Julian als Schriftsteller: Julians Satire "Symposion"


Hausarbeit (Hauptseminar), 2001

16 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsübersicht

1. Quellenkritische Fragen
1.1. Der Titel „Symposion“ bzw. „Caesares“
1.2. Die Gliederung der Satire, der Inhalt und Plot
1.3. Die Gattung
1.4. Absicht und Zweck des Werks
1.5. Quellen und Vorlagen
1.6. Zeitpunkt der Entstehung

2. Aspekte für eine Quelleninterpretation

1. Quellenkritische Fragen

1.1. Der Titel „Symposion“ bzw. „Caesares“

Wie der Titel von Julians Schrift „Symposion“ schon vermuten läßt, geht es um ein Gelage[1].

Mit dem Titel „Symposion“ – ein Begriff, der im Text mehrfach vorkommt (z. B. 307 c, 308 d) – konkurriert ein anderer Titel, nämlich „Caesares“. Er ist handschriftlich nicht gedeckt, allerdings findet sich in der Suda, einem Lexikon des 9. Jahrhunderts, die Wendung „Schrift über die Caesaren“.

Der Titel „Caesares“ macht deutlich, um was für ein Symposion es in Julians Schrift geht: um ein Symposion der Kaiser. Und nicht nur die Kaiser sind bei dem Gelage anwesend, auch zahlreiche Götter.

1.2. Die Gliederung der Satire, der Inhalt und Plot

1. 306 – 307 a: Hier, im Eingangsdialog, unterreden sich der „Kaiser“ (306 a) und ein nicht bezeichneter Gesprächspartner, möglicherweise Salustios, ein Philosoph, dem Julian auch ein eigenes Stück gewidmet hat.
Darin führt „der Kaiser“ zu seinem Genre hin, dem Mythos, und grenzt ihn von der Satire ab.
2. 307 b – 308 d: Romulus, auch als Quirinus bezeichnet, lädt die Götter und die römischen Kaiser zu einem Symposion ein. Zunächst versammeln sich die Götter.
3. 308 d – 316 a: Jetzt versammeln sich die Kaiser.

Kaiser und Götter versammeln sich sozusagen auf unterschiedlichen „Etagen“, die Götter auf „Speisesofas“ „auf des Himmels Höhe“ (307 b), die Kaiser „unterhalb des Mondes in luftiger Höhe“ (ebd.).

Ganz deutlich wird diese räumliche Anordnung des Gelages z. B. in 311 d, wo es von Hadrian heißt, daß er „immer wieder zum Himmel emporsah und sich in alle Geheimnisse einmischte“.

Asmus[2] hat anhand von Julians „Rede auf die Göttermutter“ eine schematische Darstellung von Julians kosmologischen Vorstellungen erstellt. Ähnliche Vorstellungen dürften auch im „Symposion“ zugrunde liegen. Die Gelage-Vorstellung von den Speisesofas ist dabei wohl eine gängige, aber diese Raumvorstellung speziell Julians Vorstellung.

Daß die Kaiser eine so relativ erhabene Stellung haben, korrespondiert möglicherweise mit Julians Herrscherauffassung, nach der ein Regent eigentlich jemand sein muß, der zwischen den Menschen und Göttern angesiedelt ist (vgl. den „Brief an Themistios“, 259 a).

So bemühen sich zahlreiche römische Regenten, angefangen bei Caesar (Erster Trumvirat 60 v. Chr., ermordet 44 v. Chr.) bis hin zu Magnentius (353 n. Chr. in Gallien besiegt worden), zum Gelage eingelassen zu werden, und zwar in chronologischer Reihenfolge. Julian rekapituliert also über 400 Jahre römische Kaisergeschichte; einige Kaiser läßt Julian allerdings auch unberücksichtigt.

Mit Julians Geschichtskenntnissen korrespondiert, daß Julian – wie Ammianus Marcellinus mitteilt (vgl. XVI 5, 4) – seine Nächte dreiteilte: Zum einen nutzte er sie, um sich zu erholen, zum anderen für die Staatsverwaltung und drittens dafür, etwas zu lesen oder zu schreiben, v. a., um sich mit Geschichte zu befassen. Ammianus Marcellinus schreibt im 16. Buch, im 5. Kapitel:[3] „So durcheilte er alle Gebiete der Philosophie in klugen Erörterungen. Obwohl er diese Kenntnisse mit Erfolg gründlich sammelte, verachtete er dennoch die niederen Künste nicht und beschäftigte sich in mäßigen Grenzen mit Poesie und Rhetorik [...] sowie mit der vielfältigen Geschichte unseres Reiches und auswärtiger Staaten.“

Silenus kommentiert dabei die einzelnen Kaiser.

Die Kaiser werden entweder eingelassen oder abgewiesen. Es kommt auch vor, daß solche, die um Einlaß bitten, von Minos oder Dike zum Verbüßen ihrer Strafe verurteilt und in den Tartaros geworfen bzw. vom Kokytos hinweggefegt (Nero) werden. Einmal greift Zeus persönlich ein und läßt Gallienus und seinen Vater (Valerian) entfernen. Marc Aurels Sohn, Commodus, disqualifiziert sich sozusagen selbst, indem er zu Boden stürzt.

Julian vermengt synchrone und diachrone Elemente ganz durcheinander: Einerseits handelt es sich um ein Gelage, andererseits treten die Kaiser in chronologischer Reihenfolge vor das Gerichts des Minos, als ob sie gerade gestorben seien. Zu fragen ist, ob das eine Flüchtigkeit und Inkonsequenz Julians ist oder ob es eine bewußte Konzeption Julians ist.

4. 316 a – 320 a: Nachdem das Mahl auf diese Weise vorbereitet ist, sollen die „Heroen“ auf die Probe gestellt werde.

Auf die Bitte des Herakles hin wird auch noch Alexander zum Mahl geladen.

Die Götter bestimmen dann den Prüfungsmodus, der sehr umständlich beschrieben wird. Gemeint ist aber, daß man eine Art „K.-o.-System“[4] zugrunde legen will.

Als Vor- und Ausscheidungsrunden gelten die Kriege und Leistungen der Kaisern zu ihren Lebzeiten. Jetzt, während des Symposions, findet nur die Endrunde statt.

Alexander ist von vornherein in der Endrunde. Hermes befindet, daß außerdem Caesar, Octavian und Trajan als beste Militärs in der Endrunde vertreten sind. Kronos setzt sich dafür ein, daß Marcus Aurelius als Vertreter der Philosophen hinzukommt in die Endrunde. Als sechster Teilnehmer wird Constantin als Anhänger des Genusses für die Endrunde bestimmt; Dionysos hatte hierfür plädiert. Constantin, der nur bis zur „Vorhalle“ zugelassen worden war (vgl. 318 a), muß auch jetzt dort verbleiben.

Die Kaiser sind nun aufgefordert, eine Rede über sich zu halten, und die Götter werden abstimmen.

[...]


[1] Im wesentlichen anhand von F. L. Müller, Die beiden Satiren des Kaisers Julianus Apostata (Symposion oder Caesares und Antiochikos oder Misopogon), griechisch und deutsch, mit Einleitung, Anmerkungen und Index, Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 1998, S. 37-48 u. 179-214.

[2] Vgl. R. Asmus, Kaiser Julians philosophischen Werke, übers. u. erklärt, Leipzig 1908, S. 177.

[3] Zitiert nach Ammianus Marcellinus. Römische Geschichte, lat.-dt., hrsg. v. W. Seyfarth, Bd. I – III, Berlin: 1978.

[4] Müller 1998, S. 194.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Julian als Schriftsteller: Julians Satire "Symposion"
Hochschule
Bergische Universität Wuppertal  (Geschichte)
Note
1
Autor
Jahr
2001
Seiten
16
Katalognummer
V4730
ISBN (eBook)
9783638128926
ISBN (Buch)
9783638798815
Dateigröße
501 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Julian, Schriftsteller, Julians, Satire, Symposion
Arbeit zitieren
Marcel Haldenwang (Autor:in), 2001, Julian als Schriftsteller: Julians Satire "Symposion", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/4730

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