Der Nutzen von Intelligenztests. Wie wird Intelligenz messbar gemacht?


Hausarbeit, 2008

14 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffsklärungen und Überblick

3. Die Geschichte der psychologischen Tests

4. Die Geschichte der Intelligenztestung

5. Intelligenztestung heute
5.1 Gruppentests
5.2 Intelligenzstrukturtest
5.2.1 Das Zweifaktorenmodell von Spearman (1927)
5.2.2 Die Mehr- oder Primärfaktorentheorie von Thurstone (1938)
5.2.3 Das bimodale Modell des Intelligenzaufbaus von Jäger (1984)

6. Gibt es kulturfreie und faire Intelligenztests?

7. Kritik und neue Forschungstrends
7.1 Gesellschafts- bzw. schulpolitisch begründete Kritik
7.2 Kritik am Inhalt der Testaufgaben
7.3 Kritik an der mangelnden theoretischen Begründung und reinen Resultat-orientiertheit der herkömmlichen Intelligenztestung
7.4 Ergänzung der reinen Statusdiagnostik durch das so genannte Lerntest-konzept
7.5 Adaptives Testen und computerunterstützte Testdarbietung

8. Schluss

9. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Diese Hausarbeit soll einen groben Überblick zum Thema Intelligenztests geben. Dabei stellen sich Fragen, wie „Wozu brauchen wir Intelligenztests, reichen schulische Ergebnisse nicht aus?“ oder „Wer bestimmt, was Intelligenz ist und wie man sie messbar machen kann?“ Mit diesen und anderen Fragen wird sich diese Hausarbeit beschäftigen. Dabei werden zunächst die wichtigsten Begriffe, wie Intelligenz, Intelligenzdaten oder Psychologische Tests, geklärt, bevor die Geschichte von psychologischen Tests dargestellt wird. Dabei geht es nicht nur um die wissenschaftliche Testung, sondern auch um die Ursprünge und die Idee Menschen zu testen und wie diese schon seit hunderten von Jahren die Menschen fasziniert.

Im Anschluss beschäftigt sich diese Hausarbeit mit der Geschichte der Intelligenztestung und damit, wie man von der Idee Intelligenz messbar zu machen bis hin zu den heute gebräuchlichen Intelligenztests viele Schwierigkeiten und Probleme überwinden und lösen musste. Nach dem geschichtlichen Überblick werden einige aktuelle Tendenzen in der Intelligenztestung erläutert, bevor die Frage geklärt wird, inwieweit Intelligenztests überhaupt fair und kulturfrei sein können. Zum Abschluss werden noch kritische Stimmen zum Thema Intelligenztests dargestellt und es werden Konstrukte vorgestellt, welche versuchen die kritisierten Probleme durch neue Ideen zu lösen.

2. Begriffsklärungen und Überblick

Bevor man sich dem Thema Intelligenztests inhaltlich nähern kann, müssen zunächst einige Begriffe geklärt werden.

Zum Einstieg in das Thema muss zunächst geklärt werden, was Intelligenz eigentlich ist. Dabei gibt es sehr viele verschiedene Ansätze und Definitionen, welche sich teilweise inhaltlich stark unterscheiden. Als Leitfaden für diese Hausarbeit soll die folgende Definition von Jäger und Petermann dienen:

„Intelligenz ist der Oberbegriff für die hierarchisch strukturierte Gesamtheit jener allgemeinen geistigen Fähigkeiten (Faktoren, Dimensionen), die das Niveau und die Qualität der Denkprozesse einer Persönlichkeit bestimmen und mit deren Hilfe die für das Handeln wesentlichen Eigenschaften einer Problemsituation in ihren Zusammenhängen erkannt und die Situation gemäß dieser Einsicht entsprechend bestimmten Zielstellungen verändert werden kann.“ (Jäger & Petermann 1992, S.399)

In Intelligenztests werden verschiedene Daten gesammelt, aus deren Gesamtheit dann der Intelligenzwert errechnet werden kann. Jäger und Petermann definieren den Begriff Intelligenzdaten wie folgt:

„Als Intelligenzdaten werden Informationen bezeichnet, die aus der Analyse der Lebens-, speziell aus der Bildungs- und Lerngeschichte eines Individuums, der aktuellen Schul-, Berufs- und Studienleistungen, aus der Beobachtung bei der Bewältigung von kognitiven Problemstellungen, aus der psychologischen Exploration und aus Intelligenztests gewonnen werden und Hinweise auf die Höhe (das Niveau) sowie auf die qualitativen Besonderheiten (das Intelligenzprofil bzw. die Intelligenzstruktur) eines Individuums geben.“ (Jäger & Petermann 1992, S. 398) Intelligenzdaten sind also nicht nur Intelligenztestdaten sondern auch Informationen über persönliche Leistungen und Probleme des Individuums.

Intelligenztests sind psychologische Tests. Da es aufgrund der vielfältigen Formen und Arten keine konkrete Definition von Intelligenztests gibt findet an dieser Stelle eine Definition von Guthke über Psychotests Anwendung, welche besagt, dass sie ein diagnostisches Prüfexperiment des Psychologen sind, „mit dem er in von der Instruktion und Aufgabenstellung her weitgehend standardisierten Situationen Informationen über die Fähigkeiten (Intelligenz, Begabung), Kenntnisse, Fertigkeiten, Einstellungen und Charaktereigenschaften von Menschen gewinnt. (Guthke 1996, S. 11)

3. Die Geschichte der psychologischen Tests

Die Geschichte des psychologischen Tests als Untersuchungsinstrument beginnt erst am Ende des 19. Jahrhunderts. Die Idee eines Tests, besonders als Eignungsprüfung ist jedoch schon sehr alt. Schon im Alten Testament, im Buch der Richter, „wird beschrieben, wie Gideon auf Gottes Empfehlung sein Heer für den später siegreich bestandenen Kampf gegen die Midianiter auswählte.“ (Guthke 1996, S. 20) Dabei führte er zunächst einen Auslesetest durch und prüfte dann die übrig Gebliebenen auf ihre Selbstbeherrschung. (vgl. Guthke 1996, S. 19, 20)

Im alten China, in der Han-Zeit, mussten Beamtenanwärter mit Hilfe von gewissen Prüfungen ihr Können und ihre Intelligenz unter Beweis stellen. Somit konnte eine Vetternwirtschaft und eine Auswahl der Beamten nach sozialen Privilegien ausgeschlossen werden. (vgl. Guthke 1996, S. 20)

Das bekannteste Beispiel früher Testungen ist wohl die Sphinx, welche dem König Ödipus ein Rätsel aufgab, das er lösen musste, um die Stadt Theben vor dem drohenden Untergang zu retten. Bei Nichtlösung wollte ihn die Sphinx verschlingen. Er löste das Rätsel und die Sphinx stürzte sich der Sage nach in einen Abgrund. (vgl. Guthke 1996, S. 21)

Bereits im Mittelalter gab es regelrechte Testwettbewerbe, um die musische Befähigung z.B. von Minnesängern herauszufinden. Auch unter den Gelehrten war es üblich, sich in Ratewettbewerben zu messen, bei denen Wissen und Schlagfertigkeit getestet worden. Das Mittelalter kam jedoch auch zu negativer Berühmtheit in Hinblick auf Tests, durch die so genannten Gottesproben. So wurden zum Beispiel vermeintliche Hexen getestet. Der Ausgang dieser Hexenproben war in den meisten Fällen tödlich. (vgl. Guthke 1996, S. 22)

Bekannt sind auch die Initiationsriten von Indianern. Dabei müssen männliche Jugendliche bestimmte Prüfungen durchlaufen, bevor sie in den Kreis der Erwachsenen aufgenommen werden und den Status eines Kriegers erreichen können. (vgl. Guthke 1996, S. 22)

Wie bereits erwähnt ist die Geschichte des Tests als wissenschaftliche Untersuchung noch relativ jung. „Die Wurzeln des Tests sind vor allem in Deutschland, Frankreich und England zu finden.“ (Guthke 1996, S. 23) Die ersten Tests stammen von Galton und Cattell und orientierten sich hauptsächlich auf die einfachen sensorischen und motorischen Leistungen. Aus diesen versuchte man dann Lern- und Denkleistungen vorherzusagen. Diese fehlende inhaltliche Füllung wurde auch bei späteren Testverfahren noch stark kritisiert. Das zweite Problem war, dass sie zum Zweck einer Selektion und zur Züchtung einer intelligenteren Menschenrasse angelegt waren und das keinesfalls das Ziel von psychologischen Tests sein darf. (vgl. Guthke 1996, S. 28)

4. Die Geschichte der Intelligenztestung

Die Herrschenden in Frankreich erkannten bereits Ende des 19. Jahrhunderts, dass eine gewisse Grundbildung in der Bevölkerung zur Produktivitätssteigerung von entscheidendem Vorteil ist. Aus diesem Grund bekam Alfred Binet 1904 „den Auftrag, ein Aufnahmeverfahren für die zu gründenden Sonderschulen auszuarbeiten. Mit dessen Hilfe sollten die echt Intelligenzgeschädigten unter den schulversagenden Kindern der Normalschule für die Hilfsschule ausgewählt werden.“ (Guthke 1996, S. 30) Damit wurde Binet zum Begründer des ersten praktisch einsetzbaren Intelligenztests. Dabei erkannte er früh, dass Intelligenz auch die Fähigkeit zu komplexen Denkleistungen beinhaltet, zu denen er auch Fähigkeiten, wie Kombinationsvermögen, Urteilsfähigkeit und andere zählte. Dabei stieß Binet jedoch auf ein gravierendes Problem, welches auch heute noch Testkonstrukteure beschäftigt. Dieses Problem besteht darin, dass sich die einfachen Leistungen des Psychischen zwar exakter messen lassen, ihre Validität jedoch meist zu wünschen übrig lässt. Auch komplexere psychische Leistungen sind oft nicht exakt zu verfassen.(vgl. Guthke 1996, S. 31)

Für seine Intelligenztests benutzte Binet vorwiegend sprachliche Aufgaben. So mussten zum Beispiel Unterscheidungen zwischen verschiedenen alltäglichen Dingen erkannt werden, unvollständige Sätze mussten ergänzt, verstanden und nachgesprochen werden. Neben diesen sprachlichen Aufgaben gab es auch sprachunabhängige Aufgaben, wie z.B. das Erkennen von Sinnwidrigkeiten in Bildern oder Ausschneideproben. (vgl. Guthke 1996, S. 33)

Anhand der Ergebnisse seiner Intelligenztests legte Binet fest, welche Aufgaben welchen Schwierigkeitsgrad haben. Im Anschluss verglich er die Ergebnisse miteinander und schaute, welche Aufgaben die Mehrzahl der Kinder einer bestimmten Altersgruppe lösen konnte. Auf der Basis dieser Ergebnisse konstruierte er dann eine Altersreihe, welche die Aufgaben beinhaltete, die z.B. von den meisten Sechsjährigen gelöst werden konnte. Diese Altersreihen wurden zunächst für die Altersstufen 3-12 entwickelt und erprobt. Wurden nun Kinder getestet, so verglich man das Ergebnis dieses Kindes mit den Leistungen seiner Altersgenossen oder mit jüngeren oder älteren Kindern. Löst das Kind alle Aufgaben seiner und der darunter liegenden Altersstufen, dann entspricht sein biologisches Alter seinem Intelligenzalter. Löst es nur Aufgaben, die unter seinem Lebensalter liegen, dann ist das Intelligenzalter niedriger als das biologische Alter. Löst es die Aufgaben seiner Altersstufe und die von höheren Altersstufen, dann wird das Intelligenzalter höher sein als das biologische. Das Problem bei dieser Art der Intelligenzwertentwicklung ist, dass ein Altersunterschied von 2 Jahren zwischen Intelligenz- und biologischem Alter bei einem zweijährigen Kind deutlich gravierender ist, als zum Beispiel bei einem 14-jährigem Kind. Während bei dem zweijährigen Kind der Altersunterschied die Hälfte des gesamten Lebens beträgt, so sind es bei dem 14-jährigen Kind nicht einmal ganz 20 % des Lebensalters. (vgl. Guthke 1996, S. 33f)

Aufgrund dieser Unstimmigkeiten schlug der Psychologe Stern vor, aus dem Unterschied den so genannten Intelligenzquotienten zu berechnen, in dem man das tatsächliche Alter durch das Intelligenzalter dividiert. Das war für Kinder eine gute Lösung, allerdings gab es zu diesem Zeitpunkt noch keine Möglichkeit, den Intelligenzquotienten von Erwachsenen herauszufinden. (vgl. Guthke 1996, S. 34f)

Aus diesem Grund schlug bereits in den Dreißigerjahren der amerikanische Psychologe Wechsler vor, aus den für die jeweilige Altersgruppe benutzten Testaufgaben und ihren Ergebnissen die Rohwerte zu bestimmen. Das heißt den Erwachsenen wurden Testaufgaben gegeben, welche sie lösen sollten. Die Anzahl der richtig und falsch gelösten Aufgaben wurde dann ausgewertet und für jede Altersgruppe wurde die Durchschnittsleistung (Mittelwert) und die durchschnittliche Streuung (Standard-abweichung) um diesen Mittelwert berechnet. Diese Werte konnten nur durch zahlreiche Voruntersuchungen mit dem Test an einer möglichst großen und repräsentativen Stichprobe erlangt werden. Anhand dieser Normierung konnte nun der Intelligenzquotient anhand einer positiven, bzw. negativen Abweichung der individuellen Leistung vom Durchschnitt berechnet werden. Die individuelle Intelligenzleistung wird also „zur durchschnittlichen Intelligenzleistung“ (Guthke 1996, S. 36) der jeweiligen Altersgruppe in Beziehung gesetzt. Anhand dieser Überlegungen entwickelte Wechsler dann den wohl berühmtesten Intelligenztest, nämlich den HAWIE (Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für Erwachsene) und den HAWIK für Kinder. Diese beiden Tests sind die weltweit wohl am häufigsten angewandten Intelligenztests. (vgl. Guthke 1996, S. 35f)

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Der Nutzen von Intelligenztests. Wie wird Intelligenz messbar gemacht?
Hochschule
Universität Augsburg
Note
2,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
14
Katalognummer
V465975
ISBN (eBook)
9783668927919
ISBN (Buch)
9783668927926
Sprache
Deutsch
Schlagworte
nutzen, intelligenztests, intelligenz
Arbeit zitieren
Lydia Rössel (Autor:in), 2008, Der Nutzen von Intelligenztests. Wie wird Intelligenz messbar gemacht?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/465975

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