Weibliche Guerillas in der Revolution Nicaraguas


Seminararbeit, 2005

15 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Hauptteil
1. Geschichte der Revolution
2. Geschichte der Frauen und des Frauenbildes in Nicaragua
3. Die Sandinisten
3.1. Beweggründe zur Teilnahme
3.2. Welche Frauen schlossen sich der Bewegung an?
3.3. Aufgaben der weiblichen Guerillas
4. Die Contras
4.1. Beweggründe zur Teilnahme
4.2. Welche Frauen schlossen sich der Bewegung an?
5. Frauen in beiden Bewegungen
6. Geschlechterbeziehung in der Guerilla und Veränderung des Frauenbildes
6.1. Das Zusammenleben in den Lagern
6.2. Das Bild der Guerilleras in der Öffentlichkeit
6.3. Inwieweit änderte sich das Bild durch die aktive Teilnahme der Frau im Kampf

III. Zusammenfassung

I.

Am 17. Juli 1979 flieht der Diktator Anastasio Somoza Debayle ins Exil. Nachdem Somoza beschuldigt wurde den Mord an Pedro Joaquín Chamorro, der zu dieser Zeit einer der lautesten Gegner Somozas war, in Auftrag gegeben zu haben, weitet sich der seit langem wachsende Widerstand der Bevölkerung gegen das Somoza-Regime im selben Monat Januar zu einem Bürgerkrieg aus. Die Truppen der Somoza-Gegner werden dabei von der Sandinistischen Befreiungsfront angeführt, einer Guerillatruppe, die 1962 gebildet wurde. Die Sandinisten ernennen nach der Flucht des Diktators eine Junta, die das Land regieren soll. Diese sehen sich großen Schwierigkeiten gegenübergestellt und versuchen mit Hilfe der USA die Wirtschaft anzukurbeln. Die USA brechen jedoch 1981 die Hilfsleistungen ab und unterstützen nun die Contras, eine antisandinistische Guerillabewegung. Schon bald kommt es zu einem Bürgerkrieg zwischen der sandinistischen Regierung und den Contras.

Seit der Unabhängigkeit im Jahre 1821 war und ist Nicaragua von politischer Instabilität, der Abhängigkeit der USA und phasenweise starken oder weniger starken bürgerkriegsähnlichen Kämpfen betroffen, in denen die breiten Bevölkerungsmassen immer eine große Rolle spielten. Doch wie sah es mit der Beteiligung der Frauen an diesen Prozessen aus? Diese Arbeit wird sich mit der Rolle der Frauen in der Revolution und der Konterrevolution beschäftigen. Aus vielen Arbeiten lässt sich entnehmen, dass der Anteil der Frauen am aktiven revolutionären Prozess der FSLN ( Frente Sandista de Liberación Nacional) 30% betrug[1], andere Angaben weichen nur geringfügig ab. Der Anteil der Frauen im antisandinistischen Kampf ist jedoch weitaus umstrittener, was unter anderem daran liegt, dass die Teilnahme der Frauen bei den Contras in der Literatur meist ignoriert wurde. Die Vermutungen variieren zwischen mehreren 10 %.[2] Jedoch gab es eine Frauenbeteiligung in der antisandinistischen Bewegung, die den Verlauf stark beeinflusst hat. Da die Geschichte der Contrabewegung noch sehr aktuell ist, kann sich hier nur auf eine schmale mir vorliegende Materialbasis bezogen werden. Die Publikationen dazu sind, im Gegensatz zu denen über Frauen in der sandinistischen Bewegung, tatsächlich etwas eng gefasst.

In dieser Arbeit soll versucht werden, die Frage zu beantworten, wie es zu dieser großen Teilnahme an weiblichen Guerillas in der sandinistischen Bewegung und bei den Contras kam und welche Rolle eben diesen zukam. Dabei soll natürlich auch berücksichtigt werden, inwieweit die ideologischen Sichtweisen der kommunistisch geprägten Sandinisten und der rechten Contrabewegung die Frauenbeteiligung beeinflusste und dabei, wenn auch nur am Rande, welche Auswirkungen diese damit auf die Emanzipationsbestrebungen hatte.

In dieser Arbeit ist jedoch nicht ausschließlich von Frauengeschichte zu sprechen, sondern von Geschlechtergeschichte. Dies wird schon auf den ersten Blick ersichtlich, wenn man sich der von den Sandinisten angestrebten kommunistischen Staatsform hinwendet. Die Partizipation der Frau als ein Teil der sozialen Gerechtigkeit und Gleichheit in diesem revolutionären Kampf war unumgänglich. Wie mit der Zeit mit Hilfe der sandinistischen Regierung der Machismo an Bedeutung verliert, kann nur gekoppelt sein mit der Veränderung des Verhaltens und der Sichtweise der Männer. Dieser Zusammenhang ist uns im Laufe des Seminars öfter begegnet und soll auch hier berücksichtigt werden.

Da diese Arbeit sich mit den Frauen während der Revolution beschäftigt und der Anteil der Frauen sich im Laufe der Revolution gewandelt hat, halte ich es für notwendig, zuerst einen Überblick über den zeitlichen Ablauf der Revolution geben. Da außerdem die Ausgangslage, die Diktatur unter der Somozafamilie, nicht für die Revolution, sondern auch für die Gründe der Teilnahme von Frauen von Bedeutung ist, werde ich noch einen kurzen Blick auf die Situation der Frauen unter Somoza geben. Im Folgenden sollen dann die Frauen beschrieben werden, die sich der Guerillabewegung der Sandinisten oder der Contras anschlossen, aber auch kurz jene Frauen, die an beiden Bewegungen aktiv teilnahmen.

II.

1. Geschichte der Revolution

Wenn man über die Geschichte der Revolution in Nicaragua spricht, muss viel früher als in der 70er Jahren angesetzt werden. Seit 1912 stand Nicaragua unter dem ständigen Einfluss der USA. In diesem Jahr bat Adolfo Díaz, der nach dem Sturz des Diktators Zelaya vorübergehend zum Präsidenten ernannt wurde, die USA um militärische Hilfe zur Aufrechterhaltung und Unterstützung seiner Regierung. Daraufhin folgten direkte militärische Interventionen durch die USA. Schon im Jahre 1914 bildete sich daraufhin ein Widerstand gegen die ausländische Besatzung unter José Maria Moncada. Seit 1926 bildete sich ein Befreiungskrieg unter Augusto César Sandino. Ein Jahr später richteten die USA die Guardia Nacional ein, um der Guerillabewegung entgegenzuwirken. Chef der Nationlagarde wurde Anastasio Somoza García. 1933 wurden die amerikanischen Truppen, auch auf internationalen Druck hin abgezogen; zurück blieb die Nationalgarde unter Somoza. 1934 ließ Somoza Sandino ermorden, gelangte durch einen Staatsstreich an die Macht und setzte die Verfassung außer Kraft. Somoza, gefolgt von seinen beiden Söhnen, bauten eine über vierzigjährige Familiendiktatur auf. Merkmale dieser sind vor allem die wirtschaftliche Bereicherung der Familie mit Hilfe der USA, politische Repression der Bevölkerung und vor allem die Unterdrückung und Verelendung ganzer Bevölkerungsgruppen.[3] Genauer werde ich darauf noch im Abschnitt über die Situation der Frauen unter Somoza eingehen.

Zwischen 1958 und 1961 entstanden 23 Guerilla-Gruppen, die sich 1961 unter Carlos Fonseca und Tomas Borge zur Frente Sandista de Liberación Nacional (sandinistische Befreiungsfront) zusammenschlossen. Gegen Ende der 60er ist die Guerilla-Bewegung von der Nationalgarde fast vollständig ausgelöscht worden. Seit Anfang der 70er erlangte sie, vor allem unter der breiten Bevölkerung, wieder an Boden und änderte ihre Taktik. 1972 traf ein schweres Erdbeben die Hauptstadt Managua. Das Somoza-Regime stand dem tatenlos gegenüber. Ausländische Hilfsgelder flossen auf das Privatkonto des Familienclans. Nun entwickelten sich erste Volksunruhen und die sandinistische Bewegung weitete sich immer schneller aus. Auch der Anschluss des Großteils der katholischen Kirche (der in einem späteren Abschnitt in Bezug auf die Frauenbeteiligung noch genauer betrachtet wird) und die Verstärkung der Politisierungs- und Organisationsarbeit trugen zu dieser Entwicklung bei. Es folgten immer häufiger werdende Streiks, die mit Hilfe der Nationalgarde niedergeschlagen wurden. Die weitere Entwicklung war von Besetzungen, Generalstreiks und Volksaufständen geprägt und führte im Mai 1979 zur letzten Endoffensive, bei der die ganze Bevölkerung beteiligt war. Am 19. 07. 1979 übernahmen die Sandinisten die Regierung.

Es bildete sich schnell eine Contra-Bewegung, die mit Hilfe der USA die sandinistische Regierung zu stürzen versuchte. Es entwickelten sich stetige Kämpfe zwischen beiden Guerilla-Truppen. Die Contras, die mit Hilfe des amerikanischen Geheimdienstes CIA operierten, wurden aus dem Land vertrieben. Sie agierten von da an von geheimen Stützpunkten in Costa Rica und Honduras aus. Die Wirtschaft wurde durch den Krieg schwer geschädigt; 1985 verhängte Präsident Bush eine Wirtschaftsblockade. Die Wahlen im November 1984 gewann der Präsidentschaftskandidat der Sandinisten, Daniel Ortega Saavedra, mit großer Mehrheit. Im Oktober 1985 verkündete er einen einjährigen Ausnahmezustand, der alle Bürgerrechte aufhob. Amerikanische Militärhilfen für die Contras lehnte der amerikanische Kongress 1985 ab. Im März 1988 vereinbarten die Contras und die Sandinisten einen Waffenstillstand. 1989 einigte man sich auf einen Friedensplan. Die Contras kehrten nach Nicaragua zurück und nahmen an demokratischen Wahlen teil. Bei den Wahlen im Februar 1990, die unter internationaler Aufsicht stattfanden, gewann die Nationale Union der Opposition, eine von den USA unterstützte antisandinistische Koalition, die Mehrheit in der Nationalversammlung. Die Kandidatin der UNO, Violeta Barrios de Chamorro, wurde zur Präsidentin gewählt und löste Ortega ab. Im April wurde sie ins Amt eingeführt und begann sofort ein Wiederaufbauprogramm, entwaffnete die Contra-Rebellen und reduzierte die Stärke der Regierungstruppen.

[...]


[1] vrgl.: Collinson, Helen (Hrsg.): Women and Revolution in Nicaragua. London, 1990, S. 154

[2] vrgl.: González, Victoria/ Kampwirth, Karen (Hrsg.): Radical Women In Latin America: left and right. Pennsylvania, 2001, S.79f

[3] vrgl.: Jung, Harald: Nicaragua, Bereicherungsdiktatur und Volksaufstand. Frankfurt/ Main, 1980.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Weibliche Guerillas in der Revolution Nicaraguas
Hochschule
Universität Bremen  (Geschichte)
Veranstaltung
Proseminar zur Neuen Geschichte
Note
2
Autor
Jahr
2005
Seiten
15
Katalognummer
V47225
ISBN (eBook)
9783638442206
Dateigröße
449 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Weibliche, Guerillas, Revolution, Nicaraguas, Proseminar, Neuen, Geschichte
Arbeit zitieren
Katrin Ebeling (Autor:in), 2005, Weibliche Guerillas in der Revolution Nicaraguas, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47225

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