Welchen Mehrwert hat das typologische Feldermodell im Deutschunterricht?


Hausarbeit, 2018

15 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Was ist das topologische Feldermodell?
2.1 Allgemeines
2.2 Verbstellungstypen und Satztypen

3. Wie sollte das geeignete Modell aussehen?

4. Welche Vorteile birgt eine Behandlung im Unterricht?

5. Fazit und Handlungsempfehlung

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Entscheidend für den Bildungserfolg ist der Erwerb des im Unterricht verwendeten (schriftnahen) Registers, welches sich durch ein hohes Maß an Planung, Informationsverdichtung, Textkohärenz/-kohäsion und lexikalische Präzision und Variation auszeichnet“.1

Für umgangssprachliche und mündliche Sprache wird eher der parataktische Stil genutzt.

Dadurch erscheinen uns diese Sätze „volkstümlicher“ und verständlicher. Dieser Stil bereitet selbst Nichtmuttersprachlern oder Kindern und Jugendlichen aus bildungsfernen Schichten kaum Schwierigkeiten. Den Schülern wird die schriftliche Schulsprache dagegen bereits in der Primarstufe durch hypotaktische Sätze, eine Verbindung von Haupt- und Nebensätzen, erschwert. Bereits ab der dritten Klasse steigt die sprachliche Komplexität auf ein beachtliches Niveau, bei dem viele Schüler nicht „mithalten können“ und in Folge dessen, den Anschluss im Unterricht verlieren. Da im Vergleich zu anderen Sprachen die deutsche Sprache eine relativ freie Wortstellung aufweist, hilft das topologische Modell, welches auf Drach 1937 zurückzuführen ist, diese zu erleichtern und zu beschreiben. Dieses Modell strukturiert den deutschen Satz nach einer bestimmten Abfolge.2

In der folgenden Hausarbeit wird im ersten Kapitel zunächst das topologische Modell sowie die drei Verbstellungs- und Satztypen vorgestellt. Zudem werden die beiden Arten; das uniforme- und das Differenzmodell erläutert. Daraufhin werden die Vorteile der Behandlung des topologischen Modells aufgezeigt. Bisher hat lediglich das Bundesland Baden-Württemberg dieses grammatische Modell in seinen Bildungsplan aufgenommen. In diesem Kapitel wird erklärt, ob und welcher Mehrwert sich, bei Einbindung in den Unterricht für die Schüler, ergibt. Im vierten Kapitel wird nach Froemel ein geeignetes topologisches Modell für die Schule untersucht. In der Schlussbetrachtung werden die vorangegangenen Erkenntnisse zusammengefasst und es wird eine Handlungsempfehlung gegeben.

Ziel der Arbeit ist es, die Fragestellung zu beantworten, welchen Mehrwert das topologische Modell im Deutschunterricht mit sich bringt. Außerdem wird erörtert, ob neben Baden-Württemberg noch andere Schulen, auch beispielsweise DaF-Schulen, das topologische Modell in ihren Bildungsplan aufnehmen sollten.

2. Das topologische Satzmodell

2.1. Allgemeines

Eine besondere Schwierigkeit der deutschen Sprache stellt die Tatsache dar, dass es eine relativ freie Wortstellung aufweist. Während beispielsweise im Englischen kaum Abweichungen vom Grundmuster subject-verb-object-adverbial of place-adverbial of time möglich sind, gilt für das Deutsche: „Das Deutsche weist gegenüber dem Englischen oder auch Französischen die Besonderheit auf, dass die Teile des Verbalkomplexes als diskontinuierliche Konstituenten auftreten und einiges dazwischentreten kann. Da diese quasi einen Teil des Satzes einklammern, spricht man auch von der Satzklammer.“3 (Siehe die Veranschaulichung unten.)

Peter [ hat Anna gestern versprochen], dass er ihr hilft4.

Dadurch wird der Satz in drei grundlegende Felder geteilt: Vorfeld, Mittelfeld und Nachfeld. Satzglieder und Prädikatsteile werden also derart angeordnet, dass mithilfe der wissenschaftlichen Metaphern Feld und Klammer als ein Grundmuster beschrieben werden können.5

Das topologische Satzmodell, auch Stellungsfeldermodell genannt, geht auf Drach (1937) zurück und wurde später weiterentwickelt.6

Der Begriff des topologischen Feldermodells kommt von dem griech. Wort tópos, was so viel wie Ort oder Platz bedeutet. Entwickelt wurde das Modell von Erich Drach, um die Stellung der Satzglieder zu erfassen, sowie um die einzelnen Bausteine des Prädikats- oder Verbalkomplexes zu berücksichtigen. 7 Das Modell kann man in zwei Formen unterteilen – das uniforme und das Differenzmodell. Das uniforme Grundmodell besagt, dass alle Satztypen (V1, V2 sowie VE) auf dieselben Felder zu beziehen sind. Diese wären VVF (Vorvorfeld), VF (Vorfeld), LSK (linke Satzklammer), MF (Mittelfeld), RSK (rechte Satzklammer) sowie NF (Nachfeld). In einigen Ausnahmen kommt es vor, dass dieses Modell um das Feld NNF (Nachnachfeld) erweitert werden muss. Das Mittelfeld wird jeweils von einer Satzklammer, der linken und der rechten, umgeben. In der folgenden Tabelle 1 ist das uniforme Grundmodell mit der Erweiterung des NNF erkennbar. 8

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Topologie von Sätzen nach dem NF

Quelle: Staffeldt, Sven (2013): S.7.

Kommt der Umstand, dass das Modell um ein NNF erweitert werden muss, nicht vor, so sieht das uniforme topologische Grundmodell wie folgt aus:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Das uniforme Modell mit Beispielen

Quelle: Wöllstein. Angelika (2014): S.145.

Abbildung 1 zeigt die verschiedenen Positionen. VF (Vorfeld) ist die Position für lediglich eine Konstituente. Darauf folgt die LSK, welche das Feld für das Finitum ist oder für eine Konjunktion, die den Satz einleitet. Kommt es zu diesem Fall, ist das Finitum in der RSK/VK (Verbalkomplex). Ist es ein infiniter Komplementsatz, bleibt die LSK frei. Das Mittelfeld ist wie das Vorfeld die Position für Konstituenten, allerdings für mehrere. Die RSK ist die Position für Verbzusätze, welche abgetrennt werden können. Zu guter Letzt das NF, das erneut Konstituenten enthält, allerdings ausschließlich aber satzartige oder schwere.9

Auf der anderen Seite gibt es das Differenzmodell (s. Abbildung 2). Es unterscheidet sich vom uniformen Grundmodell insofern, dass es keine einheitliche Struktur für alle Sätze gibt. Somit differenziert dieses Modell strikt nach den jeweiligen Satztypen. Während beim uniformen Modell bei Verberstsätzen das Vorfeld nicht genutzt wird (s. Tabelle 2), gibt es beim Differenzmodell kein Vorfeld bei dieser Art von Sätzen.10

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Das Differenzmodell mit Beispielen

Quelle: Wöllstein, Angelika (2014): S. 146.

2. Verbstellungstypen und Satztypen

Die Stellung des finiten Verbs ist im Deutschen außerdem variabel und hat Einfluss auf die Anordnung der anderen Satzglieder in den genannten Feldern. Die Verbstellungstypen hängen auch eng mit Satztypen zusammen und kennzeichnen Aussagesatz, Fragesatz und Befehlssatz. Außerdem sind Intonation und Verbstellung dafür ausschlaggebend, ob es sich um einen Aussagesatz oder um einen Entscheidungsfragesatz handelt11.

Im Folgenden wird in Anlehnung an Gallmann 12 einen Überblick über die Verbstellungstypen gegeben, wobei auch zum Zweck der Veranschaulichung die Satztypen angegeben werden.13

Verberstsatz (finite Verbform an erster Stelle)

Die finite Verbform steht beim Verberstsatz an erster Stelle in der LSK. Allerdings ist in dieser Satzform kein Vorfeld vorhanden. Diese Satzform findet man in Entscheidungsfragesätzen, Imperativsätzen sowie uneingeleiteten Verberstnebensätzen, welche oftmals Konditionalsätze sind, wieder.14

[...]


1 Wöllstein, Angelika (2015): S.77.

2 Vgl. Auer, Peter (2013): S.45.

3 Pittner, Karin und Berman, Judith (2015): S.78.

4 Vgl. Ebd. S.79.

5 Vgl. Gallmann, Peter (2015): S.1.

6 Vgl. Pittner, Karin und Berman, Judith (2015): S.79.

7 Vgl. Auer, Peter (2013): S.45.

8 Vgl. Wöllstein, Angelika (2010): S.73-76.

9 Vgl. Wöllstein, Angelika (2015): S.146.

10 Vgl. Staffeldt, Sven (2013): S.12.

11 Vgl. Pittner & Bermann (2015): S.81.

12 Vgl. Gallmann, Peter (2015): S.4ff.

13 Vgl. Wöllstein, Angelika (2014): S.4

14 Vgl. Ebd. S.4.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Welchen Mehrwert hat das typologische Feldermodell im Deutschunterricht?
Hochschule
Freie Universität Berlin  (Deutsche Philologie)
Veranstaltung
Sprachstruktur
Note
2,3
Autor
Jahr
2018
Seiten
15
Katalognummer
V461607
ISBN (eBook)
9783668916043
ISBN (Buch)
9783668916050
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Linguistik, Typologische Felder, Deutschunterricht, Verbstellungstypen, Satztypen, Textkohärenz, Drach, uniforme- Differenzmodell, Gallmann, Wöllstein, Differenzmodell, Verberstsatz, Tabellen
Arbeit zitieren
Katharina Stabrey (Autor:in), 2018, Welchen Mehrwert hat das typologische Feldermodell im Deutschunterricht?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/461607

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