Die Anwendung der Bauablaufplanung in Unternehmen der Bauwirtschaft zur Realisierung einer effektiven Bauabwicklung


Diplomarbeit, 2000

91 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.0 Problemstellung und Untersuchungsablauf
1.1 Thema und Ziel der Arbeit
1.2 Methodische Vorgehensweise und Aufbau der Arbeit

2.0 Einleitung und Abgrenzung von anderen Themengebieten

3.0 Pro und Contra Bauablaufplanung
3.1 Die Notwendigkeit der Bauablaufplanung
3.2 Vorurteile gegen die Bauablaufplanung

4.0 Die Bauablaufplanung vor der Bauwerkserstellung .
4.1 Externe Informationen .
4.2 Interne Informationen
4.3 Verfahrensplanung
4.4 Ablaufplanung und deren Darstellung
4.4.1 Balkenplan
4.4.1 Weg-Zeit Diagramm
4.4.2 Netzplan
4.4.3 Zusammenfassung und weitere Darstellungsmöglichkeiten
4.5 Takt- / Fließfertigung
4.6 Ressourcenplanung
4.7 Baustelleneinrichtungsplanung

5.0 Die Bauablaufplanung während der Bauwerkserstellung
5.1 Arbeitskalkulation
5.2 Ressourcensteuerung
5.3 Abweichen vom Bauvertrag und unvorhersehbare Ereignisse

6.0 Die Bauablaufplanung am praktischen Beispiel

7.0 Schlußbetrachtung, Folgerungen und Ausblick

8.0 Anhang: Formulare und Checklisten

9.0 Literaturliste

10.0 Eidesstattliche Erklärung

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1.0 Problemstellung und Untersuchungsablauf

1.1 Thema und Ziel der Arbeit

Der Gegenstand der Arbeit ist die Behandlung der Frage nach den Möglichkeiten eines Bauunternehmens zur Gestaltung eines effektiven Bauablaufes. Insbesondere soll hier als Instrument die Durchführung der Bauablaufplanung geschildert und mit Hilfe von beispielhaft aufgeführten Formularen und Checklisten praxisnah dargelegt werden. Ergänzt wird die Arbeit mit dem Aufzeigen einer Ablaufplanung am praktischen Beispiel.

1.2 Methodische Vorgehensweise und Aufbau der Arbeit

Während der Mitwirkung an der Ausarbeitung einer Bauablaufplanung eines Brückenbauwerkes wurden zahlreiche Erfahrungen und Erkenntnisse gesammelt, die in diese Arbeit eingeflossen sind. Diese Planungsgestaltung erfolgte in dem im Rhein-Main-Gebiet ansässigen Bauunternehmen Gerd Müller Ingenieurbau GmbH. Zudem wurden zahlreiche Fachbücher und Fachzeitschriften, die im Literaturverzeichnis aufgeführt sind, zu Hilfe genommen.

Der Aufbau der Ausarbeitung ist wie folgt gegliedert: Zunächst erfolgt eine allgemeine Einführung in das Thema Bauablaufplanung, worin u.a. der Begriff selbst definiert wird. Dann werden Gründe für die Notwendigkeit der Planung erörtert, sowie die auch häufig von Baubeteiligten genannten Vorurteile untersucht. Danach wird die zeitliche Entwicklung einer Bauablaufplanung geschildert, wobei alle möglichen Darstellungsmethoden aufgezeigt und Empfehlungen für die Durchführung gegeben werden. Dabei werden auch die für eine Bauablaufplanung notwendigen Informationsquellen explizit erwähnt. Es wird zwischen der Planung vor Baubeginn und während der Bauwerkserstellung unterschieden. Desweiteren wird die in der Praxis durchgeführte Ablaufplanung des Brückenbauwerkes dargestellt und auch auf alle dabei auftauchende Probleme und Besonderheiten eingegangen.

In der Schlußbetrachtung werden Folgerungen und Konsequenzen aus der wissenschaftlichen Betrachtung und praktischen Erfahrung gezogen. Ergänzt wird die Ausarbeitung mit Hinweisen für die Anwendung anhand von Formularen und Checklisten. Ein Literaturverzeichnis zeigt alle verwendeten Quellen auf, welche auch sehr für weitere, über diese Arbeit hinausgehende Informationen zu empfehlen sind.

2.0 Einleitung und Abgrenzung von anderen Themengebieten

Die Bauablaufplanung ist ein Teilbereich der Arbeitsvorbereitung und nutzt weitere Zweige dieser. Dazu gehören die Verfahrensplanung, Ressourcenplanung, Baustellen-einrichtungsplanung und Arbeitskalkulation. Sinn und Aufgabe der Bauablaufplanung ist eine Minimierung der Kosten, vor allem das Einhalten von vorgeschriebener Bauzeit und Einzelfristen, dem Begegnen von äußeren Störungen und der zeitlich optimalen Koordinierung aller Teilvorgänge unter Berücksichtigung aller Rahmenbedingungen. Absicht ist es, durch geschickte Verknüpfung von produktiven Faktoren mit Hilfe von dispositiven Faktoren diese Projektziele unter Anwendung von Bauverfahren und Fertigungstechniken zu erreichen.)1 Unter produktiven Faktoren versteht man Arbeitskräfte, Maschinen, Bau-, Bauhilfsstoffe und Betriebsstoffe, dispositive Faktoren sind Führungskräfte und Know-how. Unabhängig von der Größe der Baumaßnahme werden bei der Bauablaufplanung immer zuerst ein Ziel definiert und die äußeren Rahmenbedingungen geklärt. Dann wird ein möglichst effektiver Weg gewählt, der alle externen und internen Umstände berücksichtigt. Während der Bauausführung wird durch ständiges Messen und Steuern gewährleistet, daß das Bauvorhaben zielgerecht realisiert wird. Somit kann gesagt werden, daß die Bauablaufplanung das zeitliche, räumliche und kapazitive Planen und Gestalten von allen Teilvorgängen und Maßnahmen, die dies ermöglichen, umfaßt.

An dieser Stelle sei insbesondere darauf hingewiesen, daß sich diese Arbeit thematisch mit der Bauablaufplanung in einem Bauunternehmen beschäftigt, was sich deutlich von der HOAI Leistungsphase 8 eines Architekten unterscheidet. Kernpunkt dieser Phase ist, daß der Architekt die einzelnen Fachfirmen bzw. Gewerke koordiniert und die Ausführung bis hin zur Abnahme überwacht. Diese Aufgabe wird auch immer häufiger von externen Fachbüros durchgeführt, wobei sich diese jedoch erst immer mit dem zu erstellenden Bauwerk vertraut machen, und alle Details, die der Architekt schon kennt, studieren müssen. Vorteil bei einer Beauftragung eines Projektsteuerers ist es, daß er mit dem Fachgebiet der Kybernetik besser vertraut ist.)2 Im Grunde erstellt der Architekt bzw. ein Fachbüro eine Bauablaufplanung, die wesentlich gröber strukturiert ist als die Ablaufplanung eines Bauunternehmens. Dabei entfällt eine Steuerung der einzelnen Produktionsfaktoren, für den Unternehmer ist sie unerläßlich.

3.0 Pro und Contra Bauablaufplanung

3.1 Die Notwendigkeit der Bauablaufplanung

In- und ausländischen Studien zufolge sind 4-12% der Gesamtbaukosten Kosten, die auf Fehler zurückzuführen sind. Die Verteilung dieser Fehler auf ihre Ursachen zeigt das Diagramm 1. Ohne Zweifel kann man behaupten, daß eine Bauablaufplanung einen wesentlichen Teil der Fehlerquote senken, vielleicht sogar in manchen Fällen auf null reduzieren würde. So kann vor allem der Fehlerbereich, der auf schlechte Disposition, Informationsweitergabe und unzulängliches Regulieren zurückzuführen ist, verringert werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Diagramm 1: Die Fehlerkostenverteilung )3

Auch durch eine Entscheidung des Bundesgerichtshofes bekommt die Bauablaufplanung einen besonders hohen Stellenwert im Baubetrieb. Bei Organisationsverschulden, so das Urteil VII ZR 5/91 vom 12.03.92, haftet der Unternehmer für daraus resultierende Mängel im Gegensatz zu §638 BGB nicht 5, sondern 30 Jahre lang. Unter Organisationsverschulden versteht der Bundesgerichtshof fehlende Überwachung der eigenen Leistungserstellung ohne geregelten Informationsfluß.)4

Hinzu kommt, daß Bauverfahren im Laufe der Zeit immer komplizierter und komplexer werden, Bauprodukte sich in einem ständigen Änderungsprozeß befinden und auch rechtliche Rahmenbedingungen einem ständigen Wandel unterlegen sind. In der

Bauindustrie sind Bauwerke und Baubedingungen von Projekt zu Projekt nahezu immer anders. Selten gleichen sich Bauwerke so, daß eine stationäre Serienfertigung möglich ist. Bei dieser ständigen Änderung der Bauverhältnisse kann nur eine individuell auf das Bauvorhaben abgestimmte Bauablaufplanung Sicherheit und Überblick schaffen.

Das Image des Bauunternehmens nach Außen ist natürlich von entscheidender, fast existenzieller Bedeutung. Besonders die Sauberkeit der Baustelle, das Vorhandensein einer Organisationsstruktur und das Erfüllen von Qualitäts-, Termin- und Kosten- vorgaben bei früheren Bauaufträgen spielen eine große Rolle. Diese Faktoren werden besonders stark von der Bauablaufplanung beeinflußt, wodurch diese eine noch stärkere Beachtung finden sollte.

Zugleich hat die zunehmende Globalisierung auch in der Bauwirtschaft eine immer größere Bedeutung. Durch die Öffnung der Märkte spielen ausländische Subunternehmen eine größere Rolle als jemals zuvor, starker Konkurrenzdruck führt zu Kostensenkungen, wodurch bei vielen Baumaßnahmen eine steigende Nachunternehmerquote zu verzeichnen ist. Die Koordinierung zwischen Eigen- und Fremdleistungen ist dann ohne durchdachte Bauabwicklung fast unmöglich, zumal Fremdsprachen oft eine zusätzliche Barriere schaffen.

Die Bauablaufplanung sollte natürlich nicht zu einer Überbürokratisierung im Baubetrieb führen, aufgrund der oben genannten Motive ist aber eine maßvolle Planung der Bauabläufe unverzichtbar.

3.2 Vorurteile gegen die Bauablaufplanung

Die Bauablaufplanung wird oft als bürokratisches Übel angesehen, welche durch er- höhten Planungs- und Organisationsaufwand die Kosten hochtreibe. Sicherlich resultiert aus dem erhöhten Aufwand eine höhere finanzielle Belastung, diese jedoch wird nicht selten mehr als kompensiert durch geringere Reibungsverluste der eingesetzten Produktionsfaktoren, durch weniger häufig auftretende Vertragserfüllungsstrafen und Kosten durch mangelhafte Organisation.

Zeitmangel darf kein Grund sein, die Bauablaufplanung nicht oder weniger intensiv durchzuführen. Eine ständige Improvisation bedarf sicherlich eines höheren Zeitaufwandes als eine sinnvoll durchgeführte Planung, zumal diese durch vorgefertigte Formulare und EDV relativ einfach abzuwickeln ist.

Häufig sind viele Mitarbeiter schon von ihrer Einstellung her der Bauablaufplanung abgeneigt. Das liegt häufig daran, daß sie noch keine durch Bauablaufplanung bedingte Vorteile direkt erfahren haben oder keine konkrete Vorstellung davon haben, was sich für Vorteile ergeben könnten. Hier ist eine Aufklärung seitens erfahrener Bauablaufplaner erforderlich.

Ein anderes Argument ist, daß im Baubetrieb keine Daten vorliegen, die eine vollkommene Bauablaufplanung ermöglichen würden. So fehlen z.B. Gerätebestandsdatei, Aufwandswerte bzw. Leistungsdaten von Arbeitern und Maschinen. Da keine genauen Daten vorhanden sind, wird dann häufig mit Schätzungen gerechnet. Die Folge ist oft, daß bei Termindruck Mannschaft und Geräte von anderen Baustellen aushelfen müssen, wodurch aber wiederum jene andere Baustellen in Zeitverzug geraten.

Eine Vorbereitung ist natürlich nicht möglich, wenn dafür notwendige Pläne, Statik und andere wichtige Unterlagen wie Bodengutachten oder amtliche Informationen nicht vorliegen. Hier sollte auf eine schnelle Erledigung Dritter gedrängt werden, zumal eine schnelle Bauabwicklung sicherlich im Interesse aller Beteiligten ist.

Ein häufiges Argument gegen eine Bauablaufplanung ist, daß Planänderungen oder Anordnungen von Zusatzleistungen seitens des Auftraggebers die alte Ablaufplanung zunichte machen. Es ist jedoch häufig so, daß nur wenige Änderungen ausreichen, um die Ablaufplanung zu aktualisieren. Wird diese per EDV durchgeführt, sind kurzfristige Änderungen kein Problem und lassen einen weiterhin klaren Überblick über die Bauabläufe zu. Eine Bauablaufplanung ist daher nicht wegen häufiger Änderungen oder Störungen bei der Bauwerkserstellung überflüssig, sondern eher gerade deswegen notwendig.

4.0 Die Bauablaufplanung vor der Bauwerkserstellung

Wichtig ist, schon bei der Angebotsbearbeitung Daten für die Bauablaufplanung zu sammeln. Die Möglichkeit der Beeinflussung auf die Gesamtkosten eines Projektes nimmt im Laufe der Bauplanung und Baudurchführung stetig ab.)5 Daher ist auch eine möglichst frühe Planung der Bauabläufe unverzichtbar, außerdem sollten mögliche Fehler- und Mängelquellen schon in der Planungsphase erkannt werden. Sind schon am Anfang eines Projektes die Weichen falsch gestellt, so ist dies nur unter einem erheblichen Zeit- und Kostenaufwand zu korrigieren.

Zunächst sollte jedoch geklärt werden, wer die Bauablaufplanung durchführt. In größeren Unternehmen existieren oft eigens dafür eingerichtete Planungsabteilungen, in kleineren Unternehmen wird die Ablaufplanung häufig von einem Bauleiter oder Polier durchgeführt. Diejenigen, die mit der Ablaufplanung tätig sind, sollten auf jeden Fall eine technische Ausbildung und nach Möglichkeit auch kaufmännische Erfahrungen haben. Ein guter Überblick über den Betrieb, Geschick in Organisationsaufgaben, Durchsetzungsvermögen und eine hohe Motivation sind Idealvorraussetzungen für die Durchführung einer Bauablaufplanung.

Je größer der Betrieb ist, desto mehr Stellen sind oftmals mit einem Projekt beschäftigt. Daher ist es besonders in größeren Firmen unentbehrlich festzulegen, wer welche Aufgaben wie bearbeitet. Je mehr Schnittstellen bei der Bearbeitung einer Bauablaufplanung zwischen beteiligten Personen vorhanden sind, umso klarer und differenzierter muß eine Aufgabenverteilung geregelt sein. Ansonsten kann die Gefahr bestehen, daß manche Aufgaben doppelt oder gar unzulänglich bearbeitet werden und jeder seinen Aufgabenbereich jemand anderem zuschiebt.

Die abschnittsweise Durchführung einer Bauablaufplanung ist in Anhang 1 schematisch dargestellt. In den nächsten Kapiteln wird auf die einzelnen, dort dargestellten Schritte jeweils detailliert eingegangen, so daß die übersichtliche Darstellung besonders auch während der Erläuterungen hinzugezogen werden kann, da sie den Zusammenhang der separaten Schritte untereinander gut verdeutlicht. Ebenso kann die in Anhang 2 enthaltene Checkliste eine Hilfe sein, um bei der Anfertigung einer Bauablaufplanung alle zu berücksichtigende Punkte auch wirklich beachtet zu haben.

4.1 Externe Informationen

Zur Durchführung einer Bauablaufplanung ist zunächst die Sammlung und Aufarbeitung von notwendigen Informationen erforderlich. Diese Informationen bilden einen Rahmen, der den Bauablauf in all seinen Details bestimmt. Die sogenannten externen Informationen werden durch Auftraggeber und den äußeren Umständen festgelegt. Sollten dazu bei der Bauablaufplanung einige Dinge im Unklaren sein, so sollte auf jeden Fall erst eine Klärung dieser Einzelheiten erfolgen.

Zuerst sollte eine Bauakte angelegt werden, die dem zuständigem Bauleiter ständig zur Verfügung steht und die sinnvollerweise themenorientiert untergliedert sein sollte. Eine solche Untergliederung kann folgendermaßen aussehen: Baustellendatenblatt, Anschriftenliste, Schriftverkehr, Ausführungspläne, Leistungsverzeichnis, Auftragsunter- lagen, Subunternehmer, Arbeitsvorbereitungsergebnisse und Bauablaufplanung, Abrechnungsgrundlagen und Rechnungen, Sonstiges. Wichtig ist, alle eingehende Zuschriften mit einen Datumseingangsstempel und alle Schriftstücke mit einem Datum zu versehen, um auch während des Bauablaufes eine zeitliche Einordnung der Akten zu ermöglichen.

Das Baustellendatenblatt enthält alle allgemeinen Informationen zum Bauvorhaben, wozu Baustellenadresse, Angaben zum Bauleiter, Kostenstellennummer, Anschrift des Auftraggebers und Architekten, Ausführungsbeginn, Fertigstellungsfrist, Teilfristen und Vertragsstrafe gehören sollten. Ansprechpartner zur Sammlung der externen Informationen sind öffentliche Behörden, Auftraggeber, Architekt, Fachingenieure, Subunternehmen und Lieferanten.

Es sollten alle weiteren äußere Rahmenbedingungen geklärt werden, wozu auf Einzelheiten geachtet werden sollte, die einen erheblichen Einfluß auf den Bauablauf haben. Dazu gehört natürlich zuerst die Art des zu erstellenden Bauwerkes, aber auch, ob z.B. Winterbaumaßnahmen durchgeführt werden sollen, Grundwasser einen Einfluß auf die Baudurchführung hat und ob die Beschaffenheit der örtlichen Verhältnisse wie Baugrund und Gelände negative Auswirkungen auf einen reibungslosen Bauablauf haben könnten.

Im Leistungsverzeichnis sind alle vorkommenden Arbeiten aufgeführt. Pläne und angegebene Massen sind ein Anhaltspunkt für das Bauvolumen. Da oft eine Planung des Bauobjektes mit Hilfe der EDV erfolgt, können heutzutage auch Massenermittlungen direkt in einem CAD-Programm durchgeführt werden. Bei funktionalen Ausschreibungen und pauschalen Aufträgen sollte eine genaue Massenermittlung durchgeführt, außerdem eventuelle mögliche größere Massenänderungen berücksichtigt werden. Schon bei der Angebotsbearbeitung sollte darauf geachtet werden, ob Pläne und Leistungsverzeichnis vollständig und plausibel sind. Angegebene Massen in dem LV sollten auf jeden Fall auf Übereinstimmung mit Planunterlagen und eigenen Ermittlungen überprüft werden. Dabei kann auch eine Planung der Informationsquellen per EDV hilfreich sein. Planverwaltungsprogramme mit Indexhistorie und Planverteilerübersichten sind bei Großprojekten sicherlich mehr als nützlich.

Die Vorbemerkungen des Leistungsverzeichnisses sollten auf Besonderheiten geprüft werden, so z.B. auf mögliche losweise Vergabe der Bauleistungen, vorgeschriebene Termine, Teilabnahmen, Konventionalstrafen, geforderte Proben und Qualitätsprüfungen, geforderte Versicherungen und Bürgschaften. Besonders wichtig für den Bauablauf ist, ob es der Auftraggeber gemäß VOB/B §4.8 zuläßt, daß Nachunternehmer beauftragt werden können. Besonders bei Qualitätsdefinitionen haben Auftraggeber und Auftragnehmer oft verschiedene Ansichten. Eine genaue Definition dieser sollte festgelegt werden, um spätere Schwierigkeiten zu vermeiden.

Die Forderungen und Auflagen von Bauaufsichtsbehörden, Bauberufsgenossenschaft, Gewerbeaufsichtsamt, Ordnungsämtern, Wasserwirtschaftsämtern, Versorgungsunter- nehmen und Straßenverkehrsbehörde gebühren einer erheblichen Beachtung. Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen im Teil C der VOB und auch andere besondere Vertragsbedingungen für die technische Ausführung sollten ebenfalls Aufmerksamkeit bekommen.

Die Beschaffenheit des Baugeländes und der örtlichen Umgebung spielt eine besondere Rolle hinsichtlich des Bauablaufes. Eine eventuelle Kontamination, vorhandene Ver- sorgungsleitungen, starke Geländeneigungen, Gehölzbewuchs, Verkehrsanbindung, an- grenzende Bebauung, Platzverhältnisse, anstehende Bodenarten, Grundwasserstände, in der Nähe liegende Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten, Steinschlag- oder Lawinengefahr haben einen derart starken Einfluß auf das Baugeschehen, daß eine Vernachlässigung töricht wäre.

Um sich ein noch genaueres Bild vom Baugelände zu machen, sollte schon bei Ange- botsbearbeitung und nicht erst bei der Baustelleneinrichtungsplanung eine Begehung dieses durchgeführt werden. Dabei ist auf Besonderheiten, wie oben aufgeführt, zu achten. Wurden z.B. geringe Platzverhältnisse und Grundwasser vernachlässigt und ein Verbau der Baugrube wie eine Pumpeneinrichtung plötzlich unabdingbar erscheinen, so wird eine solche Baustelle sicherlich nicht mit einer positiven Bilanz abgeschlossen werden. Bei der Verkehrsanbindung sollte auf die Tragfähigkeit von Brücken geachtet werden, ansonsten müssen Sondertransporte eventuell weite Umwege in Kauf nehmen. Die Befestigung der öffentlichen Straßen und das Lichtraumprofil von Tunneln und Unterführungen muß ebenfalls beachtet werden.)6

Somit kann gesagt werden, daß sich die Forderungen des Auftraggebers hauptsächlich auf Kosten-, Termin- und Qualitätsziele beziehen, die Bedingungen auf der Baustelle müssen meist vom Unternehmen selbst untersucht werden. Möglich ist auch, daß der Auftraggeber selbst einen ungefähren Bauablauf oder gewünschte Bauverfahren vorgibt, so daß schon vor Bearbeitung der Ablaufplanung keine oder nur wenige Alternativen bestehen.

Sollten vor der Bauausführung oder schon während der Angebotsbearbeitung Fragen auftauchen, so sollten auf jeden Fall Besprechungen mit den jeweils zuständigen Personen stattfinden. Sind Pläne nicht vollständig oder Ausschreibungsunterlagen unklar, da eventuell Details noch nicht festgelegt worden sind, kann eine Arbeitsvorbereitung oder gar die Baustelle ins Stocken geraten. Die Folge ist nicht nur eine schiefliegende Terminplanung, sondern auch eine Verschlechterung des Vertragsklimas, Behinderungs- anzeigen und kostenintensive juristische Auseinandersetzungen.

Insgesamt kann gesagt werden, daß die Sammlung externer Informationen möglichst genau und detailliert erfolgen sollte, um alle möglichen Risiken, Einflüsse und Bedingungen, die die Bauausführung betreffen, zu berücksichtigen.

4.2 Interne Informationen

Die internen Informationen ergänzen den Rahmen, der den Bauablauf bestimmt. Es handelt sich dabei um Daten von produktiven und dispositiven Produktionsfaktoren, d.h. von vorhandenen Maschinen, Personal, Leistung bzw. Aufwand, Fertigungsverfahren, Führungskräfte etc..

Das vorhandene Personal ist gekennzeichnet durch seine Qualifikation und Sachkenntnis, tarifliche Kostenstruktur, Flexibilität und Motivation. Die durchschnittlichen Leistungsdaten der Arbeitnehmer können nach dem so genannten Bauarbeitsschlüssel untergliedert sein. Arbeitszeitrichtwerte können natürlich auch der Literatur entnommen werden, eine individuelle, eigene Ermittlung kann jedoch genauer und somit hilfreicher sein. Bei einem Bezug dieser eigenen Ermittlungen auf frühere Projekte, muß immer darauf geachtet werden, daß sich die Randbedingungen gleichen. Sollten Subunternehmen eingesetzt werden, sollten auch Leistungsdaten dieser vorliegen. Das betrifft auch die Maschinendaten, welche Kosten- und Leistungsangaben enthalten sollten und in einer Gerätebestandsdatei aufgelistet sein können. Hier ist es natürlich auch möglich, Angaben des Herstellers oder der Baugeräteliste des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie zu Rate zu ziehen, aber auch hier gilt, daß eigens ermittelte Daten genauer sein können. Zur Ermittlung von Leistungswerten und zur Bearbeitung dieser während der Bauablaufplanung kann das in Anhang 3 aufgeführte Formular verwendet werden. Dabei wird für jeden Vorgang ein Vordruck verwendet, der eine Vorgangsbeschreibung und die dazu gehörende BAS-Nummer enthält. Die für den Vorgang typische Abrechnungseinheit wird ebenfalls eingetragen, diese wäre z.B. beim Einschalen m². Da die Leistungswerte auf verschiedenen Baustellen ermittelt worden sein können, sind diese in der ersten Spalte einzutragen. In den folgenden werden die für die Vorgangsdurchführung benutzten Geräte und Arbeitskräfte u.a. von ihrer Anzahl her vermerkt, wobei auch besondere Umstände, die die Vorgangsausführung entscheident beeinflußt haben könnten, registriert werden sollten. Die bei der Leistungsermittlung festgestellte geleistete Menge und dazu benötigte Zeit werden ebenfalls eingetragen. Aus diesen Daten können nun alle die zur Bauablaufplanung benötigten Leistungsdaten ermittelt werden, welche in den letzten Spalten aufgezeichnet werden. Durchschnittswerte der Leistungsangaben können nach der Ermittlung dieser in der letzten Zeile des Formulars eingetragen werden. Die Aufwandswerte von Maschinen und Personal sollten einer regelmäßigen Überprüfung unterzogen werden, da sie natürlich auch von sich ständig ändernden Arbeitsweisen abhängen. Vorgangsleistungswerte können vom Leistungsumfang, den Baustellenbedingungen, Art und Weise der Arbeitsausführung, Witterungsbedingungen und den Fähigkeiten der Mitarbeiter stark abhängig sein, so daß im Zweifelsfall mit etwas ungünstigeren Werten gerechnet werden sollte. Auch sollte bekannt sein, in welchem Verhältnis Lohn-, Material- und Gerätekosten bei der Erstellung bestimmter Leistungen stehen.

Materialkostenlisten können bei Lieferanten angefordert werden. Bei Vorhandensein von günstigen und langfristigen Lieferverträgen sollten diese bei der Bauablaufplanung auch genutzt werden, um Kosten zu reduzieren.

Eine große Hilfe zur Erweiterung des Informationsstandes in direktem Bezug zum Bauwerk bieten viele Schalungshersteller an. So können Schalungstypen und erforderliche Mengen mit EDV-Programmen, die zu Verfügung gestellt werden können, ermittelt werden. Die notwendige Rüstung kann ebenfalls ermittelt und auch Auskunft über den nötigen Personalbedarf gegeben werden.

Zu den internen Informationen gelten auch Erfahrung und Know-how mit Bauverfahren und Herstellungstechniken, aber auch Wissen um günstige und geeignete Lieferanten oder Subunternehmer. Diese sind die sicher wertvollsten Bestandteile eines Unternehmens, die eine hohe Beachtung finden sollten. Kostenrichtwerte bezogen auf Flächen- oder Rauminhalt sind Werte, die zur Überprüfung einer Angebotskalkulation hinzugezogen werden sollten und auch während der Bauwerkserstellung der Kontrolle dienen können.

Somit sind die internen neben den externen Informationen eine unerlässliche Hilfe der Bauablaufplanung und sollten daher natürlich auch möglichst sorgfältig ergründet werden. Sie sollten auf jeden Fall schon vor der Bearbeitung der Bauablaufplanung aufbereitet worden sein, da eine zeitraubende Ermittlung währenddessen ungünstig wäre.

4.3 Verfahrensplanung

Die Produktionsverfahrensplanung dient dazu, ein Bauverfahren zu finden und vorauszuplanen, welches für die Ausführung technisch, wirtschaftlich und organisatorisch optimal geeignet ist, sie ist außerdem Grundlage für einen gelungenen Bauablauf. Stark kostenbeeinflussende Verfahren sollten schon bei der Angebotskalkulation feststehen, so daß eine Verfahrensplanung schon dort Anwendung finden sollte. Der Bauablauf wird bei der Wahl des idealsten Verfahrens spürbar kostengünstiger, außerdem terminell vorteilhafter, als wenn ein willkürlich gewähltes Verfahren angewendet werden würde.

Die Bauverfahrensplanung hat in den letzten Jahrzehnten besonders durch steigende Lohnkosten an Bedeutung gewonnen. Starke Rationalisierungseffekte, also eine Steigerung der Produktivität, Qualität, Wirtschaftlichkeit und Senkung der Belastungen auf Arbeitskräfte lassen sich besonders durch Verbesserungen bei Bauverfahren erzielen.)7

Eine solche Optimierung ist oft das Ergebnis eines steigenden Mechanisierungsgrades, eines vorteilhafteren Material- und Arbeitsflusses, der Arbeitsteilung und Verbesserung der Arbeitsverhältnisse. Die Bauablaufplanung hat gerade daher eine bedeutende Funktion zur Rationalisierung.

Um eine Verfahrensplanung durchzuführen, sollte das Projekt zunächst in verschiedene Abschnitte unterteilt werden, wobei Dehnungs-, Arbeitsfugen und Deckenabschlüsse zur Unterteilung herangezogen werden können. Auch verschiedene Bauteile, Geschosse oder Teilbauleistungen bzw. Gewerke können einer Aufteilung dienen. Im Hochbau ist z.B. eine Aufgliederung mit Hilfe der Gewerke nützlich, im Brückenbau mit Bauteilen sinnvoll. Die Abschnitte sollten überschaubar, einfach erkennbar und klar abgegrenzt sein. Mit Hilfe dieser Projektstruktur kann eine Verfahrensplanung durchgeführt werden, deren Ergebnis sogenannte Teilproduktionsschritte in den jeweiligen Bauabschnitten sind. In seltenen Fällen ist eine Unterteilung des Bauwerks vom gewählten Verfahren abhängig, so daß dann eine Projektstrukturierung erst nach bzw. während der Verfahrensplanung erfolgt. Die gesamte Bauwerksgeometrie oder Teile davon sind dann verfahrensbedingt. Ein Beispiel dafür kann die Gleitschalfertigung sein, auch das Bauen mit verschiedenen Baustoffen kann die Bauwerksgeometrie entscheidend beeinflussen. Häufig sind solche Festlegungen aber schon vom Auftraggeber vorgegeben, so daß dann keine Verfahrensvergleiche vorgenommen werden brauchen.

Bei einer Suche nach dem optimalsten Bauverfahren werden zunächst mehrere Möglichkeiten untersucht. Diese müssen praktikable Lösungen darstellen, die finanziell und zeitlich definiert werden müssen. Um in Frage kommende Verfahren zu vergleichen, werden die im Leistungsverzeichnis aufgeführten Mengen und Zeiten mit der Leistungsfähigkeit der Verfahren verknüpft, um damit vergleichbare Kosten zu ermitteln.)8 Eine sehr genaue Massenermittlung ist dazu nicht notwendig, da ohnehin oft noch zahlreiche Planungsänderungen erfolgen.

Zunächst sollten jedoch die Arbeiten in den verschiedenen Bauabschnitten in mehrere Prozesse eingeteilt werden. So kann die Leistungsposition “Betonwand herstellen” unterteilt werden in Bewehren, Einschalen, Betonieren und Ausschalen. Natürlich können diese Prozesse noch in weitere, sogenannte Mikroprozesse unterteilt werden. Die Größe der zu vergleichenden Arbeitssysteme ergibt sich aus der Forderung, welche Verfahren, die einen größeren Kostenunterschied haben könnten, untersucht werden sollen.

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]Um einen Verfahrensvergleich durchzuführen, kann man zwei verschiedene Möglichkeiten nutzen. Bei genauer Kenntnis der Einflußgrößen Zeitbedarf, Menge der geforderten Leistung oder Anzahl der Einsätze, kann ein sogenannter absoluter Differenzvergleich durchgeführt werden. Dabei werden die vorraussehbaren Kosten der möglichen Verfahren direkt ermittelt und verglichen. Lassen sich dabei sehr große Kostendifferenzen feststellen, entscheidet man sich für das günstigere Verfahren. Bei nur kleinen Unterschieden müssen andere Kriterien in Betracht gezogen werden, die eine Auswahl ermöglichen.)9

Bei einem sogenannten Grenzvergleich wird die Einflußgröße Menge, Einsatzdauer oder Einsatzhäufigkeit als Variable benutzt, um einen über diese Größe abhängigen Kostenverlauf zu ermitteln. Bei einem Schnittpunkt beider Verläufe sind die Verfahren kosten- identisch. Beispiele solcher Kostenver- läufe sind in Diagramm 2 und Diagramm 3 zu sehen. Im Diagramm 2 steigen die Kosten bei beiden Verfahren konstant an. Dies ist logischerweise bedingt durch den steigenden Material-, Diagramm 2

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Diagramm 3

Das Diagramm 3 zeigt einen deutlich anderen Kostenverlauf. Das Verfahren 2 nimmt in seinem Kostenverlauf bei steigender Einflußgröße stetig ab. Das kann den Grund haben,

daß bei gestiegener Anzahl der Ausführungen eine gewisse Routine vorhanden ist, die die Kosten sinken läßt. Auch bei Verfahren 2 nimmt zunächst wegen der Einarbeitungszeit die Kostenhöhe ab, danach ist jedoch wieder ein Anstieg zu verzeichnen. Dieser Anstieg kann auf eine Erhöhung der Arbeitsschwierigkeiten zurückzuführen sein, was z.B. die während des Bauvorhabens ständig steigende Arbeitshöhe sein kann.)10 Diese in Diagramm 3 aufgeführten Eigenarten einer Fertigung werden oft nicht beachtet, spielen jedoch eine erhebliche Rolle während des Bauablaufes.

Eine stufenartige Kostenkurve, die hier nicht dargestellt ist, kann auch möglich sein. Sie erscheint dann, wenn ab bestimmten Leistungsmengen zusätzliche Maßnahmen notwendig sind, die eine sprunghafte Kostenerhöhung verursachen. So kann z.B. ein zusätzlich erforderlicher Lastkraftwagen zur Erbringung einer nur gering höheren Transportleistung einen solchen Kostenanstieg verursachen.

Wichtig ist, bei der Wahl eines Verfahrens auf alle äußeren Einflüsse zu achten. So sollte auch auf eine technische Eignung für das jeweilige Bauwerk Rücksicht genommen werden. Dabei spielen die Größe, Bauwerksart, Bauwerksgliederung, örtliche Verhältnisse und erzielbare Qualität eine große Rolle. Außerdem sollte ein Verfahren auch auf Verschleißhäufigkeit, sicherheitstechnische Forderungen, Möglichkeiten einer Prozeßunterbrechnung, Behinderung anderer Prozesse, Belastung der Arbeitskräfte, Umwelteinflüsse und räumlichen Bedarf untersucht werden.)11 Da es sicher nicht immer möglich ist, alle diese Einflüsse bei der Kostenermittlung zu berücksichtigen, sollte man sie neben diesen dennoch auf jeden Fall in Betracht ziehen.

Die Auswahl eines Verfahrens bei der Angebotsbearbeitung sollte aber auf gar keinen Fall ein Kalkulator allein, sondern immer in Abstimmung mit dem zukünftigen Bauleiter oder einem Techniker vorgenommen werden. Eine Abstimmung des Bauverfahrens auf die Bauwerkseigenschaften und eine damit verbundene Geräte-, Material- und Personalbedarfsbestimmung sollte ebenfalls in Abstimmung mit einem mit dem Verfahren Erfahrenen erfolgen. Eine zu sehr detaillierte Verfahrensplanung sollte aber nicht schon bei Angebotsbearbeitung begonnen werden, sondern erst bei Angebotszuschlag.

Insgesamt existieren im Bauwesen zahlreiche Bauverfahren, die zur Auswahl stehen und die den Bauablauf jeweils sehr stark beeinflussen können. Im Erdbau, welcher ganz oder teilweise aus den Arbeitsprozessen Lösen und Laden, Fördern, Einbauen und Verdichten besteht, herrscht ein relativ hoher Mechanisierungsgrad und dementsprechend eine große

Anzahl möglicher einsetzbarer Maschinentypen. Hier führt bei Großbaustellen mit langen Förderwegen und großen Massen der Einsatz größerer Maschinen oft zu geringeren Kosten. Vor allen Dingen spielen hier Ladevolumen und Geschwindigkeit eine Rolle. Bei kleinen Baustellen sind individuell abgestimmte Maschinen gefragt, welche sehr wendig sind. In beiden Fällen ist die Beschaffenheit der vorkommenden Bodenart ein wichtiges Kriterium für den Einsatz eines Verfahrens.

Zur Herstellung von Baugruben stehen sehr viele Verfahren zur Auswahl. Bohrpfahlwände, Schlitzwände, Spundwände, Trägerbohlwände und Sonderverfahren wie Bodenverfestigungen und Elementwände können eingesetzt werden. Bei der Verfahrensauswahl stehen Kosten weniger als Einsetzbarkeit im Vordergrund. So spielen Grundwasserverhältnisse, Nachbarbebauung, auftretende Lasten, anstehende Bodenarten und verfügbarer Arbeitsraum eine sehr große Entscheidungsrolle.)12

Im Betonbau stellt man sich häufig die Frage nach dem geeignetsten Schalverfahren. Gleitschalung, Kletterschalung oder individuell gefertigte Schalung bestimmen entscheident den Bauablauf. Viele Herstellfirmen konkurrieren mit unterschiedlich vorteilhafter Schalung und Rüstungssystemen. Beim Betoneinbau stehen oft der Einsatz einer Betonpumpe oder der Einbau per Kran und Kübel konkurrierend gegenüber. Hier spielt natürlich auch der eingesetzte Kran wie Turmdrehkran, Schnellmontagekran, Portalkran, Autokran oder Kabelkran eine Rolle. Bei manchen Baumaßnahmen können eigens eingerichtete Betonmischanlagen vor Ort günstiger sein als Transportbeton.

Für eine Wasserhaltung auf der Baustelle stehen Verfahren wie offene und geschlossene Haltung zur Auswahl. Diese lassen sich noch weiter differenzieren und hängen stark von der Baugrubengestaltung, Bodenarten, erforderliche Absenktiefe und zuströmende Wassermengen ab.

Ein sehr oft durchgeführter Vergleich ist der, ob eine Leistung mit Geräte- oder Arbeitkrafteinsatz kostengünstiger ist. Ein Maschinen- und Geräteeinsatz ist natürlich in erster Linie dazu da, die körperlichen Belastungsgrenzen der Arbeitskräfte zu überwinden und schwere Arbeit zu erleichtern. Der Personaleinsatz ist dagegen dann angebracht, wenn er die geforderten Ziele zu geringeren Kosten als ein Geräteeinsatz erbringen kann. In der Verfahrensplanung werden teilweise auch einsetzbare Geräte verglichen. Dies geschieht bei solchen Maschinen, die große Kostenunterschiede aufweisen und verschiedene Arbeitsweisen haben. Eine genauere Geräteplanung erfolgt jedoch erst nach Auftragseingang bei der Ressourcenplanung, die den Maschineneinsatz detailliert betrachtet und auf die später eingegangen wird.

Natürlich gibt es im Bauwesen weitere Verfahrensunterschiede wie verschiedene Brückenbauverfahren, Fertigteilbauverfahren, Bauwerksabbruchverfahren, Tunnelvor- triebsverfahren, Gründungsverfahren und Betonverdichtungsmöglichkeiten etc.. Hier seien nur die am häufigsten vorkommenen Verfahrensvergleiche aufgeführt, eine weitere Aufzählung würde den Rahmen sprengen.

Bei allen angewendeten Verfahren ist besonders die Abstimmung mit anderen Gewerken, aber auch Geräten erforderlich. Leistet ein Bagger mehr als ein Lastkraftwagen befördern kann, kommt es zu vermeidbaren Stillstandszeiten. Dies ist beim Einsatz aller Geräte zu berücksichtigen, ansonsten kann ein Bauverfahren nicht seine volle Effektivität entfalten.

Die Bauverfahrensplanung wird oftmals jedoch gar nicht erst durchgeführt, da in manchen Bauunternehmen oft nur solche Verfahren und Geräte zur Bauabwicklung angewendet werden, mit dem das Unternehmen vertraut ist oder welche sich im Maschinenpark befinden. Auch liegen in manchen Fällen Leistungs- und Kostendaten von Maschinen und Personal nicht vor, so daß eine Planung nicht möglich ist. Dies ist angesichts der möglichen Einspareffekte und Kostenvorteile natürlich nachteilig im Wettbewerb und daher unbedingt zu ändern. Werden jedoch immer ähnliche Bauwerkstypen mit sich gleichenden Randbedingungen erstellt, so kann eine Verfahrensplanung natürlich entfallen, ändern sich jedoch manche Umstände, so kann eine Planung plötzlich ungeahnte Vorteile erbringen.

Bauverfahren werden ständig weiterentwickelt und verbessert. Somit ist es gerade bei einem starken Konkurrenzdruck wichtig, diese neuen Verfahren einzuführen, um einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen. Weiterbildung des Personals und eventuelle Investitionen in den Maschinenpark sind dabei nicht zu vermeiden.

Alle Verfahren, die in der Bauwirtschaft eingesetzt werden, bedienen sich der sogenannten produktiven und dispositiven Produktionsfaktoren. Für jedes angewandte Bauverfahren ist daher die Baustelleneinrichtung und der Materialfluß enorm wichtig. Eine Baustelleneinrichtung, auf die später noch eingegangen wird, muß auf die jeweils eingesetzten Verfahren abgestimmt sein, der Materialfluß muß ebenfalls mit ihnen harmonieren.

Die Auswirkung eines Bauverfahrens auf den Bauablauf ist enorm, er wird in weiten Bereichen dadurch vorausbestimmt. Die Abfolge von Teilproduktionsschritten ist von der Wahl eines Fertigungsverfahrens abhängig, so daß die gesamte Bauablaufplanung im Detail sehr stark an das gewählte Verfahren gebunden ist. Die Verfahrensplanung ist eine für die Bauablaufplanung unerläßliche Maßnahme, da der Ablauf ohne sie uneffektiv und unzureichend vorbereitet ist.

4.4 Ablaufplanung und deren Darstellung

Die Bauablaufplanung befaßt sich, wie schon in der Einleitung definiert, mit dem Ziel, daß alle zur Ausführung notwendigen Produktionsfaktoren zur richtigen Zeit, in ausreichender Menge und Qualität am richtigen Ort verwendbar sind. Daraus folgt, daß eine Planung erforderlich ist, die terminliche, kapazitive, qualitative und räumliche Aspekte verknüpfen kann, um diesen Forderungen entgegenzukommen.

Es muß die Tatsache beachtet werden, daß der Ablauf vor dem eigentlichen Baubeginn nicht geprobt werden kann, so daß eine Planung gewissenhaft durchgedacht sein sollte. In jedem Fall müssen zeitliche Fristen, die Reihenfolge der Abläufe und dabei Überlappungen und auch Gleichzeitigkeiten berücksichtigt werden. Die dafür zur Verfügung stehenden Darstellungsmöglichkeiten sind der Balkenplan, das Weg-Zeit Diagramm, der Netzplan und weitere Sonderformen. Die gewählte Möglichkeit hängt meist vom Charakter des Bauwerkes, dem Bauumfang, der gewählten Planungstiefe, der gewünschten Anschaulichkeit und der Übersichtlichkeit eines Bauvorhabens ab. Alle Methoden haben natürlich Vor- und Nachteile, die ihre Effektivität einschränken bzw. hervorheben, so daß manchmal eine kombinierte Anwendung nützlich sein kann.

Die Planung der Bauabläufe kann natürlich verschiedene Planungstiefen aufweisen. Die Grob- oder Rahmenterminplanung gibt eine Übersicht der wichtigsten Termine, ein Koordinierungsablauf- oder Feinplan dient einer genauen Kontrolle des Bauablaufes und Arbeitsabschnitte.)13 Bei einem Rahmenterminplan werden auf jeden Fall Fertigstellungsfrist, Zwischenabnahmen und ein grober Überblick der Bauabschnitts- erstellung eingeplant. Bei einem Feinplan werden alle Teilvorgänge detailliert dargestellt, wobei natürlich auch alle bei der Rahmenterminplanung berücksichtigten Termine eingeplant werden sollten. Dabei ist zu beachten, daß eine Feinplanung umso ungenauer wird, je länger der geplante Zeitraum beträgt. Durch zahlreiche während der Bauausführung auftretende inner- und außerbetriebliche Einflüsse werden Feinpläne oft hinfällig. Daher ist besonders darauf zu achten, daß eine Planungsmethode angewendet wird, bei der Änderungen schnell und einfach möglich sind. Oft wird daher auch eine mittelfeine Planung angewendet, die einzelne Gewerke und die Rahmenterminplanung beinhaltet. Man kann auch von dem Grundsatz sprechen, daß eine Bauzeitplanung so grob wie möglich, aber so detailliert wie notwendig sein sollte.)14

Die vorher durchgeführte Verfahrensplanung kann Informationen über die Teilproduktionsschritte in den jeweiligen Bauabschnitten liefern. Solche einzelnen Schritte sind räumlich und zeitlich eng zusammenhängende Arbeiten, wie z.B. Bewehren, Einschalen, Betonieren oder das Ausschalen. Diese Produktionsvorgänge, die je nach Detailtiefe auch einzelne Gewerke sein können, sind nach der Verfahrensplanung in ihrer Reihenfolge, Abhängigkeit und Fertigungsrichtung bekannt. Aus diesen Informationen kann eine Vorgangs- und Ablaufstruktur bestimmt werden, die dem eigentlichen Bauablauf schon sehr nahe kommt.)15 Dabei sollte beachtet werden, daß im Leistungsverzeichnis manche Arbeiten zwar unter einer Position zusammengefaßt sind, von der Ausführung her aber vollkommen getrennt voneinander geplant werden. Falls bei der Verfahrensplanung aus Routine und Erfahrung nicht alle Teilvorgänge untersucht worden sind, sollten in jedem Fall folgende Hinweise beachtet werden. Die Abfolge und das Zusammenspiel der Teilproduktionsschritte sollte immer hinsichtlich technologischer und baustellenspezifischer Aspekte untersucht werden. So sollten bei beengten Baustellenverhältnissen auf keinen Fall in einem Arbeitsabschnitt bzw. Arbeitsbereich mehrere Arbeiten gleichzeitig ausgeführt werden, da eine gegenseitige Behinderung möglich wäre und dann auch sicherheitstechnische Forderungen sehr schwer einzuhalten sind. Je enger die Arbeitsbedingungen sind, umso häufiger passieren auch Unfälle und somit Unterbrechungen bzw. Störungen im Bauablauf. Die Reihenfolge der Vorgänge sollte außerdem so gewählt werden, daß für alle Arbeiten die notwendigen Vorleistungen erbracht worden sind, erbrachte Leistungen durch Folgearbeiten nicht beschädigt oder zerstört werden müssen und, daß ein möglichst kontinuierliches Arbeiten stattfinden kann. Wichtig ist auch, daß Zwangspunkte wie Abnahme- und Zwischentermine eingeplant werden, terminelle Schnittstellen zu Nachunternehmen sollten, falls über deren Einsatz schon jetzt bekannt ist, ebenfalls beachtet werden.

Ein Kran kann immer nur bestimmten Arbeiten zur Hilfe stehen. Während eines Betoniervorganges mit Kraneinsatz können keine anderen anderen Produktionsschritte mit diesem bedient werden, was eine erhebliche Beachtung finden sollte. So sollten besonders bei Großbaustellen mit begrenztem Kraneinsatzvolumen Kraneinsatzzeiten festgelegt werden, die jedem Produktionsschritt eine gewisse Zeit zuteilen. Die Transportkapazitäten sind natürlich auch hinsichtlich der Größe und des Gewichtes begrenzt. So müssen bei besonders schweren oder voluminösen Bauteilen besondere Hebewerkzeuge eingesetzt werden oder die Bauteile geteilt werden. Arbeiten, die einen hohen Kraneinsatzfaktor haben, sollten also dann nicht gleichzeitig ausgeführt werden, wenn die Transportleistung der eingesetzten Kräne nicht ausreichen würde.

Auch der Einsatz von anderen Geräten, die zur Bauwerkserstellung nur begrenzt zur Verfügung stehen, sollte bei der Bestimmung der Vorgangsabfolge beachtet werden, sie sollten dann ebenfalls nicht parallel ausgeführt werden. Obwohl die Geräteeinsatzplanung erst während der Ressourcenplanung erfolgt, sollte diese Tatsache auch schon jetzt überprüft werden. Dabei sollte nicht nur auf den auf einer Baustelle begrenzt vorhandenen Gerätebestand geachtet werden, sondern auch darauf, daß spezielle Großgeräte auch innerhalb eines Unternehmens oder auch bei Leasingfirmen nur beschränkt zur Verfügung stehen. Somit sollte eine Planung der Vorgänge, denen nur zu bestimmten Zeiten verfügbare Geräte bereitstehen können, auch nach diesen Gesichtspunkten erfolgen.

Nach der Bestimmung der Abfolge der Teilproduktionsschritte bzw. Vorgänge muß die zur Ausführung notwendige Dauer eines jeden Vorgangs ermittelt werden. Diese ergeben sich durch die internen Informationsquellen, die das verfügbare Potential an Produktionsfaktoren und Leistungs- bzw. Aufwandswerte enthalten. Zur Ermittlung dieser kann das in Anhang 4 aufgeführte Formular benutzt werden. Dazu wird zunächst die Kopfzeile mit allgemeinen Baustellendaten ausgefüllt. In den ersten beiden Zeilen wird der jeweils zu bearbeitende Vorgang beschrieben. Die dazu gehörenden Positionen und die Leistungsmenge werden ebenfalls eingetragen. Die zu bearbeitenden Massen und Leistungen werden Plänen, eigenen Ermittlungen oder dem Leistungsverzeichnis entnommen. Die notwendigen Produktionsfaktoren sind entweder schon aus der Verfahrensplanung bekannt, oder müssen jetzt gesondert bestimmt werden. Dazu muß das zur Bearbeitung ausgewählte Gerät eine möglichst optimale Anpassung an die auf der Baustelle vorherrschenden Umgebungs- und Arbeitsbedingungen haben. Bei der Auswahl der notwendigen Geräte- und Maschinen ist eine gewisse Erfahrung und technisches Wissen selbstverständlich. Die Leistungswerte des eingeplanten Arbeitspersonals und der Geräte werden in den nächsten Spalten eingetragen. Die Wahl der Aufwandswerte sollte, da sie entsprechend den Baustellenbedingungen differieren, im Zweifelsfall zur sicheren Seite hin angenommen werden. Die aus den externen Quellen gewonnenen Informationen zu den örtlichen Verhältnissen dürfen dabei niemals außer acht gelassen werden. Da die Leistungswerte nach auszuführenden Arbeiten bzw. dem BAS geordnet sein sollten, ist eine Zuordnung dieser zu den einzelnen Teilproduktionsschritten relativ schnell durchzuführen. Bei Ermittlung der erforderlichen Dauer muß auch auf Einflüsse wie Schalfristen, schlechtes Wetter und auch andere Besonderheiten geachtet werden. So können allein Maßnahmen hinsichtlich der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes einen enormen Zeit-, Arbeitskräfte- und Materialbedarf haben, daß eine Vernachlässigung dieses Aspektes die Bauablaufplanung empfindlich stören würde. Oft müssen auch noch Randarbeiten ausgeführt werden, die in der Ablaufplanung zuerst nicht eingeplant sind, so daß die tatsächliche Dauer der Vorgänge länger ist, als vorgesehen.)16 Dazu gehören besonders Aufräum- und Reinigungsarbeiten, die nicht im LV stehen und auch nicht abrechenbar, aber trotzdem auszuführen sind. Auch diese sollten daher unbedingt schon in den Aufwandswerten enthalten sein.

[...]


1 Vgl. Bauer, H., Baubetrieb, Teil 2, S.464

2 Vgl. Wittfoht, J., Deutsche Bauzeitung, 9/1999, S.124 ff.

3 Vgl. Jungwirth, D., Qualitätsmanagement im Bauwesen, S.9

4 Vgl. ebenda, S.8

5 Vgl. Willi Hasselmann, Praktische Baukostenplanung und -kontrolle, S.28

6 Vgl. Dressel, G., Oswald, F., Praxis-Kompendium Baubetrieb, Band1, S.129 ff.

7 Vgl. Bauer, H., Baubetrieb, Teil1, S.60

8 Vgl. Künstner, G., Die Ablauforganisation von Baustellen, S.96 ff.

9 Vgl. Olk, U., Zahlentafeln für den Baubetrieb, S.398 ff.

10 Vgl. Nagel, U., Baustellen-Management, S.114

11 Vgl. Rosenheinrich, G., Einführung in die Bauproduktionsverfahren, Band1, S.13

12 Vgl. Bauer, H., Baubetrieb, Teil1, S.396

13 Vgl. Bauer, H., Baubetrieb, Teil1, S.467

14 Vgl. Seeling, R., Projektsteuerung im Bauwesen, S.22

15 Vgl. Bauer, H., Baubetrieb, Teil 1, S.468 ff.

Ende der Leseprobe aus 91 Seiten

Details

Titel
Die Anwendung der Bauablaufplanung in Unternehmen der Bauwirtschaft zur Realisierung einer effektiven Bauabwicklung
Hochschule
Hochschule RheinMain
Note
1
Autor
Jahr
2000
Seiten
91
Katalognummer
V47393
ISBN (eBook)
9783638443531
ISBN (Buch)
9783638708074
Dateigröße
9154 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Anwendung, Bauablaufplanung, Unternehmen, Bauwirtschaft, Realisierung, Bauabwicklung
Arbeit zitieren
Christian Finke (Autor:in), 2000, Die Anwendung der Bauablaufplanung in Unternehmen der Bauwirtschaft zur Realisierung einer effektiven Bauabwicklung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47393

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