Die Machtverschiebung bei Arbeitgebern und Arbeitnehmern durch digitale Bewertungen

Am Beispiel der Internetseite glassdoor.com


Hausarbeit, 2019

15 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. glassdoor.com
2.1 Einordnung
2.2 Aufbau und Funktion des Bewertungsportals

3. Beziehungsgeflecht von Arbeitgebern und Arbeitnehmern
3.1 Die Zeit vor den Möglichkeiten digitalen Bewertens
3.2 Die Zeit seit den Möglichkeiten digitalen Bewertens
3.2.1 Abhängigkeit der Firmen von den Meinungen die über sie hervorgebracht werden
3.2.2 Arbeitgeberbewertungen als Beschleuniger für Verän- derungsprozesse
3.2.3 Bewertungsmacht und customer reviews
3.2.4 Empfehlungsmarketing und Selektion
3.2.5 Mögliche Gefahr - tyrannischer Kunde bezogen auf Arbeitgeberbewertungen
3.2.6 Machtverschiebung - wechselseitige Beziehung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern

4. Fazit und Schlussbemerkung

5. Literatur

1. Einleitung

Bewertungen sind in der heutigen Zeit allgegenwärtig geworden. Mit dem Aufbruch des Internets und den vielfältigen Möglichkeiten, die sich daraus ergeben, kann man nun Unternehmen, Dienstleistungen oder auch Perso- nen umfangreich und vor allem öffentlich bewerten. In nahezu jeder mobi- len App, aber auch auf fast jeder Internetseite wird man dazu aufgefordert eine Bewertung zu hinterlegen.1 Mit dieser neuen Bewertungskultur sind verschiedene Auswirkungen verbunden: es gibt sowohl positive als auch negative Folgen für die Gesellschaft. Vor allem aber finden durch Bewer- tungen verschiedene Veränderungsprozesse statt. Eine bedeutende Ver- änderung betrifft das Beziehungsgeflecht von Arbeitgebern und Arbeit- nehmern. Durch digitale Bewertungen - beispielsweise auf der Internetsei- te glassdoor.com - sind Arbeitgeber nun der Kritik von Arbeitnehmern aus- gesetzt. Das war in dieser Form vor der Etablierung des Internets wohl kaum vorstellbar. Daher stellt sich nun die Frage, welche Machtverschie- bung bei den Arbeitgebern und Arbeitnehmern durch die Möglichkeiten des digitalen Bewertens in den letzten Jahren stattgefunden hat.

Um diese Frage analysieren zu können, werden zunächst einmal der Auf- bau und die Funktion der Internetseite glassdoor.com vorgestellt. Darauf aufbauend widmet sich der zweite Teil dieser Arbeit dem Beziehungsge- flecht vor der Zeit digitaler Bewertungen. Anschließend werden verschie- dene Veränderungen genannt, die seit der Etablierung des Internets und den Möglichkeiten digitaler Bewertungen in Erscheinung getreten sind. Hierdurch kann festgestellt werden, welche Machtverschiebung in den letzten Jahren auf der Ebene der Arbeitgeber bzw. -nehmer stattgefunden hat.

2. glassdoor.com

glassdoor.com ist eine „recht populäre amerikanische Webseite“2, auf der man als ehemaliger oder aktiver Mitarbeiter das Unternehmen, in dem man gearbeitet hat oder immer noch arbeitet, anonym bewerten kann.3 4

Ziel ist es, dass potenzielle Arbeitnehmer durch die veröffentlichten Bewer- tungen eine ungefähre Vorstellung davon erhalten, welcher Arbeitsalltag sie in den jeweiligen Unternehmen erwarten könnte. Außerdem soll den Arbeitnehmern die Suche nach einem „Traumjob“5 erleichtert werden.

2.1 Einordnung

Wie bereits erwähnt handelt es sich bei der Internetseite glassdoor.com um eine amerikanische Webseite. Gegründet wurde die Webseite bereits im Jahr 2007 in Mill Valley (Kalifornien), jedoch startete man die offizielle Internetpräsenz erst im Jahr 2008.6 Neben glassdoor.com gibt es zahlrei- che weitere Online-Bewertungsportale, auf denen man Arbeitgeber an- onym bewerten kann. Im deutschsprachigen Raum sind - neben glass- door.com - vor allem die Internetportale kununu.com und meinchef.de an- zuführen.7 8 Natürlich gibt es leichte Unterschiede in Form und Aufbau der Internetseiten, jedoch verfolgen alle das selbe Hauptziel: Der Arbeitgeber soll bewertet werden, damit der Arbeitnehmer im Prozess der Arbeitssuche eine Entscheidungshilfe geboten bekommt. Die Vielzahl an Arbeitgeber- Bewertungsportalen und die Nutzungsaktivität der Interessierten zeigen zudem, dass ein großes Interesse an Empfehlungen seitens der Arbeit- nehmer besteht. Allein das Bewertungsportal glassdoor.com hat 62 Millio- nen Besucher im Monat.9 10

2.2 Aufbau und Funktion des Bewertungsportals

glassdoor.com ist relativ einfach aufgebaut, sodass man ohne große Mühe die einzelnen Funktionen als User nutzen kann. Neben dem Bewerten gibt es zahlreiche Möglichkeiten, um Informationen rundum verschiedene Stel- lenanzeigen zu erhalten. Man kann beispielsweise eine Berufsbezeich- nung im Suchfeld eingeben, um dann zu schauen, ob es ein entsprechen- des Jobangebot gibt.11 Es besteht aber auch die Möglichkeit nach einzel- nen Unternehmen zu suchen, um dann die Bewertungen und Stellenan- gebote einsehen zu können.12 Darüber hinaus kann man allgemeine In- formationen zu Gehältern erhalten, die sich wiederum aus den Bewertun- gen der Arbeitnehmer ergeben.13 Am Bedeutendsten ist in diesem Zu- sammenhang aber die Rubrik Arbeitgeberbewertungen, denn unter dieser Kategorie kann man „Insider-Infos zu jeglichen Unternehmen“14 erhalten. Wenn man nach einem Unternehmen sucht, erhält man verschiedene An- gaben von ehemaligen oder aktiven Arbeitnehmern: Es gibt eine Sterne- bewertung von eins bis fünf, eine Empfehlungsangabe an Freunde in Pro- zent und eine schriftliche Bewertungsmöglichkeit, die in Pro und Contra eingeteilt ist.15 16 Darüber hinaus leuchtet nach der Registrierung auf der Webseite ein Informationskasten auf, der darauf hinweist, dass Bewertun- gen von Arbeitgebern nicht entfernt werden können, um eine gewisse Transparenz zu wahren.

Man kann also feststellen, dass es zahlreiche Möglichkeiten gibt, Informa- tionen über Unternehmensstrukturen und Arbeitsbedingungen zu erhalten, die unter anderem in Form von Bewertungen umfangreich zur Verfügung gestellt werden. Daher stellt sich gerade an dieser Stelle die Frage, wel- che Machtverschiebung bei Arbeitgebern und Arbeitnehmern durch die Möglichkeiten digitaler Bewertungen in den letzten Jahren stattgefunden hat. Wie dieses Beziehungsgeflecht strukturiert ist, wird im folgenden Ka- pitel näher analysiert.

3. Beziehungsgeflecht von Arbeitgebern und Arbeitnehmern

Man muss unterscheiden zwischen der Zeit vor den Möglichkeiten digita- len Bewertens und der Zeit seit der Etablierung des Internets, verbunden mit den verschiedenen Bewertungsmöglichkeiten. Hierdurch kann man feststellen, wie das Beziehungsgeflecht in den jeweiligen Zeiten konstru- iert war/ist und, wodurch anschließend auch die Machtverschiebung her- ausgefiltert werden kann.

3.1 Die Zeit vor den Möglichkeiten digitalen Bewertens

Die Zeit vor den Möglichkeiten digitalen Bewertens war geprägt von einem einseitigen Auswahlprozess seitens der Arbeitgeber. Üblich und gewünscht bei der Personalauswahl war eine Analyse bzw. Bewertung der Bewerbungsunterlagen (z.B. Bewerbungsschreiben, Lebenslauf und Zeugnisse) von potenziellen Arbeitnehmern. Anzumerken ist, dass diese17 r Auswahlprozess auch heute noch auf diese Art und Weise stattfindet, lediglich mit dem Unterschied, dass zur damaligen Zeit digitale Bewertungen noch gar nicht vorhanden waren. Die Vergangenheit ist also gekennzeichnet durch das Nichtvorhandensein digitaler Bewertungen.

Durch digitale Bewertungen in Arbeitgeber-Bewertungsportalen findet nun aber auch ein Auswahlprozess seitens der Arbeitnehmer statt.18 Aus diesem Grund kann der Auswahlprozess in der heutigen Zeit nicht mehr als einseitig beschrieben werden. Es hat also eine Veränderung stattgefunden, die im Folgenden näher analysiert wird, um am Ende feststellen zu können, welche Machtverschiebung auf der Ebene der Arbeitgeber- bzw. nehmer erfolgt ist.

3.2 Die Zeit seit den Möglichkeiten digitalen Bewertens

Digitales Bewerten ist eine Praxis, die auf die Etablierung des Internets zu Beginn des 21. Jahrhunderts zurückzuführen ist.19 Durch das Internet wurden nämlich neue Kommunikationsräume geschaffen, die zuvor in dieser Form wohl kaum denkbar waren. Heute haben sich Bewertungselemente „zu einem festen Bestandteil der Architektur von Webseiten und Plattformen“ entwickelt und sind aus unserem Alltag nicht wegzudenken20. Verschiedene Faktoren prägen nun das Beziehungsgeflecht der Arbeitgeber- bzw. nehmer seitdem es digitale Bewertungen gibt.

[...]


1 Vgl. Frisch, Thomas (2018): S. 41.

2 Mau, Steffen (2017): S.145.

3 Vgl. ebd.

4 Vgl. glassdoor.com (2019): Startseite - URL: https://www.glassdoor.de/index.htm (ab- gerufen am 16.02.2019)

5 glassdoor.com (2019): Startseite - URL: https://www.glassdoor.de/index.htm (abgeru- fen am 16.02.2019)

6 glassdoor.com (2019): About Us - URL: https://www.glassdoor.com/about-us/ (abgeru- fen am 17.02.2019)

7 Vgl. kununu.com (2019): URL: https://www.kununu.com (abgerufen am 17.02.2019)

8 Vgl. meinchef.de (2019): URL: https://www.meinchef.de (abgerufen am 17.02.2019)

9 Vgl. glassdoor.com (2019): About US - URL: https://www.glassdoor.com/about-us/ (abgerufen am 18.02.2019)

10 Anzumerken ist an dieser Stelle, dass die angegebene Besucherzahl nicht nur auf die Bundesrepublik bezogen ist. Dennoch kann man feststellen, dass die monatliche Besu- cherzahl das große Interesse an Arbeitgeber-Bewertungsportalen widerspiegelt.

11 Vgl. glassdoor.com (2019): Jobs - URL: https://www.glassdoor.de/index.htm (abgeru- fen am 19.02.2019)

12 Vgl. ebd.

13 Vgl. ebd.

14 glassdoor.com (2019): Arbeitgeberbewertungen - URL: https://www.glassdoor.de/Be- wertungen/index.htm (abgerufen am 19.02.2019)

15 Vgl. glassdoor.com (2019): Arbeitgeberbewertungen - URL: https://www.glassdoor.de/ Bewertungen/langenhagen-sixt-bewertungen-SRCH_IL.0,11_IC2666008_KE12,16.htm (abgerufen am 19.02.2019)

16 Anzumerken ist, dass man die Webseite nur dann komplett nutzen kann, wenn man sich mit einer Mail-Adresse registriert. Darüber hinaus muss man auch ein Beispiel-Unternehmen angeben, um analysieren zu können, wie die Bewertungsmöglichkeiten aufgebaut sind. In diesem Fall wurde das Unternehmen Sixt gewählt. Die Festlegung auf dieses Unternehmen hat keine Bedeutung und dient nur zur Veranschaulichung.

17 Vgl. Oechsler, Walter A. (2011): S.219.

18 s. Kap. 2

19 Vgl. Beck, Klaus (2006): S. 10.

20 Frisch, Thomas (2018): S.41.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Die Machtverschiebung bei Arbeitgebern und Arbeitnehmern durch digitale Bewertungen
Untertitel
Am Beispiel der Internetseite glassdoor.com
Hochschule
Universität Hildesheim (Stiftung)  (Institut für Sozialwissenschaften)
Veranstaltung
Digitale Selbstvermessung
Note
1,7
Autor
Jahr
2019
Seiten
15
Katalognummer
V463365
ISBN (eBook)
9783668910898
ISBN (Buch)
9783668910904
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Digitale Bewertungen, Machtverschiebung, Arbeitgeber, Arbeitnehmer, Glassdoor.com, kununu.com, meinchef.de, Soziologie, Digitale Selbstvermessung, Selbstvermessung
Arbeit zitieren
Mahmud Tunc (Autor:in), 2019, Die Machtverschiebung bei Arbeitgebern und Arbeitnehmern durch digitale Bewertungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/463365

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