Der „schwarze“ Arbeitsmarkt – Ursachen, Messung und Auswirkungen


Hausarbeit, 2005

21 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

II. Abbildungsverzeichnis:

1. Einleitung

2. Begriff und Messung der Schwarzarbeit
2.1. Begriffsabgrenzung
2.2. Messverfahren
2.3. Höhe der Schattenwirtschaft

3. Ursachen der Schwarzarbeit
3.1. Steigende Steuer- und Abgabenlast
3.2. Arbeitszeitveränderungen
3.3. Zunehmende Regulierung
3.4. Transferleistungen
3.5. Wertewandel
3.6. Entdeckungswahrscheinlichkeit und Strafhöhe

4. Auswirkung der Schwarzarbeit
4.1. Einführung
4.2. Positive Auswirkungen der Schwarzarbeit
4.3. Negative Auswirkungen der Schwarzarbeit

5. Schlussbemerkung

IV. Quellenverzeichnis:

II. Abbildungsverzeichnis:

Abbildung 1 Monetärer Ansatz zur Erfassung der Schattenwirtschaft

Abbildung 2 Die Grundidee des Modellansatzes

Abbildung 3 Entwicklung der Schattenwirtschaft in Deutschland

Abbildung 4 Steuer-/Abgabenlast und Schattenwirtschaft

Abbildung 5 Einfluss der Arbeitszeitverkürzung auf Schwarzarbeit

Abbildung 6 Arbeitsmarktregulierung und Schattenwirtschaft

1. Einleitung

In den letzten 30 Jahren zeigt sich weltweit ein Phänomen, das zunehmend Interesse in der wissenschaftlichen Forschung und der Wirtschaftspolitik findet: Private Haushalte und Unternehmen entziehen sich in starkem Maße dem staatlichen Zugriff und damit der steuerlichen Erfassung und sozialen Abgabepflichten. „Mag man diesen Schwarzmarkt auch mit guten Gründen anprangern, seine Existenz ist ein Indiz, ein Signal dafür, dass irgend etwas auf dem offiziellen „weißen“ Markt für Arbeit nicht in Ordnung ist“[1].

Arbeitnehmer und Arbeitgeber weichen dem Druck der Regulierungen und Abgaben aus, indem sie ihre Tätigkeiten vor der „offiziellen“ Wirtschaft verheimlichen. Professor Sinn fügt dazu an: „Die Schwarzarbeit ist der einzige Sektor, der in Deutschland trotz der allgemeinen Wirtschaftsflaute noch kräftig expandiert.“[2] In Deutschland stagniert die offizielle Wirtschaft, aber die Schwarzarbeit wuchs im Jahr 2003 mit einer Wachstumsrate von 5,6 Prozent.[3]

Als Ausweichwirtschaft ist die Schwarzarbeit ein Ventil gegen zu viel Staat, der die Transaktionskosten wirtschaftlichen Handelns durch zu hohe Abgaben und zu viele Regulierungen in die Höhe treibt. Sie ist als abgabe- und regulierungsfreie Ausweichwirtschaft der Gegenpol zum überregulierten Beschäftigungssystem der offiziellen Wirtschaft.

Das Ziel dieser Arbeit ist eine Bestandsaufnahme der Ursachen und Auswirkungen der Schwarzarbeit.

Zunächst werden die gebräuchlichen Definitionen angeführt und ein Überblick über die unterschiedlichen Erfassungsmethoden gegeben, um dann eine Quantifizierung der inoffiziellen Wirtschaft für Deutschland vorzunehmen.

Im Anschluss daran werden die wichtigsten Ursachen für die Entstehung der Schwarzarbeit analysiert. Aus der Existenz und Dynamik der Schwarzarbeit ergeben sich gesamtwirtschaftliche Konsequenzen, die im anschließenden Kapitel untersucht werden.

Die Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung und versucht einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen zu geben.

Diese Ausarbeitung soll primär das Phänomen der Schwarzarbeit behandeln. Teilweise kommt es jedoch vor, dass sich aufgrund fehlenden Zahlenmaterials Daten und Abbildungen nicht explizit auf die Schwarzarbeit, sondern auf die etwas weiter gefasste Schattenwirtschaft beziehen.

2. Begriff und Messung der Schwarzarbeit

2.1. Begriffsabgrenzung

In den Medien werden die Begriffe Schwarzarbeit und Schattenwirtschaft häufig vermischt. Für die Bewertung und Abschätzung dieser Aktivitäten ist jedoch eine Begriffsabgrenzung notwendig.

Schattenwirtschaft ist ein Oberbegriff für alle unbeobachteten wirtschaftlichen Aktivitäten innerhalb einer Volkswirtschaft und beinhaltet zum einen den bedarfswirtschaftlichen Bereich, zu dem bspw. die legale Nachbarschaftshilfe gezählt wird und auf der anderen Seite den erwerbswirtschaftlichen Bereich, zu dem die Schwarzarbeit gezählt wird[4]. Schwarzarbeit ist ein Teilbereich der Schattenwirtschaft und ist ein Begriff für illegale Beschäftigung abseits der bestehenden Steuer- und Sozialversicherungsgesetze. Der Begriff wird festgelegt im "Gesetz zur Bekämpfung von Schwarzarbeit" vom 6. Februar 1995[5]. Demnach geht es um die Ausübung von Dienst- oder Werkleistungen in erheblichem Umfang

a) ohne seiner Mitteilungspflicht gegenüber dem Arbeits-/Sozialamt nach-gekommen zu sein,
b) ein Gewerbe ohne Gewerbeanmeldung oder Reisegewerbekarte auszuüben, oder
c) ein Handwerk auszuüben ohne in der Handwerksrolle eingetragen zu sein.

Ausgangspunkt für das wissenschaftliche Interesse an der Schwarzarbeit ist, dass sich in vielen Ländern eine zweigeteilte Volkswirtschaft, eine sogenannte „Dual Economy“[6] aus einem offiziellen und einem inoffiziellen Sektor entwickelt hat, in dem es vielfältige, nicht erfasste Tätigkeiten gibt, die zum inoffiziellen Sektor gerechnet werden und somit im offiziellen Sozialprodukt nicht ausgewiesen werden.

2.2. Messverfahren

Die Existenz einer Ausweichwirtschaft, in der Menschen versuchen, sich vor diversen Steuerzahlungsvorschriften und anderen Lasten zu drücken, bringt das Problem mit sich, dass dieser Wirtschaftszweig nur schwerlich zu quantifizieren ist, „da sich die darin Tätigen einer Erfassung ja gerade zu entziehen suchen.“[7]

Die direkten Verfahren, die Schwarzarbeit zu quantifizieren, setzen an der mikroökonomischen Ebene beim einzelnen Haushalt oder Steuerpflichtigen an. Die wichtigste direkte Methode ist die Durchführung von Befragungen über die Beteiligung der einzelnen Erwerbstätigen an der Schwarzarbeit. Sowohl bei Befragungen oder bei Ermittlungen durch die Finanzämter ist sehr unsicher, ob mit der befragenden Stelle in ausreichendem Maße kooperiert wird, um das volle Ausmaß der Schwarzarbeit und der Steuerhinterziehung aufzudecken[8]. Die Ergebnisse dieser Stichproben müssen auf gesamtwirtschaftliche Größen hochgerechnet werden, was eine weitere Unsicherheitsquelle darstellt. Die auf diese Weise errechneten Werte sind somit eher als Untergrenze des Ausmaßes der Schwarzarbeit anzusehen[9].

Die Datengewinnung aus Steueruntersuchungen geschieht mittels Stichproben-vergleich zwischen dem angegebenen zu versteuernden Einkommen aus der Einkommenssteuererklärung und dem tatsächlich durch die Steuerbehörden ermittelten Einkommen. Die Differenz gibt das hinterzogene Einkommen an.

Der Vorteil der direkten Verfahren liegt darin, dass man einen konkreten Überblick über die Bereiche bekommt, in denen schwarz gearbeitet wird.[10] Da auf diese Weise jedoch nur ein Teil erfasst werden kann, eignen sich direkte Verfahren gut als Ergänzung zu den indirekten Verfahren.

Die indirekten Verfahren hingegen setzen auf der makroökonomischen Ebene an. Sie erfassen das Phänomen Schwarzarbeit nicht direkt, sondern versuchen „über seine Auswirkungen auf dessen Größe zurückzuschließen“[11].

- Die Diskrepanz zwischen Einnahmen und Ausgaben

Mit Hilfe der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) kann man sich „ein Bild vom Umfang der Schattenwirtschaft“[12] machen. Im Prinzip ergibt sich der Umfang der Schwarzarbeit als die Differenz zwischen Ausgaben und Einnahmen in der VGR. Der die Einnahmen übersteigende Betrag der Ausgaben wird auf die Einnahmen aus der Schwarzarbeit zurückgeführt.[13]

- Die Diskrepanz zwischen tatsächlicher und offizieller Erwerbsquote

Bei steigender Tätigkeit in der Schwarzarbeit geben Wirtschaftssubjekte (jedenfalls teilweise) ihre reguläre, offizielle Arbeit auf, um verstärkt schwarz zu arbeiten. Somit kann die Differenz zwischen tatsächlicher und offizieller Erwerbsquote die Höhe der Schwarzarbeit widerspiegeln.[14]

- Monetäre Ansätze

Monetäre Ansätze, wie der Bargeldansatz, gehen davon aus, dass die Entlohnung von Schwarzarbeit zum großen Teil in bar abgewickelt wird, da bargeldlose Transaktionen leichter nachzuvollziehen sind, „weshalb man aus der Entwicklung der Bargeldhaltung im Vergleich zu anderen Zahlungsarten und zur Entwicklung des offiziell ausgewiesenen Sozialprodukts auf die Entwicklung der Schattenwirtschaft in einem Land schließen kann.“[15] (vgl. Abb.1)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1 Monetärer Ansatz zur Erfassung der Schattenwirtschaft

Entnommen aus: Schneider/ Enste 2000, S.15

Der Bargeldansatz zählt heute zu den am meisten verwendeten Analysetechniken[16].

Die grundlegende Idee der Modellansätze zur Messung der Schwarzarbeit ist, Einflussfaktoren (Ursachen) und Indikatorvariablen zu finden, die nur aufgrund der Schattenwirtschaft miteinander verbunden sein können. Die Schattenwirtschaft selbst wird dabei als latente Variable behandelt. Die Einflussfaktoren bestimmen das Ausmaß der Schwarzarbeit und werden ihrerseits mit mehreren Indikatorvariablen abgebildet (vgl. Abb.2). Einflussfaktoren sind u.a. die direkte und indirekte Steuerbelastung, Sozialversicherungsbeiträge, Steuermoral und das verfügbare Einkommen. Als Indikatorvariablen finden die amtliche Erwerbsquote, die in der regulären Wirtschaft effektiv geleistete Arbeitszeit oder das Wachstum des „offiziellen“ BIP Anwendung[17]. Die Berechnung erfolgt durch die Suche nach den Parametern welche am besten den Zusammenhang zwischen den Einflussfaktoren und den Indikatoren erklären.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2 Die Grundidee des Modellansatzes

Entnommen aus: Schneider / Enste 2000, S.21

Vorteil dieses Verfahrens ist, dass sowohl die Informationen über mögliche Einflussfaktoren, als auch mehrere Indikatoren für das Ausmaß der Schwarzarbeit berücksichtigt werden können.

2.3. Höhe der Schattenwirtschaft

Aufgrund fehlenden Zahlenmaterials über die explizite Höhe der Schwarzarbeit, zeigen die nachfolgenden Daten die Entwicklung der Schattenwirtschaft, die, wie bereits in Punkt 2.1. beschrieben, etwas weiter als die Schwarzarbeit abgegrenzt ist und auch legale Formen, wie bspw. Nachbarschaftshilfe umfasst.

Die folgenden Daten über die Entwicklung und den Umfang der Schattenwirtschaft in Deutschland beruhen auf Berechnungen von Prof. Schneider in Zusammenarbeit mit dem Institut für Angewandte Wirtschafts-forschung (IAW) in Tübingen.[18]

Die Berechnungen anhand des Bargeldansatzes zeigen in Abb.3 ein stetiges Anwachsen des Anteils der Schattenwirtschaft am BIP von 1975 (5,75% des BIP oder 29,60 Mrd.€) bis 2003 (17,4% oder 370 Mrd.€).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3 Entwicklung der Schattenwirtschaft in Deutschland

Datenquelle: Schneider 2004, S.9

Für das Jahr 2004 ist jedoch erstmals ein Rückgang der schattenwirtschaftlichen Aktivitäten auf 356 Mrd. € zu beobachten und für das Jahr 2005 wird ein weiterer Rückgang der Schattenwirtschaft auf 346 Mrd. € erwartet[19].

Die Gründe für diese Trendwände sind sicherlich die erweiterte Minijob-Regelungen, Ich-AGs, die Gesetze zu Reformen am Arbeitsmarkt, die Neuregelung der Handwerksordnung und die beschlossenen Steuersenkungen.[20] Inwieweit das neue „Gesetz zur Bekämpfung von Schwarzarbeit“ aus dem Jahr 2004 greift, sowie die beabsichtigten strengeren Gesetze zu einer Dämpfung der Schwarzarbeit beitragen wird, wird sich in naher Zukunft zeigen.

[...]


[1] Dignas 1994, o.S..

[2] Sinn 2004, S.305.

[3] Vgl. Sinn 2004, S.306.

[4] Vgl. Schneider/ Enste 2000, S.7.

[5] Vgl. „Gesetz zur Bekämpfung der Schwarzarbeit und illegalen Beschäftigung“.

[6] Zum Begriff der „Dual Economy“ siehe Schneider/ Enste 2000, S.6.

[7] Frey/ Kirchgässner 1994, S.230.

[8] Vgl. Schneider/ Enste 2000, S.12.

[9] Vgl. Schneider/ Enste 2000, S.12.

[10] Vgl. Schneider/ Enste 2000, S.13.

[11] Trockel 1987, S.91.

[12] Samuelson/ Nordhaus 1987, S.177.

[13] Vgl. Trockel 1987, S.97.

[14] Vgl. Trockel 1987, S.95.

[15] Frey/ Kirchgässner 1994, S.230.

[16] Vgl. Frey/Kirchgässner 1994, S.230.

[17] Vgl. Schneider/ Enste 2000, S.21.

[18] Vgl. Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung – Pressemitteilung 2005, S.5.

[19] Vgl. Monatsbericht des Bundesministerium für Finanzen , März 2005, S.71.

[20] Vgl. Schneider 2004, S.2.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Der „schwarze“ Arbeitsmarkt – Ursachen, Messung und Auswirkungen
Hochschule
Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven; Standort Emden
Veranstaltung
VWL
Note
1,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
21
Katalognummer
V46921
ISBN (eBook)
9783638439992
ISBN (Buch)
9783638814560
Dateigröße
1321 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Arbeitsmarkt, Ursachen, Messung, Auswirkungen
Arbeit zitieren
Markus Naber (Autor:in), 2005, Der „schwarze“ Arbeitsmarkt – Ursachen, Messung und Auswirkungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46921

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