Interpretation von Kleists Novelle "Michael Kohlhaas" unter historisch-genetischem Gesichtspunkt


Hausarbeit, 2005

18 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Erläuterungen zu Autor und Werk
II.1. Biographische Angaben zu Heinrich von Kleist
II.2. Inhalt und Thematik
II.3. Der historische Kohlhase – Zur Entstehungsgeschichte und Quellen der Novelle

III. „Michael Kohlhaas“ im Kontext der Entstehungszeit
III.1. Die Bedeutung der Novelle und zeitgenössische Bezüge

IV. Recht und Gerechtigkeit in Kleists Novelle „Michael Kohlhaas“
IV.1. Rechtspraktiken und Rechtstheorien „Michael Kohlhaas“ als Spielball der juristischen Klassenjustiz
IV.2. Wiederherstellung von Recht und Ordnung

V. kurze Zusammenfassung

VI. Literaturverzeichnis

I. Einleitung:

„… ich dichte bloß, weil ich es nicht lassen kann.“

( Kleist, Heinrich von: An Otto August Rühle v. Lilienstern, Königsberg, 31. August 1806 )[1]

Heinrich von Kleist lebte in einer Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs, in der bestehende Ordnungen im Zuge der Aufklärung umgeworfen und neu definiert wurden. Ebenso turbulent und zwiespältig wie das Wesen dieser Zeit, gestaltete sich auch das Leben des Dichters. Während den Werken Kleists zu dessen Lebenszeit nur mäßige Bedeutung zuteil wurde, zieht die Wirkung seiner Dichtung in der Gegenwart weite Kreise.

Die Hauptfigur der um 1810 erschienenden Novelle „Michael Kohlhaas“ wurde zum Mythos und prägt bis heute einige wissenschaftliche Phänomene. So wird in der Medizin ein krankhaftes Unrechtsbewusstsein als „Michael- Kohlhaas- Syndrom“ bezeichnet.

Die Motivation diese Arbeit zu schreiben, ergibt sich für mich aus dem Werk selbst. Kleist inszenierte einen entscheidenden Teil der Handlung in Lutherstadt Wittenberg. Da diese Stadt meine Heimat- und Geburtsstadt ist, bin ich mit ihr und ihrer Geschichte verbunden.

Ziel dieser Hausarbeit ist es, die Novelle „Michael Kohlhaas“ in ihrem historischen Kontext zu interpretieren sowie Kleists Stellung zu damaligen politischen und sozialen Themen zu beleuchten.

Um einen theoretischen Rahmen zu schaffen, möchte ich zunächst einen kurzen Einblick in das Leben und Wirken des Dichters Heinrich von Kleist geben und den Inhalt der Novelle reflektieren. Im Anschluss dessen folgen Erläuterungen zu den historischen Quellen und zur Entstehungsgeschichte des Werks. Da „Michael Kohlhaas“ in einer Zeit revolutionärer Bewegungen entstand, möchte ich diesen in den zeitgeschichtlichen Verlauf einordnen und anschließend in Bezug zu den zeitgenössischen Rechtspraktiken setzen. Dabei beziehe ich mich auf die Hauptfigur um die Vielschichtigkeit des Charakters herauszuarbeiten und zu deuten. Zum Darstellen der gewonnenen Erkenntnisse folgt eine abschließende Betrachtung und das Literaturverzeichnis.

Als Grundlage für diese Hausarbeit dienen mir zum einen „Kleists Werke in zwei Bänden – Erster Band“ ausgewählt und eingeleitet von

HELMUT BRANDT (1980 ) und zum anderen „Heinrich von Kleist: Michael Kohlhaas“ von KLAUS-MICHAEL BOGDAL ( 1981 ). Darüber hinaus fließen BERND HAMACHER´s „Erläuterungen und Dokumente - Heinrich von Kleist – Michael Kohlhaas“ ( 2003 ), Informationen aus verschiedenen Lexika sowie zahlreiche im Internet publizierte Artikel und Aufsätze ein.

II. Erläuterungen zu Autor und Werk:

II.1. Biographische Angaben zu Heinrich von Kleist

„Kleists exzentrischer Lebensgang, sein ungewöhnliches und bis heute tief beunruhigendes Werk scheinen beide so ausschließlich durch seine Persönlichkeit bedingt, daß die Mehrheit seiner Biographen ihn als eine gänzlich aus der Zeit fallende Erscheinung dargestellt und gewürdigt hat.[2]

Als ältester Sohn aus der zweiten Ehe des preußischen Offiziers Joachim Friedrich von Kleist mit Juliane Ulrike von Pannwitz wurde Bernd Wilhelm Heinrich von Kleist am 18.Oktober 1777 in Frankfurt an der Oder geboren. Aus der ersten Ehe des Vaters mit Caroline Luise von Wulffen gingen Kleists Halbgeschwister Wilhelmine und Ulrike hervor, die eine wichtige Stellung in seinem Leben einnahm.

Nach dem Tod seines Vaters 1788 brachte man Kleist nach Berlin, wo man dem Feldprediger Catel die Erziehung überließ.

Bereits 1792 trat er in das Garderegiment in Potsdam ein und beteiligte sich an Feldzügen gegen französische Revolutionstruppen. Getreu der Familientradition befand er sich nun im Zentrum des preußischen Militär- und Beamtenstaats. Schon bald begeisterte sich Kleist an den Ideen der Aufklärung und entwickelte einen neuen Lebensplan der freien Geistesbildung. Darüber hinaus sah er sich selbst im Widerspruch zum „lebendige(n) Monument der Tyrannei“[3].

Nach dem Austritt aus dem Militärdienst 1799 folgte unter anderem ein Studium der Mathematik, Philosophie, Physik und Rechtswissenschaften sowie die Verlobung mit Wilhelmine von Zenge. Doch die „Zwanghaftigkeit seines aufklärerischen Bildungsideals“[4] als auch die hohen Ansprüche an sich selbst und seine Umwelt verhinderten, dass er in diesen Dingen Befriedigung fand. Innerlich bereits aufgewühlt, geriet Kleist, auf Grund der Lektüre der „Kritik der Urteilskraft“ von Kant, 1801 in eine tiefe geistige Krise, die ihn veranlasste mit seiner Schwester Ulrike Berlin zu verlassen. Die Reise führte ihn über Paris in die Schweiz, wo er 1802 die Arbeiten an den Trauerspielen „Die Familie Schroffenstein“ und „Robert Guiskard Herzog der Normänner“ wieder aufnahm und zudem mit dem Lustspiel „Der zerbrochene Krug“ begann. Nun kam es zur Trennung von Wilhelmine. Laut BRANDT trete uns aus dem Briefwechsel „… weniger das wirkliche Bild der Geliebten entgegen, als der Entwurf des Menschen, nach dem er sie zu formen versuchte.“[5]

[...]


[1] Vgl. Brandt, 1980, XXIII

[2] Vgl. Brandt, 1980, V

[3] Vgl. Brandt, 1980, VII

[4] Vgl. Brandt, 1980, XI

[5] Vgl. Brandt, 1980, XI

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Interpretation von Kleists Novelle "Michael Kohlhaas" unter historisch-genetischem Gesichtspunkt
Hochschule
Universität Potsdam  (Institut für Germanistik)
Veranstaltung
Kleists Novellen
Note
1,7
Autor
Jahr
2005
Seiten
18
Katalognummer
V46339
ISBN (eBook)
9783638435451
Dateigröße
496 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Interpretation, Kleists, Novelle, Michael, Kohlhaas, Gesichtspunkt, Novellen, Thema Michael Kohlhaas, Thema Kohlhaas Inhaltsangabe, Thema Kleists Kohlhaas
Arbeit zitieren
Mirjam Letz (Autor:in), 2005, Interpretation von Kleists Novelle "Michael Kohlhaas" unter historisch-genetischem Gesichtspunkt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46339

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