Die Familie in der Gesellschaft: Ein Vergleich der Stellung der Familien in Deutschland und Frankreich


Seminararbeit, 2004

22 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Gliederung:

1. Der aktuelle Bezug der Thematik
1.1 Funktion der Familie
1.2 Zusammentreffen von Familie und Gesellschaft
1.3 Probleme der Familie in der Gesellschaft

2. Die Familie in Deutschland
2.1 Unterstützung der Familie
2.1.1 Finanzielle Unterstützung
2.1.2 Hilfsangebote für Familien

3. Die Familie in Frankreich
3.1 Unterstützung der Familie
3.1.1 Kinderbetreuung
3.1.2 Rechtliche und politische Aspekte

4 Vergleich der Länder
4.1 Wie sinnvoll sind die beiden Modelle
4.2 Gedanken und Ausblick

5. Literatur

1. Der aktuelle Bezug der Thematik

Wie es den Familien in der Gesellschaft geht, welche Stellung sie dort haben und welche Probleme sie belasten, wird teilweise schon anhand der Berichte in den Medien deutlich. Seien es nun Zeitungsartikel, die berichten, dass es zwar einen Kinderwunsch in der deutschen Bevölkerung gibt, dieser aber oftmals nicht erfüllt werden kann, da die finanziellen Mittel nicht zur Verfügung stehen[1] oder aber, dass die Mütter im Durchschnitt bei der Geburt ihres ersten Kindes immer älter werden. Denn mittlerweile liegt das Alter der Mütter bei 29,8 Jahren[2]. Ebenso machen uns auch Rundfunkberichte darauf aufmerksam, dass die Bevölkerungspyramide immer weniger einer Pyramide, denn einem Tannenbaum ähnelt, da immer weniger Kinder pro Familie geboren werden. Waren es 1980 noch rund zwei bis drei Kinder pro Frau, so hat eine Durchschnittsfamilie heute nur noch etwa 1,46 Kinder[3]. Dass dies auch Konsequenzen für die gesamte Gesellschaft hat, ist nicht nur an der aktuellen Rentenproblematik erkennbar.

Doch wodurch ist die Situation der Familie in der Gesellschaft gekennzeichnet, welchen Status hat sie heutzutage und was wird von Seiten des Staates getan? Weiterhin stellt sich auch die Frage, ob es in anderen Ländern vertretbare oder sogar bessere Konzepte zur Unterstützung von Familien gibt. Dieser Frage nachzugehen soll Aufgabe dieser Hausarbeit sein. Hierzu wird ein Vergleich der Familienpolitik, der staatlichen finanziellen Unterstützung sowie der Betreuungsmöglichkeiten in Deutschland und Frankreich Hauptteil der Arbeit sein.

Zunächst möchte ich jedoch kurz die Rolle und Funktion der Familie in der heutigen Zeit aufzeigen, sowie die verschiedenen Stationen in denen Familie und Gesellschaft besonders aufeinander treffen und welche Probleme sich daraus für die Familie ergeben können. Daraufhin folgen die Darstellungen der Länder Deutschland und Frankreich mit ihren spezifischen Familienkonzepten und abschließend ein Vergleich, welcher die positiven und negativen Seiten aufzeigen soll und auch einen möglichen Ausblick für die Zukunft geben soll.

1.1 Funktion der Familie

Da es heute eine Vielfalt von Familienformen gibt, und auch der Gestaltungsspielraum für Beziehungen größer geworden ist, kann man wohl kaum noch von einem „Normmodell“ der Familie sprechen. Jedes Kind wird seine Familie, in der es sich wohl fühlt, akzeptiert wird und Liebe erfährt als „normal“ erachten, ob es sich hierbei nun um eine Kernfamilie mit den leiblichen Eltern und eventuell Geschwistern, oder aber nur ein erziehender Elternteil oder auch eine so genannte Patchwork Familie handelt, die aus einem leiblichen Elternteil mit einem neuen Partner, dessen Kindern und auch „neuen“ Geschwistern besteht, spielt dabei nicht immer die wichtigste Rolle. Doch um welche Form der Familie es sich auch handelt, sie hat sowohl für die Mitglieder, wie auch für die Gesellschaft verschiede Funktionen. Welche dies sind soll in diesem Kapitel erläutert werden.

„Ehe und Familie sind die natürliche und sittliche Grundlage der menschlichen Gemeinschaft und stehen unter dem besonderen Schutz des Staates[4].“ stellt die Verfassung des Freistaates Bayern fest und macht deutlich, dass die Familie als kleinstes System die Basis bildet auf der die Gesellschaft aufbaut. Aus Sicht der Gesellschaft hat dieses kleinste System die Funktionen der Reproduktion und Sozialisation[5]. Also Kinder zu „reproduzieren“ und diese auch zu sozialisieren, wobei unter Sozialisation „die Auswirkungen, die von sozialen, personalen und gegenständlichen Umwelten auf die Person ausgehen“[6] verstanden werden.

In der Familie jedoch ist Sozialisation zu verstehen als die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes und das Selbstwertgefühl, das es als Ergebnis der alltäglichen Interaktion mit den Mitgliedern der Familie entwickelt.

Bevor wir nun übergehen zu den Funktionen aus Sicht der Familienmitglieder, zunächst zu den Strukturmerkmalen der Familie, welche charakteristisch sind. Als erstes ist hier die Integration der Einzelnen und des Familiensystems nach Innen zu nennen. Der Austausch der Familienmitglieder nach Innen und der Familie mit der Umwelt als zweites Merkmal, bedeutet, dass die einzelnen Personen der Familie miteinander interagieren und die Familie als Gruppe, als System mit der Umwelt agiert. Weiterhin erfolgt eine Abgrenzung des Einzelnen und der Familie nach Außen[7]. Der Einzelne grenzt sich zur Umwelt ab, ebenso wie die Familie als System, wie auch gegenüber den anderen Mitgliedern. Diese Abgrenzung des Einzelnen ist sehr wichtig, da jeder Mensch, obwohl Mitglied einer Familie, doch immer noch ein Individuum bleibt, das seinen eigenen Raum für sich braucht.

Die Familie hat eine biologisch-soziale Doppelnatur, da sie sowohl Zeugungs- als auch Intimgruppe ist[8], was bedeutet, dass dieser Zusammenschluss von Menschen biologisch bedingt ist, zumindest wenn wenigstens ein leiblicher Elternteil vorhanden ist. Der soziale Charakter der Intimgruppe ist durch das tägliche Zusammenleben gegeben, welches allein der Familie vorbehalten ist, da ein Individuum, bis zur Gründung einer eigenen Familie kaum so engen Kontakt zu bestimmten Personen hat, wie zu seinen nächsten Angehörigen.

So stellen sich die Funktionen aus Sicht der Mitglieder im allgemeinen wie folgt dar:

Es soll die Befriedigung grundlegender menschlicher Bedürfnisse, wie Nahrungsaufnahme, Nähebedürfnis und ähnliches gewährleistet sein, eine gemeinsame Haushaltsführung soll so gut wie möglich bewältigt werden, es findet eine Sozialisation, wie bereits oben beschrieben, statt. Ebenso findet sich eine gemeinsame Freizeitgestaltung, welche heute leider nicht immer möglich ist, aus Gründen auf die später noch eingegangen wird. Die Familie soll einen emotionalen Spannungsausgleich ermöglichen, im Gegensatz zur Umwelt außerhalb der Familie. Weiterhin ist der Aufbau entwicklungsfördernder Formen des Zusammenlebens ein wichtiger Punkt[9]. Im Idealfall, der hier charakterisiert wird, bildet die Familie auch eine Art Schutzraum für ihre Mitglieder, nicht zuletzt für die Kinder, die hier eine Ruheinsel vor der äußeren Welt vorfinden können. Ein ebenso wichtiger Punkt ist das Erlernen sozialer Umgangsformen, wie Konfliktlösungsfähigkeit und auch Kommunikationsmuster, die in der Familie trainiert werden und für die Kinder oftmals die Weichen für ihr späteres soziales Leben stellen können.

Dennoch darf man nie vergessen, dass jede Familie eine eigene Wirklichkeit darstellt, welche nicht komplett verallgemeinert werden kann, auch wenn es gewisse charakteristische Gemeinsamkeiten und Strukturen gibt.

1.2 Zusammentreffen von Familie und Gesellschaft

Die Familie steht natürlich in einer Wechselbeziehung zur Gesellschaft, doch es gibt einige Punkte und Situationen in denen dem Zusammenspiel eine besondere Bedeutung zugedacht werden muss.

Wird ein Kind geboren, so ist der Elternteil, der nach der Geburt zur Pflege des Kindes zuhause bleibt, auch heute meist die Mutter, fast vollkommen mit dem Kind beschäftigt. Die Berührungspunkte mit der Gesellschaft bilden hier beispielsweise die Beantragung von Kindergeld und Mutterschaftsurlaub. Also Einrichtungen zum Schutz und zur Unterstützung von Familien. Will die Mutter ihr eigenes Leben in der Gesellschaft in Form einer Arbeitsstelle nicht aufgeben, so wird eine Möglichkeit zur Betreuung nötig. Welche Möglichkeiten es hierfür gibt, wird im Einzelnen später behandelt.

Ganz besonders wichtig sind weiter der Eintritt des Kindes in den Kindergarten und in die Schule, denn hier löst sich das Kind erstmals für längere Zeit aus dem gewohnten Umfeld und kommt mit der Gesellschaft in Form von der Kindergartengruppe, den Erziehern und später der Schulklasse und den Lehrern in Kontakt. Dies stellt eine ganz neue Aufgabe für die Familie dar, da das Kind sich zum ersten Mal aus der Obhut und Kontrolle der Eltern entfernt und „alleine“ einer neuen Situation stellt. Es nimmt neue Beziehungen zu den Erziehern und den anderen Kindern auf. Auf beiden Seiten kann diese Veränderung mit Unsicherheit und auch mit Verlustängsten vonstatten gehen, bedeutet jedoch auch eine Weiterentwicklung der Beziehung in der Familie[10]. Zum ersten Mal trifft das Kind auf einen Teil der Gesellschaft, der nicht der Verwandtschaft oder dem Freundeskreis der Familie angehört. Auch für die Mutter bietet die veränderte Situation neue Möglichkeiten, so kann die Zeit in der das Kind außer Haus ist, genutzt werden, um zum Beispiel wieder einer Arbeit nachzugehen.

Gerade der Bereich der Berufstätigkeit ist ein Feld in dem Familien mit der Gesellschaft in Verbindung kommen, sei es nun, dass ein Elternteil oder auch beide Partner berufstätig sind. Im Falle eines alleinerziehenden Elternteils ist dieser fast immer berufstätig, wenn es das Alter des Kindes oder die Betreuungsmöglichkeiten es zulassen. Und eben für diese Gruppe stellt Familie und Arbeit eine Doppelbelastung dar. Wobei sich die Frage stellt, welche Möglichkeiten der Arbeitsmarkt den Familien geben, Familie und Beruf bestmöglich aufeinander abzustimmen.

Ein erwähnenswerter Punkt ist die Tatsache, dass durch Urbanisierung und Gefahren, welche die moderne Welt beinhaltet, immer mehr „Kinderinseln“ und „Sonderumwelten“ für Kinder entstehen. „In diesen pädagogisch vorstrukturierten Sozialräumen konsumieren Kinder das vorgegebene Spiel- und Beschäftigungsprogramm, werden sie ´gebildet´ und fast kontinuierlich überwacht.“[11] Es wird versucht die fehlende kinderfreundliche Umwelt, die gerade in Städten oft nicht vorhanden ist so zu kompensieren, wobei fraglich ist, ob man dem natürlichen Entdeckergeist der Kinder so gerecht wird.

1.3 Probleme der Familie in der Gesellschaft

Dieses Kapitel wird einige Probleme der Familien aufwerfen und erläutern, wobei nicht jedem spezifischen Problem der individuellen Familie hier Rechnung getragen werden kann. Im nächsten Abschnitt wird daraufhin näher betrachtet werden, wie Deutschland und Frankreich versuchen, die Probleme der Familien zu lösen oder eine Erleichterung zu schaffen.

Die finanzielle Belastung von Familien ist ein Problem, das oftmals als Grund angegeben wird, warum Paare keine Kinder wünschen. Denn zu den normalen Belastungen, die alle Paare oder auch Singles tragen, kommen durch Kinder noch Kosten für die Ausstattung des Kindes mit Kleidern, Möbeln und Spielzeug, sowie Nahrung und später auch die Kosten für Schule und Lernmaterial hinzu. Urlaube als Familie sind teurer, ein größeres Auto ist nötig, Kinder haben auch Konsumwünsche...Die Liste ließe sich wohl noch endlos fortsetzen. Hinzu kommt, dass zumindest ein Elternteil für einen gewissen Zeitraum nicht arbeiten kann.

Das nächste Problemfeld ist die Berufstätigkeit: In einer Zeit, in der die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt schon sehr groß ist, ist es gerade für Frauen mit Kindern oftmals nicht leicht eine Arbeit zu finden, da Arbeitgeber fürchten, eine Mutter könnte unzuverlässiger sein, da sie die Prioritäten anders setzen würde als kinderlose Frauen. Denn es entstehen schon Konflikte, wenn eine Mutter nicht arbeiten kann, falls zum Beispiel ein Kind krank wird.

Wie schon im letzten Kapitel erwähnt sind die fehlenden Erlebensräume für Kinder gerade in Städten problematisch. Für Familien ist es nicht immer einfach in der Stadt zu wohnen, eine entsprechende Wohnung zu finden und Plätze an denen die Kinder gefahrlos spielen können, ohne ständig überwacht zu werden.

Natürlich ist auch die Enttraditionalisierung ein Faktor, der es vielen Familien nicht einfach macht, da die Familie nicht mehr allgemein als „das höchste Gut“ angesehen wird. Andere Werte wie Konsum, möglichst exklusive Erlebnisse, Unabhängigkeit und Selbständigkeit, gerade für Frauen, sind oft wichtiger geworden. Vor allem Familien mit vielen Kindern stoßen in der Gesellschaft nicht immer auf Verständnis und werden zum Teil als „asozial“ angesehen.

[...]


[1] www.augsburger-allgemeine.de

[2] www.destatis.de

[3] Statistisches Bundesamt Mai 2003

[4] Verfassung des Freistaates Bayern. Dritter Hauptteil. 1. Abschnitt. Artikel 124. Absatz 1.

[5] Krüger H-H. Helsper W. Einführung in Grundbegriffe und Grundfragen der Erziehungswissenschaft. Opladen. 2000

[6] Helsper W. Sozialisation in Krüger H-H. Helsper W. Einführung in Grundbegriffe und Grundfragen der Erziehungswissenschaft. Opladen. 2000

[7] Macha H. Familienerziehung- Wandel und Perspektiven S.18 in Macha H. Mauermann L. Brennpunkte der Familienerziehung . Weinheim. 1997

[8] Krüger H-H. Helsper W. Einführung in Grundbegriffe und Grundfragen der Erziehungswissenschaft. Opladen. 2000

[9] Textor M. Hilfen für Familien.Weinheim.1998 S11

[10] Peukert U. Aus der Familie in den Kindergarten in: Welt des Kindes 3. Zeitschrift der Kleinkindpädagogik und außerschulischen Erziehung. Mai/Juni 1981. 59. Jahrgang

[11] Textor M. Hilfen für Familien.Weinheim.1998 S 9.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Die Familie in der Gesellschaft: Ein Vergleich der Stellung der Familien in Deutschland und Frankreich
Hochschule
Universität Augsburg
Veranstaltung
Familienerziehung
Note
2,3
Autor
Jahr
2004
Seiten
22
Katalognummer
V46950
ISBN (eBook)
9783638440240
Dateigröße
539 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Familie, Gesellschaft, Vergleich, Stellung, Familien, Deutschland, Frankreich, Familienerziehung
Arbeit zitieren
Janine Keller (Autor:in), 2004, Die Familie in der Gesellschaft: Ein Vergleich der Stellung der Familien in Deutschland und Frankreich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46950

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