Latein UB Lektüre Phaedrus fabulae I,24

Dekodierung und Interpretation der Phaedrusfabel "rana et bos" als Beispiel für "invidia" anhand eines Text-Bild-Puzzles in Partnerarbeit zur Steigerung der Text- und Kulturkompetenz


Unterrichtsentwurf, 2018

22 Seiten, Note: 1,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Thema der Unterrichtsreihe

2. Thema der Unterrichtsstunde

3. Stundenziel

4. Teilziele

5. Verlaufsplan

6. Tabellarische Darstellung der geplanten Unterrichtsreihe

7. Begründung zentraler Aspekte der Unterrichtskonzeption

8. Darstellung der längerfristigen Unterrichtszusammenhänge

9. Quellenverzeichnis

10. Anhang

1. Thema der Unterrichtsreihe

quod risum movet et quod prudentis vitam consilio monet – Moralisches Lernen anhand ausgewählter fabulae des Phaedrus

2. Thema der Unterrichtsstunde

tacta invidia tantae magnitudinis Dekodierung und Interpretation der Phaedrusfabel rana et bos als Beispiel für invidia anhand eines Text-Bild-Puzzles in Partnerarbeit zur Steigerung der Textkompetenz

3. Stundenziel

Die Schülerinnen und Schüler1 können die Darstellung von invidia in der Phaedrusfabel rana et bos erläutern, indem sie über ein Text-Bild-Puzzle die Fabelhandlung erschließen, das Motiv der rana benennen und dessen Bewertung anhand der Konfiguration erläutern . (Textkompetenz)

4. Teilziele

- Die SuS können anhand eines Bildimpulses sowie ihres Gattungswissens eine begründete Erwartungshaltung an die Fabel aufbauen, indem sie das Bild beschreiben und anhand des Titels der Fabel Vermutungen zu deren Handlung formulieren. (Textkompetenz)
- Die SuS können den Text textlinguistisch erschließen, indem sie die Textfragmente anhand der Konnektoren, der Verbformen und der auftretenden Tiere den Bildern zuordnen. (Textkompetenz)
- Die SuS können den Aufbau sowie den Inhalt der Fabel erläutern, indem sie anhand ihrer Ergebnisse die Strukturskizze vervollständigen und den Text paraphrasieren. (Textkompetenz)
- Die SuS können die Fabel interpretieren, indem sie das grundlegende Problem der rana untersuchen und anhand der Konfiguration der Fabel die Schuldfrage erläutern. (Textkompetenz)

Eventualziele:

- Die SuS können die Fabel textimmanent interpretieren, indem sie die Affinität von Form und Inhalt im Hinblick auf die Komparative erläutern. (Textkompetenz)
- Die SuS können die Fabel anhand eines existentiellen Transfers textübergreifend interpretieren, indem sie die beispielhafte Darstellung menschlichen Verhaltens reflektieren und so allgemeingültige Verhaltensweisen ableiten und Parallelen in der Gegenwart finden. (Textkompetenz)

5. Verlaufsplan

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

6. Tabellarische Darstellung der geplanten Unterrichtsreihe

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

7. Begründung zentraler Aspekte der Unterrichtskonzeption

Schwerpunkt der Stunde

Die transphrastische Erschließung der Phaedrusfabel I,24 rana et bos mit der einhergehenden Interpretation bildet den Schwerpunkt dieser Unterrichtsstunde. Mithilfe eines Text-Bild-Puzzles soll es allen Lernenden ermöglicht werden, einen Zugang zum lateinischen Text zu erlangen, sodass sie diesen anschließend paraphrasieren und in Ansätzen interpretieren können. Im Zuge dessen wird eine Grundlage für das Rekodieren sowie eine vertiefende Interpretation geschaffen, welche die Schwerpunkte der weiteren Unterrichtsstunden bilden.

Curriculare Vorgaben

Somit entspricht diese Unterrichtsstunde den Vorgaben des Kernlehrplans sowie des schulinternen Curriculums, welche im Rahmen der Textkompetenz erwarten, dass die SuS leichtere und mittelschwere Originaltexte vorerschließen können.2 Dazu sollen sie „textsemantische Merkmale und textsyntaktische Merkmale weitgehend selbständig aus den Texten herausarbeiten und darstellen“3. Zudem sollen sie diese Texte durch die Darstellung des Textinhaltes und seiner Intention sowie der Gliederung des Textes in Sinnabschnitte und durch den Nachweis sprachlich-stilistischer Mittel interpretieren können.4 Grundlage für das Dekodieren und Rekodieren eines Textes ist neben einem gut gesicherten Wortschatz „eine geeignete Texterschließungsmethode“5. Um die Lernenden bei der Arbeit zu unterstützen, soll in dieser Stunde der Verstehensprozess durch eine Vorentlastung im top-down-Prozess unterstützt werden, um diesen dann mit dem bottom-up-Prozess zu kombinieren.6 Während der gesamten Unterrichtsreihe wurde den Lernenden bereits die Nützlichkeit der ganzheitlichen Textvorerschließung verdeutlicht.7

Relevanz des Themas

Diese Stunde bildet die 21. Unterrichtsstunde der Unterrichtsreihe „ quod risum movet et quod prudentis vitam consilio monet – Moralisches Lernen anhand ausgewählter fabulae des Phaedrus“. Bisher haben die Lernenden vier Fabeln dekodiert, interpretiert und rekodiert. Daher sind sie in der Lage, Texte nach vorgegebenen Kriterien zu erschließen und auf der Grundlage ihrer Ergebnisse zu einer ersten Interpretation zu gelangen. Anhand der Fabel rana et bos soll das menschlich grundlegende Problem der invidia thematisiert werden.8 Zwar ähnelt diese der Phaedrusfabel I,3 graculus superbus et pavo, welche sich ebenfalls dadurch auszeichnet, dass das der „Unterlegene“ kritisiert wird, jedoch wird ein anderes menschliches Laster, die Hybris, thematisiert. Zudem wird in der Fabel rana et bos die Kritik an dem Motiv der invidia durch den Tod der rana drastischer dargestellt.9

Stellung der Stunde in der Unterrichtsreihe

Die Lerngruppe, die ich seit Anfang Mai im Rahmen des Ausbildungsunterrichts unterrichte, setzt sich aus 13 Schülerinnen und 14 Schüler zusammen. Besonders ein Schüler trägt durch seine überdurchschnittlichen Leistungen kontinuierlich zur Progression der Unterrichtsstunde bei. Vier weitere Jugendliche sind ebenfalls stets in der Lage, Fabeln weitgehend selbstständig zu erschließen, zu interpretieren und zu übersetzen. Zwei Heranwachsende weisen Defizite in jeglichen Bereichen auf und nehmen im Hinblick auf die anstehende Abwahl des Faches Latein, besonders seitdem die letzte Klausur geschrieben worden ist, trotz der Bemühungen der Lehrperson kaum aktiv am Unterricht teil. Einem Jugendlichen ist es aufgrund seiner längeren Abwesenheit nicht möglich, am Unterricht teilzunehmen. Nach den Sommerferien wird er die Schule wechseln. Es wird dennoch versucht den Schüler besonders in Spontanphasen nach seinen Möglichkeiten in den Unterricht einzubeziehen. Aufgrund dieser Umstände arbeitet der Schüler bei Partnerarbeiten als dritter Lerner mit einem Paar zusammen. Die Heterogenität der Lerngruppe spiegelt sich sowohl in ihrer Leistung als auch in ihrem Arbeitstempo wieder. Insgesamt zeigen sich die Jugendlichen interessiert an der Textgattung Fabel und sind besonders bei der Interpretation motiviert. Ihre größten Defizite liegen insgesamt im Bereich der Sprachkompetenz, da sie große Lücken im Bereich der Grammatik und des Wortschatzes aufweisen. Positiv hervorzuheben ist die angenehme Arbeitsatmosphäre, die sich in einer wertschätzenden Interaktion untereinander und einem positiven Klassenklima wiederspiegelt.

Lerngruppenanalyse

Die Phaedrusfabel I,24 rana et bos thematisiert anhand des Größenvergleichs der rana mit dem bos das menschliche Laster der invidia. Die Fabel, welche zehn Verse umfasst, lässt sich dem klassischen Aufbau einer Fabel gemäß grob in vier Abschnitte gliedern. Auf das Promythium im ersten Vers folgt die expositio, welche durch den Konnektor quondam (V.2) angeschlossen wird. Der Hauptteil der Fabel, indem der Konflikt entfaltet wird, erstreckt sich bis auf den Beginn des letzten Verses „inflare sese“ (V.10). Dieser Abschnitt der Fabel lässt sich differenzierter untergliedern. Denn charakteristisch für diesen Text ist der Wechsel zwischen der actio der rana mit dem Dialog zwischen rana und nati, der durch seine responsorische Struktur parallel aufgebaut ist (vgl. V.3-8). Der erste Dialog wird durch den Konnektor tum (V.4) mit der ersten actio verbunden, während die zweite actio durch den Konnektor rursus (V.6) angezeigt wird. Novissime (V.9) markiert den dritten und letzten Versuch der rana, dem Ochsen gleichzukommen. Durch die Konnektoren sowie den parallelen Aufbau der Dialoge ist somit eine klare Struktur zu erkennen.

Sachanalyse

Die Moral wird als Promythium an den Anfang der Fabel gestellt (vgl. V.1). Die Fabel lässt sich als eine Allegorie auf inops und potens verstehen, ein Schwacher, der einem Stärkeren ebenbürtig sein will. Somit reiht sich die Fabel in Phaedrus Gesamtwerk mit dem Themenkomplex zum Verhältnis Stark-Schwach ein. Die Kritik an der Selbstüberschätzung wird durch das direkte Aufeinandertreffen von inops und potens verstärkt (vgl. V.1). Die Nachahmung eines Stärkeren bedeutet demnach für den Schwächeren ein fatales Ende (vgl. V.1), womit das Verb imitari ein Schlüsselwort dieser Fabel darstellt. In der expositio wird die Ausgangssituation der Fabel entfaltet. Der Leser erfährt den Ort sowie den Handlungsträger, da rana als Subjekt fungiert (vgl. V.2). Der Ochse ist in diesem Fall lediglich das Objekt und bleibt passiv. In Vers 3 wird dann die actio der rana, welche den ersten Versuch des Größerwerdens darstellt, beschrieben. In der rugosa pellis sieht die rana die Chance, dem Ochsen gleich zu werden (vgl. V.4). Dabei wird auch der Grund für die actio angegeben: „tacta invidia tantae magnitudinis“ (V.3). Als ein weiteres Schlüsselwort der Fabel ist damit invidia festzuhalten. Die Kombination des Numerals tantae mit dem vier Silben langen magnitudinis verdeutlicht sprachlich den Wunsch der rana nach übertriebener Größe. Neben der physischen Bedeutung ist darunter im übertragenden Sinne auch an die soziale Stellung zu denken. Der Frosch nimmt einen ersten Versuch, die Größe des Ochsen zu erreichen, und bläht sich auf, was durch das Hyperbaton „rugosam inflavit pellem“ (V.4) sprachlich verdeutlicht wird. Daraufhin erbittet der Frosch das Urteil seiner Kinder im Hinblick auf den Größenvergleich. Da diese ihm antworten, dass er nicht größer als der Ochse sei, kommt es zu einer erneuten actio des Frosches. Phaedrus verändert hier seine Wortwahl: „intendit cutem“ (V.6). Während das Aufblasen nicht zum gewünschten Erfolg geführt hat, spannt der Frosch nun seine bereits glatte Haut selbst an. Der Kraftakt des Frosches wird durch den Ablativus modi „maiore nisu“ (V.7) verdeutlicht. Das Hyperbaton „simili [...] modo“, welches das Prädikat „quaesivit“ (V.7) umschließt, verweist auf den parallelen Handlungsablauf, da die rana erneut nach dem Urteil ihrer Söhne fragt. Der Komparativ zeigt in diesem Falle, dass der Frosch nicht nur dem Ochsen gleich sein, sondern ihn übertreffen will.10 Die Auswahl der nati als Dialogpartner bedingt den Ausgang der Situation, da diese aufgrund ihrer Unerfahrenheit nicht in der Lage sind, ein angemessenes Urteil zu fällen und die rana in ihrem Verhalten zu kritisieren. Es kommt unweigerlich dazu, dass der Frosch in seinem Größenwahn ein drittes Mal in Aktion tritt. Wie die Verwendung von indignata zeigt, ist der Frosch nicht in der Lage, sein Verhalten zu reflektieren und ist in seinem eigenen Größenwahnsinn gefangen (vgl. V.9). Sein ungebrochener Wille wird durch die Alliteration „vult validius“ (V.9) sprachlich unterstrichen. Die Steigerung des Bemühens des Frosches wird sprachlich durch die Vermehrung des sprachlichen Materials bei dem zweiten und dritten Versuch verdeutlicht:11

„rugosam inflavit pellem“ (V.3)

„rursus intendit cutem / maiore nisu“ (V.5f.)

„novissime...dum vult validius / inflare sese“ (V.9f.)

Doch dies wird ihm zum Verhängnis, wie im eventus geschildert wird: „rupto iacuit corpore“ (V.10). Phaedrus beendet die Fabel mit dem Tod des Frosches, der ihr durch ihren Größenwahnsinn, der invidia tantae magnitudinis, selbst herbeigeführt wird. Allein die rana tritt in Aktion, sie hat keinen Gegenspieler, sondern steht sich selbst im Wege. Der Ochse fungiert als „‚stummer Auslöser‘“12 durch einen bloßen Blickkontakt, der den Affekt invidia bei der rana bedingt. Diese ist sich demnach ihr eigener Feind. Die nati sind die urteilende Instanz, welche ihre Mutter in ihrem Größenwahn nicht stoppen können, da sie aufgrund ihres Alters nicht reflexionsfähig sind. Der Konflikt durch das negativ dargestellte Motiv invidia liegt in der rana selbst, womit der Fokus auf die Selbstverantwortlichkeit des eigenen Handelns gelegt wird.

Didaktischer und fachmethodischer

Zugang

Aufbau einer Erwartungshaltung

Vorerschließungsmethode

Binnendifferenzierung

Interpretation

Um alle Lernenden an diese Fabel heranzuführen, wird vornehmlich mit Visualisierungen gearbeitet.13 Mithilfe der Bildbeschreibung soll ein erster Zugang geschaffen werden und einige für die Fabel spezifische Vokabeln eingeführt werden. Durch den Aufbau einer Erwartungshaltung sollen die Lernenden ihr Gattungswissen reaktivieren und Motivation aufbauen.14 Dabei wird nicht intendiert, dass die Fabelhandlung durch die Lenkung der Lehrperson bereits korrekt antizipiert wird. Es ist vielmehr zu erwarten, dass die Lernenden den Ochsen als Handlungsträger der Fabel erwarten, der den schwachen Frosch unterdrückt. Dies trägt dennoch zum Lernziel bei, da nach der Erschließung des Textes reflektiert werden kann, warum Phaedrus die gegenteilige Konstellation gewählt hat. Dadurch kann dann die Selbstverschuldung des Frosches herausgearbeitet werden. Es ist zu bemerken, dass den Lernenden die Fabel bereits bekannt sein könnte und die Handlung bereits vorab dem Text gemäß geschildert wird. Dies bedeutet jedoch keinen Nachteil für die Lernprogression, da es vielmehr besonders den leistungsschwächeren SuS Sicherheit bei der Texterschließung gibt. Um Sinnstiftung und Transparenz zu gewährleisten, reflektieren die Lernenden dabei die ausgewählte Vorerschließungsmethode des Text-Bild-Puzzles. Die Textrekonstruktion ist ein Verfahren, bei dem Textfragmente in die richtige Reihenfolge gebracht werden und somit eine „originiär philologisch-wissenschaftliche Arbeitsmethode“15. Zudem entspricht sie dem „spielerischen Entdeckungsdrang“16 der SuS, wobei „problemorientiertes und kooperatives Arbeiten“17 gefördert wird. Es sollen ihnen dabei „die Prozesse des Textverstehens und der Textrekonstruktion“18 verdeutlicht werden. Dadurch werden gleichzeitig „zentrale Elemente der textimmanenten Interpretation“19 erkannt. Da sie durch das Puzzlen den Text wiederholt rezipieren, erhalten sie einen „ersten (ganzheitlichen) Überblick über Inhalt und Aufbau des Textes“20. Bei dieser Lerngruppe zeigt sich das Grundprinzip der textlinguistischen Vorerschließung als besonders wichtig, da jeder Schüler „kleine Beiträge“21 leisten sollte, um motiviert zu werden. Durch die Bilder wird es zudem allen ermöglicht, einen „Zugang zur Arbeit am Text“22 zu finden und „das formale Bauprinzip“23 der Fabel zu erkennen. Die Versstruktur der Fabel wurde bei den Textabschnitten zu Gunsten der Sinneinheiten aufgelöst. Diese wird erst bei der Rekodierung des Textes präsentiert und im Sinne einer vertiefenden Interpretation genutzt. Zudem werden die Textfragmente mit einer Interpunktion dargeboten, da die Lernenden dies gewohnt sind. Allein anhand der Interpunktion ist es ihnen nicht möglich, die Fabel zu rekonstruieren. Darüber hinaus wurden die indirekten Fragesätze eingerückt, da diese für die Rekonstruktion nicht notwendig sind. Erst im Hinblick auf die Gliederung und Paraphrase werden diese berücksichtigt, wobei das Augenmerk auf den Komparativen im Sinne der Affinität von Form und Inhalt liegt. Um die Aufgabe zu lösen, müssen die Lernenden „notwendigerweise die textstrukturierenden Merkmale in ihrer Begründung erwähnen“24, wozu sie durch die Aufgabenstellung angehalten werden. Dabei sollen sie zum einen die Konnektoren sowie die Verbalformen berücksichtigen, da dies die wichtigsten Konstituenten der Fabel sind.25 Zudem soll das Augenmerk auch auf die erwähnten Tiere gerichtet werden, um die Zuordnung zu den Bildern sowie die Interpretation zu erleichtern. Damit einhergehend wird auf textsemantischer Ebene auch die Proform illi (V.6,8) entschlüsselt. Der Umgang mit diesen Konstituenten wurde mit den Lernenden eingeübt, sodass sie diese Aufgabe bewältigen können sollten. Für schwächere SuS dient die Hilfskarte als Unterstützung, welche einen Überblick über die Anzahl der Konnektoren und ein Beispiel gibt.26 Zudem können sie auf ihre Übersicht zu den Konnektoren zurückgreifen, welche im Rahmen dieser Unterrichtsreihe erarbeitet worden ist. Im Sinne der Binnendifferenzierung wird in leistungsheterogenen Paaren gearbeitet, um erneut dem Sicherheitsbedürfnis der Lernenden gerecht zu werden und den Austausch zwischen den jeweiligen SuS anzuregen. Zudem wurde durch die Zuteilung durch die Lehrperson darauf geachtet, dass die Lernenden mit abwechselnden Partnern arbeiten, um auch das soziale Lernen zu fördern.27 Da die ausgewählte Fragmentierung des Textes zur möglichst differenzierten Gliederung der Fabel beitragen soll, wird an dieser Stelle nicht mithilfe verschieden großer Textabschnitte nach Leistung differenziert, sondern mithilfe der Sozialform und der Hilfskarte.28 Aufgrund der defizitären Sprachkompetenz vieler SuS werden zentrale Vokabeln als weitere Form der Unterstützung angegeben. Aufgrund der Heterogenität der Lerngruppe im Hinblick auf ihr Arbeitstempo ist es durchaus möglich, dass einige Paare die Aufgaben bereits vor Beginn der Sicherungsphase bewältigt haben. Diese erhalten dann die Möglichkeit, ihr Textverständnis zu vertiefen, indem sie zum einen die Affinität von Form und Inhalt im Hinblick auf die Verwendung der Komparative zum Größenvergleich herausarbeiten und zum anderen die Dialoge zwischen der rana und ihren nati differenzierter gliedern. Durch die genannten Maßnahmen werden außerdem Unterrichtsstörungen präventiv begegnet, da sie vor allem einen kontinuierlichen Unterrichtsfluss mit ständiger Schüleraktivität gewährleisten.29 Schwerwiegende Ereignisse, welche den Lehr-Lern-Prozess störten, sind in dieser Lerngruppe bisher jedoch nicht aufgetreten. Die SuS sollen sich nicht mit einzelnen Sätzen befassen, sondern erst einen Überblick über den Text erhalten.30 Dazu visualisieren die SuS ihre Ergebnisse mithilfe einer Kombination farbiger Markierungen sowie einer Strukturskizze.31 Durch die Paraphrase des Textinhalts wird dann ein Lernplateau für die erste Interpretation geschaffen und die Übersetzung erleichtert. Durch diese Arbeitsschritte gelangen die Jugendlichen zu einer „ersten interpretativen Auseinandersetzung“32. Um diese nicht einzuschränken, wird das Promythion zunächst nicht betrachtet.33 Denn dies würde die Erkenntnis verhindern, dass in dieser Fabel nicht der Starke kritisiert wird, der sich über einen Schwachen stellt, sondern der Schwache, weil er wider seiner natürlichen Grenzen handelt.34 Dies gilt es in dieser Unterrichtsstunde herauszuarbeiten, um in der folgenden zu einer vertiefenden, gegenwartsbezogenen Interpretation anhand eines existentiellen Transfers im Sinne von quid ad nos hinsichtlich der Aspekte der Abstraktion und Produktion unter Berücksichtigung des Promythiums zu gelangen, die den Kern der Textgattung Fabel ausmacht und den Lateinunterricht überhaupt erst legitimiert.35 Die textimmanente Interpretation soll demnach ein Lernplateau für die „persönlich sinnstiftende Auseinandersetzung mit dem Text“36 schaffen. Eine Hinführung zur vertiefenden Interpretation erfolgt entweder in der Eventualphase oder in Form einer Hausaufgabe, bei der zudem die Affinität von Sprache und Inhalt herausgearbeitet werden soll.37 Nach der gelungenen Vorerschließung und einer ersten Interpretation sollen die Lernenden die Fabel zügig übersetzen können. Die detaillierte Übersetzung in Form eines Gruppenpuzzles sowie die vertiefte Interpretation erfolgt in der anschließenden bzw. darauffolgenden Unterrichtsstunde.38

[...]


1 Im Folgenden mit SuS abgekürzt.

2 vgl. Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen: Kernlehrplan für das Gymnasium – Sekundarstufe I in Nordrhein-Westfalen. Latein. Frechen 2008. S.37.; Städtisches Gymnasium Kamp-Lintfort: Schulinternes Curriculum Latein (ab Klasse 6) gemäß Kernlehrplan. S.17.

3 Städtisches Gymnasium Kamp-Lintfort: Schulinternes Curriculum Latein (ab Klasse 6) gemäß Kernlehrplan. S.17.

4 ebd. S.17.

5 Thomas Doepner, Marina Keip: Texterschließung. In: Thomas Doepner, Marina Keip (Hg.): Interaktive Fachdidaktik. Göttingen 2014. S.95.

6 vgl. Kuhlmann, Peter: Fachdidaktik Latein kompakt. Göttingen 20092. S.120.

7 vgl. ebd. S.126.

8 vgl. Thomas Doepner: Interpretation. In: Thomas Doepner, Marina Keip (Hg.): Interaktive Fachdidaktik. Göttingen 2014. S.128.

9 vgl. Ursula Gärtner: Phaedrus: ein Interpretationskommentar zum ersten Buch der Fabeln. München 2015. S.228.

10 vgl. Egon Römisch: Der Weg der Dichtung im altsprachlichen Unterricht. In: F. Hörmann (Hg.): DIALOG – Klassische Sprachen und Literatur. Bd.5, Neue Einsichten. Beiträge zum altsprachlichen Unterricht. München 1970. S.87.

11 Egon Römisch: Der Weg der Dichtung im altsprachlichen Unterricht. In: F. Hörmann (Hg.): DIALOG – Klassische Sprachen und Literatur. Bd.5, Neue Einsichten. Beiträge zum altsprachlichen Unterricht. München 1970. S.87.

12 ebd.

13 vgl. Volker Müller: Visualisierung im Lateinunterricht. In: Markus Janka (Hg.): Latein Didaktik. Praxishandbuch für die Sekundarstufe I und II. Berlin 2017. S.173.

14 vgl. Peter Kuhlmann: Lateinische Literaturdidaktik. Bamberg 2016. S.127.; Thomas Doepner, Marina Keip: Texterschließung. In: Thomas Doepner, Marina Keip (Hg.): Interaktive Fachdidaktik. Göttingen 2014. S.101.

15 Thomas Doepner, Marina Keip: Quod risum movet et...vitam consilio monet. Texterschließung in der Phaedruslektüre. In: AU 3/2013, S.13.

16 ebd.

17 ebd.

18 vgl. Peter Kuhlmann: Lateinische Literaturdidaktik. Bamberg 2016. S.130.

19 Thomas Doepner, Marina Keip: Quod risum movet et...vitam consilio monet. Texterschließung in der Phaedruslektüre. In: AU 3/2013, S.13.

20 Rainer Nickel: Lexikon zum Lateinunterricht. Satzübergreifende Vorerschließung. S.246.

21 Thomas Doepner, Marina Keip: Texterschließung. In: Thomas Doepner, Marina Keip (Hg.): Interaktive Fachdidaktik. Göttingen 2014. S.102.

22 Wulf Missfeldt: Vom Bild zum Text. Zur Visualisierung der Phaedrus-Fabeln in 2,7 und 1,12. In AU: 3/2013, S.24.

23 ebd.

24 Thomas Doepner, Marina Keip: Quod risum movet et...vitam consilio monet. Texterschließung in der Phaedruslektüre. In: AU 3/2013, S.13.

25 vgl. ebd.

26 vgl. Kuhlmann, Peter: Lateinische Literaturdidaktik. Bamberg 2016. S.123f.

27 vgl. Ludgar Brüning/Tobias Saum: Erfolgreich unterrichten durch kooperatives Lernen. Essen 2007. S.18.

28 vgl. ebd. S.72.

29 vgl. Jacob Kounin: Techniken der Klassenführung. In: Detlef H. Rost (Hg.): Standardwerke aus Psychologie und Pädagogik Reprints. Bd. 3. Münster 2006. S.101ff.

30 Nickel, Rainer: Lexikon zum Lateinunterricht. Satzübergreifende Vorerschließung. Bamberg 2001. S.85.

31 vgl. Thomas Doepner, Marina Keip: Texterschließung. In: Thomas Doepner, Marina Keip: Interaktive Fachdidaktik. Göttingen 2014. S.101.

32 Thomas Doepner, Marina Keip: Quod risum movet et...vitam consilio monet. Texterschließung in der Phaedruslektüre. In: AU 3/2013, S.12.

33 vgl. ebd.

34 vgl. Eberhard Oberg: Phaedrus-Kommentar. Stuttgart 2000. S.80.

35 vgl. Thomas Doepner: Interpretation. In: Thomas Doepner, Marina Keip (Hg.): Interaktive Fachdidaktik. Göttingen 2014. S.125.; Rainer Nickel: Interpretieren heißt Verknüpfen. In AU: 5/2014, S.3.

36 Thomas Doepner: Interpretation. In: Thomas Doepner, Marina Keip (Hg.): Interaktive Fachdidaktik. Göttingen 2014. S.126.

37 vgl. dazu Frank Oborski: Am Anfang war das Wort. ...ingemuit corvi deceptus stupor Ein Stilmittel kommt selten allein. In AU: 5/2014, S.20ff.

38 vgl. Roland Fröhlich: Gruppenpuzzle. In: Julia Drumm; Roland Fröhlich (Hg.): Innovative Methoden für den Lateinunterricht. Göttingen 2007. S.133.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Latein UB Lektüre Phaedrus fabulae I,24
Untertitel
Dekodierung und Interpretation der Phaedrusfabel "rana et bos" als Beispiel für "invidia" anhand eines Text-Bild-Puzzles in Partnerarbeit zur Steigerung der Text- und Kulturkompetenz
Note
1,0
Jahr
2018
Seiten
22
Katalognummer
V461677
ISBN (eBook)
9783668970571
ISBN (Buch)
9783668970588
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Anm. d. Lektorats: Dieser Entwurf enthält keine Abbildungen. Diese mussten aus urheber- und nutzungsrechtlichen Gründen vor der Veröffentlichung entfernt werden.
Schlagworte
latein, text-, steigerung, partnerarbeit, text-bild-puzzles, beispiel, phaedrusfabel, interpretation, dekodierung, phaedrus, lektüre, kulturkompetenz
Arbeit zitieren
Anonym, 2018, Latein UB Lektüre Phaedrus fabulae I,24, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/461677

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