Arbeitsstellen der Zukunft - Zukunft der Arbeit


Hausarbeit, 2004

37 Seiten, Note: gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Strukturveränderungen auf dem Arbeitsmarkt aufgrund der Weltwirtschaft

3. Ein Niedriglohnsektor für Deutschland?
3.1 Eine Kritische Betrachtung
3.2 Die USA als Vorbild für einen Niedriglohnsektor?

4. Das Konzept der langen Konjukturwellen
4.1 Was ist ein Kondratieffzyklus?
4.2 Der fünfte Kondratieff - Was ist in Deutschland schief 9 gelaufen?
4.3 Der sechste Kondratieff - Wo liegt die Zukunft?
4.3.1 Biotechnologiemarkt
4.3.2 Markt für Licht-Anwendungen
4.3.3 Umweltschutzsektor
4.3.4 Informationsmarkt
4.3.5 Gesundheitsmarkt

5. Dienstleistungsgesellschaft
5.1 Personnahe Dienstleistungen
5.2 Unternehmensorientierte Dienstleistungen:
5.3 Dienstleistungen und Frauenerwerbsarbeit

6. Arbeitsstellen durch Existenzgründungen

7. Cluster

8. Bildung
8.1 Welchen Einfluss hat Bildung auf die Ökonomie?
8.2 Was sollten Schule/ Ausbildung/ Studium beibringen?
8.3 Wachstum durch psychische Qualitäten der Arbeitnehmer

9. Fazit

10. Quellenangaben

1. Einleitung

Mit diesem Text habe ich mir die Frage gestellt was für Auswirkungen die Internationalisierung der Wirtschaft auf den Arbeitsmarkt hat, was für Kräfte neue Arbeitsstellen hervorrufen und wo arbeitsintensive und nicht-internationalisierbare Beschäftigungen vorliegen.

Die strukturellen Arbeitsmarktveränderungen entstehen nach meiner Ansicht im wesentlich aufgrund von Innovation, der Internationalisierung der Wirtschaft und aufgrund der preisbewussten Konsumenten bzw. der technischen Möglichkeiten der Rationalisierung.

Herausgekommen sind, dass die personnahen Dienstleistungen, das Bildungssystem und die Möglichkeiten der Kindererziehung (bzw. die Frauenerwerbsarbeit) der Gesundheitssektor, die Existenzgründungsmöglichkeiten und Bildung von Clustern eine Schlüsselrolle für die Lösung der Arbeitsmarktprobleme spielen.

In dieser Arbeit sind konkrete Ideen für die politische Umsetzung zu finden. Viele Ansätze werfen dagegen Fragen auf, die in einem nächsten Schritt auf konkrete und kreative politische Lösungen herunter gebrochen werden müssten.

Das Thema Ostdeutschland habe ich aufgrund meiner globalen Herangehensweise nicht gesondert behandelt. Die Arbeitslosigkeit ist vielmehr ein ost-, als ein westdeutsches Problem, weil im Osten der strukturelle Umbruch schwerer wiegt. Meinen Ausführungen gelten für beide Teile Deutschlands gleichermaßen.

Orientiert habe ich mich vor allem an vier Texten:

- GEM (2004): Executive Report 2003,
- Hans-Böckler-Stiftung (2001): Zur Zukunft der Erwerbsarbeit
- DIW Wochenbericht 23 (1997): Globalisierung: Falle oder Wohlstandsquelle?
- Leo Nefiodow (1996): Der sechste Kondratieff

2. Strukturveränderungen auf dem Arbeitsmarkt aufgrund der Weltwirtschaft

Eines der wichtigsten strukturellen Veränderungen ist die zunehmende Internationalisierung und Liberalisierung der Weltwirtschaft (bzw. „Globalisierung“). Das Tempo der Handelsströme hat sich in den letzten Jahren nicht wesentlich verschärft. Die Internationalisierung kommt einem stetigen, durchaus langsamen Prozess gleich. Bei Kapitalströmen ist die Intensivierung der weltwirtschaftlichen Verflechtungen am deutlichsten zu erkennen.1

Harald Trabold vom DIW kommt zu dem Schluss, dass sich zwischen der Globalisierung und dem Niveau der Arbeitslosigkeit in den Industrieländern nicht direkt nachweisen lässt. Vielmehr findet eine Umstrukturierung des Arbeitsmarktes statt, bei der unqualifizierte und arbeitsintensive Arbeitsstellen in Deutschland abnehmen und qualifizierte, humankapitalintensive Arbeitsstellen zunehmen.2

So waren nach dem Deutschen Statistikamt 2000 nur 4,8 % der Arbeitslosen Fachhochschul- (1,4%) und Universitätsabsolventen (3,4%). Ohne abgeschlossene Berufsausbildung bildeten 37,8% der Arbeitslosen (Ost: 22,4%, West: 46,3%). Allerdings scheint eine Berufsausbildung heute nicht mehr genug zu qualifizieren. 43,3% aller Arbeitslosen im Westen hatten eine betriebliche Ausbildung. Im Osten ist der Anteil der Menschen mit einer betrieblichen Ausbildung an den Arbeitslosen 68,3%. Die Arbeitslosenquoten bei gering Qualifizierten Arbeitskräften liegen um ein vielfaches über denen der Qualifizierten.3

Die allgemeine Annahme, dass Globalisierung Arbeitslosigkeit schaffen würde, sei nach dem DIW unter anderem ein Folgefehler aus Partialanalysen. Es sei nicht sinnvoll von einzelnen Salden der Zahlungsbilanz auf gesamtwirtschaftliche Arbeitsplatzgewinne oder -verluste zu schließen. Außenhandels und Direktinvestitionsdefizite lassen nicht gleich auf die Verringerung von Arbeitsplätzen schließen; so gehe das „Beschäftigungswunder“ der USA Hand in Hand mit einem hohen Außenhandelsdefizit und die Arbeitslosenquote bleibt in Japan konstant, obwohl es Defizite bei den Direktinvestitionen gibt. 4

Direktinvestitionen in östlichen und südlichen Ländern reduzierten tendenziell die Nachfrage nach ungelernten relativ zu qualifizierten Arbeitskräften im Norden. Das verstärke einerseits den Druck auf die Löhne bzw. die Beschäftigungschancen ungelernter, verbessere jedoch die Einkommens- bzw. Beschäftigungsmöglichkeiten qualifizierter Arbeitskräfte im Norden.

Auch die Zuwanderung könnte die Löhne unter Druck setzen, wenn das Angebot an gering qualifizierten Arbeitskräften zunehme.5

Nach dem DIW sind die zum Teil hohen Realeinkommen in den Industrieländern auf Innovationsrenten zurückzuführen, die verloren gehen, wenn sich das Innovationstempo im Vergleich zu den aufholenden Ländern verlangsamt. Trabold schlussfolgert, dass der hohe Konkurrenzdruck auf dem internationalen Markt die Unternehmen zu einer beschleunigten Anwendung der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zwingt.6

Aufgrund des Drucks von Ländern mit geringeren Löhnen wird häufig ein Niedriglohnsektor für Deutschland vorgeschlagen.

3. Ein Niedriglohnsektor für Deutschland?

3.1 Eine Kritische Betrachtung

Die Zukunftskommission der Freistaaten Bayern und Sachsen schlägt eine Senkung des Lohnniveaus und eine Differenzierung der Lohnstruktur vor. Einkommen unterhalb des Existenzminimums werden ausdrücklich in Kauf genommen. Um Anreize für eine Arbeitsaufnahme zu schaffen, wird eine Senkung des Sozialhilfeniveaus vorgeschlagen. Die möglichen Folgen der Strategie werden von der Kommission auch abgeschätzt: Wachsende materielle und immaterielle Ungleichheit, städtische Armenviertel, schlechterer Gesundheitszustand, sinkende Lebenserwartung sowie steigende Kriminalität müssten nach der Kommission in Kauf genommen werden.7

Harald Trabold vom DIW stellt fest, dass vieles dafür spreche, dass sich international divergierende Löhne über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten lassen, ohne dass es aus diesem Grund zu Arbeitslosigkeit kommen muss. Das Lohnniveau eines Landes sei umso höher, je stärker dieses in der Lage ist, ökonomisch verwertbares Wissen zu produzieren bzw. aus externen Quellen zu absorbieren und es effizient für Produkt- und Prozessinnovationen einzusetzen. Das Aufholen der Schwellenländer bedeute keineswegs, dass vom Außenhandel negative Einflüsse auf die wirtschaftliche Entwicklung der Industrieländer ausgingen.8

Deutschland exportiert und importiert vor allem Sachgüter (keine Dienstleistungen). Von 1980 bis 1990 stiegen die Exportpreise um 20% schneller als die Importpreise, was darauf hinweist, dass sich Deutschland auf höherwertige, weniger preisempfindliche Güter spezialisiert hat.9 Ein Niedriglohnsektor für preisunempfindliche Güter ist nicht notwendig.

Außer Zweifel steht, dass gering Qualifizierte einen schweren Stand auf dem Arbeitsmarkt haben. Ihre Produktivität ist in der Regel nicht hoch genug, weswegen die Löhne gesenkt und ihrer Produktivität angepasst werden sollen. Mit einbezogen werden sollte nach der Hans-Böckler-Stiftung auch, dass Lohnsenkungen Auswirkungen auf das Verhalten der Arbeitnehmer haben. Mit dem Lohn könnte die Motivation und die Arbeitsmoral sinken und damit auch ihre Produktivität, was theoretische eine weitere Lohnsenkung zur Folge haben müsste. Bei geringerem Lohn wird wahrscheinlich auch die Betriebsbindung der Beschäftigten und Unternehmen sinken, was in eine erhöhte Fluktuation in diesem Bereich resultieren könnte.10

3.2 Die USA als Vorbild für einen Niedriglohnsektor?

Die USA werden gerne als positives Vorbild für einen Niedriglohnsektor benutzt, obwohl in den Vereinigten Staaten vor allem die Beschäftigung höher qualifizierter Arbeitskräfte zugenommen hat. Um amerikanische Lohnstrukturen zu erreichen müsste das Gehalt einer deutschen Verkäuferin von etwa 2000 DM auf 950 DM verringert werden. Die Hans- Böckler-Stiftung bezweifelt, dass sich diesem gesellschaftlichen Preis angemessene Arbeitsmarkteffekte ergeben würden. 11

Die OECD hat mit einer Studie über verschiedene Länder erst keine signifikanten

Beziehungen zwischen der Beschäftigungsentwicklung und den Arbeitslosenquoten mit der Entwicklung der Einkommensverteilung feststellen können und auch Trabold vom DIW zeigte auf, dass eine zunehmende Lohnspreizung entgegen der Beschäftigungsprobleme der gering Qualifizierten wenig tragfähig seien.12

„Solange ein ausreichendes soziales Netz besteht, werden Arbeitskräfte, die in einem Hochlohnland aufgewachsen sind, nicht bereit sein, unter einem Mindestniveau zu arbeiten. Ein Blick auf die USA zeigt, dass das für einen Niedriglohnsektor notwendige Arbeitsangebot in entwickelten Industrieländern unter drei Voraussetzungen entstehen kann:“13

- Geringe Investition in Bildung bei einem großen Teil der Bevölkerung. 45vH Menschen in den USA ohne Berufsausbildung (s. untere Graphik) konkurrieren um einen knapperen Teil einfacherer Arbeit. Das Produktivitätsniveau ist bei dieser Bevölkerungsschicht sehr gering.
- Der Druck des Arbeitskräfte-Überangebots wird nicht durch ein soziales Netz abgefedert, woraus ein Zwang zur Arbeitsaufnahme entsteht.
- Eine hohe Zuwanderung aus weniger entwickelten Ländern, die niedrige Löhne in den USA gemessen an ihrer Herkunft als hoch wahrnehmen und gerne bereit sind zu diesen Löhnen zu arbeiten.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Freeman/ Schettkat (1998)

Mehr ungelernte Arbeiter bergen die Gefahr, dass sich das Innovationstempo eines Landes verringern könnte. Auch könnte ein Zusammenhang, zwischen den hohen Kriminalitätsraten der USA und ihrem Niedriglohnsektor bestehen.14

Der Beschäftigungszuwachs in den USA könnte auch erklärt werden durch zielgenauere antizyklische Fiskalpolitik, geringere Sparquoten und Investitionsfinanzierungen aus dem Ausland. Außerdem geben die USA bei einer dreimal so großen Bevölkerung fünfmal soviel für Forschung und Entwicklung aus und besetzen folglich auch wichtige Leitmärkte der Weltwirtschaft in Innovationsfeldern, wie z.B. bei der Mikroelektronik.15

Abgesehen davon, dass sich keiner Lebensverhältnisse wie in einem Niedriglohnland wünscht, ist es 1. äußerst schwierig mit den Löhnen der Niedriglohnländer zu konkurrieren und 2. der falsche Ansatz in Bezug auf den Weltmarkt, weil Deutschland auf hochwertige, innovative, preisunempfindliche Produkte spezialisiert ist.

4. Das Konzept der langen Konjukturwellen:

Um den innovativen Markt16 zu fördern ist es wichtig das Konzept der langen Konjunkturwellen zu kennen, die auch unter dem Begriff Kondratieffzyklus bekannt sind.

4.1 Was ist ein Kondratieffzyklus?

Kondratieffzyklen sind lange Konjunkturwellen, die 40-60 Jahre umfassen. Auslöser und Träger der langen Wirtschaftschwankungen sind Basisinnovationen. Basisinnovationen (oder Leitsektoren) bestehen aus einem Bündel eng gekoppelter technischer und nicht- technischer Neuerungen, die für die Dauer des Langzyklus die Funktion einer Lokomotive für die gesamte Wirtschaft übernehmen.

Zur Zeit befinden wir uns im fünften Kondratieffzyklus, der seine Antriebsenergie aus der Entwicklung und Anwendung der Basisinnovation Informationstechnik bezieht. In diesem Zyklus entstandene Produkte sind z.B.: Universalrechner, PC, digitale Telefonvermittlungsanlage, Roboter, Computertomografen, digitale Oszilloscopen usw. All diese Produkte stammen aus unterschiedlichen Branchen, sind jedoch auf eine Basisinnovation zurückzuführen. Die Basisinnovation schafft nicht nur die Möglichkeit neuer, gänzlich neuer Innovationen, sondern entwickelt auch ältere Technik weiter.

Die Computer- und Informationstechnologie hat insbesondere breite Auswirkungen auf andere Technologien gehabt z.B.:

- Kommunikation,
- Verarbeitungstechnik,
- Mikroelektronik,
- Fertigungstechnik,
- Medizintechnik,
- Softwareindustrie,
- Militärtechnik,
- Unterhaltungselektronik,
- Bürosysteme,…

Zusammen bilden diese Technologien ein Technologienetzwerk.

Damit eine Neuerung als Basisinnovation eingestuft werden kann, muss sie drei Bedingungen erfüllen:

„Technologische Ebene:

Das Technologienetz der Basisinnovation bestimmt für mehrere Jahrzehnte das Tempo und die Richtung des Innovationgeschehens

Wirtschaftliche Ebene

- Die Anwendung der Basisinnovation erreicht ein Umsatzvolumen, das in der Lage ist, das Wachstum der Weltwirtschaft über mehrere Jahrzehnte zu tragen. Gesellschaftliche Ebene
- Die Diffusion der Basisinnovation bewirkt eine weitreichende Umorganisation der Gesellschaft.“17

Bisherige Kondratieffzyklen waren:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Leo Nefiodow (1996): Der sechste Kondratieff - Die großen neuen Märkte des 21. Jahrhunderts.

4.2 Der fünfte Kondratieff - Was ist in Deutschland schief gelaufen?

Zur Zeit befinden wir uns an der oberen Tabelle erkenntlich im fünften Kondratieffzyklus, der durch die Informationstechnik ausgelöst worden war. 1997 floss jeder Dritte Dollar, der in der Welt für Forschung und Entwicklung ausgegeben wurde, in die Informationstechnik. Nach Nefiodow ist die Lokomotivfunktion der Informationstechnik jedoch weitgehend erschöpft. Die Krisensymptome, die in Deutschland, Europa und Japan derzeit zu beobachten sind, würden das Auslaufen des fünften Kondratieffzyklusses zeigen. Der DGB schreibt in diesem Zusammenhang: „Die Entwicklung der IuK-Branchen wird auch in Zukunft eine zentrale Bedingung der Wettbewerbsfähigkeit bleiben. Die gesamtwirtschaftlichen Arbeitsplatzeffekte sind aber in der Tendenz negativ einzuschätzen.“18

Der Anteil der Informationstechnik am Wachstum des BIP einschließlich des Umsatzes mit Telekommunikationsdiensten und Informationsbanken betrug 1995 in West-Europa ca. 10%, in Japan deutlich über 20% und in den USA deutlich über 30%. Das zeige nach Nefiodow auch warum wir in Europa eine Massenarbeitslosigkeit haben. Während die USA, Japan und die asiatischen Schwellenländer kräftig von der Informationstechnik profitierten, erhielt Europa unterdurchschnittliche Wachstumsimpulse. Die Sowjetunion und die osteuropäischen Staaten hätten diesen Zyklus völlig verpasst.

Die Industrie beschäftige immer weniger Menschen. Die Arbeitslosigkeit ist in erster Linie auf die unzureichende Anpassung an die Erfordernisse des fünften Kondratieffs geschuldet und nicht aufgrund zu hoher Personalkosten. Die Bedeutung der Informationstechnik und ihrer Anwendungen für die Überwindung der Arbeitslosigkeit würden in Deutschland immer noch unterschätzt werden. Arbeitsplätze würden immer noch zu oft dort gesucht werden, wo es sie nicht gäbe. Nach der Wiedervereinigung beispielsweise hat man versucht, die

Industriekerne in Ostdeutschland zu erhalten: „Mehr als eine Verlangsamung des Arbeitsplatzabbaus wurde und konnte dadurch nicht erreicht werden.“19

Bei vielen Informationstechnologien herrscht Zeitwettbewerb - es kommt auf die Geschwindigkeit an. Wer z.B. neue Speicherchips als erster auf den Markt bringt, kann die höchsten Preise nehmen, besetzt die Märkte und kann die Vorteile der Lernkurve am besten nutzen. In der zweiten Hälfte der 70’er Jahre gab es acht Firmen in Deutschland, die eine gute Position auf dem Markt der Computerhersteller hatten. Anfang der 80’er gab es noch zwei und seit Anfang der 90’er Jahre gibt es nur noch eine. Deutschland ist auch nach 2000 kein unangefochtener Hightech-Standort mehr. Die wichtigsten IT-Konzerne IBM, Microsoft, Oracle, Hewlett-Packard und Dell sind in den USA ansässig. Einzige Ausnahme ist SAP.

Weil die Diffusionsgeschwindigkeit neuer Produkte und Dienste auf diesem Markt eine entscheidende Rolle spielt, wirkten sich Horrorszenarien, wie der „Jobkiller Computer“ und ähnliche Technikängste in Deutschland negativ auf diesen Sektor aus, schreibt Nefiondow. Er kritisiert in diesem Zusammenhang auch die Betriebsräte, die diese Ängste noch geschürt hätten.

Zwischen 1988 und 1992 hat der audio-visuelle Markt in den USA am stärksten zugenommen (s. Graphik unten). In dieser Branche sind in Deutschland Mitte 80’er Jahre nur wenige Arbeitsplätze entstanden, weil zu diesem Zeitpunkt nur öffentlich-rechtliche Anbieter zugelassen waren. Nefiodow schreibt: „Das arbeitsschaffende Potenial des Marktes war per Gesetz blockiert.“20 Nefiodow kritisiert weiter, dass die wirtschaftspolitische Lage in Deutschland keine breit angelegte sektorale Politik erlauben würde.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Bureau of Labor Statistics

Nefiodow kritisiert, dass die wirtschaftspolitische Lage in Deutschland keine breit angelegte sektorale Politik erlaube. Gerade für die Informationstechnologie hätte nach Nefiodow solch eine breit angelegte Unterstützung stattfinden sollen. Forschung, Entwicklung und Diffusion neuer Informationstechnologien seien nur teilweise gezielt und viel zu halbherzig unterstützt worden. Nefiodow meint, dass es jetzt für eine solche Strategie zu spät sei, weil die Aufschwungsphase des fünften Kondratieff fast zu Ende wäre und damit sein arbeitsschaffendes Potential größtenteils erschöpft sei.

Besonders interessant ist, dass die meisten Arbeitsplätze des Informationssektors nicht bei den Herstellern, sondern im dienstleistenden und anwendenden Bereich entstanden sind. Dieser Teil des Informationssektors erreichte 1996 einen Umsatz von 3000 Mrd. US-Dollar.

[...]


1 Vgl. Trabold, Harald (1997): Globalisierung: Falle oder Wohlstandsquelle?, DIW Wochenbericht 23/97.

2 Vgl. Trabold, Harald (1997): Globalisierung: Falle oder Wohlstandsquelle?, DIW Wochenbericht 23/97.

3 Vgl. Deutsches Statistikamt (2002): Datenreport 2002, S.107.

4 Vgl. Trabold, Harald (1997): Globalisierung: Falle oder Wohlstandsquelle?, DIW Wochenbericht 23/97. 4

5 Vgl. Trabold, Harald (1997): Globalisierung: Falle oder Wohlstandsquelle?, DIW Wochenbericht 23/97.

6 Vgl. Trabold, Harald (1997): Globalisierung: Falle oder Wohlstandsquelle?, DIW Wochenbericht 23/97.

7 Vgl. Kommission für Zukunftsfragen der Freistaaten Bayern und Sachsen (1997): Erwerbstätigkeit und Arbeitslosigkeit in

Deutschland. Entwicklung, Ursachen und Maßnahmen. Teil III. Maßnahmen zur Verbesserung der Beschäftigungslage. Bonn. S.16ff.

8 Vgl. Trabold, Harald (1997): Globalisierung: Falle oder Wohlstandsquelle?, DIW Wochenbericht 23/97. 5

9 Hans Böckler Stifung (2001): Zur Zukunft der Erwerbsarbeit, Arbeitspapier 43, S.59.

10 Vgl. Hans Böckler Stifung (2001): Zur Zukunft der Erwerbsarbeit, Arbeitspapier 43, S.60.

11 Vgl. Hans Böckler Stifung (2001): Zur Zukunft der Erwerbsarbeit, Arbeitspapier 43.

12 Vgl. Hans Böckler Stifung (2001): Zur Zukunft der Erwerbsarbeit, Arbeitspapier 43 und vgl. Trabold, Harald (1997): Globalisierung: Falle oder Wohlstandsquelle?, DIW Wochenbericht 23/97.

13 Hans Böckler Stifung (2001): Zur Zukunft der Erwerbsarbeit, Arbeitspapier 43, S.62f.. 6

14 Vgl. Hans Böckler Stifung (2001): Zur Zukunft der Erwerbsarbeit, Arbeitspapier 43.

15 Vgl. Hans Böckler Stifung (2001): Zur Zukunft der Erwerbsarbeit, Arbeitspapier 43. 7

16 Für diesen Abschnitt lag falls nicht anders erwähnt folgender Text vor: Leo Nefiodow (1996): Der sechste Kondratieff - Die großen neuen Märkte des 21. Jahrhunderts, in: Oppenländer, Karl Heinrich (Hrsg.), ifo-Studien - Zeitschrift für empirische Wirtschaftsforschung, 43. Jahrgang 1997/1-4, S. 253 - 303.

17 Leo Nefiodow (1996): Der sechste Kondratieff - Wege zur Produktivität und Vollbeschäftigung im Zeitalter der Information. 9

18 DGB-Bundesvorstand, Grundsatzabteilung (Jan. 2000): Zukunft der Arbeit - Zukunft der Gesellschaft.

19 Leo Nefiodow (1996): Der sechste Kondratieff - Die großen neuen Märkte des 21. Jahrhunderts, in: Oppenländer, Karl Heinrich (Hrsg.), ifo-Studien - Zeitschrift für empirische Wirtschaftsforschung, 43. Jahrgang 1997/1-4, S. 263.

20 Leo Nefiodow (1996): Der sechste Kondratieff - Die großen neuen Märkte des 21. Jahrhunderts, in: Oppenländer, Karl Heinrich (Hrsg.), ifo-Studien - Zeitschrift für empirische Wirtschaftsforschung, 43. Jahrgang 1997/1-4, S. 263.

Ende der Leseprobe aus 37 Seiten

Details

Titel
Arbeitsstellen der Zukunft - Zukunft der Arbeit
Hochschule
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Veranstaltung
Zukunft der Arbeit und des Arbeitsrecht
Note
gut
Autor
Jahr
2004
Seiten
37
Katalognummer
V47371
ISBN (eBook)
9783638443340
Dateigröße
646 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Fragestellung u.a.: Wo liegen arbeitsintensive, nicht-internationalisierbare Beschäftigungsmöglichkeiten in Deutschland vor?
Schlagworte
Arbeitsstellen, Zukunft, Arbeit, Zukunft, Arbeit, Arbeitsrecht
Arbeit zitieren
Tobias Düring (Autor:in), 2004, Arbeitsstellen der Zukunft - Zukunft der Arbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47371

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