Das Geschlechterverhältnis zu Zeiten des Nationalsozialismus


Hausarbeit, 2019

12 Seiten, Note: 3,0


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Das nationalsozialistische Frauen- und Mädchenbild

3. Das nationalsozialistische Männer- und Jungenbild

4. Analyse und Vergleich

5. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In der nun folgenden Arbeit werde ich das Männer- und Frauenbild in der Zeit des Nationalsozialismus betrachten.

Ziel dieser Arbeit wird es sein, die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Erziehung von jungen Frauen und jungen Männern aufzuzeigen. Dabei gehe ich auf die Sozialisation der Jugendlichen in den jeweiligen Organisationen – der Hitlerjugend und dem Bund Deutscher Mädel – ein und beleuchtet die unterschiedlichen Herangehensweisen in den Organisationen.

Dies ist notwendig, um das Frauen- und Männerbild des NS-Regimes zu verstehen. Außerdem soll aufgezeigt werden, inwiefern sich die Betrachtungsweisen auf die beiden Geschlechter in Zeiten des Krieges änderten. Dies wird genauer in Abschnitt 4. sowie Abschnitt 5 betrachtet.

Zunächst werde ich aber die Organisationsstrukturen der beiden Jugendorganisationen aufzeigen, um ein näheres Verständnis über das Erziehungsideal der damaligen Zeit zu ermöglichen. Beginnen werde ich hierbei mit dem Bund Deutscher Mädel.

2. Das nationalsozialistische Frauen- und Mädchenbild

Im nun folgenden Abschnitt möchte ich das Frauen- und Mädchenbild des NS-Staates in Deutschland herausarbeiten. Hierzu werde ich die Struktur und den Aufbau des Bund deutscher Mädel genauer untersuchen. Herauszufinden sein werden vor allem die Aufgabenbereiche der jungen Frauen und Mädchen, sowie ihre Erziehung im Staate Hitler.

Trude Mohr beschreibt 1935 die Aufgaben eines deutschen Mädels in etwa wie folgt: „ Im BDM wird eine klare und sichere Aufbauarbeit mit dem Endziel geleitet (…), den nationalsozialistischen Gedanken auch in spätere Geschlechter weiterzutragen.“ (Mohr: 1935: 4).

Eines der obersten Ziele des NS-Staates bezüglich der Mädel, war die Formung oder Ausrichtung der Mädel, mit dem Ziel dem Land eine Mädelsgeneration zu geben, was wiederum daraufhin deutet, dass Mädchen zu dieser Zeit stets objektifiziert wurden (Klaus: 1985: 42).

Auch habe das Mädel um die Lebensnotwendigkeiten und Existenzfragen des deutschen Staates zu wissen, Opfer für Volk und Land zu bringen, sowie ein politisches Mädel zu sein, was nichts weniger bedeutete, als in die nationalsozialistische Gedankenwelt einzudringen (ebd.).

Interessant aber ist, dass die Mutterschaft als solche zwar für einen späteren Zeitpunkt definitiv erwünscht und gewollt war und das eindeutige Ziel der weiblichen Erziehung die Mutterschaft war (Hitler: 1937: 459f.), allerdings hielt Reichsleiterin der Deutschen Frauenfront Lydia Gottschewski es für falsch, die Mädels immerzu zum Muttertum erziehen zu wollen, da sie sich dagegen streben würden, in eine Lebensordnung eingespannt zu werden, die sie erst in fünf bis zehn Jahren beträfe (Gottschewski: 1934: 420).

Im Bund Deutscher Mädel war viel mehr gewollt, dass es zu einem Ablegen des Individualbewusstseins kam und das „Wir“ stärker in den Vordergrund rückte. Außerdem war die richtige „Mädelhaltung“ eminenter Bestandteil des Bundes Deutscher Mädel. So war die deutsche Frau im nationalsozialistischen Verständnis der stärkere Kulturträger und wurde als Künstlerin Lebensgestaltung verstanden (Kock: 1994: 71). Unter Lebensgestaltung fielen mehr oder weniger vage alle Tätigkeiten, die schon immer in patriarchalischen Gesellschaften als Frauenarbeit gezählt wurden. Darunter fielen unter anderem Wahrung der Bräuche, aber auch Wohnraumgestaltung, Werkarbeit oder Kleiderwahl.

Hierzu versuchten die Nationalsozialisten Frauen alles, um die Frauen wieder an den Herd zu verbannen. So wurde ihnen der Zugang zu Universitäten erschwert, der Staatsdienst wurde fast ausschließlich Männern vorbehalten und in der Führungsspitze der NSDAP waren Frauen ebenso nicht willkommen (Rosenthal/Rummler/Schmidt: 1986: 57).

Allerdings sollte den jungen Frauen eine „Selbermach-Haltung“ beigebracht werden, die dazu befähigte, „Frauenarbeit“ wie Alten- und Säuglingspflege, Basteln und Werkeln und Kleiderherstellung selbst zu verantworten, was im Umkehrschluss die „mädchengemäße Ausrichtung“ des BDM vorantreiben sollte. Diese Arbeit stellte für die Nationalsozialisten „Kulturarbeit“ dar, die nicht durch Drill, sondern durch beispielhaftes Vorleben zu erreichen war (Klaus: 1985: 46).

Dies geschah durch die Führerinnen, die zumeist in kurzen Wochenendseminaren zu ihren Posten kamen (Kock: 1994: 38f.). Die Führerinnen hatten die Aufgabe, die Mädel nach dem nationalsozialistischen Weltbild zu formen. Dies sollte dadurch geschehen, dass sie das Erlernte den anderen Mädeln vorlebten, wofür es im Prinzip nur einer nationalsozialistischen Einstellung bedurfte, sowie einer angeborenen Führermentalität. Die Weitergabe der Prinzipien des BDM beruhte auf natürlichem Erleben, wie zum Beispiel Ausflügen (ebd. 41).

Die Erziehung im Bund Deutscher Mädel ist so zu bewerten, als dass das Konzept inhaltsarm war und die biologisch-rassistischen Grundsätze, die Mädchen zu Objekten degradierte. Dies ist erkennbar, an der Wichtigkeit der „Dienstbarmachung“ der Mädchen. Der BDM war somit kein Selbstzweck, sondern wichtiger Bestandteil der Volksgemeinschaft. Dabei hatte der BDM das Ziel, „arische“ und „erbgesunde“ Mädchen zu einsatz- und opferbereiten, sich den nationalsozialistischen Werten unterstellende Frauen zu entwickeln, die sich als tüchtig und selbständig vor allem in Sachen Hauswirtschaft verstanden und sich ihrer Aufgabe bewusst waren, „Mutter des Volkes“ zu sein (ebd.: 47f.).

Hierbei war Hitler allen voran wichtig, dass die Frauen sich ihrer Aufgabe bewusst waren, biologische Funktionsträgerinnen zu sein, die neue Krieger für die hitlerschen Machtansprüche produzieren sollten (Kock: 1994: 54).

Nachdem nun vor allem die Beweggründe und Ziele der nationalsozialistischen Mädchenerziehung aufgezeigt wurden, sollen nun Mittel dargelegt werden, wie ein Mädel zu einer ordentlichen deutschen Frau gemacht werden sollte. Beginnen wird hierbei die sportliche Ertüchtigung der jungen Frauen.

Festzustellen ist zunächst, dass die körperliche Betätigung keineswegs ein Selbstzweck war, sondern wie alles der Volksgemeinschaft zu dienen hatte. Den Mädel wurde die Verantwortung zu Teil, zur Gesunderhaltung des deutschen Volkes beizutragen (Zill: 1935: 27). Der Frauensport im NS-Staat war ebenso wie der männliche Sport auf Wettkampf ausgelegt, jedoch hatte dieser „frauliche Gewandtheit und Geschicklichkeit“ einzubeziehen und führte folglich dazu, dass viele dieser Sportarten auf rhythmischen Bewegungsgrundlagen stattfanden. So wurde der Tanz oftmals als Sportart auserkoren, der allerdings verallgemeinschaftet wurde. Auch die „Tanzdisziplin“ wurde eingeführt, welche die Ächtung des individualistischen Tanzes zur Folge hatte (Klaus: 1985: 49 ff.). Auch beim Sport also sollte jedwede Individualität dem Gemeinschaftssinn geopfert werden.

Auch in Sachen Mode wurde vor allem für Festlichkeiten jede Individualität beseitigt. So hatten die Mädel immerzu zu Dienstzeiten oder Festen ihre Uniform zu tragen, bei der jede peinlichst genau auf die Sauberkeit der Kleidung zu achten hatte. Schmuck war ausnahmslos verboten.

Die Sexualerziehung dagegen wurde so gut es geht ausgeklammert. Das Geschlechtsleben diente alleine dem Erhalt der Nation, auch hier wurden individuelle Bedürfnisse nicht geduldet. Sexualität wurde auf seine biologische Funktion begrenzt. Generell wurde das Begehren nach Sex dämonisiert als undurchschaubarer Vorgang, der ohne Zutun der Mädchen in ihren Körper fährt (ebd.: 55f.).

Generell wurden Frauen und Mädchen in der NS-Zeit stets als reine Objekte zur Erhaltung des Volkes betrachtet. So sah Hitler in seinem Buch „Mein Kampf“ vor, die Bewohner Deutschlands in drei Klassen einzuteilen. Staatsbürger, Staatsangehörige und Ausländer, wobei Frauen erst durch Heirat zu Staatsbürgern werden konnten (Westenrieder: 1984: 7).

Ein entscheidender Punkt in der Disziplinierung und Erziehung der Mädel bestand darin, dass die Führerinnen selbst sehr jung waren und sich der Bund Deutscher Mädel nicht anfühlte wie eine Organisation von Erfahrenen, die den Jungen ihre Werte vermitteln, sondern eine eigenverantwortliche Jugendorganisation, die essentiell bei der Entstehung eines neuen Staates mitwirken würde (Kock: 1994: 41). Der BDM war hier ein Club, der sich gegenüber früheren Jugendorganisationen darin unterschied, dass es nicht gleichgültig war, wie man sich kleidete oder wohnte, sondern alles festen Regeln unterlag, die dazu dienten, den Sinn des Lebens im Dienst gegenüber dem Volk zu finden, in welches man gottgegeben hineingeboren wurde (Rüdiger: 1983: 27). Dabei wurde aber nicht jede Führung abgelehnt, sondern der BDM folgte begeistert Adolf Hitler (Bohlmann: 1935: 212).

Sobald jedoch der Krieg begann, widersprach die Handlungspraxis der nationalsozialistischen Vorstellung eines Frauenlebens, denn es wurde gefordert, die männlichen Pflichten zu übernehmen, solange diese sich an der Front befanden (Rosenthal/Rummler/Schmidt: 1986: 55).

Spätestens ab 1943 wurden dann Frauen auch vermehrt im tatsächlichen Kriegsdienst wichtig. Sie waren tätig als Stabshelferinnen, Wetterdiensthelferinnen oder Sanitätshelferinnen und wurden überall in ganz Europa eingesetzt (Mühlenberg: 2010: 12). Dabei waren die Frauen planmäßig zwischen 17 und 30 Jahren alt (ebd.: 62) und waren somit zumeist selbst Mitglieder des Bund Deutscher Mädel gewesen. Die Zahl wird auf 88 % geschätzt (ebd.: 152). Gegen Ende des Krieges waren zwischen 450.000 und 500.000 Frauen bei der Wehrmacht beschäftigt, was dazu führte, dass 300.000 zusätzliche Soldaten an den Waffen gestellt werden konnten (ebd.: 13).

Diese waren zu 93 % in der Zwischenkriegszeit geboren worden und die Mehrheit der jungen Frauen war achtzehn Jahre alt und somit maßgeblich vom BDM sozialisiert worden (ebd.: 129).

3. Das nationalsozialistische Männer- und Jungenbild

Im NS-Staat gab es nicht nur ein staatlich geschaffenes Mädchenbündnis, sondern auch ein Jungenbündnis, besser bekannt als die Hitlerjugend.

Erstes Mittel und Ziel der Hitlerjugend war es, die Jugendlichen sportlich zu ertüchtigen. So kam es zu jeder Zeit zu sportlichen Wettkämpfen innerhalb der HJ, was sich in zahlreichen Leistungsabzeichen innerhalb der HJ manifestierte (Klönne: 1982: 77f.).

Die körperliche Ertüchtigung war ein wichtiger Charakterzug der Hitlerjugend für Adolf Hitler. Dies begründet sich wie so oft im rassistischen Biologismus des NS-Regimes. Jeder Junge sollte darauf getrimmt sein, der Beste sein zu wollen und seine Kameraden im Sport überflügeln zu wollen, was zu einer rassischen Auslese der Besten führen sollte. Diese Art der Ertüchtigung sollte den Jugendlichen das Selbstvertrauen beibringen, sich gegenüber anderen überlegen zu fühlen und auch fühlen zu wollen, während sie aber auch die Unterlegenheit gegen Stärkere anzuerkennen vermögen (ebd.: 78).

Auch wurde eine militärischer Drill auf die jugendlichen Männer ausgeübt. Im Gegensatz zu früheren Jugendorganisationen war die Hitlerjugend stramm durchorganisiert mit Appellen, Geländesport und Luftgewehrschießen. Zudem wurden Geländekenntnisse vermittelt und weltanschauliche Vorträge zur Indoktrination gehalten (ebd.: 57).

Besonderer Wert wurde bei der Jungenerziehung darauf gelegt, dass es für sie als heldenhaft galt, für Führer, Volk und Vaterland zu sterben. War es es dem Mann nicht möglich, in der Formation des Heeres zu kämpfen, so war sein Kampfwerkzeug der Spaten. Der Spaten war die symbolische Waffe des „Arbeitersoldaten“, welcher durch seinen Reichsarbeitsdienst seinen Teil zum Wohl des Vaterlandes beitrug (Rosenthal: 1986: 46). Da ein Soldat sich nie allein der feindlichen Armee gegenüber sah, sondern immer als Kollektiv, musste sich der Mann einer Befehlsstruktur unterwerfen und benötigte als „Herdentier“ einen Anführer, dem er sich bedingungslos unterwarf. Soldat im nationalsozialistischen Sinne hieß politischer Soldat. Dieser zeichnet sich dadurch aus, sich in jeder Lebenslage entsprechend der nationalsozialistischen Weltanschauung zu verhalten (ebd.).

Die Erziehung dieser politischen Soldaten war die oberste Maxime für die nationalsozialistischen Pädagogen. Die Erziehung sollte die angeblich im deutschen Erbgut verankerten Instinkte zum ewig begeisterten Kämpfer fördern und die Jugendlichen noch vor Eintritt in die Wehrmacht auf ihre Rolle als politischen Soldaten vorbereiten (ebd.: 47).

Hierfür essentiell war die Gleichschaltung der Unterrichtsmedien auf nationalsozialistische Propaganda unumgänglich. Großen Wert wurde auf den Geschichtsunterricht gelegt. Hier sollte nicht sachlich über die Vergangenheit informiert werden, sondern ein Appell an die Gefühle der Jugendlichen gerichtet werden. Die jungen Männer sollten motiviert werden, sich am „Daseinskampf der Deutschen“ beteiligen zu wollen und gegebenenfalls den Heldentod zu sterben. Hierfür wurden vor allem große und geschichtsträchtige Männer der deutschen Vergangenheit vorgestellt, mit denen sich die Jungen identifizieren sollten (ebd.: 47f.).

Auch wurden Tests geschrieben, in denen Jugendliche die Biographien von deutschen Helden wiedergeben mussten. So lauteten beispielsweise Fragen so:

„Wie war Adolf Hitler als Junge im Kreis seiner Kameraden ?“

Die Mindestantwort hierfür lautete:

„Adolf Hitler war schon als Junge Führer seiner Kameraden.

Er war mutig, hart und hatte einen unbeugsamen Willen.

Er war ein treuer Kamerad.“ (Der Dienst im Deutschen Jungvolk: 1940: 23)

Damit sich die Jugendlichen auch mit Vorbildern in ihrem Alter identifizieren konnten, wurde der Tod des zwölfjährigen Herbert Norkus propagandistisch genutzt, der 1932 beim Anbringen von NSDAP Plakaten getötet wurde. Die Verfilmung des Romans über sein Leben war der erste öffentliche Propagandafilm des NS-Regimes (Rosenthal: 1986: 49).

Auch wenn es diesen Geschichtsunterricht in Zeiten des NS-Regimes gab, so wurde aber gezielt keine kritische Reflexion der vorgestellten Personen der Zeitgeschichte gefordert, sondern stets nur ein Handelsbewusstsein geschaffen, sich anders zu verhalten als die Gescheiterten oder sich die „Helden“ als Vorbild zu nehmen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Das Geschlechterverhältnis zu Zeiten des Nationalsozialismus
Hochschule
Technische Universität Darmstadt
Note
3,0
Autor
Jahr
2019
Seiten
12
Katalognummer
V470159
ISBN (eBook)
9783668946927
ISBN (Buch)
9783668946934
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Nationalsozialismus
Arbeit zitieren
Alexander Engel (Autor:in), 2019, Das Geschlechterverhältnis zu Zeiten des Nationalsozialismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/470159

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