Bibeltexte erschließen im Religionsunterricht - ein kurzer Überblick


Referat (Ausarbeitung), 2005

14 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Das Erschließen von Bibeltexten

Warum ist die Bibel Bestandteil des Religionsunterrichts?

Die Frage, warum die Bibel immer noch Bestandteil des heutigen Religionsunterrichts ist, ist durchaus berechtigt. Schließlich sind die darin enthaltenen Texte schon Jahrtausende alt. Da ist es nur schwer vorstellbar, dass sie trotzdem noch heute für uns relevant sein sollen. Die Bibeltexte sind es aber tatsächlich. Sie erzählen von Gott, der mitten unter den Menschen lebt. Die Menschen lassen ihn an ihrem Leben teilhaben. Oft zeigen Bibeltexte Menschen auf, die ihre Erfahrungen mit Gott, der Natur und anderen Leuten gemacht haben. Heutzutage machen noch viele Leute prinzipiell genau dieselben Erfahrungen – auch wenn sie in einer ganz anderen Gesellschaft leben. Erzählungen und Gegebenheiten aus der Vergangenheit bewahren also ihre Bedeutung, da in ihnen Erfahrungen von Leuten abgespeichert sind, die uns heute alles andere als fremd sind. Das hat damit zu tun, dass sich um uns herum zwar in den letzten 3000 Jahren alles verändert hat, aber im Inneren sind die Menschen immer noch die gleichen. Alleine schon aus diesem Grunde kann man argumentieren, dass die biblischen Texte durchaus noch für uns von Bedeutung sind. Hinzu kommt, dass die Bibel einfach die Grundlage unseres Glaubens schlechthin ist.

Aus pädagogischer Sicht wird die Arbeit mit der Bibel im Religionsunterricht kulturgeschichtlich, anthropologisch und gesellschaftlich begründet:

Kulturgeschichtlich: Da die Bibel Wissen über die abendländische Kultur und Gesellschaft sowie gewisse Normen und Werte widerspiegelt und sie einen wichtigen Bestandteil der Weltliteratur darstellt, gehören gewisse Kenntnisse über die Bibel und ihre Inhalte zum Allgemeinwissen.

Anthropologisch: Die Heilige Schrift gibt uns Antworten auf schwierige Lebensfragen der Menschheit und „fordert uns zur Auseinandersetzung mit ihren Deutungen und Gestalten heraus.“ (Zitat aus: Iris Bosold/ Peter Kliemann (Hg.): „Ach, sie unterrichten Religion?“, Calwer/Kösel, München/Stuttgart 2003, S. 268)

Gesellschaftlich: Christliche Positionen werden in verschiedenen Gesellschaften begründet, indem man auf Bibelaussagen verweist.

Ziele und Probleme des Biblischen Unterrichts

Zu einer der Hauptaufgaben des katholischen Religionsunterrichts gehört es nun, den Schüler zum sachgemäßen Umgang mit der Heiligen Schrift zu qualifizieren. Darin ist das Erschließen und Verstehen biblischer Texte mit inbegriffen.

Das alles ist auch im Lehrplan für Katholische Religion festgehalten: Das zweite Rahmenthema des Lehrplans lautet „Zuspruch und Anspruch der Bibel“. Es ist das Ziel der Lehrer den Schülern in ihrer Grundschullaufbahn die Bibel als das Buch nahe zu bringen, in dem der Zuspruch und Anspruch Gottes deutlich wird. Außerdem sollen die Schüler in den Bibelgeschichten von Leuten erfahren, die ihr Leben vollkommen nach Gott ausgerichtet haben. Des Weiteren sollen sie über die Bibeltexte lernen, dass Gott der menschenfreundliche Gott für uns ist.

Obwohl die Behandlung der Heiligen Schrift im Lehrplan festgehalten ist, macht sich in der Schule, was den biblischen Unterricht angeht, leider Gottes immer mehr Langeweile breit. Für diese nicht wünschenswerte Entwicklung ist verantwortlich, dass die Bibel von vielen Kindern und Jugendlichen nicht mehr akzeptiert wird. Nicht selten kommt es sogar zur totalen Ablehnung. Dieses Verhalten erklären die jungen Menschen damit, dass sie das Buch als realitätsfern, nicht aktuell, langweilig oder als sprachlich und inhaltlich unverständlich beschreiben. Kaum ein Schüler erkennt, dass die Bibel heute noch als Inspiration für humane Lebensgestaltung dient. Nahezu niemand glaubt mehr oder weiß nicht einmal, dass die Überlieferungen nach wie vor eine Orientierung für ein gelingendes Leben darstellen.

Ein weiterer Grund für eine negative Haltung der Bibel gegenüber seitens der Schüler könnte die biblische Überfrachtung der religiösen Bildungsarbeit in Kindergarten und Schule sein. Immer wieder tauchen dieselben Inhalte auf und sind oft ähnlich aufgebaut wie zuvor. Kein Wunder, dass da Langeweile aufkommt.

Die Aufgabe der Religionslehrer besteht angesichts der o. g. Situation darin, die Barrieren der Kinder und Jugendlichen gegenüber der Heiligen Schrift zu überwinden. Das Interesse der neuen Generation muss wieder geweckt werden. Es gibt kein Patentrezept dafür, wie man dieses Ziel erreichen kann, aber einige wenige Dinge können einem als Lehrer schon weiterhelfen:

Grundsätzliches zur Arbeit mit der Bibel

Den Anfängergeist beachten:

Wenn der Lehrer den Schülern als der Allwissende gegenübertritt, so fördert das bei den Lernenden Langeweile. Und das ist eine der schlimmsten Formen von Lernhemmern. Sie zerstört den Anfängergeist der Schüler. Man sollte also als Lehrer dem Schüler - ungeachtet des eigenen Vorwissens - aufmerksam zuhören. So ist der Lehrer nicht mehr der Experte, er wird dem Schüler nahezu ebenbürtig und die Schüler bleiben bei der Sache.

Die Bibel als Nachricht aufnehmen:

Wir neigen heutzutage dazu alles nur oberflächlich wahrzunehmen. Aus diesem Grunde sollten wir der Forderung Martin Wagenscheins nachgeben und wieder die Langsamkeit als Grundlage des Lernens entdecken. Es besteht eine Distanz zwischen Text und Leser. Deshalb muss man die Inhalte mit Bedacht aufnehmen. Doch das muss erst einmal wieder gelernt sein.

Den Text nicht auf eine Aussage festlegen, sondern als Textur lesen:

Durch das Festlegen auf eine Aussage, wird ein Text in seiner Vieldeutigkeit beschränkt. Aber gerade Bibeltexte sind vielfältig auslegbar und das sollte beibehalten werden.

Bibeltexte als Antworttexte verstehen:

Man sollte die Bibeltexte als Antworten auf damalige Probleme und Konflikte zu interpretieren. Auf welche Aspekte des früheren gesellschaftlichen Lebens waren sie gerichtet und was haben sie möglicherweise bewirkt?

Bibeltexte als Modelle und Inspiration gelingenden Lebens verstehen:

Die Bibelinhalte müssen kontextorientiert aufgenommen werden. Nur auf diese Weise können sie Glaubensantworten auf Lebensfragen der heutigen Menschen geben und den Menschen auf den Weg eines gelungenen Lebens führen. Im Unterricht lässt sich dieses Konzept am besten umsetzen, wenn man biblische und erfahrungsbezogene Themen miteinander verknüpft.

Bei der Arbeit mit der Heiligen Schrift im Religionsunterricht müssen in der heutigen Zeit die Lernchancen aus den Bibeltexten in den Vordergrund gestellt werden. Die entscheidende Aufgabe ist demnach die biblische Botschaft und Grundfragen und -erfahrungen der Kinder und Jugendlichen miteinander zu verknüpfen und ins Gespräch zu bringen. Das Problem dabei ist, dass die Erfahrungen, die die Kinder heute machen, nicht unmittelbar auf den Bibeltext bezogen werden können. „Es kann nur die damalige im Text vorausgesetzte Lebenssituation und den damit verbundenen menschlichen Erfahrungen mit Situationen heute, in denen Menschen heute ähnliche Erfahrungen machen, verglichen werden“ (Zitat aus: Iris Bosold/ Peter Kliemann (Hg.): „Ach, sie unterrichten Religion?“, Calwer/Kösel, München/Stuttgart 2003, S. 270). Das funktioniert aber nur dann, wenn die Kinder in der Lage sind eine ihnen fremde Situation aus der Bibel mit einer ähnlichen aus ihrem Leben in Verbindung zu bringen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Bibeltexte erschließen im Religionsunterricht - ein kurzer Überblick
Hochschule
Staatliches Studienseminar für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen in Kusel
Note
2
Autor
Jahr
2005
Seiten
14
Katalognummer
V45977
ISBN (eBook)
9783638432665
Dateigröße
570 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bibeltexte, Religionsunterricht
Arbeit zitieren
Nicole Kandels (Autor:in), 2005, Bibeltexte erschließen im Religionsunterricht - ein kurzer Überblick, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45977

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