Ein Vergleich aktueller Beiträge aus der Hirnforschung zur Frage: 'Inwiefern ist die Denkstruktur eines Erwachsenen veränderbar?'


Hausarbeit, 2005

22 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung

2. Definition des Begriffes Denkstruktur

3. Funktionsweise des Gehirns
3.1. Paradigmenwechsel
3.1.1. Von der Anatomie des Gehirns zum Sitz der Seele
3.1.2. Von den Genen zur Umwelt
3.1.3. Von der Determiniertheit zur Plastizität
3.2. Erfahrungen stehen im Mittelpunkt
3.3. Gefühle sind der Mittelpunkt

4. Die Hirnentwicklung begünstigende Faktoren

5. Für die Hirnentwicklung schädliche Einflüsse

6. Anleitung zur Gehirnentwicklung
6.1. Disbalance von Denken und Emotionen
6.2. Disbalance von Obliquität und Unabhängigkeit
6.3. Disbalance von Aufgeschlossenheit und Zurückhaltung

7. Persönlicher Schluss

1. Einleitung

Für meine Hausarbeit im Schwerpunkt Sozialpsychiatrie entschied ich mich für ein Thema aus der Hirnforschung.

Die Hirnforschung gehört nach meiner Beobachtung, neben einigen anderen, zu den Forschungsgebieten, aus denen in den letzten Jahren am häufigsten „bahnbrechende“ Neuigkeiten verkündet werden.

Keine Woche vergeht in der nicht ein Vortrag im Veranstaltungskalender der Stadt Freiburg oder ein Artikel in einer renommierten Wochenzeitschrift zum Thema Hirnforschung zu lesen ist.

Neben speziellen Publikationen wie „Gehirn und Geist – Magazin für Psychologie und Hirnforschung“ sind mittlerweile fast in jeder Ausgabe des GEO, von Psychologie heute, P.M. Fragen und Antworten, SZ – Wissen (um nur einige der vielen Wissensmagazine zu nennen) im Spiegel oder Focus, Neues über das Denken und Lernen zu lesen.

Auch in der ZEIT, die seit neuestem mit „ZEIT – Wissen“ ein eigenes Blatt für Ausflüge in die Wissenschaften herausbringt, sind ständig Beiträge über Ergebnisse aus der Forschung mit und um unsere grauen Zellen zu finden. Als konkretes Beispiel ist in der Ausgabe vom 10. Februar 2005 Seite 31f ein Artikel mit dem Titel „Knetmasse der Kultur – Das Gehirn ist erstaunlich formbar.“ nachzulesen.

Im Bereich der Hirnforschung wird für mich der, für unser Studium bestimmende und äußerst fruchtbare, Anspruch der Interdisziplinarität sehr deutlich. Wenngleich die Forscher aus ihrer jeweils eigenen Fachwissenschaft kommen, wirken ihre Ergebnisse oft weit über diesen hinaus. Die unvollständige Liste der Wissenschaften, die bei der Erforschung des menschlichen Gehirns mitwirken reicht von der Medizin bis zur Informatik, über Psychologie, Biologie, Chemie, Physik, Elektrotechnik und bringt tief greifende neue Ansichten auch für die Soziologie mit ihren vielen Teilbereichen, die Theologie, Philosophie, Pädagogik und Geschichtswissenschaft.

Wir nehmen immer mehr wahr, wie viele Lebensbereiche und –vorgänge von unseren Hirnfunktionen bestimmt werden. Damit steigt die Hoffnung denke ich, dass Lösungen aus „dieser Ecke“ der Wissenschaft für viele der heutigen gesundheitlichen Probleme kommen.

Die Alzheimer-Krankheit ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Fehlfunktionen der Gehirnleistung häufig die schrecklichsten Beeinträchtigungen der Lebensqualität für die Betroffenen und sein soziales Umfeld bedeuten können. (Singer 1994, VII)

Anhand aktueller Beiträge möchte ich nun der Frage nachgehen, inwiefern die Denkstruktur eines Erwachsenen veränderbar ist.

Dafür suchte ich zuerst Definitionen für den Begriff Denkstruktur. Darauf aufbauend widmete ich mich einer Beschreibung einer Funktionstheorie für das menschliche Gehirn und hoffe hier Antworten auf meine Eingangsfrage liefern zu können.

Anschließend führe ich zwei Kernbegriffe dieses Erklärungsmodells vor.

Danach stelle ich Faktoren für eine gute und eine weniger gute Entwicklung des menschlichen Gehirns dar um als Schluss meiner Arbeit einige Empfehlungen des Neurobiologen Gerald Hüther zu veranschaulichen.

2. Definition des Begriffes Denkstruktur

Eine Definition des Begriffes Denkstruktur habe ich nicht gefunden. Deshalb definiere ich den Begriff über seine beiden Bestandteile Denken und Struktur und führe die Einzelbestimmungen anschließend zu einer Übersetzung zusammen.

Zum Wort Denken bieten sich folgende Erklärungen an:

- „Mit Denken wird ein nicht beobachtbarer psychischer Vorgang bezeichnet, in dessen Verlauf Informationen erfasst und verarbeitet werden. Es kann betrachtet werden als Informationsverarbeitung und als Problemlösung.“ (Hobmair 1997, 122)
- Unter Denken werden alle Vorgänge zusammengefasst, die aus einer aktiven inneren Beschäftigung mit Vorstellungen, Erinnerungen und Begriffen eine Erkenntnis zu formen suchen.

Die innere Aktivität besteht aus dem Verknüpfen (Assoziation) oder bewusstem Entkoppeln der Gedankeninhalte, der Ideen, sowie deren Umformungen.

(aus wikipedia, der freien Enzyklopädie: http://de.wikipedia.org/wiki/Denken)

Struktur ist anhand ihrer Synonyme zu beschreiben:

- Anatomie, Anlage, Anordnung, Architektonik, Architektur, Aufbau, Bau, Gefüge, Gliederung, Ordnung, Organisation; Komposition, Konstruktion.
© Duden - Das Synonymwörterbuch, 3. Aufl. Mannheim 2004 [CD-ROM]

Damit wird hoffe ich verständlich, was ich unter Denkstruktur verstehe. Für mich ist es die Anlage des Denkens. Das geistige Gefüge nach dem Informationen vom Individuum verarbeitet werden. Die verstandesmäßige Anordnung von Problemlösungsstrategien.

3. Funktionsweise des Gehirns

Wie aber nun muss man sich nach dem heutigen Stand der Forschung die Funktionsweise des Gehirns vorstellen?

Dass das Wissen um die Funktionsweise unabdingbar für einen adäquaten Gebrauch ist, verdeutlicht Gerald Hüther mit seiner provokanten These, dass sich der so genannte zivilisierte Mensch mit allen möglichen hochtechnischen und komplizierten Geräten umgibt und für dessen Bedienung selbstverständlich eine Bedienungsanleitung zur Hand nimmt, aber offensichtlich glaubt, dies für seine hochtechnologischste Maschine – sein Gehirn – nicht nötig zu haben. Ich möchte diesen Gedanken wörtlich zitieren um den Lesern einen Eindruck zu geben mit welcher Leichtigkeit und welchem wunderbaren Humor der Autor seine Leser durch die Landschaft der Hirnforschung führt. Ich habe schon lange keine so amüsante und kurzweilige Fachliteratur mehr gelesen.

„Aber in eine Bedienungsanleitung für Ihr Hirn haben Sie bisher noch nie hineingeschaut. Weshalb eigentlich nicht? Waren Sie der Meinung, daß Ihr Gehirn schon von allein so funktioniert, wie es funktionieren soll? Dann war das leider ein Irrtum. Es funktioniert so, wie es mit Hilfe der darin angelegten Verschaltung funktionieren kann. Und welche Verschaltungen darin angelegt sind und zur Lösung von Problemen eingesetzt werden können, hängt ganz wesentlich davon ab, wie und wozu Sie Ihr Hirn bisher benutzt haben. Vielleicht hätten Sie sich doch schon früher einmal fragen sollen, ob die Art und Weise, wie Sie Ihr Gehirn bedienen, nicht unter Umständen dazu führt, daß es später für manche Aufgaben kaum noch einsetzbar ist.“ (Hüther 2001, 7)

Dass es sich bei unserem Gehirn um die hochtechnologischste „Maschine“ der Welt handelt bestätigt auch Wolf Singer, wenn er vom menschlichen Hirn als die „komplexeste Organisationsform von Materie“ spricht. (Singer 1994, VIII)

Durch den pädagogischen „Pisa-Urknall“ vor drei Jahren wurde der Hirnforschung zusätzlicher Antrieb gegeben. Im Leitartikel von SZ-Wissen Ausgabe März 2005 über Kindergartenpädagogik, beschreibt, im Beitrag von Christopher Schrader, Manfred Singer vom Frankfurter Max-Planck-Institut für Hirnforschung die Situation folgendermaßen, …“die Gehirne sind unsere wichtigste Ressource. Wir können es uns nicht leisten, damit umzugehen als wüssten wir nicht, wie sie funktionieren.“

(SZ-Wissen März 2005, 83)

3.1. Paradigmenwechsel

Die Geschichte der Hirnforschung ist älter als ich dachte. Schon die alten Griechen können als wissenschaftliche Hirnforscher bezeichnet werden. (Oeser 2002, 19)

3.1.1. Von der Anatomie des Gehirns zum Sitz der Seele

Die Entwicklung bis in unsere heutige Zeit war turbulent und wurde im 20. Jahrhundert geprägt durch die Suche nach den exakten Orten wo bestimmte Hirnfunktionen stattfinden. Auch wollte man für jede Emotion, ja jeden Gedanken einen passenden (Boten-)Stoff finden. Heute kommt man mehr und mehr davon ab und erkennt, das auch für das Hirn gilt: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. (Vgl. Oeser 2002)

So kann vereinzelt wieder gelesen werden, dass die Antike gar nicht so weit weg von der Wahrheit war, wenn Platon das Gehirn als Sitz der Seele bezeichnete ohne genau sagen zu könne, wo dieser genau ist. (ebd.) Wenngleich ich den Begriff Geist treffender finde als Seele.

So ist würde ich sagen das Organ, sind die chemischen Prozesse zwar ein Abbild aber keine Kopie des Denkens.

Hüther beschreibt den Paradigmenwechsel in der Hirnforschung sehr anschaulich:„Noch immer finde ich es spannend, was es in so einem Gehirn alles zu zerlegen, zu messen und zu untersuchen gibt. Aber ich glaube inzwischen nicht mehr daran, daß es uns auf diese Weise jemals gelingt zu verstehen, wie ein Gehirn, gar ein menschliches Gehirn, funktioniert.“

(Hüther 2001, 9)

3.1.2. Von den Genen zur Umwelt

An dieser Stelle möchte ich auch den Expertenstreit aufgreifen, ob die Gene oder die Umwelt das Gehirn mehr prägen.

Hüther positioniert sich hierzu wieder klar:

„Es gibt keine Faulheitsgene, Intelligenzgene, Melancholiegene, Suchtgene oder Egoismusgene. Was es gibt, sind unterschiedliche Anlagen, charakteristische Prädispositionen (Veranlagungen) und spezifische Vulnerabilitäten (Anfälligkeiten). Was aber letztendlich daraus wird, hängt von den jeweils vorgefundenen Erntwicklungsbedingungen ab.“

(Hüther 2001, 10 f.)

[...]

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Ein Vergleich aktueller Beiträge aus der Hirnforschung zur Frage: 'Inwiefern ist die Denkstruktur eines Erwachsenen veränderbar?'
Hochschule
Evangelische Fachhochschule Freiburg
Note
2,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
22
Katalognummer
V46623
ISBN (eBook)
9783638437721
Dateigröße
511 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Vergleich, Beiträge, Hirnforschung, Frage, Inwiefern, Denkstruktur, Erwachsenen
Arbeit zitieren
Christian Gotz (Autor:in), 2005, Ein Vergleich aktueller Beiträge aus der Hirnforschung zur Frage: 'Inwiefern ist die Denkstruktur eines Erwachsenen veränderbar?', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46623

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