Plastikkonsum im modernen Alltag

Über einen nachhaltigen Umgang mit Kunststoffverpackungen


Bachelorarbeit, 2015

90 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Problemstelling
1.2 Aufbau
1.3 Zielsetzu

2. Die Anfänge: Kunststoffe erobern den Alltag
2.1 Von natürlichen zu synthetischen Materialie
2.1.1 Zwischenfazit
2.2 Die Entwicklung erster abgewandelter natürlicher Kunststoffe und der Beginn der
Fabrikarbei
2.3 Der Beginn der vollsynthetischen Kunststoffe und die Etablierung der ersten Einzelhändler
2.4 Die Industrialisierung: Massenkomfort nach dem Zweiten Weltkrie
2.4.1 Die neue Massenproduktästhetik
2.5 Die 1960-1980iger Jahre: Perspektivwechsel einer Gesellschaft
2.6 Die 90iger Jahre bis heute: das Image von Plastik im Wandel
2.6.1 Anwendungsbereiche, Nutzen und wirtschaftliche Bedeutung
2.7 Zwischenfazi

3. Was sind eigentlich Kunststoffe?
3.1 Definiti
3.1.1 Die Chemie der Hochpolymere: Struktur und Herstellun
3.1.2 Zwischenfazit

4. Die in der Verpackungsindustrie eingesetzten Hauptkunststoffe
4.1 Die additiven Inhaltsstoffe: nicht nur “hilfreich“
4.1.1 Weichmach
4.1.2 Unwissen über oft eingesetzte chemische Inhaltsstoffe
4.2 Die Polyolefine
4.3 Polyethylenterephthalat (PET, PETP, PBTP) .
4.6 Polyvinylchlorid (PVC
4.7 Zwischenfazi

5. Die Welt der Verpackungen: wie und warum die Verpackungsindustrie einen totalitären Umgang mit Kunststoffen pflegt
5.1 Tätigkeitsfelder und Inhal
5.2 Definition: Was ist eine Verpackung?.
5.2.1 Was muss eine Verpackung leisten?.
5.2.2 Verpackungsdesign: Information und Werbung kombinie
5.2.3 Positive Eigenschaften und Vorteile von Kunststoffverpackungen .
5.3 Verpackungsmüll: aus den Augen aus dem Sinn.
5.3.1 Das Duale System: eine politische Tat zur Restriktion von Abfal
5.3.2 Die Müllverbrennungsanlagen: eine endgültige Lösung?
5.3.3 Der fehlende Kreislauf: was geschieht mit dem Mül
5.3.4 Zwischenfazit
5.4 Biokunststoffe: eine mögliche Alternativ
5.5 Überfluss an Verpackungsmüll: Auswirkungen auf die Umwe
5.6 Zwischenfazi

6. Lösungsansätze für einen sinnvollen und nachhaltigen Umgang mit Kunststoffverpackungen
6.1 Einleitu
6.2 Politische und wirtschaftliche Maßnahmen auf Seiten der Produzenten
6.2.1 Cradle-to-Cradle: von der Wiege bis zur Bahre
6.2.2 Verpackungsdesign von Morgen: Weiterverwendung und Zusatznutz
6.2.3 Reinbeißen statt wegschmeißen
6.2.4 Mehrweg statt Einweg.
6.2.5 Die Verpackung in der Verpacku
6.2.6 Die Gesellschaft muss umerzogen werde
6.3 Der erste Schritt: Lösungsansätze für den Verbrauche
6.3.1 Einleitung .
6.3.2 Mehrwegplastiktüte statt Einwegplastiktü
6.3.4.3 Das gewohnte Einkaufsverhalten: Änderungsvorschläge .

7. Schlussbetrachtung.

8. Literaturverzeichnis

9. Internetquellen

10. Abbildungsverzeichnis

11. Anhang

1. Einleitung

1.1 Problemstellung

Die westliche Zivilisation lebt im Überfluss. Wir sind umgeben von Materialismus und freiem Konsum. Wir häufen Tag für Tag neue Güter an, und verliert in unseren Augen etwas seinen Wert oder seine Gebrauchsfunktion, werfen wir es nahezu gedankenlos weg ohne dabei von Konsequenzen auszugehen. Unser Umgang mit der Konsumwelt ist meist unüberlegt und verschwenderisch. Zusätzlich fehlt uns das Wissen über die Beschaffenheit der Materialien, die wir anhäufen, z.B. über Kunststoffe.

Kunststoffe sind selbstverständlich geworden, man findet sie im modernen Alltag immer wieder, manchmal offensichtlich als Verpackung, aber auch scheinbar unsichtbar und versteckt: z.B. im Teppichboden. Ihre Verwendung ist für die Wirtschaft profitabel, die Einsatzgebiete sind wie die Kunststoffe selbst vielschichtig. Jedoch ist auch das kritische Bewusstsein für Kunststoffe und Plastik und deren Auswirkungen auf uns und die Umwelt in den letzten Jahrzehnten bis heute stetig stärker geworden. Kunststoffe gibt es bereits seit circa hundert Jahren, doch hat sich aufgrund des heutigen Turbokapitalismus die Menge der Produktion weltweit ins nahezu Unermessliche gesteigert. Der jährliche Verbrauch von Kunststoffen lag 2013 bei 250 Mio. Tonnen.1 In Deutschland wurden 2011 fast 12 Mio. Tonnen Kunststoff verarbeitet.

Vor allem in der Verpackungsindustrie werden Kunststoffe gebraucht. Dort macht der Verbrauch von Verpackungen in Form von Folien oder Kunststoffbehältern ca. 35% aus. Damit liegt der Einsatz von Kunststoffen in der Baubranche (23%) und der Fahrzeugindustrie (10%) deutlich dahinter. Vor allem im Bereich der Verpackungsindustrie kann und könnte daher der Verbrauch von Plastik reduziert werden, da dort die meisten Plastikabfälle durch einen kurzzeitigen Verbrauch entstehen.2

Ein großes Problem ist vor allem die Industrie, besonders die Verpackungsindustrie, die durchaus einen verschwenderischen Umgang mit diesem Werkstoff pflegt und diesen ebenso an den Verbraucher weitergibt. Der Verbraucher hat kaum die Möglichkeit, auf Plastik zu verzichten, wenn es um alltägliche Konsumgüter wie Nahrungsmittel, Drogerieartikel, Haushaltsmittel usw. geht: er kauft, gebraucht – mehr kurzfristig, denn langfristig – und verbannt die unliebsamen Plastikhüllen aus seinem Blickfeld, indem er sie wegschmeißt. Die Verantwortung wird an die Müllentsorgung abgegeben. Ein gutes Gewissen verschaffte lange Zeit die Mülltrennung und die Einführung des Grünen Punktes – doch auch diese Abhilfe erscheint mehr und mehr fraglich. Was bringt Mülltrennung wirklich?

Tatsächlich steuern wir seit längerem bereits auf einen Müllplaneten zu, verschmutzt durch Kunststoffe bis in die entlegensten Winkel der Erde, und es gibt keine Anzeichen der Besserung. Das Material Kunststoff hat den Glanz, den es in seinen Anfängen einst trug, längst verloren. Gesundheitliche Risiken für den Menschen, Schädigungen der Umwelt durch Abfälle sowie durch Ausbeutung der Erdölreserven– diese gravierenden, offensichtlichen und inzwischen transparent gemachten Probleme kann man auch mit Vorteilen und schlagfertigen positiven Argumenten für die Verwendung von Kunststoffen nicht verharmlosen und schönreden.

Wir können Plastik im modernen Zeitalter nicht mehr entgehen. Man kann von einem Kunststoffzeitalter sprechen, denn Kunststoff stellt andere Materialien her inzwischen in den Schatten. Die Verwendung von Kunststoffen birgt viele Nachteile für Mensch und Umwelt. Es gibt aber auch Vorteile. Beide Seiten der Medaille sollen hier folglich beleuchtet werden.

1.2 Aufbau

Im Laufe der Arbeit soll geklärt werden, wie sich unser Verhalten zu Kunststoffen, ganz besonders Kunststoffverpackungen historisch entwickelt hat. Welche Materialien wurden vorher verwendet und wie? Wann änderte sich diesbezüglich unser Alltag? Wie geschah der Wandel vom Menschen als Selbstversorger hin zum abhängigen Konsumenten? Um den heutigen Umgang zu verstehen, muss man zunächst begreifen, wie Kunststoffe in den Anfängen vor hundert Jahren genutzt wurden und wie sie nach und nach immer mehr ein Teil unseres Alltags werden konnten.

Wie setzen sich Kunststoffe chemisch zusammen und welche Eigenschaften, Inhaltsstoffe und Funktionen tragen die Stoffe, die in der Verpackungsindustrie eingesetzt werden?

Welche politischen, wirtschaftlichen und industriellen Regelungen beherrschen die Verpackungsmittelbranche? Was steht politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen – zugunsten von Verbraucher und Umwelt im Wege? Welche politisch-industriellen Maßnahmen könnten in der Verpackungsmittelbranche zu einem reduzierten Umgang führen?

Da der Verbraucher nicht allein auf das gute Beispiel der Wirtschaft und Industrie warten kann und auf politische Entscheidungen, die sich oft jahrelang hinauszögern, wird das „richtige“ Entscheiden und Handeln des einzelnen Konsumenten immer wichtiger und unabdingbar. Der Konsument und seine Einkaufsmoral gewinnen an Bedeutung. Welche Maßnahmen kann der Konsument ergreifen, um den Plastikkonsum, -verbrauch und somit letztlich -müll einzuschränken, der am Ende der Kette unsere Meere, Flüsse und Erdböden vergiftet? Einen Anfang muss der Verbraucher selber machen, und er fängt gewiss klein an. Doch sind erste Maßnahmen für die Reduktion von Kunststoffverpackungen ein Schritt in die richtige Richtung. Daher werde ich im Verlauf dieser Arbeit einfache Lösungen für den Verbraucher herausarbeiten, die er teils mit etwas Mühe, teils mit wenig Aufwand im Alltag umsetzen kann.

1.3 Zielsetzung

Als Ziel dieser Arbeit sehe ich das Herausstellen einer ganzheitlichen Sicht auf Kunststoffe (Vor- und Nachteile, Chancen, Nutzen, Risiken und Gefahren) und das Ausarbeiten von Maßnahmen, die wir als Verbraucher ergreifen können. Des Weiteren möchte ich Lösungsansätze vorschlagen, wie der Verpackungsmüll reduziert werden kann, z.B. alternative Materialien, die gleichwertig zu Kunststoffen verwendet werden könnten, die bloß noch kein breites Interesse in der Wirtschaft oder Industrie gefunden haben.

Folgenden Fragen werde ich zu diesem Zweck nachgehen: Welche Wege kann die Wirtschaft/Industrie gehen und welche Schritte wurden schon ergriffen, um das Problem Plastik einzudämmen? Welche politischen oder wirtschaftlichen Entscheidungen können etwas gegen die Überproduktion von Plastik bewirken, vor allem in der Verpackungsindustrie?

Wie kann der Einzelne etwas gegen die übermäßige Müllproduzierung tun, wie können wir als Verbraucher unser Verhalten zu Plastik im Alltag ändern? Welche Maßnahmen und Alternativen können ergriffen werden, um Verpackungen aus Kunststoffen zu reduzieren?

Ziel dieser Arbeit soll außerdem sein, den Kreislauf der Verpackungen klar aufzuzeigen. Was passiert mit dem weggeschmissenen Plastikmüll, lässt sich der Weg überhaupt nachvollziehen?

Im Laufe dieser Arbeit werde ich einen empirischen Selbstversuch starten und mindestens eine Woche versuchen, auf Plastikverpackungen zu verzichten. Aus der Auseinandersetzung mit Meinungen von Experten zum Thema Plastikalternativen und von Verbrauchern, die bereits alternative Wege gehen, erhoffe ich mir, als Ergebnis dieser Arbeit Lösungsansätze für einen nachhaltigen Umgang mit Plastikgütern, bzw. Plastikverpackungen aufzeigen zu können.

2. Die Anfänge: Kunststoffe erobern den Alltag

2.1 Von natürlichen zu synthetischen Materialien

Der Fortschritt der frühen Entwicklungsgeschichte des Menschen hing und hängt vor allem von der Entdeckung und Entwicklung neuer Materialien ab. Der mögliche Nutzen und das Potential eines Werkstoffes waren schon immer ausschlaggebend für den Fortlauf seines Gebrauchs. Oft wurde ein Werkstoff durch einen neuen ersetzt oder ergänzt. Die Geschichte der vom Menschen verwendeten Materialien zeigt uns, dass die Eroberung eines Werkstoffes oft von Zeit, technologischen Mitteln und Wissen abhängig war.

Die Werkstoffe haben sich mit der Zeit geändert, doch der Ablauf ist gleich geblieben. Es bedarf immer erst der reichlichen Forschung und Auseinandersetzung, gefolgt von Erkenntnis, inwiefern das Material nutzbar und hilfreich sein kann.

So wurden Waffen, Werkzeuge etc., die in der Steinzeit noch aus Stein gefertigt wurden, etwa 4000-5000 Jahre später, in der Bronzezeit durch Bronze ersetzt, da deren Eigenschaften für diese Zwecke besser geeignet waren. 1300 Jahre v. Chr. wurden die Waffen aus Bronze durch Eisen ersetzt. Bessere Eigenschaften reichten allerdings nicht aus, um Bronze völlig zu verdrängen, da die nötigen Produktionsmaßnahmen für die Eisenherstellung erst ab dem 14. Jahrhundert machbar waren. Um Eisen schmelzen zu können waren Hochöfen nötig. Die Beherrschung eines Werkstoffes war und ist also immer auch von den handwerklichen bzw. heute eher von technologischen und maschinellen Möglichkeiten abhängig.

Was alle vom Menschen genutzten Materialien (vor den synthetischen Kunststoffen) gemeinsam haben, ist ihr ganz oder teilweise natürlicher Ursprung und daher auch die Einschränkungen, die jeder natürliche Werkstoff mit sich bringt.3 Jedes Material, das aus der Natur gewonnen wurde, war als Universalstoff untauglich, da er immer auch naturgegebene Begrenzungen mit sich brachte. Zu jeder erdenklichen Zeit gab es ein oder mehrere Materialien, die das damalige Leben des Menschen erleichterten und für verschiedene Anwendungsbereiche hilfreich waren. Mit Papier ging auch der technische und mechanische Herstellungsprozess voran und auch die damalige Gesellschaft entwickelte sich weiter: Als Gutenberg den Buchdruck etwa um 1445-1450 erfand, wurde z.B. die weitreichende Verbreitung von Nachrichten erst möglich.4

2.1.1 Zwischenfazit

Wo wäre die Menschheit heute, hätten sie auf Materialien wie z.B. Metall, Keramik, Glas und vor allem Cellulose und Papier verzichten müssen? Die gesellschaftliche wie auch technologische Entwicklung wäre um einiges langsamer verlaufen. Es wäre vermutlich nie oder erst sehr viel später zu Experimenten mit abgewandelten Naturstoffen, synthetischen und folglich vollsynthetischen Kunststoffen gekommen. Dieser Entwicklung liegt aber auch ein immer währender Ansporn zugrunde. Forschern, Medizinern, Biologen und Chemikern etc. war immer schon daran gelegen, experimentierfreudig Stoffe zu ergründen, sie in ihren Einsatzmöglichkeiten zu erweitern oder gar zu beherrschen. Natürliche Stoffe brachten allerdings auch immer Begrenzungen mit sich und ließen sich nicht vollständig beherrschen. Mit der Erfindung von vollsynthetischen Kunststoffen, die keinerlei natürliche Begrenzung mehr mit sich brachten, ging der lang ersehnte Traum, ein Material vollkommen beherrschen zu können, für viele Forscher in Erfüllung.

2.2 Die Entwicklung erster abgewandelter natürlicher Kunststoffe und der Beginn der Fabrikarbeit

Einige kunststoffähnliche Naturstoffe, wie beispielsweise Asphalt und Harze, wurden schon im Altertum eingesetzt, und auch andere natürliche Stoffe wie z.B. Schellack, Horn, Schildpatt und Kautschuk gingen den vollsynthetischen voraus. So wurde Kautschuk, dessen Sekret aus Gummibäumen in Ostindien und Brasilien gewonnen wird, durch das Vulkanisieren5 zu einem modernen Gummi-Kunststoff. Dieser Naturkautschuk wurde später noch durch Experimente optimiert.6 In der Geschichte experimentierten Forscher und Chemiker viel mit Naturstoffen und versuchten diese in ihren Eigenschaften zu vervielfältigen. Erst ein paar Jahrzehnte später sollten erste künstlich erzeugte vollsynthetische Werkstoffe gelingen.

Ein Werkstoff, der besonders zur Entwicklung der vollsynthetischen Kunststoffe beitrug, war die Cellulose, das am häufigsten vorkommende Makromolekül, das in jeder Pflanze zu finden ist. Cellulose ist aufgrund ihrer chemischen Struktur der Grund dafür, dass durch Ergebnisse jahrelanger Forschung Fortschritte in der organischen Chemie erzielt wurden.7 Dieser Fortschritt leitete auch die Entwicklung der polymerartigen (großkettige Moleküle) Naturstoffe und synthetischen Kunststoffe ein. Da Cellulose ebenfalls ein Hochpolymer ist, wurden viele abgewandelte Naturstoffe auf Basis der Cellulose entwickelt, z.B. Schießbaumwolle8, Kollodium9, Celluloid10, Parkesin11 und viele andere. Ebenso wichtig für diese Entwicklung war aber auch der Chemiker Hermann Staudinger, der im Bereich der organischen Chemie forschte und den ersten und wichtigen Anstoß zur Entwicklung der hochmolekularen Chemie gab, seine richtungsweisenden Erkenntnisse ermöglichten einen genaueren Überblick über den Aufbau der Kunststoffe.12

Mit der voranschreitenden industriellen Revolution Ende der 1880iger Jahre und zunehmender Etablierung von Fabriken und Maschinen stieg auch die Anzahl der in Fabriken arbeitenden Menschen. Die Industrie wie auch die Bevölkerung wuchs und damit auch der Bedarf an vorgefertigten Lebensmitteln. Menschen, die vorher auf dem Land gelebt und viel Zeit in die Nahrungserzeugung oder -beschaffung investiert hatten, zogen nun in die Stadt um in den Fabriken zu arbeiten, daher wurden Lebensmittel gebraucht, die schnell verfügbar und schnell zuzubereiten waren. Was vor der Industrialisierung noch selber hergestellt wurde mit Hilfe von Gärten, Feldern und Vieh, oder auf Märkten, beim Fleischer, Krämer oder Bäcker gekauft wurde, konnte nun für die meisten Menschen mangels Zeit nicht mehr in dieser Art und Weise weitergeführt werden. Mit der industriellen Entwicklung, den Arbeiterklassen und der wachsenden Bevölkerungszahl in Städten zerfiel die alte Zeit der anstrengenden Selbstversorgung immer mehr. Unter den ersten Produzenten waren Knorr und Maggie, deren Produkte wir heute noch massenhaft im Supermarkt vorfinden. Bis 1860 zählten noch Tongefäße, Körbe, Säcke, Fässer, Kisten und Glasbehälter zu den Gefäßen, in denen Waren gelagert und transportiert wurden. Vor allem Papier, das als „junger“ Packstoff für Tüten, Beutel, Schachteln, Dosen usw. fungierte, wurde mit der Entstehung der Papierindustrie ein beliebtes Verpackungsmittel.13

In der Folge der industriellen Revolution änderte sich auch das Bewusstsein für den Herstellungsprozess und die Produkte an sich: die künstlerische-ästhetische Gestaltung stand nicht mehr an erster Stelle, sondern die immer gleichen Arbeitsschritte und die daraus resultierenden sachlichen und funktionalen Massenprodukte, die sich nicht voneinander unterscheiden sollten. Zu diesem Zweck war es viel wert, Materialien ihrer Funktion anzupassen, dies gelang mit den am meisten genutzten Materialien wie den ersten abgewandelten Naturstoffen, Metall und Holz etc. nur bedingt. Der Wunsch einen Werkstoff vollkommen beeinflussen und manipulieren zu können, wurde also in der industriellen Revolution besonders stark geprägt und er blieb letztlich bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts und der erstmaligen Massenproduktion von vollsynthetischen Kunststoffen bestehen.14

2.3 Der Beginn der vollsynthetischen Kunststoffe und die Etablierung der ersten Einzelhändler

Mit dem ersten vollsynthetischen Kunststoff Bakelit, erfunden von Leo Baekeland (1909), begann das Zeitalter der Kunststoffe erst richtig.15 Auch Baekelands Forschungen waren von dem Wunsch angetrieben, einen Stoff zu finden, der sich keiner natürlichen Quelle mehr bediente und vollends kontrollierbar war:

„[...] Ein Stoff, der von Anfang bis zum Ende kontrollierbar ist, ein Wunderding das die Bindungen zu Natur ein für alle Mal hinter sich lässt. Denn ob es sich um „Parkesin“ von Alexander Parkes, um „Celluloid“ von John W. Hyatt oder die Kunstseide des Grafen Chardonnet de Grange handelt: All diese Materialien nennen sich zwar „Kunststoffe“, werden aber überwiegend aus der Zellulose des Baumwollstrauches gewonnen und sind deswegen nichts anderes als modifizierte Naturprodukte.“16

Die damals junge Elektroindustrie suchte nach einem Werkstoff wie dem von Baekeland und hatte ihn nun für die Isolierung von Stromkabeln gefunden. Auch die Auto und Radioindustrie profitierte von den positiven Eigenschaften von Bakelit. Erste Produkte wie z.B. Radio, Uhren, Telefone und Lampen wurden hergestellt und erfreuten sich großer Beliebtheit. Wurden damals Radios vorab noch aus Holz handgefertigt, wurden sie nun aus Bakelit massenhaft, billig und in vorteilhafter Größe produziert. Auch Produktdesigner erfreuten sich an den neu gewonnen Möglichkeiten, die der Stoff Bakelit eröffnete. Die Tischlampe aus der Sammlung Kölsch (um 1930), die aus einem Kartonschirm mit Textilfransen und einem Fuß aus Phenoplast ist nur ein Beispiel vieler folgender Produkte, die zeitgleich in der Bauhaus- ära produziert wurden.17

Abb. 01 Tischleuchte, aus der Sammlung Kölsch, mit Phenoplastfuß (Bakelit)

1937 wurde die heute noch weltbekannte Kunstfaser “Nylon“ entwickelt. Der amerikanische Chemiekonzern DuPont stellte diese neue Kunstfaser massenhaft her. Nylon wurde so zum Ausdruck einer ganzen Generation, ein wahrer Verkaufsschlager. Bis heute wurden weltweit fünf Millionen Tonnen von der “Wunderfaser“ verkauft. Während des Zweiten Weltkriegs wurden Kunststoffe vor allem durch das Interesse der Rüstungsindustrie bekannt und gebraucht.18

Darauf folgten nach dem Zweiten Weltkrieg erste große Chemiekonzerne wie BASF19, Bayer20, Hoechst21 und DuPont22 aber auch andere weniger bekannte Betriebe. Diese stellten erste Kunststoffe im großtechnischen Maßstab her. Zwischen 1925 und 1950 wurde eine große Anzahl von vollsynthetischer Werkstoffe entwickelt. Die Kenntnis im Bereich Kunststoffe wurde immer weiter optimiert. Die Entdeckung neuer chemischer Verfahren führte zur Entwicklung neuer Kunststoffe nach Maß.

Während die ersten synthetischen Kunststoffe auf dem Vormarsch waren, vollzog sich auch ein Wandel in der Industrie bzw. im Vertrieb und der Nahrungsbeschaffung. Immer mehr Nahrungsmittel wurden in Fabriken hergestellt und es wurden keine Jahrmärkte mehr aufgesucht, sondern Geschäfte, es kamen immer mehr Einzelhändler hinzu, vor allem dort, wo viele Menschen lebten und arbeiteten. Mit dem wachsenden finanziellen Wohlstand der Gesellschaft wuchs auch der Trend und die Bereitschaft Lebensmittel zu kaufen, damals wurden die Lebensmittel aber noch in Säcken oder Fässern gelagert, nur ein geringer Anteil wurde in Pappkartons oder Weißblechdosen verpackt.23

2.4 Die Industrialisierung: Massenkomfort nach dem Zweiten Weltkrieg

Mit dem Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auch die Produktion von Konsumgütern wieder aufgenommen, im Westen kam der Export wieder in Gang, das Exportgeschäft und die Wirtschaft erholten sich langsam.24

Produkte waren und sind immer ein Ausdruck eines kulturellen Prozesses, sie spiegeln geschichtliche wie auch geistliche Prozesse einer Gesellschaft in ihrer Form wider. So wie sich Produkte und ihr Wert im Laufe der Industrialisierung stetig veränderten, veränderte sich auch das Konsumverhalten und die Beziehung zu alltäglichen Gütern.

Wie wurde früher konsumiert? Wie hat sich die Beziehung zu Produkten und allgemein zu materiellen Dingen entwickelt? Mit der fortschreitenden Industrialisierung und dem starken Wirtschaftswachstum ab den 50er-Jahren entwickelte sich auch ein neues Konsumverhalten, der Massenkonsum und die Einstellung zu Produkten und Produktdesign änderten sich. Aus diesem Gefühl heraus entwickelte sich auch ein kollektives Selbstbewusstsein. Es scheint nicht verwunderlich, dass das neue Verkaufssystem der Selbstbedienung in Geschäften als neues Konzept aufging. Die Menschen fühlten sich auch als Konsumenten in der Rolle, in der sie sich sonst fühlten: sie hatten ihr Leben selber in der Hand.

Fast zeitgleich zum Selbstbedienungssystem vollzog sich in den USA und Deutschland ein weiterer Wandel. Vorher gab es Lebensmittel nur getrennt bei einzelnen Kleinhändlern zu kaufen; Milchprodukte, Brot oder Gemüse etc. waren nicht wie heute im Komplettangebot zu erhalten.

Den ersten europäischen Supermarkt gab es 1947 in Zürich. Er war der erste Supermarkt, der ein umfangreiches Sortiment anbot, alles war plötzlich an einem Ort verfügbar. Die Menge der verkauften Produkte stieg, zugleich aber auch die Produktion von Plastikverpackungen, denn immer mehr Waren sollten so einfach und billig wie möglich verpackt werden. Anfangs waren Produkte in Weißblech also Konservendosen, Tetrapacks, Produkte in Papier oder Pappe noch deutlich mehr vorhanden. Dies nahm mit der Zeit aber durch die deutlichen Vorteile der Plastikverpackungen immer mehr ab. Mit der Etablierung des Supermarktes, konnte auch auf das Verkaufspersonal verzichtet werden, das die Ware vorher extra noch abgewogen, geschnitten und abgefüllt hätte. Dies sparte natürlich Zeit und Kosten.25 Mit dieser Entwicklung entstand auch eine neue Lebensweise und Einstellung zum Verbrauch von Massenware. Die Gesellschaft wollte den Verzicht der letzten Jahrzehnte vergessen, und das Bedürfnis nach Luxus, Befreiung und vor allem Belohnung stieg stetig. Das alltägliche Gefühl, sich etwas Gutes zu tun, wurde durch den aufkommenden Massenmarkt befriedigt: Nun gab es unzählige Konsumgüter, die man kaufen konnte, man lebte nicht mehr in existenziellem Notstand wie vor und während des Krieges, und man musste nicht mehr verzichten.

Das Kauf- und Verbrauchsverhalten ist bis heute vor allem von wirtschaftlichen und politischen Faktoren beeinflusst worden. So konsumierten die Menschen in der Vorkriegszeit mit einer anderen Einstellung: teure, unverfügbare und kostbare Materialien und die daraus per Hand hergestellten Produkte waren mit einem anderen Wert versehen als die heutigen billigen maschinellen Massenprodukte. Für viele Menschen gab es schlichtweg nicht viel, von den heutigen Auswahlmöglichkeiten ganz zu schweigen.26

Mit dem Beginn der Selbstbedienung und dem Komplettangebot in den Supermärkten sowie des Kunststoffbooms schlich sich eine neue Lebensphilosophie ein, die heißen könnte: „Was ich heute kann besorgen, das verschiebe ich nicht auf morgen.“27 Bei der konsumierenden Bevölkerung war noch kein Wissen über das neue Material Plastik vorhanden. Der Konsument wurde von Anbeginn zum gedankenlosen Verbraucher erzogen, da Plastikprodukte von Medien und Politik als unentbehrlich kommuniziert wurden und das Bild vermittelt wurde, es bedürfe keines nachhaltigen Verbrauchs.28 Diese Botschaft prägte sich mit den Jahren beim Verbraucher ein, und das blinde Vertrauen, Plastik könne grenzenlos konsumiert und bedenkenlos entsorgt werden, hielt sehr lange an. Die ökologischen Folgen eines ungebremsten Konsums wurden daher von Industrie und Verbrauchern nicht bedacht. Mit der Niedrigpreispolitik und der kurzen Lebensdauer der Produkte wurde der Massenkonsum beschleunigt und die Müllproduktion bedenkenlos angetrieben.

2.4.1 Die neue Massenproduktästhetik

Der spürbare Fortschritt und die Erleichterung des täglichen Lebens spiegelten sich auch im Produktdesign wider: in hellen, schrillen und bunten Farben. Das Design erlebte etwas Neues, auch weil es weniger Formeinschränkungen durch die neuen Werkstoffe und ihre Materialbeschaffenheiten gab. Neue Materialien schufen neue Möglichkeiten an das Produkt und folglich auch an das jeweilige Design. Plastikgeschirr aus Polyethylen war beispielsweise durch seine Materialbeschaffenheit kaum zerstörbar – im Gegensatz zu Porzellan oder Glas – und zeichnete sich durch sein leichtes Gewicht und die Möglichkeit es einzufärben aus. Das perfekte Geschirr, das einerseits billig, andererseits durch sein buntes und leichtes Design viel ausdrückte: Leichtigkeit und Lebensfreude.29 Die damalige Hausfrau erfreute sich an dem kaum zerstörbaren Plastikgeschirr aus Polyethylen, das heute höchstwahrscheinlich als geschmacklos und billig abgestempelt werden würde. Damals war es etwas Neues, es galt als modern und stellte vorangegangene Materialien und gleichzeitig Erinnerungen und Werte, die daran geknüpft waren, in den Schatten. Mit den neuen Designs verdrängte man geradezu die unliebsamen und schrecklichen vergangenen Jahre. Das “Unzerstörbare“ hatte gerade nach den Kriegserfahrungen, in denen viele alles durch Zerstörung verloren hatten, beinahe etwas Heilsames, Tröstliches. Kunststoffe und Plastikgüter griffen immer mehr in das alltägliche Leben ein und fanden sich in Lebensbereichen, die vorher durch andere Materialien dominiert worden waren. Sie vereinfachten den Alltag vieler und ließen zu dieser Zeit all die Sorgen vergessen.

2.5 Die 1960-1980iger Jahre: Perspektivwechsel einer Gesellschaft

Die 60iger Jahre waren geprägt von einem gesellschaftlichen Wandel, gefolgt von aufkommenden alternativen Lebensstilen, Emanzipation und Freizügigkeit sowie einer allgemein herrschenden Aufbruchsstimmung. Kunststoffe bzw. Plastikmöbel, edle Designerobjekte – produziert für die Mittelklasse – die einen futuristischen Wert übermittelten, waren Produkte der Möbelindustrie dieser Zeit. So war der Panton Stuhl von Verner Panton der erste aus einem Stück spritzgegossene Stuhl.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 02 Panton Stuhl 1959/1960

Aufblasbare Objekte – meist Möbel wie Stühle oder Sofas – aus thermoverschweißtem Polyvinylchlorid (PVC) folgten. Designer konnten ihrer Kreativität freien Lauf lassen.30

Mit der steigenden Anzahl der Artikel, die man im Supermarkt kaufen konnte, und dem sich etablierenden Supermarktsystem stieg auch der Umsatz und vor allem der Gebrauch von Verpackungen aus Plastik. Neue Verpackungen wie z.B. erste Dosen für Getränke, Einwegverpackungen wie z.B. dem heute noch bekannten Tetra Pack, verdrängten aufgrund ihrer Vorteile herkömmliche Verpackungen. Die Milch, die stets in Glas verkauft worden war, gab es nun im Tetrapack, denn dieses bestach durch das leichte Gewicht, die hohe Recyclingquote und sein Formdesign, das vorerst tetraeder-förmig, dann aber rechteckig und somit für den Transport ideal war.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 03 Eine alte Tetra Pak Werbung für Milch

Die damals noch mit Aluminium beschichtete Verpackung besteht Heute aus 80% Zellstoff und 20-25% Polyethylen.31

Ab den 70igern wendete sich langsam das Blatt. Erste Kontrareaktionen von Umweltschützern zum totgeschwiegenen Thema der Plastikmüllflut erreichten auch den bisher im guten Glauben gelassenen täglichen Konsumenten. In New York versuchte man daraufhin mittels Gesetz einen Pfandbetrag von 2 Cent auf jede Verpackung zu erheben, dieser Versuch wurde von der Kunststoffindustrie und der Verpackungsmittelbranche durch eine Klage allerdings rechtlich verhindert. Die Verantwortung wurde allein auf den Verbraucher abgewälzt.

Schuld an der Umweltverschmutzung, so die Plastikindustrie, sei die falsche Entsorgung von Plastik durch den Verbraucher sowie die generelle Überbevölkerung und der allgemeine Lebensstil. Aus der Sicht der Kunststoffindustrie und deren zugehörigen Verbänden klang dies einleuchtend, die Motive rührten aber wohl eher aus finanziellen Interessen. Die Aussage, dass der Verbraucher Schuld an der Umweltverschmutzung trug war korrekt, Fakt ist aber: Kunststoffindustrie und Verpackungsmittelbranche leugneten, dass sie Mitschuld an den negativen Konsequenzen trugen, sie waren zwar in erster Linie nicht dafür verantwortlich, aber standen als Produzenten nicht besser da. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert.32

Als sich die Ölpreise 1973 aufgrund der Ölkrise vervierfachten, war das bisher preiswerte Plastik plötzlich nicht mehr so billig, und der Glanz der Kunststoffe verschwand so schnell, wie er erschienen war. Durch die Krise kamen Produzenten und Konsumenten an eine Grenze. Das Konsumdenken und Verhalten in Bezug auf Plastik wurde auf Seiten der Produzenten wie auch der Verbraucher überdacht. Plastik galt plötzlich als verschwenderisch, die Menschen wurden sich bewusst, dass Erdölreserven bzw. die weltweiten Energieressourcen allgemein nicht vorhanden waren. Dennoch wurde Plastik – vor allem im Verpackungssektor – weiterhin genutzt, die Menge an Kunststoffverpackungen stieg kontinuierlich.33

2.6 Die 90iger Jahre bis heute: das Image von Plastik im Wandel

Kurz vor Ende der 80iger Jahre sanken die Erdölpreise wieder und die Produktion von Kunststoffen und Plastikgütern nahm wieder die ursprünglichen Ausmaße an. In den späten 1990er-Jahren wurde wieder vermehrt konsumiert und damalige Marketingstrategien befürworteten den massenhaften Einsatz von Plastik. Mit der 1991 in Kraft tretenden Verpackungsverordnung wurde aber auch erstmals von politischer Seite aufgrund der vergangenen Jahre und des stetig wachsenden Müllaufkommens eine Präventionsmaßnahme ins Leben gerufen. (Dazu mehr im Kapitel 5.3.1 Das Duale System: Eine politische Tat zur Restriktion von Abfall)

2.6.1 Anwendungsbereiche, Nutzen und wirtschaftliche Bedeutung

Im Laufe der Geschichte haben sich verschiedene Polymere Werkstoffe in allen Lebensbereichen als nützlich erwiesen und immer mehr Anwendungsbereiche wurden aufgrund der positiven und vielfältigen Eigenschaften erschlossen. So wie es in der Geschichte der Materialien schon immer war, haben auch die Kunststoffe bisherige Werkstoffe ersetzt oder ergänzt, die ihnen in ihren Fertigkeiten nachstanden. Da Kunststoffe und ihre Eigenschaften chemisch noch unter ständiger Forschung modifiziert und den Bedürfnissen angepasst werden, ist ihr Einsatzpotenzial sehr groß. Die Kunststoffeigenschaften werden maßgeblich bestimmt über deren Inhaltsstoffe und Additive. Die Eigenschaften wiederum können in ihrer Form, Zähigkeit, Schlagfestigkeit, Isolationseigenschaft, Wärmekapazität, Farbe, Oberflächenbeschaffenheit oder Brandbeständigkeit verändert werden. Kunststoffe haben auch zu neuen Produkten geführt und den technologischen Fortschritt vorangetrieben.34 In vielen Bereichen finden Kunststoffe Anwendung: im Verpackungssektor, im Bausektor, bei Haushaltswaren, als Farben, in der Fahrzeugindustrie, in der Luft und Raumfahrt, in der Elektro- und Kommunikationstechnik, in der Möbelindustrie, in der Landwirtschaft, in der Medizin, und in Kultur-, Freizeit- und Sportangeboten.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 04: Der europäische Plastikverbrauch nach Anwendungsgebiet 2013

1970 lag die Welterzeugung von Kunststoffen noch bei 30 Millionen Tonnen, 2013 lag diese bei 250+ Millionen Tonnen, der Wert hat sich damit verachtfacht. Heute liegt dieser Wert bei 300+ Tonnen. Rechnet Kunststoffanwendungen, [Stand: man dies hoch, wird klar, dass die Menge an Kunststoffen ins unermessliche steigen wird und damit auch der Bedarf an Erdöl.

2.7 Zwischenfazit

Die großtechnische Produktion von Kunststoffen begann etwa zwischen 1935 und 1950. Bis heute haben sich die Produktionsmenge, Angebot und Nachfrage und vor allem das Sortiment der Kunststoffe extrem vermehrt.

Der Umgang mit Kunststoffen bzw. das Image von Plastik hat sich im Laufe der Zeit oft verändert. Heute wird dem Konsumenten im stressigen Alltag kaum noch bewusst, mit welchen natürlichen oder künstlichen Materialien er sich umgibt. Fast alles besteht aus Kunststoffen. Wo immer man auch hinschaut, wird einem etwas ins Auge fallen, das vollsynthetisch und maschinell produziert worden ist. In allen Lebensbereichen finden sich Polymere, sie haben das Leben bisher stark vereinfacht und vor allem in der Medizin große Hilfe geleistet.

Lebensmittelindustrie und Verpackungsmittelbranche kommen ohne Kunststoffe kaum noch aus, sie entwickelten sich aber auch mit Hilfe der Kunststoffverpackungen zu dem Verkaufssystem, dass wir heute kennen. Sie ermöglichten das luftdichte und keimfreie Verpacken von Lebensmitteln und erfüllten viele Anforderungen, die die große Auswahl an Produkten und die lange Haltbarkeit von Lebensmitteln erst möglich machten.

Nicht nur in Deutschland sondern weltweit können Kunststoffe ihr Potential entfalten: Sie ermöglichen hygienische Standards z.B. in der Lebensmittelindustrie, im medizinischen Bereich (Hygienische Einwegspritzen, Blutbeutel, Infusionsflaschen, künstliche Herzklappen); sie sind leicht zu produzieren und aufgrund des leichten Materials im Alltag für den Verbraucher gut und unkompliziert zu gebrauchen. Sie zeigen aber auch die Kehrseite der Medaille und offenbaren den Menschen ein schon längst vergessenes Problem: des Konsums, der in Verschwendung ausartet; ebenso das der negativen

[...]


1 Vgl. Statista: Verteilung der weltweiten Kunststoffproduktion nach Regionen, [2015], online: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/244172/umfrage/verteilung-der- weltweiten-kunststoffproduktion-nach-regionen/, [Stand: 08.06.2015].

2 Vgl. Scheuermann, Ingo: Generation Plastik? Eine Übersicht, o. J., online: http://www.plastic-planet.at/generation-plastik-eine-uebersicht/, [Stand: 08.06.2015].

3 Vgl. Kricheldorf, Hans: Menschen und ihre Materialien, Weinheim 2012, S. 1ff.

4 Vgl. Kricheldorf, a.a.O., S. 4ff.

5 Vgl. Fiell, Charlotte/Fiell, Peter: Plastic Dreams – Synthetische Visionen im Design, London 2009, S. 9. Das Vulkanisieren ist ein chemisch-technisches Verfahren, das den Rohstoff Kautschuk in ein widerstandsfähiges Gummi umwandelt, erfunden von Charles Goodyear (1839).

6 Vgl. ebenda, S. 9ff.

7 Vgl. Müller, Robert/Schuh, Bernd/Wundram, Dieter/ Yogeshwar, Ranga: Der Plastikreport – Schöne neue Kunststoffwelt, hrsg. v. Pütz, Jean, Köln 1989, S. 9- 17.

8 Vgl. Fiell, a.a.O., S. 9ff. Von Christian Schönbein 1846 erfunden.

9 Vgl. ebenda, die erste Kunstfaser von Hilaire de Chardonnet.

10 Vgl. ebenda, der erste funktionierende Weichmacher, von John Wesley Hyatt erfunden.

11 Vgl. ebenda, von Alexander Parkes 1862 erfunden, synthetischer Kunststoff auf Zellulosenitratbasis.

12 Vgl. Mienes, Karl: Das Plasticaeum – Über Kunststoffe und ihre Wegrichtung, Essen 1965, S. 8.

13 Vgl. Schachtner, Sabine: Hülle um Fülle – Lebensmittelhandel und Verpackungen. Zur Ausstellung „Hülle um Fülle“, in: Geschmackssachen – Kulinarisches in sechs Gängen. Begleitbuch zur Verbundausstellung in sechs Bänden, hrsg. v. Landschaftsverband Rheinland, Bergisch-Gladbach 2004, S. 8- 11.

14 Vgl. Selle, Gert: Geschichte des Design in Deutschland, Frankfurt/Main 2007, S. 89-99.

15 Vgl. Domininghaus, Hans: Kunststoffe Aufbau, Eigenschaften, Sortiment, Düsseldorf 1971, Geschichte der synthetischen Kunststoffe, S. 6f.

16 Siehe Pretting, Gerhard/Boote, Werner: Plastic Planet – Die dunkle Seite der Kunststoffe, Freiburg 2014, S. 19.

17 Vgl. Selle, a.a.O., S. 179.

18 Vgl. Pütz, a.a.O., S. 18-24.

19 Vgl. Pütz, a.a.O., S. 18-24., der nach Umsatz und Marktkapitalisierung heute weltweit größte Chemiekonzern.

20 Vgl. ebenda, S. 18-24., Holding Gesellschaft des Bayer-Konzerns, Schwerpunkt ist die chemische und pharmazeutische Industrie.

21 Vgl. ebenda, S. 18-24., heute: Eines der drei größten Chemie und

Pharmaunternehmen Deutschlands, bis 2005 eine Aktiengesellschaft.

22 Vgl. ebenda, S. 18-24., ein US-Amerikanischer Konzern, heute einer der weltweit größten Konzerne der chemischen Industrie.

23 Vgl. Schlachtner, a.a.O., S. 19f.

24 Vgl. Selle, a.a.O., S. 219ff.

25 Vgl. Pretting/Boote, a.a.O., S. 28f.

26 Vgl. Fuchs, Heinrich/Burkhardt, Francois: Produkt Form Geschichte – 150 Jahre deutsches Design, Berlin 1988, S. 6.

27 Vgl. Pretting/Bootte, a.a.O., S. 30f.

28 Vgl. ebenda, S. 31.

29 Vgl. Pretting/Boote, a.a.O., S. 25.

30 Vgl. Fiell, a.a.O., S. 23ff.

31 Vgl. Schrick, a.a.O., S. 24f.

32 Vgl. Pretting/Boote, a.a.O., S. 30f.

33 Vgl. Pretting/Boote, a.a.O., S. 59ff.

34 Vgl. BVSE Fachverband Kunststoffrecycling: Kunststoffanwendungen, [2003], online: http://www.bvse.de/314/454/1 14.06.2015].

Ende der Leseprobe aus 90 Seiten

Details

Titel
Plastikkonsum im modernen Alltag
Untertitel
Über einen nachhaltigen Umgang mit Kunststoffverpackungen
Note
2,0
Autor
Jahr
2015
Seiten
90
Katalognummer
V456188
ISBN (eBook)
9783668887558
ISBN (Buch)
9783668887565
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Plastik, Konsum, Verbrauch, Müll, Wegwerfgesellschaft, Nachhaltigkeit, Alternativen, Kunststoffe, Gesundheit, Chemie, Zusammensetzung
Arbeit zitieren
Ariane Lüpke (Autor:in), 2015, Plastikkonsum im modernen Alltag, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/456188

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