Zu Robert Menasses Roman: "Schubumkehr"


Hausarbeit, 2001

12 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Kurzbiographie des Autors

2. Philosophische Hintergründe

3. Die Struktur des Werkes und das „Anti – Heimatroman – Kalkül

4. Die Auswirkungen der „Schubumkehr“
4.1. Die private Ebene
4.2. Die soziale Ebene

Ein „österreichischer Wenderoman“

1. Kurzbiographie des Autors

Der Essayist Robert Menasse wurde am 21.6.1954 in Wien geboren und verbrachte seine Schulzeit in einem Wiener Internat. Er studierte Germanistik, Philosophie und Politikwissenschaften in Wien, Salzburg und Messina. 1980 promovierte er mit einer Arbeit über den „Typus des Außenseiters im Literaturbetrieb.“ Nach seinem Studium lehrte Robert Menasse seit 1981 an der Universität in São Paulo, wo er vor allem Lehrveranstaltungen über philosophische und ästhetische Theorien abhielt, die auch für seine eigenen Romanproduktionen relevant sind. 1988 kehrte er nach Österreich zurück und lebt seitdem als freier Schriftsteller in Wien.[i]

2. Philosophische Hintergründe

Menasses Roman „Schubumkehr“ ist der dritte Teil einer Romantrilogie („Trilogie der Entgeisterung“), welche Hegels „Phänomenologie des Geistes“ auf den Kopf stellt. ( Erster Teil: „Sinnliche Gewissheit“; Zweiter Teil: „Selige Zeiten, brüchige Welt“)

Im Gegensatz zu Hegel, dessen Gedankengebäude darin gipfelt, dass sich das menschliche Bewusstsein zum „allumfassenden“ Geist entwickelt, ist Menasse der Meinung, der Geist des Menschen befinde sich in einer stetigen, regressiven Entwicklung, deren letzte Stufe die sinnliche Gewissheit ist. – Daher rührt auch der Titel des ersten Romans der Trilogie.

„Es geht also hier darum, die Entwicklung des menschlichen Bewußtseins zum alles umfassenden Geist umzudrehen, die Hegelsche Phänomenologie vom Ende zum Anfang zu lesen, dem Inhaltsverzeichnis in umgekehrter Richtung folgend, um so den Zustand des heutigen Geistes erkennen zu können: Sinnliche Gewißheit ist alles, was geblieben ist zwischen Drogen, Geschichte und dem Drang nach Zukunft.“[ii]

Die sinnliche Gewissheit ist – laut Hegel – die primitivste Stufe des menschlichen Seins, bei der das Ich nur unmittelbar und ohne Zusammenhang wahrnehmen kann.[iii]

Das alles wird in Menasses Essay „Phänomenologie der Entgeisterung. Geschichte des verschwindenden Wissens“ philosophisch begründet bzw. erleuchtet. Menasse sieht dieses Werk als logische Fortsetzung zu Hegels „Phänomenologie des Geistes“.

3. Die Struktur des Werkes und das „Anti – Heimatroman – Kalkül“

Der Roman ist in einem „Puzzle-Konzept“ geschrieben.[iv]

„Es besteht letzten Endes darin, daß ein fertiges Bild in kleine Teile zerschnitten wird, die der Leser aufsammelt, um das fertige Bild wiederherzustellen.“[v]

Das bedeutet erzähltheoretisch, dass man sich über eine Person bei dieser selbst und bei anderen informiert. Man erhält auf diese Art verschiedene Erzählungen aus verschiedenen Erzählperspektiven. Daraus folgt, dass es in diesem Werk keine einheitliche Erzählperspektive mehr gibt. Das Verschwinden der Linearität der einheitlichen Perspektive wirkt sehr befremdlich auf den Leser. Erst im letzten Drittel des Romans ergänzen sich die einzelnen Erzählstränge miteinander, und es stellt sich heraus, dass der Roman, der anfangs sehr unstrukturiert erscheint, in Wirklichkeit einem genauem Kalkül folgt.

Die durchdachte Konstruktion des Romans drückt sich auch in der Symbolik der Namensgebung (der Bürgermeister hat seinen tschechischen Namen Kral ins deutsche „König“ übertragen lassen, außerdem lautet sein Vorname „Adolf“; der Name der alten Frau Nemec ist wahrscheinlich eine Anlehnung an die griechische Göttin der Rache, Nemesis; der Name Roman stammt aus der etymologischen Perspektive vom Heiligen Romanus, dem Patron der Ertrinkenden;. ), in der Symbolik der Farben (der Sohn des Bürgermeisters ertrinkt im Braunsee; das Gastarbeiterkind trägt ein rotes Kleid; der Bürgermeistersohn trägt ein grünes Hemd; in der Farbenlehre ergibt grün und rot die Farbe braun;) und in der Symbolik der mythischen Elemente (Teufelstein; steinerne Engel) aus.

[...]


[i] Vgl. Wolfgang Strehlow: Robert Menasse. In: Kritisches Lexikon zur deutschen Gegenwartsliteratur. S.1.

[ii] Zu: Robert Menasse: „Sinnliche Gewißheit", http://www.germanistik.fu-berlin.de/stigma/aus2d.htm (27. 7. 2001)

[iii] Vgl. Wolfgang Strehlow: Robert Menasse. In: Kritisches Lexikon zur deutschen Gegenwartsliteratur. S. 3

[iv] Vgl. Helmut Gollner: Geometrischer Heimatroman. In: Literatur und Kritik (1995), H. 293/294, S. 100

[v] Ebd. S. 100

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Zu Robert Menasses Roman: "Schubumkehr"
Hochschule
University of Sheffield
Note
1
Autor
Jahr
2001
Seiten
12
Katalognummer
V48618
ISBN (eBook)
9783638452793
Dateigröße
516 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Robert, Menasse, Schubumkehr
Arbeit zitieren
Christiane Perdacher (Autor:in), 2001, Zu Robert Menasses Roman: "Schubumkehr", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48618

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