Rekatholisierung der Habsburgermonarchie - Staatsphilosophie und religiöse Motive


Seminararbeit, 2004

15 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

1. Politische Grundzüge der Rekatholisierung
1.1 Ausgangspunkt Innerösterreich
1.2 Ferdinand II. als Kaiser

2. Staatsphilosophie und Staatsräson - in Bezug auf das Verhältnis von Kirche und Staat –
2.1 Allgemein
2.1.1 Politische Philosophie
2.1.2 Kirche und Staat
2.1.3 Staatsräson
2.1.4 Legitimation von Herrschaft
2.2 Die Habsburger - religiöser Eifer & Staatsinteressen –

3. Die Jesuiten

- politischer Einfluss und religiöser Rückhalt

Schlussbemerkung

Literaturverzeichnis

Einleitung

Die Rekatholisierung der Habsburgermonarchie stellt einen bedeutenden Staatsbildungsprozess im beginnenden absolutistischen Zeitalter dar. Um diesen Prozess und seine Hintergründe zu erklären, ist es notwendig, die Staatsphilosophie der Habsburger zu erkunden und die wirklich von religiösen Motiven geleiteten Interessen in Relation zu den Interessen des Staates zu sehen. Ziel dieser Arbeit soll es sein diese Relation herauszustellen.

Als literarische Grundlagen dienen besonders die Werke von Ulrich Scheuner und Wolfgang Reinhard in Bezug auf die staatlichen Aspekte, für die religiösen Aspekte und Hintergründe hauptsächlich Robert Bireley und Arno Herzig. In Anlehnung an diese Literaturgrundlage kann man sagen, dass aus heutiger Sicht der Forschung die Rekatholisierung als ein hauptsächlich staatlicher Prozess zur Sozialdisziplinierung der Bevölkerung und zum Aufbau eines einheitlichen Staates angesehen wird.

Im ersten Hauptkapitel sollen zunächst die politischen Grundzüge der Rekatholisierung geschildert werden um einen allgemeinen Überblick über die Verhältnisse zu geben, begonnen mit ersten Maßnahmen in Innerösterreich (1.1), bis hin zur Rekatholisierungspolitik Ferdinands II. (1.2). Im zweiten Kapitel soll es um Staatsphilosophie und Staatsräson in Bezug auf das Verhältnis von Kirche und Staat gehen, zunächst allgemeine Tendenzen in Europa (2.1), dann bezogen auf die Habsburger (2.2). Hierbei soll der Versuch unternommen werden Religion und Staatsinteressen in Verknüpfung miteinander zu charakterisieren und die grundlegenden Auffassungen der Legitimation von Herrschaft darzustellen. Schließlich soll im letzten Hauptkapitel der politische Einfluss des Jesuitenordens erläutert werden.

Diese Darstellungen betrachten hauptsächlich nur die Entwicklungen in Innerösterreich, dem "Musterland" der Rekatholisierung und die Verhältnisse unter Ferdinand II.; genauer Einblicke in die habsburgischen Kronländer sind für die Erörterung dieses Themas nicht relevant, werden daher nur angerissen.

1. Politische Gründzüge der Rekatholisierung

Die Rekatholisierung der Habsburgermonarchie setzte erst relativ spät ein und begann zunächst sehr schleppend, da die jeweiligen Herrscher in Hinblick auf die drohende Türkengefahr immer wieder Zugeständnissen an die größtenteils protestantischen Stände machen mussten. Auch die unbestimmte Haltung Kaiser Maximilians II. in konfessionellen Fragen ermöglichte es eine protestantische Infrastruktur aufzubauen.

1.1 Ausgangspunkt Innerösterreich

Auch der Bruder des Kaisers Karl, Landesherr über Innerösterreich, machte auf Grund der Türkengefahr zwischen 1572 und 1578 konfessionelle Zugeständnisse an die Stände, gleichzeitig bemühte er sich trotz dieser Zugeständnisse die katholische Infrastruktur zu stärken, zu diesem Zweck berief er auch unter anderem die Jesuiten ins Land.

Einen wichtigen Grundstein für die weitere Entwicklung der Rekatholisierung legte die Konferenz von München im Oktober 1579 "auf der die Vertreter Innerösterreichs, Bayerns, Tirols und Salzburgs sowie der Nuntius übereinkamen, in aller Stille die Regalien wieder in die Bestimmung des Fürsten zu bringen."[1] Unter anderem bedeutet dies die allmähliche Außerkraftsetzung der Zugeständnisse an die Stände, Absetzung protestantischer Beamte, Zerschlagung der protestantischen Infrastruktur und die Forderung, dass sich jeder Bürger zum Katholizismus bekennen sollte.

Geleitet von diesen Zielen versuchte Karl die Rekatholisierung in Innerösterreich bis zu seinem Tode voranzutreiben. Er verbot die Ausübung der evangelischen Religion in den Städten, ließ evangelische Priester ausweisen und schickte teils bewaffnete Reformkommissionen durchs Land. Mit dem Tode Karls 1590 entstand allerdings "eine Zeit des Interregnums, in dessen Verlauf die meisten katholischen Gewinne wieder zunichte gemacht wurden."[2]

Mit dem Regierungsantritt Ferdinand II. 1596 in Innerösterreich begann die konsequenteste Phase der Rekatholisierung. In Berufung auf sein ius reformandi und mit bewaffneten Reformkommissionen gelang ihm bis 1602 die äußere Rekatholisierung Innerösterreichs unter Beratung der Bischöfe Georg Stobäus und Martin Brenner. Im folgenden erklärte er die konfessionellen Rechte der Stände als ungültig, welche zwar Einspruch einlegten, aber keinen Widerstand leisteten, vernichtete die protestantische Infrastruktur und zwang die Bürger zu einer schnellen Rückkehr zum Katholizismus.

1.2 Ferdinand II. als Kaiser

"Seit seinem Regierungsantritt als Kaiser (1619) wurde für die habsburgischen Herrscher die Monokonfessionalisierung zum leitenden politischen Programm."[3] Besonders nach dem Sieg am Weißen Berg 1620 und somit der Niederschlagung des böhmischen Aufstandes war Ferdinand II. entschlossen nicht nur Österreich, sondern all seine Territorien zu rekatholisieren.

An dieser Stelle ein paar Beispiele um kurz die Bandbreite der Erfolge dieser Idee zu schildern:

In Böhmen und Mähren gelang trotz konfessioneller Vielfalt eine weitreichende Rekatholisierung im Sinne Ferdinands; in Ungarn und Siebenbürgen konnten nur Teilerfolge erzielt werden; Schlesien bewahrte sich die Bikonfessionalität durch reichs- und völkerrechtliche Verankerung ganz und es kam nicht zu einer radikalen Rekatholisierung.[4]

"Eine historische und politische Begründung hierfür formulierte Ferdinand in seinem »Decretum adversus haereticos in Bohemia« vom 31. Juli 1627, […]. Rekatholisierung ist für ihn eine Aufgabe der Friedenswahrung".[5]

Unter dem Aspekt der Friedenswahrung begründeten sich auch die Kirchen – und Policy-Ordnungen, die der Sozialdisziplinierung der Bevölkerung dienen sollten. "In einem jahrzehntelang dauernden Ideologisierungsprozess veränderte die Sozialdisziplinierung die politische und soziale Mentalität der Untertanenschaft und trug erheblich zu deren Geschlossenheit bei".[6] Gemeint sind hierbei vor allem verstärkte Kontrollmaßnahmen der Herrschaft gegen die Untertanen, die Ferdinand noch erheblich verstärkte. Unterstützt wurde er hierbei wieder besonders von den Bischöfen Brenner und Stobäus, die ihm als geistliche Berater und in den Reformkommissionen tatkräftig zur Seite standen.

[...]


[1] Arno Herzig: Zwang zum wahren Glauben. Göttingen 2000, S. 36.

[2] R.J.W. Evans: Das Werden der Habsburgermonarchie 1550 – 1700. Gesellschaft, Kultur, Institutionen. Oxford 1979, S. 51.

[3] Herzig: Zwang, S. 18.

[4] Siehe dazu: Thomas Winkelbauer: Ständefreiheit und Fürstenmacht. Länder und Untertanen des Hauses Habsburg im Konfessionellen Zeitalter – Teil 2. In: Herwig Wolfram (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1522 – 1699. Wien 2003, Kapitel 1.

[5] Herzig: Zwang. S. 18.

[6] Ebd. S. 11.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Rekatholisierung der Habsburgermonarchie - Staatsphilosophie und religiöse Motive
Hochschule
Universität Stuttgart
Note
1,3
Autor
Jahr
2004
Seiten
15
Katalognummer
V47105
ISBN (eBook)
9783638441292
Dateigröße
482 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Rekatholisierung, Habsburgermonarchie, Staatsphilosophie, Motive
Arbeit zitieren
Carina Groß (Autor:in), 2004, Rekatholisierung der Habsburgermonarchie - Staatsphilosophie und religiöse Motive, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47105

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