Die Bindungstheorie nach John Bowlby. Mutter-Kind-Beziehung im Säuglingsalter


Hausarbeit, 2016

15 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I Abstract

II Einleitung

1. Definition: Bindung

2. Die Bindungstheorie
2.1 Die Modelle der Bindungstypen
2.2 Das innere Arbeitsmodell

3. Mutter-Kind-Beziehung im Säuglingsalter

4. Einflussfaktoren auf mütterliches Verhalten

5. Diskussion

6. Fazit

Literaturverzeichnis

I Abstract

Im vorliegenden Text wird das Modell der Bindungstheorie mit Fokus auf der Mutter-Kind- Beziehung im Säuglingsalter vorgestellt.

Der Begründer der Bindungstheorie, John Bowlby (2008), beschreibt „Bindung“ als angeborenes und enorm wichtiges Verhalten eines Menschen, welches klar abgegrenzt werden müsse von sexuellem Verlangen oder etwa dem Nahrungsbedürfnis. Gemeint ist folglich eine Beziehung nur auf der Gefühlsebene. Erst im späteren Verlauf des Lebens wird die meist langjährige Bindung zu einer Hauptperson oft durch partnerschaftliche Beziehungen ergänzt. Das Bindungsverhalten unterscheidet sich dahingehend von der Bindung, dass die Nähe suchende Person aktiv wird, um zur Bindungsfigur Kontakt aufzunehmen. Eine psychisch gesunde Person besitzt immer die Fähigkeit, sich an einen anderen Menschen zu binden. Die Bindungstheorie besagt außerdem, dass ein Kind während seiner Entwicklung immer mehr auf Entdeckungstouren geht, da es ein Interesse an seiner Umwelt entwickelt. Hierzu müssen die Eltern als sichere Basis dienen, zu der das Kind zu jeder Zeit zurückkehren kann und umsorgt wird (Bowlby, 2008).

Die Modelle der Bindungstypen sind unterteilt in die Kategorien „sicher“, „unsicher- ambivalent“ und „unsicher-vermeidend“. Der unsicher-ambivalente sowie unsichervermeidende Bindungstyp werden durch Störungen charakterisiert, die bei den Kindern oftmals durch aggressives oder ängstliches Verhalten gekennzeichnet sind (ebd.)

II Einleitung

Das Thema Bindung begegnet uns im täglich Leben sehr oft. Sei es unbewusst, wenn wir eine Mutter mit ihrem Kind im Bus beobachten, oder bewusst - wie in der gesellschaftspolitischen Debatte über Kitas. Bindung ist etwas, das uns alle betrifft, und jeden von uns in seinen zwischenmenschlichen Beziehungen beeinflusst.

Die uns bekannteste, und wohl vertrauteste Bindung, ist die, die der Mensch meist von Geburt an erlebt: Die Bindung zu seiner Mutter. Wir verbinden mit dieser Beziehung meist Mutterliebe, und auch eine unermessliche Stärke und Intensität. Somit liegt die Frage nahe, von wem hier was ausgeht. Sind Mutter und Kind gleichermaßen an einem Beziehungsideal interessiert? Wie kann man sich diese Bindung überhaupt vorstellen? Und von welchen Faktoren hängt diese Bindung ab? Nicht nur im persönlichen Umfeld beschäftigt man sich mit dem Thema Bindung. Wie bereits erwähnt, ist die aktuelle Diskussion wohl die über Kitas. Manch einer fragt sich, ob es in gewisser Weise „schädlich“ für das Kind ist, sollte man es in seinen ersten Lebensmonaten bereits zur Betreuung in eine Krippe geben. Ein Aspekt rückt hierbei immer wieder in den Fokus: Fehlt dem Kind die Bezugsperson der Mutter nachhaltig, wenn diese für einige Stunden am Tag durch ErzieherInnen ersetzt wird? Freilich spielen in der Debatte unterschiedliche Faktoren eine Rolle, wie beispielsweise die Karriere der Mutter und die Verfügbarkeit von Krippen- oder Kitaplätzen. Aus diesem Grund lohnt es sich, der Diskussion einmal mit wissenschaftlich fundierten Theorien gegenüberzutreten und die Bindungstheorie auf der Mutter-Kind-Ebene zu betrachten.

John Bowlby (1907-1990), der britische Psychiater und Psychoanalytiker, hat mehrere Werke über die Thematik verfasst. Von ihm stammt auch die klassische Bindungstheorie, auf die noch heute in vielerlei Hinsicht zurückgegriffen wird (Bowlby, 2006). Daher bedient sich der Text hauptsächlich an seinen Werken und versucht so, einen so umfassend wie möglichen Eindruck in das Thema zu geben.

1. Definition: Bindung

Im Alltag verstehen Menschen unter „Bindung“ meist einen sehr engen, guten sowie stabilen Kontakt zwischen zwei Personen. Der Duden setzt „Bindung“ mit einer „bindenden Beziehung“ gleich, oder auch mit einem „Gebundensein“, einer „Verpflichtung“, oder einer „inneren Verbundenheit“ (Bibliographisches Institut GmbH, 2016).

Falsch sind diese Definitionen nicht, jedoch ist die Wissenschaft der Psychologie in dieser Hinsicht deutlich präziser.

Der in der Thematik der Bindung oft zitierte John Bowlby (2008) definiert Bindung als von Natur aus vorhandenes, überlebenswichtiges Verhaltensmuster. Dieses habe nichts mit Sexualität oder der Notwendigkeit der Nahrungsaufnahme zu tun, sondern beschreibe lediglich eine emotionale Beziehung. Ganz bewusst wird auf den Begriff der „Abhängigkeit“ verzichtet, da das Wort in der heutigen Gesellschaft oftmals negativ konnotiert sei. Zusätzlich sei es vonnöten, die Begriffe „Bindung“ und „Bindungsverhalten“ voneinander zu trennen. Bei einer Bindung zeige der Suchende einen heftigen Drang nach Nähe, dieses Bedürfnis bleibe meist für immer konstant. Unter Bindungsverhalten versteht man, wie das Wort schon vermuten lässt, die Handlungen, die unternommen werden, um den Kontakt zu einer bestimmten Person, mit der eine Bindung eingegangen werden soll, oder eine Bindung auch schon besteht, herzustellen oder zu festigen (Bowlby, 2008).

Die beiden Professoren für Kinderheilkunde im US-Bundesstaat Ohio, Marshall H. Klaus und John H. Kennell, definieren Bindung als einen einzigartigen, langjährigen Kontakt zwischen zwei Personen. Um zu bestimmen, ob es sich um eine derartige Bindung handelt, lassen sich verschiedene Verhaltensweisen wie langer Blickkontakt oder Umarmungen heranziehen. Diese Indikatoren dienen sowohl der Aufrechterhaltung einer solchen Beziehung, als auch der Demonstration der eigenen Zuneigung. Wenn die Bindung besonders nah und innig ist, kann sie selbst über Jahre der Trennung bestehen bleiben (Klaus & Kennell, 1983).

Da der Begriff „Bindung“ durch unterschiedliche Quellen erläutert wurde, kann man sich nun im weiteren Verlauf der Theorie an sich zuwenden.

2. Die Bindungstheorie

Um das Verhältnis zwischen Mutter und Kind verstehen zu können, muss man sich der wissenschaftlichen Theorie zuwenden. Die Bindungstheorie nach Bowlby geht davon aus, dass schon Säuglinge ein natürliches, angeborenes Bedürfnis nach einer festen Bindung zu einer Hauptperson haben, die meist die leibliche Mutter ist. Dieser Wunsch nach Nähe ist menschlich und stellt ein normales Verlangen dar, das ein Leben lang bestehen bleibt. Bei Babys und Kleinkindern sind es vor allem der physische Schutz, Sicherheit und das Trösten, das die Kinder unter anderem dazu veranlasst, derartige Bindungen zu den Eltern oder entsprechenden Ersatzfiguren einzugehen. Im späteren Leben kommen meist partnerschaftliche Beziehungen hinzu (Bowlby, 2008).

Wie auch schon bei der Definition von Bindung erwähnt, wird der Trieb zur Sexualität sowie zur Nahrungsaufnahme von dem Bindungsbedürfnis getrennt betrachtet. Dieses starke Bedürfnis nach Nähe sollte keinesfalls als etwas Kindliches oder Schwaches angesehen werden. Die Bindungstheorie an sich geht nämlich von folgender Gegebenheit aus: „Vielmehr kennzeichnet die Bindungsfähigkeit (der „bedürftigen“ wie der „gebenden“ Person) psychisch stabile Persönlichkeiten.“ (Bowlby, 2008, S. 98).

Bei Kindern entwickelt sich im Normalfall ein natürliches Interesse an ihrer Umwelt, die sie erkunden wollen. Dies können sie aber nur, wenn die Eltern als sichere Basis dienen, zu der sie von ihren Entdeckungstouren immer zurückkehren können. Die Eltern gelten sozusagen als sicherer Hafen, der das Kind zu jeder Zeit aufnimmt, und es unterstützt - sei es, das Kind mit Nahrung zu versorgen, oder sei es bei Kummer zu trösten. All das gehört dazu, damit sich die Entdeckungstouren des Kindes im Alter stetig verlängern und auch öfter stattfinden können. Es ist also ungemein wichtig, dass Eltern dieses angeborene Bindungsbedürfnis ihres Kindes bewusst wahrnehmen und darauf ausreichend eingehen. Das Verhalten einer Person zeichnet sich dadurch aus, ständig nach einer guten Balance zwischen Nähe und Distanz zu streben, mit der sich beide Personen wohlfühlen (Bowlby, 2008).

Das Bindungsverhalten an sich ist immer von starken Emotionen begleitet. Das Gefühl, sicher zu sein, stellt sich beim Kind ein, wenn die Bindungsperson in der Nähe ist.

[...]

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Die Bindungstheorie nach John Bowlby. Mutter-Kind-Beziehung im Säuglingsalter
Hochschule
Universität Bremen
Veranstaltung
Seminar "Lernen und Gedächtnis" in Allgemeine Psychologie
Note
1,0
Autor
Jahr
2016
Seiten
15
Katalognummer
V455445
ISBN (eBook)
9783668865181
ISBN (Buch)
9783668865198
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bindungstheorie, John Bowlby, Mutter-Kind-Beziehung, Beziehung, Säugling, Kindheit, Baby, Bindungsstörung, sichere Bindung, Bindungstypen, Arbeitsmodell
Arbeit zitieren
Carlotta Reichert (Autor:in), 2016, Die Bindungstheorie nach John Bowlby. Mutter-Kind-Beziehung im Säuglingsalter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/455445

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Die Bindungstheorie nach John Bowlby. Mutter-Kind-Beziehung im Säuglingsalter



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden