Im Schatten der Geschwister Scholl. Alexander Schmorells Bedeutung in der Rezeptionsgeschichte der Weißen Rose


Bachelorarbeit, 2018

31 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das Leben des Alexander Schmorells

3. Barbara Schülers Phasenmodell der Rezeption der „Weißen Rose“

4. Diskussion der Hypothesen
4.1 Erste Hypothese
4.2 Zweite Hypothese

5. Fazit

6. Quellen- und Literaturverzeichnis
6.1 Literaturverzeichnis
6.2 Quellenverzeichnis

7. Anhang

1. Einleitung

Von 1933 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges herrschte in Deutschland das nationalsozialistische Regime. Es war eine Zeit der Unterdrückung, der Verfolgung und des Krieges. Obwohl die Mehrheit der deutschen Bevölkerung die nationalsozialistische Herrschaft unterstützte oder zumindest tolerierte, gab es einige Wenige, die beispielsweise das System an sich - die Abschaffung der Demokratie und der Grundrechte, den Staatsterror und den Antisemitismus - ablehnten und in den verschiedensten Formen Widerstand leisteten.

Widerstand ist nicht die Bezeichnung für ein Verhalten, welches sich allein in einer kritischen Haltung gegenüber der nationalsozialistischen Herrschaft äußerte. Widerstand kam in dem Moment zum Tragen, wenn neben der Bereitschaft auch konkrete Handlungen entstanden.

Eine konkrete Handlung ist zum Beispiel die Verteilung von Flugblättern, wie die der „Weißen Rose“, einer Widerstandsgruppe bestehend aus Münchener Studenten und einem Universitätsprofessor. Insgesamt sechs Flugblätter verfassten und verteilten die jungen Widerstandskämpfer und sprachen durch sie ihre Empörung über die Unterdrückung der Freiheit, der Behandlung der Juden, sowie über die Kriegsführung des nationalsozialistischen Regimes aus.1

Wenn über die Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ gesprochen wird, dann ist es heutzutage nicht verwunderlich, dass Sophie Scholl und ihr Bruder Hans Scholl im Vordergrund stehen. Über die anderen Mitglieder der Widerstandsgruppe, wie Willi Graf, Christoph Probst, Kurt Huber oder eben Alexander Schmorell, die ebenfalls ihren Anteil an den Widerstandsaktionen leisteten und hingerichtet wurden, erfahren nur diejenigen etwas, die sich näher mit der Geschichte und der Rezeption dieser studentischen Widerstandsgruppe auseinandersetzen.

Genau dies tat ich während meines Praktikums in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, bei dem ich eine biografische Mappe zu Alexander Schmorell entworfen habe. Dabei bemerkte ich, dass, obwohl Alexander Schmorell Mitbegründer der „Weißen Rose“ war, die Widerstandsaktionen organisierte, leitete und die Flugblätter mitverfasste, sein Name und sein Andenken zeitgleich mit seiner Hinrichtung für viele in den Hintergrund rückten, während sich das Andenken der Geschwister Scholl über all die Jahrzehnte hinweg in dem kollektiven Gedächtnis der Gesellschaft verfestigen konnte.

Daher stellen sich folgende Fragen:

Warum blieb Alexander Schmorell in der Rezeptionsgeschichte der „Weißen Rose“ so lange weitgehend unbeachtet? Warum setzte seine Rezeption erst vor einigen Jahren ein? Welche äußeren Bedingungen könnten seine Rezeption beeinflusst haben? Warum steht er auch heute noch im Schatten der Geschwister Scholl?

Um all diese Fragen zu beantworten, wird im ersten Teil dieser Arbeit das Leben von Alexander Schmorell hinsichtlich seiner politischen Überzeugungen, seinen Motiven für den Widerstand und seiner Rolle innerhalb der „Weißen Rose“ zusammengefasst.

Im zweiten Abschnitt wird das Phasenmodell der Rezeptionsgeschichte der „Weißen Rose“ von Barbara Schüler unter dem Fokus der öffentlichen Ansichten und Rezeptionen der „Weißen Rose“ zusammengefasst. Hierbei wird herausgearbeitet, ob, wann und auf welche Art und Weise die Rezeptionsgeschichte Alexander Schmorells begann. Das Modell Barbara Schülers eignet sich deshalb für den begrenzten Rahmen dieser Arbeit, da sie die Rezeptionsgeschichte der Widerstandsgruppe auf fünf Phasen kurz aber prägnant zusammenfasst und somit einen Überblick sowie eine Basis für die Fragestellung dieser Bachelorarbeit schafft. Das Modell endet allerdings im Jahr 2000. Daher wird diese Arbeit auch die Zeit nach 2000 hinsichtlich der Rezeption Alexander Schmorells berücksichtigen.

Anhand des Herausgearbeiteten aus dem Phasenmodell Barbara Schülers hinsichtlich der Rezeptionsgeschichte Alexander Schmorells im Vergleich mit den Geschwistern Scholl werden zwei Hypothesen entwickelt, die die verzögerte Rezeption Alexander Schmorells erklären könnten. Diese werden dann im Anschluss diskutiert.

Den Abschluss bilden die Zusammentragung der Ergebnisse zu der untersuchten Fragestellung sowie deren Beurteilung in einem Fazit.

Als Literaturgrundlage dienten das Buch von Barbara Schüler „Im Geiste der Gemordeten…: Die »Weiße Rose« und ihre Wirkung in der Nachkriegszeit“, veröffentlicht im Jahr 2000 in Paderborn, und die Publikation Christiane Molls „Alexander Schmorell. Christoph Probst. Gesammelte Briefe“, erschienen 2011 in Berlin.

Die Gestapo-Akten, welche durch Igor Chramows Veröffentlichung „Alexander Schmorell. Gestapo-Verhörprotokolle. Februar-März 1943“ in Orenburg im Jahre 2005 bekannt wurden, bilden die Quellengrundlage.

Das Thema dieser Arbeit ist die Rezeptionsgeschichte Alexander Schmorells. Die Erforschung seiner Rezeption ist insofern relevant, als das die Rezeption innerhalb eines größeren Zeitraumes zeigt, welche Wirkung und welche Wahrnehmung er auf die Mit- und Nachwelt hatte. Daher wird im Folgenden der bisherige Verlauf seiner Rezeption in einem gekürzten Forschungsstand wiedergegeben.

Die Beurteilung des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus ist in den vergangenen Jahrzehnten vielfältigen und ganz unterschiedlichen Wandlungen unterworfen gewesen. Sie schwankte zwischen einer Heroisierung und Diffamierung, Rechtfertigung und Ablehnung sowie Idealisierung und Relativierung.2 Hierzu zählte auch die studentische Widerstandsgruppe in München, die sich um Hans Scholl und Alexander Schmorell sammelte und mit Flugblättern gegen das nationalsozialistische Regime vorging. Sie verkörperten das Gute und repräsentierten ein „besseres“ Deutschland. Deutschland, der Verlierer und Schuldige des Krieges, brauchte positive Aspekte, an denen er sich festhalten konnte. Daher ist es nicht verwunderlich, dass erste Publikationen die Taten der „Weißen Rose“ rühmten. Dies zeigte sich vor allem in den frühen Veröffentlichungen, wie in dem Aufsatz „Die Aktionen der Münchener Studenten gegen Hitler“ von Ricarda Huch, welcher 1949 erschien. Sicherlich wurde mit dieser Veröffentlichung auch Alexander Schmorell für seinen Widerstand verehrt, aber nicht in demselben Maße wie die Geschwister Scholl. Daher grenze ich den Forschungsstand auf die letzten beiden Jahrzehnte ein, da in dieser Zeit die Rezeption Alexander Schmorells hinsichtlich der Veröffentlichung von Publikationen primär begann.

Ein Meilenstein in der Forschung bildete der Zugang der Gestapo-Akten in der Mitte der 1990er Jahre. Der russische Autor, Igor Chramow, veröffentlichte auf Basis der Gestapoprotokolle die erste Monografie über Alexander Schmorell. In den folgenden Jahren legte er den Fokus vollkommen auf die Gestapo-Akten und veröffentlichte sie im Jahre 2005 als Aktenedition.3 Mit dieser Veröffentlichung wurde ein Fundament für die zukünftige Forschung geschaffen. Letztlich muss aber auch hier beachtet werden, dass diese Quellengattung keineswegs für sich selbst spricht. Das Verfolgungsinteresse der Polizei, die existenzielle Bedrohung des Verhörten (Schmorell wurde zwei Tage nach der öffentlich verkündeten Hinrichtung der Geschwister Scholl und Christoph Probsts festgenommen, der Wunsch, Mitwisser zu schützen und sich auch selbst, möglichst auf Kosten derer, denen es nicht mehr schaden konnte, zu entlasten) all das macht aus solchen Verhörprotokollen eine höchst schwierige Quellengattung, deren Interpretation großer Sorgfalt bedarf. Letzten Endes schien diese Publikation „den Stein ins Rollen“ gebracht zu haben. Nun gab es eine Quellengrundlage, die der Welt berichten konnte, wer Alexander Schmorell tatsächlich war, welche Gründe und Motive er für den Widerstand hatte und wie er innerhalb der „Weißen Rose“ agierte.

Im Jahre 2003 veröffentlichte Detlef Bald seine Studie „Die Weiße Rose. Von der Front in den Widerstand“, in der er behauptete, die Erlebnisse während des Einsatzes als Sanitätsfeldwebel an der Ostfront im Sommer/Herbst 1942 hätten den Widerstand von Alexander Schmorell, Hans Scholl und Willi Graf radikalisiert. Die Begegnung mit dem massenhaften Tod, der Zerstörung und Vernichtung durch den Krieg hätten die Studenten dazu verleitet, ihrem bisherigen passiven Widerstand den Rücken zuzukehren, um mithilfe eines offenen Widerstandes den Sturz des „Dritten Reiches“ herbeizuführen. Diese Deutung und viele andere getroffene Aussagen in seiner Studie wurden heftig kritisiert. Ihm wurden unsauberes Zitieren, Entkontextualisierung und eine unkritische Quellenarbeit vorgeworfen. Letztlich biete Detlef Bald, so der deutsche Politikwissenschaftler und Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Johannes Tuchel, anders als behauptet keinerlei neue Erkenntnisse: Dem bisherigen Forschungsstand, dass das „Fronterlebnis zwar Bedeutung besaß, aber insgesamt in der Kontinuität des Widerstandes der ‚Weißen Rose‘ 1942/43 zu sehen ist, muss auf Grundlange des vorliegenden Buches nichts hinzugefügt werden“.4 Letzten Endes bedeutet dies für den Forschungsstand hinsichtlich Alexander Schmorells Rezeption, dass trotz dieser neuen Veröffentlichung keine ungekannten Ergebnisse zum Tragen kamen.

Fünf Jahre später erschien mit Sönke Zankel ein deutscher Autor und Historiker, der eine neue Publikation über die „Weiße Rose“ verfasste und damit erneut für Aufsehen sorgte. Werden die zahlreichen Kritikpunkte bedacht, die im Folgenden noch näher erläutert werden, ist eindeutig zu erkennen, dass er mit seiner Publikation „Mit Flugblättern gegen Hitler. Der Widerstandskreis um Hans Scholl und Alexander Schmorell“ nicht nur den Versuch unternommen hatte, die eigentliche Position Schmorells innerhalb der „Weißen Rose“ zurechtzurücken und mit seiner Titelgebung hervorzuheben. Er versuchte auch – und dies sind die bereits erwähnten Kritikpunkte - das „Helden-Image“ der Geschwister Scholl zu hinterfragen. So behauptete er beispielsweise, Hans und Sophie Scholl hätten einen Tag vor ihrer Verhaftung unter dem Einfluss von Drogen und Aufputschmitteln gestanden. Andernfalls gäbe es keine Erklärung für ihre riskante und schließlich tödliche Flugblattaktion vom 18. Februar 1943.5 Letztlich wurden seine Darstellungen und Interpretationen als höchst spekulativ angesehen, weswegen ich sein Buch in dieser Arbeit zwar erwähne, es aber nicht als Quellengrundlage zur Bearbeitung meiner Hypothesen verwende.

In den folgenden Jahren lässt sich hinsichtlich der Widerstandsforschung eine Tendenz erkennen, einzelne Gruppenmitglieder näher in den Fokus zu rücken. Ich verwende hier das Wort „Tendenz“, da Alexander Schmorell im Vergleich zu den anderen Mitgliedern der „Weißen Rose“ und hinsichtlich erschienener Publikationen über einige Jahrzehnte hinweg fast unbeachtet blieb. Während über Willi Graf und Kurt Huber schon in den 1970er Jahren Publikationen erschienen, wurde seine erste Monografie erst zu Beginn des 21. Jahrhunderts veröffentlicht.

In Folge der Veröffentlichung der Gestapo-Akten und dem Aufsehen, mit welchem Detlef Bald und Sönke Zankel der Forschung und der Rezeption der „Weißen Rose“ und damit auch Alexander Schmorell als Einzelperson keinen Gefallen getan haben, wurde es vorerst still, was jegliche Publikationen hinsichtlich Alexander Schmorells betraf.

Im Jahre 2003 kürte das ZDF6 mittels Zuschauerabstimmung „Die größten Deutschen“. Sophie und Hans Scholl landeten auf Platz vier, gleich hinter Konrad Adenauer, Martin Luther und Karl Marx. Dieses Ergebnis ist ein weiterer Beleg für die Zentrierung der Geschwister Scholl. Die anderen Mitglieder der „Weißen Rose“, so auch Alexander Schmorell, erscheinen wie Randfiguren, was der historischen Realität aber nicht entspricht. Christiane Moll, eine deutsche Schriftstellerin, versuchte dieser einseitigen Betrachtung entgegenzuwirken. Sie veröffentlichte im Jahre 2011 die Briefsammlungen von Alexander Schmorell und Christoph Probst. Damit schloss Christiane Moll hinsichtlich der Selbsterzeugnisse Alexander Schmorells eine große Lücke. Leider finden sich in seinen zahlreichen Briefen und Postkarten weder seine politischen Ansichten wieder, noch jene Sichtweise, die in den Flugblättern thematisiert wird, wie die Unterdrückung der Freiheit, die Brutalität des Krieges oder die Verfolgung der Juden. Es handelt sich ausschließlich um Privatbriefe, die aufschlussreiche, auch menschlich tief berührende Einblicke in die Entwicklung junger Menschen preisgeben, die unter den Herausforderungen und Zumutungen der nationalsozialistischen Diktatur lebten und litten. Des Weiteren wird ersichtlich, wie intensiv sich Alexander Schmorell mit der Frage nach persönlicher und geistiger Freiheit beschäftigte, da er in vielen Briefen den Wunsch äußerte, sein Leben nach seinem eigenen Willen zu bestimmen.7 Auch hinsichtlich der Forschung und der Rezeption der „Weißen Rose“ leistete Christiane Moll einen nicht zu unterschätzenden Beitrag. Die Briefe ermöglichen in weiten Teilen, bisher umstrittene oder falsche Datierungen, Abläufe und Ereignisse zu klären, wie beispielsweise die bisherige Annahme, Hans Scholl und Alexander Schmorell hätten sich 1940 oder gar 1939 schon kennengelernt. Nun wird aus den Briefen ersichtlich, dass sich die beiden im Juni 1941 zum ersten Mal begegnet waren.8

Alle Briefe sind sorgfältig ediert und werden von Christiane Moll kommentiert und so dem Leser erschlossen. Zudem hat sie für die beiden Widerstandskämpfer eine biografische Einführung den Briefen vorangestellt. Die Leistung, die Christiane Moll mit ihrer Publikation für die Rezeptionsgeschichte Alexander Schmorells vollbringt, ist unverkennbar.

Ihr folgte im Jahre 2013 Peter Selg. Dieser schrieb die zweite Monografie über Alexander Schmorell, basierend auf den Gestapo-Akten und der Briefsammlung. Zu Schmorells 100. Geburtstag im Jahr 2017 veröffentlichte Alexa Busch erstmals Dokumente und Fotos aus dem Nachlass seiner Halbschwester Natalija Lange, geborene Schmorell. Im Vordergrund ihrer Publikation „Erinnerungen an Alexander Schmorell“ steht keineswegs der forschungsorientierte Charakter, der Alexander Schmorell automatisch mit der „Weißen Rose“ in Verbindung bringt. Viel mehr zielt sie auf die Erinnerung an Alexander Schmorell ab, welche sich auf seine künstlerische Seite und sein Familienleben bezieht. Sicherlich soll ihr Werk zu Ehren seines Geburtstages an ihn gedenken, fördert allerdings nicht die Forschung und seine Rezeption hinsichtlich seiner Bedeutung in der und für die „Weiße Rose“.

2. Das Leben des Alexander Schmorells

Das Leben Alexander Schmorells begann am 16. September 1917 in der russischen Stadt Orenburg. Er war der Sohn des deutschen Arztes Hugo Schmorell und seiner russischen Frau Natalija Petrovna. Alexander Schmorell entstammte der ostpreußischen Familie des Pelzhändlers Karl-August Schmorell, welcher seit 1855 in Orenburg lebte.9 Als er ein Jahr alt war, starb seine Mutter an Typhus. Die Mutterrolle übernahm fortan die Hausangestellte Fedosija Lapschina.10 1920 heiratete sein Vater die deutsche Elisabeth Hoffmann, die Tochter eines deutschstämmigen Brauereibesitzers in Orenburg. Mitten in den Unruhen der russischen Revolution zog die Familie zusammen mit der Hausangestellten 1921 nach München.11 In sein Leben traten in den kommenden vier Jahren sein Halbbruder Erich Schmorell und seine Halbschwester Natalija Schmorell.12

1928 lernte Alexander Schmorell das spätere Mitglied der „Weißen Rose“ kennen: Christoph Probst. Sie besuchten zusammen das Neue Realgymnasium in München und es entstand eine enge Freundschaft.

Mit Adolf Hitlers Ernennung zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 veränderte sich Deutschland. Dies war der Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft. Auch wenn Alexander Schmorell später mit Flugblättern und Wandparolen gegen das nationalsozialistische Regime vorging, trat er 1934 in die „Hitler-Jugend“13 ein, deren Eintritt zu dieser Zeit noch freiwillig war.

Im Frühjahr 1937 absolvierte er seinen Reichsarbeitsdienst im Lager Pfeiffermühle Wertachtal im Allgäu. In dieser Zeit begann der 20-jährige Alexander Schmorell zunehmend Kritik an der Organisation und der Ideologie der Nationalsozialisten auszuüben. In einem Brief vom 1. Mai 1939 an Christoph Probsts Schwester, Angelika Probst, mit der ihn eine innige Freundschaft verband, verurteilte er jene, die sich dem Willen des Regimes kritiklos unterordneten und somit nicht nach ihren eigenen Regeln lebten oder ihre eigenen Ziele verfolgten, sondern sich vom Regime der Nationalsozialisten die Selbstbestimmung nehmen ließen.14 Im Jahr 1939 begann Alexander Schmorell sein Medizinstudium zunächst in Hamburg, welches er im Herbst desselben Jahres an der Universität München fortführte.15

[...]


1 Möller, Leonard: Widerstand gegen den Nationalsozialismus. 1923 – 1945, Wiesbaden 2013, S. 185.

2 Vgl. Tuchel, Johannes: Zwischen Diffamierung und Anerkennung. Zum Umgang mit dem 20. Juli 1944 in der frühen Bundesrepublik, in: Aus Politik und Zeitgeschichte 64 (2014), S. 18.

3 Chramow, Igor: Alexander Schmorell. Gestapo-Verhörprotokolle. Februar-März 1943 (RGWA 1361K-1-8808), Orenburg 2005.

4 Zit. nach: Tuchel, Johannes: Von der Front in den Widerstand? Kritische Überlegungen zu Detlef Balds Neuerscheinung über die „Weiße Rose“, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 51 (2003), S. 1044.

5 Vgl. Gebert, Miriam: Die Weiße Rose. Wie aus ganz normalen Deutschen Widerstandskämpfer wurden, München 2007, S. 236.

6 ZDF: Zweite Deutsche Fernsehen

7 Vgl. Moll, Christiane: Alexander Schmorell. Christoph Probst. Gesammelte Briefe, 2011 Berlin, S. 321.

8 Vgl. Ebd., S. 433.

9 Vgl. Moll 2011, S. 26.

10 Vgl. Ebd., S. 29ff.

11 Vgl. Ebd., S. 31f.

12 Vgl. Ebd., S. 33.

13 Hitler-Jugend (HJ): Jugendorganisation der Nationalsozialisten. Die Hauptaufgabe der „Hitler-Jugend“ war es, die Jugendlichen in einem Alter von 14.-18. Jahren im Sinne der NS-Ideologie zu erziehen. Gleichzeitig wurden die Jugendlichen durch körperliche Ertüchtigung und Wehrübungen auf den Krieg vorbereitet. Erziehungsziele der „HJ“ waren Gehorsam, Disziplin, Opferbereitschaft und Pflichterfüllung. Bis 1936 war der Eintritt in diese Staatsjugend freiwillig. Ab da an galt die „Jugenddienstpflicht“.

14 Vgl. Ebd., S. 293f.

15 Vgl. Ebd., S. 93f.

Ende der Leseprobe aus 31 Seiten

Details

Titel
Im Schatten der Geschwister Scholl. Alexander Schmorells Bedeutung in der Rezeptionsgeschichte der Weißen Rose
Hochschule
Universität Potsdam  (Historisches Institut)
Note
1,3
Autor
Jahr
2018
Seiten
31
Katalognummer
V459041
ISBN (eBook)
9783668910102
ISBN (Buch)
9783668910119
Sprache
Deutsch
Schlagworte
schatten, geschwister, scholl, alexander, schmorells, bedeutung, rezeptionsgeschichte, weißen, rose
Arbeit zitieren
Saskia Mewes (Autor:in), 2018, Im Schatten der Geschwister Scholl. Alexander Schmorells Bedeutung in der Rezeptionsgeschichte der Weißen Rose, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/459041

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