Timbuktus Abhängigkeit vom Goldhandel


Hausarbeit, 2019

14 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

EINLEITUNG

QUELLENLAGE

DIE STADT TIMBUKTU UND IHRE GRÜNDUNG

ISLAM UND MUSLIMISCHE HÄNDLER IN TIMBUKTU

GOLD UND GOLDGEWINNUNG

GOLDHANDEL

SCHLUSSBETRACHTUNG

FAZIT

QUELLENVERZEICHNIS

LITERATURVERZEICHNIS

Einleitung

Der Transsahara-Handel war bis ins 20. Jahrhundert das Rückgrat des westafrikanischen Kontinents und sorgte für den kulturellen und sozialen Höhepunkt in der Geschichte dieser Region. Es bildeten sich Großreiche wie das Mali-Reich, mit einer Ausdehnung von der Fläche Europas und einem nie dagewesenen Reichtum. Ihre Städte entwickelten sich zu Zentren für Handel und Wissenschaften und boten ihren Einwohnern ein sicheres Leben. Eine Stadt sollte mit ihrem Glanz besonders herausstechen und sich als Paradebeispiel einer zu der Zeit modernen Stadt behaupten.

Timbuktu, eine sagenumwobene Stadt, die einen beispiellosen Aufschwung erlebte und sich in dem erbarmungslosen Wettbewerb im Transsaharahandel als Speerspitze behaupten konnte.

Bei all der Dynamik, die Timbuktu ausstrahlte, stellt sich die Frage, was der Antrieb für den raschen Aufstieg und der anhaltenden Stabilität war. Den Bedeutungszuwachs hat die Stadt vor allem dem Gold zu verdanken, an dessen Handel die Stadt führend war und dadurch unvorstellbaren Reichtum erwirtschaften konnte. Hauptaugenmerk der Arbeit liegt darauf, inwiefern Timbuktu vom Goldhandel abhängig war. Dabei soll nach einem kurzen Überblick über die Quellenlage, die Geschichte Timbuktus skizziert werden. Daran anschließend wird die Auswirkung des Islam und der muslimischen Händler auf den Handel in Timbuktu aufgezeigt. Im Hauptteil wird die Fragestellung im Hinblick auf die Goldgewinnung und den Goldhandel einer genaueren Untersuchung unterzogen. Abschließend sollen die Analyseergebnisse zusammengeführt und als Gesamtheit dargestellt werden.

Quellenlage

Dieses Kapitel gibt einen kurzen Überblick über die Quellenlage zur Geschichte Timbuktus. Als Quellen sind hauptsächlich arabische Quellen vorhanden, da es vor dem Eintreffen der Muslime im Sudan keine Schriftkultur gab. Es herrschte die sogenannte Oralität, bei der Informationen auf dem mündlichen Weg weitergegeben werden. Dies ist eine für die Wissenschaft eine unbrauchbare Methode, da sie weder belegbar, noch zurückzuverfolgen ist. In den meisten Fällen handelt es sich bei den Autoren oftmals nicht um Einwohner, sondern Reisende, Händler oder Bedienstete, die die Stadt nur zeitweilig bewohnten. Einer der ältesten Quellen ist das Tagebuch des Ibn Battuta. Darin erfahren wir in Anbetracht zu seinem monatelangen Aufenthalt um 1352 jedoch relativ wenig über Timbuktu. Er gibt lediglich sporadische Einblicke.1 Leo Africanus besuchte die Stadt um 1512 und gibt uns eine Vorstellung davon, wie Stadt und ihre Menschen ausgesehen haben. Zudem beschreibt er den Frieden, den Wohlstand und die fortgeschrittene Wissenschaft.2

So liefern sie uns nur einen kleinen Ausschnitt aus der Geschichte Timbuktus, welche zusätzlich noch mit verstärkter Subjektivität behaftet sind.3 Ihre Eindrücke sind als Momentaufnahmen zu verstehen und geben keine weitreichenden Einblicke in die Geschichte Timbuktus. Die Arbeit mit ihnen erfordert daher äußerste Vorsicht und Sorgfalt. Jedoch wurde der Großteil des Inhalts dieser Quellen von heutigen Historikern aufgearbeitet und auf seinen Realitätsgehalt überprüft. Etwaige Ungereimtheiten konnten so größtenteils korrigiert werden. Um ein genaueres Bild auf die Geschichte Timbuktus gewährleisten zu können, soll diese Arbeit sich vordergründig an aktuellen Forschungstexten orientieren.

Die Stadt Timbuktu und ihre Gründung

Über die Gründung der Stadt Timbuktu sagt Hunwick, dass sie um 11. Jahrhundert von sogenannten Magsharan Tuaregs gegründet worden sei. Diese sollen die Stadt für ihre Reinheit und Unberührtheit gelobt haben, da sie, im Gegensatz zu den anderen umliegenden Städten, nicht dem Götzendienst verfallen sei.4 Auch das angenehme Klima und die günstige Position am Niger Fluss dürften zu dieser Entscheidung beigetragen haben.

Zu Gründungszeiten Timbuktus waren Städte wie Gao, Walata, oder Djenne bereits mächtig und einflussreich. Timbuktu jedoch hatte durch seine geographische Lage einen entscheidenden Vorteil gegenüber seinen Nachbarn und konnte so den Handel dieser absorbieren.5 Neben dem direkten Anschluss zur Sahara, verfügte die Stadt auch noch über Häfen am Niger Fluss, sodass sie auf verschiedenen Wegen zu erreichen war. Es siedelten sich Menschen aus unterschiedlicher Ethnien an und sorgten für eine außerordentliche Kulturvielfalt. Timbuktu konnte in kurzer Zeit Walata als Wirtschaftsmacht ablösen und sich als Handelszentrum etablieren. Hauptstadt eines Reiches wurde Timbuktu jedoch nie. Weitere Vorteile, die Timbuktu von seinen Nachbarn abhob, war die anständige Rechtsordnung, die für ein geringes Konfliktpotential sorgte und ein friedliches und geregeltes Leben für seine Einwohner ermöglichte. Doch gänzlich blieb auch Timbuktu von Konflikten nicht verschont.

Zu Beginn des 13. Jahrhunderts wurde die Stadt zum Ziel für Überfälle durch Nomadenstämme. Timbuktu selber verfügte jedoch vorerst nicht über die notwendige Schlagkraft, sich gegen Angriffen von außen eigenständig wehren zu können. Ob Timbuktu sich später freiwillig dem Mali-Reich eingliedern ließ, oder ob die Stadt durch die Mali erobert wurde, ist bis heute unklar. Der erhoffte Schutz und Rückhalt durch ein mächtiges Reich könnte durchaus dazu beigetragen haben, dass Timbuktu sich dazu entschieden hat, sich dem Mali-Reich zu unterwerfen. Jedenfalls steht fest, dass Timbuktu dem Mali-Reich in jeglicher Hinsicht treue Dienste erwiesen hat.6

Nach dem Untergang des Mali-Reichs gegen Ende des 14. Jahrhunderts, übernahmen zwischenzeitlich die Tuareg die Herrschaft über die Stadt, ehe sie um Mitte des 15. Jahrhunderts durch das Songhay-Reich erobert wurde. Unter den Songhay sei Timbuktu zwar vermehrt der Kontrolle von Gao ausgesetzt gewesen, dass seine ursprünglichen Ziele einer Eroberung verwirklichen wollten, doch ist in den Quellen von einer tatsächlichen Eroberung nichts zu lesen.7 Es ist heute bekannt, dass Timbuktu nie von außen regiert wurde, sondern durchgehend autonom gewesen ist. Gomez sagt hierzu, dass Timbuktu durchgehend durch Kadis regiert wurde und stützt sich dabei auf arabische Quellen von Ibn al- Mukhtar und al-Sa‘di.8 Diese sind Richter, die nach strengem islamischen Gesetz regieren und den verlängerten Arm des Kalifen darstellen.

Dies hebt die Bedeutung der Stadt gewaltig an, da es äußerst ungewöhnlich ist, dass Herrscher auf einen direkten Einfluss über eine derart bedeutende Stadt verzichten. Es lässt sich argumentieren, dass es in Timbuktu keinen Bedarf an Kontrollübernahme gab, da sie vom stetigen Wachstum begleitet wurde. Zudem hatten weitere Faktoren wie der Islam ohnehin schon einen positiv prägenden Einfluss auf Timbuktu und seinen Handel. Auf diesen Aspekt soll im folgenden Kapitel etwas genauer eingegangen werden.

Islam und muslimische Händler in Timbuktu

Timbuktus Gesellschaft lässt sich in zwei große Klassen unterteilen. Die Adelsschicht, die durchgehend muslimisch gewesen ist und die Stadt nach strengem islamischen Gesetz regierte, und das normale Volk, dass sich aus Muslimen und Angehörigen heidnischen Glaubens zusammensetzte. Aufgrund geltender muslimischer Gesetze, waren die Abgaben auf Waren, wie Einfuhr, Zoll und Steuern klar geregelt, sodass Händler ihren Haushalt klar kalkulieren konnten. Zudem stießen die arabischen Händler in Timbuktu nicht auf etwaige kulturelle und sprachliche Barrieren, wie in den nicht-muslimischen Regionen, die den Handel erschwerten. Der Islam schaffte einen kulturell homogenen Raum, der die Attraktivität der Stadt vor allem bei den arabisch-muslimischen Händler enorm steigerte.

Durch den Islam konnte hier die Balance und Stabilität geschaffen werden, die als Fundament für einen erfolgreichen Handel diente.9 Aus dieser Tatsache heraus ist es in der Forschung strittig, ob manche Könige im Sudan den Islam nicht aus den oben genannten Gründen annahmen. Es war für jeden Herrscher erstrebenswert, eine friedliche und gebildete Bevölkerung unter einer funktionierenden Wirtschaft zu vereinen.

Fage versteht die Empfänglichkeit der Herrscher für den Islam als eine Fassade. Auch wenn die Herrscher durch die Alphabetisierung ihrer Völker die diplomatische und administrative Korrespondenz aufrechterhielten, könne dies für sie auch schnell zur Gefahr werden. Denn es bestünde die Möglichkeit, dass dadurch die Abhängigkeit der Bevölkerung zum König abnehmen könne.10 Auch wenn in manchen Fällen der König selbst nicht zum Islam konvertierte, war es für das Bestehen seiner Herrschaft unausweichlich, sich gegenüber den muslimischen Händlern zu öffnen.

Diese waren nämlich nicht nur einfache Händler, sondern Unternehmer mit mehreren hundert Arbeiter und Tieren, die den Fernhandel ermöglichten. Gemäß den Bräuchen, brachten sie dem König reichlich Geschenke und gaben während ihres Aufenthalt immense Mengen für Verpflegung aus, dass der Wirtschaft der entsprechenden Region sehr zugute kam.

Die arabischen Händler waren über den gesamten Kontinent vernetzt und tauschten sich vor allem in den Märkten über Erträge, neue Märkte, Technologien und Wissen aus. Der Handel war ein bis ins kleinste Detail organisiertes System, der stark von Zugehörigkeit und einer strengen Hierarchie geprägt war.11 Denn nur so war es möglich, ohne Kommunikationsmittel, wie wir sie heute kennen, Fernhandel zu betreiben. Ebenso wichtig wie die klaren Strukturen innerhalb des Handels, waren es die Gegebenheiten außerhalb. Vertrauen, Sprache und dieselben Werte waren das Erfolgsrezept für einen erfolgreichen Fernhandel. All diese Voraussetzungen trafen durch den Islam in Timbuktu zusammen und schafften die Basis für den Handel, der für das Gold von großer Bedeutung sein sollte.

Mit den zuvor aufgezeigten Eigenschaften, wie die hervorragende Erreichbarkeit an Land und zu Wasser, stellte der Islam somit eine weitere Komponente für einen erfolgversprechenden Handel in Timbuktu dar. Nachdem aufgezeigt wurde, wie die optimalen Handelsbedingungen in Timbuktu geschaffen wurden, ist es an der Zeit, das Gold und seine Gewinnung näher in Betracht zu ziehen.

Gold und Goldgewinnung

Die Haupteinnahmequelle des Sudan war das Gold, obwohl das Mali-Reich und somit Timbuktu, über keine Goldminen verfügte.12 Das Gold komme von viel weiter her.13 Heute ist die Forschung einstimmig der Meinung, dass die Herrscher das Gold von außen herbringen ließen und es von manchen Völkern als Tributzahlungen erhielten. Die Sultane verzichteten dabei auf die Unterwerfung dieser Völker und ließen im Umgang mit ihnen äußerste Vorsicht aufkommen. Zudem verzichtete man auf Versuche, diese für den Islam zu gewinnen, aus Sorge, dass die Goldlieferungen ausbleiben könnten.14 Eine solche Feinfühligkeit und einen bewussten Verzicht der Herrscher, wie es im Falle der Goldlieferanten war, sucht man in anderen Bereichen ihrer Gewaltausübung vergebens.

Weder über die genauen Orte an denen das Gold gefördert wurde, noch über die Menge ist bis heute eine konkrete Aussage zu treffen.15 Es ist heute allerdings bekannt, dass die Herrscher und eine gewisse Menge von bestimmten Menschen wussten, woher das Gold herkam. Man hielte diese jedoch bewusst geheim und nutzte solche Geschichten als “Legendenschirm“, um die nordafrikanischen Geschäftspartner zu irren. Auch sollte dadurch ein möglicher Kontrollgewinn durch andere verhindert werden.16 Vor allem die Sorge, dass die Kunden aus dem Maghreb die Kontrolle über die Goldminen erlangen könnten war groß und ist mit Sicherheit für die kaum übermittelten Informationen über das Gold verantwortlich. Diese waren nämlich die größten Abnehmer und werden im folgenden Kapitel näher in Betracht gezogen. Eine Verheimlichung der Herkunft des Goldes durch die Herrscher war somit notwendig, wenn sie ihre Macht und ihren Einfluss aufrechterhalten wollten.17 Daraus lässt sich die Bedeutung des Goldes für die Wirtschaft einer Stadt unschwer herleiten. So auch in Timbuktu, dass den Maghreb jahrhundertelang mit Gold versorgte.

Anders als beispielsweise Salz, Kolanüsse, oder andere Rohstoffe, hatte das Gold keinen physischen Nutzen für die Menschen. Es war vielmehr Herrschersymbol und Subjekt eines stetig wachsenden Bedarfs und Interesse an offensichtlichem Reichtum und Macht. So beschenkten Herrscher ihre Bedienstete und Geistliche mit Gold, um dadurch ihre Stärke als „powerful man“ zu demonstrieren.18

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass Timbuktu über keine Goldminen verfügte und vollkommen auf Lieferungen von außen angewiesen war. Die Bedeutung des Golds konnte mit dem Verzicht auf Gewalt der Herrscher über die liefernden Völ- ker aufgezeigt werden. Nun gilt es im folgenden Kapitel den Goldhandel zu unter- suchen.

Goldhandel

Der Goldhandel existierte zwar schon vor der Gründung Timbuktus, jedoch nur über kurze Strecken und bei weitem nicht in dem Ausmaß, wie es unter dem Einfluss von muslimischen Händlern sein sollte. Erst durch den Einsatz von Kamelen durch diese, nahm der Goldhandel interkontinentale Dimensionen an und ermöglichte einen Fernhandel, der existenziell für Timbuktu wurde. Im Goldhandel führte kein Weg an Timbuktu vorbei, da im Transsaharahandel die wichtigsten Routen hier zusammenkamen. Der Goldhandel erfolgte hauptsächlich an Land durch Karawanen, die das Gold in wochenlanger Reise in den Norden brachten. Bei dem gehandelten Gold handelte es sich lediglich um Goldstaub, da die Goldnuggets der Herrscher für sich beanspruchte.

Allgemein unterlag der Goldhandel, wie auch die Goldgewinnung, komplett der herrschaftlichen Kontrolle. Er bestimmte und lenkte den Handel mit dem Edelmetall und nur durch seine Erlaubnis war es bestimmten Leuten gestattet, sich an dem Handel zu beteiligen. Dafür mussten sie jedoch eine Art Lizenz vom König erwerben.19 Ein wichtiger Punkt hierbei ist, dass das Verhältnis zwischen Herrschern und Händlern dadurch eine neue Gewichtung bekommt. Bisher schien es so, als würde zwischen den beiden eine einseitige Abhängigkeit bestehen. Doch die Tatsache, dass ein Händler erst durch die Erlaubnis eines Königs seinem Handel im vollen Umfang nachgehen kann, zeigt, dass es nicht so ist. Es lässt sich eine beidseitige Abhängigkeit feststellen.

Wie im vorherigen Kapitel erwähnt, waren die größten Abnehmer des Goldes hauptsächlich aus dem Maghreb und Mitglieder in dem zuvor aufgezeigten Handelsnetz. Diese wiederrum verkauften das Gold an der nordafrikanischen Küste dann weiter an die Europäer. Ab dem 13. Jahrhundert ist ein steiler Anstieg in der Nachfrage nach Gold aus Europa zu verzeichnen. Man spricht vom „Edelmetallmangel“, da der ansteigende Bedarf an Gold durch eigene Goldreserven nicht weiter gedeckt werden konnte. Aus europäischer Sicht sah man sich gezwungen, das Gold im Maghreb zu kaufen. Da diese wiederrum das Gold aus Timbuktu bezogen, konnte sich das Gold als wichtigstes Exportgut Timbuktus etablieren. Auch wenn sich über das genaue Handelsvolumen keine klare Aussage treffen lässt, ist nahezu zeitgleich ein „Aufblühen baulicher Tradition“20 in Timbuktu zu verzeichnen. Es ist somit kein Zufall, dass genau zu dieser Zeit Timbuktu vom Aufschwung begleitet ist, sondern verdeutlicht die Kopplung zwischen der Entwicklung und dem Goldhandel.

Gehandelt wurde etwa gegen Salz, dass zeitweilig sogar den selben Wert hatte, wie das Gold. In den südlich gelegeneren tropischen Regionen war das Salz nämlich aufgrund seiner konservierenden Eigenschaft sehr gefragt. Des Weiteren handelte man gegen Waffen, Pferde und leistete sich zahlreiche Söldner, um die Armee zu stärken.21 Das Geschäft mit dem Gold nahm schnell unerwartete Ausmaße an, sodass es mit einer starken Armee beschützt werden musste. Denn es kam nicht selten vor, dass die Karawanen Bedrohungen durch Nomadenstämme ausgesetzt waren. Es war somit nicht nur wichtig, mit dem Gold zu handeln, sondern auch die Handelsrouten zu kontrollieren, um einen sicheren Transport gewährleisten zu können.

Fage erklärt es am Beispiel des Mali-Reichs, welches verstanden hatte, dass es direkten Einfluss auf das Gold und die Handelsrouten benötigt, wenn man die eigene Macht aufrechterhalten wollte.22 Über zwei Jahrhunderte gelang es Timbuktu, die Handelsrouten vor ernsthafter Gefahr zu schützen und den Goldhandel aufrecht zu erhalten.

Ab dem 15. Jahrhundert ist jedoch ein Rückgang des Goldhandels zu verzeichnen, was sicherlich mit dem unerwarteten Konkurrenten zu begründen ist. Mit der Ansiedlung der Portugiesen an der Westküste Afrikas wurde der Goldhandel Timbuktus erheblich gestört. Der Transsahara-Handel, in dem Timbuktu sich als wichtigstes Glied etabliert hatte, verlor an Relevanz, da die Portugiesen das Gold, dass sie gewaltsam unter ihre Kontrolle brachten, über Schiffe nach Europa transportierten. Timbuktu gingen so beträchtliche Einnahmen verloren und man versuchte den Kontrollverlust über den Goldhandel mit dem Sklavenhandel zu kompensieren. Auch wenn der Sklavenhandel viele Gewinne versprach, war es bei weitem nicht so lukrativ, wie der Handel mit Gold und so verlor Timbuktu schnell die Position als Wirtschaftsmacht. Mit der Tatsache, dass der Aufschwung mit dem Ansiedeln der Portugiesen ins Stocken geriet, lässt sich die Annahme, dass Timbuktu vom Goldhandel abhängig war, bekräftigen.

Die Auswirkungen des Goldhandels auf Timbuktu, sowie die Analyseergebnisse sollen im anschließenden Kapitel zusammengefasst veranschaulicht werden.

Schlussbetrachtung

Die Untersuchung hat ergeben, dass Timbuktu hervorragende gesellschaftliche Bedingungen mit der ausgezeichneten Geographie verbunden hat und so den Nährboden für einen erfolgreichen Handel ermöglichte. Die geordnete und gebildete Gesellschaft, sowie die klare Rechtsgrundlage in Timbuktu sorgten für die nötige Stabilität und steigerten die Attraktivität der Stadt für muslimische Händler. Die Islamisierung sorgte zudem für die Alphabetisierung der Bevölkerung und brachte Timbuktu entscheidende Vorteile in der Administration. Die arabischen Händler, die auf dem gesamten Kontinent eng vernetzt waren, schafften den Kontakt von Timbuktu zum Maghreb und ermöglichten der Stadt, sich an dem steigenden Bedarf an Gold in Europa, Wohlstand zu erwirtschaften.

Es konnte zudem nachgewiesen werden, dass zwischen Timbuktu und dem Goldhandel symbiotisch miteinander verbunden waren. Der Goldhandel verhalf der Stadt zu Reichtum und Macht, wodurch sie ihren Einfluss erweitern und ihre Souveränität behaupten konnte. Wiederrum sorgte Timbuktu dafür, dass Goldhandel interkontinentale Ausmaße annehmen und zum wichtigsten Antrieb für die Ökonomie des gesamten Sudan werden konnte. Der Goldhandel war in allen Bereichen positiv zu spüren. Die Stadt bot den Menschen aus allen Gesellschaftsschichten verschiedene Möglichkeiten, sich an dem Goldhandel zu beteiligen und einer festen Arbeit nachzugehen und ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Mit dem Wohlstand der Bevölkerung kam die Zufriedenheit und bewirkte, dass Timbuktu weniger von Aufständen bedroht wurde, als andere Städte. Befreit von Existenzängsten, konnten sich die Menschen verstärkt der Wissenschaft widmen und so ein hochkultiviertes Leben führen.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Frage nach der Bedeutung des Goldhandels für die Entwicklung Timbuktus aufgrund der überschaubaren Menge an Quellen, viele Schwierigkeiten aufweist. Durch die uns überlieferten Informationen wird jedoch ersichtlich, dass der Goldhandel einen fundamentalen Beitrag zur Entwicklung Timbuktus geleistet hat. In dieser Arbeit konnte diesbezüglich nur eine Problematik eines sehr umfangreichen und schwer zugänglichen Bereichs der Geschichte untersucht werden. Die fehlenden Informationen über das Volumen des gehandelten Golds, sowie nicht vorhandene Kaufverträge, oder Eigentumsnachweise erschweren weitreichendere Untersuchungen in diesem Gebiet. Es bleibt zu hoffen, dass uns in Zukunft breitgestreute Quellen zur Erforschung dieses Themas zugänglich sein werden und wir so unterschiedliche Blickwinkel auf die Geschichte dieser Region erhalten können als bisher.

Quellenverzeichnis

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Follath, Erich: Jenseits aller Grenzen: auf den Spuren des großen Abenteuers Ibn Battuta durch die Welt des Islam, München 2016.

Literaturverzeichnis

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Holst, Christian: M uslim traders, Songhay warriors and the Arma: The social destruction of the Middle Niger Bend from 1549 to 1660, Kassel 2015.

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[...]


1 Ibn-Baṭṭūṭa, Muḥammad Ibn-ʻAbdallāh/Leicht, Hans-Dieter (Hrsg.): Reisen Ans Ende Der Welt: 1325 - 1353, Wiesbaden 2016.

2 Davis, Natalie: Leo Africanus: Ein Reisender Zwischen Orient Und Okzident. Berlin 2008.

3 Holst, Christian: M uslim traders, Songhay warriors and the Arma: The social destruction of the Middle Niger Bend from 1549 to 1660, Kassel 2015 S.82.

4 Hunwick, John: Timbuktu and the Songhai, Leiden/Boston 2003 S.33.

5 Bovill, E. W./ Robin, Hallett: The Golden Trade of the Moors, Oxford 1968 S.89.

6 Fage, John D. A History of Africa, 1986 S.81.

7 Gomez, Michael A. Timbuktu Under Imperial Songhay: A Reconsideration of Autonomy, in: The Journal of African History 31(1), 1990 S.9.

8 Vgl. Gomez, 1990 S.9.

9 Vgl. Fage, 1978 S.73.

10 Vgl. Fage, 1978 S.74.

11 Vgl. Bovill, 1968 S.346.

12 M. Malowist: The Social And Economic Stability Of The Western Sudan In The Middle Ages, in: Past and Present 33, 1966 S.3-15.

13 Fauvelle-Aymar François-Xavier/Thomas Schultz: Das Goldene Rhinozeros: Afrika Im Mittelalter, 2017 S.140.

14 Vgl. Fauvelle-Aymar, 2017 S.141.

15 Vgl. Malowist, 1966 S.10.

16 Vgl. Fauvelle, 2017 S.140.

17 Vgl. Fage, 1978 S.59.

18 Vgl. Malowist, 1966, S.9.

19 Vgl. Fage, 1978 S.72.

20 Vgl. Fauvelle, 2017 S.221.

21 Vgl. Fage, 1978 S.72.

22 Vgl. Fage, 1978 S.76.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Timbuktus Abhängigkeit vom Goldhandel
Hochschule
Universität Duisburg-Essen
Autor
Jahr
2019
Seiten
14
Katalognummer
V468709
ISBN (eBook)
9783668951600
ISBN (Buch)
9783668951617
Sprache
Deutsch
Schlagworte
timbuktus, abhängigkeit, goldhandel
Arbeit zitieren
Berk Goek (Autor:in), 2019, Timbuktus Abhängigkeit vom Goldhandel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/468709

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