Der Einfluss von Familienpolitik auf das gesellschaftliche Bild von Frauenrolle und Familie und dessen Auswirkungen auf die Geburtenrate eines Staates


Hausarbeit, 2005

19 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Zielsetzung der Arbeit

2. Aktuelle Situation der Familien in Deutschland
2.1 Kinderwunsch und Erwartungen an die Politik
2.2 Wirtschaftliche und gesellschaftliche Situation von Familien in Deutschland
2.3 Familie und Beruf

3. Geschichte der Familienpolitik in Deutschland seit den 50er Jahren
3.1 Entwicklung der Familienpolitik in der Bundesrepublik Deutschland
3.2 Familienpolitik in der DDR

4. Familienpolitische Maßnahmen westeuropäischer Staaten im Vergleich
4.1 Dienstleistungen statt Transferzahlungen
4.2 Zusammenhang zwischen Geschlechtergleichstellung und Geburtenraten

5. Aktuelle Familienpolitische Konzepte der großen deutschen Parteien
5.1. Aktuelle Kampagne des Bundesministeriums für Familie
5.2 Familienpolitische Kernpunkte der Wahlprogramme der Parteien

6. Auswertung und Fazit

1. Zielsetzung der Arbeit

In seinem Buch „Die deformierte Gesellschaft – Wie die Deutschen ihre Wirklichkeit ver­drängen“ beklagt Meinhard Miegel als eine Hauptursache für die schwierige wirtschaftliche Lage in Deutschland, die im europäischen Vergleich gesehen, sehr niedrige Geburtenrate oder, wie er es bezeichnet „mangelnde Humankapital“.

Die Ursache hierfür schildert er folgendermaßen:

„Die Kinderarmut individualistischer Wohlstandsgesellschaften ist nicht die Folge unbeabsichtigter Fehlentwicklungen, die sich durch zusätzliche Kindergartenplätze oder höhere steuerliche Freibeträge beheben ließen. Vielmehr ist sie der Ausdruck des Wesenskerns dieser Gesellschaft.“ (Miegel 2002,22)

Die vorliegende Arbeit untersucht diese These und möchte die Frage beantworten, in wiefern die Familienpolitik einen Einfluss auf die Rollenverteilung von Frauen und Männern in der Gesellschaft hat und ob ein Zusammenhang zu den Geburtenraten hergestellt werden kann.

Dazu schildert sie zuerst die aktuelle Situation von Familien in Deutschland unter Berücksichtigung von Studien und Statistiken. Zur Verdeutlichung, auf welche Art die Rollenbilder einer Gesellschaft durch Familienpolitik beeinflusst werden können, folgt eine Darstellung der völlig unterschiedlichen Entwicklung von BRD und DDR in diesem Bereich.

Der darauf folgende Vergleich der familienpolitischen Maßnahmen der geburtenstarken Länder verdeutlicht den positiven Einfluss, den die Gleichstellung der Geschlechter auf die Bevölkerungsentwicklung hat und zeigt Defizite auf, die sich in diesem Bereich in Deutschland feststellen lassen.

Nach einem Überblick über die aktuellen Konzepte der deutschen Parteien im Bereich Familienpolitik schließt die Arbeit mit einer Zusammenfassung und einer persönlichen Stellungnahme zur Fragestellung.

2. Aktuelle Situation der Familien in Deutschland

2.1 Kinderwunsch und Erwartungen an die Politik

Die folgenden Aussagen basieren auf den Ergebnissen einer Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung aus dem Jahre 2003. Befragt wurden jeweils ca. 2000 Frauen und Männer in Ost- und Westdeutschland zu ihrer Einstellung bezüglich demographischer Trends und bevölkerungsrelevanter Politik.

Dieser Studie zufolge werden in Deutschland immer weniger Kinder gewünscht. So geben zwar 80 % der Befragten an, dass sie sich Kinder wünschen bzw. bereits welche haben, je­doch sinkt die Zahl der Kinder die gewünscht werden (durchschnittlich 1,74). Während eine Mehrheit der Befragten, zwei Kinder für die ideale Anzahl hält (53,1 % der Frauen, 40,9 % der Männer) bilden diejenigen, die sich überhaupt keine Kinder wünschen, bereits die zweit­größte Gruppe unter den Befragten (14,6 % der Frauen, 26,3 % der Männer). Als Gründe für den fehlenden Kinderwunsch wurden, neben dem fehlenden Partner, Sorgen über die Zukunft der Kinder, über den Erhalt des aktuellen Lebensstandards und mangelnde Vereinbarkeit mit der Berufstätigkeit angegeben.

Des Weiteren legte das Institut der Altersgruppe der 20 – 39 jährigen Befragten verschiedene Maßnahmen im Rahmen der Familienpolitik vor und bat sie, diese zu bewerten. An der Spitze der als „sehr wichtig“ und „wichtig“ angesehenen Maßnahmen standen flexiblere Arbeitszeiten für berufstätige Eltern mit kleinen Kindern und bessere Möglichkeiten zur Tagesbetreuung von Kindern ab 3 Jahren. Sollten die wünschenswerten Maßnahmen realisiert werden, geben 53 % der Befragten an, dass sie sich wahrscheinlich für ein (weiteres) Kind entscheiden wür­den.

Unterschiede in der Wertigkeit der Maßnahmen wurden zwischen Ost- und Westdeutschland festgestellt. Während in Westdeutschland mehr Wert auf flexible Arbeitszeiten gelegt wird, stufen die Ostdeutschen eine ausreichende Kinderbetreuung an erster Stelle. (Vgl. Döberitz 2005)

2.2 Gesellschaftliche und wirtschaftliche Situation von Familien in Deutschland

Die Anzahl der Haushalte, in denen Kinder leben, nimmt in Deutschland immer mehr ab. Be­trug ihr Anteil 1972 (in Westdeutschland) noch 44,5 %, so sank dieser bis zum Jahr 2000 auf 31,9 %. Das bedeutet, dass lediglich nur noch in einem Drittel aller Haushalte Kinder auf­wachsen. Von diesen Familien sind noch einmal rund die Hälfte Familien mit nur einem Kind (Vgl. Engstler 2003). Der Trend geht also (im Widerspruch zum eigentlichen Kinderwunsch lt. der unter Punkt 2.1 genannten Studie) zum Einzelkind. Gründe hierfür ergeben sich bei genauerer Betrachtung dessen, was in der Bundesrepublik für Familien getan wird und wie sich die (materielle und berufliche) Situation der Eltern durch die Geburt von Kindern verän­dert.

Staatliche Leistungen für Familien (Auswahl):

Mutterschutz für Arbeitnehmerinnen:

Schwangere Arbeitnehmerinnen genießen Kündigungsschutz während der gesamten Schwan­gerschaft und 4 Monate nach der Entbindung. Für sie gelten besondere Schutzvorschriften am Arbeitsplatz und sie haben einen Anspruch auf Freistellung von der Arbeit während 6 Wo­chen vor und 8 Woche nach Geburt des Kindes. Während dieser Zeit steht ihnen ein Mutter­schaftsgeld in Höhe ihres durchschnittlichen Nettoeinkommens zu welches anteilig vom Ar­beitgeber und der gesetzlichen Krankenversicherung gezahlt wird.

Elternzeit und Erziehungsgeld:

Arbeitnehmer/-innen haben einen Rechtsanspruch auf eine unbezahlte Freistellung von der Arbeit bis zum 3. Geburtstag des Kindes („Elternzeit“). Mit Zustimmung des Arbeitgebers, kann ein Jahr davon auch auf die Zeit bis zum 8. Geburtstag verlegt werden. Wer die Eltern­zeit nimmt, ist allein Entscheidung der Eltern. So können entweder die Mutter, der Vater oder beide gleichzeitig in Elternzeit gehen. Jeder von ihnen darf während der Elternzeit bis zu 30 Wochenstunden arbeiten – in Betrieben ab 15 Beschäftigten besteht sogar ein Rechtsanspruch auf Teilzeitarbeit. Während der Elternzeit besteht Kündigungsschutz.

Eltern in der Elternzeit erhalten (einkommensabhängiges) Erziehungsgeld. Die berechtigten Eltern können wählen, ob sie über 2 Jahre bis zu 300 Euro monatlich beziehen möchten, oder 450 Euro monatlich über einen Zeitraum von 12 Monaten.

Kindergeld und steuerliche Freibeträge:

Je nach Höhe des Einkommens erhalten Eltern in Deutschland entweder Kindergeld oder sie können einen steuerlichen Freibetrag geltend machen. Welche Variante für die jeweilige Fa­milie günstiger ist, prüfen die Finanzämter bei Steuerjahresausgleich.

Kindergeld gibt es einkommensunabhängig und gestaffelt nach Anzahl der Kinder. Für das erste bis dritte Kind erhalten Familien monatlich 154 Euro, ab dem vierten Kind 179 Euro.

Der Steuerfreibetrag liegt bei 3648 Euro jährlich pro Kind; zusätzlich kann ein weiterer Be­trag von 2160 Euro jährlich für den Betreuungs- und Ausbildungsbedarf eines Kindes geltend gemacht werden.

Kinderzuschlag

Diese finanzielle Hilfe richtet sich speziell an die Eltern, die durch ihr Einkommen zwar ihren eigenen Lebensunterhalt finanzieren können, wegen ihrer Kinder aber auf Arbeitslosengeld II bzw. Sozialhilfe angewiesen wären. Der Kinderzuschlag wird, zusätzlich zum Kindergeld, gezahlt wenn das monatliche Einkommen der Eltern einen Mindestsatz (entspricht ungefähr den Sozialhilfesatz) nicht unterschreitet und eine bestimmte Höchstgrenze nicht überschreitet. Zielgruppe sind somit Er beträgt maximal 140 Euro monatlich.

Kinderbetreuung:

Es bestehen Angebote zur Kinderbetreuung in Form von Kinderkrippen, Kindergärten, Horten und Tagespflegepersonal. Die Beiträge sind in der Regel einkommensabhängig gestaffelt. Für jedes Kind besteht ab dem dritten Geburtstag ein Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz (Vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2005)

Soweit der Stand der gesetzlichen Regelungen. Wie so oft weicht aber auch hier die Realität stark von den Wünschen und Versprechungen, die diese Regelungen verheißen ab. So fangen die maximal 300 Euro Erziehungsgeld (auf die Eltern ab einem Jahresnettoeinkommen von 30.000 Euro (erste 6 Monate), bzw. 16.500 Euro (ab 7. Monat) beim ersten Kind sowieso kei­nen Anspruch mehr haben) selten den Verdienstausfall auf, welcher der Familie durch die eingeschränkte Erwerbstätigkeit eines oder beider Elternteile entsteht.

So liegt das Pro-Kopf-Einkommen der Paarhaushalte mit Kindern etwas, das der Haushalte mit einem Alleinerziehenden Elternteil erheblich unter dem der Haushalte ohne Kinder.

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Details

Titel
Der Einfluss von Familienpolitik auf das gesellschaftliche Bild von Frauenrolle und Familie und dessen Auswirkungen auf die Geburtenrate eines Staates
Hochschule
Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin
Veranstaltung
Politikwissenschaft
Note
1,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
19
Katalognummer
V47329
ISBN (eBook)
9783638442992
Dateigröße
700 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Einfluss, Familienpolitik, Bild, Frauenrolle, Familie, Auswirkungen, Geburtenrate, Staates, Politikwissenschaft
Arbeit zitieren
Nadin Groeben (Autor:in), 2005, Der Einfluss von Familienpolitik auf das gesellschaftliche Bild von Frauenrolle und Familie und dessen Auswirkungen auf die Geburtenrate eines Staates, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47329

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