Soziale Gruppenarbeit. Methoden der Sozialen Arbeit


Hausarbeit, 2014

13 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Zentrale Begriffe, Elemente und Weiterentwicklung der Sozialen Gruppenarbeit
1.1 Geschichtlicher Abriss
1.2 Theoretische Wurzeln
1.3 Definitionen
1.4 Elemente der Sozialen Gruppenarbeit
1.5 Weiterentwicklung

2. Die Soziale Gruppenarbeit am Beispiel einer stationären Wohngruppe der Jugendhilfe

3. Chancen und Grenzen von Sozialer Gruppenarbeit

1. Zentrale Begriffe, Elemente und Weiterentwicklung der Sozialen Gruppenarbeit

1.1 Geschichtlicher Abriss

Da die Soziale Arbeit in Deutschland stets geprägt durch den Einfluss der Sozialen Arbeit in den USA war und ist, liegen die Anfänge der Sozialen Gruppenarbeit ebenfalls dort. Entnommen aus dem Bereich der Schulpädagogik und gestützt durch die frühe Praxis der Sozialen Arbeit, war die Bedeutung einer Gruppe als Ort und Medium der Erziehung früh bekannt und wurde dementsprechend genutzt, z. B. in den englischen Settlements oder den amerikanischen Nachbarschaftshäusern (vgl. Galluske 2011a, S. 91 f.). Erst ab den 1930er Jahren konnte sich die Soziale Gruppenarbeit in den USA als zweite Methode der Sozialen Arbeit etablieren (vgl. ebd. S. 92). In Deutschland gewann sie nach dem 2. Weltkrieg an Bedeutung. Im 1949 durch einen deutsch-amerikanischen Trägerverein gegründeten Haus Schwalbach wurden SozialarbeiterInnen im Hinblick auf demokratische Sichtweisen und Umgangsformen geschult. Auf dem Lehrprogramm standen das Anleiten von Gruppen, Gruppendiskussionen sowie das Analysieren und Leiten von gruppendynamischen Prozessen (vgl. Zepp, S. 267). In den 1950er Jahren wurde die Soziale Gruppenarbeit in Deutschland etabliert.

1.2 Theoretische Wurzeln

Zur Entstehungsgeschichte der Sozialen Gruppenarbeit lässt sich eine Entwicklung feststellen, die sich aus den unterschiedlichen Erfahrungen und Elementen der Jugendbewegung, der Reformpädagogik sowie der Kleingruppenforschung zusammengesetzt hat (vgl. Galluske 2011a, S. 90). Ausgehend von der Jugendbewegung, in der sich zunächst ein pädagogisches Verständnis der Gruppe als Sozialisations- und Erziehungsmedium, vor allem durch die Selbsterziehung der jungen Generation entwickelte, bestätigten verschiedene Reformpädagogen die Erkenntnis, dass die Gruppe eine zentrale Bedeutung im Rahmen der Erziehung und Sozialisation junger Menschen zu sozial verantwortlichen Staatsbürgern habe. Aufgrund der Kleingruppenforschung, u.a. durch Kurt Lewin, wurde die Gruppe als soziales Gebilde und besonders deren Beeinflussung durch den/die Gruppenleiter/in näher untersucht. Die unterschiedlichen Ansätze der Sozialen Gruppenarbeit integrieren Wissensbestände der Kleingruppen- forschung sowie Prinzipien und Techniken der Gruppenleitung und Gesprächsführung (vgl. Galluske 2011b, S. 935).

1.3 Definitionen

Die Soziale Gruppenarbeit wird als die zweite, klassische Methode der Sozialen Arbeit bezeichnet. Um die Soziale Arbeit zu professionalisieren, bedurfte es der Etablierung von Methoden, die das berufliche Handeln vom „Laienhandeln“ unterscheiden (vgl. Galluske 2011b, S. 931). Durch die Integration der Sozialen Gruppenarbeit wurde das Handlungs- spektrum der sozialen Fachkräfte um eine Methode erweitert, die in der Praxis bereits unreflektiert etabliert war und nun eine Daseinsberechtigung hatte.

Da Gruppenarbeit ein vielschichtiger Begriff ist, fiel eine präzise Definition schwer und es gab unterschiedliche Interpretationsversuche. So formulierte Magda Kelber, langjährige Direktorin im Haus Schwalbach, die Soziale Gruppenarbeit mit benachteiligten Personen sei nur ein Teilbereich der Gruppenpädagogik. Gisela Konopka sah in der Gruppenarbeit eine Methode, die den Einzelnen hilft ihre soziale Funktionsfähigkeit zu steigern (vgl. Galuske 2011a, S. 95).

Schaut man sich die differierenden Definitionen von Sozialer Gruppenarbeit an, so kommt man zu dem Konsens, dass Gruppenarbeit von vielen Faktoren abhängig ist. Die Herkunft der Mitglieder, die Person des Gruppenleiters und seine Ausführung der Gruppenführung, die Beziehungen der Mitglieder untereinander sowie die Kräfte, die in der Gruppe wirken, haben entscheidenden Einfluss auf den Verlauf der Sozialen Gruppenarbeit (vgl. ebd. S. 94). Seit 1991 ist die Soziale Gruppenarbeit als eine mögliche Hilfe zur Erziehung im § 29 des KJHG verankert. Sie soll „älteren Kindern und Jugendlichen bei der Überwindung von Entwicklungsschwierigkeiten und Verhaltensproblemen helfen.“ Durch soziales Lernen in der Gruppe soll die Entwicklung gefördert werden (vgl. KuJ 2013, S. 76).

Gemeinsam haben alle diese Definitionen, dass die Gruppe als Ort und Medium der Intervention im Mittelpunkt steht, um die persönliche Entwicklung der Gruppenmitglieder zu fördern. Der professionelle Gruppenleiter legt die Ziele individuell für jeden Gruppen- teilnehmer fest, abhängig von der Art der Gruppe. Es kann auch zur Formulierung von Gruppenzielen kommen. Mögliche Ziele könnten sein: Training sozialer Kompetenzen, Integration in das soziale Umfeld, Verbesserung der familiären Kommunikation, schulische Förderung, Aufbau sozialer Kontakte, Entwicklung von Tagesstrukturen, Anregungen für die Freizeitgestaltung. Dabei werden Gruppenprozesse initiiert und Methoden der Gruppendynamik genutzt. Gruppenarbeit bedeutet einerseits eine am Wachstum des Einzelnen interessierte pädagogischen Arbeit mit Gruppen, z.B. im Bereich der Freizeit- pädagogik, Jugendarbeit oder Erwachsenenbildung, andererseits eine explizit fürsor- gerische Hilfe für benachteiligte, hilfebedürftige Individuen, im Rahmen derer die Gruppe zum Ort und Medium der Hilfe und Unterstützung wird (vgl. Galuske 2011a, S. 99 f.). Dabei ist Soziale Gruppenarbeit primär aktivitätsorientiert.

1.4 Elemente der sozialen Gruppenarbeit

Die Fähigkeit und Verpflichtung nach ethischen Prinzipien zu handeln ist ein wesentlicher Aspekt der Qualität der Dienstleistungen von Sozialarbeiter/Innen im Allgemeinen. Weitere Elemente der Sozialen Gruppenarbeit im Besonderen sind neben fundierten Kenntnissen über Gruppenbildungsprozesse und deren Beeinflussungen, die Positionen der Mitglieder zu kennen und das Beziehungsgeflecht innerhalb der Gruppe zu verstehen. Dabei sollten stets die handlungsleitenden Prinzipien, die aus der Gruppenpädagogik übernommen wurden, beachtet werden. Individualisieren; Anfangen, wo die Gruppe steht; sich entbehrlich machen; Hilfen durch Programmgestaltung sowie erzieherisch richtige Grenzen setzen (vgl. Galuske 2011a, S. 96 f.). Diese Prinzipien werden im Praxisbezug in Kapitel 2 näher erläutert. Der Hilfeprozess muss in verschiedene Phasen eingeteilt werden. Dabei gibt es die Möglichkeit der Orientierung an medizinisch-therapeutischen Ansätzen in Anamnese, Diagnose, Behandlung oder an den unterschiedlichen, in der Kleingruppenforschung ermittelten Entwicklungsphasen von Gruppen, wie z. B. von Bernstein/Lowy formuliert: Voranschluss/Orientierung, Machtkampf und Kontrolle, Vertrautheit/Intimität, Differenzierung/Trennung oder Ablösung (vgl. Galuske 2011a, S. 98). Eine erhebliche Rolle spielt die Person des Gruppenleiters. Sein auf Fachwissen basiertes Handeln muss in geübter Selbstkontrolle eine berufliche Hilfeleistung erfüllen (vgl. ebd.). Er muss dabei stets auf Selbstreflexion achten und entsprechend agieren. Verfahren, die der Gruppen- leiter nutzen kann, um auf das Gruppengeschehen Einfluss auszuüben sind sozio- metrische Verfahren zur Analyse von Kleingruppen, Techniken der Gesprächsmotivierung und -strukturierung, Techniken der Selbst- und Fremdwahrnehmung, Spielesammlungen sowie die Entwicklung von Merkblättern zur Vorbereitung von Programmen und Diskus- sionen (vgl. ebd. S. 98 f.).

1.5 Weiterentwicklung

Die Soziale Gruppenarbeit hatte in Deutschland ihre “Blütezeit” von Mitte der fünfziger Jahre bis Anfang der siebziger Jahre (vgl. Galuske 2011a, S. 113). Das in den 1970er Jahren entwickelte therapeutische Verständnis Sozialer Gruppenarbeit führte in den Folgejahren zur Ablösung durch gruppendynamische und gruppentherapeutische Methoden (vgl. Galuske 2011a, S. 92). Im Laufe des nächsten Jahrzehnts wurden die drei klassischen Methoden sozialer Arbeit immer wieder heftig kritisiert. Der sozialen Arbeit wurde unterstellt, sie sei keine Profession, es fehle ihr an Handlungskompetenzen (vgl. Galuske/Müller 2012, S. 603 f.). Man suchte in anderen Ländern und Disziplinen nach entsprechenden Kompetenzen, wobei die Übernahme aus anderen politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Systemen entwickelten Methoden und Disziplinen die Schwierigkeit beinhaltet diese an das deutsche System zu adaptieren. Seit den 1990er Jahren steht die Auseinandersetzung über die Handlungsmethoden der sozialen Arbeit im Fokus der Fachdiskussion. Es sind vier Methodentrends zu verzeichnen (vgl. ebd. S. 604 f.). Im Zuge der Lebensweltorientierung sind niedrigschwellige Angebote sowie die Straßensozialarbeit entwickelt worden, es kam zur Integration gemeinwesenorientierter Ansätze, Fallarbeit und Diagnostik wurden weiter entwickelt und Planungs- und Organisationsmethoden, wie z.B. das Qualitätsmanagement gewannen immer mehr an Bedeutung.

Da die Soziale Arbeit durch die Allzuständigkeit in vielen Handlungsfeldern agiert, sich am Alltag der Klienten orientieren soll und im Spannungsfeld von Hilfe und Kontrolle tätig ist, kann es nicht nur eine Methode geben, die jeweilige Methode muss stets auf den Klienten individuell zugeschnitten sein. Sozialpädagogische Methoden sind durch „strukturierte Offenheit“ gekennzeichnet (vgl. ebd. S. 607).

2. Die Soziale Gruppenarbeit am Beispiel einer stationären Wohngruppe der Jugendhilfe

Soziale Gruppenarbeit ist sowohl eine Methode der sozialen Arbeit als auch ein gruppen- pädagogisches Hilfeangebot nach § 29 SGB VIII. Soziale Gruppenarbeit als Methode ist bzw. kann weit mehr sein als die Leistung die nach § 29, der Hilfen zu Erziehung, angeboten wird.

Die gesetzlichen Grundlagen der stationären Einrichtungen, Heimerziehung oder betreuten Wohnform sind definiert in § 34 des SGB VIII, als Teil der Hilfen zur Erziehung nach § 27 SGB VIII in der Kinder- und Jugendhilfe. Kinder und Jugendliche sollen in dieser Hilfeform durch eine Verbindung von lebensweltersetzendem Alltagserleben mit pädagogischen und therapeutischen Angeboten in ihrer Entwicklung gefördert werden. Sie soll eine auf längere Zeit angelegte Lebensform bieten und/oder auf ein selbständiges Leben vorbereiten (vgl. KuJ 2013, S. 77).

Bei einer Wohngruppe der Jugendhilfe, einer lebensweltersetzenden Gruppe, handelt es sich um eine „Formelle Gruppe“. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass ihre Ziele, Normen und Rollen vorgeschrieben und durch Werte und Normen der Einrichtung, Konzeptionen und Gesetze, z.B. § 36 SGB VIII, Mitwirkung und Hilfeplan, definiert sind. Eine “Formelle Gruppe”, wie eben eine Wohngruppe, ist zudem fest organisiert, zweckbewusst aufgebaut und wird planmäßig geleitet (vgl. Metzinger 1999, S. 11).

Die Soziale Gruppenarbeit als Methode in der Wohngruppe richtet ihren Fokus auf das Verhältnis des Einzelnen in Beziehung zum sozialen Kontext; so entstehen in der Gruppe soziale und individuelle Anpassungs- und Veränderungsprozesse sowie persönliches Wachstum (vgl. Galuske 2011a, S. 95).

Eine Wohngruppe der stationären Jugendhilfe ist zugleich Ort und Medium der Erziehung, ein „Instrument pädagogischer Einflussnahmen“, in deren Mittelpunkt Wachstum, Reifung, Bildung und Heilung der/s Einzelnen stehen. Ein/e PädagogIn ist LeiterIn dieser Gruppe, d.h. durch seine/ihre Ausbildung und Schulung beziehungsweise Weiterbildung ist er/sie sensibilisiert, den Gruppenprozess zu beeinflussen und konkrete Zielsetzungen der Gruppe zu verfolgen. Zudem orientiert sich die Zielsetzung der Wohngruppe an den persönlichen Problemen, der sozialen Anpassung und Steigerung der sozialen Funktionsfähigkeit des Einzelnen (vgl. Galuske 2011a, S. 95).

Die Prinzipien und Grundhaltungen der Sozialen Gruppenarbeit können in einer stationären Wohngruppe helfen, die Ziele der einzelnen Gruppenmitglieder und der Gruppe zu erreichen:

Individualisieren passiert in stationären Wohngruppen schon durch den Hilfeplan und kann in der täglichen Arbeit durch klientenzentrierte Gespräche, Förderpläne für den Einzelnen, etc. umgesetzt werden. Sehr wichtig ist auch das von der Lebensweltorientierung bekannte Prinzip der Partizipation, d.h. die KlientInnen sollen an allen sie betreffenden Entscheidungen beteiligt werden.

Anfangen, wo die Gruppe steht oder anders formuliert, die Interessen der Gruppenmitglieder erkennen. Hierzu ist es in einer stationären Wohngruppe notwendig umfangreich zu beobachten und mit Mitteln der Soziometrie Gruppenstrukturen zu erkennen und offen zu legen. Dies bedeutet ebenso die Gruppe entsprechend ihren Bedürfnissen zu fordern und fördern.

Sich entbehrlich machen, ist z.B. sehr gut möglich in dem Spiele oder Aufgabenstellungen durch den Pädagogen initiiert werden und er sich nach und nach aus dem Prozess zurück zieht.

[...]

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Soziale Gruppenarbeit. Methoden der Sozialen Arbeit
Hochschule
Hochschule RheinMain
Note
1,3
Autor
Jahr
2014
Seiten
13
Katalognummer
V456767
ISBN (eBook)
9783668920200
ISBN (Buch)
9783668920217
Sprache
Deutsch
Schlagworte
soziale, gruppenarbeit, methoden, sozialen, arbeit
Arbeit zitieren
Carsten Friebis (Autor:in), 2014, Soziale Gruppenarbeit. Methoden der Sozialen Arbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/456767

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