Forschungsarbeiten auf der Grundlage photographischen Datenmaterials


Seminararbeit, 2001

20 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Gliederung

I. Einleitung: Stellenwert der Bildanalyse in der empirischen Forschung gestern und heute

II. Hauptteil
1. Allgemeine Betrachtungen zur Bildanalyse und dem weiteren Vorgehen.
2. Inszenierte Demokratie
2.1 Inhalt
2.2 Methode
2.2.1 Ebenen der Betrachtung
2.2.2 Rolle der Grounded Theory in Forschungsprozess
2.2.3 Einflüsse von Charles S. Peirce
2.2.3.1 Abduktion
2.2.3.2 Relationenlogik und das Sprachnetz
3. Händeschütteln, kein Handschlag - atque tertium datur
3.1 Beschreibung der Forschungsgrundlage
3.2 Begriff der Situation
3.3 Erläuterung der Methode

III. Eigene Ergänzungen und Fazit

I. Einleitung

Die sozialwissenschaftliche Analyse photographischen Datenmaterials wurde um die Jahrhundertwende (19. / 20. ) in den USA intensiv betrieben, was die Auszählung der publizierten Artikel zu diesem Thema im „American Journal of Sociology“ belegt: Es wurden hier 31 Artikel mit 244 photographischen Abbildungen veröffentlicht. Allerdings war das Medium damals neu, was das große Interesse zumindest teilweise erklären könnte.

Wenn man den Stellenwert der Untersuchung des Internet heute als Vergleich heranzieht, erscheint die Annahme plausibel. In der FORIS – Datenbank der GESIS, die die gemeldeten empirischen Forschungsprojekte in den Sozialwissenschaften der letzten 3 Jahre umfasst, wurden bei einer unreflektierten, nicht spezifizierten Suchanfrage, für das Wort „Internet“ im Titel, 133 Treffer angezeigt. Für die Anfragen „Photographie“, „photographisch“, „fotografisch“, „fotographisch“, „Fotographie“ sowie „Film und „filmisch“ jedoch kein einziger. Die Anfrage Video ergab immerhin 9 Treffer.

Dies zeigt eine enorme Vernachlässigung dieses Themengebietes in der empirischen Sozialforschung in den letzten Jahren.

Ein so bedeutsamer und quantitativ großer Sektor des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens kann doch für die Soziologie nicht uninteressant sein. Man denke nur an die tägliche Nachrichtenberichterstattung, auf die ein Großteil unserer politischen Urteilskraft aufbaut. Hier wäre es interessant, zu erforschen, ob Trends, national oder international in der soziologischen Forschung nachzuweisen wären. Auf der Homepage der Arbeitsgemeinschaft qualitative Sozialforschung der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, (http://www.soziologie.de/sektionen/m04/index.htm)

wurde jedoch für die Konferenz 2002 der Schwerpunkt Interaktions – und Gesprächsanalysen gewählt. Auch soll hier auf den interpretativen Aspekt qualitativer, empirischer Forschung eingegangen werden.

II. Hauptteil

1. Allgemeine Betrachtungen zur Bildanalyse und dem weiter Vorgehen

Dies ist insofern von Bedeutung, da bei der Betrachtung von Bilddokumenten zwei Ebenen der Untersuchung zu unterscheiden sind:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Im Folgenden sollen zwei rezente Beispiele aus der Forschungsarbeit von Henrik Kreutz im Hinblick auf ihren Beitrag zur Weiterentwicklung der qualitativen Sozialforschung vorgestellt werden. Beide Beiträge beruhen auf einem pragmatischen Forschungsverständnis, auf das im Laufe der Betrachtung noch ausführlicher einzugehen sein wird.

Zunächst wende ich mich der 1999 entstandenen Studie „Inszenierte Demokratie“ zu.

Diese Arbeit darf hier wohl als eine Schnittmenge der beiden oben bezeichneten Vorgehensweisen gesehen werden. Bevor Kreutz die Ebene des subversiven Verstehens betritt, erfolgt eine genaue Auswertung und Erfassung der real ablaufenden Vorgänge.

2. Inszenierte Demokratie

Wir haben die Studie im Rahmen des Seminars „qualitative Methoden der Sozialforschung“ besprochen. Meiner Meinung nach liegt hier jedoch keine klar zuordenbare Arbeit in der Form vor, als dass sie als eindeutig qualitativ oder quantitativ im herkömmlichen Sinne zu klassieren wäre. Vielmehr bewegt sich Henrik Kreutz Studie in einer Synthese beider empirischen Richtungen und zeigt hierbei alternativ eine umfassende Möglichkeit der Betrachtung eines gesellschaftlichen Tatbestandes auf. Die qualitative Arbeit der sinnhaften Durchdringung eines Forschungsgegenstandes im Hinblick auf sein vollständiges Begreifen in einem soziologischen Kontext, wird mit der exakten quantitativen Erfassung als Sichtbarmachung, Verdeutlichung und Beweismittel kombiniert.

2.1 Inhalt

Henrik Kreutz versucht den Systemumbruch in Rumänien 1989 genauer zu erfassen als es der systematischen Geschichtsschreibung bis jetzt gelungen ist. Nach dem Zusammenbruch der Diktatur Ceauscescus, den nach Meinung von Kreutz ein Putsch und keine Revolution bewerkstelligte, war die Versammlung zur Gründung eines Rates der Nationalen Rettungsfront ein Schlüsselereignis in der Geschichte des Umbruchs, da hier die Weichen für ein neues Rumänien gestellt werden sollten.

Eine scheinbar umfassende Vorlage von Berichten und Absichtserklärungen und die daraus folgenden Deskriptionen des Ablaufs des Umsturzes werden einer kritischen Prüfung unterzogen.

Die genaue Beschäftigung mit der Gründung dieses Rates durch die Auswertung eines Videomitschnittes soll die realen Vorgänge beschreiben, aber auch „Dichtung und Wahrheit“ der Geschichtsschreibung soll mit empirischen Verfahren nachgeprüft werden. Es geht also vereinfacht gesagt darum nicht das zu erforschen was jemand geschrieben hat, sondern zu ergründen was wirklich geschehen ist und warum.

2.1 Methode

Er entwickelt hierbei eine neues Herangehensweise an Videodokumente durch Text im Kontext. Das heißt, die verbale und non – verbale Kommunikation sowie die persönliche, räumliche und physische Umwelt werden als Kontext der Situation berücksichtigt. Auch die symbolischen Bezüge zu umfassenden zeitlichen und gesellschaftlichen Zielsetzungen und Weltdeutungen fließen in die Analyse ein.

Das Ergebnis der Untersuchung ist, dass es Kreutz gelingt über den Kontext der Situation nachzuweisen, dass der Rat bereits vor der Gründung bestanden haben muss. Der Kontext besteht in der betreffenden Versammlung z.B. in der Kontrolle über die Streitkräfte, sowie den räumlichen Bedingungen und anderen Ereignissen wie beispielsweise die Mutmaßung über eine versteckte Bombe, die greifbare Auswirkungen auf das Geschehen haben. Konkret macht sich Ion Iliescu durch diese komplexe Zeichensituation in dieser Versammlung zum ersten Präsidenten des neuen Staates Rumänien.

2.2.1 Ebenen der Betrachtung

Der Autor verlässt sich in der Analyse nicht auf schriftlich niedergelegte und dadurch bereits durch einen Schreiber reflektierte Darstellung der Ereignisse, sondern reduziert seine Forschungen im vorliegenden Werk auf die per Video festgehaltene Gründung der nationalen Rettungsfront, die er methodisch in einen Mehrebenenansatz integriert um der gesamten Komplexität der Situation, entgegen der von Niklas Luhmann vorgeschlagenen und praktizierten „Reduktion von Komplexität“, gerecht zu werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Durch den systematischen Bezug der verschiedenen Quellen aufeinander, ist von einer hohen Konstruktvalidität auszugehen, da das nomologische Netzwerk, die verschiedenen Herangehensweisen, sich sehr eng um den Untersuchungsgegenstand zieht. Als in der Studie zentrales Element wird die Mesoebene mit dem Beispiel des Films über die Gründung der Nationalen Rettungsfront untersucht.

Die Mesoebene kann hier auch als zentral bedeutsam herausgestellt werden, da es ja um die Implementierung der Demokratie geht und ein Gremium zur Führung der Nation gegründet werden soll, das seiner strukturellen Einordnung nach auf der Mesoebene anzusiedeln ist. Individuelle Akteure (Mikroebene) als Abgesandte verschiedener Gruppierungen bilden einen Rat(Nationale RettungsfrontÞMesoebene) der die Geschicke des Staates (Makroebene) lenken soll.

Die Pikoebene ist eine von Kreutz zusätzlich bestimmte Ebene, die die inneren Konflikte eines Menschen bei der Abwägung von Interessen oder Argumenten berücksichtigt, was z.B. im Hinblick auf seine Machtmotivation oder seine Bereitschaft in einem System Verantwortung zu übernehmen durchaus relevant ist. Die Beweggründe, warum einer in einer gewissen Weise handelt werden dadurch besser sichtbar und fließen in die Analyse ein. Würde man sie nicht berücksichtigen, fehlte ein Teil der Situation. Auf den Begriff der Situation gehe ich unten noch ein.

[...]

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Forschungsarbeiten auf der Grundlage photographischen Datenmaterials
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg  (Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlich Fakultät)
Veranstaltung
qualitative Methoden
Note
2,0
Autor
Jahr
2001
Seiten
20
Katalognummer
V4765
ISBN (eBook)
9783638129138
Dateigröße
552 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Forschungsarbeiten, Grundlage, Datenmaterials, Methoden
Arbeit zitieren
Nicolas Kelly (Autor:in), 2001, Forschungsarbeiten auf der Grundlage photographischen Datenmaterials, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/4765

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