Die ottonisch-salische Kunst


Seminararbeit, 2003

21 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Vorwort

2. Träger der künstlerischen Kultur

3. Kunstgeschichtliche Voraussetzungen

4. Inhalt der ottonischen Kunst

5. Die Baukunst
5.1 Vielfalt und Stileinheit
5.2 Die Reichweite der ottonischen Epoche – Ottonen und Salier

6. Die Malerei
6.1 Das ottonische Stifterbild
6.2 Die Monumentalmalerei
6.3 Die Buchmalerei
6.3.1 Die Ausstattung der liturgischen Handschriften
6.3.2 Kaiserdarstellungen und Dedikationsbilder
6.3.3 Die Farben
6.3.4 Entfaltung und Wandel

7. Kultbilder und sakrale Goldschmiedekunst

8. Die Goldschmiedekunst

9. Die Elfenbeinkunst

10. Abschließende Worte

Literaturverzeichnis

1. Vorwort

Mit dem Untergang des weströmischen Reiches 476 zerfiel auch der bis dahin vorherrschende künstlerische Zusammenhalt. Erst mit Karl dem Großen (742-814), der die germanischen Stämme wieder vereinigte, entstand ein sowohl ein neues Reich, als auch „[...] ein neues Werden der Kunst, ja eine neue Ganzheit der Künste.“[1] Zunächst entstand der sogenannte karolingische Stil der ab ungefähr 1000 bis 1250 vom romanischen Stil abgelöst wurde. Die Regierungszeit der Ottonen (919-1024) fällt folglich zwischen diese beiden Richtungen.

Die ottonische Kunst hatte ihre Blütezeit wohl um die Jahrtausendwende, wobei Magdeburg, Aachen und Rom aufgrund ihrer verschiedenen historischen Einflüsse, die großen Bereiche umfassen, aus denen sich die deutsche ottonische Kunst relativ langsam und für uns eher schwer überschaubar entfaltet.

„In ihr spiegelt sich in einer eigentümlichen Größe ein Geist, der, von germanischer Herkunft bestimmt, aus dem Gedanken des christlichen Gottesstaates heraus an einer ersten bedeutenden Formung der deutschen Kunst arbeitet und weiterhin das künstlerische Antlitz des Mittelalters bestimmt.“[2]

Das Ottonische zeichnet sich in hohem Maße als aristokratische Kunst aus, da die Auftraggeber zumeist aus den höchsten Ständen des Reiches kommen, so zum Beispiel Heinrich I. in Quedlinburg und Merseburg, Otto I. in Magdeburg, Heinrich II. in Bamberg und Basel, sowie beinahe unzählige Reichsbischöfe, die häufig mit dem Königshaus verwandt waren. Noch heute sind Bischofssitze architekturgeschichtlich mit den Namen ihrer Stifter und Bauherren verbunden. Unter anderem wären Notker von Lüttich, Burkhard von Worms, Werner von Strassburg und Ulrich von Augsburg zu nennen. Neben all diesen bedeutenden Männern errichteten aber die Frauen des Adels als Äbtissinnen Neubauten. Bedeutendstes Beispiel wäre Maria im Kapitol zu Köln.

Aber nicht nur in der Baukunst, auch in der Malerei, der Goldschmiedekunst und der Elfenbeinkunst war die ottonische Kunst von herausragender Qualität und Einzigartigkeit.

Im Folgenden werden die genannten Bereiche aus kunstgeschichtlicher und historischer Sicht betrachtet und erörtert.

2. Träger der künstlerischen Kultur

Träger der neuen Formgebung in Deutschland waren hauptsächlich Domschulen und Benediktinerklöster, „[...] in denen sich im wesentlichen das gesamte geistige Leben dieser Zeit formte“[3], die jedoch nur Äbte vornehmer oder zumindest der freien Geburt kannten, was ebenfalls für die Männer der Kunst und Wissenschaft galt.

Vor allem Klöster auf der Reichenau, in Trier, Echternach, Köln, Fulda, Hildesheim und Regensburg besaßen einen besonderen Ruhm in den verschiedenen Gebieten der Kunst.

3. Kunstgeschichtliche Voraussetzungen

Sowohl künstlerisch als auch politisch stellten „[...] Aachen als Repräsentant des Karolingischen, Rom als Hort der Spätantike und Byzanz mit seiner erlesenen künstlerischen Kultur [...]“[4], wichtige Voraussetzungen für die Entwicklung der ottonischen Kunst dar. Wobei gesagt werden muss, dass das Karolingische zwar ein Vorläufer des Ottonischen ist, dieses aber trotzdem nicht als unmittelbare Entwicklung daraus verstanden wird. Vielmehr erfährt die Kunst der karolingischen Zeit „[...] eine völlige Umformung[...],“[5] beziehungsweise deuten die neuen Ansätze der germanischen Kunstmöglichkeiten vielmehr auf eine Überwindung des Karolingischen hin. Allein schon kunstgeographisch umfasst das Ottonische einen eigenen Bereich. Zusätzlich knüpft das Ottonische unvermittelt an die christliche Antike und somit an die römische Kunst der 4. und 5. Jahrhunderts an. Hier wird wieder deutlich, dass nicht von Kontinuität im Bezug auf die Entwicklung von der frühmittelalterlichen Kunst bis zur ottonischen Epoche gesprochen werden kann, sondern dass ein Zurückgreifen auf eine 500 Jahre alte Kunstwelt stattfand. „Rom und Byzanz sind zu dieser Zeit die Quellen für ganz konkrete Bildvorstellungen der christlichen Kunst [...]“[6], die ihnen selbst fehlte beziehungsweise auch nicht in der karolingischen Kunst enthalten war.

4. Inhalt der ottonischen Kunst

Zur Verständlichkeit des Inhaltes bedarf es einer Vergegenwärtigung bestimmter Züge der religiösen Kultur dieser Zeit.

Da der christliche Staat als Gottesherrschaft auf Erden verstanden wird, und der Kaiser als Stellvertreter Christi gilt, ist es somit dessen „[...] Aufgabe, die Kirche zu schützen und das Christentum zu verbreiten.“[7] Folglich findet eine für diese Zeit außergewöhnliche Verschmelzung von weltlicher und geistlicher Macht statt. Weiterhin lebt der fromme frühdeutsche Mensch in der ständigen Erwartung des ewigen Lebens. Es lässt sich also festhalten, dass ein beständiger Wunderglaube die Christen dieser Zeit beherrschte. So schildert Thietmar, Bischof von Merseburg, „[...] unaufhörlich wunderbare Begebenheiten [...]“[8], die immer wieder in Gemälden der ottonischen Zeit auftauchen. Häufig zu finden ist zum Beispiel die ausgestreckte Hand Gottes die sich vom Himmel herabsenkt. Dieses Bildnis geht zurück auf das Jahr 983 als der Herzog der Abdriten Hamburg plündern ließ, als sich plötzlich die genannte Hand zur Erde bewegte und die Reliquien der Heiligen zu sich empor hob. Dadurch wurden die Feinde so erschreckt, dass sie flohen. Widukind schreibt dazu:

„Eine goldenen Hand griff aus höheren Regionen herab, faßte mit ausgestreckten Fingern mitten in die Brände und zog sich, allen sichtbar, gefüllt wieder zurück. Staunend sahen es die Krieger [...]. [...] Gott hat auf diese Weise die Reliquien der Heiligen ergriffen, in den Himmel aufgenommen, die Feinde aber voller Schrecken in die Flucht getrieben.“[9]

Solche „[...] Erzählungen beruhen auf einem Wirklichkeitsbegriff, der für das 10. Jahrhundert Gültigkeit hatte.“[10] Gekennzeichnet ist dieser dadurch, dass das Überweltliche als erlebbar erscheint, und dass Gott selbst das Schicksal der einzelnen beeinflusst.

Wichtig zur genaueren Definition dieses Wirklichkeitsbegriffes ist auch die Reliquienverehrung, die in der karolingisch-ottonischen Epoche höchste Geltung erreichte. „Die Märtyrer sind Blutzeugen Christi, und durch die Reliquien dieser christlichen Märtyrer tut der Allmächtige Wunder.“[11] Aber auch die politische Bedeutung der Reliquien darf nicht außer Acht gelassen werden. Als zum Beispiel die sterblichen Überreste des heiligen Vitus von den Franken nach Sachsen (Corvey) gebracht wurden, ging das Frankenreich zurück, wohingegen das der Sachsen im Gegenzug zu nahm. Widukind schreibt dazu:

„Von da wurden sie unter der Regierung des Kaisers Hluthowich nach Sachsen übertragen, und, wie der Gesandte Karls gestand, seit dieser Zeit begann das Reich der Franken zurückzugehen, das der Sachsen aber nahm zu, bis es infolge seiner Ausdehnung nun an der eigenen Größe zu tragen hat [...].“[12]

Reliquien wurden stets von der versammelten Einwohnerschaft der Stadt in Empfang genommen und werden bis heute zum Heil des Vaterlandes verehrt. Diese Form der Reliquienverehrung wurde von der Architektur übernommen und brachte „[...] mit ihren immer wachsenden Kryptenbauten scharfgeprägte Züge ein.“[13]

Die Zeit der Ottonen ist stark geprägt durch den Zug schlichter, gottgläubiger und christlicher Frömmigkeit. Das heißt konkret, dass alles Tun auf das Ewige bezogen wird. Und folglich ist „[...] für die Kunst nur dasjenige darstellungswürdig, was an den Ewigkeitsbezug gemahnt.“[14]

5. Die Baukunst

Es entstanden vor allem monumentale Sakralbauten, die aus einem allgegenwärtigen und alles bezwingenden religiösen Geist geschaffen wurden. Und zwar zu einer Zeit, in der es noch keinen Wettbewerb mit anderen baulichen Bereichen gab. „Sakrale Architektur war eine das Leben als Ganzes bestimmende Macht, zugleich sinnfälliger Ausdruck für die Einheit von christlichem Glauben und politischem Machtwillen.“[15] Durch die Sakralbauten wurden viele Ortsnamen wie zum Beispiel Magdeburg, Hildesheim, Köln, Essen, Mainz, Worms, Straßburg, Augsburg, Regensburg und Bamberg zum erstenmal mit einer bestimmten Bedeutung in Verbindung gebracht, welche sie durch den gesamten Verlauf der mittelalterlichen Kunst behielten. Alle diese Bauten wurden in der ersten und machtvollsten Zeit des Reiches erreichtet, symbolische für den Willen zum Großen, der dadurch verdeutlicht wurde.

In Sachsen lassen sich die Anfänge der ottonischen Baukunst anfangs am anschaulichsten verfolgen. Es entwickelte sich eine Baukunst, die bestimmte landeseigene Züge und besondere Schönheitswerte beinhaltete. Unter Heinrich I. entstanden hauptsächlich Wehrbauten aus Holz aber auch Anlagen aus Stein, so unter anderem Pfalz Werla an der Oker. Ansonsten sind uns noch Bauten in Quedlinburg erhalten. Aus der Zeit Otto des Großen und seiner unmittelbaren Nachfahren sind in Sachsen nur noch zwei Bauten erhalten, „[...] die uns eine lebendige Anschauung von der sächsischen Architektur jener Zeit zu vermitteln vermögen: Gernrode und St. Michael in Hildesheim.“[16] Häufig wurden Materialien wie Porphyr, Marmor und Granit verwendet, die teuer aus Italien eingeführt wurden.

[...]


[1] Lützeler, Heinrich: Deutsche Kunst. Einsichten in die Welt und in den Menschen. Von der Frühzeit bis

zur Gegenwart. Bonn 1987, S.1.

[2] Jantzen, Hans: Ottonische Kunst. Berlin 1990, S.III.

[3] Jantzen, Hans: Ottonische Kunst, S.IV.

[4] Jantzen, Hans: Ottonische Kunst, S.IV.

[5] Jantzen, Hans: Ottonische Kunst, S.IV.

[6] Jantzen, Hans: Ottonische Kunst, S.V.

[7] Jantzen, Hans: Ottonische Kunst, S.V.

[8] Jantzen, Hans: Ottonische Kunst, S.VI.

[9] Merseburg, Thietmar von: Chronik. In: Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte

des Mittelalters. Hgg. v. Rudolf Buchner (Freiherr von Stein Gedächtnisausgabe), Bd. IX.

Unterjesingen-Tübingen 1957, Chron. VIII, 14.

[10] Jantzen, Hans: Ottonische Kunst, S.VI.

[11] Jantzen, Hans: Ottonische Kunst, S.VI.

[12] Widukinds Sächsische Geschichten. Geschichtsschreiber. 2.Gesamtausgabe, Bd. 33. Leipzig 51931,

Chron. III, 18.

[13] Jantzen, Hans: Ottonische Kunst, S.VII.

[14] Jantzen, Hans: Ottonische Kunst, S.VIII.

[15] Jantzen, Hans: Ottonische Kunst, S.7.

[16] Jantzen, Hans: Ottonische Kunst, S.8.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Die ottonisch-salische Kunst
Hochschule
Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Note
2
Autor
Jahr
2003
Seiten
21
Katalognummer
V47051
ISBN (eBook)
9783638440943
Dateigröße
508 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kunst
Arbeit zitieren
Susanne Weid (Autor:in), 2003, Die ottonisch-salische Kunst, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47051

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