Wahrnehmung und Illusion - Visuelle Wahrnehmung als kreativer Prozess


Hausarbeit, 2002

16 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

2. Einleitung

3. Das visuelle System

4. Detektorenkonzept

5. Visuelle Wahrnehmung als konstruktiver Prozess

6. Gestaltprinzipien der Wahrnehmungspsychologie

7. Fazit

8. Quellenverzeichnis

2. Einleitung

Als Arbeitsgrundlage für diese Hausarbeit diente uns der Text von G. Schlosser „Wenn der Schein trügt“ aus dem Buch „Illusion und Simulation“.

Die Wahrnehmung des Menschen wirft grundlegende Fragen auf: „Wie werden die bioelektrischen Signale vom Nervensystem verarbeitet und interpretiert, so dass Wahrnehmungen entstehen?“.

Thema dieser Hausarbeit ist es, zu erklären, dass visuelle Wahrnehmung kein Abbild der Umgebung im Kopf erzeugt, also nicht zur Repräsentation der Umgebung führt, sondern als ein kreativer konstruktiver Prozess aufgefasst werden kann. Dabei können optische Täuschungen entstehen. Auch bei alltäglichen Dingen werden wir immer wieder in die Irre geleitet. Urteile über die von uns erfahrbare Welt erweisen sich oft im Nachhinein als falsch, obwohl wir meinten, sie seien wahr. Wir stellen fest, dass wir uns getäuscht haben und bewerten daraufhin unsere Erfahrungswelt neu. Das heißt also, dass wir in unserer Erfahrungswelt zwischen Wirklichem und Nicht-Wirklichem unterscheiden.

Wie verhält sich nun aber die „Welt an sich“ zur Welt unseres Wahrnehmens und Denkens? Wir können nicht unsere eigene Wahrnehmungsebene verlassen und unsere Umwelt von außerhalb des eigenen Körpers betrachten. Somit können wir sie nicht mit der „Welt an sich“ vergleichen, vielmehr werden wir sie niemals erfahren können.

Die Erklärung des Sehvorganges hat zu allen Zeiten die bedeutendsten Wissenschaftler, wie Physiker, Mediziner, Philosophen und Psychologen, in gleichem Maße angezogen. Dabei waren die Ansichten über die Entstehung der Wahrnehmung im Laufe der Jahrhunderte erheblichen Änderungen unterworfen. Demokrit und andere Naturphilosophen des griechischen Altertums haben die Auffassung vertreten, dass die Seheindrücke durch Strahlen hervorgerufen werden, die von den Objekten der Außenwelt ausgehen und ins Auge gelangen. Die Pythagoräer hingegen vermuteten im Augeninneren eine Strahlungsquelle, die die Objekte der Außenwelt abtastet. Sie glaubten im Augenleuchten vieler Tiere einen Beweis dafür zu haben.

Ein Aufblühen der Wissenschaft erfolgte durch Erkenntnisse der Physiker I. Newton, P. Mariotte sowie A. Fresnel und Ch. Huygens. Insbesondere die Erkenntnisse der vergangenen zwei Jahrzehnte im Bereich der Neurologie und Psychiatrie führten zu neuen Ansätzen über die Verarbeitung visueller Informationen durch unser Gehirn.

3. Das visuelle System

Das Auge ist unser wichtigstes und leistungsfähigstes Sinnesorgan. Beim Menschen sind etwa 60 Prozent aller Reize visueller Art. Wir befinden uns in einer dreidimensionalen Welt mit einer Vielzahl von Gegenständen, unterschieden in Größe, Form, Farbe und Textur. Diese befinden sich in verschiedenen Entfernungen. Der Betrachter selbst oder Gegenstände können sich bewegen bzw. in Ruhe befinden. Auch Erinnerungen werden hauptsächlich als visuelle Information gespeichert und ein Großteil unserer Gedankenvorgänge läuft in Form von inneren bewegten Bildern ab, so auch unsere Träume.

[Schema der Verarbeitung visueller Informationen]

Das optische System des Auges, der dioptrische Apparat ist dafür zuständig, dass die von Gegenständen ins Auge reflektierten Lichtstrahlen auf der Retina fokussiert werden können. Er besteht aus mehreren lichtbrechenden Medien: der Hornhaut, der Linse und dem Glaskörper, die alle im Auge hintereinander geschaltet sind. Lichtstrahlen werden durch den dioptrischen Apparat so gebündelt, dass auf der Retina ein scharfes, invertiertes, verkleinertes und zweidimensionales Bild entsteht. Für das scharfe Sehen ist hauptsächlich unsere Augenlinse verantwortlich. Die Linse des menschlichen Auges ist ein elastischer Körper, der mit Hilfe der Ziliarmuskeln verändert werden kann.

Unsere Augenlinse ist eine Sammellinse. Lichtstrahlen, die auf sie auftreffen, werden in einem Brennpunkt hinter der Linse gebündelt. Der Abstand zwischen Linsenmittelpunkt und Brennpunkt heißt Brennweite. Wenn sich unsere Linse nicht krümmen könnte, würde sie einen Gegenstand, der sich sehr nah vor dem Auge befindet, erst viel zu weit hinter der Retina scharf abbilden.

Krümmungen des Ziliarmuskels sind möglich durch Kontraktion. Auf diese Weise wird ihre Brennweite verkürzt (Nah-Akkommodation). Ist der Ziliarmuskel entspannt, ist die Linse relativ flach und darauf eingestellt, weiter entfernte Dinge zu fokussieren.

[Reflektion auf die Retina]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[Der dioptrische Apparat]

Wirklich scharf sehen wir aber nur einen kleinen Teil unseres Sehfeldes, nämlich genau das, was auf der Fovea Centralis abgebildet wird. Die Fovea Centralis ist die Stelle schärfsten Sehens und nimmt nur etwa drei Millimeter der Retina ein. Das Auge kann sich noch auf eine weitere Art anpassen, um den Informationsinput für die Fotozellen zu optimieren. Diese Adaption wird von der Iris und ihren beiden Ringmuskeln geleistet. Die Iris übernimmt die Funktion einer Lochblende beim Fotoapparat. Sie passt das Auge mit einer Reflexbewegung den Helligkeitsverhältnissen an, indem sie den Pupillendurchmesser verändert. Bei großer Helligkeit wird die Pupille also enger und bei geringer Lichtstärke öffnet sich die Pupille.

Die Netzhaut (Retina) ist eine Schicht aus Neuronen, die sich im hinteren Teil des Augapfels befindet. In der äußeren Schicht der Retina befinden sich Photorezeptoren, welche Lichtsignale in elektrische Erregung umwandeln. Photorezeptoren lassen sich in verschiedene Typen unterteilen, wobei die wichtigsten die Stäbchen und die Zapfen sind.

Die hochsensitiven Stäbchen reagieren schon auf geringe Lichtintensitäten, haben jedoch ein nicht so gutes Auflösungsvermögen. Aus diesem Grund sind sie im Wesentlichen für das weniger scharfe Dämmerungssehen verantwortlich. Die Zapfen sind für das Sehen der Farben und das scharfe Helligkeitssehen verantwortlich und haben ein hohes Auflösungsvermögen. Es gibt 3 Typen von Zapfen, unterschieden nach der Empfindung für verschiedene Wellenlängen: kurzwellige Strahlen (blau), mittelwellige Strahlen (grün) und langwellige Strahlen (rot).

Von den Photorezeptoren wird die Erregung über Bipolarzellen zu den Retinaganglienzellen weitergeleitet. Dabei finden bereits komplexe Verarbeitungsvorgänge statt, an denen zwei weitere Nervenzellentypen, die Horizontalzellen und Amakrinzellen, beteiligt sind.

Die 120 Millionen Photorezeptoren werden schließlich auf 1 Million Retinaganglienzellen verschaltet. Eine Retinaganglienzelle kann somit Input von mehreren Hundert Photorezeptoren erhalten.

Nachdem die bioelektrischen Signale die Retinaganglienzellen erreicht haben verlassen sie den rückwärtigen Teil des Auges durch den Sehnerv.

Genau an dieser Stelle, befindet sich ein kleiner, rezeptorenloser Bereich. Da es an dieser Stelle keine Rezeptoren gibt, werden Abbildungen, die hierhin fallen, nicht gesehen. Der Bereich heißt daher blinder Fleck.

Die von den Retinaganglienzellen ausgehenden Impulse erreichen über den Sehnerv den lateralen Kniehöcker, eine Schaltstelle im Zwischenhirn, und gelangen von dort zum primären visuellen Cortex.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[Der Weg zum primären visuellen Cortex]

4. Detektorenkonzept

Im primären visuellen Cortex werden die visuellen Informationen von komplexer organisierten Neuronen weiterverarbeitet. Bei diesen kann man bisher drei verschiedene Typen unterscheiden.

Die Simple Cells reagieren selektiv auf Kontrastkanten mit festgelegter Orientierung und festgelegter Position, also auf statisch- lineare Objekte. Deswegen werden sie auch Ecken- und Kantendetektoren genannt.

Die Complex Cells sprechen auf Kontrastkanten an, die zwar eine festgelegte Orientierung, aber keine festgelegte Position besitzen. Sie sind also gewissermaßen Bewegungsdetektoren.

Die Hypercomplex Cells schließlich reagieren auf hochspezifische Reize wie Gesichter oder Hände.

Das Detektorenkonzept beruht nun auf der Vorstellung, dass jeweils mehrere miteinander verschaltete Ecken- und Kantendetektoren einen Bewegungsdetektor bilden, bzw. mehrere Bewegungsdetektoren eine Hypercomplex Cell usw. Als mathematische Gleichung sähe das folgendermaßen aus:

Simple Cell + Simple Cell + Simple Cell + ... = 1 Complex Cell oder

Complex Cell + Complex Cell + Complex Cell + ... = 1 Hypercomplex Cell

Das hieße aber, dass die Wahrnehmung eines Gegenstandes auf der Aktivität des in der Hierarchie am höchsten stehenden Neurons basieren müsste, das dann auf diese bestimmte vorgegebene Reizkonstellation anspricht.

Dass das Detektorenkonzept so nicht funktionieren kann, ist leicht anhand eines Beispiels nachzuweisen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[Gegenbeweis Detektorenkonzept]

Jedes Neuron würde auf eine bestimmte Reizkonstellation ansprechen, also beispielsweise eins auf den seitlich gedrehten Plastiklöffel ohne Erdnussbutter, eins auf den seitlich gedrehten mit Erdnussbutter usw.

Da aber die möglichen Reizkonstellationen viel zahlreicher sind als die im menschlichen Gehirn vorhandenen Neuronen, kann das Detektorenkonzept nicht stimmen.

Wie aber funktioniert die visuelle Wahrnehmung dann?

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Wahrnehmung und Illusion - Visuelle Wahrnehmung als kreativer Prozess
Hochschule
Brandenburgische Technische Universität Cottbus  (Lehrstuhl Theorie der Architektur, BTU Cottbus, Fak2)
Veranstaltung
Theorie der Architektur - Einführung in die Ästhetik
Note
1,3
Autor
Jahr
2002
Seiten
16
Katalognummer
V4851
ISBN (eBook)
9783638129619
ISBN (Buch)
9783640212200
Dateigröße
1038 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Wahrnehmung und Täuschung in der Seminarreihe Einführung in die Ästhetik: Schönheit, Bildlichkeit und Wirklichkeit. Eine Darstellung der Physiologie des menschlichen Auges, der Verarbeitung von Information und deren Möglichkeit zur Manipulation. Das visuelle System - Detektorenkonzept - Visuelle Wahrnehmung als konstruktiver Prozess - Gestaltprinzipien der Wahrnehmungspsychologie bearbeitet von Christina Fündeling und Nico Schröter. Sehr dichte Arbeit, einzeiliger ZeilenabstandWahrnehmung und Täuschung in der Seminarreihe Einführung in die Ästhetik: Schönheit, Bildlichkeit und Wirklichkeit. Eine Darstellung der Physiologie des menschlichen Auges, der Verarbeitung von Information und deren Möglichkeit zur Manipulation. Das visuelle System - Detektorenkonzept - Visuelle Wahrnehmung als konstruktiver Prozess - Gestaltprinzipien der Wahrnehmungspsychologie bearbeitet von Christina Fündeling und Nico Schröter. Sehr dichte Arbeit, einzeiliger Zeilenabstand
Schlagworte
Wahrnehmung, Illusion, Theorie, Architektur, Einführung
Arbeit zitieren
Nico Schröter (Autor:in), 2002, Wahrnehmung und Illusion - Visuelle Wahrnehmung als kreativer Prozess, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/4851

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