Die Funktion und die Entwicklung der Vaterrolle Sir William Sampsons in G.E. Lessings 'Miß Sara Sampson'


Hausarbeit (Hauptseminar), 2003

25 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

0. Einleitung

1. „Zärtlicher Vater“ und „zärtliche Tochter“ (III, 3): Sir Williams 6 Beziehung zu seiner Tochter Sara und die Entwicklung seines Verständnisses von der Vaterrolle in G.E. Lessings „Miß Sara Sampson“
1.1. Der strenge, empfindsame Vater: Sir Williams Vaterrolle 6 zwischen aufrichtiger Zuneigung zu seiner Tochter und Eigennützigkeit
1.2. Der vergebende, großmütige Vater: Sir Williams Zurück- 11 nähme des Eigennutzes zur Wiederherstellung der emo-­ tionalen Beziehung zur Tochter sowie die Läuterung seines Gefühls gegenüber der Tochter

2. „Ist das von einem Vater zu verlangen?“ (III, 3): Sir Williams 14 Vaterrolle und die Verhaltenserwartungen an ihn vonseiten seiner Tochter Sara und der Umwelt in G.E. Lessings „Miß Sara Sampson“

Zusammenfassung

Anmerkungen

Literaturverzeichnis

0. Einleitung

G.E. Lessings Drama „Miß Sara Sampson“ (1755) gilt gattungstypologisch als das erste deutsche bürgerliche Trauerspiel1. In diesem frühen empfindsamen Trauerspiel ist der zentrale Konflikt, im Gegensatz zur höfisch klassizistischen Tragödie, in die Familie verlagert2. Dabei erhält eine familiäre Zweierbindung, die Vater-Tochter-Beziehung, als Ort und Medium des tragischen Konflikts, eine zentrale Bedeutung3. Bei den bürgerlichen Trauerspielen handelt es sich generell um Familiendramen, denn stets nimmt die Auseinandersetzung ihren Ausgangspunkt in einer von der Tochter verursachten Störung der familialen Ordnung. Diese Wendung auf die private Sphäre spiegelt nach Badstübner4 die Mentalität des Bürgertums, dem die gefühlsgetragenen häuslichen Lebensbe­ziehungen als Mittelpunkt der Existenz erschienen. Hierbei kommt es der zent­ralen Autoritätsfigur des Vaters zu, die Ordnung, und damit die familiäre Ge­meinschaft, aufrechtzuerhalten. Dies impliziert, dass der Vaterfigur eine tra­gende Rolle zukommt, so dass es berechtigt erscheint, „Miß Sara Sampson“ ein „Vater – Spiel(e)“5 zu nennen. Diese Tatsache setzt darüber hinaus den Bezug dieses Dramas auf das patriarchalische - familiale Wertsystem der Zeit voraus.

In der Tat scheint die Frage nach der idealen Vatergestalt das Epochen­thema der Literatur des 18. Jahrhunderts zu sein. In diesem Zusammenhang spricht beispielsweise Neumann6 von einer „Patriarchen-Galerie“ in der Lite­ratur der Aufklärungszeit, denn es tritt eine Vielzahl von unterschiedlichen Va­tertypen auf. Nach Neumann findet man neben gerechten und zornigen, auch schwache und biedere Väter, Haus - und Familienväter sowie auch einige Lan­desväter7. Obwohl auch die Mutterrolle im bürgerlichen Trauerspiel in unter­schiedlichen Variationen thematisiert wird8, dominiert die Vaterfigur die patri­archalisch geprägte Familie. Die patriarchalische Herrschaftsform bedeutet generell, dass das zwischenmenschliche Verhalten nach festen Rollenmustern vorgeschrieben wird. Der Hausvater hat dabei die Aufgabe, Ordnung zu schaf­fen, indem er die Herrschaftsbeziehungen zwischen den Hausangehörigen ko­ordiniert. Dem Vater kommt also die Pflicht der Fürsorge und des Schutzes der Hausangehörigen zu, weshalb die patriarchalische Vaterrolle nicht nur eine Form der Machtausübung darstellt. Mit anderen Worten, erst in der Verbundenheit von Strenge und Milde verwirklichte sich im Sinne des traditionellen Patriarchalismus die ideale Vatergestalt9.

Obwohl die patriarchalische Herrschaftsform die Gesellschaft zu Lessings Zeiten beherrschte, hat er sich lediglich in den dramatischen Dichtungen aus­führlich zu diesem Thema geäußert. Sørensen10 bemerkt jedoch, dass Lessings Briefe an den Vater Hinweise darauf geben, dass er die patriarchalischen Wert­vorstellungen vorbehaltlos anerkannt hat. Dennoch hat Lessing die Möglich­keiten erkannt, die die patriarchalische Dualität von Machtausübung und Liebe für die Darstellung von verschiedenen Vatertypen offen ließ. Aus diesem Grund forderte Lessing Väter, die sich entwickeln, d.h. „Väter von verschiede­nen Grundsätzen“11. Lessing mag zwar Väter mit gegensätzlichen Eigenschaf­ten einführen, um Einseitigkeit zu vermeiden, doch wird durchaus deutlich, dass er der Ansicht war, dass der Patriarchalismus an sich eine Vielfalt von vä­terlichen Verhaltensweisen erlaubt: „Welcher Vater glaubt nicht zu wissen, wie ein Vater sein soll? Auf dem rechten Wege dünken wir uns alle; wir verlangen nur, dann und wann vor den Abwegen zu beiden Seiten gewarnet zu wer­den“12. Lessing differenziert hier zwischen dem Vater in seinen verschiedenen Erscheinungsformen und der Vorstellung, „wie ein Vater sein soll“. Hierbei wird auch sichtbar, dass er die Vielfalt der Vatertypen durchaus im Rahmen der Doppelheit des Patriarchalismus sieht.

Da die beabsichtigte Wirkung des bürgerlichen Trauerspiels vor allem die Sensibilisierung des Zuschauers war, erscheint es nahe liegend, dass in diesen Stücken dem Gefühlsaspekt der Vaterrolle eine entscheidende Bedeutung zu­kommt und der patriarchalische Machtanspruch des Vaters entsprechend redu­ziert wird. Außerdem stellt sich die Frage, ob der Herrschaftsanspruch des Va­ters dadurch nur zurückgedrängt oder gar aufgehoben wird. In diesem Kontext ist jedoch bereits zu bemerken, dass die Empfindsamkeit des Vaters durchaus einen Teil des Patriarchalismus darstellt. Aus diesem Grund kann auch ein empfindsamer, milder Vater patriarchalisch sein13. Da die Vaterfigur gegen­sätzliche Verhaltensweisen in sich vereinen kann, ist sie jedoch generell ein vielschichtiger und komplexer Charakter.

Die Betrachtung der Vaterfigur ist grundlegend für die Erschließung des zentralen Konflikts in Lessings bürgerlichem Trauerspiel „Miß Sara Sampson“. Deshalb soll in der folgenden Analyse die Funktion der Vaterrolle Sir William Sampsons in den Mittelpunkt gestellt werden. Hierbei soll es zunächst um Sir Williams Beziehung zu seiner Tochter Sara sowie um die Entwicklung seines Verständnisses von der Vaterrolle gehen. Dabei soll einerseits verdeutlicht werden, wie Sir William als Vater versucht, die familiäre Ordnung zu restituieren. Andererseits soll analysiert werden, wie er mit dem patriarchalischen Herrschaftsanspruch umgeht. Interessant ist dabei vor allem, dass Sir William im Laufe der Handlung einen Erkenntnisprozess durchläuft. Hierbei wandelt er sich vom strengen, empfindsamen Vater, der primär eigennützige Ziele ver­folgt, zum vergebenden, großmütigen Vater, der seine Vaterrolle auf altruisti­sche Gefühle gründet. In einem weiteren Schritt wird dann untersucht werden, welche Verhaltenserwartungen seine Tochter Sara und die Umwelt an Sir Wil­liam als Vater stellen. Es wird dabei zu zeigen sein, dass der mit dem traditio­nellen Patriarchalismus gegebene Spielraum der Vaterrolle zwischen Liebe und strafender Machtausübung Verwirrung und Fehleinschätzung auslöst und somit die tragische Handlung im Wesentlichen motiviert.

1. „Zärtlicher Vater" und „zärtliche Tochter" (III. 3): Sir Williams Beziehung zu seiner Tochter Sara und die Entwicklung seines Ver­ständnisses von der Vaterrolle in G.E. Lessings „Miß Sara

Sampson"

1.1. Der strenge, empfindsame Vater: Sir Williams Vaterrolle zwischen auf­richtiger Zuneigung zu seiner Tochter und Eigennützigkeit

Der Beginn des bürgerlichen Trauerspiels „Miß Sara Sampson“ verdeutlicht unmittelbar, dass der zentrale Konflikt seinen Ursprung in einer von der Toch­ter verursachten Störung der familiären Gemeinschaft hat. Die Familie präsen­tiert sich dabei als ein organisch strukturiertes Gebilde, in dem sich die einzel­nen Elemente gegenseitig bedingen. Die nur aus Vater und Tochter bestehende Familie Sampson befindet sich nämlich in einem Zustand der Unordnung und der Auflösung14, nachdem Sara mit ihrer nicht legitimierten Liebesbeziehung zu Mellefont aus dem vom Vater determinierten Lebenskreis ausbricht. Sir William, der allein die Verantwortung für die Erziehung seiner Tochter trägt, erscheint zunächst als zärtlicher, emotionaler Vater. Auf den ersten Blick scheint er deshalb selbst die tradierte patriarchalische Ordnung zu sprengen. Während der Diener Waitwell Sir Williams Tränen mitleidig beklagt: „ - Ach, Sie weinen schon wieder, schon wieder, Sir! - Sir!“ (I, 1; S. 5), bestätigt Sir William die angedeutete empfindsame Haltung: „Laß mich weinen, alter ehrli­cher Diener. Oder verdient sie [Sara] etwa meine Tränen nicht?“ (Ibid). Es scheint, dass sich der strafende Vater als Garant der traditionellen Ordnung zu einem empfindsamen Vater gewandelt hat, für den das Gefühl vorrangig ist15.

Vor Saras Verführung hat Sir William mit seiner einzigen Tochter in länd­licher Abgeschiedenheit, als „zärtliche(r) Vater“ und „zärtliche Tochter“ (III, 3; S. 42), zusammengelebt. Saras Mutter ist bei der Geburt der Tochter gestorben, der Vater hat Sara aber mit ihren eigenen Worten „(…) noch nie nach einer Mutter seufzen lassen“ (IV, 1; S. 58). Einen Einbruch erlebt diese innige Be­ziehung erst, als sich Sara in Mellefont verliebt, dem Sir William aufgrund ei­ner Verbindlichkeit „einen allzu freien Zutritt“ (III, 1; S. 38) zu seinem Haus gestattet. Als Sir William bemerkt, dass sich eine Liebesbeziehung zwischen seiner Tochter und Mellefont anbahnt, verbietet er ihr den Umgang mit Mellefont. Dabei macht Sir William von seiner autoritären Gewalt Gebrauch und weist den „verfluchten Verführer“ (I, 1; S. 6) aus dem Haus. Daraufhin sind die Liebenden geflohen. Da Sir William vor allem Mellefonts „ehemalige Aus­schweifungen“ (I, 7; S. 17) zuwider sind, versucht er, die Beziehung zu unter­drücken16. Jedoch betrachtet Sir William diese Handlung später selbst als „(...) den größten Fehler bei diesem Unglücke begangen“ (III, 1; S, 38). Es wird hierbei deutlich, dass die auf gegenseitiges Vertrauen basierende emp­findsame Vater -Tochter-Beziehung teilweise zu einer Schwächung der vä­terlichen Autorität geführt hat, denn Sir William hat nicht erwartet, dass Sara sich ihm widersetzen und mit ihrem Liebhaber fliehen würde. Er erwartete eher, sie wäre, gemäß den Konventionen, eine gehorsame Tochter, die die Miss­billigung des Vaters akzeptiert. Da Sir William sich von den erstarrten Autori­tätsansprüchen in der empfindsamen Beziehung zu seiner Tochter bereits ge­löst hat, scheint es auch, dass er nicht unbedingt an den Rechten festhält, die ihm seine Rolle in der Familie gewährt, nämlich absoluten Gehorsam zu ver­langen. Vom Standpunkt des patriarchalischen Wertsystems hat er aber somit versagt, da er der ihm auferlegten hausväterlichen Schutzfunktion für die Toch­ter nicht gerecht wurde und damit ihrem Verhalten Vorschub geleistet hat. Es wird hieran deutlich, dass die familiäre Gemeinschaft einerseits durch die Handlung der Tochter, andererseits aber auch durch die Nachlässigkeit des Va­ters, gestört wird. Aus diesem Grund kann man mit Chr. Wolff sagen, dass schon sichtbar wird, „ wie das eine unordentliche immer mehr unordentliches nach sich ziehet, nicht allein bey der Person, die es thut, sondern auch bey den übrigen“17.

Obwohl sich Sir William am Beginn der Handlung als empfindsamer Va­ter präsentiert, erfährt man in der Exposition des Dramas, dass sich Sir William vor den Geschehnissen des Stückes durchaus als rollenkonforme Vaterfigur darstellt. Da er sehr auf die Tugend seiner Tochter bedacht war, war seine erste Reaktion nach der Entdeckung ihrer Beziehung zu Mellefont, Zorn und der Wunsch einer Rache gegen den Verführer. Dabei galt seine Strenge vor allem Mellefont, aber da Sara sich nicht von ihrem Geliebten trennen wollte, traf auch sie die väterliche Strenge: „Ich [Sir William] wollte unerbittlich gegen ihn [Mellefont] sein und überlegte nicht, daß ich es gegen ihn nicht allein sein könnte" (III, 1; S, 39). Sir William erkennt erst im Nachhinein, dass Saras Schicksal bereits zu diesem Zeitpunkt untrennbar mit dem Mellefonts verbun­den gewesen ist und bereut erst daraufhin die Unzweckmäßigkeit seiner unnachgiebigen Haltung: „Wenn ich [Sir William] meine zu späte Strenge erspart hätte, so würde ich wenigstens ihre Flucht verhindert haben“ (Ibid; Hervorhe­bung von mir). Entscheidend ist hierbei, dass Sir William die Strenge an sich nicht ablehnt, sondern nur bedauert, sie zu spät eingesetzt und damit die Flucht der Liebenden bewirkt zu haben18. Darüber hinaus verdeutlicht diese Tatsache, dass Sir William nicht nur der für das empfindsame Trauerspiel typische zärtli­che Vater ist, der seinen Emotionen durch Tränen Ausdruck verleiht, sondern er ist durchaus auch der strenge patriarchalische Vater. Aus diesem Grund kann Sir William als eine Verkörperung der patriarchalischen Dualität von strafen­der Machtausübung und zärtlicher Liebe angesehen werden19.

[...]


1. Zur Bedeutung von „Miß Sara Sampson“ als erstem bürgerlichen Trauerspiel siehe Wolfgang Alb-recht: Gotthold Ephraim Lessing. Stuttgart 1997. S. 19 und Volker Badstübner: Miß Sara Sampson. In: Lessing: Epoche-Werk-Wirkung. 5.Aufl. Hrsg. von Wilfried Barner & Gunter E. Grimm. München 1987. S. 166-169.

2. Die hohe Tragödie thematisiert nicht, wie das bürgerliche Trauerspiel, die persönlichen Probleme von Privatleuten, sondern handelt von öffentlichen „Haupt - und Staatsaktionen“ (vgl. Albrecht, S. 19).

3. Auf die Bedeutung der Vater-Tochter-Konstellation im bürgerlichen Trauerspiel weisen vor al­lem Sibylle Späth: Väter und Töchter oder die Lehre von der ehelichen Liebe in Gellerts Lustspielen. In: „Ein Lehrer der ganzen Nation“. Leben und Werk Christian Fürchtegott Gellerts. Hrsg. von Bernd Witte. München 1990. S. 53 und Gerlinde Anna Wosgien: „Miß Sara Sampson" (1755). In: Literarische Frauenbilder von Lessing bis zum Sturm und Drang: Ihre Entwicklung unter dem Einfluß Rousseaus. Frankfurt am Main 1999. S. 180f. hin.

4. vgl. Badstübner, S. 167ff.

5. Wosgien, S. 180 zitiert aus Renate Möhrmann: Die vergessenen Mütter. Zur Asymmetrie der Herzen im bürgerlichen Trauerspiel. In: Verklärt, verkitscht, vergessen: Die Mutter als ästhetische Figur. Stuttgart/Weimar 1996. S. 76.

6. Peter Horst Neumann: Der Preis der Mündigkeit. Über Lessings Dramen. Anhang: Über Fanny Hill. Stuttgart 1977. S. 9.

7. Ibid.

8. Zur Funktion der Mutterrolle(n) in „Miß Sara Sampson“ siehe Wosgien, S. 177 - 180.

9. Die Informationen zum Wesen der patriarchalischen Herrschaftsform stammen aus Bengt Algot Sørensen: Herrschaft und Zärtlichkeit. Der Patriarchalismus und das Drama im 18. Jahrhundert. München 1984. S. 15f., 34-37.

10. vgl. Sørensen, S, 65.

11. Sørensen, S. 74 zitiert aus Lessings Hamburgischer Dramaturgie, 86. Stück.

12. Ibid. Siehe hierzu auch Neumann, S. 15.

13. vgl. Sørensen, S. 74.

14. Die Tatsache, dass sich die Familie „in Unordnung“ befindet, wird primär dadurch ausgedrückt, dass Sara das Haus ihres Vaters verlassen hat und sich in dem anrüchigen Milieu eines Gasthofes mit ih­rem Liebhaber niedergelassen hat. Sir William präsentiert sich dieser Gasthof als Ort der Unord­nung, als „elende(s) Wirtshaus(e)" (I, 1; S. 5). Es geht ihm darum, Sara in die eindeutige Tugendhaf­tigkeit seines Hauses, d.h. „in die Ordnung“, zurückzuführen. In diesem Kontext betrachtet Kuttenkeuler den Gasthof als Ort des Transitorischen von dem es gilt, zu einer neuen Lebensordnung fort­zuschreiten (Wolfgang Kuttenkeuler: Miß Sara Sampson. »... nichts als >Fermenta cognitionis <«. In: Lessings Dramen. Interpretationen. Stuttgart 1987. S. 16).

15. Zu den grundlegenden Merkmalen des empfindsamen Vaters siehe Bernd Witte: Die Tränen des Va­ters. Zu einigen sozialgeschichtlichen Interpretationen von Lessings bürgerlichen Trauerspielen. In: Sub tua platano. Festgabe für Alexander Beinlich. Emsdetten 1981. S. 536ff. Siehe hierzu auch Gün­ter Saße: Die Ehe als „Band", „ohne welches auch die aufrichtigste Liebe eine unheilige Leiden­schaft bleibet". Zum Verhältnis von Liebe und Gebot in Lessings Miß Sara Sampson. In: Die Ord­nung der Gefühle. Das Drama der Liebesheirat im 18. Jahrhundert. Darmstadt 1996. S. 122.

16. Mellefont erscheint generell als unpassender Partner für Sara, denn er gilt als unbeständig und hatte vor seinem Verhältnis mit Sara „Umgang mit aller Arten von Weibsbildern“ (I, 3; S. 9), wie sein Diener Norton im ersten Aufzug bemerkt. Da Mellefont keineswegs als tugendhafter Mann er­scheint, ist es durchaus verständlich, dass Sir William ihn ablehnt. Aus diesem Grund ist Sir William auch nicht vorzuwerfen, dass er Sara prinzipiell das Recht auf eine freie Partnerwahl verwehrt (vgl. hierzu Späth, S. 63 und Wosgien, S. 18lf.).

17. Sørensen, S. 17 zitiert aus Christian Wolff: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Die fünfte Auflage 1740, § 202.

18. vgl. Sørensen, S. 78.

19. Wosgien weist darauf hin, dass sich die Doppelheit des Patriarchalismus auch in Saras Traum zeigt, denn sie hört darin ein „freundliches Rufen“ des Vaters, das ihr „stillzustehen befahl“ (I, 7; S. 13) (Wosgien, S. 182). In der patriarchalischen Vaterfigur vereinigt sich also Güte und Freundlichkeit mit Autorität und Machtausübung.

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Die Funktion und die Entwicklung der Vaterrolle Sir William Sampsons in G.E. Lessings 'Miß Sara Sampson'
Hochschule
Universität Hamburg  (Institut für Germanistik II)
Veranstaltung
Väter und Töchter. Über Konstellationen des bürgerlichen Trauerspiels
Note
1,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
25
Katalognummer
V47379
ISBN (eBook)
9783638443418
ISBN (Buch)
9783638659383
Dateigröße
506 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Funktion, Entwicklung, Vaterrolle, William, Sampsons, Lessings, Sara, Sampson, Väter, Töchter, Konstellationen, Trauerspiels
Arbeit zitieren
Sirinya Pakditawan (Autor:in), 2003, Die Funktion und die Entwicklung der Vaterrolle Sir William Sampsons in G.E. Lessings 'Miß Sara Sampson', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47379

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