Tod und Auferstehung in der Sicht christlicher Dogmatik


Seminararbeit, 2005

12 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Vorbemerkungen

Angesichts des Todes ist Schweigen angemessen. Und wenn dennoch darüber gespro­chen werden muss, weil es von alters her ein äußerst beunruhigendes Thema ist, sollten zuvor die Hände gefaltet, der Kopf gesenkt, die Augen geschlossen und wenigstens drei Minuten des Gedenkens unseren Vor­fahren gewidmet werden.

Schon vor etwa 60.000 Jahren soll der Mensch seine Toten bestattet haben. Es müssen Akte der Liebe und Fürsorge gewesen sein, denn die Toten wurden geschmückt und de­ren Gräber gekennzeichnet. Begann hier die spirituelle Entwicklung des Menschen? Der Tod schien von allem Anfang an ein so irritierendes wie inspirierendes Faktum gewesen zu sein, und vielleicht sogar ein Wegweiser der Philosophie , wie Arthur Scho­penhauer (1788-1860) einmal sagte.

Der Theologieprofessor Wilfried Härle (geb. 1941) meint, mit der Konzentration auf das Thema „Tod“[1] müsse zusätzlich auch das „Weltende“ mit in Betracht gezogen wer­den, um einer Engführung vorzubeugen und gleichzeitig die Schöpfungslehre im Auge zu be­halten. Denn schließlich sprach der HERR: Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende .[2]

In der Beweisführung des Denkens gibt es kein „Nichts“, wie schon Parmenides von Elea (ca. um 540 bis 480 v. u. Z.) erkannte. Dem „Nichts“ entspricht immer ein „Et­was". Könnte ansonsten überhaupt gedacht werden? Das „Nichts“ wäre gleichfalls die Bedin­gung des „Etwas", demzufolge müsste das „Nichts“ die Bedingung der ges­talteten Welt sein. Damit wäre das „Nichts“ ein Bestandteil des Seins und müsste folglich das Sein selber enthalten, was wiederum bedeutet: Einem Sein nach dem Tode machte es keinen Unterschied, ob man meint, der Mensch gelange ins Sein oder ins Nichts. Übrigens ge­brauchte Meister Eckhart (um 1260-1328) den Begriff des „Nichts“ zu seiner Gottesvor­stellung. Vermutlich muss das Denken notwendigerweise die Trans­zendenz mitdenken, besonders wenn es ums Sein oder Nichts, oder mit Hamlet gespro­chen, ums Sein oder Nichtsein geht.

Übrigens hat sich der größte deutsche Philosoph der Aufklärung, Immanuel Kant ( 1724-1804), über den Tod nicht näher ausgelassen. Schien ihm, der doch sonst kaum etwas unbedacht und unbeachtet ließ, das Phänomen des Todes zu bedenklich?

I.

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] Wolfhart Pannenberg (geb. 1928) geht von der Gegenwart und zugleich von einer ge­wagten These aus: Die Verdrängung des Todes in der gesellschaftlichen Lebenswelt geht Hand in Hand mit der Pri­vatisierung der Individualität.[3] Und wie sah es dort aus, wo die Indivi­dualität kollektiviert werden sollte? Dort gab es jahrzehntelang das Thema Tod fast nur noch als Opfer- oder Heldentod. Es brauchte seine Zeit, bis zum Beispiel in der „DDR“-Literatur, etwa ab dem Er­scheinen des Buches „Die neuen Leiden des jungen W.“ (Ulrich Plenzorf – geb. 1934) das ideologisch errichtete Tabu gebrochen war und fortan der individuelle Tod fast übermächtig die Literatur überschwemmte, jedoch zu­meist ohne einen transzendenten Bezug. Das war ein wichtiger „Sargnagel“ in den real existierenden Sozialismus, dem vor allem damals noch unbekanntere Autoren wie Uwe Grüning, Gert Neumann oder Wolfgang Hilbig weitere zufügten, bis die „Kiste“ zum Untergang löchrig geworden war.

Trotz alledem bricht der Tod auch in einer säkularisierten Welt immer wieder in die „Spaßgesellschaft“ ein. Brot und Spiele, Zerstreuung und Flucht in die Arbeit oder Poli­tik können dennoch das „Unterbewusstsein“ nicht bändigen, das im Innersten rumort und gekennzeichnet ist von Todesangst und von der Infragestellung seines Lebenssinnes durch den Tod. Dennoch förderte die Individualisierung den Auferstehungsglauben in der jüdischen Überlieferung , denn sie basierte auf der Verselbständigung des einzelnen gegenüber dem Volk und förderte die Sehnsucht nach einem gerechten Tod; denn wer wollte noch gern für die Schuld seiner Vorfahren büßen? Der Prophet Ezechiel (wirk­sam zwischen 592-571 v. Chr.) sagte seinem Volk: Nur wer sündigt, soll sterben.[4]

Zuvor verkündete schon der Prophet Jeremia (um 650-580 v. Chr.): …jeder stirbt nur für seine eigene Schuld; nur dem, der die sauren Trauben isst, werden die Zähne stumpf.[5] So weit geht also der Kampf gegen die noch heute zuweilen verwendete Kollektivschuld­these zurück.

[...]


[1] Wilfried Härle: Dogmatik. 2. überarbeitete Auflage, Berlin 2000, S. 629, Fußnote (Alle kursiv gesetzten Texte sind Zitate.)

[2] Off 1,8

[3] Alle kursiv gesetzten Zitate ohne Quellenangabe beziehen sich auf Pannenbergs Aufsatz gleichen Titels.

[4] Siehe: Ez 18, 1-4

[5] Jer 31, 30

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Tod und Auferstehung in der Sicht christlicher Dogmatik
Hochschule
Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg  (Lehrstuhl für Evangelische Theologie)
Veranstaltung
Seminar: Tod und Auferstehung
Note
1
Autor
Jahr
2005
Seiten
12
Katalognummer
V47447
ISBN (eBook)
9783638443968
ISBN (Buch)
9783638791335
Dateigröße
754 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Zitierung über Fußnoten
Schlagworte
Auferstehung, Sicht, Dogmatik, Seminar, Auferstehung
Arbeit zitieren
Siegmar Faust (Autor:in), 2005, Tod und Auferstehung in der Sicht christlicher Dogmatik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47447

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