Die Society of United Irishmen - Von der Reform zur Rebellion


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

20 Seiten, Note: 1,25


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

A EINLEITUNG

B DIE SOCIETY OF UNITED IRISHMEN - VON DER REFORM ZUR REBELLION
1) Die Verhältnisse in Irland Ende des 18. Jahrhunderts
2) 1791: Gründung der Society – Ziele und Selbstauffassung
3) 1793-95: Wandlung der United Irishmen
4) Die Verhandlungen mit Frankreich und das Desaster von Bantry Bay 1796
5) Die Rebellion von 1798 und die französische Invasion
6) 1799-1803: Arbeit aus dem Exil und das Ende der Society

C SCHLUSSFOLGERUNGEN

D LITERATUR

A EINLEITUNG

Die irische Rebellion von 1798 erschütterte das britische Königreich bis ins Mark. Die Allmacht des Herrschers wurde in Frage gestellt, die Konfessionen kämpften blutig gegeneinander und zu allem Überfluss stand auch noch der Erbfeind Frankreich den Aufständischen tatkräftig zur Seite. Motor der revolutionären Bewegung auf der Insel war die wenige Jahre zuvor gegründete Society of United Irishmen. Diese Gruppe von Intellektuellen, Freiberuflern und Mittelständischen hatte hehre politische Ziele: Die Umstrukturierung der althergebrachten, an Besitz gebundenen und in keiner Weise repräsentativen Wahlpraxis, eine Parlamentsreform, die Katholikenemanzipation sowie die Verringerung von Steuern und Abgaben. Die United Irishmen bombardierten die Regierung Ende des 18. Jahrhunderts mit Petitionen, veröffentlichten unzählige Zeitungsartikel, Pamphlete und Flugblätter und sorgten so für eine umfassend informierte und zunehmend politisch interessierte Bevölkerung.

Derlei Gesellschaften und Geheimclubs gab es zwar zu jener Zeit in großer Zahl in ganz Europa. Doch nur die wenigsten von ihnen gingen so weit, einen bewaffneten Aufstand gegen ihre eigene Regierung anzuzetteln. Was also trieb die United Irish Society dazu, die Waffen zu erheben und ihr Land in die Rebellion zu führen? Wann wurden aus den debattierenden und belesenen Männern echte Radikale, die nachts im Geheimen Eroberungspläne schmiedeten und Gefechtsaufstellungen austüftelten?

Über die zahlreichen möglichen Gründe für die irische Rebellion wird heute viel diskutiert. Die einen Historiker sagen, dass die Unzufriedenheit der Bevölkerung an der ungerechten Landverteilung und den schlechten agrarischen Bedingungen gelegen habe.[1] Für andere spielten vor allem die Landkonfiszierungen, die Unterdrückung und der dadurch geschürte Protestantenhass eine wichtige Rolle.[2] Für viele der modernen Forscher steht jedoch außer Frage, wem die Hauptrolle in der Katastrophe von 1798 zugesprochen werden muss: Sie sind der Meinung, dass die United Irishmen durch ihre Propagandamaschinerie und die Politisierung der Bevölkerung den Grundstein für den Aufstand gelegt haben.[3]

Die Irishmen werden deshalb heute gerne als Gründer des irischen republikanischen Nationalismus bezeichnet, der im 19. und 20. Jahrhundert die Unabhängigkeit von England mit Militärgewalt erreichen wollte. Doch waren die Mitglieder der United Irish Society allesamt Separatisten, die von Anfang an eine Umsturz und eine Loslösung von England planten? Oder waren sie vielmehr durch die sich ändernden Umstände dazu gezwungen, in solchen Bahnen zu denken? Diese Frage soll in dieser Arbeit in einem eigenen Kapitel behandelt werden. Und auch die Ziele und der geistige Ansatz der Gesellschaft sollen näher erörtert werden, um ein ungefähres Bild der damaligen Verhältnisse zeichnen zu können.

Eine weitere Frage liegt auf der Hand: Die Rebellion von 1798 scheiterte und die folgenden Unterdrückungsmaßnahmen führten Irland nur noch tiefer ins Chaos und nach der Zwangsunion von 1800 schließlich in die vollständige Abhängigkeit vom Mutterland England. Was waren die Gründe für die Niederlage? In diesem Zusammenhang soll ausführlich auf den Einfluss Frankreichs auf den militärischen Aktionsrahmen der Rebellen eingegangen werden. Die benachbarte Großmacht hatte den Iren nach der Revolution vollmundig Hilfe zu ihrer politischen Befreiung versprochen, doch in den folgenden Jahren mussten die United Irishmen immer öfter darauf warten, dass Frankreich tätig wurde und waren aus diesem Grund gezwungen, Kompromisse einzugehen. Dies schwächte die strategischen Kräfte der Society und machte sie vor der Bevölkerung zunehmend unglaubwürdig, was wohl einer der Gründe für das Scheitern der Rebellion gewesen sein mag.

Im frühen 19. Jahrhundert wurde die Rebellion von 1798 als Vorwand benutzt, um die Katholiken weiterhin von politischen Rechten auszuschließen. Sie wurden als Hauptakteure und Schuldige an dem Aufstand bezeichnet. Erst in den 1840ern entstanden Gruppierungen, welche die revolutionären und republikanischen Ziele der United Irishmen wieder hervorhoben und deren organisatorische Rolle in der Rebellion anerkannten. Die katholische Kirche schwieg den Einfluss der United Irishmen jedoch tot, denn sie wollte die Schuld an der Rebellion auf sich nehmen, um damit argumentieren zu können, dass die völlige Gleichstellung der Katholiken die einzige Möglichkeit sei, einen erneuten Aufstand zu verhindern. Auch andere politische Gruppierungen deuteten die Ziele und Hintergründe der Rebellion um, wie sie es gerade brauchten. So wurde die Rebellion bis in die heutige Zeit immer wieder als konfessioneller Streit bezeichnet. Dass die United Irishmen allerdings die Einheit der Konfessionen als Grundlage für eine Rebellion angesehen hatten, wurde dabei völlig ignoriert.

Heute wird die Rebellion in Irland offiziell als politischer Aufstand erinnert. Doch auch diese Deutungsweise ist künstlich erzeugt, um die konfessionelle Kluft in Irland zu verringern. Vielleicht muss man sich klar machen, dass es keine einzelne Deutungsweise für die Geschehnisse von 1798 geben kann, sondern dass die Menschen zahlreiche Gründe für einen Aufstand hatten. Jim Smyth fasste dies folgendermaßen zusammen: „The exclusion of Catholics from the political nation, the folk memory of dispossession, the exaction of tithes by an alien Church and of rents by Protestant landlords fuelled popular discontent.“[4]

B Die society of united irishmen - von der reform zur rebellion

1) Die Verhältnisse in Irland Ende des 18. Jahrhunderts

Um die Entwicklung von reformerischen und radikalen Gruppen und den Ausbruch der irischen Rebellion erklären und richtig deuten zu können, bedarf es einiger vorausgehender Erläuterungen zur politischen und wirtschaftlichen Lage Irlands im 18. Jahrhundert.

Unter der Herrschaft Wilhelms von Oranien wurde bereits im 17. Jahrhundert eine protestantische Adelselite – die sogenannte Ascendancy – aus England und Schottland in Irland installiert. Umfassende Landkonfiszierungen, Enteignungen sowie politische und wirtschaftliche Unterdrückung sorgten dafür, dass die irisch-katholische Mehrheit innerhalb kurzer Zeit nahezu vollständig entmachtet wurde. Die Mittelschicht bildeten im Irland des 18. Jahrhunderts vor allem schottische Presbyterianer, die zwar auch politisch unterdrückt wurden, jedoch mehr wirtschaftliche Freiheiten genossen als die katholischen Tagelöhner, Bauern, Handwerker und Arbeiter.[5]

Das irische Parlament stand in einem engen Abhängigkeitsverhältnis zu London. Der von England eingesetzte Statthalter in Irland, der Lord Lieutenant, stand der irischen Regierung vor und konnte durch sein Veto die Entscheidungen des Parlaments blockieren. Diese Praxis wurde im 18. Jahrhundert mehr und mehr kritisiert, im irischen Parlament entwickelte sich eine immer stärker werdende Opposition, die Parlamentsreformen und größere Unabhängigkeit von England forderte.[6] Vor allem seit Beginn des Unabhängigkeitskrieges mit Amerika 1775 wurde diese Debatte für London zu einer schweren Belastung. Man wollte die benachbarte Insel so schnell wie möglich wieder unter Kontrolle bekommen, um die Ressourcen für den transatlantischen Konflikt frei zu haben. Die Folge dieser Annäherung war die so genannte „Verfassung von 1782“, mit der Irland weitgehende legislative Unabhängigkeit zugestanden wurde.[7] Diese Verfassung hatte jedoch nicht den nachhaltigen Effekt, den sich die Iren erhofft hatten: England dachte gar nicht daran, soviel von seiner Macht abzugeben. London verstand es, sich die gewünschten Ergebnisse im irischen Parlament durch Korruption und Patronage zu sichern.[8]

In Irland gärte es darüber hinaus noch an anderer Stelle: die Frage der Katholikenemanzipation rückte immer mehr in den Vordergrund. Kleinere Aufstände und die Angst vor einem möglichen Zusammenschluss der Presbyterianer mit den Katholiken nötigten die Regierung in London schließlich, auch in dieser Hinsicht etwas zu unternehmen. 1782 wurde den katholischen Iren durch den ersten „Catholic Relief Act“ in beschränktem Maße erlaubt, Land zu besitzen.[9]

Wenn die englische Regierung gehofft hatte, die katholische Mehrheit durch diese kleinen Zugeständnisse ruhig stellen zu können, sollte sich dieser Wunsch nicht erfüllen. Ein Großteil der Iren fühlte sich vielmehr durch die Verfassung von 1782 und durch den ersten „Relief Act“ in ihrem Drang nach politischer und wirtschaftlicher Gleichstellung bestärkt und forderte nun weitere Maßnahmen. Erst 1793 wurde den Katholiken schließlich erlaubt zu wählen, doch die höchsten politischen Ämter und Sitze im Parlament blieben ihnen weiterhin verwehrt. Auch dieses zweite Zugeständnis brachte der englischen Regierung nicht den erhofften Effekt.[10] Und auch die Stimmen der Reformer im irischen Parlament waren nach 1782 keinesfalls vollständig verstummt.[11] Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Irland Ende des 18. Jahrhunderts alles andere als ein leicht zu befriedender Teil des britischen Imperiums war.

2) 1791: Gründung der Society – Ziele und Selbstauffassung

Träger und Verbreiter des reformerischen Gedankenguts in den 1770ern und 80ern waren vor allem die Volunteer Companies. Sie waren 1778 aus dem Grundsatz heraus entstanden, das Eigentum der Bürger nötigenfalls mit Waffengewalt zu verteidigen, als der Großteil der englischen Armee in Amerika kämpfte und das Land nahezu schutzlos war. Die Volunteers waren von der Kontrolle der Regierung unabhängig und nutzten diese Freiheit, um für Reformen zu kämpfen. Sie forderten unter anderem freien Handel und gesetzliche Unabhängigkeit für Irland und wollten außerdem die Einmischung von englischen Ministern in irische Angelegenheiten reduzieren.[12] Die regelmäßig stattfindenden Versammlungen der Volunteers und ihre prächtigen Paraden, bei denen sie in voller Uniform und ausstaffiert mit irisch-nationalen Symbolen durch die Städte marschierten und ihre Forderungen öffentlich machten, wurden für die Regierungen in Dublin und London zu einem immer größeren Gefahrenpotenzial.[13] In den Reihen der Volunteers fanden sich zahlreiche Reformer und Radikale, die später führende Mitglieder der Society of United Irishmen werden sollten, darunter William Drennan und James Napper Tandy.[14]

[...]


[1] U.a. Thomas Pakenham.

[2] Z.B. William Lecky, Kevin Whelan in früheren Texten.

[3] U.a. Kevin Whelan in neueren Texten, Harry T. Dickinson.

[4] Smyth, Jim: Popular Politicization, Defenderism and the Catholic Question, in: Gough, Hugh und Dickson, David (Hg.): Ireland and the French Revolution, Dublin 1990, S. 116.

[5] Rüdebusch, Eckhardt: Irland im Zeitalter der Revolution. Politik und Publizistik der United Irishmen 1791-98, (= Thomas Metscher, Dieter Herms (Hg.): Bremer Beiträge zur Literatur- und Ideologiegeschichte, Band 7), Frankfurt/Main u.a. 1989, S. 24-26.

[6] Ders.: S. 27-32.

[7] Elliott, Marianne: Ireland and the French Revolution, in: Dickinson, Harry T. (Hg.): Britain and the French Revolution, 1789-1815, New York 1989, S. 83f..

[8] Curtin, Nancy J.: The United Irishmen. Popular Politics in Ulster and Dublin, 1791-1798, New York 1994, S. 38.

[9] Elliott, Marianne: Partners in Revolution. The United Irishmen and France, New Haven, London 1982, S. 17.

[10] Curtin : Irishmen, S. 48-51.

[11] Elliott: Ireland, S. 86.

[12] Elliott: Partners, S. 11f..

[13] Elliott: Ireland, S. 84.

[14] Rüdebusch: Irland, S. 39f..

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Die Society of United Irishmen - Von der Reform zur Rebellion
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (Historisches Seminar)
Note
1,25
Autor
Jahr
2005
Seiten
20
Katalognummer
V45561
ISBN (eBook)
9783638429443
Dateigröße
542 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Mit aktueller Literatur von 2005!
Schlagworte
Society, United, Irishmen, Reform, Rebellion
Arbeit zitieren
M.A. Ellen Stickel (Autor:in), 2005, Die Society of United Irishmen - Von der Reform zur Rebellion, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45561

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