Der Kindheitsbegriff im Mittelalter und die These der elterlichen Gleichgültigkeit

Zum Wandel des Bildes der Realgeschichte der Kindheit seit Ariès


Hausarbeit, 2004

26 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung
1.1 Intention und Vorgehen
1.2 Zur Quellenlage
1.3 Zur Forschungslage und verwendeten Literatur
1.4 Zum Mittelalter

2. Der Kindheitsbegriff und die Einstellung zur Kindheit
2.1 Eingrenzung der Lebensphase Kindheit
2.2. Was ist das Kind: Zum Kinderbild des Mittelalters
2.2.1 Das Kind als Sünder
2.2.2 Das reine, göttliche Kind
2.2.3 Das Bewusstsein für das Kindliche

3. Ungeliebte Kinder? Zur Eltern-Kind-Beziehung
3.1 Familienleben und Lebensumfeld der Kinder
3.2 Erziehung
3.3 Kindersterblichkeit, Aussetzung, Tötung
3.4 Gleichgültige Eltern?
3.5 Elternliebe

4. Fazit

Literaturliste

1. Einführung

1.1 Intention und Vorgehen

Beschäftigt man sich mit der Realgeschichte der Kindheit im Mittelalter in Westeuropa, so stößt man auf zweierlei Auffälligkeiten: Erstens fällt auf, dass die wissenschaftliche Literatur zu diesem Thema sehr oft, wenn nicht immer, auf das Werk des Franzosen Philippe Ariès Bezug nimmt, weshalb sich die vorliegende Arbeit ebenfalls an den Thesen dieses Autors orientiert. Zweitens wird deutlich, dass die Meinungen der Autoren was die Lebensumstände der Kinder im Mittelalter anbetrifft in einigen Punkten stark divergieren. Zwei Punkte werden im Folgenden genauer behandelt: Das Kindheitsbild, bzw. die damalige Einstellung zur Kindheit, welche besonders die historische Forschung der 60er und 70er Jahre als sehr negativ darstellt und zweitens die Frage nach der Eltern-Kind Beziehung, wobei der von einigen Autoren vertretenen These der elterlichen Gleichgültigkeit gegenüber den eigenen Kindern, bzw. der fehlenden Mutterliebe des Mittelalters nachgegangen wird.

Ziel meiner Ausführungen ist es aufzuzeigen, wie sich die Interpretation der geschichtlichen Quellen hinsichtlich des Kindheitsbildes und der Einstellung zum Kind in der historischen Forschung der letzten 30 Jahre verändert hat, weg von einer sehr düsteren Darstellung der mittelalterlichen Kindheitsgeschichte, hin zu einem revidierten Bild, welches wesentlich menschlichere Lebensumstände der Kinder annimmt.

Im ersten Teil der Arbeit (Gliederungspunkt 1) wird die Quellenlage und die und die verwendete Literatur beschrieben, sowie eine kurze Einführung zum Mittelalter und den Lebensumständen der damaligen Zeit gegeben. Es folgt die eigentliche Diskussion des Kindheitsbegriffes und der Einstellung zum Kind (2), bzw. der Eltern-Kind-Beziehung (3) mit anschließendem Fazit (4).

1.2 Zur Quellenlage

Es ist anzumerken, dass das Feld „Kindheit im Mittelalter“ bis in die 60er Jahre hinein kaum Beachtung in der Forschung fand, also ein eher junges Forschungsfeld darstellt. Zudem wird die Forschung erschwert durch eine schwierige, oft auf Indizien gestützte Quellenlage: Die wenigen des Schreibens kundigen Zeitgenossen des Mittelalters haben uns nicht viel zu diesem Thema hinterlassen. So resümiert Gudjohns noch Ende der 90er Jahre über die „Wirklichkeit der Kinder“: „Im Gegensatz zur Geschichte großer Ideen und der Bildungsinstitutionen wissen wir über die Real- und Sozialgeschichte der Erziehung immer noch recht wenig“ (Gudjohns, 1999, S. 80).

Geschichtliche Quellen bergen immer ein gewisses Risiko der Fehlinterpretation. Textquellen wie beispielsweise alte Urkunden und Akten, Kirchenbücher, Familienchroniken, biographische Texte, medizinische Abhandlungen und Erziehungsratgeber stellen immer eine subjektive und daher oft verzerrte Reflexion des Autors dar und ihre Erstellung verfolgte einen bestimmten Zweck. Bei vielen Texten, die auf den ersten Blick bestechend erscheinen, ist zudem ungewiss, ob sie damals überhaupt gelesen und ihr Wissen verbreitet wurde, oder ob sie die Jahrhunderte ungelesen in den Kellern eines Klosters überdauerten. Allgemein ist anzumerken, dass Texte aus dem Mittelalter in der Regel von Angehörigen der literarisch gebildeten Oberschicht verfasst wurden und daher wenig über das reale Leben der einfachen Bevölkerung aussagen können. Beim Thema Kindheit kommt hinzu, dass die Verfasser fast ausnahmslos Männer und fast nie Väter waren, da es sich meist um Mönche handelte, die ihre eigene Kindheit im Kloster verbracht hatten und wenig über das Kinderleben wussten (vgl. Arnold, 1980b, S. 444).

Besonders auf dem Gebiet der historischen Kindheitsforschung sind Quellen nicht sehr reich gesät sind und haben oft nur Indiziencharakter: Als Indizien für die damaligen Zustände dienen historische Sachüberreste wie Spielzeug oder Kleidung von Kindern, aber auch menschliche Überreste, die bei Ausgrabungen von Gräbern gefunden werden.

Eine Interpretationsquelle, der in der Vergangenheit oft fälschlicherweise zu viel Gewicht gegeben wurde, ist die mittelalterliche Kunst und Malerei. Heute ist man sich der Tatsache bewusst, dass künstlerische Abbildungen uns nur wenig über die realen Lebensumstände der Kinder aussagen können, da die Kunst der damaligen Zeit nicht die Intention hatte, ein Abbild der Wirklichkeit zu schaffen. Die Motive sind vielmehr unter religiösen und moralischen Gesichtspunkten zu betrachten.

1.3 Zur Forschungslage und verwendeten Literatur

Studien über Kindheit und Familie sind heute keine Forschungslücke mehr. Zwischen 1971 und 1976 sind allein in den USA 900 Publikationen zu diesem Thema erschienen. Für den deutschsprachigen Raum offeriert die „Bibliographie zur Geschichte der Kindheit, Jugend und Familie“ fast 2.500 Titel allein bis zum Jahr 1978[1]. Auslöser eines Booms an Büchern zur Kindheit vor allem in den 70er Jahren aber war das Werk des oben erwähnten Franzosen Ariès, der sich als erster Autor mit dem lange vernachlässigten Thema der Kindheit ausführlich auseinandersetze. So wurde sein 1960 veröffentlichtes Buch „L’enfant et la vie familiale sous l’ancien regime“ (im Deutschen erst 1975 erschienen als „Die Geschichte der Kindheit“) zur Grundlage der weiteren Kindheitsforschung und Ausgangspunkt einer eifrigen Diskussion. Ariès vertritt darin die These, die Gesellschaft des Mittelalters habe keinen Begriff von Kindheit gehabt. Kindheit und Erwachsensein seien nicht voneinander getrennt gewesen, Kinder seien vielmehr als „kleine Erwachsene“ wahrgenommen worden (vgl. Ariès, 1975, S. 209 ff). Allerdings habe die Zugehörigkeit zur Sphäre der Erwachsenen, so Ariès, keineswegs bedeutet, dass Kinder im Mittelalter auf Zuwendung und Sozialkontakte hätten verzichten müssen, im Gegenteil: Die Lebenswelt der Kinder sei weiter und ungezwungener gewesen. Freunde, Nachbarn, Herren und Diener, Kinder und Greise hätten ein Milieu gebildet, das viel offener gewesen sei als die um die Kinder zentrierte Kernfamilie, wie sie seit dem Ende des 16. Jahrhunderts entstand. Mit der dann zum Ideal erhobenen affektiven Verbundenheit innerhalb der Familie seien die Kinder hingegen zugleich separiert von der Gesellschaft und in eine Art Quarantäne gepfercht worden. In dieser Arbeit wird auf die von vielen Autoren aufgegriffene These eingegangen, es habe im Mittelalter keinen Begriff von Kindheit und keine bewusste Wahrnehmung der kindlichen Besonderheit gegeben, bzw. Kindheit als Stadium habe keinen Eigenwert gehabt (vgl. Ariès, 1975, S. 209).

Einen weiteren vielzitierten Beitrag zur historischen Kindheitsforschung machte 1974 Lloyd deMause mit seinem Sammelband „The History of Childhood”[2]. Das Werk, welches einen psychogenetischen Ansatz verfolgt, beschreibt die Entwicklungsgeschichte der Bindung zwischen Eltern und Kindern. Der allgemeine Tenor offenbart sich schon in den ersten Sätzen des Buches, die da lauten:„Die Geschichte der Kindheit ist ein Albtraum, aus dem wir grade erst erwachen. Je weiter wir in der Geschichte zurückgehen, desto unzureichender wird die Pflege der Kinder, die Fürsorge für sie, und desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder getötet, ausgesetzt, geschlagen, gequält und sexuell missbraucht werden“(deMause, 1977, S. 12). DeMause hat die Kinderqual sozusagen quantitativ vermessen und ein Schema entwickelt, mit dem sich seiner Ansicht nach das Verhältnis zwischen den Eltern und ihrem Kind als Evolutionsprozess in Phasen graphisch darstellen lässt: Kindsmord in der Antike, Weggabe im Hochmittelalter, Ambivalenz bis zum 17. Jahrhundert, dann Intrusion, Sozialisation und schließlich, vom 20. Jahrhundert an, Unterstützung (vgl. deMause, 1977). Er widerspricht Ariès in soweit, als er die Lebenswelt der Kinder im Mittelalter sehr düster darstellt und eine kontinuierliche Verbesserung der Zustände annimmt, während Ariès die noch nicht in Institutionen gepferchte Kindheit relativ positiv beschreibt und in ihrer späteren Institutionalisierung eine Verschlechterung der Zustände sieht.

Als Vertreter einer neueren Sichtweise der historischen Kindheitsforschung wird in dieser Arbeit unter anderem Klaus Arnold herangezogen, dessen Buch „Kind und Gesellschaft in Mittelalter und Renaissance“ (1980a) schon recht früh eine sehr fundierte Revision von Ariès Thesen zur Kindheit vorstellte. Es beinhaltet eine große Auswahl an historischen Textquellen, die der These eines „Nullpunkts der Kindheit“, vor welchem diese als Stadium nicht wahrgenommen wurde, deutlich widersprechen.

1.4 Zum Mittelalter

Zu Beginn ist es ratsam, sich die gesellschaftlichen und politischen Zustände des europäischen Mittelalters zu vergegenwärtigen.

Unter dem Begriff „Mittelalter“ versteht der Historiker die geschichtliche Epoche von etwa 500 bis 1500 AD, also in etwa vom Ende des weströmischen Reiches (476) bis zum Beginn der Renaissance. Der Begriff deckt also einen Zeitraum von 500 Jahren ab, was es erschwert, allgemeine Aussagen über diese Zeit zu treffen. Sicherlich hätten die Menschen um 1400 sich dagegen gewehrt, mit ihren Vorfahren im 6. Jahrhundert in einem Atemzug genannt oder geschichtlich „in einen Topf geschmissen“ zu werden. Politisch gesehen bildet die Zeit keine Einheit, weder in der politischen Ordnung Westeuropas, noch aus gesellschaftlicher Sicht. Europa war in diesen Jahrhunderten von Kriegen und Völkerwanderungen bewegt. Der Begriff „Mittelalter“ umfasst die Zeit des Byzantinischen Reiches und die Zeit Karls des Großen ebenso wie das Heilige Römische Reich Deutscher Nationen. Welches sind also die kontinuierlichen Strukturen, die uns heute von „dem Mittelalter“ im Gegensatz zur „Antike“ oder „Neuzeit“ sprechen lassen? Was war charakteristisch für die mittelalterliche Welt?

Sicherlich kann man die Christianisierung und die Macht der Kirche, die sich zwischen 400 und 1000 in ganz Westeuropa ausbreitete als ein wichtiges Merkmal des Mittelalters sehen.

Klöster waren die Zentren der Kultur und Wissenschaft. In ihren Bibliotheken wurde das Wissen gehortet und durch die „dunklen“ Jahrhunderte gerettet. Die Mönche beherrschten im Gegensatz zu den meisten anderen Menschen das Lateinische und konnten lesen und schreiben.

Die Welt des Mittelalters ruhte auf den Schultern der Bauern. Rund 85-90% der damaligen Bevölkerung lebte auf dem Land, die meisten Bauern waren Unfreie, die das Land ihres Grundherren bestellten und in ärmlichen Verhältnissen lebten. Nur 10-15% der Menschen lebten folglich in Städten. Die schmale Schicht der Reichen, die Feudalherren, lebten in Burgen, in deren Schutz sich die Städte entwickelten. Burgen boten Schutz in Kriegszeiten, waren aber auch die Zentren der Macht, welche die Untertanen in Unfreiheit und Armut leben ließ.

In den mittelalterlichen Städten florierte der Handel und das Handwerk. Hier lebten die Bürger (von „Burg“), welche im Gegensatz zu den Bauern freie Leute waren (deshalb auch der Spruch „Stadtluft macht frei“).

Das Mittelalter wird oft als „finster“ bezeichnet - was es in vielerlei Hinsicht auch war. „Finster“ war nicht bloß der Wissensstand der Menschen, sondern auch einiges an ihren Lebensumständen, welche gezeichnet waren von den drei großen Geißeln des Mittelalters: Der Armut, dem Hunger und den Seuchen. Der Alltag war bestimmt von Arbeit, die bei Sonnenaufgang begann und bei Sonnenuntergang erst endete. Es gab im Vergleich zu heute kaum Freizeit, was nicht heißt, dass die Menschen damals nicht gefeiert und gespielt hätten. Lebensmittelpunkt war die Straße, besonders der Dorfplatz. Die hygienischen Zustände müssen besonders in den mittelalterlichen Städten, wo viele Menschen auf engem Raum miteinander lebten, verheerend gewesen sein: Toiletten waren ebenso wenig bekannt wie die Müllabfuhr, alles wurde auf die Straße gekippt. Auch vom Waschen hatten die Menschen damals noch nicht viel gehört, adlige wie Bauern müssen gleichermaßen gestunken haben (man weiß, dass noch zu Zeiten Ludwigs des XIV. am Hof in Versailles die Adligen ihre Notdurft in den Ecken verrichteten und statt Wasser und Seife zu benutzen lieber zu Puder und Parfüm griffen). Diese Zustände boten einen idealen Nährboden für Krankheiten aller Art - Seuchen breiteten sich aus wie Lauffeuer.

Dass die Kindheit unserer Vorfahren sich gewaltig von unserem Verständnis einer geborgenen bunten Kinderwelt unterschied, ist gewiss. Welchen Stellenwert das Kind in jener Gesellschaft einnahm, ist jedoch nach wie vor ein Streitpunkt, dessen Positionen nun erläutert werden sollen.

2. Der Kindheitsbegriff und die Einstellung zur Kindheit

2.1 Eingrenzung der Lebensphase Kindheit

Heute wird der Kindheit als Lebensphase sehr viel Bedeutung zugemessen - sie ist die Zeit, in der die Fundamente für das weitere Leben gelegt werden und wird als essentiell für die Zukunft eines Menschen angesehen. Welches Bild hatte die mittelalterliche Gesellschaft von der Kindheit bzw. dem Kind als solchen?

Ariès behauptet wie gesagt, die Gesellschaft des Mittelalters habe keine Idee von Kindheit gehabt und habe dem Lebensalter Kindheit, so sie es denn als solches überhaupt wahrgenommen hat, keinen Eigenwert zugeschrieben - Kindheit war „bedeutungslos“ (Ariès, 1975, S. 98). Lange Zeit haben sich die Wissenschaftler dieser Meinung angeschlossen und sie zu untermauern gesucht. Was hat „Kindheit“ für die Menschen damals bedeutet? Zunächst stellt sich die Frage, ob und wie das Lebensalter Kindheit sich eingrenzte.

Die Einteilung des Menschenlebens in Epochen ist für den die heutige Zeit eine Selbstverständlichkeit. Man ordnet Menschen nach Alterskategorien und verbindet mit jeder Lebensphase bestimmte Werte und Klischees, man bezeichnet Menschen ganz selbstverständlich als „Kind“, „Jugendlichen“ oder „Senioren“ und jeder weiß in etwa, welche Altersgruppe sich dahinter verbirgt. Wissenschaften wie die Pädagogik oder die Psychologie, welche sich besonders mit den ersten Lebensjahren und deren Besonderheit befassen, nehmen genauere Differenzierungen vor. In der Erziehungswissenschaft teilt Gudjohns (1999, S. 119) das Lebensalter Kindheit in drei Abschnitte ein:

Säuglingsalter (0-1 Jahr), Kindesalter ( 1-12 Jahre) und Jugendalter (12- 18 ff Jahre).

Auch in der Literatur und Philosophie des Mittelalters gab es Schemata für die Einteilung der Kindheit in Entwicklungsabschnitte - dort zumindest war eine Altersklassifizierung, welche bereits in der Antike existierte, bekannt und gängig (vgl. Arnold, 1980a, S.17, Arnold, 1980b, S. 446, ). Meist wird eine Einteilung der Kindheit in zwei bzw. drei Phasen vorgenommen:

· Die eigentliche Kindheit wurde bezeichnet als„Infantia“,die Zeit der Sprachlosigkeit, und dauerte bis zum Ende der Stillzeit, also sieben Monate oder bis zu zwei Jahre.

· Die zweite Phase,„Dentium Plantativa“oder „Plantatura“ genannt, ist die Zeit des Milchzahnens bis zum siebten Jahr. Infantia und Dentium Plantativa werden zumeist zusammen als eine Phase (Infantia) gesehen. Das Ende der eigentlichen Kindheit (Infantia) wird demnach mit dem siebten Lebensjahr angegeben.

· die Knabenzeit„Pueritia“,die Zeit vor der Zeugungsfähigkeit, dauert vom siebten bis zum vierzehnten Jahr.

(vgl. Arnold, 1980b, S. 447)

Es folgen sieben Jahre Jugendzeit (Adolescentia) und so fort. Sieben Jahre und ihr Vielfaches bilden die Stufen der einzelnen Lebensabschnitte (ebd.).

Wie kann Ariès behaupten, dem Mittelalter seien das Kind und die Kindheit als eigenwertiges Stadium fremd gewesen, wenn die oben beschriebene Einteilung bekannt war?

Es findet sich allerdings auch bei Ariès ein Verweis auf die Lebensalter (Ariès 1975, S. 73 ff). Widerspricht er damit seiner eigenen These, es habe im Bewusstsein der Menschen kein Lebensalter „Kindheit“ gegeben? Dies tut er in sofern nicht, als man von Darstellungen in Schriften nicht auf das allgemeine Bewusstsein der Gesellschaft rückschließen kann. Vielleicht war diese genaue Einteilung der Lebensalter einfach nicht wichtig für das damalige Alltagsleben und existierte zwar in der Theorie, nicht aber in den Köpfen der breiten Masse. Die Menschen

[...]


[1]Ohlendorf, Jann Gerrit: Das Bild vom Kind: Kinderkörper im 16. Jahrhundert. http://www.sfn.uni-muenchen.de/forschung/koerper/jgoarb_de.html

[2]in Deutschland erschienen 1977: „Hört ihr die Kinder weinen: Eine psychogenetische Geschichte der Kindheit“

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Der Kindheitsbegriff im Mittelalter und die These der elterlichen Gleichgültigkeit
Untertitel
Zum Wandel des Bildes der Realgeschichte der Kindheit seit Ariès
Hochschule
Universität Lüneburg  (Institut für Pädagogik)
Veranstaltung
„Rousseau- Entdecker der Kindheit“?, WS 2003/2004, Uni Lüneburg
Note
1,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
26
Katalognummer
V47528
ISBN (eBook)
9783638444590
ISBN (Buch)
9783638680103
Dateigröße
510 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Kindheit im Mittelalter war nicht so "düster", wie sie oft dargestellt wird. Die Arbeit zeigt, wie sich die Interpretation der geschichtlichen Quellen hinsichtlich des Kindheitsbildes und der Einstellung zum Kind in den letzten 30 Jahre verändert hat, weg von einer sehr düsteren Darstellung der mittelalterlichen Kindheitsgeschichte, hin zu einem revidierten Bild, welches wesentlich menschlichere Lebensumstände der Kinder annimmt. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Eltern-Kind Beziehung.
Schlagworte
Kindheitsbegriff, Mittelalter, These, Gleichgültigkeit, Entdecker, Kindheit“, Lüneburg
Arbeit zitieren
Lena Ahlborn (Autor:in), 2004, Der Kindheitsbegriff im Mittelalter und die These der elterlichen Gleichgültigkeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47528

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