Rawls Kritik am Utilitarismus


Hausarbeit, 2016

13 Seiten, Note: 1,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Rawls Kritik am Utilitarismus
2.1 Grundprinzipien des Utilitarismus
2.2 Rawls Prinzipien der Gerechtigkeit
2.3 Rawls Kritik am Utilitarismus

3. Fazit und Ausblick.10 Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Stößt man auf den Begriff der Gerechtigkeit, so wird man feststellen, dass es hierfür weder im Alltag noch in der Philosophie eine eindeutige Definition gibt. Allen Ansät- zen gemeinsam ist jedoch die Anwendungsbedingung, unter der Gerechtigkeit ge- fordert wird: Die Knappheit natürlicher Ressourcen. Diese Begrenztheit lässt sich nicht aufheben und macht gerechte Prinzipien der Verteilung erforderlich. Doch auch wenn es einen Überfluss an Ressourcen geben würde, so wäre Gerechtigkeit nicht völlig irrelevant: Im gesamten Kontext menschlicher Beziehungen, allen voran in Konfliktsituationen, findet sich ihre Anwendung wieder, beispielsweise wenn es um Menschenrechte und Gleichheit vor Gericht geht (Vgl. Höffe 1975: S. 26/27). Bereits in der Antike beschäftigen sich Philosophen wie Platon und Aristoteles mit dem Wesen der Gerechtigkeit, später nahmen sich ihr auch Hobbes, Hume und Kant an. Im vergangenen Jahrhundert wurde die Debatte um die Gerechtigkeit von Rawls mit seinem mächtigen Werk A Theory of Justice (1971) revolutioniert. Seine zentralen Ansichten bringt er außerdem in seinem Aufsatz Gerechtigkeit als Fair- ness (1977) zum Ausdruck. Ziel dieser Hausarbeit ist es, auf Basis dieses Textes Rawls Kritik am Utilitarismus darzustellen. Dafür werden zunächst zentrale Kenn- zeichen dieser philosophischen Position dargestellt. Anschließend werden in Ab- grenzung dazu die zentralen Aspekte von Rawls Vorstellung der Gerechtigkeit er- läutert. Schließlich lässt sich beantworten, welche Kritikpunkte Rawls am Utilitaris- mus vorzubringen hat. Im Fazit werden wichtige Aspekte noch einmal zusammen- gefasst sowie ein Ausblick auf weitere Forschung gegeben.

2. Rawls Kritik am Utilitarismus

2.1 Grundprinzipien des Utilitarismus

Um Rawls Kritik am Utilitarismus besser nachvollziehen zu können, müssen zunächst zentrale Kennzeichen dieser philosophischen Position dargestellt werden.

Seit Jeremy Bentham und John Stuart Miller ist der Utilitarismus im

angloamerikanischen Raum zu einer entscheidenden moralphilosophischen Form der Ethik geworden. Beim Utilitarismus handelt es sich allerdings um keine in sich einheitliche Theorie, sondern man unterscheidet zahlreiche Positionen (Vgl. Höffe 1975: S. 8). Rawls bezieht sich bei seiner Kritik auf den klassischen Utilitarismus, wie er von Bentham und Sidgwick vertreten worden ist (Vgl. Rawls 1977: S. 67).

In dessen Zentrum steht das Prinzip der N ü tzlichkeit (Bentham 1975: S. 35). Hierbei handelt es sich um ein Prinzip, das schlechthin jede Handlung in dem Ma ß billigt oder mi ß billigt, wie ihr die Tendenz innezuwohnen scheint, das Gl ü ck der Gruppe, deren Interesse in Frage steht, zu vermehren oder zu vermindern ( … )

(ebd.: S. 35/36)

Es bleibt also festzuhalten, dass im Utilitarismus nicht die Handlung per se beurteilt wird, sondern die Folgen, die sich daraus ergeben (Vgl. Höffe 1975: S. 11). Es handelt sich somit um eine teleologische Form der Ethik im Gegensatz zu deontologischen Positionen, bei welchen eine Handlung an sich beurteilt wird. An dieser Stelle lässt sich kritisch anmerken, dass man erstens die Folgen einer Handlung nicht genau vorhersehen kann und zweitens heiligt der Zweck die Mittel, es können also auch schlechte Handlungen gerechtfertigt werden, wenn die Folgen daraus gut sind.

Diese Folgen bewertet man schließlich nach ihrem Nutzen, das Glück aller Beteiligten zu erreichen. Das geschieht, indem man Lust maximiert und Leid minimiert (Vgl. ebd.: S. 9). Rawls spricht an dieser Stelle von einer sozialen N ü tzlichkeitsfunktion, die aus einer Summe einzelner N ü tzlichkeitsfunktionen mit gleichem Gewicht besteht (Rawls 1977: S.68). Handlungen im Utilitarismus werden somit nach einer Lust-Leid-Bilanz bewertet. Inwiefern eine derartige Quantifizierung sinnvoll ist, lässt sich bestreiten.

Der nächste Punkt geht davon aus, dass das Wohlergehen aller an einer Handlung Beteiligten miteinbezogen werden muss und nicht nur das eigene Wohlergehen eine Rolle spielt. Jede Person zählt dabei gleich viel. Es handelt sich somit um eine Form der Ethik, bei welcher das allgemeine Wohlergehen im Zentrum steht (Vgl. Höffe 1975: S.9/10).

Man kann die Prinzipien des Utilitarismus folgendermaßen zusammenfassen: Die jenige Handlung bzw. Handlungsregel ist moralisch richtig, deren Folgen f ü r das Wohlergehen aller Betroffenen optimal sind (ebd.: S. 10).

Utilitaristen sprechen sich also für diejenigen Handlungen aus, die in ihrer Folge den größten kollektiven Gesamtnutzen haben. Es können also auch einzelne Personen einen Nachteil haben, wenn der Vorteil anderer Personen größer ist, da es die Möglichkeit eines Ausgleiches gibt. Es muss lediglich gewährleistet sein, dass jede Person das gleiche Gewicht hat.

Um nachvollziehen zu können, warum Rawls den Utilitarismus kritisiert, muss man zunächst seine Position bei der Beurteilung von Handlungen verstehen. Daher wer- den im nächsten Kapitel zentrale Momente seiner Theorie zur Gerechtigkeit darge- stellt.

2.2 Rawls Prinzipien der Gerechtigkeit

Für Rawls sind zwei Grundprinzipien der Gerechtigkeit relevant, welche er anhand von folgendem Gedankenexperiment herleitet:

Der Ausgangspunkt ist ein Urzustand, welcher gekennzeichnet ist durch die Abwesenheit gesetzlicher Ordnung und staatlicher Macht. Daraus folgt Misstrauen, Unsicherheit und Gewalt (Vgl. Rawls 1971: S. 11). In der klassischen Philosophie besteht die Möglichkeit zur Überwindung dieses Zustandes nun im Staat (Vgl. Kerstin 1993: S. 32). An dieser Stelle ist auf Hobbes Leviathan zu verweisen.

Rawls dagegen sieht die Lösung, um in diesem Zustand eine faire Übereinkunft zu ermöglichen, im Schleier des Nichtwissens, welcher metaphorisch ein Informationsdefizit bezeichnet: Die Menschen im Urzustand wissen nicht über ihren Status in der Gesellschaft und ihre natürlichen Anlagen und Fähigkeiten Bescheid. Hier geschieht nun eine rationale Einigung unter fairen Bedingungen: Da keine Person Informationen über sich selbst hat, kann man also keine Prinzipien wählen, die nur zum eigenen Vorteil sind (Vgl. Rawls 1971: S. 11). Kersting erläutert das Prinzip am Beispiel von Haarfarben: Wenn eine Person rote Haare hat, könnte sie fordern, dass rothaarige Menschen über mehr Rechte verfügen als Menschen mit einer anderen Haarfarbe. Aufgrund des Schleiers des Nichtwissens verfügen Personen aber nicht über diese Information und werden daher ihre Rechte nicht von der Haarfarbe abhängig machen. Daher werden unparteiische Prinzipien formuliert (Vgl. Kersting 1993: S. 38).

Rawls geht davon aus, dass Personen sich in einem Zustand des Nichtwissens unter fairen Bedingungen auf Gerechtigkeitsprinzipien einigen, welche alle Beteiligten anerkennen können. Hier wirft sich die Frage auf, ob Rawls möglicherweise ein etwas zu optimistisches Menschenbild vertritt. Ein derartiger Zustand könnte auch zu keiner Einigung führen, wenn es stattdessen erst Recht Unordnung und Eskalation gibt.

Rawls geht aber davon aus, dass sich Menschen im Urzustand für folgende Gerechtigkeitsprinzipien entscheiden würden:

Das Prinzip der Freiheit steht an oberster Stelle und besagt eine gleiche Verteilung der Freiheit und eine Maximierung der individuellen Freiheit, vorausgesetzt die Freiheit anderer ist damit vereinbar (Vgl. Rawls 1977: S. 37).

[...]

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Rawls Kritik am Utilitarismus
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München
Note
1,0
Jahr
2016
Seiten
13
Katalognummer
V456099
ISBN (eBook)
9783668864528
ISBN (Buch)
9783668864535
Sprache
Deutsch
Schlagworte
rawls, kritik, utilitarismus
Arbeit zitieren
Anonym, 2016, Rawls Kritik am Utilitarismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/456099

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