Die Methode der Selbstbewertung in der Schule. Didaktische Möglichkeiten von Schreibkonferenzen


Hausarbeit, 2011

14 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

1 Einleitung

2 Aufbau und Durchführung von Schreibkonferenzen

3 Reflexion über die Methode von Schreibkonferenzen
3.1 Vorteile beim Einsatz von Schreibkonferenzen im Unterricht
3.2 Schwierigkeiten beim Einsatz von Schreibkonferenzen im Unterricht

4 Fazit

5 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Schreibkonferenzen sind seit über 20 Jahren nicht mehr aus dem Deutschunterricht und der gängigen Schreibdidaktik wegzudenken. Sie zählen daher seit mehr als zwei Jahrzehnten zu den gängigen Methoden, mit denen Kinder bereits in den ersten Schuljahren zu “selbstverantwortlichen und selbstbewußten AutorInnen” (Spitta/Bergk: S. 1) ausgebildet werden sollen. Als eine der renommiertesten Deutschdidaktikerinnen führte Gudrun Spitta die Methode der Schreibkonferenzen in den Unterricht der späten 1980er Jahre ein, und etablierte binnen kürzester Zeit eine Methodik des selbstkritischen Schreibens, die bis heute einerseits umjubelt, andererseits jedoch auch stark diskutiert wird.

Im Rahmen dieser Arbeit soll die didaktische Methode der Schreibkonferenzen und die differenzierte Diskussion über diese Form selbstkritischen Schreibens genauer betrachtet werden. Hierdurch soll der Versuch unternommen werden, die Chancen und Schwierigkeiten der Methode kritisch zu reflektieren und ihren Stellenwert in der heutigen Schreibdidaktik zu ermitteln. In einem ersten Abschnitt wird sich die Arbeit zunächst mit dem Aufbau und der schulinternen Durchführung von Schreibkonferenzen auseinandersetzen. Außerdem werden die Ziele von Schreibkonferenzen in diesem Teil ansatzweise vorgestellt. Als wissenschaftliche Grundlage hierfür sollen die Ausführungen von Gudrun Spitta zum Thema Schreibkonferenzen aus der Grundschulzeitschrift 30/1989 fungieren. Im zweiten Schritt wird sich die Arbeit den didaktischen Chancen und Vorteilen des Einsatzes von Schreibkonferenzen im Schulunterricht widmen. Diese sollen ebenfalls primär anhand der Arbeiten Spittas dargestellt werden. Der dritte Abschnitt thematisiert hingegen kontrastiv die Schwierigkeiten, die bei einem Einsatz von Schreibkonferenzen entstehen können. Dieser Teil wird sich primär mit den Ausführungen Michael Becker-Mrotzeks beschäftigen, der sich noch Anfang des neuen Jahrtausends mit dem Phänomen von Schreibkonferenzen auseinandersetzte. Abschließend soll es schließlich das Ziel dieser Arbeit sein, die Qualität der Methode Schreibkonferenzen in einem zusammenfassenden Fazit treffend zu erörtern, indem die Chancen und Schwierigkeiten der Methode gegeneinander abgewogen werden.

2 Aufbau und Durchführung von Schreibkonferenzen

Gemäß den Ausführungen Spittas handelt es sich bei der Schreibkonferenz um eine Methode zur Schreibentwicklung von Kindern, die bereits in der dritten oder vierten Schulklasse Einzug in den allgemeinen Schreib- und Literaturunterricht halten kann.

Zur Einführung der Methode ist es zunächst sinnvoll festzustellen bzw. als Lehrkraft dafür zu sorgen, dass Schreiben in Freiarbeit in der Schule als etablierte Unterrichtsmethode vorhanden ist, da dies die unvermeidbare Voraussetzung für den Einsatz von Schreibkonferenzen bildet. Daher empfiehlt Spitta zunächst “wöchentlich mindestens drei- bis viermal freie ‹‹Schreibzeiten›› im Rahmen eines Wochenplanunterrichts” (Spitta: S. 6). Außerdem sei es für die richtige und didaktisch- effektivste Durchführung der Konferenzen im Unterricht elementar wichtig, die sogenannten Konferenzrituale (vgl. Spitta: S. 6) zu berücksichtigen, die sich wie ein roter Faden durch die Schreibkonferenz ziehen und ihren Aufbau organisieren. Unter Konferenzritualen versteht Spitta hierbei vorwiegend bestimmte, innerhalb einer Schreibkonferenz immer wieder kehrende “Spielregeln”, die der Organisation und der sauberen Durchführung der Schreibkonferenzen dienen (vgl. hierzu: Niemer: S. 21).

Bei der Durchführung der Schreibkonferenz im Rahmen der freien Schreibzeiten schreiben die Kinder zunächst einen Text in Freiarbeit. Dabei müssen sie keine thematischen oder formalen Vorschriften berücksichtigen. Sprich, was den Kindern einfällt, kann aufgeschrieben werden. Anschließend sucht sich jeder Schreiber zwei beliebige Kinder aus, die für seine/ihre Geschichte als eine Art Lektoren fungieren. Die Schreiber können ihre Texte abweichend aber auch innerhalb der gesamten Klasse vorstellen und zusammen mit allen Mitschülern den Entwurf überarbeiten (vgl. Spitta: S. 8). Autor und Lektoren haben nun im Folgenden die Aufgabe, die Geschichte des Schreiberkindes gemeinsam zu optimieren, was sich sowohl auf orthografische Merkmale, Verständnisprobleme als auch inhaltliche Änderungen oder Spezifizierungen beziehen kann. Wird der Text nun von allen beteiligten Kindern akzeptiert und für gut befunden, tritt das Autorenkind im Rahmen einer besonderen Schulstunde die Veröffentlichung seines Textes an. Wahlweise kann vorher auch noch die betreffende Lehrkraft im Rahmen einer abschließenden „,Endredaktion‘“(Spitta: S. 8). als Lektor konsultiert werden. Anschließend liest das Autorenkind den fertigen Text einmal oder mehrmals vor der Klasse und seinem/ ihrem Lehrer vor und kann ihn anschließend, unter eventueller Mithilfe der betreuenden Lehrkraft, in computergenerierter Version in der Öffentlichkeit publizieren, in einem Sammelordner ausstellen, mit nach Hause nehmen oder vieles mehr. Aus zahlreichen Untersuchungen ist dabei bekannt, dass das Schreiben und Vorlesen der Arbeiten den Schülern sehr viel Spaß macht, und die sogenannten “Veröffentlichungsstunden” und die anschließende öffentliche Präsentation der Texte aus didaktischer Perspektive nachhaltig das Selbstbewusstsein der Kinder stärken (vgl. Niemer: S. 21). Durch die Schreibkonferenz erfährt das Autorenkind also zum einen, auf welche Weise Schriftsteller an ihren Werken arbeiten, was ein textueller Entwurf bzw. ein Manuskript ist, und können zum Anderen ihre Leistung im Rahmen von Veröffentlichungen gebührend “feiern”.

Die Methode der Schreibkonferenzen besitzt somit folgende Ziele: Zunächst einmal sollen die Schüler die Produktion eines Textes als einen Entstehungsprozess begreifen, bei dem zunächst ein Entwurf angefertigt wird, der anschließend überarbeiteten werden kann und auch überarbeitet werden soll. Die Kinder sollen dadurch lernen, ihren Primär-Texte nicht als unveränderbar anzusehen, sondern das Schreiben eines Textes als mehrstufigen Prozess zu begreifen (vgl. Spitta: S. 8). Als zweites Ziel von Schreibkonferenzen sollen die Kinder lernen, diskursiv mit Texten zu arbeiten, sich bei der Anfertigung eines Textes zu organisieren (Vgl. Spitta: S. 8), und frei und ungezwungen zu schreiben. Zudem hat die Methode zum Ziel, die Kritikfähigkeit der Kinder zu schulen. Als letztes Ziel sollen Schreibkonferenzen dafür sorgen, dass das Selbstbewusstsein der Kinder durch Rückmeldungen und Veröffentlichungen gestärkt wird (vgl. Niemer S. 21).

Im Folgenden Abschnitt soll nun nach der Vorstellung des Aufbaus und der Durchführung von Schreibkonferenzen der Blick dahingehend gelenkt werden, welche didaktischen Vorteile und Nachteile der in der Forschung kontrovers diskutierte Ansatz der Schreibkonferenz nach Gudrun Spitta besitzt.

3 Reflexion über die Methode von Schreibkonferenzen

3.1 Vorteile beim Einsatz von Schreibkonferenzen im Unterricht

Zahlreiche Fachdidaktiker schwören auf die Schreibkonferenz als Methode, die zu einer Form selbstkritischen Schreibens von Kindern führen soll. Hierzu zählen unter anderem die Entwicklerin der Methode selbst, Gudrun Spitta, aber auch Mechthild Dehn, Heide Niemann, Marion Bergk und viele andere, die in dem Einsatz von Schreibkonferenzen im Schulunterricht eine sehr gute Möglichkeit zur Förderung kindlicher Schreibmotivation und selbstkritischer Reflexion über das eigene Geschriebene sehen.

Werden nun die Ausführungen der verschiedenen Didaktiker zum Thema “Schreibkonferenzen” näher betrachtet, so lassen sich zahlreiche vermeintliche Vorteile dieser Methode gegenüber anderen herausarbeiten. Zum ersten sei die Schreibkonferenz ein hervorragendes Mittel, um im Klassenraum den Lärmpegel zu senken und für Ruhe zu sorgen (vgl. Spitta/ Bergk: S. 1). Die Kinder wären bei der Textarbeit innerhalb der einzelnen Schreibkonferenzen deutlich konzentrierter und würden sich im Sinne “eines (…) Problemlösungsprozesses” (Spitta: S. 6) sehr gut auf die zu leistende kognitive Arbeit einlassen, ohne durch Nebengespräche oder dergleichen abgelenkt zu werden.

Ein zweiter wichtiger Vorteil, der von den Didaktikern bei der Verwendung von Schreibkonferenzen gegenüber anderen Methoden gesehen wird, ist ihre Eigenschaft, Schreibschwierigkeiten der einzelnen Schüler in den Unterricht integrieren zu können (vgl. Spitta/ Bergk: S. 1). Dies geschieht vor allem dadurch, dass sich die Schüler innerhalb einer Schreibkonferenz gemeinsam mit einem Text auseinandersetzen würden und somit die Schreibschwierigkeiten schreibend abgebaut werden können. Bei anderen Methoden würden hingegen sowohl die Schreibschwierigkeiten als auch die Kinder mit den selbigen bewusst isoliert und somit die Probleme losgelöst vom eigenen Schreibprozess bekämpft. Um die Integration der Schreibkonferenzen in den normalen Schulalltag gewährleisten zu können, setzten die Befürworter dieser Methode vor allem auf sogenannte “Konferenzrituale”, die von freien Schreibzeiten bis hin zu Veröffentlichungsstunden reichten (vgl. Spitta: S. 6-7). Diese Rituale werden auch in der Praxis, wie bereits beschrieben, als wesentliche Strukturierungsgrundlagen von Schreibkonferenzen verstanden (vgl. Niemer: S. 21).

Der dritte Vorteil, der die Schreibkonferenzen gegenüber anderen Methoden auszeichne, sei der Gewinn von Zeit für die Lehrkraft, welche “vor allem weniger LehrerIn-Arbeit am häuslichen Schreibtisch” (Spitta/ Bergk: S. 1) zu leisten habe. Der Lehrkörper habe somit viel stärker als im normalen Frontalunterricht die Möglichkeit, seine Kompetenz und Kraft in den Schreibprozess der Kinder selbst zu investieren. In erster Linie besitze der Lehrer im Konzept der Schreibkonferenzen daher auch eine “Vorbildfunktion für die beteiligten Kinder” (Spitta: S. 8), welche an diesen teilnehmen würden. Ein zentraler weiterer Vorteil der Schreibkonferenzen gegenüber anderen Methoden sei, dass sie den schreibenden Kindern ihren eigenen Schreibprozess bewusst machten. Die Methode unterstütze durch ihre „diskursive Form der Textbearbeitung“ (Becker-Mrotzek: S. 49) die Kinder dabei, ihr eigenes Schreiben gemeinsam mit anderen Kindern zu reflektieren und einen „Begriff [von] `Entwurf`“ (Spitta: S. 8) auszubilden, so wie er von den großen Literaten der Weltgeschichte verstanden wird. Hierdurch hätten die Kinder die Möglichkeit, im Verlauf mehrerer Schreibkonferenzen ihren Textbegriff zu erweitern und auszubauen.

Der letzte Vorteil, der implizit von den Befürwortern der Methode dargestellt wird, ist die Reifung des eigenen Selbstvertrauens der Kinder durch die Veröffentlichung ihrer Texte in der Klasse und darüber hinaus. Daher seien Veröffentlichungen in so genannten Veröffentlichungsstunden „unabdingbar“ (Niemer: S. 21) für den produktiven Einsatz von Schreibkonferenzen.

Im Folgenden sollen den zahlreichen vermeintlichen Vorteilen von Schreibkonferenzen nun die eventuellen Schwierigkeiten der Methode argumentativ gegenübergestellt werden. Hierbei wird sich die Arbeit insbesondere mit der Position Michael Becker-Mrotzeks und seinen Kritiken an der Methode der Schreibkonferenzen beschäftigen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Die Methode der Selbstbewertung in der Schule. Didaktische Möglichkeiten von Schreibkonferenzen
Hochschule
Universität Hamburg  (Fakultät für Erziehungswissenschaften)
Note
1,3
Autor
Jahr
2011
Seiten
14
Katalognummer
V465295
ISBN (eBook)
9783668925083
ISBN (Buch)
9783668925090
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schreibkonferenzen, Deutsch-Didaktik
Arbeit zitieren
Bernd Appel (Autor:in), 2011, Die Methode der Selbstbewertung in der Schule. Didaktische Möglichkeiten von Schreibkonferenzen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/465295

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