Gewalt. Geschlecht Nebensache?


Hausarbeit, 2016

20 Seiten, Note: 12 Punkte

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Gewaltdefinition
2.1 Formen von Gewalt

3. Das Geschlecht
3.1 Das männliche Geschlecht
3.2 Das weibliche Geschlecht

4. Gewalt in der Schule – Amok und mögliche Ursachen
4.1 Thesenaufstellung und Analyse anhand bekannter Daten

5. Weitere Formen schulischer Gewalt im Überblick
5.1 Weitere Formen schulischer Gewalt im Überblick
5.2 Auswirkungen von Gewalt

6. Ursachen von Gewalt
6.1 Schule
6.2 Erziehung
6.3 Biologische Merkmale
6.4 Medien

7. Gewaltprävention

8. Fazit

Literatur

1. Einleitung

Was ist Gewalt? Wie unterschiedlich drücken Jungs und Mädchen ihre Aggressionen aus? Neben diesen Fragen sollen auch die Gründe von Jugendgewalt im Zusammenhang mit den gesellschaftlichen Gegebenheiten der Jugendlichen erörtert werden. Dazu erscheint es als sinnvoll, zu Beginn über den Gewaltbegriff zu sprechen und einige Formen von Gewalt aufzuzeigen. In der vorliegenden Hausarbeit werden also die hier ausgefu hrten Seiten von Gewalt in eine Definition des Begriffes in soweit berücksichtigt, dass unter Gewaltausu bung hier nicht nur körperlich sichtbare Verletzungen an Personen oder Objekten besprochen werden soll, sondern auch die Androhung eines Übels bzw. der Ausu bung von physischem oder psychischem Zwang, der sich gegen die ko rperliche Unversehrtheit und gegen die freie Lebensfu hrung oder den freien Willen einer Person richtet.

Des Weiteren soll der Rahmen geschlechtsspezifischer Unterschiede bezüglich der Jugendgewalt transparent gemacht werden, um Assoziationen, Mädchen als Opfer und Jungs als Täter zu stigmatisieren, aufzulösen. „Mädchen gelten beispielsweise als schwach und nicht wehrfähig, während Jungen Fähigkeiten wie Stärke und Mut zugesprochen werden.“ (Zur Funktion von Gewalt. Gewalthandlungen als Beitrag zur Entwicklung und Ausdruck von Geschlechteridentität bei Mädchen, 2009). Sind Jungen also aggressiver als Mädchen? Oder zeigen Mädchen ihre Aggressionen auf eine Art und Weise, die bisher in der Forschung wenig berücksichtigt wurde? Diese Hausarbeit wird sich auch mit diesen Fragestellungen auseinandersetzen und versuchen anhand von wissenschaftlichen Passagen aufzuklären.

Eine weiterer Punkt dieser Hausarbeit wird das Gewaltphänomen „Amok“ sein. Am 22. Juli 2016 verletzte ein 18-jähriger Schüler 8 Jugendliche und eine ältere Person tödlich. Viele weitere verletzte Menschen wurden in ein Krankenhaus gebracht. Da dieses schreckliche Ereignis erst kürzlich passiert ist, soll auch dieses Drama objektiv thematisiert werden. Was bringt diesbezüglich einen jungen Menschen dazu, anderen Menschen derart Leid zuzufügen und welche Ursachen könnten hierbei eine Rolle spielen? Hierzu soll eine Analyse veranschaulicht werden.

Da Jugendgewalt Jungen und Mädchen auf verschiedene Weise und in unterschiedlicher Intensität betrifft, macht es durchaus Sinn, geschlechterspezifische Angebote zu kreieren und zur Verfügung zu stellen. Daher wird es im letzten Kapitel um Strategien gehen, die eingesetzt werden können, um nachhaltig Jugendgewalt zu bekämpfen.

2. Gewaltdefinition

Um einen Einstieg in das Thema zu bekommen, sollen einige Begriffe kurz erklärt werden, die eng mit dem Thema der Hausarbeit verknüpft sind. So geht es zu aller erst um „Gewalt“. Was ist eigentlich Gewalt? Gewalt schwebt doch nicht irgendwo in der Luft herum, oder? Gewalt ist ein Mittel, für das ein Kon flikt gegeben sein muss. Dennoch reicht es nicht, einen Kon flikt auf Gewalt zu reduzieren, da es noch etwas was dazwischen gibt. Das Aggressionspotential.

Kon flikt

Ein Kon flikt meint in diesem Fall solche Zusammenstöße: unterschiedliche Interessen, Meinungen und Bedürfnissen zwischen Individuen oder Gruppen. Diese Positionen beinhalten automatisch ein Konfliktpotential, welches in Form von Aggression oder Gewalt ausgelebt werden kann.

Aggression

Es gibt viele Definitionen darüber, was Aggression bedeutet. Bezüglich dieser Hauarbeit wurde für folgende Definition entschieden: „Menschliche Aggression ist ein Verhalten, das entweder mit der Absicht geschieht, anderen Menschen zu schaden1 oder um sie in ihrem Rang herabzusetzen.

Gewalt

Der Begriff Gewalt kommt von „walten“ und vermittelt diesbezüglich eine neutrale Haltung, nämlich „etwas bewirken zu können“ oder „etwas bewältigen zu können“. Im heutigen Sprachgebrauch wird diese Wortwahl oft negativ aufgefasst2 und ist dadurch gekennzeichnet, wenn die gezielte Absicht darin besteht, das Gegenüber physisch oder psychisch zu schädigen. Sie kann als Mittel bezeichnet werden, um Macht auszuüben und individuelle Ansprüche durchzusetzen. Ein wichtiges Merkmal für die Anwendung von Gewalt ist die Billigung bzw. die vermeintliche Legitimität, diese einsetzen zu dürfen.3

Gewalt wird also dann als böse gewertet, wenn diese Stärke zum Schaden Anderer eingesetzt wird. Identifizieren lässt sich Gewalt, wenn Täter, Opfer und Zeuge gegeben sind.4

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.1 Formen von Gewalt

Gewalt hat viele Gesichter. Es gibt physische, psychische und sexuelle bzw. sexualisierte Gewalt, aber auch ökonomische sowie strukturelle Gewalt. All diese Arten der Gewalt verletzen die Menschenrechte und Grundfreiheiten eines jeden Menschen.

Abbildung 1: https://www.vbg.de/wbt/gewaltpraevention/daten/html/404.htm

3. Das männliche Geschlecht

Laut Genderforschung wurde erkannt, dass Geschlechtseigenschaften nicht nur aus der Erziehung und Umwelt-Einflüssen resultieren, sondern es auch genetisch-bedingte oder hormonelle Dispositionen existieren. So einfach, wie gerne hingestellt, gelte allerdings dieser Satz, Jungs seien gewalttätiger als Mädchen, nicht. Junge Mädchen lebten ihre Aggression nur anders, meist unscheinbar aus. Und das ist möglicherweise eine Folge soziokultureller Normen.

„Vorraussetzungen für gewalttätiges Verhalten im Jugendalter sind nach Lütkes (1999, S. 3) vor allem in den verschiedenen Sozialisationsinstanzen zu suchen (vgl. auch Kapitel 3.3). Treten hier Probleme auf, neigen besonders männliche Jugendliche zu aggressivem Verhalten, denn Jungen lernen nach einer Studie von Campbell (1995) in ihrer Sozialisation Gewalt als Mittel der Macht einzusetzen, während Mädchen Gewalthandlungen als Verlust ihrer Selbstkontrolle erleben (vgl. Silkenbeumer 2007, S. 72).“

Statusthemen bekommen diesbezüglich bei Jungen eine besondere Aufmerksamkeit. Je mehr sozialer Aufstieg, desto mehr steht ein Junge als Chef oder Held dar. Zumindest wird dieses Gefühl empfunden, höher zu stehen, wenn Ergebnisse erzielt werden, welche durch Gewalt zu Stande gekommen sind und Respekt einbringen. Dort wo also Gewalt als „cool“ bewertet wird, wird der soziale Status auch über Gewalt definiert wird und auch als Kompetenz anerkannt. Sie kann in manchen Gruppierungen unter Teenager als Statussicherung angesehen werden. Individuell probieren gewaltbereite männliche Teenager ein Segment ihrer Persönlichkeit über aggressives Verhalten aufzubauen. Sie konstruieren damit ihre männliche Identität, um ihrer Individualität Ausdruck zu verleihen. Umgekehrt wird der Titel des Opferstatus von vielen Jungen als Stigma oder Makel erlebt. Reale oder bereits schon drohende Ohnmachtserfahrung macht bei solchen Jungen heftige Aktion notwendig und führt dann schneller zur Gewalt. Auch in solchen Fällen kann die Energie zu Gewalttaten ausarten. Hilfeangebote wie zum Beispiel Beratung, sozialtherapeutische Arbeit und Erlebnispädagogik, können helfen, solche Ohnmachtserfahrungen zu bewältigen und sie können präventiv eingesetzt werden, um die Persönlichkeit eines jungen Menschen positiv zu beeinflussen.5

3.1 Das weibliche Geschlecht

Sehr lange gerieten Frauen als Täterinnen nicht ins Blickfeld, wenn es um körperliche Gewalt gegen Andere ging. Das Aggressionsverhalten von Frauen wurde bis in die Jahrtausende-Wende kaum wissenschaftlich untersucht/hinterfragt. Und wenn doch, sammelte man solche Erkenntnisse, dass Mädchen aufgrund von zugewiesenen Geschlechterrollen weniger gewalttätig seien.

„So zeigte Caroline Hagemann-White, dass Mädchen aufgrund der geschlechtsspezifischen Sozialisation einen anderen Umgang mit Kon flikten und Aggression erlernten als Jungen: Da die durch die Sozialisationsinstanzen an sie herangetragenen geschlechtsspezifischen Erwartungen meist einen Verzicht auf offene körperliche Gewaltausübung beinhalteten, lernten sie eher das Aushalten von Kon flikten und Supprimieren von eigenen Gewaltemp findungen“ (vgl. HA- GEMANN-WHITE 1984 und EULER 1999).

Mit der Zeit änderte sich diese Wahrnehmung, dass Mädchen, die sich bei Gewalt zurückhalten, keine Aggressionen hätten. Das Gegenteil ist der Fall. Viel mehr gehen Frauen mit Konflikten anders um, in denen sie u. a. zum Beispiel ihre Wut- und Gefühlsausbrüche auf ihre Partner übertragen, um ihre Bedürfnisse durch sie durchzusetzen.6

Ulrike Popp, Soziologin und Universitätsprofessorin für Schulpädagogik an der Alpen-Adria- Universität in Klagenfurt, wies im Jahr 1997 darauf hin, dass auch Mädchen gewaltbereit seien können, welche nennenswerter Weise oft unterschwellig und versteckter Botschaft gelebt wird. Das ergab eine geschlechtsspezifische Auswertung von Befunden aus einer empirischen Untersuchung in Hessen.[6] Bei der Untersuchung von Jugendgewalt lassen sich so gesehen die Ausdrucksformen von Gewalt zwischen den Geschlechtern unterscheiden. (Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde durch den Promotionsausschuss Dr. phil. der Universität Bremen, Inga Diop, 2007)

Lesenswert sind auch die Auswertungen der Autorinnen Werner, Bigbee und Crick. So heißt es, dass Ma dchen ha ufiger „relationale Aggression“ zeigen als Jungen. Die Bezeichnung „relationale Aggression“ meint hierbei das Verhalten, welches die zwischenmenschlichen Verhältnisse einer Person zu Gleichaltrigen oder die Empfindungen der sozialen Zugeho rigkeit und Akzeptanz stören/vernichten soll. Es zeigt sich jedoch insgesamt, dass Frauen und Ma nner anna hernd gleich aggressiv sind (WERNER/BIG- BEE/CRICK 1998, S. 154ff.)- Jugendgewalt wird demnach in neueren Studien oft so beschrieben, dass diese sowohl von Ma dchen als auch von Jungen ausgehen kann, jedoch mit unterschiedlichen Erscheinungsformen.

[...]


1. E. R. Smith, D. M. Mackie: Social Psychology. Psychology Press, 2. Auflage 2000, ISBN 0-86377-587-X, S. 504.

2. http://www.gewalt-online.de/der-gewaltbegriff/, Gewaltbegriff abgerufen am 06.08.2016 um 01:23 Uhr

3. http://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/gewalt/5920, Gewaltbegriff abgerufen am 06.08.2016 um 00:30 Uhr

4. Gewalt – interdisziplinär, Seite 137 bis 138, herausgegeben von Michael Klein, 2002

5. proJugend, Jungen und ihre Gewalt, Rainhard Winter, 4/2008

6 Der Begriff „relationale Aggression“ ist nicht mit dem der indirekten Aggression gleichzusetzen: Ersterer betont den Gebrauch der sozialen Beziehungen zur Scha digung anderer, letzterer betont die Abwesenheit von direkter Konfrontation mit dem Opfer (vgl. WER- NER/BIGBEE/CRICK 1998). 6. Christine Holzkamp, 1995, S. 139, 6. vgl. POPP 1997 sowie OLWEUS 1999

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Gewalt. Geschlecht Nebensache?
Hochschule
Justus-Liebig-Universität Gießen  (Soziologie)
Note
12 Punkte
Jahr
2016
Seiten
20
Katalognummer
V462513
ISBN (eBook)
9783668920842
ISBN (Buch)
9783668920859
Sprache
Deutsch
Schlagworte
gewalt, geschlecht, nebensache
Arbeit zitieren
Anonym, 2016, Gewalt. Geschlecht Nebensache?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/462513

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