Die Trope des Schmutzigen im Kontext der Darstellung von Gewalt und Entwertung der Frau in Roberto Bolaños "2666", "La parte de los crímenes"


Hausarbeit, 2018

25 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 EINLEITUNG

2 THEORETISCHE VORÜBERLEGUNGEN ZUR TROPE DES SCHMUTZIGEN

3 ROBERTO BOLAÑOS 2666:„LA PARTE DE LOS CRÍMENES“
3.1 MOTTO
3.2 HINTERGRÜNDE CIUDAD JUÁREZ
3.2.1 Die Feminizide in Ciudad Juárez
3.2.2 NAFTA bzw. TLCAN
3.2.3 Die nordamerikanischen maquiladoras
3.2.4 Geschlechterstereotype in Mexiko
3.2.5 Grenzidentitäten

4 SCHMUTZ ALS LEITMOTIV UND SEINE TROPEN
4.1 SCHMUTZ ALS LEITMOTIV
4.2 DIE TROPEN DES SCHMUTZIGEN
4.2.1 Die Sichtbar- und die Unsichtbarkeit
4.2.2 Die Tiere
4.2.3 Die Misogynie
4.2.4 Die Puppen
4.2.5 Die Wiederholung und die Akkumulation

5 SCHLUSS
5.1 FAZIT
5.2 AUSBLICK

6 LITERATURVERZEICHNIS

1 Einleitung

“Pobre México, tan lejo de Díos y tan cerca a America” – dieses berühmte Zitat von dem ehe- maligen mexikanischen autokratischen Präsidenten Porfirio Díaz, der Mexiko von 1876 bis 1911 führte und maßgeblich zur ökonomischen Rückständigkeit des Landes beitrug, trifft auf die nordmexikanische Stadt Ciudad Juárez allein schon wegen ihrer grenznahen Lage beson- ders zu. Traurige Berühmtheit erlangte die Stadt jedoch vor allem durch die bis heute anhal- tende Serie von Frauenmorden, deren Beginn sich etwa auf das Jahr 1993 datieren lässt. In den letzten 25 Jahren fielen 1779 Frauen exzessiver Gewalt, die mit dem Tod endete, zum Opfer.1 Die Opfer werden dabei von ihren Tätern oft wie Abfall auf Müllkippen abgelegt.2 Das damit eng verknüpfte Bild von unwertem Leben, das durch die Weltöffentlichkeit geht, ist von be- sonderem Interesse wegen der universellen symbolischen Kraft, die es inne trägt. Faktoren wie die geringe Aufklärungsrate, die oft fehlende individuelle Bestattung und die daraus resultie- rende Stigmatisierung der Opfer erschweren den Trauerprozess der Angehörigen. Gegen diese Stigmatisierung und gegen das Vergessen der Opfer kämpfen die Hinterbliebenen mit diversen Kampagnen an.3 Eine literarische Auseinandersetzung mit dem Thema, findet sich in Roberto Bolaños Kapitel „La parte de los crímenes“ aus seinem Werk 2666.

Die vorliegende Arbeit geht der Frage nach, wie Roberto Bolaño die Schmutz- und Abfallsym- bolik als Leitmotiv und als Trope in dem Kapitel „La parte de los crímenes“ aus seinem Werk 2666 literarisch verarbeitet und welche Wirkung er damit erzielt. Einen theoretischen Rahmen bilden dabei Recherchen zu den Thematiken von Misogynie, border identities sowie Globali- sierung und Müll, die alle in dem Roman eine prominente Rolle spielen. Die Arbeit stützt sich zudem auf die Ergebnisse, die die intensive Lektüre und Analyse des Kapitels unter Berücksichtigung der realen Rahmenbedingungen in Ciudad Juárez hervorgebracht hat. Außer- dem wurde Bolaños Technik in das abfalltheoretische Modell von Roger Fayet (2003) einge- bettet.

Auf der Grundlage von im ersten Teil der Arbeit angestellten theoretischen Vorüberlegungen zur terminologischen Klärung der Begriffe Schmutz und Abfall im Kontext von Gewalt wird im zweiten Teil zunächst das im Fokus der Arbeit stehende Kapitel „La parte de los crímenes“ kurz vorgestellt und anschließend die Hintergrundproblematik von Ciudad Juárez näher be- leuchtet. Dazu zählen zum einen die stark stereotypisierten Geschlechterrollen, aber ebenso wirtschaftliche Faktoren wie das Nordamerikanische Freihandelsabkommen NAFTA und die daraus ermöglichte Ausbeutung billiger Arbeitskräfte in Mexiko. Im dritten Teil wird unter- sucht, wie Bolaño Schmutz als Leitmotiv und in Verbindung mit verschiedenen anderen Mo- tiven und Tropen literarisch einsetzt. Ein Fazit und ein kurzer Ausblick auf weiterführende in- teressante mögliche Forschungsinhalte beschließen die Arbeit.

2 Theoretische Vorüberlegungen zur Trope des Schmutzigen

Das Schmutzige als Trope4 wird in der Literatur Südamerikas häufig verwendet.5 Vor allem im Kontext von Gewalt wirkt sie als „Stigmatisierungstrope“ (vgl. Exner 2017: 295). Douglas (1985) definiert Schmutz als „Materie am falschen Ort“.6 Der Begriff Schmutz ist durch eine starke Relativität geprägt. Ob etwas Schmutz ist oder nicht, ist stark abhängig von dessen Be- trachter (vgl. Douglas 1985: 12). Ohne einen Betrachter gäbe es so etwas wie Schmutz nicht. Diese Tatsache lässt sich z.B. daran beobachten, dass viele Menschen von Dingen leben, die andere zuvor weggeworfen haben, weil sie sie bspw. als unbrauchbar oder nicht mehr genießbar eingestuft haben. Schmutz und Abfall sind aber keinesfalls Bezeichnungen, die sich nur auf (materielle) Gebrauchsgegenstände anwenden lassen. Sie wirken auch auf sozialer Ebene. Baumann entlarvt die Abfallsymbolik in der Gesellschaft der modernen Welt, bei der benach- teiligte Gruppen von der Konsumgesellschaft als überflüssig angesehen werden.7 Ihre Partizi- pation besteht lediglich in der Produktion oder der Beseitigung der Konsumgüter (vgl. Baumann 2004: 86f.). Baumann bezeichnet dabei „Flüchtlinge, Heimatlose, Asylbewerber, Migranten, alle Menschen ohne Papiere “ als „Abfall der Globalisierung“ (vgl. Baumann 2004: 85). Die Verwendung dieser Trope erzielt den Effekt, eine bestimmte Ordnung herzustellen und darzustellen, durch die klar definiert wird, was sich innerhalb und was sich außerhalb bestimm- ter Grenzen bewegt. Literarische Texte können hier auf der Ebene ihrer Arbeit mit der Sprache und ihrem Bildervorrat in solche rhetorischen Wirkweisen eingreifen, und durch Rezeption durch die Leserschaft unter Umständen wirkmächtige Transformationen oder Kritik erreichen.

3 Roberto Bolaños 2666 : „La parte de los crímenes“

8 Der posthum erschienene Roman 2666 von Bolaño besteht aus fünf leicht miteinander verwo- benen Teilen, die ursprünglich als einzelne Romane erscheinen sollten, um Bolaños Familie bestmöglich abzusichern.9 Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt aufgrund seiner Relevanz für diese Thematik ausschließlich auf dem vorletzten Kapitel. Es handelt von den unaufgeklärten Feminiziden in Santa Teresa. Dabei wurde Ciudad Juárez, eine Grenzstadt im Norden Mexikos im Bundesstaat Chihuahua, die der reale Schauplatz, an dem die grausamen Morde stattfinden ist, fiktionalisiert.

La muerta apareció en un pequeño descampado en la colonia Las Flores. Vestía camisa blanca de manga larga y falda de color amarillo hasta las rodillas, de una talla superior. (2666: 443)

Auf dieses erste weibliche Mordopfer folgen noch 107 weitere im Verlauf des Romans. Bolaño beschreibt die Opfer und den Ermittlungsstand äußert detailliert und sachlich. In den meisten Fällen werden die ermordeten Frauen, die zwischen 10 und 50 Jahre alt sind, sexuell miss- braucht und von den Tätern auf Müllkippen oder Brachländern platziert und so offen zur Schau gestellt. Das Kapitel handelt von den Polizisten, die mit der Aufklärung der Morde betraut sind und den Journalisten, die darüber berichten. Man erhält Einblicke in das Leben einer Anstalts- leiterin, die eine sexuelle Beziehung mit einem der Kommissare eingeht. Einen weiteren Hand- lungsstrang bildet eine PRI-Abgeordnete, deren Freundin vermisst wird oder einer Hellseherin namens Florita Almada. Näher beleuchtet wird außerdem das Werk eines Unbekannten, der Kirchen beschmutzt und im Affekt Morde begeht, sowie das Leben des Tatverdächtigen und inhaftierten Deutschen Klaus Haas. Alle Ermittlungsansätze, sowohl die der Polizei als auch die des von der PRI-Abgeordneten engagierten Privatdetektivs, verlaufen sich und führen ins Leere.

3.1 Motto

Das von Bolaño gewählte Motto des Romans: „Un oasis de horror en medio de un desierto de aburrimiento.“ (Baudelaire, zitiert nach Bolaño, 2004: 4) scheint sich besonders auf das hier untersuchte Kapitel zu beziehen. Es sind mehrere Interpretationen möglich: Liest man den Pa- ratext als Analogie, so lässt sich Santa Teresa als Oase auf dem Weg durch die endlos erschei- nende Wüste in die vereinigten Staaten lesen. Der eigentlich das Überleben sichernde Zwi- schenstopp an der Wasserquelle inmitten der Wüste kehrt sich in seiner Bedeutung um, indem er zu einer Gefährdung des Lebens wird. In einer weiteren Lesart könnte die Oase als Quelle der Unterhaltung in einer trostlosen Umgebung wie der Wüste, interpretiert werden. In einer Welt voller langweiliger und endlos erscheinender Tätigkeiten ist die einzige Ablenkung die Flucht in eine Oase des Schreckens und der Gewalt. Neben diesen Deutungen wird die Symbo- lik der Wüste auch innerhalb des Kapitels wiederholt aufgegriffen, erwähnt oder thematisiert. Beispielsweise von der Hellseherin Florita Almada, deren Figur an dem Kassandra -Stoff 10 angelehnt ist. Sie hat eine Vision, in der sie die getöteten Mädchen sieht: „Dijo que había visto mujeres muertas y niñas muertas. Un desierto. Un oasis.“ (2666: 454) Genau wie bei Kassandra aus der griechischen Mythologie werden ihre Rufe nicht erhört. Schließlich wird auch nach einer Aneinanderreihung geschmackloser Frauenwitze eines Polizeibeamten das Bild der Oase in der Wüste benutzt: Der Polizist haut seine Waffe auf den Tisch und vergleicht die Reaktion der restlichen anwesenden Polizisten mit den die Wüste überquerenden Reisenden, die plötzlich eine Oase vorfinden:

[…] y que lograba atraer la atención de los cinco o seis policías más cercanos, quienes es- cuchaban, no, quienes divisaran sus palabras, las palabras que el judicial pensaba decir, como si fueran espaldas mojadas perdidos en el desierto y divisaran un oasis o un poblado o una manada de caballos salvajes. (2666: 691)

3.2 Hintergründe Ciudad Juárez

Die mexikanische Grenzstadt Ciudad Juárez wurde vor allem durch die Frauenmorde weltweit bekannt. Welche Faktoren diese Lage begünstigt oder sogar ermöglicht haben und warum dieses Phänomen ausgerechnet hier so stark zu beobachten ist, wird im Folgenden in seinen Ansätzen dargelegt. Als zentralamerikanische Grenzstadt zu den Vereinigten Staaten treffen hier gleich mehrere soziale Brennpunkte aufeinander. Ein großes Problem stellt die illegale Einwanderung dar, dabei ist Mexiko als lateinamerikanisches Transitland sowohl Endziel als auch Ausgangspunkt für Migration. Weitere schwerwiegende Probleme sind der Drogen- schmuggel und die damit verbundene Bandenkriminalität sowie Menschenhandel.11 Als Grenz- stadt war Ciudad Juárez schon zu Zeiten der Prohibition ein beliebtes Ausflugsziel und Ver- gnügungsparadies für Amerikaner, um den Gesetzen und Verboten des eigenen Landes zu ent- gehen.12

3.2.1 Die Feminizide in Ciudad Juárez

Ciudad Juárez führt einen traurigen Rekord — In keiner anderen zentralamerikanischen Stadt werden so viele Frauen ermordet. An einem Ort, wo ohnehin schon Tausende im Zuge der Bandenkriminalität oder bei der Überquerung der Wüste sterben, um in die USA einzuwandern, scheint ein Frauenleben besonders wenig wert zu sein. Eine angemessene Bestattung der Lei- chen ist oftmals nicht möglich. Dies behindert und erschwert den Trauerprozess für die Ange- hörigen erheblich. Bis zum Erscheinungsdatum des Buches zählte die Menschenrechtsorgani- sation Amnesty International insgesamt 370 weibliche Mordopfer, 137 davon wurden überdies Opfer sexuellen Missbrauchs.13 An dieser Situation hat sich bis heute nichts geändert: Während die Zahl der Opfer stetig steigt, bleiben die Täter und deren genaue Motive unbekannt. Aller- dings gibt es Annahmen, die sich dabei „von Affekthandlungen über Taten geistig Verwirrter bis zu Pornographie, Prostitution, Drogen- oder Organhandel erstrecken. Klar ist zu einem be- stimmten Zeitpunkt nur, dass es sich überwiegend um junge weibliche Opfer zwischen 13 und 27 Jahren handelt, von denen 70% erwürgt wurden“ (Bernecker 2004: 224). Für die meisten der Verbrechen wurde bis heute niemand zur Rechenschaft gezogen, jedoch gab es einige me- dienwirksame Festnahmen und Verurteilungen: Die Festnahme des Ägypters Abdul Latif Sha- rif, der in Besitz eines amerikanischen Passes war und bereits wegen mehrerer Sexualdelikte vorbestraft. Er wurde 1994 für eine Mordserie weggesperrt, die nach seiner Inhaftierung wei- terging. Dies erweckt zumindest ansatzweise den Anschein, dass nach einem Sündenbock für die Öffentlichkeit statt nach den wahren Tätern gesucht wird.14 Immerhin erfüllte er durch seine Fremdheit und sexuell unangepassten Vorlieben alle Klischees eines Monsters. Zuletzt sorgte 2015 die Verurteilung von insgesamt fünf Tätern zu einer symbolischen Haftstrafe von 697 Jahren und zu einer Geldstrafe von umgerechnet ca. 47.000 Euro für die Frauenmorde für Auf- sehen. Die Täter hatten die Frauen zunächst entführt und dann gezwungen, für sie Drogen zu schmuggeln oder sich zu prostituieren. Als die Frauen schließlich als unbrauchbar eingestuft wurden, wurden sie ermordet und entsorgt.15

3.2.2 NAFTA bzw. TLCAN

16 And as the benefits of economic growth are spread in Mexico to working people, what will hap- pen? They'll have more disposable income to buy more American products, and there will be less illegal immigration because more Mexicans will be able to support their children by staying home. This is a very important thing.17

Mit diesen Worten führte Bill Clinton einst das Freihandelsabkommen NAFTA zwischen Nord- amerika, Mexiko und Kanada ein. Dabei ist die größte Freihandelszone der Welt entstanden.18 Seither hat Mexiko einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebt, allerdings wird dieser auch von negativen Nebenerscheinungen begleitet. NAFTA wird mitunter als „asymmetrisches Bündnis der Wirtschaftsintegration“ kritisiert, wegen der Unterschiede zwischen Mexiko und den USA in der Entwicklung und Größe ihrer Volkswirtschaften und wegen dem Bündnis zwischen ei- nem Gläubiger- und einem Schuldnerland (vgl. Fitz 2004, 315, zitiert nach Reichenbach 2015: 415). Auch über 20 Jahre später gibt es keinen Konsens darüber, ob das Abkommen Mexiko mehr geholfen oder mehr geschadet hat. Es lassen sich allerdings Aussagen über die großen Gewinner und die großen Verlierer treffen: Zu den Gewinnern zählen in erster Linie die großen multinationalen Unternehmen, Verlierer ist eindeutig die mexikanische Agrarwirtschaft. Mit- unter hat Mexiko durch NAFTA die Fähigkeit verloren, sich autonom zu versorgen (vgl. Rei- chenbach 2015: 416). Grund dafür sind die stark subventionierten Grundnahrungsmittel Mais und Bohnen, die aus den USA importiert werden (vgl. Calderón 2010: 81, zitiert nach Reichen- bach 2015: 416). Aber auch auf der nordamerikanischen Seite der Grenze gibt es Verlierer: Durch die Auslagerung der Arbeits-und Produktionsstätten nach Mexiko sanken bis Mitte 2000 auch die Löhne für die Fabrikarbeiter in Nordamerika, anschließend erreichten die Löhne aber wieder ein Vor-NAFTA-Niveau. 19

[...]


1 Martínez Prado, Hérika (2018): En 25 años van 1,779 feminicidios en Ciudad Juárez.https://heral- dodemexico.com.mx/estados/en-25-anos-van-1775-feminicidios-en-ciudad-juarez/ (Abruf am 02.09.2018)

2 Exner, Isabel (2017): Schmutz. Ästhetik und Epistemologie eines Motivs in Literaturen und Kulturtheorien der Karibik. Paderborn: Fink: 295. Segato, Rita L. (2013): La escritura en el cuerpo de las mujeres asesinadas en Ciudad Juárez. Territorio, soberanía y crímenes de Segundo estado. Buenos Aires: Tinta Limón: 73.

3 Für die Hinterbliebenen spielt es bei der Verarbeitung eine entscheidende Rolle, wie die Öffentlichkeit die Morde wahrnimmt und ob sie die von den Tätern bewusst gewählte Müllsymbolik rezipiert. Dabei soll das Opfer als Individuum im Mittelpunkt stehen. Dem Bild eines „Einheitsbreis“ von Opfern soll entgegengewirkt werden. Stattdessen soll den Opfern wieder „ein Gesicht gegeben“ werden. Auf der Internetseite der Or- ganisation ellastienennombre.org ist beispielsweise eine interaktive Karte abgebildet, über der sich Jah- reszahlen befinden. Man kann auf eine beliebige Jahreszahl klicken, danach erscheinen die Opfer als rote Punkte auf dieser Karte und die einzelnen Mordopfer können angeklickt werden. Anschließend sind sämt- liche verfügbare Informationen über die Opfer zu sehen. Neben Angaben zu Alter, Ort, Beruf, Kindern und Tathergang werden oftmals sogar Fotos der Frauen hochgeladen Ein ähnliches Modell findet sich bei Google Maps. Auch diese Karte wurde von einer jungen Mexikanerin erstellt, damit die Opfer nicht in Vergessenheit geraten. Ausführlicher Artikel dazu: Coppel, Eugenia (2017): Una mexicana crea un mapa para que los feminicidios en su país no caigan en el olvido. https://verne.el- pais.com/verne/2017/04/20/mexico/1492712075_304797.html (Abruf am 02.09.2018).

4 „Tropen sind einzelne Wörter oder Wendungen, die im uneigentlichen (übertragenen, figurativen) Sinne ge- braucht werden. Das Bildungsprinzip der T. ist die Substitution. Der eigentliche Ausdruck (proprium) wird durch einen uneigentlichen Ausdruck (improprium) ersetzt.“ (Vgl. Müller, Wolfgang G. (52013): Tropen. In: Nünning, Ansgar (Hrsg.): Me tzler-Lexikon Literatur- und Kulturtheorie. Ansätze – Personen – Grundbegriffe. Stuttgart; Weimar: Metzler. 672.)

5 Vgl. z.B. Exner (2017) oder Moser (2015)

6 Vgl. Douglas, Mary (1985): Reinheit und Gefährdung: eine Studie zu den Vorstellungen von Verunreinigungen und Tabu. Berlin: Reimer: 12.

7 Vgl. Baumann, Zygmunt (2004): Verworfenes Leben. Die Ausgegrenzten der Moderne. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung. 62.

8 Über den Titel wurde in der Vergangenheit schon viel diskutiert: Graziadei stellt hier zwei interessante Deutungsansätze auf: Zum einen lässt sich die Zahl 666 als die Zahl des Teufels oder auch als die Zahl des Tieres lesen. Diese Lesart vernachlässigt allerdings die vorstehende Zahl zwei. Zum anderen taucht die Zahl in einem früheren Werk von Bolaño, nämlich in Amuleto, als Jahreszahl auf. Bei diesem intertextuellen Verweis handelt es sich „um einen Friedhof aus dem Jahre 2666.“ (Echevarría 2009 zitiert nach Graziadei, 2001: 251) Ein letzter Ansatz, der im Zusammenhang mit der Schmutzthematik steht, ist erneut in der Bibel zu finden. So lautet der Psalm 26,6 Bitte eines Unschuldigen: „Ich wasche meine Hände in Unschuld und umschreite, HERR, deinen Altar.“ Hierbei wird sich auch der Schmutz-Symbolik bedient: Reinheit ist mit Unschuld und Verbrechen mit Schuld gleichzusetzen, wie es in der Alltagssprache gängig ist. (Ps 26,6; EU) Katholische Kirche. Deutsche Bischhofskonferenz (Hrsg.) (2017): Die Bibel: Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift. Stuttgart: kbw bibelwerk.

9 Vgl. Bolaño, Roberto (2004): 2666. Barcelona: Anagrama.

10 „In der griech. Sage Tochter des Priamos u. der Hekabe, eine Seherin, in die Apollon sich verliebte. Da sie seine Zuneigung nicht erwiderte, bewirkte der Gott aus Rache, daß man ihre Prophezeiungen niemals glaubte. So sagte sie vergebl. den Untergang Troias voraus u. warnte vor dem Hölzernen Pferd. […] – Die Weis- sagungen der K. waren durchweg düsterer Natur mit warnendem Charakter, woraus sich die Beizeichnung (Bz.) „Kassandraruf“ ableitet.“ (Vgl. Abenstein, Reiner (42016): Griechische Mythologie. Paderborn: Fer- dinand Schöningh: 113.)

11 Maihold, Günther (2011): Mexiko und die USA: zwischen NAFTA-Partnerschaft und Zweckgemeinschaft. In: Po litik und Zeitgeschichte 40-42: 18.

12 Vgl. Martinez, Oscar J. (1996): Prohibition and Depression in Ciudad Juárez-El Paso. In: Martinez (Hrsg.): U .S.-Mexico Borderlands: Historical and Contemporary Perspectives. Wilmington, Del.: Rowman & Littlefield Publishers: 151.

13 Vgl. Bernecker, Walther L. (32004): Menschenrechte und Korruption zwischen Autoritarismus und Demokratie. In: Bernecker et al. (Hrsg.): Mexiko heute. Politik, Wirtschaft, Kultur. Frankfurt am Main: Vervuert: 224 f.

14 [O.V.] (1998): Die Killer kommen meist am Freitag. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-7969169.html (Abruf am 03.09.2018)

15 [O.V.] (2015): 697 años de prisión para responsables de los feminicidios de Juárez. https://www.el- pais.com.uy/mundo/anos-prision-responsables-feminicidios-juarez.html (letzter Aufruf: 02.09.2018)

16 TLCAN steht für Tratado de Libre Comercio de América del Norte

17 Vgl. William J. Clinton (1993):"Remarks at the Signing Ceremony for the Supplemental Agreements to the North American Free Trade Agreement," September 14, 1993. Online by Gerhard Peters and John T. Woolley, Th e American Presidency Project. http://www.presidency.ucsb.edu/ws/?pid=47070. (Abruf am 02.09.2018)

18 Vgl. Reichenbach, Benjamin (2015): Mexikos Wirtschaftspolitik im 21. Jahrhundert. Oligopolistische Export- wirtschaft im Schatten der USA. In: Schröter (Hrsg.): Das politische Systems Mexikos. Wiesbaden: Sprin- ger: 415.

19 [O.V.] (2016): Die Auswirkungen des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens NAFTA auf die Arbeitsmärkte in den USA, Mexiko und Kanada. https://www.bundestag. de/blob/416280/c98651f891bfcfa169153137679d7fc3/wd-6-021-16-pdf-data.pdf (Abruf am 03.09.2018)

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Die Trope des Schmutzigen im Kontext der Darstellung von Gewalt und Entwertung der Frau in Roberto Bolaños "2666", "La parte de los crímenes"
Hochschule
Universität des Saarlandes
Note
1,3
Autor
Jahr
2018
Seiten
25
Katalognummer
V462635
ISBN (eBook)
9783668905870
ISBN (Buch)
9783668905887
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bolaño, 2666, Schmutz, Abfall, Literatur, Spanisch
Arbeit zitieren
Laura Basta (Autor:in), 2018, Die Trope des Schmutzigen im Kontext der Darstellung von Gewalt und Entwertung der Frau in Roberto Bolaños "2666", "La parte de los crímenes", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/462635

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