Operante Konditionierung in der Verhaltenstherapie. Positive Verstärkung und Bestrafung im Vergleich


Seminararbeit, 2004

24 Seiten, Note: sehr gut

Stefanie Pfaff (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Zusammenfassung

2. Einleitung

3. Verstärkungstherapie
3.1 Positive und Negative Verstärkung
3.2 Kategorien Positiver Verstärker
3.2.1 Konkrete Verstärker
3.2.2 Soziale Verstärker
3.2.3 „token“-Verstärker
3.2.4 Verstärkende Aktivitäten
3.3 Identifikation von Verstärkern
3.4 Präsentation von Verstärkern
3.5 Ursprung von Verstärkern
3.6 Einführung von Verhaltensweisen
3.6.1 Prompting
3.6.2 Formgebung

4. Bestrafungstherapie
4.1 Positive Bestrafung
4.1.1 Bestrafung freiwilligen Verhaltens
4.1.2 Bestrafung unfreiwilligen Verhaltens
4.1.3 Deceleration-Verhaltenstherapie: Direkte Minderung unerwünschten Verhaltens
4.1.3.1 Indirekte Minderungstherapie
4.1.3.2 Aversionstherapie
4.2 Negative Bestrafung
4.2.1 Response Cost
4.2.2 Time-out
4.3 Andere Techniken zur Deceleration von Verhalten
4.3.1 Overcorrection
4.3.2 Tilgung
4.3.3 Differenzielle Verstärkung
4.3.3.1 Differenzielle Verstärkung unvereinbarer Verhaltenweisen
4.3.3.2 Differenzielle Verstärkung konkurrierender Verhaltensweisen
4.3.3.3 Differenzielle Verstärkung anderer Verhaltensweisen
4.3.3.4 Differenzielle Verstärkung of Low Response Rates
4.3.4 Stimulus-Sättigung

5. Aversive Kontroverse

6. Persönliches Fazit

7. Quellenverzeichnis

Operante Konditionierung

Positive Verstärkung und Bestrafung im

Vergleich

1. Zusammenfassung

Dies ist eine Hausarbeit über die Operante Konditionierung in der Verhaltenstherapie, die im speziellen die Positive Verstärkung und die Bestrafung umfasst. Der wesentliche Unterschied zwischen Verstärkung und Bestrafung ist, dass bei Verstärkung die Verhaltensstärke zu- und bei Bestrafung abnimmt.

Die Verstärkungstherapie lässt sich aufschlüsseln in Positive und Negative Verstärkung. Die zur Anwendung der Positiven Verstärkung notwendigen Verstärker lassen sich in unterschiedliche Kategorien aufteilen, auf die auch in dieser Arbeit eingegangen wird. Des Weiteren werde ich mich mit der Identifikation, der Präsentation, sowie dem Ursprung dieser Positiven Verstärkung beschäftigen.

Auch in der Bestrafung wird unterschieden zwischen Positiv und Negativ.

Positive Bestrafung umfasst die Minderung freiwilligen, aber auch unfreiwilligen Verhaltens (vgl. Mazur, 1998; S.196ff). Weiterhin kann man unterscheiden zwischen einer direkten und einer indirekten Minderung der unerwünschten Verhaltensweise. Danach wird auf die Negative Bestrafung und noch auf andere, ähnliche Techniken eingegangen.

Abschließend werde ich auf die Aversive Kontroverse eingehen und mein persönliches Fazit ziehen.

2. Einleitung

Im alltäglichen Leben werden wir immer wieder mit Handlungsweisen konfrontiert, die wir erlernen müssen, wie beispielsweise im Arbeitsleben, oder in der Kindheit. Jedoch ist hier nicht vom Erlernen einer Handlungsweise im üblichen Sinne die Rede. Vielmehr geht es um das Erlernen einer Reiz-Reaktions-Verbindung, bei der eine Assoziation zwischen Reizen, den Stimuli, und einer Reaktion stattfindet. Hier kommt nun die Operante Konditionierung in der Therapie zum Zuge. Nur ist dies ein äußerst weites Feld, sodass ich mich hier auf die Operante Konditionierung zur Verhaltensänderung, die immer auf Selbstverbesserung abzielt, beschränken möchte. Jene Eigenkonditionierung umfasst beispielsweise das Rauchen, Trinken, Abnehmen, oder auch die Verbesserung der Lernfähigkeit, beziehungsweise des Lernverhaltens. Ein sehr großes Anwendungsgebiet findet sich in der Verhaltenstherapie für Kinder, in der durch Operante Konditionierung das typische Klassenclown-Verhalten, Faulheit, Aggressivität, beziehungsweise Tobsucht, extreme Passivität und auch Hyperaktivität behandelt werden können. Bei Auftreten mehrerer dieser Verhaltensaufälligkeiten ist eine Institutionisierung unbedingt notwendig. Auch findet die Operante Konditionierung Anwendung bei Verhaltensaufälligkeiten in Bezug auf die ganze Gesellschaft, wie zum Beispiel Kriminalität, Umweltverschmutzung, Arbeitsunfälle oder Ressourcenverschwendung.

3. Verstärkungstherapie

Verstärkungstherapie ist empirisch definiert als Erhöhung der Wahrscheinlichkeit, allein durch die Konsequenz eines Verhaltens, dieses zu wiederholen (vgl. Spiegler, 1998; S. 110). Jene Konsequenzen dienen als Verstärker, die meist angenehm und wünschenswert sind, wie zum Beispiel ein positives Feedback. Jedoch darf ein Verstärker nicht mit dem klassischen Begriff der Belohnung verwechselt werden, da angenehme Konsequenzen eines Verhaltens nicht notwendigerweise die Wahrscheinlichkeit erhöhen, das Verhalten erneut auszuführen. Ein Beispiel hierfür wäre der Erwerb des Führerscheins, weil hier die Belohnung der Erwerb der Fahrerlaubnis ist, was jedoch nicht dazu führt, dass man die Führerscheinprüfung erneut ablegt (vgl. Spiegler, 1998; S. 110).

3.1 Positive und Negative Verstärkung

Die elementarste Unterscheidung muss zwischen Positiver und Negativer Verstärkung gemacht werden. Die Positive Verstärkung zeichnet sich dadurch aus, dass der Verstärker als Konsequenz des erwünschten Verhaltens präsentiert wird. Ein Beispiel hierfür ist ein Bedanken, wenn eine andere Person die Tür aufhält. Bei der Negativen Verstärkung hingegen wird der Negative Verstärker als Konsequenz des erwünschten Verhaltens eliminiert. Diese Definition gilt ebenso für die Positive und Negative Bestrafung (vgl. Spiegler, 1998; S.111).

3.2 Kategorien Positiver Verstärker

Es gibt vier unterschiedliche Kategorien Positiver Verstärkung, die im Folgenden aufgeführt werden.

3.2.1 Konkrete Verstärker

Unter einem konkreten Verstärker versteht man die Präsentation eines materiellen Objektes mit persönlichem Wert, wenn die erwünschte Handlung ausgeführt wird. Dies kann beispielsweise Nahrung, Kleidung, Spielzeug, Freizeitausstattung oder Sonstiges sein (vgl. Spiegler, 1998; S. 112).

3.2.2 Soziale Verstärker

Aufmerksamkeit, Lob, Zustimmung oder Anerkennung können als soziale Verstärker betrachtet werden. Es gibt vier Formen in denen sie auftreten können, wie zum Beispiel verbal, schriftlich, physisch oder durch Gesten, beziehungsweise Mimik. Die Nutzung sozialer Verstärker ist in der Verhaltenstherapie sehr stark verbreitet, da sie vier enorme Vorteile aufweist. Ein sehr großer Vorzug ist, dass außer einer weiteren Person keinerlei Ausstattung von Nöten ist. Des Weiteren existiert ein unbegrenzter Vorrat an sozialen Verstärkern, da diese sich lediglich auf Äußerungen beziehen. Auch kann der Verstärker sofort nach dem Ausüben des erwünschten Verhaltens präsentiert werden, was eine enorme Effektivitätssteigerung zur Folge hat. Außerdem handelt es sich hier um natürliche Verstärker, da sie ins alltägliche Leben integriert sind und somit nicht unbedingt vom Patienten als Verstärker erkannt werden. Ferner stehen sie daher auch noch nach der Therapie, beziehungsweise zwischen den Sitzungen zur Verfügung (vgl. Spiegler, 1998; S.112).

3.2.3 „token“-Verstärker

(Spiegler & Guevremont, 1998; S. 170)

Therapieformen, die token-Verstärker beinhalten, werden umgangsprachlich als münzökonomisch bezeichnet (vgl. Mecklenbräuker, Skript der Vorlesung Allgemeine Psychologie I: Lernen; Kap. 4.2. S.14). Ein Patient erhält tokens, sobald er die erwünschte Handlungsweise ausführt. Diese können dann nach einem vereinbarten Punktesystem gegen Belohnungen, die dann als Positiver Verstärker fungieren, eingetauscht werden (vgl. Spiegler & Guevremont, 1998; S. 170).

Zu diesem Thema veröffentlichten Schaefer und Martin im Jahr 1966 eine Studie. Sie befasste sich mit vierzig erwachsenen, schizophren erkrankten Frauen in einer psychiatrischen Klinik. Die Symptomatik war, dass die Patientinnen apathisch, desinteressiert und demotiviert waren. Es fand eine Unterteilung in zwei Gruppen statt, in die Experimental- und die Kontrollgruppe. Die Patientinnen der Experimentalgruppe erhielten tokens für die Ausübung erwünschten Verhaltens aus drei Kategorien wie eigene Hygiene, soziale Interaktion und adäquate Arbeitsweise. Die Kontrollgruppe hingegen bekamen tokens unabhängig von ihrem Verhalten. Die Versuchsdauer betrug drei Monate, in denen regelmäßige Kontrollen beider Gruppen durch Krankenschwestern erfolgten. Es konnte gezeigt werden, dass die Experimentalgruppe das erlernte Verhalten auch nach der Therapie beibehält, während sich bei der Kontrollgruppe keinerlei Veränderung zeigt (vgl. Mazur, 1998; S.170). Durch dieses Ergebnis wurde die Frage nach dem Beibehalten des erlernten Verhaltens nach dem Entlassen aus der Klinik aufgeworfen. Paul und Lentz untersuchten dies im Jahr 1977, indem sie die Münzökonomie mit anderen Therapieformen verglichen. Als Resultat ging hervor, dass bei Einsatz der Münzökonomie weniger Medikamente und kürzere Klinikaufenthalte nötig waren und dass zwischen der Entlassung und einer erneuten Einweisung ein größerer Abstand lag (vgl. Mazur, 1998; 170f). Nach Schaefer und Martin wurde sogar die Standardquote der Widereinweisungen von 28% auf 14% gesenkt, wobei diese 14% ausschließlich aus der Experimentalgruppe stammten. Des Weiteren wurde herausgefunden, dass die höchste Effektivität erzielt werden kann, wenn die Münzökonomie am Ende der Therapie nicht abgebrochen, sondern allmählich reduziert wird und eine größere Betonung der Unabhängigkeit und Selbstverantwortung des Patienten stattfindet (vgl. Mazur, 1998; 170f).

Jedoch wird die Münzökonomie seit 1980 kaum noch in Psychiatrien eingesetzt. Als Gründe hierfür nannte Glynn im Jahr 1990 die lange Therapiedauer, Probleme mit der personellen Kapazität zur Kontrolle und dass generell die Pharmazie immer mehr die Verhaltenstherapie ersetzt (vgl. Mazur, 1998; S. 171).

[...]

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Operante Konditionierung in der Verhaltenstherapie. Positive Verstärkung und Bestrafung im Vergleich
Hochschule
Universität Trier
Veranstaltung
Seminar
Note
sehr gut
Autor
Jahr
2004
Seiten
24
Katalognummer
V47789
ISBN (eBook)
9783638446563
ISBN (Buch)
9783638931007
Dateigröße
600 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Operante, Konditionierung, Positive, Verstärkung, Bestrafung, Vergleich, Seminar
Arbeit zitieren
Stefanie Pfaff (Autor:in), 2004, Operante Konditionierung in der Verhaltenstherapie. Positive Verstärkung und Bestrafung im Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47789

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