Auswirkungen des elterlichen Erziehungsstils auf die Gewaltentwicklung im Jugendalter


Seminararbeit, 2018

14 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffsdefinition
2.1. Aggression
2.2. Gewalt
2.3. Jugendgewalt

3. Erziehungsstile und ihre Auswirkungen auf die Entwicklung
3.1. Autoritärer Stil
3.1.1. Hohes Maß an Lenkung
3.1.2. Zu enge Grenzziehung
3.1.3. Restriktive Atmosphäre
3.2. Demokratischer Stil
3.2.1. Mittleres Maß an Lenkung
3.2.2. Adäquate Grenzziehung
3.2.3. Positive Atmosphäre
3.3. Laissez-fairer Stil
3.3.1. Geringes Maß an Lenkung
3.3.2. Zu weite Grenzziehung
3.3.3. Negative Atmosphäre
3.3.4. Grunddimensionen des Erziehungsverhaltens

4. Soziale Belastung im Kontext der Jugendgewalt
4.1. Theorie des Gewaltzyklus
4.2. Disziplin als falsch interpretiertes Mittel
4.3. Häusliche Gewalt und ihre Weitergabe

5. Gewaltprävention

6. Schlussfolgerung

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die Anzahl der verurteilten Jugendlichen und jungen Erwachsenen aufgrund von Gewalteinwirkung verzeichnet von Jahr zu Jahr stetigen Anstieg. Weitere Institutionen werden gegründet und PädagogInnen werden mehr denn je benötigt. Doch wie wirkt sich der elterliche Erziehungsstil auf die Gewalttätigkeit ihrer Kinder aus? Liegt dies an einem zu vernachlässigenden, zu verwöhnenden oder zu strengen Erziehungsstil? Welche Faktoren spielen daneben eine weitere große Rolle in der Gewaltentwicklung?

In dieser Arbeit beschäftige ich mit all diesen Fragen nach der Gewaltentwicklung im familiären und außerfamiliären Kontext. Im ersten Kapitel erläutere ich die wichtigsten Unterschiede zwischen den Begriffen Aggression und Gewalt und gehe näher auf die Begriffsdefinition der Jugendgewalt ein.

In Kapitel zwei widme ich mich den Grundlagen der pädagogischen Psychologie in Hinblick auf die diversen Erziehungsstile und deren Merkmale.

Dem Zusammenhang von Erziehung und Gewaltentwicklung schenke ich im dritten Kapitel Beachtung, in welchem ich einerseits auf die Theorie des Gewaltzyklus eingehe und andererseits die Disziplin in der Erziehung beleuchte.

Abschließend gehe ich auf die Möglichkeiten der Gewaltprävention ein und erkläre, wie man gezielt gegen die Gewaltentwicklung vorgehen kann und welche Präventionsprogramme bereits etabliert wurden.

2. Begriffsdefinition

Vorab ist es notwendig, die Erklärung folgender Begriffe durchzuführen, da diese sich wiederholend über die gesamte Arbeit erstrecken.

2.1. Aggression

„Aggression“ leitet sich vom lateinischen aggredi ab und bedeutet „heranschreiten, im Krieg angreifen“. Heute wird darunter im engeren Sinne ein Verhalten verstanden, mit welchem die direkte oder indirekte Schädigung eines Individuums, in der Regel eines Artgenossen, einhergeht. Aggression bedeutet im weiteren Sinne das Gegenteil von Passivität und Zurückhaltung. (vgl. Sachs 2006, S. 13)

2.2. Gewalt

Das Wort „Gewalt“ bedeutet „stark sein, beherrschen“ und leitet sich vom indogermanischen ual-gh (stark sein) ab, woraus sich das althochdeutsche waltan und in weiterer Folge giwalt gebildet hat. Der Begriff „Gewalt“ wird im Alltagsgebrauch allerdings zu unscharf vom Begriff „Aggression“ getrennt, wobei mit Gewalt aber eher eine schwere körperliche Schädigung einer anderen Person bezeichnet wird. (vgl. Sachs 2006, S. 13f)

Unter Gewalt wird allerdings nicht nur die reine körperliche Schädigung verstanden, sondern ebenso die psychische und sexualisierte Gewalt, sowie die Gewalt gegen sich selbst oder gegen Sachen. (vgl. Sachs 2006, S. 13f)

2.3. Jugendgewalt

Unter dem Begriff „Jugendgewalt“ wird die Gewaltausübung von Jugendlichen verstanden. Zwischen jugendlichen TäterInnen und Opfern besteht eine enge Beziehung, denn jene, die häufig als TäterInnen in Erscheinung treten, sind auch vermehrt Opfer von Gewalthandlungen. (vgl. Sachs 2006, S. 13f)

3. Erziehungsstile und ihre Auswirkungen auf die Entwicklung

Es wird zwischen drei Theorieansätzen von Erziehungsstilen unterschieden, nämlich nach:

- Lewin
- Tausch & Tausch
- Baumrind

Grundlegend sind alle drei Theorien ähnlich ausgerichtet und werden folgendermaßen erklärt und beschrieben:

3.1. Autoritärer Stil

3.1.1. Hohes Maß an Lenkung

Der/die ErzieherIn übt beim autoritären Stil in einem hohen Maß Lenkung und Kontrolle aus, während emotionale Kälte gezeigt wird. Im pädagogischen Kontext wird dieser Stil auch dominativer Stil genannt. Im Beisein der/s ErzieherIn werden hohe Lern- und Arbeitsleistungen gezeigt, während bei Abwesenheit eher selbst gewählten Tätigkeiten nachgegangen wird. (vgl. Schnotz 2011, S. 86f)

3.1.2. Zu enge Grenzziehung

Zu eng gezogene Grenzen lassen dem Individuum nur wenig Spielraum für eigene Entscheidungen. Auf die Situation wird meist mit Unbehagen reagiert, was sich in Aggression oder Apathie zeigt. (vgl. Schnotz 2011, S. 86f)

3.1.3. Restriktive Atmosphäre

Individuen fühlen sich emotional unbehaglich, innerlich verspannt und sind frustriert über die restriktive Atmosphäre. Als Reaktion folgt meist Aggression und Rebellion, auch Verhalten in Form von Apathie und Unterwürfigkeit werden gezeigt. Im pädagogischen Kontext führt dieser Stil zu wenig originellen Problemlösungen, zu passiv-rezeptiven Verhalten und zu reduzierter Lernmotivation. (Tausch & Tausch, 1963) (vgl. Schnotz 2011, S. 86f)

3.2. Demokratischer Stil

3.2.1. Mittleres Maß an Lenkung

Der/die ErzieherIn ermöglicht Individuen bei diesem Stil, Ziele und selbst festzulegen. Wird der/die ErzieherIn um Hilfe gebeten, verhält sie/er sich kooperationsbereit und zeigt Möglichkeiten zur Überwindung der Schwierigkeiten auf, überlässt aber der/dem zu Erziehenden letztlich die Entscheidung. Dieses Verhalten wird im pädagogischen Kontext auch sozial-integrativ genannt (Tausch & Tausch, 1963). Baumrind hat die Änderung des Begriffs in „autoritativ“ vorgeschlagen, da es sich hierbei nicht um Demokratie im engen Sinne des Wortes handelt. Beim autoritativen Stil werden durchaus Anordnungen ausgesprochen, die Gründe dafür aber offengelegt, um ein emotional positives Klima aufrecht zu erhalten. (vgl. Schnotz 2011, S. 87)

3.2.2. Adäquate Grenzziehung

Grenzen werden so gesetzt, dass das Individuum weder an Unter- noch an Überforderung leidet. Außerdem erfährt es ein hohes Maß an Wertschätzung. (vgl. Schnotz 2011, S. 87)

3.2.3. Positive Atmosphäre

Demokratisch geführte Individuen bringen ebenso hohe Arbeitsleitungen wie autoritär geführte und zeigen ein großes Interesse an der ausgeführten Tätigkeit. Sie zeigen ein geringes Maß an Aggression und biete Hilfe und Kooperation an. (vgl. Schnotz 2011, S. 87)

3.3. Laissez-fairer Stil

3.3.1. Geringes Maß an Lenkung

Beim laissez-fairen Stil wird keinerlei Kontrolle oder Lenkung vollzogen und die Individuen werden sich selbst überlassen. Es kann hierbei zwischen einem permissiv-nachgiebigen und einem vernachlässigenden Stil unterschieden werden. Der permissiv-nachgiebige Stil ist von viel emotionaler Wärme gekennzeichnet, der vernachlässigende vom Fehlen der emotionalen Wärme. (vgl. Schnotz 2011, S. 87)

3.3.2. Zu weite Grenzziehung

Dadurch, dass zu weite oder keine Grenzen gezogen werden, kommt es auch zu keiner Grenzüberschreitung und den damit verbundenen Konsequenzen, man spricht hierbei auch von folgenloser Erziehung. (vgl. Schnotz 2011, S. 87)

3.3.3. Negative Atmosphäre

Auf diesen Stil wird meist mit Unbehagen regiert, da sich die zu Erziehenden nicht wertgeschätzt fühlen. Durch das Fehlen von Grenzen werden sie auf sich selbst gestellt, was zu einem Gefühl des Alleingelassenwerdens und zu Überforderung führt und wiederum in Enttäuschung und Aggression übergehen kann. Die fehlende Erfahrung im Umgang mit Grenzen führt dazu, dass solche Individuen später oft Schwierigkeiten haben, mit Frustrationen fertig zu werden, die Grenzen anderer anzuerkennen, soziale Beziehungen einzugehen und Verantwortung zu übernehmen. (vgl. Schnotz 2011, S. 87f)

3.3.4. Grunddimensionen des Erziehungsverhaltens

Die beiden Grunddimensionen des Erziehungsverhaltens stellen der Grad der Lenkung und die emotionale Kälte oder Wärme dar.

Hohe Lenkung bedeutet das Erteilen von Befehlen und Aufforderung, während wenig Lenkung Permissivität meint. Freundliches, verständnisvolles und helfendes Verhalten wird als emotionale Wäre verstanden, emotionale Kälte hingegen bedeutet unfreundliches oder gleichgültiges Verhalten. (vgl. Schnotz 2011, S. 88)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Zwei Grunddimensionen des Erziehungsverhaltens (Schnotz 2011, S. 88)

4. Soziale Belastung im Kontext der Jugendgewalt

Ein Großteil der Kinder und Jugendlichen, welche aggressive Delikte begehen, entstammen zerrütteten und sozialschwachen Familien. Die Kinder und Jugendlichen haben meist eine schlechte Beziehung zu ihren Eltern. Die Eltern sind mit der Erziehung überfordert, setzen keine klaren Grenzen, Fehlverhalten wird entweder gar nicht, inkonsequent oder zu hart bestraft. Außerdem sind die Kinder und Jugendlichen größtenteils auf sich selbst gestellt. (vgl. Sachs 2006, S. 31)

Eine Hauptkomponente für Gewaltentwicklung stellt die Toleranz der Gewalt innerhalb der Familie dar. Meist wird Gewalt innerfamiliär angewendet und toleriert, wodurch antisoziales Verhalten auf elterliches Verhalten zurückzuführen ist. (vgl. Sachs 2006, S. 31)

4.1. Theorie des Gewaltzyklus

Die Theorie des Gewaltzyklus geht davon aus, dass Kinder und Jugendliche durch Modelllernen gewalttätige Handlungen von anderen lernen und später selbst Gewalt zur Anwendung bringen. Ebenso wird durch die eigene Opfererfahrung das Risiko für spätere Gewaltanwendung gesteigert. Durch die Weitergabe der Gewalt von Generation zu Generation kann von sozialer Vererbung, auch intergenerationelle Transmission genannt, gesprochen werden. (vgl. Sachs 2006, S. 31ff)

[...]

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Details

Titel
Auswirkungen des elterlichen Erziehungsstils auf die Gewaltentwicklung im Jugendalter
Hochschule
Karl-Franzens-Universität Graz  (Institut für Erziehungs- und Bildungswissenschaft)
Veranstaltung
Didaktik und Methodik
Note
1,0
Autor
Jahr
2018
Seiten
14
Katalognummer
V463915
ISBN (eBook)
9783668914223
ISBN (Buch)
9783668914230
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Jugendgewalt, Gewalt, Jugend, Erziehungsstil
Arbeit zitieren
Sabrina Eberhart (Autor:in), 2018, Auswirkungen des elterlichen Erziehungsstils auf die Gewaltentwicklung im Jugendalter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/463915

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