Das Wort des Glaubens. Eine Auslegung zu Röm 10


Diplomarbeit, 2001

181 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

0. Vorwort

1. Hinführung: Das Wort Gottes im AT

2. Der Römerbrief
2.1. Die Situation des Paulus
2.2. Das historische Problem
2.3. Die literarische Integrität
2.4. Traditionen und Quellen
2.5. Die Situation der römischen Christen
2.6. Der Römerbrief als Rechenschaftsbericht - Thema und Bedeutung
2.7. Der Römerbrief als »Testament« des Paulus
2.8. Gliederung
2.8.1. Gesamtbrief
2.8.2. Kapitel 9-11

3. Auslegung
3.1. Überblick zu Röm 10,1-13
3.2. Auslegung zu Röm 10,1-13
3.2.1. Röm 10,1 »Geliebte Brüder!«
3.2.2. Röm 10,2 »Eifer und Erkenntnis«
3.2.3. Röm 10,3 »Gottes Gerechtigkeit«
3.2.4. Röm 10,4 »Christus - das Ende des Gesetzes«
3.2.5. Röm 10,5 »Die Gerechtigkeit aus dem Gesetz«
3.2.6. Röm 10,6 »Christus herabführen«
3.2.7. Röm 10,7 »Christus heraufführen«
3.2.8. Röm 10,8 »Das nahe Wort des Glaubens«
3.2.9. Röm 10,9 »Bekennen und Glauben«
3.2.9.1. »Bekennen«
3.2.9.2. »Glauben«
3.2.10. Röm 10,10 »Gerechtigkeit und Heil«
3.2.11. Röm 10,11 »Wer glaubt, wird nicht zuschanden«
3.2.12. Röm 10,12 »Christus ist Herr über alle«
3.2.13. Röm 10,13 »Errettung durch den Namen des Herrn«
3.3. Exkurs: Die Bekenntnisformel »Herr Jesus«
3.3.1. »Name«
3.3.1.1. »Name« im AT
3.3.1.2. »Name« im NT
3.3.2. »Herr«
3.3.3. »Jesus«
3.3.4. »Christus«
3.4. Überblick zu Röm 10,14-21
3.5. Auslegung zu Röm 10,14-21
3.5.1. Röm 10,14-15a.b »Vom Senden zum Anrufen«
3.5.1.1. »Anrufen«
3.5.1.2. »Glauben«
3.5.1.3. »Hören«
3.5.1.4. »Verkündigen«
3.5.1.5. »Senden«
3.5.2. Röm 10,15c-f »Die Verkünder des Evangeliums«
3.5.2.1. »Evangelisieren«
3.5.3. Röm 10,16 »Dem Evangelium gehorchen«
3.5.4. Röm 10,17 »Glaube kommt vom Hören des Wortes Gottes«
3.5.5. Röm 10,18 »Bis an die Grenzen des Erdkreises«
3.5.6. Röm 10,19 »Eifersucht über ein Nichtvolk«
3.5.7. Röm 10,20-21 »Ausgestreckte Hände«
3.6. Exkurs: Glaube bei Paulus

4. Schlussbetrachtung
4.1. Wort Gottes bei Paulus
4.2. Resümee
4.3. Anhang
4.3.1. Vatikanum II: »Nostra aetate«, Nr. 4
4.3.2. »Mit reumütigem Herzen kehren wir zu Gott zurück«
4.3.3. »Die Kirche empfindet tiefste Trauer«

5. Abkürzungen - Zitationsweise

6. Literaturverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung: Ausschnitt der in Silber getriebenen Innenseite des Baldachins über dem Altar in der Karmelitenkirche St. Josef und St. Maria Magdalena, Würzburg, gestaltet durch den Bildhauer Paul Nagel (Wesseling).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Gen 1,1.3)

0. Vorwort

Im Römerbrief legt der Apostel Paulus ausführlich dar, wie er die Botschaft des Heils in Jesus Christus versteht und verkündigt. Hier gibt er wichtige Ausführungen zu zentralen Themen seiner Verkündigung und Theologie, wie z. B. zu Rechtfertigung und Glaube des Menschen, zum Leben aus dem Geist Gottes.

Bei der eingehend behandelten Frage nach der Rettung Israels nimmt die Rede vom »Wort des Glaubens« (Röm 10,8) einen entscheidenden Platz ein. In der Perspektive dieses Theologoumenons versucht die Diplomarbeit, den Römerbrief und insbesondere sein 10. Kapitel auszulegen.

Als Ausgangspunkt dient eine Analyse der Bedeutung des Wortes Gottes im Alten Testament1. Ausgehend vom Beginn des priesterschriftlichen Schöpfungsberichtes (Gen 1,1-3) wird die theologische Eigenart des schöpferischen Handelns Gottes durch sein Wort erläutert.

Im Hauptteil der Arbeit erfolgt nach der Vorstellung des Römerbriefes (die Situation des Apostels Paulus und der Gemeinde Roms, die literarische Integrität und die Traditionen, Quellen und Themen) die Einzelexegese des 10. Kapitels. Bei der detaillierten Versanalyse wird der historische und theologische Kontext berücksichtigt, wozu auch die beiden Exkurse »Herr Jesus« und »Glaube bei Paulus« gehören.

Die abschließende Zusammenfassung hebt noch einmal die hervorragende Bedeutung des Wortes Gottes in der paulinischen Theologie hervor. Die mit der Anerkennung dieses Wortes verknüpfte Hoffnung auf Errettung Israels hat für Paulus bleibende Gültigkeit.

1. Hinführung: Das Wort Gottes im AT

2 Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Das Offenbarungsgeschehen der jüdischen und christlichen Religion3 findet in der Geschichte statt, indem das Wort, das Gott in diese Welt hineinspricht, von menschlichen Empfängern rezipiert, fixiert und überliefert wird. Im Laufe der Jahrhunderte bekam es ein solches Gewicht und zeitlose Bedeutung, dass Juden und Christen es kanonisierten und ihm damit göttlichen Rang, d.h. überzeitliche und überindividuelle Bedeutung verliehen. Sprache und Schrift werden zu Transportgefäßen überzeitlicher Wahrheiten mit dem Anspruch unbedingter Geltung göttlichen Ranges. Deshalb heißen diese Religionsgemeinschaften, die Sprachzeugnisse in verschrifteter Form zur Basis allen Redens und Handelns erheben, auch »Buchreligionen« oder »Offenbarungsreligionen«.

Theologisch kann formuliert werden, dass die ewige, göttliche Wahrheit durch die Autoren der Heiligen Bücher die Form von menschlicher Sprache und Schrift angenommen hat. In der Folge ist das niedergeschriebene, ausformulierte Wort Gottes zu einer Chiffre von Gott selbst geworden. So ist das »Wort«4 einer der Namen für Gott geworden.

Im frühjüdischen Logos-Gedanken wird dem göttlichen Wort, das als Krieger vom Himmel herabsprang, die Befreiung Israels aus der Gefangenschaft in Ägypten zugesprochen.5

Eine moderne, sprachwissenschaftlich korrekte Übersetzung des priesterschriftlichen Schöpfungsberichtes6 bringt den Aufweis, dass das erste und grundlegende Schöpferhandeln Gottes durch sein initiierendes Wort geschah. Das Wort schafft Wirklichkeit. Das Schöpfungshandeln geschieht durch das Sprechen des Schöpfers.

In der weiteren Fortsetzung des Schöpfungsberichtes kommt dieses Schema »rm#aYÄw~«-»Befehl«-»Erfüllung« noch achtmal vor7 und wird damit zum bestimmenden Gliederungs- und Formprinzip, in dem sich Tat- und Wortschöpfung durchdringen.

Gott schafft die ganze Welt durch sein bloßes Wort.8 Eine Theologie der Wortschöpfung geht vom personalen Charakter des Schöpfungsgeschehens aus. Das Wort JHWHs, seine freie, persönliche und souveräne Äußerung, ist als geschichtswirkende und -verändernde Macht zu verstehen. „Die Schöpfung, die Welt und zumal der Mensch, sind Wirkung dieses Wortes Gottes, sie sind konstituiert durch den von Gott ihnen eingestifteten Wortcharakter; sie sind Gottes Wort und Antwort darauf.“9 In der Tradition findet sich eine vielfache Bestätigung dafür.10 Hugo von St. Victor nennt das Werk Gottes sein »äußeres Wort«.11 Martin Luther spricht von einer göttlichen Grammatik. Darin sind die Worte Gottes direkt die Dinge der Welt.12

Nach W. Eichrodt13 kennt man in Israel das Wort als Weltkraft des Schöpfergottes, als artikulierte Kundgabe des göttlichen Herrschaftswillens. Die Erfahrung der Wirkung des göttlichen Wortes in der Geschichte wurde als Ausdruck der Souveränität Gottes, die sich in vielen atl. Zeugnissen äußerte, verstanden. Das besondere Gottesverhältnis Israels gründet von Anfang an auf diesem Wort, das sein Gott gesprochen hat: Der Dekalog als Grundgesetz des Bundes vom Sinai hat den bezeichnenden Namen »<yr]b*D+hë tr\c#u&«-»Zehn Worte« und steht für die machtvolle Bekundung des Willens Gottes an das Volk Israel, durch die das Leben der Israeliten festgelegt und das Fundament aller weiteren Gesetzgebung grundgelegt wurde.

Im Buch Deuteronomium werden dann alle Arten von Gesetzen mit »<yr]b*D+hë« bezeichnet.14 Damit erhält das »rb*D`« eine neue Bedeutung als umfassende Bezeichnung des Volksgesetzes. Also gründet die ganze Lebensordnung des Volkes Israel auf dem Wort Gottes. Die innere Vollmacht, die diese Worte wirkkräftig macht, ergibt sich aus der erschütternden Majestät Gottes, aus dessen Mund sie hervorgehen (Dtn 8,3). Auch die Fluch- und Segensformeln (Dtn 28; Lev 26), die das Gesetz umrahmen, und die ihre Auswirkungen auf den Menschen von dessen Verhalten abhängig machen, lassen klar erkennen, dass die ihnen innewohnende Kraft im personalen Willen des Gesetzgebers begründet ist.

Die Propheten des alten Bundes bekommen mit dem ihnen übermittelten Wort eine gewaltige Macht zur Verfügung, die sich regelmäßig stärker als alle politische oder militärische Gewalt zeigt, und zwar sowohl in Einzelereignissen, in denen auf das Wort des Propheten eine Errettung oder ein Strafgericht folgt (z.B. die Elia-Geschichten), als auch in der gesamten Lenkung und Entwicklung der Geschichte des Volkes Israel und der Nachbarvölker. Der Prophet Jesaja sieht seinen Gott ein Wort gegen Israel schleudern wie eine Waffe. Es trifft das Land und bringt all das Verderben mit sich, das als Folge sich steigernder göttlicher Strafgerichte das ungehorsame Volk vernichten soll (Jes 15; 17; 18; 19; 20; ...). Gott legt dem Propheten Jeremia sein Wort in den Mund und setzt ihn über die Völker, um in Macht zu bauen und zu pflanzen, aber auch um einzureißen und abzubrechen (Jer1,9f 15 ). Gott lässt den Propheten Ezechiel das Wort als Schriftrolle essen, damit dieser die Macht des Wortes verinnerlichen und in sich wirksam werden lassen kann, um dann in göttlicher Vollmacht aus dem widerspenstigen Haus Israel Gottes Volk zu machen (Ez 2,4ff; 3,1ff). Jesaja sieht das Wort von Gott ausgehen wie einen schnellen Boten, der mit Autorität seinen Willen tut und danach wieder zu ihm zurückkehrt (Jes55,10f 16 ). So lenkt Gott die Geschichte durch sein Wort als weltwirksame Kraft.

Das deuteronomische Geschichtsverständnis bedient sich einer analogen Vorstellung von der Wirkweise des Wortes Gottes, nach der die gesamte Geschichte vom ausgegangenen JHWH-Wort abhängt. Damit dieses Wort ständig verkündet werden kann, wird durch Mose eine ununterbrochene Reihe von Propheten verheißen (Dtn18,15.18). Die gesamte Geschichte des Volkes Israel wird auf die gehorsame Ausführung oder die unwillige Missachtung der Weisungen Gottes zurückgeführt.17 Große Bedeutung bekommt das göttliche Segens- und Verheißungswort im Versprechen der Landeinnahme18 und in der Zusage der ewigen Dauer der davidischen Herrschaft19. Es wird eine von Menschen unabhängige, den gesamten Geschichtsverlauf dominierende Macht und steht als lebendiger Ausdruck für die souveräne göttliche Herrschaft über alle Welt- und Geschichtsvorgänge. Hierin erweist sich das Wort Gottes als eigentlich steuernde Macht der Geschichte.

Da in den einzelnen Prophetenworten der im Endziel immer gleichbleibende Wille Gottes zum Heil ausgedrückt wird, können sie mit dem Wort des Gesetzes in Einheit gesehen werden. Mose selbst steht mit seinem prophetischen Leben als Verkünder des Gesetzes für diese Einheit ein.20 „Das Wort wird damit Ausdruck des über der Geschichte stehenden göttlichen Heilswillens und Weltplanes, der bald in statischer Unveränderlichkeit als Gesetz, bald in dynamischer Bewegtheit als Prophetenwort die Geschichte zu dem organischen Geschehen macht, das Gottes Weltzwecke herausgestaltet. In diesem Sinn prägt die Mahnung am Schluss des Deuteronomium21 die unmittelbare Gegenwärtigkeit und lebenschaffende Kraft des Gotteswortes ein, in welchem der sich offenbarende Gott selber seinem Volk nahe ist und mit ihm handelt.“22

Das Wort23 ist im biblischen Sprachgebrauch grundlegend von der Bedeutung des hebräischen »rb*D`« geprägt, mit dem ursprünglich die Vorstellung von einem Rückhalt, dem Hintergrund einer Sache verbunden war. Das Hauptaugenmerk von »rb*D`« liegt nicht so sehr in der Tatsache des Ausgesagtwerdens als vielmehr auf dem Inhalt der Aussage.

Das »rb*D`« enthält, in noetischer Hinsicht, einen »nou'"«, einen Gedanken, durch den jedes Ding erkannt werden kann. Wer den Sinn eines Dinges begriffen hat, der hat es selbst begriffen. Es wird dem Betrachter klar und durchsichtig, so dass sein Wesen darin erkannt werden kann. Die noetische Funktion eines Wortes ist dann erfüllt, wenn die Aussage des Wortes mit der beschriebenen Wirklichkeit übereinstimmt. Deshalb ist »rb*D`« im AT oft mit »tm#a$« verbunden, das dann Wahrheit meint, wenn es auf sachliche Übereinstimmung ankommt, oder Wahrhaftigkeit und Treue, wenn es um die Zuverlässigkeit des Sprechers geht.

Daneben steht das dynamische Element - die Kraftwirkung. Es bewirkt, dass das Wort nicht nur als Aussage Wirklichkeiten formuliert, sondern auch in Form eines Befehles Macht in Aktion setzt, die verändernd in die Geschichte eingreift. Das Wort ist also eine mit Kraft versehene Realität, die als prägende und wirksame Energie gestaltend und schaffend Wirklichkeit setzt.24 Der Machtfaktor des Wortes Gottes wird deutlich sichtbar an der dauerhaft bleibenden Wirksamkeit von einmal ausgesprochenen Segens- und Fluchworten.25 Ein solcher Fluch kann nur durch das Entfallen der Ursache (Ri 17,2) oder durch das überlegene Segenswort von » hwhy « dem Allmächtigen26 in seiner Wirksamkeit gebrochen werden.

W.H. Schmidt27 sieht im AT gewisse Ansätze zur Hypostasierung des Wortes, die jedoch nicht so weit führen, in ihm ein selbständiges und personifiziertes Machtwesen zu sehen, das Gott gegenüberstünde. Das »rb*D`« ist keine naturhafte, greifbare Substanz, kann aber als von Gott ausgehendes, selbständig wirkendes, ruhig und sicher seine Bahn ziehendes »göttliches Wort«, als ein Stück von Gott, als Träger göttlicher Kraft, deutlich von ihr geschieden und doch wieder zu ihr gehörig beschrieben werden. Solche Ansätze zur Hypostasierung finden sich in den Psalmen28 und bei den Propheten29 sowie bei der Redewendung: „ Es geschah das Wort des Herrn ...30. Das Wort erhält etwas vom Charakter des Propheten und kann zum Subjekt des Satzes werden, von dem eine eigene Handlung ausgeht; es erlangt aber nicht den Status einer substanzhaft gedachten Wesenheit oder einer personalen, eigenständigen Mittlergestalt, die gleichberechtigt zu Gott wäre. So tritt das Wort als eine mehr unpersönliche, aber doch auch reale Macht auf. Es hat die Funktion eines »Bevollmächtigten JHWHs« und wird von ihm ausgesandt, einen Auftrag auszuführen. Das Wort Gottes ist mehrheitlich das gute, tröstende und heilende Wort, das ausgesprochen wird, um JHWHs Neuschöpfung anzukündigen und zu verwirklichen.31

2. Der Römerbrief

Bevor im Hauptteil dieser Arbeit die Auslegung des 10. Kapitels des Römerbriefes erfolgt, muss das Schreiben des Apostels Paulus in den geschichtlichen Kontext eingeordnet werden. Die frohe Botschaft von der Aufrichtung des Reiches Gottes hat durch das Leben und Sterben Jesu Christi und die sich anschließende Verkündigung seiner Apostel unverwechselbare, eindeutige Gestalt bekommen. So hat in der Person Jesu Christi der »Logos«, das Wort Gottes, bei seiner Fleischwerdung eine konkrete historische Form angenommen, die in Zeit und Raum nachprüfbare Geschichte geworden ist. Deshalb ist es heute für eine wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Neuen Testament unerlässlich, die historischen Wege und Taten Jesu und die seiner Apostel zum Gegenstand der Untersuchungen zu machen.32 So wird in der modernen Paulusauslegung die Doppelfrage nach der historischen und der sachlich-theologischen Bedeutung der Briefe als wesentlich angesehen.

2.1. Die Situation des Paulus

33 Wahrscheinlich hat Paulus den Römerbrief im Winter des Jahres 55/56 n. Chr. im Haus des Gaius in Korinth34 dem Tertius diktiert. Zu dieser Zeit befand er sich an einem Wendepunkt seiner missionarischen Tätigkeit. Die Evangelisierung im Osten der Mittelmeerstaaten hatte er abgeschlossen, seine Kollekte (s. u.) war eingesammelt. Seine Gemeinden in Philippi und Korinth waren nach großen Konflikten, die durch eigene soziale und religiöse Spannungen verursacht worden waren, nun wieder mit ihm im Frieden. Er konnte sie beruhigt sich selbst überlassen und plante, den Westen bis nach Spanien hin zu missionieren. Dabei war es nicht Abenteuerlust, die ihn antrieb, bis an die damals bekannten Grenzen zu gehen, vielmehr spürte er, dass seine Zeit als Apostel bald vollendet sein würde (Röm13,11f). Als Ausgangsort für seinen Vorstoß nach Westen hatte er sich Rom erwählt (Röm 15,15-29).

Im Osten aber hatte Paulus ernstzunehmende Gegner. Regelmäßig kam er mit den Sicherheitskräften des öffentlichen Lebens in Konflikt. Außerdem gab es Gegner aus dem Lager der rituell denkenden Judenchristen, die noch stark dem Gesetz des Mose verpflichtet waren. Auf dem Apostelkonzil hatten sich Paulus und Silas mit der Verkündigung ihres gesetzesfreien Evangeliums durchsetzen können.35 Nach dem Streit mit Petrus über die Tischgemeinschaft von Judenchristen und Heidenchristen in Antiochien aber konnte Paulus die Freiheit von allen gesetzlichen Vorlagen nicht mehr aufrechterhalten. Daraufhin setzte er seine Mission unter den Heiden ohne Barnabas fort.36 Das war ein günstiger Augenblick für seine Opponenten. Von Jerusalem und Antiochien aus wurde eine Art Gegenmission unternommen, die in Galatien begann.37 Später kamen die Gegner des Paulus ebenfalls nach Philippi und Thessalonich, um ihr Werk fortzusetzen.38 Sie brachten ihr anderes Evangelium auch nach Korinth.39 Sogar Rom erfüllten sie mit ihrer »Lästerrede« (Röm3,8). Paulus warnte vor ihnen (Röm 16,17f), wies sie scharf zurück und empfahl den Christen von Rom, sie zu ignorieren. Er verfasste den Römerbrief, um der Gemeinde von Rom sein Evangelium unverfälscht vorzulegen und hoffte, auf diese Weise den Streit mit den Gegnern der gesetzesfreien Heidenmission für sich zu entscheiden.

Vorher aber hatte Paulus noch einen schweren Gang zu unternehmen. Er musste der Jerusalemer Gemeinde der Judenchristen seine von den Heidenchristen eingesammelte Kollekte übergeben. Diese Kollekte war auf dem sogenannten »Apostelkonzil« in Jerusalem (ca. 48 n. Chr.) vereinbart worden (Gal 2,10). Paulus hatte sich in seinen Gemeinden in Makedonien und Achaia, die eher arm waren, sehr für diese Kollekte eingesetzt und eine hohe Summe für die Jerusalemer Gemeinde gesammelt (2Kor 8f). Damit aber die selbstlose Intention der Sammlung von niemandem bezweifelt werden konnte und weil er sich nicht mit fremden Lorbeeren schmücken wollte, bestellte Paulus Mitarbeiter aus den Spendergemeinden,40 die mit ihm gehen sollten. Die Kollekte sollte neben der materiellen Hilfe aus reiner Nächstenliebe heraus auch ein Zeichen setzen: dass die Heidenchristen aus der ganzen Welt den Jerusalemer Judenchristen ihre große Dankbarkeit dafür zollen, dass sie alle geistlichen Güter, die frohe Botschaft von Jesus Christus und seinem Sieg über den Tod, von ihnen erhalten hatten. Und als sichtbares Zeichen dieser Dankbarkeit wollten sie der Not der Gemeinde mit ihren materiellen Gütern Abhilfe schaffen (Röm15,27).41

Warum aber hatte Paulus solche großen Befürchtungen betreffs seiner Aufnahme in der judenchristlichen Gemeinde in Jerusalem (Röm 15,30-32)? Warum hätten sie Paulus und seine reiche Kollekte als Zeichen der Einheit ablehnen sollen? Waren ihnen seine missionarischen Praktiken derart unverständlich und unglaubwürdig? Die Judenchristen hatten damals sehr verschiedene Vorstellungen darüber, wie eine »christliche Lebensführung« konkret auszusehen habe. Hauptdiskussionsgegenstand war die Frage, was Heiden alles tun müssten, um in die Jerusalemer Gemeinde aufgenommen zu werden. Sollten sie zum Judentum übertreten und die jüdischen Lebensformen übernehmen, d.h. in deren kulturelle Lebensgewohnheiten eintauchen, um Israels Messias Jesus folgen zu können?42 Wie sollte die Heilsgemeinde Jesu Christi aussehen? Sollte sie eine messianische Gemeinde im Judentum sein, die sich um den Messias Jesus versammelt, sollte sie das wahre Israel der Endzeit sein, in dem die Gottesherrschaft schon angebrochen ist, oder sollte sie eine internationale Völkerkirche sein, deren Wurzeln in Israel verankert sind, die aber ihre Botschaft vom angebrochenen Gottesreich allen heidnischen Völkern verkündet?

Das geistliche Erbe des Judentums, die »Heilige Schrift« Israels, gewann jetzt im neuen Kontext des Glaubens an Jesus Christus durch ihren Reichtum an Glaubenszeugnissen aus vielen Generationen der Israeliten neue Bedeutung. Das Zeugnis von Abraham z.B. hat Paulus maßgeblich geprägt (Röm 4).

Nun aber waren bestimmte Vorschriften der Tora der Grund für Auseinandersetzungen in der frühen christlichen Bewegung. Strenge Judenchristen43 waren fest davon überzeugt, dass die bekehrungsbereiten Heiden nur durch die Beschneidung als Zeichen des Bundes mit Gott (Gen 17,10-15) zum Volk Israel hinzutreten könnten. Weniger observante Judenchristen akzeptierten die gläubig gewordenen Heiden als Vollmitglieder in der Gemeinde Jesu auch ohne Beschneidung. Die bedeutsame Gruppe der sogenannten »Gottesfürchtigen«, die aus dem Heidentum kamen, spielte in diesem Konflikt eine wesentliche Rolle. Sie sympathisierten zwar mit dem Judentum, dessen Monotheismus und dessen hohes ethisches Niveau (z.B.der Dekalog) sie begeisterte, und beobachteten auch große Teile der Tora, aber sie ließen sich nicht beschneiden. Diese sogenannten »Proselyten« wurden in judenchristlichen Kreisen ohne weiteres aufgenommen. Allerdings wurde die Beachtung wichtiger Teile der Tora gefordert, z.B. die Einhaltung der Reinheits- und Speisegebote44 und die Beachtung des jüdischen Festtagskalenders. Paulus aber unterließ es, einen jüdischen Lebensstil für Heiden zu fordern, die man evangelisiert hatte. Er wollte „ den Gesetzlosen “ selbst „ wie ein Gesetzloser sein, um sie für das Evangelium von Jesus Christus zu gewinnen “ (1Kor 9,21), denn jeder, der an Christus glaubt, wird gerettet werden (Röm 10,11-13). Die Identität der christlichen Gemeinde definiert sich nicht durch einen wie auch immer gearteten, äußerlichen Lebensstil, sondern allein durch den Glauben an Jesus Christus, in dem Gott das Heil der Welt begründet hat.

Paulus war sich sehr wohl bewusst, dass er bei observanten Judenchristen für sein Vorhaben, den Horizont der christlichen Gemeinden in die griechisch-römische Welt hinein zu erweitern, keine Zustimmung erwarten konnte.45 So musste er in Bezug auf seine Reise nach Jerusalem mit dem Schlimmsten rechnen (Apg21,18-25). Ihm war jedoch sehr an diesem Besuch gelegen, um seinen Wunsch nach Einheit von Juden- und Heidenchristen klar auszudrücken. Paulus wusste, dass der Erfolg auf dem Gebiet der Missionsarbeit in großem Maße von der freundschaftlichen Communio der verschiedenen Autoritäten der Kirche und deren Gruppierungen abhing.

Eine solche, sehr ökumenische Gesinnung hatte Paulus auf dem schon erwähnten »Apostelkonzil« in Jerusalem bewiesen, das er nicht deshalb besucht hatte, weil er Fehler in seiner eigenen Verkündigung befürchtete (Gal 1,8), sondern aus Sorge um einen wirklichen Konsens aller Leiter der von Jesus Christus ins Leben gerufenen, weltweiten Reich-Gottes-Verkündigung. Denn nur unter der Voraussetzung einer inneren Einheit konnte sie zu einer wirklich fruchtbaren Missionsbewegung werden (Gal2,7-9).

Doch in der Zeit vom »Apostelkonzil«, auf dem seine Heidenmission, die auf die Beschneidung verzichtete, grundsätzlich akzeptiert wurde, bis zum Jahr der Abfassung des Römerbriefes (55/56 n. Chr.) hatte sich manches in der Beziehung des Paulus zur Jerusalemer Christengemeinde geändert. Die Fronten hatten sich verhärtet. Vielleicht war der Grund darin zu suchen, dass die Architekten des Konzils von damals nun nicht mehr die Leiter der Gemeinde waren. Wie auch immer, es wurden gegen Paulus nicht nur massive Vorwürfe erhoben, sondern man versuchte sogar, die pastorale Arbeit in dessen eigenen Gemeinden (z.B. in Galatien) zu zerstören. Er wurde beschuldigt, dass er die Freiheit, die man ihm auf dem »Apostelkonzil« gewährt hatte, übermäßig ausgenutzt und weit überzogen habe. So würde in seinen gemischten Gemeinden sowohl die Beschneidung als Bundeszeichen nicht mehr für nötig erachtet, als auch manche andere Weisung der Tora ignoriert werden (Apg 21,21).

Diese und ähnliche Vorwürfe des Verrates am jüdischen Erbe wurden Paulus entgegengebracht. An ihnen litt er sehr, als er den Römerbrief verfasste, bei dessen Formulierung sie ganz sicher ihre Spuren hinterlassen haben. So hat Paulus den Römerbrief als Dialog mit dem Judentum entworfen.

2.2. Das historische Problem

Nach U. Schnelle46 gibt es vier konstituierende Faktoren, die die Abfassung und den Zweck des Römerbriefes bestimmen:

1- Paulus benötigt die Unterstützung der römischen Gemeinde für seine geplante Spanienmission sowohl personell als auch materiell (Röm 15,24.28).
2- Er erhofft sich die Fürbitte und Unterstützung der römischen Gemeinde für seinen - angesichts der Streitigkeiten - schweren Besuch in Jerusalem zur Übergabe der eingesammelten Kollekte (Röm 15,30f). Er ist sich nicht sicher, ob die judenchristliche Gemeinde diese materielle Unterstützung als Zeichen der brüderlichen Verbundenheit und der Anerkennung des heilsgeschichtlichen Vorranges der Urgemeinde wohlwollend annehmen wird (Röm 15,25-27). Die Kollekte soll ein Beweis für die Brüder in Jerusalem sein, dass er sich an die Abmachungen des Apostelkonzils gebunden fühlt (Gal 2,9f 47 ).
3- Paulus will sich durch eine Antwort angesichts der Angriffe seiner judaistischen Gegner rechtfertigen, die in Rom und in Jerusalem aktiv sind und nach dem Apostelkonzil sehr stark geworden waren. So ist Paulus genötigt, diesen Gruppierungen entgegenzutreten.48 Der vorausgehende Konflikt in Galatien hat ihn schon auf diese erneute Auseinandersetzung vorbereitet, zumal die Probleme ähnlich gelagert waren (z.B. der Konflikt der Starken mit den Schwachen, wie in Röm 14,1-15,13 geschildert).
4- Der Apostel will in Grundzügen seine Theologie darstellen. Sie hatte im Vorfeld zu zahlreichen Missverständnissen und Unterstellungen Anlass gegeben. Paulus verkündet einen Gott, der die Sünder aus Gnade rechtfertigt (Röm4,5), der selbst den Preis für die Versöhnung zahlt, indem er seinen Sohn Jesus Christus zum Sühnetod am Kreuz für alle Sünden hingibt.

Diese vier Gründe sind eng miteinander verflochten. Nur wenn es Paulus gelänge, die judaistischen Vorwürfe zu widerlegen und seine eigene Position im Dialog ausreichend darzulegen und bekannt zu machen, dann würden die Jerusalemer Judenchristen seine Kollekte freundlich annehmen und die Römer sein Evangelium akzeptieren.

Mit F. Chr. Baur49 hat die moderne Diskussion über den Grund für die Niederschrift des Römerbriefes begonnen. Er sieht Hinweise auf eine antipaulinische Partei, die den Heilsuniversalismus des Paulus nicht akzeptierte und die Heiden nicht zum Evangelium hinzutreten lassen wollte. Danach entwarf Paulus den Römerbrief, um gegen den falschen Partikularismus dieser Judenchristen vorzugehen.50 Die Position F. Chr. Baurs gilt heute als klassische Lösung und wurde zum Ausgangspunkt zahlloser Neubewertungen. Einige der Thesen sollen hier angeführt werden:51

1- G. Klein bemerkt das Fehlen des »ejkklhsiva«-Begriffes in Röm 1-15. Demzufolge müsse Paulus die Gemeinde von Rom in seiner Eigenschaft als Apostel erst offiziell gründen. Der Römerbrief wäre eine schriftliche Vorwegnahme des »eujaggelivzesqai«, das Paulus später in Rom bei seinem ersten Besuch nachholen will.52 Dem ist entgegenzusetzen, dass Paulus die römische Christengemeinde ohne Vorbehalte anerkennt. Auch lässt sich im Römerbrief kein Hinweis auf einen solchen (erheblichen) Mangel der Gemeinde in Rom nachweisen.
2- G. Bornkamm, J. Jervell und U. Wilckens53 betrachten den gesamten Römerbrief unter dem Blickwinkel der Sorge des Paulus, die in Röm 15,30f 54 dargestellt ist. Paulus befürchtete, dass durch Betreiben der Judaisten die Kollekte in Jerusalem abgelehnt werden könnte. Der Römerbrief wäre dann als Verteidigungsrede des Paulus zu verstehen, die er eigentlich in Jerusalem halten wollte. Seine heimliche (aber tatsächliche) Adresse wäre dann Jerusalem. Bei dieser Auffassung wird der gewiss wichtige Punkt der Jerusalemkollekte überbewertet.
3- M. Kettunen und P. Stuhlmacher55 sehen den Römerbrief als eine große Kampfschrift gegen die judaistischen Gegner des Paulus, die ihm überallhin nacheilen, so auch bis nach Rom, um dort gegen ihn zu kämpfen. Danach wäre der Römerbrief der Versuch des Apostels, die ihm von seinen Feinden entgegengebrachten Argumente zu widerlegen, um dadurch die Gemeinde in Rom für seine Missionsreise nach Spanien zu gewinnen.
In seinem Römerbriefkommentar56 sucht P. Stuhlmacher darüberhinaus die Ursache für die Abfassung des Briefes in Rom selbst. Paulus ist gut informiert über einige Probleme der römischen Christen. Er kennt z.B. die »Starken« und die »Schwachen« dort und deren Schwierigkeiten miteinander. Da in der neueren exegetischen Forschung wieder Einigkeit darin besteht, dass der Römerbrief ursprünglich alle 16 Kapitel umfasste, kann man davon ausgehen, dass Paulus durch seine Freunde und Bekannten (Röm 16,3-16) über die Gemeindesituation in Rom informiert war. Demnach sollte der Grund für die Abfassung des Römerbriefes zuerst in Rom gesucht werden.
4- Eine weitere Hypothese geht von der Annahme zunehmender Spannungen zwischen Rom und Jerusalem aus, die im Vorfeld des 1. jüdischen Krieges (66-73/74 n. Chr.) mehr und mehr entstanden waren. Hier siedelt K. Haacker den Römerbrief an. Wenn Paulus die Juden und die Heiden in Christus vor Gott gleichrangig sieht, dann könne man seinen Brief „als eine gezielte Versöhnungsparole in einer Zeit wachsender Polarisierung zwischen Jerusalem und Rom“57 verstehen.
5- E. Lohse sieht im Römerbrief die »Summe des Evangeliums«, die sowohl zeitlos ist als auch die allein sachgemäße Auslegung des Evangeliums.58 Danach gibt Paulus den Römern lediglich einen allgemeinen Rechenschaftsbericht unter Umgehung aktueller Probleme.
6- C. Weizsäcker geht von der Annahme aus, dass Paulus im Römerbrief sein Evangelium gegen Angriffe »judaistischer Lehrer« verteidigt. „Der Römerbrief ist eine Streitschrift gegen judaistische Lehren nicht nur, sondern ohne Zweifel auch gegen judaistisches Treiben.“59 Er führt desweiteren aus, dass Paulus nach Rom schreibt, weil ihm zu Ohren gekommen ist, dass römische Judaisten aktiv sind, „die dem Gesetzesevangelium damit Eingang verschaffen wollten, dass sie an Paulus zeigten, wohin das Evangelium führe, wenn es ohne das Gesetz verkündet werde“.60

Warum hat Paulus diesen Brief geschrieben?61 Wenn ihn auch viele Gründe zu diesem Brief bewogen haben können, so war doch sein Hauptzweck ganz klar: Paulus wollte auf dem Boden des Evangeliums eine persönliche Beziehung zu den Christen in Rom begründen (Röm 1,8ff). Er hatte ein sehr großes Verlangen, diese Gemeinde kennenzulernen, um ihnen von seinem Charisma mitzuteilen.62 Umgekehrt benötigte er die Unterstützung der römischen Christen für seine geplante Evangelisationsreise nach Spanien (Röm15,23f). In dieser Zeit war Rom die einzige christliche Gemeinde im gesamten westlichen Reich.63 Möglicherweise erhoffte sich Paulus von den römischen Christen Begleiter, die die Reisewege kannten und der Sprache mächtig waren. Ebenfalls war er auf ihre finanzielle Unterstützung angewiesen. Er erwähnt seine Reisepläne erst am Ende des Briefes (Röm15,24). Von taktischen Erwägungen hat sich Paulus dabei mit Sicherheit nicht leiten lassen (so als wolle er sich erst ihrer Freundschaft und Zuneigung versichern). Vielmehr beginnt Paulus mit der breiten und ausführlichen Darlegung seines Evangeliums, weil er die römische Gemeinde mit der wunderbaren und errettenden Kraft des Evangeliums bekannt machen will. Er möchte ihnen Christus Jesus als Heiland, Retter und Messias nahe bringen. Die überschwängliche Größe der Kraft Gottes war im Leben des Apostels in all seiner Wirksamkeit in Macht und Stärke Realität geworden.64 Davon will er seiner geliebten Gemeinde ein lebendiges Zeugnis geben. Dabei macht Paulus keinen Unterschied zwischen dem Evangelium selbst und der eigenen Auslegung, die er in überlegener Klarheit gibt, denn er selbst ist der authentische Ausleger des Evangeliums (Röm1,1). Mit zielsicherer Entschiedenheit verkündet er den absoluten Heilswillen Gottes in Jesus Christus. Der ganze Brief ist erfüllt von der überragenden apostolischen Autorität des Paulus. Mit großer Selbstverständlichkeit ist er der Apostel der Heiden,65 zu denen er mit seinem »Auch ihr!« die Römer zählt.66 Aber ebenfalls ganz klar ist für Paulus doch die tatsächliche Beschränktheit seines apostolischen Anspruches, denn er gibt am Ende des Briefes zu, dass er die Gemeinde nicht gegründet hat. Auch will er nicht dort evangelisieren, „ ... wo Christus genannt worden ist, damit ich nicht auf eines anderen Grund baue. “ (Röm 15,20). Gleichfalls relativiert Paulus seinen Anspruch als Apostel und Evangelist, den er in Röm 1,1-7 aufstellt, mit dem darauf folgenden Absatz (Röm1,8-17), in dem er seine Achtung und Liebe den Empfängern seines Schreibens gegenüber ausdrückt, ein Thema, das er im Briefschluss noch einmal aufnimmt und weiter ausbaut. Er erkennt in Röm 15,14 die große Eigenständigkeit der römischen Christen an und verweist im nächsten Vers auf den seiner eigenen Meinung nach kühnen Schreibstil. Darauf bittet er in V.15b-21 um Verständnis für seinen hohen Anspruch der ihm von Gott verliehenen Gnade67 und relativiert die Wichtigkeit seines Rom-Besuches als nur einer Etappe auf dem Weg nach Spanien (V. 22-24). Paulus tut dies zu Recht, denn sein Brief hat die Verkündigung des Evangeliums in Rom (Röm 1,15), nach der er sich so gesehnt hatte, schon geleistet, und zwar auf eine viel ausführlichere, gründlichere und nachhaltigere Weise als ein persönlicher Besuch es je vermocht hätte, ganz zu schweigen von der einmaligen und überwältigenden Wirkungsgeschichte gerade des Römerbriefes durch die folgenden zwei Jahrtausende.

Der Brief spiegelt somit zwei Grundhaltungen des Paulus wider: Autorität und Partnerschaft. Paulus selbst versteht seine apostolische Vollmacht eher als eine ihm von Gott in Jesus Christus auferlegte Verpflichtung denn als ein ihm zustehendes Recht. Wenn er schreibt, dass Christus durch ihn „ in der Kraft der Zeichen und Wunder, in der Kraft des Geistes “ wirkt, dann geschieht dies nicht zur Auferbauung des eigenen Ansehens, sondern „ zum Gehorsam der Nationen durch Wort und Werk “ (Röm15,18f). Auch ist dieses Vorrecht durch die Verkündigung anderer Evangelisten territorial begrenzt (s.o.). Offenkundig entnimmt man als aufmerksamer Leser dem Brief, dass Paulus seine Autorität nur sachbezogen herausstellt. Er hat etwas zu sagen, denn direkt von Jesus hat er die Vollmacht seines Amtes empfangen (Röm 1,5). So schrieb Paulus einen langen und ausführlichen »Evangeliumsbrief«68, der in der Lage war, sich selbst zu verteidigen und zu erklären. Die Leser konnten sich in ihm wiedererkennen und von ihm lernen, was es heißt, »ejkklhsiva« zu sein. Durch seine sachbezogene und argumentativ zugängliche Art der Darlegung, gegründet auf die apostolische Autorität des Paulus, die ganz an seinem Evangelium ausgerichtet ist, hat der Römerbrief bis heute seine Aktualität erhalten.69

2.3. Die literarische Integrität

70 Das zentrale literarkritische Problem des Römerbriefes ist mit dem 16. Kapitel gegeben. Stark vereinfacht lässt sich die sehr strukturierte und differenzierte Überlieferungslage wie folgt darstellen:71

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Diese Textanalyse lässt drei Schlussfolgerungen zu:

1- Röm 16,24 72 ist in der ältesten Textüberlieferung nicht bezeugt (Markion, P46), passt nicht zu der folgenden Schlussdoxologie Röm 16,25-27 73, ist aller Wahrscheinlichkeit nach sekundär in die Textüberlieferung eingedrungen und stellt nun den im Westen dominierenden Abschluss des Römerbriefes dar.
2- Die Schlussdoxologie Röm 16,25-27 hat in den verschiedenen Handschriften einen unterschiedlichen Platz im Textgefüge. Bei Markion fehlt sie ganz. Überraschend viele Parallelen zu dieser Doxologie finden sich in den deuteropaulinischen Schriften.74 Daraus lässt sich die klare Feststellung ableiten, dass diese Verse nicht zum ursprünglichen Textkorpus zu zählen sind.75 Aller Wahrscheinlichkeit nach war Röm16,25-27 der im Osten übliche Schluss des Röm. Die Position von V. 24 und V. 25-27 war möglicherweise schwankend (je nach dem vorhandenen Textbestand). Sicher ist allerdings, dass ein so wohldurchdachter und ausformulierter Brief nicht mit Röm 16,23 enden konnte.76
3- Keine Handschrift endet mit Röm 15. Röm 15 und Röm 16,1-23 treten immer gemeinsam auf oder sie fehlen beide (Markion). So lässt sich in textkritischer Hinsicht keine Naht zwischen Röm 15 und Röm 16,1-23 finden.

Mehr als 150 Jahre schon währt die Diskussion um Röm 16. Es wäre denkbar, dieses Kapitel abzutrennen und als selbständigen Brief an die ephesinische Gemeinde zu interpretieren.77 Diese lange und streckenweise sehr komplizierte und aufwendige Diskussion soll hier nicht wiedergegeben werden. An dieser Stelle genügt ein Wort von H.-J. Klauck (bezüglich des ganzen Röm): „Auch die literarische Integrität des Römerbriefes ist in Zweifel gezogen worden. W. Schmithals, um uns auf ihn zu beschränken, unterscheidet zwei Briefe, ein längeres Schreiben A, das im wesentlichen aus Kap 1-11 mit 15,8-13 besteht, und ein jüngeres Schreiben B, zu dem der Großteil von Kap. 12-15 und 16,21-23 gehören.78 Hinzu kommen zum einen verschiedene Interpolationen (z.B. 13,1-7.11-14) und Glossen (z.B. 2,16; 8,1). Zum andern ist 16,1-20 noch einmal abzusetzen als eigenes EmpfehlungsschreibenC, das Phöbe mitgegeben wurde, das aber nicht nach Rom, sondern nach Ephesus adressiert war. Diese literarkritische Diskussion wird z.T. mit brieftypischen Argumenten, z.B. mit einem Verweis auf den Empfehlungsbrief als eigene Gattung, untermauert und wäre von daher für die epistolographische Fragestellung interessant. Doch hat die Diskussion zu dem konsensfähigen Resultat geführt, dass der Römerbrief im Umfang von 1,1-16,23 als geschlossenes Schreiben aus der Hand des Paulus anzusehen ist.“79

2.4. Traditionen und Quellen

80 Im Römerbrief wird das urchristliche Kerygma in Kurzform dargestellt. Paulus möchte der römischen Gemeinde seine Theologie als Auslegung des christlichen Glaubens darlegen. Bereits am Beginn des Briefes (Röm 1,3b-4 81 ) zitiert er eine ältere judenchristliche Tradition. In ihr wird Jesus als Sohn Davids beschrieben, der nach seiner Auferstehung von den Toten als Sohn Gottes eingesetzt ist. Darin fehlen noch die Gedanken der Präexistenz und der Gottessohnschaft des irdischen Jesus. Für die Beschreibung der Existenzweise Jesu auf seinem irdischen Weg zur Erhöhung werden die Begriffe »savrx« und »πνεῦμα« verwendet. Paulus erweitert diese traditionellen Gedanken um V.3a: »periV tou' uiJou' aujtou'«, um damit die Präexistenzchristologie grundzulegen.

Paulus nimmt auch ein urchristliches Taufbekenntnis mit in seinen Dialog hinein (Röm 3,25-26a 82 ), das Jesus Christus die von Gott geschenkte Sühne »iJlasthvrion« nennt. Durch Christi Blut erlangen die Menschen die Sündenvergebung und werden von Gott gerechtfertigt. Mit »diaV th'" pivstew"« verbindet Paulus diese Tauftradition mit der zentralen Stelle der Rechtfertigungslehre in Röm 3,21-22a 83. Damit beweist er, dass seine Rechtfertigungslehre im Traditionsgut der Urgemeinde wurzelt. In der Taufe werden die Sünder durch den Glauben an Jesus Christus von Gott gerecht gemacht, durch die göttliche Gerechtigkeit selbst.

Eine andere Tauftradition zitiert Paulus in Röm 4,25 84. Der Tod Jesu Christi und seine Auferstehung sind in der Taufe gegenwärtig und bewirken die Sündenvergebung und die Gerechtmachung der Glaubenden. Mit dem zweifachen »hJmw'n« wird auf die aktuelle Heilsbedeutsamkeit dieses Geschehens in Christus hingewiesen.

Die Gegner des Paulus versuchten mit einer unzulässigen Interpretation der in Röm 5,20 85 überlieferten paulinischen Lehre über die Gnade dessen Rechtfertigungslehre in Misskredit zu bringen. In Röm 6,1 86 stellt Paulus klar, dass das Verharren in der Sünde kein Mittel sein kann, um das Mächtigerwerden der Gnade herbeizuführen. Paulus begegnet dem Vorwurf seiner Gegner mit einer weiteren Tauftradition im folgenden V. 3 87. Hier wird die Taufe als sakramentale Vergegenwärtigung des Todes Jesu charakterisiert. In V.4a 88 wird die Wirklichkeit des alten Adam in den Tod Jesu hineingenommen, er wird mit Christus begraben, um mit Christus zum neuen Leben auferweckt zu werden (V. 4b 89 ). Die Taufe auf den Tod Jesu bringt als klare Konsequenz für den Täufling ein Absterben gegenüber der Sünde und ein Leben in der Gnade.

Die Auffälligkeiten des Römerbriefes erklären sich aus der Besonderheit der Umstände, unter denen Paulus und die Christen von Rom lebten. Der Brief ist äußerst ausführlich gehalten. Auch drückt Paulus den römischen Christen immer wieder seine Hochachtung aus.90 Er stellt den Glaubenszustand und die Glaubenstraditionen der römischen Christen so dar, dass sie prinzipiell mit seinen eigenen identisch sind, während die Meinungen seiner Gegner meist aus Verleumdungen und Irrtümern bestehen. Immer wieder zitiert Paulus in seiner Rede die kritischen Einwände seiner Gegner.91 Er führt hier einen echten Dialog mit ihnen. Die kritischen Einwände kommen vor allem aus dem judenchristlichen Sektor. Mit großer Wahrscheinlichkeit hat der Jakobusbrief noch zu Lebzeiten des Paulus im Mittelmeerraum seine Wirkungsgeschichte entfaltet.92 Die Paulusgegner konnten sich durch manche Passagen des Jakobusbriefs bestärkt fühlen.93

Durch die immer wieder angeführten Traditionszitate bekundet Paulus das Verwurzeltsein seiner Lehre in der alten Bekenntnistradition.94 In einer Beziehung jedoch bleibt Paulus fest bei seiner Meinung: Das Evangelium, das er vom Herrn Jesus Christus empfangen hat, soll unverfälscht bleiben. Denn das Evangelium spricht von der Sendung des Sohnes Gottes, des Messias der ganzen Menschheit, von Jesu Sühnetod, von seiner Auferweckung durch Gott Vater, von seinem Platz als Fürsprecher im Himmel zur Rechten des Vaters und von seiner Funktion als Richter und Retter am Tag des jüngsten Gerichtes. In Röm1,16 sagt Paulus:

„Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht, ist es doch Gottes Kraft zum Heil jedem Glaubenden, sowohl dem Juden zuerst als auch dem Griechen.“

Alle Menschen, die sich der Verkündigung des Wortes Gottes widersetzen, nennt er Teufelsboten.95 Solche Leute sind des Gerichtes schuldig (Röm 3,8).

Paulus weiß, dass jeder Zweifel an der Rechtfertigung der Sünder vor Gott durch den Glauben an das Heilswerk Jesu Christi die katastrophale Folge hätte, das Heil für Juden und Christen schlechthin in Frage zu stellen (Röm 3,28). Ein klares Glaubensbeispiel hat Abraham gegeben (Röm 4,19-25). Dieser Glaube, der zur Rechtfertigung - ganz aus Gnade - führt, ist aber keine »billige Gnade«, denn er erwartet eine Antwort im Handeln des so gerechtfertigten Menschen. Die Rechtfertigung fordert die Heiligung als Folge, das »Wandeln im Geiste« (Röm 8,3-6).

2.5. Die Situation der römischen Christen

96 Der Römerbrief sagt über die Situation der christlichen Gemeinde in Rom außer im Abschnitt Röm 14,1-15,13 fast nichts aus. Das musste natürlich so sein, denn Paulus kannte diese Gemeinde in ihrer Gesamtheit nicht. Sie existierte schon vor der Abfassung des Römerbriefes, wahrscheinlich in Form verschiedener Hausgemeinden oder Nachbargruppen. Paulus wollte sie lange schon („ seit vielen Jahren “) besuchen (Röm15,23), er wurde aber immer daran gehindert. Nach Röm1,8 ist die Gemeinde in der ganzen christlichen Welt schon sehr bekannt. Die Grußliste in Röm 16 bestätigt, dass Paulus eine große Anzahl von Bekannten in Rom hatte, zu denen er rege Beziehungen unterhielt. Nach seinem Schiffbruch vor Malta z.B. holten ihn römische Christen vor den Toren der Stadt Rom ab (Apg28,15). Der Römerbrief stellt eine erste offizielle Kontaktaufnahme zur römischen Christengemeinde dar. Alle anderen Paulusbriefe dienen der Begleitung und Führung der von ihm selbst gegründeten Gemeinden aus der Ferne, sie sollen seine fehlende Gegenwart ersetzen. Mit der Gemeinde in Rom ist es anders. Sie ist nicht von Paulus gegründet worden und lebte bisher ohne direkte Beziehung zu ihm.

Bis heute ist nicht klar, wer das Evangelium von Jesus Christus nach Rom gebracht hat. Wahrscheinlich kam es nicht durch eine eigens dafür bestimmte Mission dorthin, sondern es diffundierte langsam ein. Es könnten durchaus jüdische Kaufleute und Handwerker gewesen sein, die von Jerusalem oder Antiochien aus geschäftlich nach Rom kamen. Vielleicht hatte das Apostelpaar Andronikus und Junia(s) daran Anteil (Röm16,7). Den Glauben nahmen als erste die dort lebenden Juden und die sogenannten »Gottesfürchtigen« (»fobou'nte" toVn qeovn«-»<y]mëv* ar}y]«) an. Als »Gottesfürchtige« wurden Heiden bezeichnet, die den Glauben an den einen und wahren Gott annahmen, die wichtigsten Gebote der Tora und den Sabbat hielten und die Tempelsteuer entrichteten. Sie hatten schon in ihrem Status als »Gottesfürchtige« von Israels Gott vollen Anteil am Heil erhalten, ohne den sehr schwer zu vollziehenden Schritt der Beschneidung und einer vollständigen Tora-Observanz zu tun.

Wenn man die Quellen betrachtet,97 so lässt sich feststellen, dass die erste Phase der Missionierung Roms sehr ruhig verlief. Das messianische Bekenntnis zu Jesus ist zuerst in einer oder mehreren Synagogen Roms bekannt geworden. Aufgrund von später auftretenden Unruhen in diesen Synagogen wies der Kaiser Claudius, der von 41 bis 54 n. Chr. regierte, alle Juden aus der Stadt Rom aus, unter ihnen auch Priska und Aquila, die Paulus in Korinth getroffen hatte (Apg18,2). Der römische Historiker Sueton zeichnete dies in seiner Claudius-Biographie auf:

„Judaeos impulsore Chresto assidue tumultuantes Roma expulit“ 98 ,

dasheißt:

„Er [Kaiser Claudius] verwies die auf Betreiben des Chrestus ständig in Unruhe befindlichen Juden aus Rom.“ 99

Es gilt als sicher und ist mehrfach in der Literatur bezeugt,100 dass mit »Chrestus« Jesus Christus gemeint war. Dieser Name sorgte für große Unruhe unter den römischen Juden. Nach der Datierung des römischen Historikers Paulus Orosius101 (ein Schüler des Augustinus), der sich auf eine uns nicht bekannte Notiz des jüdischen Historikers Flavius Josephus bezieht, wurde das Edikt im Jahr 49 verfasst (im 9. Jahr der Regierung des Kaisers Claudius). Es hatte für die Christen schlimme Folgen, da nicht nur die Juden, sondern auch die Judenchristen von Rom weggehen mussten. (Es waren alle der schätzungsweise 20.000 Juden davon betroffen. Außerdem gab es nach Cassius Dio ein Versammlungsverbot für die entsprechenden Synagogen.) Hauptsächlich die Heiden-christen blieben zurück. Allerdings konnten sie sich nicht mehr der jüdischen Organisationsstrukturen bedienen, denn sie lebten nun getrennt von den jüdischen Synagogen, was den Aufbau eigenständiger Gemeindestrukturen nötig machte.

Gewiss war dieser Ablösungsprozess der neu entstehenden Kirche von der Synagoge mit vielen Schmerzen und Problemen verbunden und wird auch eine angemessene Zeitspanne gedauert haben. Die jüdische Beheimatung in der Synagoge hat noch viele Jahre ihre Früchte getragen. Zur Zeit des Römerbriefes (55/56 n.Chr.), also 6 bis 7 Jahre nach dem Edikt des Kaisers Claudius (welches aber nach seinem Tod im Jahre 54 n. Chr. keine Anwendung mehr fand), kannte Paulus noch eine beachtenswerte Gruppe von Christen, die nach den jüdischen Vorschriften lebten. In Röm14f thematisiert er die Auseinandersetzungen mit ihnen, die er dort die »Schwachen im Glauben« nennt. Diese praktizierten die aus der Tora stammende Unterscheidung der Speisen in »rein« und »unrein« und mussten, da auf den römischen Märkten nichts garantiert »Reines« zu kaufen war, oft komplett auf den Genuss von Fleisch und auch von Wein (die beide als Opfermaterie Verwendung fanden) verzichten. Ebenso hielten die »Schwachen« den Sabbat als heiligen Tag (Röm14,5).

In dieser Auseinandersetzung hat die Beschneidung keinerlei Rolle gespielt, außer in Röm 15,8, wo von Jesus Christus selbst die Rede ist. Daraus kann zu Recht die Schlussfolgerung gezogen werden, dass es sich bei diesen »Schwachen« nicht um gebürtige Juden handelt, sondern um ehemalige »Gottesfürchtige«. Es ist sehr wahrscheinlich, dass bei diesen »Gottesfürchtigen« die Lehre von Jesus Christus und seinem neuen Bund hochwillkommen war. Die Heidenmission der christlichen Missionare war ganz von der Überzeugung geprägt, dass der Sühnetod Christi das Kultgesetz und den Tempel als die Stätte der Religionsausübung gänzlich verdrängt hatte. Der Glaube an Jesus Christus gewährt das volle Heil ohne Beachtung der Tora; das von der Tora geforderte Bundeszeichen der Beschneidung wurde durch den Glauben an Jesus Christus abgelöst.

Natürlich lässt sich diese Behauptung von der Ablösung der Beschneidung durch den Glauben nicht vollständig beweisen, aber sie liegt doch nahe, da in Röm 14f auch nicht die geringste Spur einer ehemaligen Auseinandersetzung über die Bedeutsamkeit der Beschneidung für die Erlangung des Heils im Bund mit Gott zu finden ist. Ein zweiter Hinweis für die Richtigkeit dieser Meinung lässt sich aus dem Tatbestand rekurrieren, dass der Anlass für die »Unruhen der Juden in Rom« unter Kaiser Claudius, die letztlich zu deren Vertreibung geführt haben, nicht nur in Streitigkeiten über den Messias Jesus habe bestehen können. Eine solche Messias-Verkündigung allein wäre für die Juden kein Grund für eine solch schwere Krise gewesen.102 Eher ist es denkbar, dass die Messias-Jesus-Verkündigung konkrete und sichtbare Konsequenzen für das Verhalten einer ganzen Personengruppe der Synagogalgemeinden gehabt hatte, und zwar für das der »Gottesfürchtigen«: Nachdem sich eine entsprechend große Anzahl von ihnen zu Jesus bekehrt hatte, stellten sie sicher die Forderung nach Gleichberechtigung zwischen Beschnittenen und Unbeschnittenen. Dies aber war eine für die übrigen Synagogenmitglieder unzulässige und absolut unannehmbare Verwischung des Unterschiedes zwischen Juden und Heiden103, zwischen den »la@r`c=y] /B@« und den »<y]oG«.

Die »Gottesfürchtigen«, die nach dieser Hypothese den Grund für die großen Tumulte unter den Juden in Rom gaben, stellten also die progressive Gruppe der Juden dar, indem sie die Forderung erhoben, auf die große Einstiegshürde ins Judentum - die Beschneidung - zu verzichten, um es damit für alle an Jesus glaubenden Juden mit missionarischer Zielsetzung im Hinblick auf den heidnischen Zuwachs zu öffnen. (Allerdings galten die »Gottesfürchtigen« wegen ihres Festhaltens an den übrigen Regeln jüdischer Lebensart dem neu und zahlreich in die Gemeinde Jesu Christi hinzufließenden Strom von Heiden als eine traditionalistische Minderheit.)

Die »e[qnh« der urchristlichen Gemeinden104 sind höchstwahrscheinlich solche »Gottesfürchtige« gewesen. Sie waren von den christlichen Missionaren leicht und zahlreich für den Glauben an Jesus Christus zu gewinnen. (Besonders einfach konnte dies nach der Vertreibung der Juden aus Rom geschehen.) Diese Entwicklung wurde von den Vorstehern der jüdischen Synagogen als Affront, als zielgerichtete Abwerbung ausgelegt. Sie hatten sich mit viel Engagement und über lange Zeiträume um den Nachwuchs aus den heidnischen Kreisen abgemüht, der auch immer finanzielle Unterstützung und gesellschaftliche Anerkennung durch die höherstehenden Kreise bedeutete. Der Erfolg dieser Bemühungen wurde nun in Frage gestellt. Außerdem empfand man es als unerträglich, dass die christlichen Missionare Juden und »Gottesfürchtige« gleichermaßen und ohne Unterschied zur Bekehrung zum Evangelium von Jesus Christus aufriefen.

Nach der Vertreibung der Juden musste die sich neu entwickelnde Gemeinde auch neue Organisationsstrukturen schaffen; sie trat aus dem Schatten der Synagoge heraus. So war sie dem üblichen Misstrauen der Römer allen fremden Formen des »Aberglaubens« gegenüber stärker ausgesetzt. Erschwerend kam hinzu, dass Kaiser Gaius Julius Cäsar (der 44 v. Chr. ermordet worden war) ein Gebot erlassen hatte, demzufolge sich alle Vereine der privaten und öffentlichen politischen Agitation enthalten sollten. Bei Zuwiderhandlung wurde die sofortige Auflösung des Vereins in Aussicht gestellt.

Die hohe Wertschätzung der römischen Gemeinde als Verkünder des Glaubens „ in der ganzen Welt “ in Röm 1,8 lässt sich nur durch ein zahlenmäßig starkes Wachstum erklären. Die vertriebenen Judenchristen hatten Paulus über die Lage in Rom auf dem Laufenden gehalten. So setzte er große Erwartungen in dieses sich neu entwickelnde Zentrum der Christenheit und wollte es als Startpunkt für die beabsichtigte Mission in den Westen verwenden.

Röm 16 lässt vermuten, dass sich das Leben der römischen Christen in eigenständigen und voneinander räumlich getrennten Hausgemeinden abspielte. So gab es verschiedene Haushalte, in denen die Gläubigen zusammen beteten und Gottesdienste feierten: ganz sicher im Haus von Priska und Aquila.105 Sie waren römische Judenchristen und haben mit Paulus zusammen die Gemeinde in Korinth aufgebaut.106 Durch sie hat er höchstwahrscheinlich andere aus Rom vertriebene Christen kennengelernt, so Maria, Andronikus und Junia(s), Ampliatus, Stachys, Rufus und dessen Mutter. Nach Apg 18,18f.26 107 sind sie zwar mit ihm nach Ephesus gegangen, aber es ist gut möglich, dass sie zusammen mit anderen Christen nach Beendigung der Wirksamkeit des Vertreibungsediktes nach Rom zurückgekommen sind. Man kann als sicher annehmen, dass Paulus die Grußliste von Röm 16 aus Bekannten der Zeit der gemeinsamen Arbeit im Osten zusammengestellt hat. Man traf sich in den Häusern der begüterten Christen, in denen sich dann die ersten Gemeindestrukturen etablierten. Dieser dezentrale Gemeindeaufbau entsprach der Leitungsstruktur der stadtrömischen Juden, die ebenfalls in eine Vielzahl von Synagogen aufgeteilt waren, die sich in den verschiedensten Teilen der Stadt befanden; einige von ihnen lagen in Trastevere, die Mehrheit war über die ganze Stadt verstreut. Kollegiale Leitungsstrukturen, die den Hausgemeinden übergeordnet waren, gab es noch nicht. Es ist anzunehmen, dass Paulus in seiner Grußliste die Vorsteher der Hausgemeinden grüßt, so Andronikus und Junia(s)108, Urbanus109, Apelles110 und Aristobul111, Narzissus112, Tryphäna und Tryphosa113, Persis114 undandere. Die reicheren Christen sammelten in ihren Häusern die (ärmeren) Gemeindeangehörigen der Umgebung. Dort wurden die Gottesdienste gefeiert.

In Röm 15,7 ermahnt Paulus die einzelnen Hausgemeinden, einander anzunehmen, wie Christus sie angenommen hat. Daraus ergibt sich die berechtigte Frage, ob die einzelnen Hausgemeinden überhaupt schon ein stadtübergreifendes Gemeindebewusstsein entwickelt hatten. Da aber Paulus als Adressat des Briefes alle Christen von Rom gewählt hat (Röm 1,7), beabsichtigte er wohl, dass sein Brief zwischen diesen Hausgemeinden herumgereicht werden würde. Vielleicht hat ihn auch Phöbe, die den Brief überbrachte (Röm 16,1f), in einer größeren Gemeindeversammlung vorgelesen.

Durch die Begegnung der zurückgekehrten Judenchristen115 mit den ansässigen Heidenchristen gab es weitere massive Anpassungsschwierigkeiten, zusätzlich zur Kritik der Juden, die aus Rom vertrieben worden waren. Schon die in Rom wohnenden Heidenchristen waren verschiedener Meinung über das Werk des Paulus, viel stärker jedoch zweifelten die nach Rom Zurückgekehrten. Es gab unter ihnen verschiedene Auffassungen über den Umfang der jüdischen Gesetze, die von den Christen noch beobachtet werden sollten. Nur darüber, dass die Beschneidung nicht mehr notwendig war, bestand Einheit. Aber was war mit den anderen Geboten und Vorschriften? Die einen wollten sie bewahren, die anderen lehnten dies als ganz rückständig ab. Daraus entstand der Konflikt zwischen den »Starken« und den »Schwachen«.

Von Petrus in Rom ist wenig bekannt. Mit Sicherheit kann man nur behaupten, dass er in der Stadt war (doch sicher erst in der Zeit nach dem Römerbrief [55/56]) und dort als Märtyrer gestorben ist (wahrscheinlich unter Kaiser Nero [54-68] im Jahre des Stadtbrandes, 64 n. Chr.). Von einer Tätigkeit und einer leitenden Funktion in der Gründungsphase der Gemeinde ist nichts überliefert. Anderenfalls hätte Paulus ihn in seinem Brief an die ihm unbekannte Gemeinde, die er in Röm 1,8; 7,1 und 15,14 persönlich anspricht, nicht übergehen dürfen (während er Petrus an anderen Stellen116 mehrmals erwähnt). Wäre Petrus aber später, zur Zeit der Abfassung des Römerbriefes in Rom gewesen, dann hätte Paulus ihn in der langen Grußliste Röm16 erwähnt.

2.6. Der Römerbrief als Rechenschaftsbericht - Thema und Bedeutung

117 Auch wenn der Römerbrief oben als »Evangeliumsbrief« charakterisiert worden ist, so wird man doch nicht die Auffassung teilen können, er sei so etwas wie ein »Katechismus für alle Zeiten« oder ein »Theologisches Kompendium des christlichen Glaubens«118. Zum einen fehlen manche wichtige Themen wie z.B. die Eucharistie (für einen Katechismus undenkbar!), zum anderen ist er - unbeschadet seiner theologischen Fülle - doch in Form eines Briefes verfasst, der seine Theologie in Rede und Gegenrede kleidet. Paulus schreibt zu konkreten Menschen in einer ganz bestimmten historischen Situation. Der römischen Christengemeinde wäre nur wenig gedient worden, wenn Paulus über ihren Verständnishorizont hinaus und vorbei an ihren existentiellen Fragen allgemeine theologische Probleme behandelt hätte. Deshalb wählte er die briefliche Form der Darstellung seiner theologischen Gedanken und hat damit ein allzeit aktuelles Vorbild geschaffen.

Auch heute noch, im 21.Jahrhundert, kann ein Zeuge für den christlichen Glauben, der Rechenschaft ablegen will von der Hoffnung, die ihn erfüllt, diesbezüglich von Paulus lernen. Er wird - angefragt durch die konkreten Nöte der Zeit - konkrete Antworten geben müssen, die sich aus den authentischen Offenbarungsquellen des christlichen Glaubens ableiten lassen und doch hier und heute (hic et nunc) überzeugen, aufbauen, heilen und helfen können. Nur so kann die Glaubensverkündigung wieder die Überzeugungs- und Durchschlagskraft, die sie in der Zeit der Urchristenheit besaß, zurückgewinnen.

Anfang und Ende des Römerbriefes verweisen aufeinander und bilden eine Klammer um den gesamten Briefkorpus (Röm 1,1-5; Röm 16,25-27). Paulus bekennt, dass ihm das Evangelium von Christus Jesus, der die Gerechtigkeit und das Heil Gottes ist, um Juden und Heiden zu retten, anvertraut ist. Er stellt die Gottesgerechtigkeit, die Heil für Juden und Heiden schafft (Röm 1,16f), in den einzelnen Kapiteln in Form eines großartigen Dialoges dar, den er mit den Christen Roms führt. In den einzelnen Antworten ist das sogenannte »paulinische Evangelium« enthalten, das von vielen Seiten kritisiert wird, besonders von den Juden und den Judenchristen. Nun steht er am Beginn einer neuen Missionsetappe (Röm 15,23f) und möchte der römischen Christengemeinde eine Art Zusammenfassung seines gepredigten Evangeliums, einen Rechenschaftsbericht, vorlegen. Dies gibt ihm die Möglichkeit der schriftlichen Verteidigung und Begründung seiner Meinung.

Doch die Pläne des Paulus sollten sich nicht ganz erfüllen. Er kam zwar nach Rom, aber nicht als freier Mensch, sondern als Gefangener (Apg 28,16-31). Anfang der sechziger Jahre wurde Paulus unter Kaiser Nero hingerichtet.119 So wurde Paulus inmitten seiner Missionstätigkeit gestoppt, und der Brief, der seine Weiterreise in den Westen (nach Spanien) vorbereiten sollte, ist zu seinem Testament geworden.

Alle Menschen, die Paulus gut kannten, haben ihn von zwei Seiten erlebt. Sie kannten seine mächtigen und starken Briefe und mussten immer wieder seine körperliche Schwachheit erleben, die sich auch in einer relativ schwachen Rede auswirkte.120 Durch die Angriffe seiner Gegner wurde Paulus gedrängt, sich so klar und unmissverständlich in seinem Brief an die Römer auszudrücken, dass er damit ein einzigartiges theologisches Standardwerk geschaffen hat. Der Römerbrief ist - besonders durch seine Gedanken der Rechtfertigung - für Martin Luther und damit für alle protestantischen Kirchen zum Fundament des Glaubens geworden.121 Nirgendwo in der Heiligen Schrift ist klarer und prägnanter ausgesagt, was das Evangelium für die Christen tatsächlich bedeutet. Paulus erwähnt seine Lehre in Röm 6,17. Diese Lehre ist das Evangelium, die gute Botschaft, die von den zwölf Aposteln in aller Welt verkündet wurde (1Kor 15,3-5).

In den »Traditionstexten« des Römerbriefes, die sich bis nach Jerusalem zurückverfolgen lassen, wird ein für alle Mal deutlich erklärt, wie sich Jesus selbst verstanden hat, welche Bedeutung er selbst seinem Opfertod am Kreuz auf Golgotha zumessen wollte (Röm3,25f). Jesus ist der Menschensohn, der Messias, der von JHWH als Gottesknecht gesandt wurde (Jes 52,13-53,12) und in seinem Opfergang ans Kreuz die Juden und die Heiden mit Gott versöhnte.122 Ob Paulus Traditionsformeln verwendet123 oder selbst formuliert, er hat das Evangelium in Übereinstimmung mit den anderen Aposteln treu bewahrt.124 Paulus gibt eine gültige Interpretation des Lebens und Sterbens Jesu, die sich die Urkirche zu eigen gemacht hat und die in die Kirchen- und Konziliengeschichte als alles bestimmendes Fundament eingeflossen ist.

2.7. Der Römerbrief als »Testament« des Paulus

125 Paulus berührt im Römerbrief eine große Anzahl von Themen, die er schon in anderen Briefen vorher ausgeführt hat. Dieser Brief sammelt nun - da die aktuelle Situation es erfordert - wichtige Themen seiner früher verfassten Briefe und kompiliert sie neu zusammen. Der Römerbrief stellt so eine Art geistige Zusammenfassung oder Rückschau über das Lebenswerk des Paulus dar. Er schreibt ihn ca. 8Jahre vor seinem Tod, der auf 64 n. Chr. zu datieren ist, in Rom als seinen wahrscheinlich letzten Brief.126 Deshalb kann der Römerbrief auch zu Recht als „Testament des Paulus“127 gelten. Es lassen sich folgende Parallelen zu vorherigen Briefen auflisten:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Über diesen Vergleich mit den beiden Korintherbriefen hinaus ist die Nähe zum Galaterbrief so offensichtlich, dass auf eine enge zeitliche Nähe von Galaterbrief und Römerbrief geschlossen werden muss. In keinem der anderen Paulusbriefe außer diesen beiden ist die sogenannte »Rechtfertigungslehre«128 explizit ausgeführt. Implizit enthalten ist sie schon in dem christlich-traditionellen Wort von 2Kor 5,21 129.

An der Entwicklung der Gedanken im Galaterbrief ist deutlich abzulesen, dass sich die klare Formulierung der Rechtfertigungslehre erst durch die Herausforderung der judaistischen Gegner des Paulus herauskristallisiert hat. Im Römerbrief hat Paulus dann diese Gedanken wiederum zitiert - jedoch unter dem Vorzeichen der Einheit von Juden und Heiden. Am parallelen Aufbau beider Briefe kann man deutlich die Abhängigkeit des Römerbriefes vom Galaterbrief nachweisen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

In der Abfolge der Gedanken ist besonders in Röm 3,19-4,25 und Röm 8 der Galaterbrief zu erkennen, während Röm 1,18-3,18; Röm 5-7 und Röm 9-11 neu hinzukommende Passagen sind. Darin antwortet Paulus auf die jüdischen Einwände. „Aus der Polemik des Galaterbriefes ist im Römerbrief eine umfassende Apologie geworden, die über die örtlich-situationsbedingte Bedeutung des galatischen Konflikts hinaus eine gesamtkirchlich-allgemeine Bedeutung gewonnen hat.“130

Bei der Plazierung des Galaterbriefes vor dem Römerbrief stößt man auf ein zentrales Problem der exegetischen Diskussion der letzten Jahre: Das Gesetzesverständnis des Galaterbriefes im Verhältnis zum Römerbrief. H. Hübner131 sieht erhebliche Differenzen zwischen der paulinischen Argumentation im Gal und Röm. Im Gal diene das Gesetz vor allem dazu, Übertretungen herauszufordern (Gal3,19a), Paulus werte es aber als Engelsgesetz ab (Gal3,19b) und schätze es gänzlich negativ ein. Im Röm hingegen führe es zur Sündenerkenntnis (Röm 3,20; 7,7), denn es ist heilig, gerecht und gut (Röm 7,12). Die Unterscheidung zwischen der »aJmartiva« als der eigentlichen Unheilsmacht und dem »novmo"«, wobei Paulus zwischen der ursprünglichen und der faktischen Funktion unterscheide, ist so im Gal nicht vorhanden. Aus diesen und anderen Beobachtungen folgert Hübner eine längere theologische Entwicklung des Apostels in der Zeitspanne zwischen beiden Briefen. Für U.Wilckens stellte sich die Frage nach dem Gesetz erst durch das Auftreten der judaistischen Gegner in Galatien.132 Vorher galt als (meist) selbstverständliche Grundlage der paulinischen Gemeinden die Gesetzesfreiheit. Im Gal und Phil nehme Paulus noch eine harte Kampfposition gegen die Heilsbedeutung des Gesetzes ein, im Röm ändere er seine Meinung dazu jedoch wesentlich. Gemäß dem Anlass des Briefes charakterisiere der Apostel hier sein Gesetzesverständnis in umfassender Weise und bilde sich ein abgewogenes Urteil. Bis heute ist die Frage sehr umstritten, ob Paulus die Gesetzesthematik erst aufgrund der entsprechenden Forderungen seiner Gegner im Gal, die die Beschneidung forderten, vom Neben- zum Hauptthema machte. J.Becker133 sieht die Rechtfertigungslehre des Gal und Röm in sachlicher Übereinstimmung mit der Kreuzestheologie des 1Kor, die Rechtfertigungslehre aktualisiere dann das Anliegen der Kreuzestheologie.

2.8. Gliederung

134 Auf den ersten Blick lassen sich zwei Hauptteile unterscheiden: Der erste Teil (Kapitel 1-11) ist eher theoretisch angelegt, der zweite Teil (Kapitel 12-15) aber mit ganz konkreten Antworten und Weisungen für das Leben der römischen Christengemeinde gefüllt. Daraus kann man ablesen, dass Paulus gut über die Lage in Rom Bescheid wusste. Persönlich steht Paulus eher auf der Seite der heidenchristlich lebenden Partei, aber er setzt sich im 14. Kapitel vorbildlich für die Partei der »Schwachen« ein. Er fordert von den »Starken« Rücksichtnahme in Bezug auf den Lebensstil der Minderheit. In der Gemeinde Jesu Christi sollen und dürfen verschiedene Lebensformen beheimatet sein, und das bedeutet eben auch das volle »Ja« zum jüdischen Stil!

Im ersten Hauptteil legt Paulus die theologischen Grundlagen. In Röm 1,16f beginnt er mit der Darlegung der universalen Offenheit des Evangeliums für alle Nationen. Sein Wunsch ist eine geeinte Kirche aus Juden und Heiden. Hier reagiert Paulus auf die schweren Vorhaltungen der strengeren Judenchristen. Zum einen beruhten sie auf (unbeabsichtigten oder auch gezielt aufgebauten) Missverständnissen, zum anderen aber resultierten sie aus den tatsächlich vorhandenen Lehrunterschieden. Auf diese Differenzen geht Paulus ganz ausführlich und präzise ein. Der Hauptvorwurf, der Paulus gemacht wurde, war folgender: Er, ein jüdischer Apostat, würde einseitig und unverhältnismäßig stark den Glauben an Jesus Christus betonen und darüber die Wirklichkeit Israels ganz vergessen. Dadurch würde er den Glauben Israels an seine Erwählung untergraben und als Folge davon dem Gesetz mit seinem Ethos schweren Schaden zufügen (Röm 3,1-8).

Tatsächlich war Paulus durch Gottes Führung in seinem Leben zu dieser wichtigen Weichenstellung gekommen, die Evangeliumsverkündigung bei den Heiden nicht an eine Konversion zum Judentum zu binden. Durch einen Verzicht auf das von Gott gegebene Bundeszeichen der Beschneidung und auf eine strenge Tora-Observanz wurde die christliche Kirche über die Grenzen des Judentums hinausgeführt. Dadurch sieht sich Paulus dem Vorwurf ausgesetzt, dass die Tora durch den Glauben an Christus aufgehoben werden könnte (Röm 3,31). Doch er kann ihn wirkungsvoll entkräften. Denn genau das Gegenteil ist der Fall, erst durch den Glauben an Christus kann das Gesetz mit seiner ganzen Tragweite erfüllt werden.135 Kein einziger Mensch vor Christus konnte das Gesetz halten, auch nicht die größten Propheten oder Könige,136 denn: „ alle haben gesündigt und erlangen nicht die Herrlichkeit Gottes 24und werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist. “ (Röm 3,23f). Auf die Frage der Wichtigkeit der Erwählung Israels durch den Gott der Väter, den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, antwortet Paulus in Röm 9-11: Der Gott Jesu Christi ist auch der Gott Abrahams (Röm 4), so sollen sich die Glieder der christlichen Gemeinde durch alle Jahrhunderte stets bewusst sein, dass sie, als eschatologische Heilsgemeinde, die aus Juden und Nichtjuden besteht, im Bild des Ölbaums natürliche und eingepfropfte Zweige darstellen, die auf derselben Wurzel wachsen. Und so sollen beide Arten von Zweigen wissen, dass sie durch die Wurzel geheiligt sind;137 und sie sollen die Wurzel, die Geschichte Gottes mit seinem auserwählten Bundesvolk Israel, wie sie im sogenannten »Alten Testament« überliefert ist, achten und ehren, denn „ du trägst nicht die Wurzel, sondern die Wurzel dich. “ (Röm 11,18).

Es ist schlechthin undenkbar, dass die Überlegungen, Argumentationen und Diskussionen von Paulus in den Kapiteln 1-11 nur dazu dienen sollen, eine Begründung für die sich ab Kapitel 12 anschließenden paränetischen Weisungen zu geben, die letztlich darauf hinauslaufen, dass die verschiedenen Gruppierungen in Rom mit ihren entsprechenden Lebensstilen einander annehmen und (er)tragen sollen. In dem großartigen Dialog des Paulus mit dem Judentum durch elf lange Kapitel voll von hochtheologischem Inhalt gäbe es ein Zuviel an Argumenten, die in der Beantwortung des römischen Streites bei weitem nicht benötigt würden. Anderenfalls würde der Eindruck entstehen, hier hätte Paulus mit „Kanonen auf Spatzen geschossen“. Um den tieferen Grund für diesen ersten wichtigen Briefteil herauszufinden, muss man bedenken, dass sich Paulus auf seinen Besuch nicht nur in Rom, sondern - und das hat ihm sicher viel mehr Kopfzerbrechen bereitet - auch in Jerusalem vorbereitete. Dort sollte er auch seine Kollekte übergeben (s.o.). Mit der Formulierung des ersten Briefteiles hatte sich Paulus nun geistigerweise dafür gerüstet. Er legte sich die Argumentationen zurecht, die er brauchen würde, wenn er über das so gespannte und belastete Verhältnis der Judenchristen zu den Heidenchristen Stellung nehmen müsste. Ja, er vertrat die Position der universalen Öffnung des Evangeliums hin zu allen Völkern, aber er beharrte auch fest auf seiner Grundlegung in Israel, dessen Erwählung geradezu die Wurzel des ganzen Heilsgeschehens darstellt.

So oder ähnlich wird sich Paulus auch dann in Jerusalem gerechtfertigt haben. Als »Brief an die Römer« ließ er diesen »Rechenschaftsbericht« auch der römischen Gemeinde zukommen, die, wie schon beschrieben, auf verschiedenen Kanälen schlimme Gerüchte und Verleumdungen über ihn vernommen hatte und der Paulus auf diese Weise eine Antwort vorausschickte. Durch seinen Reiseplan, der ihn erst nach Jerusalem, dann aber nach Rom führte, bestätigte Paulus abermals seine ökumenische Vision, in der er die Juden- und Heidenchristen zusammenfügen wollte.138

Als Leser des Römerbriefes kann man die erstaunliche Entdeckung machen, dass Paulus bei aller hohen, zeitlos gültigen Theologie, die er verfasst hat, doch nie den Kontakt mit dem tatsächlichen, realen Leben, dem Alltag der Kirche, verliert. So lassen sich aus seinen theologischen Kernsätzen, die immerhin die Grundlage für die kirchliche Dogmenentwicklung bilden, bis heute ebenso konkrete Schlussfolgerungen für das christliche Leben ableiten.

2.8.1. Gesamtbrief

139 Der Römerbrief lässt sich in seiner Gesamtheit wie folgt gliedern:

· Briefeingang (1,1-17)

I. Argumentative Entfaltung des Evangeliums:

Gottes Heil für alle, Juden und Heiden (1,18-11,36)

1- Die Heillosigkeit der Welt ohne das Evangelium (1,18-3,20)
2- Die Eröffnung des Heils im Evangelium (3,21-5,21)
3- Befreit zum Gehorsam durch das Evangelium (6,1-8,17)
4- Die Gewissheit der Hoffnung in allem Leiden (8,18-39)
5- Heil für »ganz Israel« (9,1-11,36)

II. Die Praxis des Evangeliums

Weisungen für das Leben der Gemeinde (12,1-15,13)

1- Grundsätzliche Weisungen (12,1-13,14)
2- Konkrete Weisungen (14,1-15,13)

- Briefschluss (15,14-16,24)

- Lobpreis Gottes (16,25-27)

2.8.2. Kapitel 9-11

140 Das Gesamtthema dieses Abschnittes ist: Heil für ganz Israel. Paulus versucht, die Krise des jüdischen Volkes in den drei Kapiteln 9-11 theologisch zu behandeln und heilsgeschichtlich einzuordnen. Da seine Überlegungen so konzentriert und genau bemessen auf die Worte der atl. Schrift bezogen sind (die damit eine neue Auslegung erfahren), ist es sehr wahrscheinlich, dass sie schon lange zum geistigen Inventar des Paulus gehörten und nicht erst im Moment der schriftlichen Anfertigung des Römerbriefes erwogen worden sind. Sicherlich wurde diese Thematik vom Apostel oft und eingehend in seinen Gedanken und Worten an die Gemeinden behandelt, war sozusagen eine seiner »Dauersorgen«. Er schickt eine persönlich gehaltene Einleitung voran, um seine flehende Verkündigung am Ende mit einem wie ein Jubelruf klingenden Lobpreis Gottes, der eine tiefe Zuversicht begründen will, in fröhlich-gelassener Glaubensgewissheit zu beenden.

Im Rückblick von Kapitel 9 spricht er von der Vertrauenswürdigkeit des vorzeiten an Israel ergangenen Gotteswortes. Dabei werden die Verheißungen Gottes an die Väter erwähnt. Danach besinnt sich Paulus im 10. Kapitel auf die Gegenwart: Er legt die Gründe für das gegenwärtige Scheitern des Evangeliums in Israel dar. Hierbei wird der nur kleine Rest Israels erwähnt, der die frohe Botschaft angenommen hat. Im 11. Kapitel malt Paulus ein Bild von der Zukunft: Es geht um Heilsgewissheit für Israel in späteren Zeiten: Wenn die Vollzahl der Heiden zum Evangelium gekommen ist, dann wird sich auch Israel bekehren.

Die Kapitel 9-11 sind auf keinen Fall eine eigenständige Abhandlung, die lediglich an die vorangegangenen Kapitel angefügt worden ist. Die Verbindung zum vorausgehenden Text kann durch mehrere Brückenglieder nachgewiesen werden. In Röm9,6 wird die Frage von Röm3,1-4 erneut aufgenommen.141 Paulus beginnt nun mit einer sehr ausführlichen Antwort und zwar mit dem Bezug auf die aktuelle Situation in Israel, welches das Evangelium verworfen hat und sich dadurch implizit vom Heil ausschließt. Jedoch ist ihm von Gott die Erwählung zugesichert (Röm9,4f), und Gott steht zu seinem Wort (Röm9,6). In Röm9,14 wird die Frage von Röm3,5, ob bei Gott Ungerechtigkeit zu finden sei, wiederholt.

Auf die in Röm3,1-8 gestellten Fragen antwortet Paulus in zwei Etappen: Zum Ersten mit den Kapiteln 6-8 und zum Zweiten mit den Kapiteln 9-11. Beide Abschnitte sind also parallel strukturiert.

[...]


1 Zu der Einteilung: »Altes Testament«/»Neues Testament«, die im Christentum eine lange Tradition hat und daher auch in dieser Arbeit verwendet wird, sei ergänzend auf die hilfreichen Gedanken von E. Zenger, Einleitung, 14f, verwiesen: Die Bezeichnung »Altes Testament« muss nicht unbedingt eine negative Nebenbedeutung haben. „So lange »alt« im Sinne von Anciennität (altehrwürdig, kostbar, bewährt) und Ursprung seine positiven Konnotationen behält, kann die Bezeichnung gewiss akzeptabel bleiben, zumal sie selbst »alt« ist. Und wenn man sich bewusst macht, dass dies eine spezifisch christliche Bezeichnung ist, die daran erinnert, dass es das Neue Testament nicht ohne das Alte Testament gibt, kann man sie als legitimen Appell an die fundamentale Wahrheit hören, dass die christliche Bibel aus zwei Teilen besteht, deren Gemeinsamkeit und Differenz zugleich (Kontinuität und Diskontinuität) festgehalten werden muss. Freilich muss man sich daran erinnern, dass dies eine Bezeichnung ist, die weder dem Selbstverständnis des Alten Testaments entspricht noch dem jüdischen Verständnis dieser Schriften angemessen ist. Als solche ist sie anachronistisch und, wie die Rezeptionsgeschichte im Christentum zeigt, der Auslöser permanenter Missverständnisse. Deshalb müsste sie eigentlich immer in Anführungszeichen gesetzt - oder durch eine andere Bezeichnung ersetzt oder zumindest ergänzt werden. Diese korrigierende Funktion könnte von der Bezeichnung »Erstes Testament« ausgeübt werden.“

Die Bezeichnung »Erstes Testament« ist biblisch besser zu belegen als »Altes Testament:

Lev 26,45 (nur LXX): »kaiV mnhsqhvsomai aujtw'n th'" diaqhvkh" th'" protevra"«

Hebr 8,7: »Eij gaVr hJ prwvth ejkeivnh h\n a[mempto", oujk a]n deutevra" ejzhtei'to tovpo".«

Hebr 9,1: »Ei\ce meVn ou\n (kaiV) hJ prwvth dikaiwvmata latreiva" tov te a{gion kosmikovn.«.

2 Übersetzung unter Zuhilfenahme von Th. Seidl, Schöpferwort, 265.

3 Vgl. ebd., 261ff.

4 Hebräisch: »rb*d`«; aramäisch: »ar`m=ym@«; griechisch: »lovgo"«.

5 Weish 18,14-16: „ Als tiefes Schweigen das All umfing und die Nacht bis zur Mitte gelangt war, 15da sprang dein allmächtiges Wort vom Himmel, vom königlichen Thron herab als harter Krieger mitten in das dem Verderben geweihte Land. 16Es trug das scharfe Schwert deines unerbittlichen Befehls, trat hin und erfüllte alles mit Tod; es berührte den Himmel und stand auf der Erde.

Das göttliche Wort, nämlich der Vernichtungsbeschluss Gottes, wird hier personifiziert; in Offb19,11-21 zieht Christus, der «das Wort Gottes» heißt, vom Himmel zum Vernichtungskampf gegen die feindlichen Könige aus.

6 Vgl. Th. Seidl, Schöpferwort, 274, Anm. 8: In V. 1b liegt ein asyndetischer Relativsatz oder ein untergeordneter Temporalsatz vor, in V. 2a-c ein dreigliedriger untergeordneter modaler Umstandssatz als Parenthese. V. 3a bildet zusammen mit V. 1a den übergeordneten Hauptsatz.

7 Gen 1,3.6.9.11.14.20.24.26

8 Vgl. W. Kern, Schöpfungsglauben, 470f.

9 Ebd., 471.

10 1Clem 27,4 (Erläuterung zum 1. Clemensbrief im Literaturverzeichnis): Gott „erstellte durch das Wort seiner Macht das All“;Augustinus, De musica 6,11,29: „carmen universitatis“;Augustinus, De civitate Dei 11,18: „pulcherrimum carmen“; (S. 170)Bonaventura, II Sent. 13,1,2 (ed. Quaracchi 2,316): „Divinae autem dispositioni placuit, mundum quasi carmen pulcherrimum quodam decursu temporum venustare.“

11 Hugo von St. Victor, De arca Noe morali 16: „Das Wort sagt also das Wort, nämlich das Wort, das gemacht wurde, das Wort, das es machte ... das schöne Wort das schönste Wort ... das geschaffene Wort das nicht geschaffene, sondern geborene Wort ...“

12 M. Luther, WA 42,17,15-23: „Sed monendum hic etiam illud est: Illa verba »Fiat lux« Dei, non Mosi verba esse, hoc est, esse res. Deus enim vocat ea, quae non sunt, ut sint, et loquitur non grammatica vocabula, sed veras et subsistentes res, ut quod apud nos vox sonat, id apud Deum res est. Sic Sol, Luna, Coelum, terra, Petrus, Paulus, Ego, tu ect. sumus vocabula Dei, imo una syllaba vel litera comparatione totius creaturae. Nos etiam loquimur, sed tantum grammatice, hoc est, iam creatis rebus tribuimus appellationes. Sed Grammatica divina est alia, nempe ut, cum dicit: Sol splende, statim adsit sol et splendeat. Sic verba Dei res sunt, non nuda vocabula.“

Vgl. dazu auch: Röm 4,17: „ - wie geschrieben steht: ‘Ich habe dich zum Vater vieler Nationen gesetzt- vor dem Gott, dem er glaubte, der die Toten lebendig macht und das Nichtseiende ruft, wie wenn es da wäre. “-»et vocat quae non sunt tamquam ea quae sunt«.

13 Vgl. W. Eichrodt, Theologie des AT, 32ff.

14 Dtn 1,18; 12,28; 15,15; 24,18; 28,14; 30,14.

15Und der HERR streckte seine Hand aus und rührte meinen Mund an, und der HERR sprach zu mir: Siehe, ich lege meine Worte in deinen Mund. 10Siehe, ich bestelle dich an diesem Tag über die Nationen und über die Königreiche, um auszureißen und niederzureißen, zugrunde zu richten und abzubrechen, um zu bauen und zu pflanzen.

16Denn wie der Regen fällt und vom Himmel der Schnee und nicht dahin zurückkehrt, sondern die Erde tränkt, sie befruchtet und sie sprießen lässt, dass sie dem Sämann Samen gibt und Brot dem Essenden, 11so wird mein Wort sein, das aus meinem Mund hervorgeht. Es wird nicht leer zu mir zurückkehren, sondern es wird bewirken, was mir gefällt, und ausführen, wozu ich es gesandt habe.

17 Einleitung des Gesetzbuches: Dtn 1-3.

18 Dtn 7,8; 8,18; 9,5; Jos 21,44; 23,14.

19 1Kön 2,4; 8,20; 11,12f.32.36; 15,4; 2Kön 8,19; 2Chr 21,7; 23,3; Ps 89,2ff.20ff; 132,10ff.

20 Dtn 18,15.18 und die Darstellung der Gesetzesverkündigung als ein Mitteilen der »<yr]b*D+«: Dtn 1,18; 4,2; 6,6; 12,28; 13,1; 15,15; 24,18.22; 28,14; 30,1; 32,46.

21 Dtn 30,11-14: „ Denn dieses Gebot, das ich dir heute gebiete, ist nicht zu wunderbar für dich und ist dir nicht zu fern. ... 14Sondern ganz nahe ist dir das Wort, in deinem Mund und in deinem Herzen, um es zu tun. “; Dtn 32,47: „ Denn nicht ein leeres Wort ist es für euch, sondern es ist euer Leben. Und durch dieses Wort werdet ihr eure Tage verlängern in dem Land, in das ihr über den Jordan zieht, um es in Besitz zu nehmen.

22 W. Eichrodt, Theologie des AT, 34.

23 Vgl. E. Schick, Wort, LThK2, Bd. 10, Sp. 1229f.

24 Gen 1,3; Ps 148,8: „ Feuer und Hagel, Schnee und Nebel, Sturmwind, der sein Wort vollzieht! “; Jes 40,8: „ Das Gras ist verdorrt, die Blume ist verwelkt. Aber das Wort unseres Gottes besteht in Ewigkeit. “; Jer 23,28: „ Der Prophet, der einen Traum hat, erzähle den Traum! Wer aber mein Wort hat, rede mein Wort in Wahrheit! Was hat das Stroh mit dem Korn gemeinsam? spricht der HERR. 29Ist mein Wort nicht brennend wie Feuer, spricht der HERR, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmettert?

25 Gen 27,34-38; Jos 6,26 Þ 1Kön 16,34; Num 22-24 (Der Segen Bileams).

26 Ps 109,28: „ Sie mögen fluchen, du aber segne!

27 Vgl. W. H. Schmidt, »rb*D`«, ThWAT II, 128ff.

28 Ps 107,20: ».<t*otyj!V=m! fL@mëyw] <a@P*r+y]w+ orb*D+ jlëv=y]«-„ Er sandte sein Wort und heilte sie, er rettete sie aus ihren Gruben. “; Ps 147,15.18a: ».orb*D+ JWry` hr`h@m=-duë Jr\a* otr`m=a! j~l@VÅhë .<s@m=y~w+ orb*D+ jlëv=y]«-„ Er sendet seinen Spruch auf die Erde, sehr schnell läuft sein Wort. 18Er sendet sein Wort und schmelzt sie.Ps 33,6: ».<a*b*x=-lK* wyP! j~Wrb=W Wcu&n~ <y]mëv* hwhy rbëd+B!«-„ Durch des HERRN Wort sind die Himmel gemacht und all ihr Heer durch den Hauch seines Mundes.

29 Am 8,11f: „ Siehe, Tage kommen, spricht der Herr, HERR, da sende ich Hunger ins Land, nicht einen Hunger nach Brot und nicht einen Durst nach Wasser, sondern danach, die Worte des HERRN zu hören. 12Und sie werden wanken von Meer zu Meer und vom Norden bis zum Osten. Sie werden umherschweifen, um das Wort des HERRN zu suchen, und werden es nicht finden.Jes 9,7: ».la@r`c=y]B= lpën`w+ bqÅu&y~B= yn`dÅa& jlëv* rb*D`«-„ Ein Wort sendet der Herr gegen Jakob, und in Israel fällt es nieder. “; Jes 55,10f: ».wyT!j=lëv= rv#a& j~yl!x=h!w+ yT!x=pëj* rv#a&-ta# hc*u*-<a! yK! <q*yr} ylëa@ bWvy`-alÅ yP!m! ax@y} rv#a& yr]b*d+ hy\h=y] /K@«-„ Denn wie der Regen fällt und vom Himmel der Schnee und nicht dahin zurückkehrt, sondern die Erde tränkt, sie befruchtet und sie sprießen lässt, dass sie dem Sämann Samen gibt und Brot dem Essenden, 11so wird mein Wort sein, das aus meinem Mund hervorgeht. Es wird nicht leer zu mir zurückkehren, sondern es wird bewirken, was mir gefällt, und ausführen, wozu ich es gesandt habe. “;

Jer 5,14: ».<tël*k*a&w~ <yx!u@ hZ\hë <u*h*w+ va@l= ;yp!B= yr~b*D+ /t@nÄ yn]n+h!«-„ Darum, so spricht der HERR, der Gott der Heerscharen: Weil ihr dieses Wort redet, siehe, so will ich meine Worte in deinem Mund zu Feuer machen und dieses Volk zu Holz, und es soll sie verzehren. “;

Sach 9,1: »otj*n|m= qc#M#d~w+ Er`d+jë Jr\a#B= hwhy -rbëd+ ac*më«-„ Ausspruch, Wort des HERRN - im Land Hadrach und Damaskus ist sein Ruheplatz.

30 1Kön 16,1; 1Kön 17,2: ».rmÅal@ wyl*a@ hwhy -rbëd+ yh!y+w~«-„ Und es geschah das Wort des HERRN zu ihm. “; Sach8,1.

31 Jes 55,6ff; Ez 37,4: ». hwhy -rbëD+ Wum=v! tovb@y+hë tomx*u&h*«-„ Da sprach er zu mir: Weißage über diese Gebeine und sage zu ihnen: Ihr vertrockneten Gebeine, hört das Wort des HERRN!

32 Vgl. H. Fries, Fundamentaltheologie, 251: Das NT lebt vom Bekenntnis zu Jesus als Christus, und von dem Glauben an ihn. Also steht eine geschichtliche Person - Jesus Christus - im Zentrum des NT; sein Schicksal, seine Verkündigung, seine Taten, sein Anspruch, und besonders sein Leiden, Sterben und seine Auferstehung. Deshalb sind diese Schriften an der geschichtlichen Wirklichkeit außerordentlich interessiert. Es wird ein Glaube verkündet, der einen geschichtlichen Grund und Inhalt hat, ohne den er kein christlicher Glaube sein könnte.

33 Nach: P. STUHLMACHER, Römer, 11f; M. THEOBALD, Römer, 11ff.

34 Röm 16,22f; Apg 20,3f; 1Kor 1,14.

35 Gal 2,3f; Apg 15,1f.24.

36 Gal 2,11-14: „... 13Und mit ihm heuchelten auch die übrigen Juden, so dass selbst Barnabas durch ihre Heuchelei mit fortgerissen wurde. “; Apg 15,36-41.

37 Gal 1,6-8; Gal 3,1-3; Gal 5,7f; Gal 6,12.

38 Phil 3,2f; Phil 3,18f; 1Thess 2,2.

39 2Kor 11,4; 2Kor 11,19f.

40 2Kor8,19; Apg20,4.

41 Christen, die vom Heidentum zur Jesusbewegung kamen, waren den Juden zur Dankbarkeit verpflichtet. Sie hatten von ihnen die Heilige Schrift empfangen (das ist heute unser »Altes Testament«; es stand im Urchristentum an der Stelle, die bei uns das »Neue Testament« einnimmt). Darin waren z.B. der »Dekalog« enthalten, der Handlungsmaßstab für Millionen von Menschen geworden ist, die prophetischen Bücher mit den Verheißungen Gottes, das Gebetbuch der Psalmen und alles in allem eine Sprache, mit der man authentisch von Gott sprechen konnte. Das Judentum hatte die große Aufgabe erfüllt, eine messianische Erwartung zu vermitteln, das Warten auf den »Messias Gottes« und sein Reich, das nun in Jesus Christus tatsächlich angebrochen war.

42 Lk 24,53; Apg 2,46; 3,1; 5,20.

43 Apg 15,1; Gal 2,4; 6,12.

44 Vgl. die jakobinischen Klauseln: Apg 15,19f.28f; 21,15.

45 Röm 3,1-8; 6,1; 9,14.

46 Vgl. U. Schnelle, Einleitung, 135f.

4710Nur sollten wir der Armen gedenken, was zu tun ich mich auch befleißigt habe.

48 Röm 3,8.31a; 6,1.15; 7,7; 16,17f.

49 Vgl. F. Chr. Baur, Zweck, 147-266.

50 Die These von F. Chr. Baur wird von A. J. M. Wedderburn, Romans, aufgegriffen, der zwar mehrere Gründe für die Abfassung des Römerbriefes gelten lässt, der aber ebenfalls die Judenchristen in Rom für die eigentlichen Dialogpartner des Paulus hält, die ihn vorher beschuldigt hätten, sein Evangelium verletze die Gerechtigkeit Gottes.

51 Einen Überblick für Forschungszwecke kann man bei O. Kuss, Paulus, 178-204, bei W. Schmithals, historisches Problem, 24-52, und bei M. Kettunen, Abfassungszweck, 7-26, gewinnen. Wichtige Aufsätze sind abgedruckt bei K. P. Donfried, Romans.

52 Vgl. G. Klein, Römer, 129-144.

53 Vgl. G. Bornkamm, Römer, 136-139; J. Jervell, Jerusalem, 61-73; U. Wilckens, Abfassungszweck, 110-170.

54Ich ermahne euch aber, Brüder, durch unseren Herrn Jesus Christus und durch die Liebe des Geistes, mit mir zu kämpfen in den Gebeten für mich zu Gott, 31damit ich von den Ungehorsamen in Judäa errettet werde und mein Dienst für Jerusalem den Heiligen angenehm sei. “ In diesen beiden Versen geht es um ein Doppeltes: um Fürbitte für die Errettung vor den Ungläubigen in Judäa und die Bitte um die Annahme der Kollekte in Jerusalem. Warum nennt Paulus beide Anliegen in einem Satz? Die einzige überzeugende Erklärung für diesen inneren Zusammenhang besteht darin, dass die Feinde des Paulus aus dem Lager der Juden, die ihn schon seit der Zeit seiner Konversion zum Christentum, mehr aber noch wegen seiner Erfolge bei der Heidenmission hassten, eine Zusammenarbeit mit den Judenchristen in Jerusalem zu verhindern suchten, um den möglichen Erfolg seiner großangelegten und seit langer Zeit vorbereiteten Spendenaktion und der damit verbundenen Anerkennung zu vereiteln.

55 Vgl. M. Kettunen, Abfassungszweck; P. Stuhlmacher, Abfassungszweck.

56 Vgl. P. Stuhlmacher, Römer, 10f.

57 K. Haacker, Friedensmemorandum, 34.

58 Vgl. E. Lohse, Summa, 113ff.

59 C. Weizsäcker, Apostolisches Zeitalter, 440.

60 Ebd., 441.

61 Nach: M. Theobald, Römer, 21ff.

62 Röm 1,11: „ Denn mich verlangt sehr, euch zu sehen, damit ich euch etwas geistliche Gnadengabe mitteile, um euch zu befestigen.

63 Außer Rom existierte nur noch eine kleine Gemeinde in der Hafenstadt Puteoli (Apg 28,13f).

64 Eph 1,16-19: „ ...ich gedenke eurer in meinen Gebeten, 17dass der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch gebe den Geist der Weisheit und Offenbarung in der Erkenntnis seiner selbst. 18Er erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr wisst, was die Hoffnung seiner Berufung, was der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen 19und was die überschwängliche Größe seiner Kraft an uns, den Glaubenden, ist, nach der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke.

65 Röm1,1.5f.14; 15,15-19: „ 15... um euch zu erinnern wegen der mir von Gott verliehenen Gnade, 16ein Diener Christi Jesu zu sein für die Nationen, der priesterlich am Evangelium Gottes dient ...

66 Röm 1,6: „ ... unter denen auch ihr seid, Berufene Jesu Christi.“

67 Röm 15,17: „ Ich habe also in Christus Jesus etwas zum Rühmen in den Dingen vor Gott.

68 Vgl. H. Schlier, Römer, 7.

69 Deshalb wird man dem Römerbrief in keiner Weise gerecht, wenn man ihn als reine Kampfschrift des Paulus charakterisiert. Weit darüber hinaus stellt er ein Lehrschreiben grundsätzlichen Inhaltes dar.

70 Nach: U. SCHNELLE, Einleitung, 143ff.

71 Eine vollständige Auflistung des Befundes findet sich bei K. Aland, Gestalt, 287-290.

72Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi sei mit euch allen! Amen.

73Dem aber, der euch zu befestigen vermag nach meinem Evangelium und der Predigt von Jesus Christus, der nach der Offenbarung des Geheimnisses, das ewige Zeiten hindurch verschwiegen war, 26jetzt aber geoffenbart und durch prophetische Schriften nach Befehl des ewigen Gottes zum Glaubensgehorsam an alle Nationen bekanntgemacht worden ist, 27dem allein weisen Gott durch Jesus Christus, ihm sei die Herrlichkeit in alle Ewigkeit! Amen.

74 Kol 1,26f; 2,2; 4,3; Eph 1,9; 3,3f.9; 6,19; ebenso Jud 24f (!).

75 Gegen P. Stuhlmacher, Römer, 225-227, der V. 25-27 wieder zum authentischen Bestand des Römerbriefes zählt; vgl. demgegenüber D. Zeller, Römer, 251: „Der komprimierende Rückgriff auf den Briefanfang, die überhöhende Sicht des paulinischen Werkes und die mit den Deuteropaulinen verwandte Sprache machen es gewiss, dass in diesen letzten Versen ein Redaktor aus der Paulusschule dem Röm einen würdigen Ausklang gegeben hat, der rühmend den Blick auf Gott lenkt.“

76 Siehe auch die Antworten zur Frage nach der Schlussdoxologie bei H. J. Klauck, Antike Briefliteratur, 344.

77 Einen Überblick über die aktuelle Situation der Forschung bietet W. H. Ollrog, Abfassungsverhältnisse, 221-244.

78 Vgl. W. Schmithals, historisches Problem; W. Schmithals, Römer.

79 H. J. Klauck, Antike Briefliteratur, 230.

80 Nach: U. SCHNELLE, Einleitung, 148f; P. STUHLMACHER, Römer, 13ff; M. THEOBALD, Römer, 23ff.

81... der aus der Nachkommenschaft Davids gekommen ist dem Fleische nach 4und als Sohn Gottes in Kraft eingesetzt dem Geiste der Heiligkeit nach auf Grund der Totenauferstehung: Jesus Christus, unseren Herrn.

82Ihn hat Gott dargestellt zu einem Sühneort durch den Glauben an sein Blut zum Erweis seiner Gerechtigkeit wegen des Hingehenlassens der vorher geschehenen Sünden unter der Nachsicht Gottes; 26zum Erweis seiner Gerechtigkeit in der jetzigen Zeit...

83Jetzt aber ist ohne Gesetz Gottes Gerechtigkeit geoffenbart worden, bezeugt durch das Gesetz und die Propheten: 22Gottes Gerechtigkeit aber durch Glauben an Jesus Christus für alle, die glauben.

84 „[Jesus,] der unserer Übertretungen wegen dahingegeben und unserer Rechtfertigung wegen auferweckt worden ist.

85Das Gesetz aber kam daneben hinzu, damit die Übertretung überströmend werde. Wo aber die Sünde überströmend geworden, ist die Gnade noch überschwänglicher geworden.

86Sollten wir in der Sünde verharren, damit die Gnade überströme?

87Oder wisst ihr nicht, dass wir, so viele auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind?

88So sind wir nun mit ihm begraben worden durch die Taufe in den Tod ...

89... damit, wie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in Neuheit des Lebens wandeln.

90 Röm 1,8; 6,17; 15,14.

91 z.B.: Röm 3,31; 6,1f; 6,15; 7,7.

92 Vgl. F. Mussner, Jakobus, 14: Bei der Beurteilung der Beziehungen von Paulus zu Jakobus kann man davon ausgehen, dass beide polemisieren:1.) Paulus polemisiert gegen eine Rechtfertigung aus den Werken (des Gesetzes), Jakobus aber gegen eine Rechtfertigung »aus dem Glauben allein«.2.) Für Paulus kommt die Rechtfertigung aus dem Glauben »ohne die Werke des Gesetzes« (Röm 3,28), wobei freilich dieser rechtfertigende Glaube ein »durch Liebe wirksamer Glaube« ist (Gal 5,6), für Jakobus dahingegen »aus den Werken«, die den Glauben ausweisen und vollenden.3.) Das Thema ihrer Polemik ist bei beiden sehr eng verflochten: es sind Glaube und Werke und ihre Bedeutung im Rechtfertigungsvorgang.

93 Z.B. wird in Jak 2,17-26 der Glaube ohne Werke für tot und nutzlos erklärt.

94 Röm 1,3f; 3,25f; 4,24f; 8,3f; 10,9; 13,8; 14,17.

95 Gal1,9; 2Kor 11,13-15.

96 Nach: P. STUHLMACHER, Römer, 12f; U. WILCKENS, Römer (II), 33ff; M. THEOBALD, Römer, 16ff.

97 Vgl. Cassius Dio, Römische Geschichte 60,6.6.

98 Sueton, Leben des Claudius 25,4, S. 310.

99 Ebd., S. 311.

100 Vgl. z. B. C. Tacitus, Annalen, XV, 44,2: »Crestianos« mit ebd., XV, 44,4: »Christus« (Schilderung der
Christenverfolgung unter Kaiser Nero).

101 Vgl. P. Orosius, Historia adversus paganos 7,6,15 [417/18].

102 Vgl. M. Theobald, Römer, 20: „Man denke etwa an Rabbi Aqiva, der um 132 n.Chr. Bar-Kochba als Messias propagieren konnte, ohne deswegen eine Krise in der jüdischen Gemeinde heraufzubeschwören.“

103 Gal2,15: »ejx ejqnw'n aJmartwloiv«-„ Sünder aus den Heiden “.

104 Röm 1,6; 11,13.25; 15,15f.

105 Röm 16,3-5: „ Grüßt Priska und Aquila, meine Mitarbeiter in Christus Jesus, 4die für mein Leben ihren eigenen Hals preisgegeben haben, denen nicht allein ich danke, sondern auch alle Gemeinden der Nationen, 5und die Gemeinde in ihrem Haus.

106 Apg 18,2; 1Kor16,19.

107 2Tim4,19 im Zusammenhang mit 2Tim1,15-18.

108 Röm 16,7: „... meine Verwandten und meine Mitgefangenen, die unter den Aposteln ausgezeichnet sind, die schon vor mir in Christus waren.

109 V. 9: „ ... unser Mitarbeiter in Christus “.

110 V. 10: „ ... der Bewährte in Christus “.

111 V. 10: „ ... die vom Haus des Aristobul “.

112 V. 11: „ ... die vom Haus des Narzissus, die im Herrn sind “.

113 V. 12: „ ... die im Herrn arbeiten “.

114 V. 12: „ ... die viel gearbeitet hat im Herrn“.

115 Sie hatten auch teilweise schon die Streitigkeiten miterlebt, die um die Paulusevangelisierung in Galatien, Ephesus, Philippi und Korinth entstanden waren (2Kor 1,8f; Apg19,23-26).

116 1Kor 1,12; 3,22; 9,5; 15,5

117 Nach: P. STUHLMACHER, Römer, 13ff; M. THEOBALD, Römer, 23ff.

118 Diese Auffassung vertrat P. Melanchthon in seinen „Loci Communes von 1521“, 25, 207, 295ff

und später in seinem „Römerbriefkommentar von 1532“, 25ff.

119 Vgl. den frühchristlichen Beleg 1Clem 5,1-4.

120 2Kor 10,10; 2Kor 11,6; Gal 4,13f.

121 M. Luther: WA.DB, Band 7, 2f: „Diese Epistel ist das Hauptstück des Neuen Testaments und das allerlauterste Evangelium, welche wohl würdig und wert ist, dass sie ein Christenmensch nicht allein von Wort zu Wort auswendig wisse, sondern täglich damit umgehe als mit täglichem Brot der Seele.“ ... „Also finden wir in dieser Epistel aufs allerreichlichste, was ein Christ wissen soll, nämlich, was Gesetz, Evangelium, Sünde, Strafe, Gnade, Glaube, Gerechtigkeit, Christus, Gott, gute Werke, Liebe, Hoffnung, Kreuz sei, und wie wir uns gegen jedermann, er sei fromm oder Sünder, stark oder schwach, Freund oder Feind, und gegen uns selber verhalten sollen. Dazu das alles mit Schriften trefflich gegründet, mit Exempeln seiner selbst und der Propheten bewiesen, dass nichts mehr hier zu wünschen ist. Darum scheint es auch, als habe S. Paulus in dieser Epistel wollen einmal in die Kürze verfassen die ganze christliche und evangelische Lehre und einen Eingang bereiten in das ganze Alte Testament. Denn ohne Zweifel, wer diese Epistel wohl im Herzen hat, der hat des Alten Testaments Licht und Kraft bei sich; darum lasse sie ein jeglicher Christ sich gemein (vertraut) und stetig in Übung sein. Da gebe Gott seine Gnade zu. Amen.“ - M. Luther hat den Römerbrief zu den biblischen Büchern gerechnet, „die dir Christus zeigen und alles lehren, was dir zu wissen not und selig ist, obschon du kein ander Buch noch Lehre nimmer sehest noch hörest“ (ebd.).

122 Mk10,45; Mk14,22-24.

123 In 1Kor 11,23-26 z.B. zitiert Paulus die Lukasversion der Abendmahlsüberlieferung.

124 1Kor 15,11; Röm 10,16f.

125 Nach: U. WILCKENS, Römer (II), 47f.

126 Vgl. H. J. Klauck, Antike Briefliteratur, 228.

127 Vgl. G. Bornkamm, Römer, 130-135.

128 „Aus Glauben, nicht aus Gesetzeswerken.“Gal 3,13: „ Christus hat uns losgekauft von dem Fluch des Gesetzes, indem er ein Fluch für uns geworden ist - denn es steht geschrieben: ‘Verflucht ist jeder, der am Holz hängt!Röm 5,8; Röm 8,3f: „ Denn das dem Gesetz Unmögliche, weil es durch das Fleisch kraftlos war, tat Gott, indem er seinen eigenen Sohn in Gleichgestalt des Fleisches der Sünde und für die Sünde sandte und die Sünde im Fleisch verurteilte, 4damit die Rechtsforderung des Gesetzes erfüllt wird in uns, die wir nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist wandeln.

129Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm.

130 U. Wilckens, Römer (II), 48.

131 Vgl. H. Hübner, Galater, 5-14.

132 Vgl. U. Wilckens, Entwicklung, 164ff.

133 Vgl. J. Becker, Galater, 306.

134 Nach: M. THEOBALD, Römer, 24ff.

135 Röm 8,4; 13,8-10.

136 Z.B. Mose (Dtn 32,50f; Ps 106,32) oder David (2Sam 12,13; Ps 51).

137 Röm 11,16: „ ... wenn die Wurzel heilig ist, so auch die Zweige.

138 Gibt es bei dieser Betrachtung des Briefes nicht den Widerspruch zwischen der Tatsache, dass Paulus in seinem Brief offenkundig einen Dialog mit dem Judentum führt - er entwickelt seine Vision von der einen Kirche aus Juden und Heiden -, er aber mit seinen Argumenten die Juden christen in Jerusalem treffen möchte? Nein, denn die Jerusalemer Christen verstanden sich als die messianische Gemeinde Jesu Christi im Judentum, als das wahre Israel der Endzeit, so musste ein Dialog mit ihnen notwendigerweise zu einem Dialog mit dem Judentum werden, in dem es dann um eine grundsätzliche Standortbestimmung beider Gesprächspartner ging.

Wenn Paulus »kirchenpolitische« Fragen zu lösen hatte, so ging er ihnen immer auf ihren theologischen Grund. Ebenso ergriff er in jenem Gespräch mit den Jerusalemer Christen die Gelegenheit, den theologischen Ort des Christusglaubens samt seinen wichtigsten kirchlichen Konsequenzen prinzipiell und über die aktuelle Situation hinaus zu definieren.

139 Nach: M. THEOBALD, Römer, 5f.

140 Nach: M. THEOBALD, Römer, 6; U. WILCKENS, Römer (II), 19; E. LOHSE, Paulus, 219f.

141 Vgl. auch die Beziehung von Röm 9,3: »ajnavqema ... ajpoV tou' Cristou' « mit Röm 8,35: »tiv" hJma'" cwrivsei ajpoV th'" ajgavph" tou' Cristou' «.

Ende der Leseprobe aus 181 Seiten

Details

Titel
Das Wort des Glaubens. Eine Auslegung zu Röm 10
Hochschule
Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg  (Katholische Theologie)
Veranstaltung
Katholische Exegese
Note
1,3
Autor
Jahr
2001
Seiten
181
Katalognummer
V452191
ISBN (eBook)
9783668879126
ISBN (Buch)
9783668879133
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Glaube, Bekenntnis, Verkündigung, Israel, Erlösung, Messias
Arbeit zitieren
Pater Norbert Maria Kuschel (Autor:in), 2001, Das Wort des Glaubens. Eine Auslegung zu Röm 10, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/452191

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