Resilienz. Wie Menschen Persönlichkeitseigenschaften zur Bewältigung von Krisen nutzen


Facharbeit (Schule), 2019

14 Seiten, Note: sehr gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Vorwort

2. Die Bedeutung von Resilienz und ihre Funktion

3. Eigenschaften, die Resilienz begünstigen
3.1 Optimismus
3.2 Akzeptanz
3.3 Lösungsorientierung
3.4 Selbststeuerung
3.5 Verantwortung übernehmen
3.6 Beziehungen gestalten
3.7 Zukunft gestalten

4.1 Entwicklung der resilienten Persönlichkeit

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis
6.1 Schriftquellen
6.2 Internetquellen

1. Vorwort

„Ich bin im Stress.“ Ein Satz, der immer häufiger genutzt wird und unsere heutige Gesellschaft von der Vergangenheit abgrenzt. Wir Menschen stehen heutzutage durch die immer vielfältigeren Anforderungen unserer Umgebung unter Druck. Um all diese Hürden des Alltags zu überwinden, wird eines immer wichtiger: Innere Stärke. Genau das ist Resilienz. Da sie immer präsenter im Alltag wird, sind die Ergebnisse der Resilienzforschung immer interessanter und die Thematik aktueller als jemals zuvor.

Auf der Suche nach einem Thema meiner Facharbeit stieß ich im Internet zufällig auf den Begriff der Resilienz, der mir bis dahin völlig unbekannt war. Die immer größer werdende Bedeutung, die Aktualität des Themas und das Kennenlernen eines mir unbekannten Phänomens waren anschließend die Gründe für mein Interesse.

Ziel dieser Facharbeit ist es zu untersuchen welche persönlichen Eigenschaften Menschen resilient machen. Der Fokus liegt auf den persönlichen Eigenschaften des Menschen, die erkannt und beeinflusst werden können. Die Einflüsse der nicht unwesentlichen Faktoren Umwelt, Neurobiologie, Genetik und Epigenetik werden in dieser Arbeit nur hinsichtlich ihrer Verbindungen zur Persönlichkeit beachtet. Zudem soll hervorgehoben werden, wie diese Eigenschaften entstehen und sich im Laufe der Zeit verändern.

Zur Beantwortung der aufgeworfenen Fragestellung wird in dieser Arbeit wie folgt vorgegangen: Zunächst folgt die Erläuterung des Begriffes Resilienz und seiner Funktionen im weitesten Sinne. Im folgenden Teil geht es um die Persönlichkeitseigenschaften, durch die Resilienz entsteht, und ihre Entwicklung. Die Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung der gesammelten Erkenntnisse.

2. Die Bedeutung von Resilienz und ihre Funktion

Unter Resilienz versteht man die inneren Kräfte, die uns Menschen ermöglichen, Krisen und schwierige Umstände zu bewältigen und gestärkt aus diesen hervorzugehen.1 Dabei greifen wir auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen zurück.2 Die wörtliche Bedeutung von Resilienz ist Elastizität. Sie lässt Menschen sich wiederaufrichten oder wie ein Gummiband in ihren Normalzustand zurückschnellen, egal was ihnen widerfährt. Daher wird sie auch Anpassungsfähigkeit oder psychische Widerstandsfähigkeit genannt.3

Resilienz ermöglicht uns durch ein Zusammenspiel von unterschiedlichen Haltungen, Strategien und Eigenschaften Lebenskrisen langfristig zu überwinden. Da wir unsere Wahrnehmung der Umwelt bewusst steuern und auch unsere persönlichen Eigenschaften größtenteils beeinflussen können, ist Resilienz erlern und trainierbar.4

Resilienz hilft uns widrige Umstände zu überstehen. In der heutigen Zeit leiden immer mehr Menschen unter akutem Stress, aufgrund eines stressigen Arbeitslebens. Häufig wird dies durch die Bedürfnisse der Familie, insbesondere durch die von Kindern und pflegebedürftigen Personen, verstärkt. Von der Gesellschaft wird zunehmend verlangt Arbeit und Familie gleichzeitig zu stemmen, und zwar ohne eine der beiden Parteien zu vernachlässigen. Die Konsequenzen sind immer häufiger auftretende Burn-outs sowie andere psychische und physische Symptome. Resilienz wird durch diese Entwicklung in der Gesellschaft eine immer hilfreichere und wichtigere Eigenschaft, weshalb sie immer mehr erforscht wird und es immer mehre Ratgeber dazu gibt, wie man mehr Resilienz im Alltag entwickeln kann.

3. Eigenschaften die Resilienz begünstigen

Die amerikanische Entwicklungspsychologin Emmy Werner und ihr Team beobachteten über 40 Jahre lang 698 Jungen und Mädchen, die 1955 auf der hawaiianischen Insel Kauai geboren wurden. Die Kinder wuchsen aufgrund von Armut und Alkoholismus, der zum Alltag gehörte, unter schwerwiegenden Bedingungen auf. 201 von ihnen litten unter besonders desaströsen Umständen. Emmy Werner interessierte sich nicht besonders für die 129 von ihnen, die erwartungsgemäß keinen Weg aus dem Dilemma fanden, psychisch krank wurden und mit dem Gesetz in Konflikt gerieten. Die Psychologin untersuchte das Drittel, dem es gelang all dies hinter sich zu lassen und ein deutlich besseres Leben zu führen. Im Alter von 40 Jahren war keiner der 72 Hawaiianer arbeitslos, auf staatliche Fürsorge angewiesen oder straffällig geworden. Mit dieser Studie wurde erstmals die gängige These, dass Kinder mit solchen Ausgangsbedingungen einem schlimmen Schicksal kaum entkommen können, ins Wanken gebracht, da es einem beachtlich großen Teil der Kinder gelang.5

Aus dieser und anderen Studien lassen sich sieben sich wechselseitig beeinflussende Schutzfaktoren als wesentlicher Bestandteil von Resilienz beschreiben. Resiliente Menschen zeichnen sich durch drei Grundhaltungen aus: Optimismus, Akzeptanz und Lösungsorientierung.6 Auf der Basis dieser drei Grundhaltungen entwickeln resiliente Menschen vier charakteristische Fähigkeiten: Selbstregulierung, Verantwortung für sich selbst und andere zu übernehmen und Beziehungen sowie die Zukunft zu gestalten.7

3.1 Optimismus

Die Grundlagen für Optimismus sind eine positive Weltsicht und ein positives Selbstbild. Wenn Sie immer den positiven Aspekten des Lebens Ihre Aufmerksamkeit schenken, dann sind dementsprechend auch Ihre Erwartungen an die Zukunft besser. Das führt dazu, dass Sie mit mehr Elan neuen Situationen entgegenkommen, sie besser meistern und sich ihre Erwartungen wahrscheinlicher erfüllen. Menschen mit negativem Weltbild nehmen Fehlschläge leicht persönlich und deuten sie als Beweis für ihre eigene Unfähigkeit oder Minderwertigkeit. Resiliente Menschen hingegen entwickeln ihre positive Weltsicht, indem sie sich auf die erfreulichen Aspekte des Lebens konzentrieren, ohne dabei Schwierigkeiten, Gefahren und Risiken zu ignorieren und sind bereit ihren Beitrag dafür zu leisten. Ihnen ist bewusst, dass Fehlschläge normal sind und nicht zwingend sie selbst für diese verantwortlich sind. Dieses Selbstbild muss allerdings realistisch sein und ist nicht gleichzusetzten mit unkritischer Selbstüberschätzung, was bedeuten soll, dass sich resiliente Menschen ein klares Bild ihrer Lebenssituation machen, indem sie sich auf das Positive konzentrieren, ohne dabei Probleme und Risiken zu ignorieren. Eine leichte Tendenz zur Selbstüberschätzung kann in manchen Situationen hilfreich sein und dazu führen, dass Grenzen überschritten und neue Erfahrungen gemacht werden. Niemals Risiken einzugehen und alle Einzelheiten zu überdenken, die mit Entscheidungen zusammenhängen, ist häufig sinnvoll, kann aber auch verhindern, dass dazu gelernt wird.8

3.2 Akzeptanz

Akzeptanz bedeutet Verluste, Rückschläge und ungewollte Vorfälle aufzunehmen wie sie sind und zu versuchen sie in sein Leben zu integrieren. Grundlegend dafür ist die Erkenntnis, dass alle Ereignisse sowohl negative als auch positive Konsequenzen für uns haben. Die positiven Aspekte sind nicht immer leicht zu erkennen, aber wer sich nicht auf die Ereignisse einlässt, sieht häufig nur die negativen Konsequenzen und kann dadurch nicht von neuen Möglichkeiten profitieren.

Resiliente Menschen machen sich klar welche Umstände sie beeinflussen können und welche nicht. Sie versuchen nicht die unabänderlichen Umstände zu ändern, sondern ihre Einstellung zu ihnen. Die Dinge, die im Bereich ihrer Möglichkeiten liegen, nehmen sie selbst in die Hand und gestalten sie zu ihren Gunsten.

Akzeptanz bedeutet nicht nur die in der Umwelt auftretenden Probleme in sein Leben zu integrieren, sondern auch sich selbst zu akzeptieren. Selbstakzeptanz ist ein lebenslanger Prozess, dessen Voraussetzungen ein wertschätzender und respektierender Umgang mit sich selbst sind. Bei Menschen, die konstruktiv und offen an eigenen Fehlern und Seiten an sich, die sie nicht mögen, arbeiten, ist ein fundiertes und starkes Selbstwertgefühl die Folge. Dadurch wird auch der Optimismus der Person gestärkt.9

3.3 Lösungsorientierung

Resiliente Menschen verwandeln durch Lösungsorientierung Probleme in neue Möglichkeiten, Angebote und Chancen, indem sie nicht die Schwierigkeiten, sondern die Herausforderung in ihnen sehen. Sie fixieren sich nicht auf das Problem und seine Ursachen, wenn dies nicht für die Problemlösung relevant ist, stattdessen fokussieren sie sich auf mögliche Lösungswege. Diese entwickeln resiliente Menschen durch eine Kombination von Kreativität und logischem Denken.

Die linke Gehirnhälfte des Menschen arbeitet logisch, sammelt Daten und sucht auf deren Grundlage nach möglichen Lösungen, auch genannt die konvergenten Denkprozesse. Die rechte Gehirnhälfte verfolgt einen anderen Ansatz. Dieses divergente Denken verarbeitet alle Reize intuitiv und spontan zur gleichen Zeit, wodurch es sich am Ganzen und nicht an Details orientiert. Da der größte Teil dieser Ideen und Geistesblitze in der Realität nicht umsetzbar ist, bedarf es der konvergenten Denkprozesse der linken Gehirnhilfe, um die Umsetzung jener zu überprüfen. Kommt es dabei zu einem Ungleichgewicht zwischen dem konvergenten und divergenten Denken, also wenn eines der beiden über das andere dominiert, blockiert dies den Prozess der Lösungsfindung.

Der Anspruch eine perfekte Lösung für seine Probleme zu finden ist häufig eine Blockade für die Entwicklung von möglichen Handlungsoptionen. Es ist sinnvoller alle Ideen in Betracht zu ziehen und gegeneinander abzuwägen. Dabei sind die Akzeptanz von Zwischen- oder Teillösungen und die Bereitschaft sich von Gewohnheiten zu lösen sowie das Einnehmen neuer Blickwinkel hilfreich. Auch die zu starke Fokussierung auf das Finden einer Lösung kann den Prozess der Lösungsfindung erschweren.10

3.4 Selbststeuerung

Die Gehirnhälften des Menschen haben nicht nur verschiedene Denkweisen, sondern sind auch auf verschiedene Gefühle spezialisiert. Bestimmte Gedanken lösen damit verbundene Gefühle aus und umgekehrt beeinflussen unsere Gefühle genauso die Art wie wir denken. Dadurch können wir meist mehr beeinflussen, als wir zunächst glauben. Wenn wir die Umstände selbst nicht verändern können, können wir trotzdem darüber entscheiden, wie wir diese Umstände verarbeiten. Resiliente Menschen schaffen dies durch die Kombination des bewussten Verstandes der linken Gehirnhälfte und des emotionalen Gedächtnisses der rechten Hälfte. Sie denken je nach Situation auf eine andere Art und Weise, sind flexibel, weshalb sie ihre Stimmung regulieren können.

[...]


1 Vgl. Monika Gruhl, 2014, S. 8.

2 Ebd. S.15.

3 Ebd. S. 14 f.

4 Ebd. S. 10 ff.

5 Vgl. Christina Berndt, 2013, S.65 f.

6 Vgl. Gruhl, 2014, S. 25.

7 Vgl. Gruhl, 2014, S. 57.

8 Vgl. Ebd. S. 26 ff.

9 Vgl. Gruhl, 2014, S. 34 ff.

10 Vgl. Gruhl, 2014, S. 45 ff.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Resilienz. Wie Menschen Persönlichkeitseigenschaften zur Bewältigung von Krisen nutzen
Note
sehr gut
Autor
Jahr
2019
Seiten
14
Katalognummer
V475164
ISBN (eBook)
9783668939622
ISBN (Buch)
9783668939639
Sprache
Deutsch
Schlagworte
resilienz, menschen, persönlichkeitseigenschaften, bewältigung, krisen
Arbeit zitieren
Lennard Kehrein (Autor:in), 2019, Resilienz. Wie Menschen Persönlichkeitseigenschaften zur Bewältigung von Krisen nutzen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/475164

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