Der Zusammenhang von Medien und Gewalt


Hausarbeit, 2005

17 Seiten, Note: gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffliche Klärung
2.1 Gewalt
2.2 Aggression
2.3 Medien

3. Thesen der Gewaltwirkungsforschung
3.1 Katharsisthese
3.2 Frustrations-Aggressions-These
3.3 Vorsicht Bildschirm
3.4 Umgang mit Medien

4. Prävention

5. Fazit

6. Ausblick

Literaturverzeichnis

Anhang

1. Einleitung

Das Thema Gewalt ist in den letzten Jahren immer mehr in das öffentliche Interesse getreten. Nach Berichten von Massakern an amerikanischen Highschools, erfolgten auch in Deutschland Gewalttaten an Schulen. Eine traurige Tat war sicherlich am 26. April 2002 am Gutenberg Gymnasium in Erfurt. An dieser Schule tötete ein 19jähriger Schüler in einem Amoklauf 16 Schüler/innen und Lehrer/innen. Bis zu diesem Zeitpunkt war es unvorstellbar, dass auch in Deutschland jemals so eine schrecklich Tat passieren könnte.

Bereits kurz nach diesem Ereignis wurde in der Bevölkerung eine Diskussion entfacht, wie ein Jugendlicher so ein enormes Gewaltpotential entwickeln konnte. Eine Teilantwort war schnell gefunden. Der Einfluss von gewaltverherrlichenden Computerspielen und Filmen geriet in die Kritik. Sie galten als Möglichkeit negativer Beeinflussung von Jugendlichen auf ihr soziales Verhalten.

Wurden Jugendliche früher hauptsächlich durch Medien wie Theater, Märchenbücher oder Jugendbücher geprägt, so geschieht dies heute vermehrt durch den Computer, Kino oder das Fernsehen.

In breiten Bevölkerungskreisen wird vermutet, dass sich der Einfluss von Medien verstärkend auf die Gewaltbereitschaft Jugendlicher auswirkt. Im Gegensatz dazu ist die Meinung der wissenschaftlichen Literatur nicht eindeutig. Auffällig ist jedoch, dass sich das Umsatzvolumen von Online-Rollenspielen von 81 Millionen US-Dollar im Jahre 2000 auf 3,7 Milliarden in 2005 gesteigert hat.[1]

Eine weitere interessante Frage ist auch, ob die Gewalt tatsächlich angestiegen ist oder ob es sich lediglich um ein subjektives Empfinden der Öffentlichkeit handelt, welches wiederum durch die Medien verursacht sein könnte.

Diese Hausarbeit soll die Frage klären, inwieweit Medien die Gewaltbereitschaft Jugendlicher beeinflussen können.

2. Begriffliche Klärung

2.1 Gewalt

Gewalt ist eine Bildung aus dem althochdeutschen Verb „walten“ bzw. „waltan“. Dies ist gleich zu setzen mit stark sein, beherrschen.[2] Von der etymologischen Wurzel her hat der Begriff Gewalt daher die Bedeutung des „Verfügenkönnen [sic] über innerweltliches Sein“.[3] Daher hebt der Terminus Gewalt ursprünglich auf die Fähigkeit zur Durchführung einer Handlung ab, beinhaltet aber kein Urteil über die Rechtmäßigkeit dieser Handlung.

Aus diesem Grund ist eine Definition für den Begriff Gewalt nicht eindeutig zu treffen. Je mehr man sich damit befasst, desto schwieriger wird es den Begriff einheitlich zu erläutern. Er muss vielmehr im Kontext seiner Verwendung gesehen werden. Das bedeutet, dass der Terminus in unterschiedlichen Bereichen unterschiedliche Bedeutungen hat, wie zum Beispiel in der Politik, der Rechtswissenschaft und der Soziologie.[4]

Der Friedensforscher und Soziologe Johan Galtung unterteilt den Begriff Gewalt in 6 unterschiedliche Typen. Er differenziert Gewalt wie folgt:[5]

1. psychische oder physische Gewalt,
2. negative und positive Gewalt,
3. objektbezogene und objektlose Gewalt,
4. personale oder strukturelle Gewalt,
5. intendierte und nicht intendierte Gewalt und
6. manifeste und latente Gewalt.

In dieser Hausarbeit soll die soziologische Sichtweise betrachtet werden.

Hiernach ist Gewalt häufig mit einer illegitimen Ausübung von Zwang gleich zu setzen. Der Wille, zum Beispiel einer Person, wird missachtet oder gebrochen (englisch force, lateinisch vis oder violentia). Ziel dieser Handlung ist es, einen Anderen psychisch und physisch zu schädigen oder damit zu drohen. „Gewalt gilt hier als symbiotisches Korrelat zur Macht und wird als letzte Deckungsgarantie für machtbezogene Kommunikation verstanden.“[6]

Somit ist Gewalt ein Augenblick von Macht. Es soll zwanghaft gegen den Willen eines Anderen der eigene Wille durchgesetzt werden.

2.2 Aggression

Wenn man den Terminus Gewalt untersucht, muss man sich zwangsläufig auch mit der Aggression auseinandersetzen. Beide stehen in enger Verwandtschaft.

Wie bei der Gewaltdefinition ist der Begriff Aggression nicht eindeutig zu bestimmen. So äußert sich Aggression in unterschiedlicher Weise. Sie kann offen oder verdeckt, vollzogen oder phantasiert, physisch oder verbal ausgeübt werden.[7] Im Gegensatz zur Gewalt steht bei der Aggression (lat. aggressio, Angriff, Attacke) ein Angriffsverhalten des Menschen gegen ein anderes Individuum im Blickfeld.[8] Auch wird die Aggression als eine dauerhafte Bereitschaft zu aggressivem Verhalten verstanden. In der Verhaltensforschung wird die Aggression als ständig fließende Quelle gesehen, die dem betroffenen Menschen zu unkontrollierten Ausbrüchen von Aggression zwingt und ihn bis zu selbst-destruktiven Zügen oder gar zum Selbstmord führen kann. Aggression und Gewalt stehen daher in engem Zusammenhang.[9]

2.3 Medien

Unter Medien versteht man die Verbreitung von Informationen in Bild, Schrift, Musik und Sprache. Sie sind also Kommunikationsmittel zwischen Menschen. Medien haben sich in den letzten Jahren einem starken Wandeln unterzogen. Neben den sogenannten „alten“ Medien, wie Sprache, Printmedien (Zeitschriften, Zeitungen, Flugblatt und Bücher), Fernsehen und Radio, gewinnen die sogenannten „neuen“ Medien Internet/Computer sowie Handy verstärkt an Bedeutung. Medien lassen sich nach vier technischen Kriterien unterteilen:[10]

1. Primäre Medien: Eine Kommunikation findet ohne technische Hilfsmittel statt. Hierunter ist zum Beispiel die verbale (oder auch nonverbale) Kommunikation zwischen zwei Partnern zu verstehen.
2. Sekundäre Medien: Lediglich ein Kommunikationspartner nutzt technische Hilfsmittel, wie zum Beispiel Printmedien.
3. Tertiäre Medien: Beide Kommunikationspartner benutzen technische Hilfsmittel. Beide könnten gemeinsam Fernsehen oder Radio hören.
4. Quartäre Medien: Hierfür ist zwingend ein Computer notwendig. Mehrere Kommunikationspartner können gleichzeitig, zum Beispiel via Internet, miteinander in Kontakt treten. Fraglich ist ob dieses Medium nicht zu den tertiären Medien zugerechnet werden könnte.

Der Schwerpunkt dieser Hausarbeit soll auf die Medien Fernsehen sowie Computer/Internet gelegt werden.

3. Thesen der Gewaltwirkungsforschung

3.1 Katharsisthese

In der wissenschaftlichen Forschung gibt es unterschiedlichen Thesen darüber, wie Gewalt oder Aggression entstehen können. Im Folgenden soll zunächst die Katharsisthese betrachtet werden, welche sich auf Aristoteles zurückführen lässt. Der Begriff Katharsis stammt aus dem griechischen und bedeutet Reinigung. Der Hauptverfechter der aristotelischen Katharsistheorie war der Psychologe Seymour Feshbach.

Die Theorie der Katharsisthese beruht auf den Trieb oder die Triebkraft der Aggression des Menschen. Das bedeutet, dass jeder Mensch in sich einen Speicher von Aggression hat. Beim Betrachten von Gewaltfilmen wird dieser Speicher entladen und verhilft dem Fernsehkonsumenten zu einer Entspannung. Durch das wahrnehmen einer Gewaltszene wird die persönliche Aggressivität abgebaut und so ein Aggressionsausbruch verhindert. Es kommt zu Entladung von Aggressionen.

In einem Experiment wurden 6 bis 12 jährige Jungen vor dem schlafen gehen aggressive Filmszenen vorgeführt. Einige der Jungen, die weniger aggressive Bilder gesehen hatten, bekamen in der Nacht auch weniger intensive und aggressive Träume, als die Gruppe mit den stärkeren Gewaltszenen. Dieses Ergebnis wurde durch die Wissenschaftler als positiver Katharsiseffekt betrachtet.[11]

Ein ähnlicher Versuch mit erwachsenen Probanden führte jedoch zu einem entgegengesetzten Ergebnis. Dieses wurde darauf zurück geführt, dass die Probanden „(...)relativ intellektuelle(...)“[12] Personen waren. Weitere Studien und Experimente, die die Katharsistheorie stützten sollten, brachten keinen endgültigen Beweis dieser These. Selbst Seymour Feshbach ist von seiner Ansicht abgerückt. Diese Theorie wird heute nur noch von wenigen Wissenschaftlern vertreten.

Martin Spitzer zieht in seinem Buch „Vorsicht Bildschirm“ das Resümee: „Wie bereits erwähnt, findet sich in den zahlreichen Untersuchungen zu den Auswirkungen von medialer Gewalt kein Hinweis auf das Zutreffen der Katharsistheorie. So interessant diese Theorie auch sein mag, sie hat einen Schönheitsfehler: Sie ist falsch.“[13]

[...]


[1] Vgl. PIEPER, C.: Die Kapitalisten von Kalimdor. In: Der Spiegel, 2005, Heft 27, 2005, S.86f.

[2] Vgl. www.wikipedia.org/wiki/Gewalt. [05.07.2005]

[3] www.wikipedia.org/wiki/Gewalt. [05.07.2005]

[4] Vgl. www.wikipedia.org/wiki/Gewalt. [05.07.2005]

[5] Vgl. HANKE, Ottmar: Gewaltverhalten in der Gleichaltrigengruppe von männlichen Kindern und Jugendlichen. Reihe Pädagogik, Band 15, Pfaffenweiler: Centaurus-Verlagsgesellschaft, 1998, S. 43ff.

[6] www.wikipedia.org/wiki/Gewalt

[7] Vgl. FRAAS, H.-J.: Aggression. In: Religion in Geschichte und Gegenwart. 4. Auflage, Band1, Tübingen: Mohr-Verlag, 1998, S. 183f.

[8] Vgl. AKSU, F.: Aggression. In: Pschyrembel, W.: Pschyrembel Klinisches Wörterbuch. 256.Auflage, Berlin, New York: de Gruyter, 1990, S. 28f.

[9] Vgl. FRAAS,H.-J.: Aggression. In: Religion in Geschichte und Gegenwart. 4. Auflage, Band1, Tübingen: Mohr-Verlag, 1998, S. 183f.

[10] Vgl. Medien. http://de.wikipedia.org/wiki/Medien. [07.07.2005]

[11] Vgl. KUNCZIK, M.: Gewalt im Fernsehen. Eine Analyse der potentiell kriminogenen Effekte. Köln, Wien: Böhlau Verlag, 1975, S. 157.

[12] KUNCZIK, M. (1975): a.a.O. S. 157.

[13] SPITZER. Manfred: Vorsicht Bildschirm. Band 1. 2. Auflage, Stuttgart, Düsseldorf, Leipzig: Ernst Klett Verlag, 2005, S. 274.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Der Zusammenhang von Medien und Gewalt
Hochschule
Universität Osnabrück
Note
gut
Autor
Jahr
2005
Seiten
17
Katalognummer
V46587
ISBN (eBook)
9783638437424
ISBN (Buch)
9783638598170
Dateigröße
413 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Positiv bewertet: Gliederung der Arbeit, Problemaufriss sehr gut, Klärung und Definition relevanter Begriffe, Zusammenfassung und Fazit der Arbeit und Orthografie, Interpunktion und Sorgfalt.
Schlagworte
Zusammenhang, Medien, Gewalt
Arbeit zitieren
Bodo Böke (Autor:in), 2005, Der Zusammenhang von Medien und Gewalt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46587

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Titel: Der Zusammenhang von Medien und Gewalt



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