Eine pflegewissenschaftliche Untersuchung zum "Marte Meo Konzept"

Über seine Umsetzung in der Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz


Hausarbeit, 2019

25 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltverzeichnis

Seite

1. Einleitung und Vorstellung des Marte Meo Konzeptes

2. Zielsetzung

3. Methodisches Vorgehen

4. Demenz aus medizinischer Sicht
4.1. Pflege von Menschen mit Demenz

5. Umsetzung von Marte Meo und Betreuung von Demenz Patienten
5.1 Salutogenese: eine Orientierung für unterstützende Hilfen
5.2 Fallbeispiel

6. Evaluation

7. Fazit

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung und Vorstellung des Marte Meo Konzeptes

„Ich fühle mich wie 23. Entschuldigung, wie alt bin ich eigentlich?“

„Sie sind 93.“ – „Das ist nicht Ihr Ernst!“

(Ein Bewohner im Seniorenzentrum beschreibt sein Lebensgefühl.)

„Ich habe ja diese Sache mit meinem Kopf. Aber, wer weiß, vielleicht kriege ich ja mal einen neuen.“

(Äußerung einer alten Dame mit Demenz gegenüber einer Besucherin im Altenheim.)

Bis morgen!“ – „Morgen?! Aber morgen ist doch jetzt schon!“

(Reaktionen eines Herrn mit Demenz auf die Verabschiedung eines Mitarbeiters.)

(Obengenannte verschiedene Zitate von Demenz erkrankten Patienten/Bewohnern aus der Alzheimer Gesellschaft Kreis Gütersloh e.V., o.J.)

Was ist, wenn das Vergessen zum Alltag wird? Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Anwendung des Marte Meo Konzept in der Betreuung von Menschen mit Demenz. Diese Krankheit verändert das Leben der Betroffenen sowie der Angehörigen massiv.

Das Marte Meo-Konzept ist ein Arbeitsmodell, mit dem weltweit -gegenwärtig in über 40 Ländern- in verschiedensten Projekten mit Erfolg gearbeitet wird und das zunehmend auch wissenschaftlich evaluiert wird.

Der Sitz des internationalen Netzwerks ist Eindhoven, Niederlande.

Auf diese Stelle findet die beobachtungsgeleitete Marte-Meo-Methode ihren Platz (Aart, 2011). Sie gehören zu den bekanntesten videobasierten Beratungs- und Coachingmethode und wird seit mehreren Jahren auch in der Betreuung und Pflege von demenzerkrankten Menschen genutzt (Becker, 2013, 2014; Berther u. Lossli, 2015, Dinand, Becker u. Berwig, 2017) Bei der Marte- Meo- Arbeit werden Alltagssituationen gefilmt, in denen Probleme z.B. mit einem Menschen mit Demenz erwartet werden oder auftauchen. Damit rücken konkrete Alltagssituationen in das gemeinsame Blickfeld. Diese bilden die Grundlage der Beratung- und Coachingarbeit mit Marte Meo.

Das Marte Meo Konzept zeichnet sich durch Vermittlung von Informationen über Video- bilder mit einfachen Worten aus und dem daran anschließenden handlungsorientiertes Um- setzen von "Übungsschritten" im Beratungsprozess.

Marte Meo ist ein Video-Beratungs-Konzept und versteht sich als ressourcenorientiertes Programm zur Entwicklungsunterstützung mit der Methode der Videointeraktionsanalyse. Der Schwerpunkt liegt auf der Einübung von natürlichem kommunikativem Verhalten. Die vorhandene Kraft und die Fähigkeiten des einzelnen Person zu sehen und zu entwi- ckeln, um sie zur eigenständigen Problemlösung zu befähigen. (vgl. Marte Meo Konzept, o.J.)

Der Name Marte Meo kommt aus der Latein: „mars martis“ und bedeutet „aus eigene Kraft“. Wurde in den 70-80-er Jahren von die Niederländerin Maria Aarts entwickelt. Das hat sie damals mit ihrer eigenen Kinder getestet. Ihr ging es darum, einen Beratungsansatz zu entwickeln, der es Eltern, Pflegenden usw. von Menschen „mit besonderen Bedürfnissen“ ermöglicht, diese bestmöglich in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Als „Menschen mit besonderen Bedürfnissen“ bezeichnet sie hierbei Menschen, die – aus welchen Gründen auch immer – bestimmte Entwicklungsschritte (noch) nicht vollzogen haben, nicht vollziehen können oder wieder verloren haben. Damit ist das Konzept in einem breiten Rahmen anwendbar.

Grundlage des Beratungsansatzes ist das sogenannte natürliche Entwicklungsunterstützungsmodell, wie wir es beim Umgang von Eltern mit ihren Säuglingen finden. Videos machen deutlich, welche wesentlichen Elemente Säuglingen benötigen, um einerseits ausreichend Sicherheit in ihrer Lebenssituation zu erfahren und andererseits den Freiraum zu erleben, den sie benötigen, um sich zu entwickeln. Bei genauer Betrachtung sind dies auch die kleinen Momente des Alltags, die darüber entscheiden, ob wir uns respektvoll oder respektlos behandelt fühlen. Dieses Modell nutzen wir unser ganzes Leben lang in unterschiedlicher Ausprägung.

Menschen mit eingeschränkter Entwicklung profitieren davon, wenn sich der Umgang mit ihnen in einem hohen Maß an diesem natürlichen Modell orientiert und können unter diesen Bedingungen Entwicklungsschritte nachholen, wiederentdecken oder zumindest die ihnen zur Verfügung stehenden Fähigkeiten in einem größtmöglichen Maß nutzen. Grenzen, die zum Beispiel durch die zugrunde liegende Krankheit oder Behinderung vorgegeben sind, können damit nicht überschritten werden. Es ist aber immer wieder erstaunlich, wie viel gelingt, wenn der zur Verfügung stehende Entwicklungsraum genutzt wird.

Die wesentliche Orientierung, die uns trägt, ist die Orientierung zur Person. Wer bin ich? Bin ich liebenswert? Was zeichnet mich aus? sind Fragen, die Menschen ein ganzes Leben begleiten. Sind diese Fragen nicht zufriedenstellend beantwortet, können auch andere Herausforderungen nicht befriedigend bewältigt werden.

Ein freundliches Gesicht, eine warme, herzliche Stimme und körperliche Nähe geben Antwort auf diese Fragen. Gesicht und Stimme signalisieren dem Säugling, dass seine Eltern gerne bei ihm sind, er liebenswert ist. Die körperliche Nähe erleichtert es dem Säugling zu wissen, dass er gemeint und nicht alleine ist.

Auf diese Weise erhält ein Säugling immer wieder die Information, geliebt zu werden, wichtig zu sein, gut zu sein und kann darauf aufbauend ein Gefühl von Sicherheit und Selbstbewusstsein entwickeln. Dies ermöglicht es ihm, sich auch der Welt zuzuwenden und diese aktiv kennen zu lernen.

Bei der weiteren Beobachtung wird deutlich, wie Eltern in vorgegebenen Handlungssituationen, zum Beispiel Waschen, Anziehen, Anreichen, immer wieder eine klare Struktur vermitteln. Sie machen Anfang und Ende der Handlung deutlich mit Worten wie, Jetzt geht’s los! So! Achtung! zu Beginn und Geschafft! Das war’s! Prima! Hervorragend gemacht! am Ende. Damit erhält das Kind eine klare Information, wann eine Herausforderung ansteht und wann es sich wieder entspannen kann und entwickelt eine Idee von Rhythmus. Während der Handlung benennen Eltern in kleinen Schritten, was sie jeweils tun. Auf diese Weise erfährt das Kind, wie sich eine Handlung zusammensetzt, was alles dazu gehört und ganz nebenbei lernt es Sprache und entwickelt Körperbewusstsein. (vgl. Becker, 2014)

2. Zielsetzung

Diese Hausarbeit, der sich die Aufgaben stellt, das Erkenntnis von Marte Meo Konzept zu verbreitet und die Möglichkeiten systematischer Hilfe für die Arbeit mit demenziell Erkrankten Menschen zum Thema zu machen, passt zu einer Reihe mit dem Überschriften Leben, Liebe, Arbeiten. Unter alle drei Worten lassen sich besondere Herausforderungen der Situation von Menschen mit Demenz ausmachen.

Menschen mit Demenz verlieren ihre kognitiven Fähigkeiten, ihre Orientierungssinn und Teil ihres Erinnerungsvermögens, nicht aber ihre Fähigkeit zu fühlen und damit die Befähigung, liebevolle u.a. Gefühle zu hegen Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob Marte Meo in Demenz Betreuung sinnvoll und Hilfreich ist. Es zeigt wie man am besten die Methode in verschiedenen Rahmen anwenden können, und wie man eine zufriedene und angenehmer Alltagssituation erreichen kann.

Diese Hausarbeit gliedert sich in 3 Teile. Im ersten Teil geht es um Beschreibungen und Sichtweise der „Demenz“ aus medizinischer Sicht und Pflege. Im zweite Teil Vertiefung des Marte Meo Konzept, wie es funktioniert und wie das Konzept ansetzbar ist. Die Wirkung von der Pflegeperson bzw. Eltern, mit der Anwendung des Konzept in Bezug zur die Alltagsituation und zur Patient. Der Schwerpunkt dieser Hausarbeit widmet sich der Frage, was die Marte Meo Methode als eine Form von systematischer Beratung und systematischem Coaching zum Verständnis und zur Bewältigung des Demenz

erkrankenden Menschen leisten kann. Abschließend, im Schlussteil, geht es um bisherige Evaluationen zu Marte Meo Methode und um ein Fazit der vergangene Überlegungen. können.

3. Methodisches Vorgehen

Die Grundlage diese Hausarbeit im Modul P02 Wissenschaftstheorie, Gesundheits-, Sozial-, Kommunikations- und Sprechwissenschaften sowie Bezugswissenschaften berufsspezifischer Handlungsfelder ist eine Literaturrecherche und Videobeobachtung. Die verwendeten Literaturquellen habe ich in der Hochschule Bibliothek Saar (HTW) im Saarland entnommen. Darüber hinaus habe ich Fachzeitschriften, Tageszeitungen,

Magazine und die Suchmaschine „Google“ zur Recherche im Internet genutzt. Interessierte können sich Beispiele von Marte Meo- Videosequenzen auf YouTube ansehen. Das war für mich sehr hilfreich.

4. Demenz aus medizinischer Sicht

Demenz kann aus medizinischer Sicht als eine Störung des neuronalen Netzwerks beschreiben werden. Ein schleichender Verlust von Nervenzellen des Gehirns führt zu einer Schädigung von Synapsen, den Überträgerstellen neuronaler Informationen. Damit wird die Wahrnehmung verändert und eingeschränkt. Wahrnehmungen und Sinneseindrücke werden normalerweise mit früheren Erfahrungen, Zusammenhängen, Einschätzungen, Gefühlen und der Wahrnehmung des jeweiligen Kontextes vernetzt. Erst durch diesen Prozess der Vernetzung ist Verstehen möglich. Fehlen Verbindungsglieder bzw. ist die Übertragung gestört, kann es schnell zu Fehleinschätzungen, Erinnerungslücken und Missverständnis kommen, wie wir es bei dementiellen Erkrankungen erleben. Im welcher Form sich dies bemerkbar macht, hängt zu nächst davon ab, in welchem Gehirnareal der Nervenzellenuntergang lokalisiert ist. Unterschiedliche Lokalisationen führen zu unterschiedlichen Symptomen und erklären die unterschiedlichen Formen von Demenz, Demenz ist in diesem Sinne dem Oberbegriff für eine Gruppe neurodegenerativer Erkrankungen (Maier u. Barnikol, 2014)

Die häufigste Form demenzieller Erkrankungen, ist die Alzheimer-Demenz, bei der Nervenzelluntergänge vorwiegend in Hirnarealen zu finden sind, die mit dem Gedächtnis und dem logischen Verständnis zu tun haben. Dabei ist der Verlust des Kurzzeitgedächtnisses ein wesentliches Frühsymptom.

Die zweithäufigste Form ist die vaskuläre, d.h. gefäßbedingte Demenz. Hier führen Durchblutungsstörungen verschiedener Hirnareale zu entsprechen Ausfällen. Nicht selten liegen diese beiden Formen von Demenz auch kombiniert vor.

Daneben gibt es seltener Demenzerkrankungen wie Lewy-Body-Demenz, frontotemporale Demenz u.a.

Nur in circa 2 % aller Fälle ist die für eine Demenz typische Symptomatik Ausdruck einer dahinterliegenden und potenziell heilbaren Erkrankung, z.B. einer starken Unterfunktion der Schilddrüse oder einer Depression, man redet von Pseudodemenz. (vgl. Deutsche Alzheimer Gesellschaft e. V., 2018). In allen anderen Fällen ist eine Heilung nicht möglich.

Zur ungefähren Häufigkeitsverteilung siehe Abbildung 1.

Demenzielle Erkrankungen sind überwiegend Erkrankungen des Alters. Dies zeigt sich deutlich in der Altersverteilung demenzieller Erkrankung. (Siehe Abbildung 2)

Daneben gibt es auch Frühformen der Alzheimer-Demenz (Auftreten der Erkrankung vor dem 60. Lebensjahr) und einzelner Krankheitsbilder wie die Frontotemporale Demenz, die schon in sehr jungem Alter (ab ca. 20 Jahre) auftreten können.

Die Zunahme die Demenzerkrankungen, ist objektiv durch Zahlen belegt. Nach Angabe der Deutsche Alzheimer Gesellschaft ist damit zu rechnen, dass die Zahl demenziell erkrankter Menschen von geschätzt 1.551.800 im Jahr 2015 auf 3.306.370 im Jahr 2060 steigen wird.

Neben der verbesserten Diagnostik- viele Menschen mit Demenz wurden früher als verkalkt, ein bisschen tüttelig o.ä. beschreiben – trägt die höhere Lebenserwartung dazu bei. Hohes Alter stellt neben Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems den Hauptrisikofaktor für ein Demenzerkrankung dar (Kurz, Freter, Salx u. Nickel, 2016).

Gleichzeitig mehren sich Hinweise darauf, dass der prognostizierte Anstieg geringer ausfallen könnte als erwartet. Eine statistische Auswertung aus den USA konnte zeigen, dass dort der Anteil Betroffener vom 11,6 der über 65-Jährigen im Jahr 2000 auf 8,8 % Betroffener im Jahr 2012 gesunken ist. Ursächlich wird die in diesem Zeitraum gestiegene Rate von Menschen mit einem Hochschulabschluss gesehen. Geistige Regsamkeit und höhere Bildung scheinen einer Demenz vorzubeugen – das Gehirn bleibt in Übung und diese Personengruppe ernährt sich im Allgemeinen auch gesundheitsbewusster (vgl. Bartens, 2016)

Die Diagnose einer Demenz gründet sich auf ein Bündel von Untersuchungen. Dazu gehören neben dem Ausschluss behandelbarer Grunderkrankungen wie z.B. einer Unterfunktion der Schilddrüse insbesondere die Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) aus Sicht des Betroffenen und der Angehörigen. Neuropsychologische Test, bildgebende Röntgenverfahren, Laboruntersuchungen sowie Untersuchung des Liquors (Rückenmarksflüssigkeit) ergänzen die Diagnosestellung. So ist es mittlerweile in vielen Fällen möglich, die Diagnose mit hinreichender Sicherheit zu stellen.

Üblicherweise schreitet die Erkrankung kontinuierlich voran, wobei das Tempo individuell sehr unterschiedlich sein kann. Frühere Demenzen zeigen eine höhere Progredienz als später. Die Lebenserwartung von Menschen mit Demenz ist statistisch gesehen verkürzt. Aus medizinischer Sicht werden im Verlauf drei Stadien unterschieden- die frühe, die mittlere und die schwere bzw. späte Demenz.

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Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Eine pflegewissenschaftliche Untersuchung zum "Marte Meo Konzept"
Untertitel
Über seine Umsetzung in der Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz
Note
1
Autor
Jahr
2019
Seiten
25
Katalognummer
V476728
ISBN (eBook)
9783668960206
ISBN (Buch)
9783668960213
Sprache
Deutsch
Schlagworte
eine, menschen, betreuung, pflege, umsetzung, über, konzept, marte, untersuchung, demenz
Arbeit zitieren
Jessica Hernandez Almanza (Autor:in), 2019, Eine pflegewissenschaftliche Untersuchung zum "Marte Meo Konzept", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/476728

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