Die Rolle der Leichtahtletik im Lehrplan Sport


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

30 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Lehrplan für die Grundschule
2.1 Zielebene
2.2 Inhaltsebene
2.3 Methodenebene
2.4 Leistungsbeurteilung
2.5 „Laufen, Springen, Werfen“ in der Grundschule

3 Lehrplan für die Mittelstufe
3.1 Zielebene
3.2 Inhaltsebene
3.3 Methodenebene
3.4 Leistungsbeurteilung
3.5 „Leichtathletik“ in der Mittelstufe

4 Lehrplan für die gymnasiale Oberstufe
4.1 Zielebene
4.2 Inhaltsebene
4.3 Methodenebene
4.4 Leistungsbeurteilung
4.5 „Laufen, Springen, Werfen“ in der gymnasialen Oberstufe
4.6 Wie sieht die praktische Umsetzung des neuen Lehrplans aktuell aus?

5 Fazit

6 Lehrprobe
6.1 Überlegungen zur praktischen Umsetzung
6.2 Durchführung der Lehrprobe
6.3 Reflexion

7 Literaturverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Stundenplan für die verschiedenen Sportarten in den Klassen

Tabelle 2: Übersicht: Zeitliche Gliederung der Lehrprobe

1 Einleitung

Die Leichtathletik umfasst Disziplinen, die sich aus den natürlichen menschlichen Bewegungen entwickelt haben. Dazu gehört das Laufen, Springen und Werfen. Diese natürlichen Bewegungsformen waren bereits Bestandteil der ersten olympischen Spiele in der Antike. Damit wird deutlich, dass die Leichtathletik eine lange Tradition hat und zu einem wertvollen Kulturgut der Menschen gehört.

In den letzten Jahrzehnten hat sich der Sportunterricht jedoch zu sehr darauf beschränkt, den Schülerinnen und Schülern lediglich die leichtathletischen Fertigkeiten zu vermitteln. Die gesamte Dimension des Laufens, Springens und Werfens wurde somit nicht erfasst. Es ging vielmehr darum, die eigene Leistung so schnell wie möglich zu verbessern, anstatt möglichst viele Bewegungserfahrungen zu sammeln. Da man sich folglich zunehmend fragte, welchen Sinn der Sportunterricht in der Schule hat, suchte die Sportpädagogik nach Antworten. Ihr ist es zu verdanken, dass der Sportunterricht revolutioniert worden ist und nun wieder seine Berechtigung findet, indem sie Inhalte, Methoden und Ziele festgelegt hat, die sich im neuen Lehrplan für die gymnasiale Oberstufe durchgesetzt haben.

Um zu verstehen, welche Rolle die Leichtathletik in der schulischen Ausbildung spielt, ist es erforderlich die Lehrpläne vorzustellen. Dabei möchten wir nicht jeden einzelnen Punkt wiedergeben. Wir sehen die Herausforderung dieser Arbeit vielmehr darin, einen Schritt weiter zu gehen und die Lehrpläne unter bestimmten Perspektiven zu untersuchen. Dazu sollen sowohl pädagogische Leitgedanken, als auch historische Hintergründe erklärt werden. Die Rolle der Leichtathletik steht dabei natürlich im Zentrum, deshalb haben wir stets versucht Beispiele zu geben, wie etwas im Schulunterricht umgesetzt werden könnte. Dabei haben wir viele Ideen und Anregungen einfließen lassen, die wir im Rahmen des Schwerpunktes Leichtathletik (SS 2004, Seminarleitung: Silke Brand) und des Seminars: „Welche Leichtathletik für die Schule?“ (SS 2004, Seminarleitung: Silke Brand u.M.v. Robert Prohl) gesammelt haben. Deshalb möchten wir uns in diesem Zusammenhang bei der Seminarleitung bedanken.

Michel Allendörfer & Pierre Banek

2 Lehrplan für die Grundschule

2.1 Grundschule - Zielebene

Der Sportunterricht in der Grundschule zielt vor allem darauf ab, den kindlichen Spiel- und Bewegungsdrang zu entfalten. Es ist davon auszugehen, dass die Schülerinnen und Schüler bis zum Zeitpunkt ihrer Einschulung nur wenige bis gar keine Erfahrungen in normierten Sportarten gesammelt haben. Deshalb wäre es falsch zu erwarten, dass die Kinder auf Anhieb wettkampfspezifische Bewegungsmuster erlernen. Stattdessen wird der Sportunterricht auf vereinfachte Lernprozesse ausgerichtet, die von den Lernmöglichkeiten und Erfahrungen der Kinder ausgehen – und nicht von denen eines erwachsenen Hochleistungssportlers. Damit wird im Lehrplan für die Grundschule ein wichtiger pädagogischer Leitgedanke deutlich, der die Kindheit als eigenwertige Lebensphase anerkennt und nicht als schnellstmögliche „Heranzüchtung“ zu einem Erwachsenen, wie es zum Beispiel in der politischen Leibeserziehung der Fall war. Dort sollte das „schwache weggehämmert werden“ (vgl. Hitler, 1920) damit der Staat aus kräftigen und wehrtüchtigen Soldaten besteht. Der heutige Sportunterricht, der neben dem zielgerichteten Kennen lernen von Bewegungen auch das freie Experimentieren beinhaltet, um vielfältige Bewegungs- und Körpererfahrungen zu sammeln, nähert sich den Grundideen von Rousseaus Emile (1762): „Denkt auch an erster Stelle daran, daß ihr ihm nur selten vorschreiben solltet, was er lernen soll. Er selbst muß es wünschen, suchen, finden.“ (Rousseau, 2001, S. 174). Damit wird auch das Kind als freies Wesen anerkannt, das sich selbst verwirklichen und die Welt erkunden will.

Darüber hinaus sollen die Kinder bewusst koedukativ unterrichtet werden, damit sie das Fach Sport als Erfahrungsraum für gemeinsame und unterschiedliche Interessen wahrnehmen. In der Auseinandersetzung mit dem anderen Geschlecht sollen die Mädchen und Jungen lernen sich gegenseitig zu unterstützen und auf die Bedürfnisse der anderen Rücksicht zu nehmen (→ soziale Kompetenz). Gesundheitliche Aspekte sind ebenso von großer Bedeutung, denn auch schwächere Schülerinnen und Schüler sollen durch den Sportunterricht gefördert werden. Damit werden Haltungs- und Koordinationsschwächen vorgebeugt, die in der Moderne immer weiter zunehmen: Heute weist jedes zweite Schulkind Haltungsschwächen oder sogar Schäden auf. Gründe dafür sind vor allem störende Umwelteinflüsse (Verstädterung, zunehmender Straßenverkehr, weniger Spielplätze) und Bewegungsmangel durch den hohen Medienkonsum (Fernsehen, Computerspiele etc.).

2.2 Grundschule – Inhaltsebene

Die größte Innovation im neuen Lehrplan für die Grundschule stellen die sechs so genannten Handlungsbereiche dar. Sie sind wie folgt unterteilt:

1) Spielen
2) Turnen
3) Sich-rhythmisch-Bewegen und Tanzen
4) Laufen – Springen – Werfen
5) Rollen – Gleiten – Fahren
6) Schwimmen

Diese sechs Handlungsbereiche „umfassen Aspekte der Bewegungserziehung, die es Kindern ermöglichen, sportliche Bewegung in ihrer Vielfalt zu erfahren“ (Lehrplan für die Grundschule, 1995, S. 225). Schon der Begriff „Handlungsbereich“ verdeutlicht dabei, dass es nicht mehr um eine eng sportartenbezogene Unterrichtsgestaltung geht. Man spricht also nicht mehr von der Leichtathletik, sondern vom Bereich „Laufen – Springen – Werfen“, womit die Vielfalt der Bewegungsformen hervorgehoben werden soll.

Wirklich innovativ werden die genannten Handlungsbereiche aber erst dadurch, dass die dort gesammelten Bewegungserfahrungen nicht mehr nur auf die Ausbildung sportmotorischer Handlungskompetenz beschränkt bleiben soll. Ein kleiner versteckter Absatz im neuen Lehrplan, der von vielen Lesern übersehen werden könnte, beschreibt den wichtigen Begriff einer „mehrperspektivischen Bewegungserfahrung“. Demnach müssen folgende Dimensionen des Schulsports beachtet werden:

- Gesundheit, Erholung und Wohlbefinden
- Soziale Kontakte
- Gestalten und Tanzen
- Natur und Erleben
- Riskieren und Bewähren
- Üben und Können
- Kämpfen und Wettkampf

Diese sieben Dimensionen sind trotz ihrer unverständlich kurzen Erwähnung von enormer Bedeutung, da sie die Inhalte und Ziele des Sportunterrichts wesentlich mitbestimmen. Ein Beispiel, um dies zu verdeutlichen: Das „Laufen, Springen und Werfen“ zum Gegenstand des Unterrichts zu machen, reicht alleine nicht aus. Stattdessen soll der Sportlehrer diese Disziplinen mit den genannten Dimensionen verknüpfen, indem er beispielsweise den Ballwurf als Wettkampf durchführen lässt, einen Orientierungslauf in der Natur gestaltet oder die Kinder über unterschiedlich hohe Kartons springen lässt, damit sie vor jedem Versuch ihre Angst überwinden. Mit diesen Beispielen wird das neue, innovative Konzept für die sportliche Ausbildung in der Grundschule deutlich, das sich nicht mehr einzig darauf konzentriert, von den Kindern die bestmögliche Leistung in einer bestimmten Sportart zu fordern, sondern bestimmte Dimensionen zum wesentlichen inhaltlichen Gegenstand des Sports macht.

[...]

Ende der Leseprobe aus 30 Seiten

Details

Titel
Die Rolle der Leichtahtletik im Lehrplan Sport
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main  (Institut für Sportwissenschaften)
Veranstaltung
Schwerpunktsportart Leichtathletik
Note
1,0
Autoren
Jahr
2004
Seiten
30
Katalognummer
V47066
ISBN (eBook)
9783638441032
Dateigröße
522 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
In den letzten Jahrzehnten hat sich der Sportunterricht zu sehr darauf beschränkt, den Schülern lediglich die leichtathletischen Fertigkeiten zu vermitteln. Die gesamte Dimension des Laufens, Springens und Werfens wurde somit nicht erfasst. In dieser Hauptseminararbeit werden die neuen pädagosischen Inhalte, Methoden und Ziele der hessischen Lehrpläne für den Sportunterricht (Stand: 2004) unter besonderer Berücksichtigung der Leichtathletik näher betrachtet.
Schlagworte
Rolle, Leichtahtletik, Lehrplan, Sport, Schwerpunktsportart, Leichtathletik
Arbeit zitieren
Michel Allendörfer (Autor:in)Pierre Banek (Autor:in), 2004, Die Rolle der Leichtahtletik im Lehrplan Sport, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47066

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