufels “ und sorgt damit für bisher ungekanntes Grauen im Publikum.

Er bietet einer aufklärerisch, natur- und geisteswissenschaftlich interessierten Gesellschaft eine neue Hürde, die zu nehmen nicht allen gelingt. Seine Komplexität und sein Vermögen Ordnung in der Unordnung zu schaffen machen den Schriftsteller einmalig, seine Fähigkeit diese in einen konstanten Spannungsrahmen einzubetten bietet dem Leser einen vergnüglichen Schauer, die eigene Intention und Erfahrung Hoffmanns aber, die dem Roman zugrunde liegt, macht ihn für uns besonders interessant.

Literarische Entwicklungen in der Romantik

In der Zeit der Klassik/ Romantik entwickeln viele Künstler und Schriftsteller eine Basis erstmaligen Ausbrechens aus den zuvor manierlich gehaltenen Normen künstlerischen Gestaltens.

Die europäische Literatur der Romantik beinhaltet eine „ Geisteshaltung, welche die Welt nicht als eine von der Vernunft bestimmte Wirklichkeit sieht, sondern als ein rätselhaftes, geheimnisvolles, von der Vernunft nie ganz erfassbares und berechenbares Wesen. “ Z.[1]

Nahezu alles, was der zügellosen Phantasie zu entspringen scheint, ist verdammt romantisch genannt zu werden. Somit bildet der Roman auch den Mittelpunkt romantischen Kunstausdrucks, ja der Begriff „ Romantik“ geht daraus hervor. Vgl.[2]

Der Begriff „ schwarze Romantik “ lässt aber ein genaueres Bild einer damaligen Geistesströmung, neben der, der Klassik, erahnen.

„ Genährt durch die Epoche der Empfindsamkeit wie abgegrenzt gegen die rationalen und moralischen Setzungen der Aufklärung, wird es im Verlaufe des 18. Jahrhunderts geeignet zur Bezeichnung der Dimension des Irrationalen und ihrer sittlichen wie geistig- seelischen Auswirkungen…[…] Z.[3]

Ihr Themenkreis beinhalte vor allem verborgene Ängste, Träume, Wahnvorstellungen, dunkle- melancholisch- resignative Stimmungen, krankhafte und abseitige Neigungen, oftmals eingebettet in einen phantastischen, gespenstischen oder grotesken Rahmen.

Wohl die stärkste Ausprägung der Romantik ist die Doppelheit von gedanklicher Spekulation und Emotionalität, von überwachem geistigem Experimentieren und trunkener Todeserotik, der Konflikt zwischen Unschuld und Tyrannei, zwischen Liebe und Verbrechen. Vgl.[4] Inzest, Nekrophilie, Satanismus, Sadismus, Blutschande, Vergewaltigung, Mord, Generationsfluch, Vatermord, Doppelgängertum usw. bilden grundlegende Themen.

Kurz: Die „ menschlichen Nachtseiten “, wie sie Gotthilf Heinrich Schubert nannte, bieten Dreh- und Angelpunkt des literarischen Schaffens.

Die Motivik dessen kann darin verstanden werden, dass ein Streben nach Natur und Versenkung ins eigene Innere gesucht wirde. Nicht selten entblössen sich im Inneren ein Reich des Verbotenen, Triebhaften und Schauerlichen, welche durch die übersteigerte Subjektivität nach und nach zum Wahnsinn führen.

Goethes Definition dazu lautete: „ Das Klassische nenne ich das Gesunde und das Romantische das Kranke. „ Z.[5]

Dennoch bedeutet die bewusste Aufarbeitung der Abgründe der Seele keine Selbstkastrierung, sondern eine Legitimation, bewusst, ja gar therapeutisch, mit seinem natürlichen Ich, gegebenenfalls auch einem Über- Ich, mit all seinen Abscheulichkeiten, Träumen und Perversionen umzugehen.

Der Schauerroman bietet in diesem Sinne nicht nur dem Schriftsteller die Möglichkeit einer ( Selbst- ) Darstellung des zwiespältigen Ichs, sondern auch dem Leser eine Grundlage den eigenen Horizont insofern zu öffnen, als Geschmack an amoralisch- abnormen Themen zu finden und am Diskurs über die menschliche Psyche teilzunehmen. Die Schönheit des Schrecklichen wird Anlass für Empfindungen. Dies ist auch im erotischen Sinne zu verstehen, da jetzt das Gefühl des Einsseins und der Verschmelzung mit dem erotischen Erlebnis zum Mittelpunkt der Offenlegung menschlicher Abgründe steht. Vgl.[6]

Diese sogenannte „ progressive Universalpoesie“ widersetzt sich jeder Begrenzung auf Einheiten, Schranken, Grenzen oder Scheidungen, keine Frage, kein Thema wird ausgelassen. Vgl.[7]

Aufbau und Gliederung des Schauerromans

Meist besteht die Geschichte aus einer oder mehreren Schauersequenzen. Eine Schauersequenz wiederum besteht aus fünf Phasen, in denen ein neutrales Geschehen bzw. ein Protagonist/ Protagonisten gestört oder bedroht wird und den Höhepunkt in der vorgestellten oder tatsächlich passierenden Grausamkeit findet und schliesslich wieder in einem Endgleichgewicht endet.

Dabei ist die vom Leser empfundene Angst natürlich kein Nebeneffekt der schlagartig ensteht, sondern geht einher mit den Empfindungen der Romanfigur, die er nachvollzieht. Vgl.[8]

Die erste Phase ist vergleichbar mit der sprichwörtlichen Ruhe vor dem Sturm. Sie beginnt also mit einem Anfangsgleichgewicht, dessen Beschreibung das Gefühl von Geborgenheit und einem gesicherten Weltbild vermittelt. Vgl.[9]

Schliesslich folgt der Übergang zum Ungleichgewicht, der aus weiterführenden Vorausdeutungen, bzw. bedenklichen Veränderungen hervorgeht, sodass der Leser schlimme Befürchtungen hat ohne genau zu wissen warum. Vgl.[10]

Verantwortlich für dass Aufkommen des unguten Gefühls beim Leser, sind die Schauerantizipationen, die er mit gewissen Räumlichkeiten oder Situationen in Verbindung bringt.

Einige Beispiele zu typischen Schauerelementen wären:

- Dunkelheit:

Dunkelheit lässt ein Gefühl von Orientierungslosigkeit, Einsamkeit und Verlassenheit von anderen Menschen, die Rückhalt bieten könnten, aufkommen und führt daher auch zu Hilflosigkeit aufgrund des Gefühls von Verletzlichkeit.

- Stille:

Akustisches Abgeschnittensein kann manchmal beängstigender sein als

die Dunkelheit, da absolute Stille meist mit absoluter Leblosigkeit

antizipiert wird.

- Verlust der Bewegungsfreiheit:

Dies muss nicht nur bedeuten festgebunden zu sein und sich somit nicht rühren zu können, sondern kann durchaus auch durch Situationen wie das Eingeschlossensein in einen Raum oder das Umher-wirren-müssen durch ein Labyrinth bedeuten.

- Unheimliche Zeit:

Wirklich unheimliche Bedeutungen beginnt die Zeit einzunehmen, sobald die Uhr 12 schlägt. Allgemein ist bekannt, dass mit dem 12. Glockenschlag die Geisterstunde beginnt und in der Regel mit dem 1. Hahnenschrei beendet ist.

- Unheimliche Orte:

Der unheimliche Ort par excellence ist der Friedhof. Auch der Wald oder eine Burg können schlimmes erahnen lassen. Ganz besonders furchterregend können aber auch detaillierte Beschreibungen gotischer Bauwerke wirken. Diese alle haben gemein dass sie dass Gefühl von Abgeschlossenheit geben.

- Unwetter:

Heftiger Wind lässt erahnen dass sich schlimmes zusammenbraut.

Der Blitz an sich, trägt ausserdem noch das Potenzial durch sein

erhellen den Protagonisten Schreckliches kurzfristig sehen zu lassen,

um dann wieder in der Dunkelheit unterzugehen. Vgl.[11]

All diesen Schauerrelationen ist gemein dass die Angst, die sie verbreiten, vom Unbekannten ausgeht, „ dessen Fähigkeit oder Willen zu schaden tausenderlei Möglichkeiten bietet. “ Z.[12]

In der Tat muss es nicht nur beim Erahnen des Unheils bleiben. Es kann sich durchaus auch präsent äussern. Meist erfährt dann der Protagonist eine Schädigung durch ein aussermenschliches Wesen, durch einen überlegenen Menschen oftmals aber einfach durch den Ich- Verlust, sprich, durch den Wahnsinn eintreten. Dabei bringt sich der Protagonist entweder selbst in Gefahr indem er in einen bedrohlichen Raum tritt oder eine Norm überschreitet, oder aber auch, indem die Schauergrösse einen scheinbar sicheren Raum betritt. Vgl.[13]

Schliesslich löst sich das Ungleichgewicht wieder, indem entweder die Schauergrösse beseitigt wird oder der Protagonist es schafft zu fliehen. Eine wiedergewonnene Ruhe folgt, die den Schauercharakter neutralisiert und die Betroffenen erlangen ihre Geborgenheit wieder zurück. Ein Moment der Beunruhigung bleibt allerdings, im Wissen dass solch ein Schauergeschehen immerhin möglich war. Vgl.[14]

Wie gesagt kann der Schauerroman aber natürlich auch aus mehreren Schauersequenzen bestehen und ein neuer Aufschwung von Ungleichgewicht kann gleich auf die scheinbare Auflösung dessen folgen.

[...]


[1] Merker, Paul und Stammler, Wolfgang: Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte. Band 3. Walter de Gruyter Verlag. Berlin, New York. 2001. Stichwort: Romantik. S. 578, Z. 5- 9.

[2] Lützeler, Paul Michael ( Hrsg. ) : Romane und Erzählungen der deutschen Romantik. Neue Interpretationen. Reclam. Stuttgart. 1981. S. 8 , Z. 40-41

[3] Merker, Paul und Stammler, Wolfgang: Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte. Band 3. Walter de Gruyter Verlag. Berlin, New York. 2001. Stichwort: Romantik. S. 579, Z. 7- 13.

[4] Ebda S. 587, Z. 10- 14.

[5] Praz, Mario: Liebe, Tod und Teufel. Die schwarze Romantik. Deutscher Taschenbuch Verlag. München. 1970. S. 34, Z. 23- 25.

[6] Praz, Mario: Liebe, Tod und Teufel. Die schwarze Romantik. Deutscher Taschenbuch Verlag. München. 1970. S. 13

[7] Lützeler, Paul Michael (Hrsg. ) : Romane und Erzählungen der deutschen Romantik. Neue Interpretationen. Reclam. Stuttgart. 1981. S.12, Z. 1- 7.

[8] Trautwein, Wolfgang: Erlesene Angst. Schauerliteratur im 18. und 19. Jahrhundert. München. 1980. S. 18, Z. 34- 36.

[9] Ebda Kapitel 7. 2.

[10] Ebda Kapitel 7. 3.

[11] Trautwein, Wolfgang: Erlesene Angst. Schauerliteratur im 18. und 19. Jahrhundert. München. 1980. Kapitel 4. 1 .

[12] Ebda S. 29, Z. 17- 19.

[13] Ebda Kapitel 7. 4.

[14] Ebda Kapitel 7. 5. – 7. 6.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
E.T.A. Hoffmann - Die Elixiere des Teufels
Hochschule
Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Veranstaltung
Klostergeschichten um 1800
Note
2,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
17
Katalognummer
V48698
ISBN (eBook)
9783638453202
Dateigröße
526 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Arbeit soll die Dimensionen, die die einzelnen Protagonisten des Romans darstellen, entschlüsseln.
Schlagworte
Hoffmann, Elixiere, Teufels, Klostergeschichten
Arbeit zitieren
Tuana Maier (Autor:in), 2005, E.T.A. Hoffmann - Die Elixiere des Teufels, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48698

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